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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 22, 1896)
Der Fuchs. Humoregke von Emile Moreau. — Jm Garten meines Pathen sah es noch gerade so aus wie vor vielen Jah ren: Biwbäume m Lyra- und Fächer form zogen sich rings der Rabatten hin, und die vier Ecken der Gemüsebeete wurden durch kunsttioll zurechtgeftutzte Aepfelbäume gebildet. Auf Schritt Und Tritt trat dein Lustwandelnden ein neuer Triumph der Gartenbau tunst vor Augen« Als mein Pathe mich kommen hörte stand er rasch auf. Ein freundliches Lächeln erhellte sein mageres Gesicht. »Wie, Du bist s? Mit diesen Wor ten küßte er mich aus beide Wangen. »Nun,« hegann er dann nach kurzem Schweigen, »was verschafft mir das Vergnügen Deines Besuches? Ein sel tenes Vergnügen —- dochs glaub"’ ja nicht, daß ich Dir einen Vorwurf ma chen will.« « - » »Pathe, ich möchte Dich um einen . Rath bitten!« ,,aniesern und zu welchem Zweck?« »Man hat mir zwei junge Mädchen vorgeschlagen, dieBeide gleich jung und gleich hübsch sind, die Eine brünett, die Andere blond und —" barsiszein Herz schwankt zwischen Bei «So ist’5. Soll ich die Braune neh - men? Soll ich die Blonde nehmen Z« »Gott bewahre mich davor, daß ich Dir einen Rath gäbe. « »Ja, was soll ich denn thun ?« »Ga: nichts! Wurf es ab! Jrn Leben regelt sich Alles ohne unser Zu thun wir verwirren nur die Sache « »Erlaube!« »Du kennst die Geschichte von Ari stomenes, dein Vertheidiger von Mes senien?« »Der in den Abgrund gestürzt Wir . . knxsssss ·-’-»-««s"««k- « «-uchug: Sein Sturz wurde av gefchwächt durch die bereits Unten be findlichen Leichen, aber sein Wetterle ben bedeutete nur Verlängerung des «Todeskampfe3. Ein Ungeduldiger hätte seinen Qualen selbst ein Ende ge macht, doch er war nicht so dumm und erwartete es ab. Er mußte lange war ten, endlich kam ein Fuchs, den der Lei chengeruch angezogen hatte.« » er kann nicht vom Himmel ge fallen sein,« sagte sich Aristomenes, »die höhle hat also einen verborgenen Ausgang." Hieran beobachtete er den Fuchs, heftete sich an feine Fersen, kroch-hi naus, wo dieser hinaus kroch und er schien wiederum in Messenien.« »Jawoh1. —- nd Deine Meinung?« »Ist, das si der Fuchs stets ein stelIt, man muß nur warten Löwen« »Du hast gut reden.« »Ich spreche aus Erfahrung. Auch ich habe seiner Zeit in dem Abgrund gesteckt, in dem ich Dich jetzt sehe, und der Fuchs kam, mich zu befreien.« »Pah!" »Jetz« Dich ich will Tit-· das-. ein mal erzählen, bis Elliainurkne unser Frühstück beseitet Hei-« · Jch nahm auf Irr Ländlichen Bank Platz. Die Bienen umschwirrien rin sere Laube, die von blühenden Reben Und Jasmin umranki mar, und im nahen Kirschbaum zankten sich nie Spatzen. »Ich stand in Deinem Alter und ; hatte mir mein Leben sehr hübsch ein -; gerichtet Die einhhälfte des Jahres z; brachte ich damit zu, die Pariser Bi bliotheken zu duchftsbexn und die an dere mit Forschungsreisen durch ganz . Europa; ich arbeitete damals an ei "TT nein Buch über die Normannen in Si « zilien und Italien. Da ich vollstän dig in meiner Aufgabe ausging, war ich ängstlich bemüht, aus meinem Leben Alles fern zu halten, was nicht in ir d welcher Beziehung zur maintaini chen Eroberung stand, und wenn ich nach der Rückkehr von wissenschaft lichen Konserenzen zur Ruhe ging, ge schah dies nur, um von Robert Suxart und maurischeb Bauten in Palermo und Messina zu träumen. Nie kam Mir der Gedanke, daß etwas zu mei nem Glücke fehlen könne. Unglücklicher sseise war Jemand anders an meiner « statt zu dieser Vermuthung gelangt. MS ich meinem OnlelBeguine und mei ·- Ist Tante Sovlet von der beabsichtig » M Reise nach Neapel geschrieben hatte, kthielt ich von Beiden eine fast gleich jsfsiamende Antwort: »Ich hoffe doch, daß Du nicht an Villeneuve doriiberfahren M, ohne mir einige Tage zu wid JMX ch mdankte Tante Sovlet unt » Iuim Alles. Eli-rules unt Erst ch ohne Mittel, wäre ich vhnt ,· te, welche sie mir ansgeiett hat E W im Stande wesen, meins · Studien anzusehen Si ’ fügen und mit meinen Be s Wn und mit menen Be « zu tat-sen Ich versprach ihnen · Mund handelte demgemäß Its-»F x »Hi-» v·’»» - - s- «-» r « «,«- .... «- Wc . Fz -.:,.-«zi-j«( L - v-s-"· Z- HYÄ—M«O-s-’7m » II — XXVII-: s s O J Die ersten Tage verstrichen recht ange nehm, und ich war weit entfernt, Miß trauen zu hegen. Bei Onkel Beguine frühstiickte ich und aß bei Tante Soolet zu Mittag, Jeder zankte über den An deren, sie machten sich nichts aus einan der und sahen sich nie. Jch erzählte ihnen von den Normannen. sie hörten gern zu, und die Unterhaltung gerieth selten in’s Stocken. »Des Sonntags —- an den Sonn tag werde ich mein ganzes Leben den ken —- war ich bei Onkel Beguine: Wir hörten dein Geläut der Glocken zu und gingen Arm in Arm im Garten spa zieren. Auf einem Male blieb Onkel stehen und sragtet »Was ich sagen wollte, wann willst Du Dich verheira Diese Mahnung aus dem Munde des eingefleischten Junggesellen, den man nur schen konnte, kam mir sp drollig vor, daß ich laut aufschrie vor Vergnügen .,Ruhig, junger Herr, da ift n: chts zu lachen.« a,Aber Onlel2« »Du haft nicht: sAben Onkel! zu sagen. Jch spreche in Deinem Jn teresse, und wenn Du dies nicht ver stehen tannst, so werde ich Dich dazu zwingen. —- Jch entziehe Dir Deine Rente!" »Du würdest das wirklich thun ?« »Jawohl, mein Herrl« »Und zu welchem Zweck, großer Gott! Warum?«« »Warum? Weil ich Dich gern habe! Weil ich Dir nicht das oerfehlte Leben wünsche, wie ich’s führe.« «Lieber Ontel!« Unmöglich, ein vernünftiges Wort mit ihm zu reden. Jch hielt es fiir besser, den Rückzug anzutretem Mit dem Versprechen. mir die Sache noch einmal überlegen zu wollen, begab ich mich aus den Weg und grübette er folglos über gute Weigerungsgriindr. Wie ich zum Mittagessen eintraf, muß te Tante Soolet meine Beritörtheit auffallen, denn sie’frug mich sofort: »Ach was ift denn passirt?« »Oh, nichts! —- Jch bin ein wenig in Gedanken« WArmes theures Kind!« rief sie da in mitleidigen Tönen, »Deine Gedan ken, ja die errathe ich und ich erwartete Dein Vertrauen — —- Du hast der Stimme der Natur gelauscht!« »W1e meinst Duk .Du bist unzufrieden mit Dir! Du fühlst wohl, daß dieses Leben nicht länger so fortgehen darf. Du begreifst endlich, daß der Augenblick gekommen ist, Dich zu verheirathen!« Siosprach mit einem Feueteifer, der mir ganz fremd an ihr war und führte mir die Jnhaltlosigleit meines Lebens deutlich vor Augen. »Willst Du denn, wenn du lrant würdest, don Fremden gepflegt wer den? Willst Du denn sterben ohne Kinder zu hinterlassen, die als Erben Deines Talentes Dein Wert vollen den?'«. Sie schloß mit den Worten, welche ich beständig zu hören fürchtete: »Was ich Dir jetzt sage, geschieht in Deinem Interesse und wenn Du zu ei gensinnig bisi sm es einzusehen, werde ich Dich schon dahin bringen. Ich enk ziehe Dir die Rente! sc- . Jetzt gab eg temen anderen Ausweg: entweder ich mußte die Normannen im Stich lassen oder mich unter die Botmäßigteit einer Frau begeben. — Eines so gräßlich wie das Andere. Ich versuchte, mich hetauåznredem »Aber, Taute, meine Kinder, wenn ich überhaupt welche bekomme, wollen vielleicht meine Werte gar nicht fort setzen, und ich selbst würde durch die Gegenwart einer Frau daran gehin deri. Die letzte Behauptung beschwor ei nen erneuien Wortschwall herauf. »Im Gegeniheil,« sagte meineTante,»dieGe gennzart eines liebenden und geliebten Wesens ermuthigt Dich und verzehn facht Deine Keäste.« Sie sprach noch lange so weiter, aber ich hörte nicht ·meh"r«darauf. Ein Lichtstrahl war von oben ethellend in den Abgrund gefal len. Jch hatte den Fuchs erblickt, und wie sie am Ende war, fing ich an: »Ja, Taute, wenn Du das Heiratben so ein psehlenslvetth findest, warum bist Du denn da ledig geblieben?« »Ein junges Mädchen ist nicht Her rin ihres Geschickes,« stöhnte meine Tante. »Das ist richtig; aber ein altes Mädchen?" Sie sah mir überrascht in’s Gesicht. — »Was willst Du damit sagen? Drück« Dich deutlicher ang.« Mein Plan kam mir zwar selbst et was marchiavellistisch vor, aber was ! halfst zJch meine, Taute, daß ich geneigt wäre, mich zu verheirathen, unter der Bedinng daß Du mit mit gutem Beispiel vormigingst.« ’ «Jch7« « AI ! »Höre mich an! Wenn Du, drei Monate nach der Hochzeit, mit noch zu-, redesi, so gebe ich Dir mein Wort, daß ich Deinen Wunsch erfüllen werde!·« »Ein vernünftiges Wort, aber Dei ne .Bedin ung ist lächerlich, Du weißt wohl, das ich nicht mehr verheirathenI iannf »Sag lieber, Du willst nicht mehr.'« »Du bist verrückt! Jn meinem Al ter.« »Du lannst Manchem noch recht gefährlich werden. Frag’ einmal On kel Beguine, wie der darüber denttl Er hat erst vorhin wieder von Dir ge sprochenl« »Dein Onkel Beguine?« Meine Tante war von ihrem Sin in die Höhe gefahren, doch hatte sie der Name nicht so unangenehm berührt, wie ichgefiirchtet. JhreNeugier irugden Sieg davon, ich brauchte nur fest bei meiner Behauptung zu bleiben waöi ich auch mit der größten Unverfroren: heit that. Jch machte ihr llar, daß ihre gegen feiiige Abneigung auf .Mißverftänd nifsen beruhen, daß sie sich Beide wahr-. haft liebten, aber aus Scheu es nicht zu äußern wagten, und daß ich nach Velleneuve gekommen sei, urn zwei Menfchen zu vereinigen, die sich in al lem unähnlich und folglich fiir einan der bestimmt sind Jch führte ihre sämmtlichen Gründe zu Gunsten der Ehe in’s Gefecht, außerdem noch die Urtheile meines Ontels Bei meinem Weggang war sie überzeugt, daß mein Onkel He im Geheimen, seit ungefähr zwanzig Jahren anbete. »Alfo, habe ich Deine Einwillig ung?« »Wenn ich je einwillige, geschieht es nur, unt Dich zur Nachahmung zu be stimmenk Am nächsten Morgen antwortete ich meinem Onkel, als er mich fragte: ,,,Nun wann heirathest Du?« « »Noch Dirk »Nach —- mir?« - »Willst Du vielleicht. wenn Du lrani würdest, von Fremden verpflegt werden, während Du nur die Hand auszustrecken brauchst nach diefer treff lichen Frau, die Dich höhex schthh als ich Dir verrathen darf!« »Wer soll denn das sein ?« »Tante Svolet!« »Du scherzesi?« »Aber gar nichil Jch habe es von ihr felbft " » « -.-- · Icurz, cur- torr zu Gusche gingen war er überzeugt« daß ihn meine Tante im mer geliebt habe. Beim Dessert be merkte er: »Wenn ich je einwillige, ge schieht es nur, um Dich zur Vernunft zu bringen!« Tags darauf vermitteite ich eine Zu fammentunft. Drei Monate später wurde Tante Soolet Frau Beguinr. Nach meiner Rückkehr von Neapel frühstiickte ich bei ihnen und besuchte sie auch später-hin noch öfters, aber nie er innerte mich Eins an mein Versprechen oder verweigerte mir die Rente Jn Frieden vollendete ich mein Buch über die Normannen —- —— —- Doch jetzt zu Tisch, ich sehe, Mathurine will uns rufen, und vor Allem sein Wort mehr Tiber die Braune und die Blonde, denn ich sage nichts, was von fern an einem guten Rath er innert!«« « Vater und Sohn. Not-einig von Einst Peichlaw Der Apfel fällt- betanntlich nicht weit vom Stamm. Wenigstens das Sprichwort behauptet das. Aber es ist doch nicht immer so und bisweilen geht es gar so seltsam zu, daß man nicht weiß, ob das Sprichwort Recht hat oder nicht. Mein alter Feund B. war in seinen jungen Jahren ein vielversprechender Dichter gewesen, aber die Noth des Le bens und die Ertenntniß, daß es ihm bei diesem täglichen Kampf um’s Da sein, bei all diesen Sorgen und Stör ungen doch nie gelingen würde, eine be deutende Eingebung in sich ausreifen zu lassen, lähmten sein Talent. Er hörte auf, zu produzirem und nur in seltenen Glücksstundem wenn ein gutes Wort, ein anregendes Gespräch ihn fortriß, tam der Dichter zum Vor schein und wir erkannten betrübt, was in diesem Mann steckte und nicht zur Entwickelung gekommen war. Er setbst schien überwunden zu haben er klagte nicht und es war, als ob es in seinem Leben seinen andeken Schmerz gäbe, als sein Kind. Dieses Kind, dem im Grunde genommen alle die Opfer zu Gute kommen sollten, die er gebracht hatte. und das ihm so wenig glich, daß die Opfer wohl vergeblich waren. , , Ali ich hani kennen lernte, war er vierzehn Jahre alt und in Allem und Jedem ein Gegenstiick u dem Vater, wie man sich? draster nicht deuten L l konnte. Seine Lehrer zuckten die Ach seln über ihn, seine Collegen riefen ihn »Dummerjan«, er hatte keinerlei gei stige Interessen, schien völlig stumpf zu sein und war überdies von abschn ckender häßlichleit Die Mutter war eine schöne Frau gewesen, und der Ba ler fällt noch heute durch seinen geist vollen, liebenswürdignäShalespeaw Kon angenehm in die ugen. hanj hatte sich also se r weit vom Stamm verirrt, und die eicht hätte sich die Ue berzeugung von seiner Dummheit nicht bei Allen so tief·eingepriigt, wäre nicht schon sein Gesicht wie die Verlörperung der Dummheit erschienen. Wer weiß, ob wir an den Shalespeate in unserem Freunde geglaubt hätten ohne diese edle Stirn, diesen Poetenmund, diese tiefen leuchtenden Augen! Und wer weiß. ob nicht hans wie so viele andere mittelmäßig «begabte Menschen sich munter durch die Schule geschlagen und dann auch im Leben auf den all täglichen Bahnen sein Fortkommen ge funden hätte, wäre sein Mund nicht so unetlaubt groß, seine Nase nicht so un erlaubt stumpf gewesen« und hätten sich seine Augenlieder nur um so viel weiter zu öffnen vermocht, daß er nicht gerade immer wie verschlafen in die Welt saht Der Bat« wurde über dieses »Un liitl«-endlich ganz verzweifelt. Als Zanö bereits das zwanzigste Lebens jahr erreicht hatte, saß er noch immer neben vierzehn- und siinszehnjiihrigen Ghmnasiaften auf der Schulbank — an ein Weite-klommen war nicht zu den len, »Wenn er wenigstens das bischen Alltagöverftand hätte,« jammern Freund B. ost, »das bischen Krämer tlugheit, um sich als kleiner Geschäfts mann durch’s Leben zu bringen! Aber wenn ich den armen Jungen heute einen Cigarrenhandel kaufte — er würde in einem halben Jahre Banlerott machen. Auf eigenen Beinen lann er gar nicht stehen. Und Vermögen habe ich leing· Was soll aus ihm werden?" »Höre, mein Lieber,« entgegnete ei nes Tages der Schauspieler F. aus die se Jeremiade, »mi: tam da neulich ein kleiner Ull in den Sinn und wer weiß . . . Aber Du darfst mir nicht böse sein. Jch habe ja Hans auch lieb . . . ich weiß selber nicht warum . . . da »ich doch nicht sein Vaterbin Also nicht sbiise sein, und laß mich mal machen.« ! Hans wurde heringerufen und im Iniichsten Augenblick zog F. ein Heft aus sder Tasche. »Höre mich an,« wandte Her sich an den Jungen. »Du warst Enun schon so oft aus Freibillets von Imir im Theater. Neulich hast Du mirs Hals Hamlet gesehen. Hönntesi Du mir g swohl so ein bischen nachmachen, wenr sich Dir das Buch gebe?« »O —- ich glaube wohl« — entgeg Inete Hans grinsend. Sein oder Nicht Esein . . »« i Wir brachen in ein dröhnendes Ge Elächter aus-, aber F. gebot uns Schwei ågen. Dann gab er Hans daz Buch unt ;dieser mußte die Rolle detlamiren iSelbfr der Vater lachte iiber den Ham Zlet des- tomischen Burschen trotz allen ;«Schrnerz, den er empfinden mußte HES war eine Szene die ich nie Vergesser :werde. Hang-«- bkiclzräkitte sich auf ei Jnige Bewegungen, die nicht viel sager Zwollten, aber das nnroilitürliche Mie Enenspiel dieses unsaalich einfältiger Gesichtes gab eine Parodie des Ham let-Charakters, die immer wieder neu Zheiterteii erweckte· i Wenige Monate später Trag Hans Fbereits auf einer Privatbübne auf unt Iheute ist er einer der beliebtesten Ko miker der Vorstadt-Theater. Er bar nicht viel Rollen, weil ibm das Lerner «noch immer sehr schwer fällt. aber das SPublilum verzeiht es ihm auch wenr er Unsinn schwätzt. Er braucht nu1 aufzutreten und. man lacht, und teir Witz erweist sich so wirtsam wie eir Riesen, ein Näuipern oder gar ein ver liebt sein sollender Blick von Hans B Er ist ein wohlhabender und ange sehener Mann geworden . . nun ganz und gar das Gegenstiick seines Vaters der nicht selten den Kopf schüttelt übe1 diese sonderbare Welt und das Glüe seines Sohnes, obwohl es auch ihm in Alter nun zu Gute tommtl Das Glüs seines Sohnes! Was« man so Glück nennt, das- brachte Hand B. sein dummes Gesicht in’s Saus Aber es giebt noch ein anderes Glück das mit Hilfe eines dummen Gesichte-« nicht zu erringen iftl . . . Eines Tages lernte hans einen der armten alten Schauspieler kennen, de« sich mit dem ernährte, was er bei seiner besser gestellten Collegen erbettelte. Von diesem Tage an verbrachte de Mann, der Abend für Abend die Leut —- wie die Zeitungen sagten -«-—- ,.vov Lachen fast bersten machte,'« einen gro sen Theil seiner freien Zeit in ernster Gesprächen mit der blinden Maria Sie lachte niemals, denn Hans batt nicht die geringste Neigung zum Scher sen. Auch war sie nicht gescheidt ge nug, um iiber Dummheiten, die er sag . L te zu lachen. Sie hörte ihm nur mit einem fast frommen Eifer zu, weil er der einzige Mensch war, der sich mit ihr s unterhielt, der ihr Kunde von der Welt brachte, die sie nicht zu sehen vermochte. Er aber liebte sie, weil sie nicht über ihn lachte, sondern ihm mit diesem from men Eifer zuhörte. Sie war nicht ge rade schön aber wenn sie so horchte, tain in die sansten, feinen Züge ein un siiglich hingebender Ausdruck. Und der täuschte ihm etwas vor wie ein Be tenntniß der Liebe . . . ein Bekennt niß, das ihn umso tiefer traf, als alle seine Versuche« um Liebe zu werben, bisher nur mit Lachen aufgenommen worden waren. Eines Tages ersuhr er zufälliF daß ein berühmter Augenarzt ein pers tionsversahren ersonnen hatte, durch welches Blinde von der Art.Marias die Sehkraft wieder erhalten konnten. Jn demselben Augenblicke fuhr ihm der Gedante durch den Kopf- daß es mit seinem Glücke zu Ende sein würde, sowie Maria ihn sehen könnte. Er er zählte seinem Vater davon«sragte ihn aber weiter nicht um seine Meinung, und als er wieder nach hause tani, er fuhr der alte Mann, daß Maria sich bereits in der Klinik des Professors befinde Vierzehn Tage später wurde das Mädchen mit gesunden Augen entlas sen und in dein Taumel der Dankbar teit sagte sie Hans, als er sie fragte, ob sie ihn lieben könne, daß ihm ihr heer immer gehört hätte und daß sie sich ganz als seine Stlaoin fühle. Und wieder vierzehn Tage spaters war sie mit einein jungen Menschen i dessen Bekanntschaft sie aus der Straße gemacht hatte, entslohen. Als uns damals der alte herr von diesen Vorfiillen erzählte, fragte einer aus unserm Kreise: »Ist nun hans eigentlich mehr gut oder mehr dumm? Hat er wie ein Narr gehandelt oder wie ein Engels« Worauf dann ein an derer nachdentlich erwiderte: »Thun Sie ihm Abbitte, lieber B» Jhr Hans ist doch der Sohn eines Dichters.« Etwa ein Jahr später saß Hans wieder Tag siir Tag in dein Stäbchen des alten Schauspielers — ani" Lager eines mii dem Tode ringenden Mäd chens. Es war Maria, die ihr Vater im tiefen Elend, trank und verlassen ausgefunden hatte. Als sie wieder ge sund war, sah sie den Mann mit dem lomischen Gesichte lang an, bis ihr die Thriinen aus den Augen flossen. ,,Jet5t,« flüsterte sie, »hab’ ich das Le ben tennen gelernt, und jetzt möcht’ ich . sterben sür Sie. Aber jetzt würden Sie mich selbst im Tode noch verach ten.'« ’Er aber nahm ihre band zwischen seine beiden und sagte nur, ohne eine Miene zu verziehen: »Jn mir ist etwas Sonderbares, Maria, das ich mir selbst nicht zu erklären weiß. Irgend ein Geheimniß, das mich mit Liebe er » füllt, obwohl es niir sehr weh thut, was Sie gethan haben.« Darauf preßte sie seine Hände lei denschaiilich an ihr ihiänennasses Ge sicht und versprach ihm, das beste Weib zu sein, wenn er sie zum Weibe nehmen wollte. Er hat es gethan und sie hat ihr Wort gehalten· Es giebt kaum ein » zweites Haus« in dem die Liebe so un gestört nistet, wie das des Komikers . mit dein dummen Gesicht. Wir aber verstehen es erst jetzt recht, daß das Eigeiiste und Geheimste des Vaters, ohne daß dieser es begriff oder auch nur ahnte, aus den Sohn übergegangen . war, in dein es fortlebte wie das Leuch ’ ten des Diamants iii den Tiefen der ’ Erde. Der »Dummerjan« war doch " das Kind eines Dichters ..... - Verfravnen Es lotnnii fo häufig var, daß irgend - eine harmlose Aenßernng, eine unde » dentende Reden-zart ganz anders aufge faßt wird als sie von demjenigen, - der fie Iefprochen hat, gemeint -' ist. Und wir Menschenkinder - mit unfern Fehlern und Schwä chen find-zum Bedauern fei es gefagt»» fo leicht geneigt, von Andern eher etwas I Schlechtes als Gutes zu denken, beson ’ ders dann, wenn der Schein wider den . Betreffenden ist. Gleich dem Unkraut . im Garten, daß rascher emporfchießt als die edlen Pflanzen, fo wächst das Miß tranen nur zu fchnell in den Herzen der - Menschen, nnd bat es erst einmal Wur : zeln gefaßt, dann ift ed unendlich fchwer, das Uebel wieder zu entfernen. Bittere Feindschaft entsteht oftmals zwischen de : nen, die fich lieb haben, wenn Liebe und . Freundschaft nicht mit einem felfenfeften : Vertrauen Hand in «and geizen- »Eine - echte Freundschaft it ohne Vertrauen überhaupt nicht denkbar«, wird mancher . sagen; »ntcht der leiseste Zweifel in die . Gesinnung des Freundes dürfte anfere -- Seele dewegen.« Das ist wohl wahr - nnd dennoch—wie schwach ist der Mensch. wie leicht wird auch das liebevolle Herz i— schwankend! Selbst wenn die schönste harmonie zwei Seelen verstehen lann;. man überlegt. inan beleuchtet die Sache von allen Seiten, der erste Zweifel schleicht sich in’s8:rz. Dann kommen viel leicht noch böse enfchen, die das innige Verhältniss längst schon mit Neid gefe hen haben; vorsichtig wird das Feuer geschiirt, und schließlich sind. wir ganz. von der Schuld des Anderen überzeugt. O, wie viel bittere Stunden, wie viel Herzeleid schaffen sich die Menschen« wenn das Vertrauen sehltl Wie man cher innige Herzensbund wird für immer zerrissen, wie viele scheiden im Groll von einander und erkennen erst, wenn es zu spät ist, ihre Thorheit. Keiner spricht aus falschem Stolz das erlbsende, ver söhnende Wort, und die Hände, die sich einst liebend gefaßt, finden sich nicht wie der zusammen; die Kluft, welche die Herzen trenr t, wird zuleht unliberbrück bar. » « Es war zur schönen Sommerszst,. als ich selbst, eines unseligen Mißver ständnisses halber-, mich einem geliebteni Freunde entfrenidete. Aufs Tiefste be leidigt durch das in meinen Augen un liebenswürdige, wenig freundschaftliche Benehmen, zog ich mich ganz von ihin zurück. Eine Frage über die Ursache der sonderbaren Art und Weise hatte mir auf den Lippen geschwebt, doch fand ich im rechten Augenblick leider nicht das rechte Wort-es blieb unausgesprocheni Wir sahen uns wochenlang nicht, und als es endlich geschah, war die Begriißs ung kühl und förmlich, nicht wie zwi schen Menschen, die sich Freunde nann ten und sich verstanden hatten. Ein et was war zwischen uns getreten das fühlten wir beide, aber keiner fand den Muth zu einer offenen Aussprache. Jch litt unsagbar unter diesem traurigen Zwist, ich wollte ja nicht an seine Schuld glauben, ich suchte nach allen erdenlli chen Entschuldigungsgriinden,-aber das Mißtrauen saß zu fest in meinem her-Jen, die bösen anllagenden Gedanken wollten nicht weichen. Endlich« nach langer Zeit lam es zu der, von ihm wie von mir längst ersehnten Auseinondersetzung Wir ließen es beide an Vorwürfen nicht fehlen, indessen wie froh waren wir iiber die Lösung der Dinge! Wir konnten uns beide nicht frei sprechen von aller Schuld, denn es hatte aus beiden Seiten am rechten Vertrauen gefehlt. Ein offenes Wort im geeigneten Augenblick hätte uns viele böse Stunden erspart. Fester noch als vorher verbindet uns nun das Band innigfter Freundschaft, wir werden nach der empfangenen Leere es sicherlich nie wieder ani Vertrauen mangeln lassen. Und ist es denn nicht etwas Köftliches um das Bewußtsein, einen treuen Freund im wahren Sinne des Wortes zu Undene-»Es niufz Herzen geben, »welche die Tiefe unseres Wesens kennen und auf uns schwören, selbst wenn die ganze Welt uns verlaßt« sagt Gthoun Wein ein solches Herz geschenkt ist, der ’hiite diesen seltenen Schatz und bringe ihm unbegrenzte Liebe, unbegrenzte-z Vertrauen entgegen. Dann wird seine Freundschaft von dein rechten Idealis ’nsus durchdrungen sein, der sich so schön in einein Gedicht von Fein- Dahn ausz spricht: »Wenn mirs Meiiicheii Seele bi: gewonnen lind in sein Herz hail lies iiiiiiriiigsxsclmiit, Illnd ilm befunden eine-i llaien Bronnen, In dessen reiner Fliilli der Himmel blant: Maß deine zuversicht dann nicht-J dir raubt-i lind trage lieber der Euliiiusrhung Schiner-» ««.·lle das; Tit grundlos ihm entziefsst den Glauben« ticin grosser Gluct als ein vertrauend ihm-· ? Laß adlerinuthig Deine Liede schweifen FVis dicht an die Uninvglichteit hinan, TLaiinft Tit des Freundes Thau nicht mehr . begreifen, zSo fängt der Freundschaft frommer Glaube an gEm Kartenspielek bis über’s l Grab hinaus. I Es erscteint kaum glanblich, daß ei Inem Spiel Karten —- einem «Tenfeie-" «gebetbnch« —- eine Rolle bei einem — zBegrabniß zufallen könne, und doch ist Idas bei einer solchen Trauerfeierlichieit »in dein kleinen Dorfe NornpssaniVaL zbei Annan der Fall gewesen. Die stodte auptperson«dabei war ein lei jdenscha tlicher Karlenspieler gewesen, Zder das sogenannte Piqnetspiel über alles geliebt hatte. Seinem Testamente entsprechend-, wurde ihm ein volledSpiel Karten in den-Sarg gelegt. den vier der besten Spieler nach dein Grabe trugen. Aas dem Wege nach dein Friedhofe machte man an einem kleinen Wirthe hause Halt, das der Verstorbene sehr häufig besucht hatte nnd wo er, feinen eigenen Worten nach »Um-elf an enehs nien Abend beim Spiele verlebt ite«, und hier mußten die Seit-tragenden um einer Kiaufel seines Testamenles nach zukommen, eine Partie spielen un je der zu feinem Andenken ein Glas ein — leinlen. Nachdem man den Wunsch des Verblichenen nach allen Seiten erfüllt, erhielten alle, die daran theilgenpmnien hatten, eine Geldiunnne aus der hinter lagfnschaft des Spielliebhabees ausbe za t.