I I Wwww --. « . » ....-..-...----—»..-«—.-.-W«.. Der Telerteur. Von Karl Reuter Kerger. Mitternacht war es. Eben lugte der Vollmond über die Wipfel der Ahorn biiutne, welche eine fchattige Allee rings um den Excezierptatz der Jefferfom Darracks bildeten. Nur das einförmige Geräusch der Tritte des langsam auf rmd abfchreitenden Postens unterbrach die tiefe Stille Jn der Brust des jungen Soldaten aber ftiirmte es. Verworrene Gedanken jagten sich in feinem Gehirn, die der, seine Brust erfüllenden heißen Sehn sucht nach Freiheit entsprangen «Feiheit !« Herrmann Fötfter blieb betroffen stehen« denn er hatte das Wort ziemlich laut gerufen. Ein bitteres Lächeln vmfpielte feine Lippen. Selbst wenn er ehört worden, wer würde es verstehen? Ton feinen Vorgesetzten sicher keiner. Thor, der er war! Ja wahrlich. ein Thor war er gewe en, hätte er denn sonst zum zweiten ale freiwillig den gestreiften Rock an »-g:zo?en, nachdem er« um das erste Mal n hm aufgeztoungenen zu entgehen. Deimath und Geliebte verlassen hatte? Er nahm seinen Marsch wieder auf, und während er so auf- und abschritt im dämmerigen Mondlichte, zog in bunten Bildern die Vergangenheit an seinem Geiste vorüber. Den schönen Miitchentraurn der Kindheit hatte frühzeitig die Wirklich keit zerstört. deren Rauheit und Nackt heit ihm keine zärtliche Mutter mit den Blumen der Liebe bedeckte. Fremde Menschen machten den armen Find Iing schon iriih darauf aufmerksam, daß er eigentlich gar tetn Recht habe zu existiren, daß dieses Privilegium nur solchen gebiidrr. die vorsichtiger in der Wahl ihrer Eltern gewesen. Bald aber sah man, daß die Körperkraft des troh allen Entbedrunaen ternaesunden Kna ben sich onettjeilhait verwenden ließ. — äahre vergingen, unter schwerer Ar it, im arauen Einerlei. Dann erwach te in seinem Leben ein Sonnenstrahl: die Liebe. cis waren die blauen Augen Gertrud’s, der Tochter seines Brod herrn. welche den Funken in ieiner Brust entziindetem Er fand Gegen - liebe, und siehe. die Arbeit wurde ihm nicht länger schwer, er sehnte sich nicht mehr in die weite Welt, der einsame Bauernhof am Saume einer melancho "lischen Haide, von düstern Fichtenwal dern urntränzn wurde ihm zum Para diese. Zwei Jahre lang träumte er den chönen Traum, den nur einmal so ·berquellend und beieliaend der Mai desjiebeniz bringtz Und dann —- ein Stückchen weißes Papier-, es wurde das Wölkchen arn Horizont seines Glücks himmels, das bald zu einem schwarzen Sturmaewiilt ansehwellen und den Sonnenschein aus seinem Leben verja gen sollte. Das Papier enthielt die Einberufung zum sljiilitiir. Er wurde Soldat in einer entfernten Residenz ftadt, wurde mißhandelt, gelnechtet, iyrannisirt, aber alles ertrug er ohne Murren. mochte auch der Mannes grirnm in ihm tochen, er dachte an seine geliebte Gertrud und daß dies Leben nur drei Jahre dauern würde. Selten nur schrieb er ihr. Einen Brief auszu sehen roar siir ihn ein schweres Stück Arbeit. Wozu auch? Hatten sie sich doch beim heimlichen Abschied ewi e Liebe und Treue geschworen. Auch te Yrieb wenig. Zuletzt aber fiel ihm der on ihrer Briefe auf, diese Gereiztheit, diese seltsamen Anspielungen und Be schuldigungen verstand er nicht. Dann blieben ihre Briefe ganz aus. Eines Tages erfuhr er von einem Bekannten aus seiner Gegend, der- auf Urlaub ge wesen war, daß Franz Lindbolt, ein reicher Bauernbursche, um seine Ger trude freie, daß ihr Vater diese Verbin dung wünsche und sie derselben nicht Hang abhold zu sein scheine. Eine heiße nast, dafr er seine irdische Seligkeit verlieren könne, ergriff ihn, und zu gleich eine arimene Wirth, daß dies rniiglich sein könne. Er schrieb ihr ei nen Brief voll Fragen und Bitten und Vorwürfem Keine Antwort· Seine Hoffnung sanl von Taa zu Tag. Erst fett spiirte er rnit vollerWucht dieSlla venlette des Militarismrsä. Kaum konnte er seinerSehnsucht gebieten, hin zueilen zu ihr, in ihren Auaen sein Ur theil zu lesen. von ihren Lipppen be stätiat zn hören, was er immer und im mer noch nicht glauben konnte. Er ver nachlässiate seinen Dienst. zog sich die Unanade seiner Vorarsetzten zu und die Folae war, das-, ihm der nachgesuchte rlaub verweigert wurde. Taae der Verzweiflung ohnmäehtiger Wuth, dil sterer Schwermutb solaten, bis er end lich der gesunde Kern in ihm die Ober hand gewann. Er legte sieh einen Plan zurecht. Durch unermüdlichen Dienstuer durch sllavische Unterwür figkeit ewann er sich allmälig die Gunst seiner Vorgesetzten zurück, und als er dann wieder urn Urlaub anhielt, wurde er ihm bewilligt. Mit vor Aufregung gerdtheten Wan en ftand er am Fenster des tahlen onpes und blickte auf die tm jungen rithlin Sfchmuck prangende Land chaft. iel zu langfarn fuhr ihm der Zug und zuweilen viel zu schnell, wie eben die Gefühle des Hoffens und Ban geng in feiner Brust abwechselten. End lich konnte er den Zug verlassen. Rasch durcheilte er das tleme Städtchen, hi naus in das weite, stille, duftende Land. Eine deutfche Meile noch hatte er zu wandern. Bald schon grüßten ihn dun kele Fichtengruppen, rothe Ziegeldächer über blühenden Obftbiiumen als alte Bekannte. Die saftgriinen Blätter der Erlen blintten im Frühlingsfonnens strahl. Fern am Saume der Felder, von wo das laute ,,Hiih« und »Hot« der Ackerer drang, schimmerten wie Mar morfäulen die Stämme der Bitten. Die Pappeln am Wegesrand, von jubiliren den Lerchen umtreift, lifpelten bekannte Melodien. Da wurde ihm so traut und heimathlich zu Muthe, und wie ein fiißer Hauch aus dem Paradiefe feiner Kindheit zog es durch feine Brust. Plötzlich gewahrte er fern auf der sLndftraße eine gelbe Staubwolte. Was Itonnte es sein? Eine Heerde oder ein Ackcrwagen war es nicht. Endlich un terschied er eine von zwei Gäulen ge zogene Kutsche, von einer zweiten ne lfolgL Ein eigenthiimliches Gefühl der IScheru das er felber nicht verstand, be ktvog ihn, sich zu verbergen. Rasch sprang er über den Graben und stellte sich hinter die Ettenhecke, von wo aus er, ohne selbft acfeben zu werden, die Landstraße überbliäen konnte. Die Fuhr-werte kamen näher. Fröh liches Gelächter drang an fein Ohr, fchon tonnte er einzelne Stimmen un terscheiden. Er boa die Zweige aus einander, um besser fehen zu können. Jn der erften Kutsche faßen vier Personen. War’s denn möglich? Das war ja der alte Haidbaurr, sein Dienstherr, mit feiner Frau, und diefer gegenüber saß Franz Lindholt, und neben diesem saß eine Mädchenaestalt mit weißem Schlei er, einen btiihenden Mnrthentranz auf zdem vrächtiaen goldblonden Haar. Es Zwar Gern-nd Vor temen Augen flimmerte es, em schmerzhaftes Stechen durchzuckte seine Brust. Langsam drana er durch die hecke, sprang über den Graben, lehnte sich müde an den Stamm einer Pap del und blickte den rasch sortrollenden .Fuhrtverten nach. Die Sonne strahlte iund die Lerchen jubilirten wie vorher, Haber ihm war der Frühling entwichen, ein eisiger Hauch hatte die dustenden Blüthen in seiner Brust getödtet. Lange stand er am Stamme der Pappel, und zuletzt tam eine seltsame Ruhe über ihn, die Ruhe eines grauen, stillen Dezem bertages. Er wanderte langsam weiter, bog aber von der Landstraße ab, treuzte Wiesen und Felder nnd erreichte endlich einen einsamen Fichtenwald Dort streckte er sich its-z dustiae Moos und lauschte dem Brausen der Winsel. wel ches wie Geister elispel die heilige Stille durchtlang. fknbetveglich lag er da, bis in den Wol en das Abendroth er losch; dann schritt er weiter. Ein mal blieb er mitten aus einem freien Felde stehen und betrachtete lange einen Stern, der groß und glänzend am west lichen Horizonte stand. Heller Lampenschimmer strahlte ihm aus den Fenstern der Wohnriiume und Küche des geräumigen Vauernhauses entgegen. von der Tenne klang Tanz musit und fröhliches Stimmenaewirr. llnbemertt erreichte er das Kammer chen, worin er früher mit einem Finecht zusammen geschlasen hatte. Jn einer Spinde hingen noch seine Kleider. HI stig vertauschte er die Unisorm mit ei nem starken Arbeitsanzug und entsun te sich so unbemerkt, wie er gekommen war. Die Unisorm dersenlte er, mit Steinen beschwert, in einen Teich. Nun war er stei, jetzt hinaus in die weite Welt! Unter mancherlei Strapazen und Entbehrunaen erreichte er Rotierdam Von dort lam er als Mairofe nach New York. Hier im Lande der Frei heit boten sich ihm genug Gelegenhei ten zu einer erfolgreichen Laufbahn, aber die innere (,erfahrenheit mit sich felbft raubte ihm den Sinn fiir Bestän idigteit. erner wieder zog er weiter, und ein rollendet Stein fetzt Manni flieh kein Moos an So verainaen fünf Jahre, und noch hatte er es zu nichts jgebracht Er befand fich in St Louis, feine Mittel waren erschöpft und zum »ersten Male konnte er teine Arbeit fin ’den. Als er nun eines Tages an eineni NetritteniAnwerbe-Vureau vorüber .tarn und fich unterrichten ließ, daß der Soldat in Amerita fiir feine Dienste gut bezahlt und wie ein »Gentleman« behandelt würde, tam ihm der Ge )dante sich anivetben zu lassen und sich felbfi hindurch zu zwingen, fünf Jahre lang beständig zu bleiben. Gedacht. gethan. Sechs Wochen war er jetzt Soldat nnd fchon hatte er den rafchen Schritt wohl hundert Mal bereut und ver wünscht. Zwar die Diseipltn war hier nicht so strenge wie in Deutschland, die Willkür aber eben so groß, welches ihm um so unerträglicher war, weil er er wartet hatte, als freier Mann und nicht als Sklave behandelt zu werden. Ein Geräusch von Tritten weckte un sern Helden aus seinen Betrachtungen Dunkle Gestalten tauchten aus; er wurde abgelöst. Am folgenden Tag gab es Löhne. Herrmann Förster erhielt noch nichts, denn der Lohn des ersten Monats wur sde den Rekruten zurückbehalten. Da er aus Wache gewesen, wurde er heute nicht zur Ausliiilfe im Garten oder zum Rei nigen der Wege und Anlagen komman -dirt, welches ihm. dem ,.Dutchman«, Esonst ost seitens seiner irischen Vorge setzten passirte. Nachdem er das schlechte Mittags mahl verzehrt hatte, welches nur aus Kartoffeln, dicken Bohnen, Brod und Kassee bestand (der Fetzen Fleisch, den es noch gab, war nicht zu genießen) be gab er sich zu den Schlafsälen hinauf, um ein wenig zu lesen und sich auf die Nachmittag-- »Daß Parade« vorzube reiten Oben bot sich ihm ein überraschender Anblick. Mitten im Saale stand ein Theil der Mannschasten in einer dichten Gruppe zusammen, in deren Mitte er beim Nähertommen den Sergeanten O’Leary gewahrte, der die Deutschen und besonders- ihn nicht leiden konnte und den auch er von ganzem Herzen basztr. Er saß auf einem hohen Stuhl Vor ihm stand ein Tisch, mit grünem Tuche behangen, woraus eine Wachs tuchdecte mit rothen und schwarzen Fel dern lag, kurz: ein Spieltisch. Herrmann wollte seinen Augen nicht trauen. War es denn möglich? Der Sergeant hielt eine Spielbanl und nahm in Rouge et noir den armen Sol daten den kargen Gehalt ab? Rein Zweifel, so war es. Bald ent sdectte er noch mehr. Oder war es nur kZufalL daß eine gewisse Klique von ZLandsleuten des Seraeanten die mei Fsten und größten Gewinne zogen, die jaezogen wurden? Die übrigen Mit tspielenden, meistens harmlose Rekru Zten, schienen dies gar nicht zu bemer ;ien, nnd wenn, mochten sie wohl lieber ihr Geld verlieren, alg wie die Feind kfchait deJ acfijrchteten Vorgesetzten her auszuiordern z Das Mechtggetuhl emporte sich m Idem Deutschen und als er sah, wie ein gutmüthiger Schotte seinen letzten Dol lar seyen wollte, flüsterte er ihm zu: »Sei vernünftig, gieb doch diesem Schwindler nicht Alles!« Jn seiner Erregung hatte er ziemlich ,laut gesprochen. Unheimliche Stille folgte. Plötzlich sprang der Sergeant auf und stürzte mit den Worten: «Ysm gml il— 1)utci-iman!" vorwärts Hund stieß den jungen Mann so heftig mit der geballten Faust vor die Brust, daf; er rückwärts zu Boden taumelte. Sogleich sprang er aber wieder auf. Seine Wangen brannten, seine Augen glühten, die Lippen hatte er zusammen getniffen Vier Mann sprangen ihm entgegen, aber mit einem gewaltigen Ston schleuderte er sie von sich. Aber jschon lamen dem Seraeanten einige seiner Landsleute zu Hiilfr. Er wur de von der Uebermncht überwiiltigt und zur Wache geführt. Sechs Tage strenger Arrest wegen Widersetzlichleit gegen den Vorgesetzten, lautete das Urtheil, welches am folgen den Morgen iiber Herrmann Förster gefällt wurde. Er wurde mit dem ein gefangenen Deserteuren zusammenge sperrt, mußte ihr elendes Lager thei zlen, unter Aufsicht einer Wache in den ESteinbriichen arbeiten und wurde be handelt wie ein Verbrecher. Schwei gend, in finster’m Trotz ließ er Alles über sich ergehen. Sein Entschluß war gefaßt, sobald er frei war, wollte er de Isertiren. Der Lag seiner entranung aus oem Arrest lam. Des Abends beim »Roll «Call« antwortete er träftig sein »Hier!' iund begab sich gleich zur Ruhe. Die lLampen in den Sälen wurden gelöscht sHier und da wurde noch halblaut ge sprochen, welches aber bald verstummte und einem Schnarchlonzert Platz mach «.te Draußen fingen die Wipfel an zu brausen,grel1e Blitze zuckien durch die Nacht und ferner Donner rollte Nicht Zlangh so rauschte ein heftiger Regen Znieder. Leise erhob sich Herniann und jschlijpfte tn seine Kleider. Das Tosen Edes Sturmes verschlang das Geräusch Eseiner Tritte Unbemertt gelangte er Iin S Freie, wartete unter einem Schup ipen, bis der Regen nachgelassen hatte, und befand sich bald aus der Straße nach Carandolet. Dort bestieg er einen Pferdebahnwagen nach St. Louis Er erinnerte sich, daß ein Belannter aus seiner Heimatl), seines Zeichens ein Schneider-, vor zehn Jahren mit seiner Familie nach Amerila ausaewandert war und sich tn St. Lonis niedergelas sen hatte Wenn er diesen sand, war ihm geholfen. Richtig fand er im »Directory« die L 1 Adresse nnd stand bald barans vor ei nem hohen Tenementhause. Der gute Schneidermeister, der sich eben mit seiner Gemahlin zur Ruhe be geben wollte, war höchlichst erstaunt, als so spät noch an die Thür getlopft wurde und ein Soldat hereintrat. l »Kennen Sie mich nicht mehr, Mei Istek Bügeler?" fragte Herrmann. i Jener schüttelte verdutzt sein Haupt — ,Jch bin der Herrmann Förster vom Haidebauernhofe!" « Als das Ehepaar sich von seiner Ueberraschung erholt hatte, beaann er, von seinen Schicksalen erzählen, vnn seinem festen Entschlu , zu defertiren, und erbat sich zum Schluß zu diesem Zwecke einen abgelegien Anzug. Die ser wurde ihm gerne bewilligt. » Während er im Nebengemache seine Kleider wechselte, bereitete die Schnei dersfrau einen lalten Aufschnitt und der Gemahl holte in einer Blechlanne JBier heraus. Der junge Mann mußte Zsich hinsetzen, essen nnd trinlen und da bei wurde von alten Zeiten geplauderi ; »Du schreibst doch auch zuweilen nach )Ha«nse?s« fragte der Schneider beiläu fig ) »Jn den fünf Jahren, seit ich hier Ibin habe ich nichts von draußen ver ,nommen!« i ,,Jsts msgnchr Dann weißt Ding kwohl noch gar nicht!« »Was?" »Ja. weißt Dn’s denn nicht? Der alte Haidbauer und seine Frau sind vor vier Jahren turz nacheinander ge storben nnd da hat der Franz Linn holt, der die Gertrnd geheirathei hat den Hof übernommen, der aber ganz unglaublich verichuldet gewesen sein soll, so daß der Franz ihn nicht lange bat halten können und da ist et mit sei ner Frau und einem Kinde berührten tommen nach Ameriiaf M :- « , »Du-, tlcs Ucllluu llll cllkql, »Franz Lindholt ist mit feiner Frau in Amerika?« »Ja, nun warte mal das ist noch nicht Alles, der Franz hat sich nämlich in Missouri oben nicht weit von Wood ville, eine kleine Farm getauft und soll auch ganz gut ausgemacht haben, da hat er sich aber, im März ist’s ein Jahr geworden, sehr ftart ertättet, hat sich hingelegt und ist gestorben.« Herrmann war ganz bleich gewor den und starrte den Sprecher mit arc ßen, glühenden Augen an. Allmiitig stieg eine duntle Röthe in feine Wanan und mit einem tiefen Athemzuge mur melte er: »Wer hätte das gedacht!' Er schien aus einmal von einer gro ßen Unruhe befallen zu sein und verab schiedete sich bald darauf mit herzlichen Dankesworten von den braven Leu ten. Jmmer weiter wanderte er in west licher Richtung, durch die stillen Stra ßen. Mitternacht mochte es sein, als er die Vororte erreichte. Rechts zeigten ihm die grünen und rothen Signal laternen einen Güterhahnhof. ;z—n dunklen Reihen standen die Waggons auf dem Netzwerk der Schienenaeleise Dorthin lentte er feine Schritte, schwang sich in einen leeren Wagen, zog die Thiir hinter sich zu, streckte sich auf den harten Boden nieder nnd war bald, von großer Müdigkeit übermannt, ent schlafen. Ein dumpfes Rollen und Riitteln weckte ihn. Verwundert rieb er sich die Augen und gewahrte, daß sein Nacht quartier sich bewegte. Durch die Ritzen strahlte der helle Tag. Als er die Thiir ausschob, gewahrte er, daß der Zug mit vollem Dampf in’s Land hinaus-fuhr Bei der dritten Halteftelle wurde er von einem Bremser entdeckt. Diesem drückte iet, nachdem er erfahren hatte, daß das Städtchen Woodville sechzig Meilen Iweiter an derselben Bahn lieae, sein letztes Fünsundzwanzigcentstiick in die Hand und durfte mitfahren. Als der Zug um die Mittagszeit an einer kleinen Station hielt, erkundigte sich Herrmann, wie weit es noch bis Woodville sei. Zehn Meilen, hieß es Statt wieder den szng zu besteigen, reiste er zu Fuß auf dem Landwea wei ter Mit Plötzlicher Angst war ihm der Gedanke in die Glieder gefahren, er könne zu früh in Woodville ankommen. Ja, was wollte er denn eigentlich dort? —-— War sie nicht die Wittwe eines An deren? Mußte er ihr nicht ein Frem der sein ) Welche-S Recht hatte er, vor sie hinzutreten ?- tir blieb erschrocken stehen und sann nach. Wäre es doch nicht besser, wenn er weiter reiste? Wo zu die alten Wunden wieder aufreißen?’ —--- Aber das heiße Verlangen feineHH Herzens siegte iiber die kalte Vernunft. Er wollte sie ja nur fragen, ob sie da mals seinen Brief erhalten habe. Nach verschiedenen Ertundigunaen erreichte er das lieblich von Obstbän men umgebene, zwischen blühenden gelbem liegende Farinhaus. Sein erz klopfte heftig, als er sich aber dzr Thür nahte, kam eine seltsame Ruhe iiber ihn. Die Magd, bei welcher er sich nach Mes. Lindholt erkundigte, führte ihn in’s Wohnzimmer, wo er Platz nahm. L , l ESobald aber aus dem Nebengemaehe Ider Klang der geliebtcn Stimme an Jsein Ohr drang, die er seit Jahren nicht jvernommen hatte, war es um seine ERuhe geschehen. Er sprang auf und stiitzte sich mit den Händen auf die sTischkanie denn seine Knie bebten. ! Die Thiir ging auf. Sie war es-. »Schön» noch war sie neworden und weibliche-n Ein Zug stiller Schwer nmth nie-. Die Lippen verlieh dem Ge sichte ein«-II riihrend Liebliches. ’ Sie siiskkxte erblaßte und starrte ihn nn, als säh sie ein Gespenst » »Als-Hi Lindholt — ich bin’s« — stoiterie er. Sie starrte ihn noch immer groß an, sank auf einen Stuhl und murmelte: »Du, Herrmann?« i Jhre Faiiunaslosigkeit gab ihm seine :volle Ruhe wieder. »Verzeihen sie, sFrau Lindbolt,« sprach er, »ich wollte iSie nicht erschrecken, nur fragen wollte sich —— Fast Du damals meinen Brief Inicht eri-,atten?«« · I Sie blickte ihn in maßlosem Erstau snen an, sprang plötzlich auf, ergriff seine Hand und fragte eindringlich er Iregi: »Sag« mir die Wahrheit, Herr smann, hast Du damals in der Residenz »ein Verhältniss gehabt mit einer zWirthstochter und hast Du aus meine letzten drei Vriefe einmal aeantworiek?« s »Was sagst Du? Dreimal hast Du jschrieben und keine Antwort von mir Jerhaiien ?——«-Um Gotteswillen, sprich — lwer hat die Briefe an Dich in Ent piann aenommen und die Deinen be fördert?" »Mein Vater!« »Und wer hat gesagt, daß ich mit ei nem anderen Mädchen ein Verhältniß shötthk »Warte- Watoman schrien es, der sbei Deinem Regiment stand!« »Der Freund Franz Lindholt’3? — Oh, nun ist mir Alles klar! — Ger trnd,« fuhr er nach einer Pause mit iunkelnden Augen fort und ergriff ihre Hand, »in-in hat uns betrogen, schänd lich betroaen um unser Glück! Jch schwöre es Dir, Gertrud, nie hat ein anderes Bild in meinem Herzen ge wohnt, wie das Deine — man hat uns schmählich belogen und betrogen!« Allniiilig legten sich die ftiirmischen Wogen der cfrregnng sie vermochten mit Rulfe iiber die Vergangenheit zu reden, nnd Alles, was zwischen ihnen dnntel gewesen, klärte sich auf. Eine Stunde war im Nu vergangen, da öff nete sich die Thiir nnd ein dreijähriges, blondlockines Mädchen trat herein,ftutz te aber beim Anblick des Fremden. »Komm nur« Gretel,« sprach die Mutter lkichelnd »und gieb dem frem den Onkel die Hand!« Die Ftleine, ganz das Ebenbild der Mutter, kam zdgernd näher und ließ ihre großen Augen prüfend auf dem Fremden haften. Er mochte ihr wohl gefallen, denn vertraulich streckte sie ihm ihr Höndchen entgegen. Sanft zog er sie auf seinen Schooß und küßte sie auf die Stirn. »Willst Du den fremden Onkel auch ein wenig lieb haben?« fraate er sie leise. Statt der Antwort schlang sie zärt lich ihre Aermchen um seinen Nacken nnd schmiegte ihr Köpfchen an seine Wange Herrmann’s leuchtende Augen be qegneten denen der erröthenden jungen Mutter Jn diesem stummen Blick lag mehr als wag tansend Worte sagen kdnnen, aus diesem Blick strahlte das Morgenroth einer glücklichen Zeit. OOO— — s Hohlenwnnder auf Yniatan Aus der Halbinsel Yukatan hat der ameritanische AlterthumsforscherHen eh C. Mercer, Kurator des Museum-Z für Archäologie an der Universität von Pennsylvanien, zusammen mit John White Convith Höhlen mit unter irdischen Hainen entdeckt. Die Ein gänge dieser Höhlen bilden in der Regel einen senkt-echten Schacht, ähnlich einem Brunnen, oder gro ße unterirdische Kuppelräinne. Dei in diesem Theile Yulatansj be deutende Flüsse nnd Ströme nicht vorkommen, die solche Hohlränme hät ten ausroiihlen können, so erklärt Mer cer ihre Entstehung damit, dnfz sich aus der Felsoberfläche zunächst irgendwo atmosphärisches Wasser ansammelte, das die Felgsläche allmählich zersetzte bis ein Loch entstand Aus dein Boden dieser Löcher fraß bog Wasser das Ge stein m die Tiese und Breite aus nnd so i entstand eine sehr aufsällige nlrt unter irdischer, luppelsörmiqer Nummern Von 50——30() Fuß Durchmesser nnd 10 Mfis-Fuß Tiefe, die durch eine oderz mehrere runde Oeffnungen in der Decke (von 10—-50 Fus; Durchmesser) mehr? oder weniger hell erleuchtet wurden. ; Die Natur bat sich nun diese merk-« würdigen Höhlen gewissermassen als unterirdische Treibhäuser mit Oberlicht ausersehen. Durch die Lichtössnungen nungen stürzten Stücke der ursprüng lichen Decke hinab und bilden Hausen loser Steine auf dem Boden der Höhle. Wo der Hausen hoch genug und allmäh .lich mit Humus bedeckt wurde, siedelte-e sich Bananen und tropifche Immerng lne Gewächse an, die mit ihren Kronen manchmal die Ränder der Oeffnun nng streifen, aus derselben hervorragen un sbei windigein Wetter ein merkwür digesGräusch In derHöhle verursachen. Zuweilen liegen diese unterirdischen Haine aber auch weit unter der Ober fläche in Rotunden, die von oben ganz unzugänglich find; Tauben bauen ihre Nester auf Felsvorsprüngen in der sNähe der Lichtösfnung, und kleinere TThiere finden Schlupswinkel unter den Felshaufen Erreichen auch manchmal die inneren Anhäufungen einer solchen Höhle den Rand der Oeffnung, so daß man hinabspringen und an den Abhang des Hügels in die Höhle hinabilettem kann so veibt doch m der Regel eine Kluft von mehreren Yards, die man entweder mitStrielen uberbriicken muß, um an den Boden zu gelangen, oder man benutzt wie die Eingeborenen die vielfach bis zum Boden der-Höhle hinab reichenden Wurzeln der Alamobäume, welche am Rande der meisten dies-et Oeffnungen stehen. i Mercer und Convith fanden eine iganze Anzahl solcher Höhlen auf, von Edenen manche auch Wasser enthielten, andere aus mehreren neben einander Eliegenden Kammern und Gängen be standen. Stellenweise war der Boden Einit Asche und rothen und grauen Topfscherben bedeckt, die mit farbigen Ornamenten verziert waren. Eine Menge 2 bis 3 Fuß im Durchmesser haltender Steinblöcle, die ausgeht-It waren, von denen einzelne als Korn quetscher, die meisten aber zum Aus sangen von Wasser gedient haben mö gen, deuteten an, daß ehemals diese Höhlen von Menchen bewohnt gewesen waren· Jn manchen Höhlen fanden sich in den Felsen eingeschnittene Kreise und Gruppen von rechtwinkligen Um rissen und in der »Hirschhöhle« auf den Wänden die Zeichnung eines Hirsches. Nachgrabungen, die verschiedeneSchich ten erkennen ließen, forderten aus der Asche neben Topfcherben Thierknoehen »und ausgeschlagene Menschenknochen zn z Taaey was Mercer zu der Annahme ber sanlasz daß die Hohlenbewohner Kalli j balen gewesen sein müßten. ( A-A Gedichte in Pfälzer Mund-ni Von Loreuz Rom-J N e i ch d n m. Un esch der Mensch ach noch so reich Un noch so ofgeblose, Miihner wie zivee e dreißig Zäi Kann er sich nicht reiße looße. »j« esch neidcnswerth wer nimmt sei? Lons, Wie Schicksalsband ’s bot b’schiede: Er sind’t im schtillc Schaffenskrees Sei’ Herzensgliich sei iu Friede. Blith un Blumm. O Himcintlf mit Difte fiß, « Wie l)auchscht, o Rons’, in’s Herz bei-« (55risz’, Doch lieblicher-, as allc beed’, DnsU d’ Net1’, wann se in Blithc schlecht Was d’ Blith· verscl)pricht, die Trank-« dic- halt’t"«z « Am Rhei« nn b"sunners in der Palz; Sie schafft «n Impr wunncrfei’, Drum eler dic- Welt de Wei vum Rhei’«. Weit hininsnooch erscheint, wie mied’, Noch ganz absnnnerlich e Blith’. · Es licht, so faiai das Kennerdum, Jm WOP e wunncrvolli Blmnni. Was Glanz ’m Schmu, ’m Räischc Duft, Im Veranstin dir Zisplii)rluft, ITOZ csch in Bacchus Heiligdum Nin glattjbiuebdc Wei« fci’ Blumm. dksann alksi dir Blnnnn te Ackig’ entzickk Zo wird doch sie doch-«- Herz erquickt, Un manche c Häscher b«fchwert of Ehr’« Tas; sie die lennmekmain wiirL I MaycrofdeHasejagd. " Mauer, der Priwatje Geht Hase schicfo Säicln er zu fanncr Frä: »Her’ cmol, Luin Drei schieß« id) lwit", ich wett’: Een for Vetter Kunz OfUJ Sdnannndiscijl knnnnt d«r zweit, Ilinnnncr drei est-V for unis.« » »Bänd«fcln nnsr ««n Bär-e nf, Wann d’ net der Mauer wärscht. Männche, geb Owasht d’rns: Schic«fi« de drettc you zersci)t.«« U Verfasser von »Zw c- w l«e, K n o w l o d) n n M a r a n’.« Fnr dtcs hübsch ge bnnvcnc Sammlung ist der Ladcnpreis M Centsz Ske wird von du« Chiragoer B handtunqssmna Roclling ä- Wappean No. 100 nnd 102 Randolph Str» gegen Mu sendnng von W Bestellem in Irgend emm Orte der Ver. Staaten portofrci per Pon zugesandi.