Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 26, 1896, Page 3, Image 3
« » « Die blaue Brille ,«son We missen-. »- T««i »Aber Ineine beste Ladn harnils · Ihm-ich kann sie nicht ausstehenP l ; ; »Aber Denkt-. mein lieber Junge» - - welcher Unsinn! Sie ist eines derj . en Mädchen in der Welt und wies , . chaffen siir Dicht Jch versiche« s te Dich, Du wirft sie lieben, wenn; Du sie näher kennen leenst.« ! »Das ist's ja gerade. Ich kanns " sie ja gar nicht näher lennen lernen,; « Myiady. Jch glaube wirklich, dass ·. ist noch keinem Menschen gegliiett. Und sie scheint auch nicht den leise-« sten Wunsch zu haben, Jemand len neu zu lernen.« s, »Komm. komm. dem-m Dich » möchte sie näher kennen lernen." ; «Witilichf Warum macht sie; L » dann nicht wenigstens den Versuch dazu? Wochenlang habe ich mir die größte Miihe um sie gegebenJ Bade Alles und Jedes ihretwegen? vernachlässigt —« »Nein, Henry, das hast Da nicht etham Sicherlich hast Du nicht iß Mai-gan, unsere Gouvernante. um ihretwillen vernachlässith »Oh, bei Gott« was das betrifft« - « Mylady, so würde ich viel lie » E bei Miß Morgan, die Gouvernante, ; «- Mitka I-« » noch wissen iassen." T JWW Trag der mächtigen diauen stille und —« »Nun gut! Diese blauen Brillen giiser sind sehr häßlich, und ich ge auch zu, daß es besser wäre, wenn sie ein bischen mehr Haare hätte als diese paar dünnen, sardlosen Strich Iien. die unter ihrer schwarzen hau de hervorfehem Aber dafür weiß e so reizend zu plaudern und stellt .o kluge Fragen und ist so lieblicht tin Wesen und —- und dieses andere! Mädchen, dein Sie niich bestimmen,! Lady harniltom hat nicht ein Wort( fiir einen bund übrig. Es scheinH man kann ihr Interesse oder ihre( Neugier gar nicht erregen. ; scheint, dasi sie nichts zu wissenj braucht, es scheint, sie bat nicht ais-( ihiz irgend Jemandes Meinenini Tiber irgend etwas in der Welt zu hören.« I Der junge Mann hatte sich in1 förmlichen Eifer geredet. und seinej sitt-schen blauen Augen liesteten sich» ast bittend auf sein Gegenüber. .Morgen also willst Du uns ver lassenti« wandte sich Ladii heim-il tvn, das Thema wieder tindernd, an den jungen Mann. - »Ja! Sie wissen, ich in"uß.'« Biber Du ioinnist bald zurück?«. »Ich hoffe! Jch werde den Tag »An right! Doch da höre ich die Dinergloclr. Jch inuß gehen und Toilette machen.« ; Dieses Gespräch fand ini Drei-: wingrooni eines etwas altniodischen hauses in einein der Städt-and Counties statt. Ladn hamilton, eine nicht mehr junge« aber nochi hüssche Frau, war eine nahe Freien-I din von Henry Toren-an's- Mutterj gewesen, und da hean jetzt allein in sder Welt stand —- sein Vater uJ seine Mutter waren beide todt — hatte sie ihn »in die band genom men«uiid sich seit einiger Zeit in den« Kopf gesetzt, ihn zu verheirathen.l Sie dachte wirtlich, in Miß Julias Yernish eine sehr passende Partie( fett ihn gesunden zu haben, da siej etn sehr hübsches Mädchen, sehr ver-z mögend und auch elternios war. Doch ging denen wie wir gesehen, nicht so eifrig aus dieses Projekt ein« wie inari erwartet hatte. Er wart selbst vermögend nnd hätte es beiI Wettern vorgezogen, eine Liebesheist tuth zu schließen. Er hatte fiii ei-( nen modernen jungen Mann rechti romantische Ansichten iiber Liede u. «Ehe. Wie schön. dachte er, sich in ein armes Mädchen zu verlieben u. H wieder von ihr lieben zu lassen, Glauben, daß er arm sei! Erit» nach vollzogener Trauung würde er« Ihr sagen, daß ssie sich getäuscht, undt Wild-sich fürs Leben glücklich niasl Mit solch-u Idee-tm im appff war ei natäelich nicht leicht, zu Ju-( Ua Beknish Neigung zu fasset-. Und noch etwas stand dem im Wege. Lady amilton hatte eine Gouver niante "e ihre drei Mädchen. Die Teäbe war, wie wir schon hörten, seht gescheidt, legt liebenswürdig emd —- häßlich. ine große dunne case-be bedeckte den Kopf. nur ein Mr Suan sandfaebenen Haa: m leisten unter derselben hervor. Eine Weise blaue Weise beschat tete ihre Au en need verbarg vie hekben fast « nzlisp doch behauptete e, ohne dieselde nicht sehen zu tön eken. ein-W angeborene Ritter lichkeits satte ihn seit dem ersten III Igeuvnck svek vers-namhaft veranlaßt, fka außekomumche Wen-sammt zu erweisen. Er fühlte tiefes Mit leid fiir ihre Lage, jiir ihr unscheinba fres Aeußere. Die Mehrzahl der Gä ite des gastfreien Landhaufes iibersah ;«sie fast völlig, sdie Männer waren zu iin uuk so hinsich, wie «- nothwendig sway die Frauen nahmen kaum Notiz Von ihr. Ihre Zöglinge beteten sie an, rund dies war mit ein Grund zu der ihohen Meinung, die Lord uni- Lady Ihamilton von ihr hegten. henrh ge jielen ihre gefunden Ansichten in allen Dinge-n und ihre Unterhaltung amti sirte ihn. Bei allen den heiteren Auf zsiihrungem den lebenden Bildern und )Eharaden, welche die langen Winter iabensde ausfülltem erwies sie sich un jschätzbar. Keiner mußte wie sie, ei Hnen Raum sfiir seinen darzustellenden iZwecl herzurichten, keiner wie sie, jede IPerson siir die augenblickliche Ausflu ilung ihrer Rolle zurechtzuftußem Du Henrh meistens der Leiter dieser künst lerischen Arrangements, waren sie viel Ian einander angewiesen unid lamen Imerkiviirdig gut mit einander aus. »Daß Ereigniß dieses guten Einverneh mens war ein Zischetn unli- Flüstern in der Damentvelt: über die Verschie jdenheit männlichen Geschmacks und iiber die unglaubliche Thatsache, daß kein hübscher-, eleganter, junger Mann sein atmsetigeg Geschöpf, das eine blaue Brille trüge und doch eigentlich nur ein Dienstbote tei, anderen hieb fchen, eieganten, jungen Damen, kurz. Seines-gleichem vor-zöge. .Jch fahre morgen nach LondoM lMisi Morgan,« sagte henih am Abend feiner Untetredung mit Lady Hamiltom Er war ziemlich feiih in den Salon heruntergelommen und fand Miß Morgan dort noch allein.- Er freute sich darüber, ed war ihm lieb, daß er dem Mädchen ungestört ein freundliches Lebewohl sagen konnte. » »Es thut mir leid, dnfz Sie fort jgehen!« sagte Mifz Morgan in ihrer offenen Weise. Wir werden Sie sehr vermissen.« Einer der wenigen Vor theile eines unscheinbaren· eine blaue Brille tragenden Mädchens ifi, dass sie sich so freundschaftlich und ofsen im Verkehr mit jungen Männern geben !darf. Sie können nicht glauben, daß isolche Madchen den Versuch machen, imit ihnen sei «flirten.« i Werden Sie mich vermissen2« Ifragte henrh conwah leise und rnitl, Ieigner Betonung. l «Ja," erwiderte sie in derselben sreimiithigen Weise wie vorher. «Jch werde Sie sehr vermissen. Aber Siel lehren bald zuriich wie Ladts hanrilton Lheute bemerktes« E »Ich hoffe- seht bsld!« I »Ich hoffe ed auch. « Ihre Stirne-tei tlang siifz und leise. Der Klang dieser iStimnIe erweckte, wie schon oft zuvor seine uneriliirlich- sonderbare Neugier Hund Erregung in ihm. s »Wissen Sie, daß mich Ihre: sStimme manchmal förmlich ver-i !ivirrti« bemertte er nach einer Weile »Mir ist oft, als wenn ich dieselbe schon yvorher gehört, ja, ichfiihle es manch mal wie eine Gewißheit dafz wir uns fchon einmal im Leben begegnet sind!««t »Wenn wir uns schon einmal im Leben begegnet wären,« sagte sie lang ifatn-——mnn wußte nicht, ob der Ton, in dem fie sprach, lalt oder traurig llang —«so ist ei nicht wahrscheinlich, daß iSie meinen Anblick so schnell vergessen Fbaben würdenl« i Augenscheinlich spielte sie auf ihr haar ihre Daube, auf die große blaue; Brille an. Fast wünschte er, er hätte geschwiegen; dennoch trieb ihn ein Funbestimmies Gefühl, fortzufahrem i Enden Sie vielleicht eine Schwe ster mit einer Stimme, der Jhreni lsehr ähnlichs« ! »Und mit einem Gesicht, dem mei fncn sehr uniihnlich2« fragte fie fastk schaltbafi zurück »Das sagte ich nicht und meinte es auch nichts« rief er fast ärgerlich. »Gleichviel, was Sie meinten, Sie fmeinlen nichts Unfreundliche5, das sweiiz ich. Aber Sie legten mir soeben seine Frage vor. Nein, Mr. Conwah,I lieh habe teine Schwester, ich hatte nie eine, ich bin wie Melchisedech——ich habe Iteinen Verwandten in der weiten Weltt« »Auch ich nicht!'« rief er. In diesem Augenblick trat Lady Hamilton in s stimmu »Nun Jbr Beide seid hier«-» sagte sie. »Das ift mir lieb, ich fürchtete, meine Giifie warten gelassen zu haben. Daß ich Eiech Beide allein ließ, hatte« auch leine Gefahr, nicht wer-bri« schloß Hsie lachen-id. — ! Die anne, kleine Gouveknantri WIT Jsanze haus schien ihr fes henry Cou Lsmfs Fortgang verfasses M öde» Äms det vielen Massen, die es bevöksj kiwten mä es eine-m Thubeyschlaq Ihm Jiich machten. Warum Ida-m Venry suml l zweiten Male ihren Leben-we kreuzen Wnl Ja, zum zweiten sale, old gleich ihm nichts von ihr, als eine dmile Erinnerung geblieben« daß et eiarsi eine Stimme gelhörh die der ihren ähnlich! Nicht die» leiseste Erinnerungs an spie persönliche Erscheinung! »Wie bald vergaß er mithi« sprach sie zu sich selbst. Sie hätte glücklich-dari«vber sein sollen, daß die blaue Brille, Cviel schwarze Laube unlp die gelben Haut-( striishnen keinen tieferen Eindruck auf4i ihn gern-acht- Aber unverständig« wie Idiese Art Mädchen nun einmal ist« wider-sprach ein gewisses, traurig-wes hes Gefühl in ihrem Versen dieser Pslirhi, sich darüber zu freuen, und ihre Gednsnrrn schrien immer wieders zu den Worten zurück: »Wie bald hat« er mich vergessen!« Ju, sie war ilstm zuvor begegnen während eines längeren Besuches aufs einein anderen Lander wo sie auchI Gouvernante war. Bald hatte sie diese( Siellsung verlassen müssen, wie-der crus gesioßrn in die hartherzige Welt, mit denn elenden Gefühl, von Neuem einen Lebensunterhalt suchen zu müssen. Und nun war henry Comvay uner wartet wieder in ihren Lebens-weg ge treten, und in ishr Vers wur eine hoff nungslose Liebe zu ihm eingezogen, sie wußie es, daß nun auch hier e tes Bleibens nicht länger war. — Ungiiickliche5, hoffnungsloses Miso-? chen, was hat es Gutes, daß Du Dichy in einen reichen, eleganten, jun-gen! Mann verlietIsL da Du doch arm bist unid eine blaue Brille irägsiil Und in« wenigen Tagen woure er wiederum-; men? Rein, sie konnte es nicht mehr ertragen, sie war fest entschlossen, der Qual ein Ende zu machen. Sie liebte ihre Zöglinge, sie liebte ihre gütigen Freunde Lord und Last-n hamiltom urta dennoch fiZhlte sie, daß ihr ferne res Bbeiben unmöglich sei. Sie mußte fort aus dem lieben Hause, wo man so gut zu ihr gewesen, wo seine liebe Stimme freundliche, gütige Worte zu ihr gesprochen seine schönen blauen Mung voll Mitleid und Sympathie auf ihr geweilt. fort und sich ein neues heim suchen, um ihr traurig-einsames Leben weiter zu stiften; sie war aus gestoszen aus »den Reihen der Glück lichen, der Reichen! Nur Flucht blieb übrig, und Dies muß-te geschehen. bevor henry zurück kam. Würde er Be vermissen, wenn er wiederkehrte und sie nicht san-di Wie lange wiirde er sich ihrer erinnern? Nicht länger, sicherlich, als er dies friiher gethan. »Um so besser.« sagte sie, »für mich und ihn! Warum sollte er sich ihrer erinnern? Wirklich, wa rum?« So vernünftelte sie mit ihrem Schmerz, untd wir Alle wissen aus Er fahrung: wie bereit Liebe und Schmerz sind, aus weise Vernunftsgriinde zu hören. wie philosophisch sie sich zu einer besseren Ueberzeugung bekehren lassen, und wie friedlich sie unter dem besänf tigerrden Einfluß einer Predigt wer den« Drii Tage später swaren Ladh Ha milton und die Gouvernante ihrer Kinder Abends allein im Salon zu riick geblieben. Friibzeitigm als sonst, hatten sich die weiblichen Gäste in ihre eigenen Raume zurückgezogem wäh rentd Mylord sich mit den Herren in’S Rauchzimmer begeben. »Miß Morgan,« sagte Lady Damit ton plötzlich, «wenn Sie mir verspre chen, zu schweigen, will ich Jhnen eine vertrauliche Mittheilung machen. Jrh habe JuliTVernish bewogen. wieder zutomment Sie tornmt in einigen Tagen. Wir werden uns mit unseren eigenen Räumen einfchriinlen müssen, das Haus hat fast den äußersten Grad seiner Elastizitiit erreicht, und die Drummands werden auch noch erwar tet. Aber ich muß Julia Vernish ha ben, um dem Paar nach einmal Gele genheit zu geben« »Dein Paar noch einmal Gelegen heit zu geben? Mylady, welchem Pani« »Oh, verstehen Sie mich wirtlich nichts« »Nein, Myladnl Ich fürchte, ich bin sehr schindet von Begriff s« »Nun, ich will Henn- verheirathet und splide wissen! Jch glaube nichi, daß ein Mann es zu etwas Ort-ent lichem bringt, so lange ee tin-verhei rathei ist. « »Ja!« murmelte Miß Morgan, ei-? qentlich nur, um Wie UnterhaltunT fortzufuhken. »Nun gut! Sie wissen: junges Männer von heutzutage fragen nachl Nichts, als Geld oder hübsche-m Aus lehml Die meisten ziehen Geld vor und fragen nach nichts sonst, aber Denky ifi von bessere-n Schlage, er be anspmchl ein- hiibschei Muße-z ich weiß. zugleich mii Geld vielleicht, aber immechith er hält auf Erstens. Nun. hier hat n- AUM ein Wehes, well-ler zoigenes Mädchen, mehr Gelt-, als ec braucht. und er braucht nur die hand darnach auszustrecken. —- Sie ist nicht sehr klug, darin stimme ich ganz mit Ihnen überein« —- Miß Morgan hatte nicht mit einem Wort ihrer Mei nung über die intellektuellen Fähigkei ten Julia Vernish’s Ausdruck gegeben — »aber ich glaube auch nicht, daß junge Londoner Männer Geist für nö thig bei einer »Frau halten« »Vielleicht —- nein,« brachte Miß Motgan hervor. »Nein, sie wünschen ihn nicht, sie verabscheue-n ihn sogar bei ihr. Sie finden, daß Geist lehr amiisani bei einem Mädchens ist, das ihnen das Schfckfal als Tischnarhbarin bei einem Diner Fuweist, aber sie betrachten ihn als gänzlich deplacirt bei einer verhei ratheten, bei ihrer eigenen Frau. Auch Henry würde nie Neigung für eine Frau von Geist, ich meine als fiir seine tiinftige Frau, empfin:den.« »O nein,« murmelte die Gouver nante wieder, ,,warurn sollte eri« »Richtig! Julia Vernifh ist sogar sehr dumm, Das weiß ich. Und ich würde sie nicht zur lebenslännlichen Gefährtin wählen. Aber Das ist etwas Anderes Jeh bin kein Mann!« ; WAber Myladn,« sagte Miß Mor gan etwas ironisch, »Sie sind eine recht kluge Frau und sehr unterrichtet unsd sso weiter, und — wenn Sie es mir nicht iibel nehmen — dennoch find Sie und Lord Hainilton ein wahrhafis iideales Paar!'« E Mylady lachte gut geformt »Ja,x Liebste! Ader Das ist ja gerade, weil nrein lieber Mann so dumm ist. Ader, Henry! »Das ist etwas Anderes. Er isi über-reich an Jdee'n und eigenen An Isichien und braucht nicht mit irgend welchen seiner Frau geplagt zu wer den! Wenn Sie heirathen, Miß Mor-. gan —« - »O, wenn ich heirathe!« : »Ja! Wenn- Sie heirathen, müssen: Sie einen gutmüthigen, sehr dummen Mann nehmen« Ich muß Jhnen einen ganz besonders dummen Mann aus Isuchen!« »Oh, Mylady, Sie werden keine große Mühe damit haben, sie sind so häufig — es sind ihrer wie Sand am «Meer!« Und Mis; Morgen machte ei nen tapferen Versuch, geiswoll nnd sarkasrisch zu sein. »Nun, Miß Momam müssen Sie mir helfen, Hean und Julia zusam men— zu bringen! —- Ader was ist Ihm-M« Denn Miß Morgan war in einen Strwn von Thränen ausgebrochen .Mylady, ich laan Ihnen dabei nicht helfen!« schluchzie sie. »Ich kann Nichts thun, als Ihnen zu danken — nnd immer dankbar zu sein und Sie immer zu lieben nnd die lieben Mäd chen und auch leord, ich liebe ihn sehr —wenn Sie es mir nicht iibel nehmen, und ich weiß. Sie thun es nicht«-denn er ist immer so gut und freundlich zu mir gewesen!« «Guter Gott, Miß Morgam wor iiber regen Sie ssich aus? Natürlich lieben Sie tin-Alle, denn wir Alle lie ben Sie!« »Aber ich muß fortgehen, ich muß Sie für immer verlassen, für immer —- immer —- ich muß schon morgen 1.sort —-!« »Miß Morgan! Uns verlassen? Für immer verlassen? Was auf Erden haben wir Ihnen gethan ?« »Nichts! Oh, nichts, was nicht gut unsd edel gewesen wäre, aber ich muß Sie trotzdem verlassen! Jch muß, ich muß! Und Sie dürfen mich nicht fra gen, war-um, ich flehe Sie an! -—— Nur —-· denken Sie immer nur Gutes von mir und lassen Sie mich gehen!« ’ Ladh Hamilton war trotz mancher! kleinen Sonderbarieiten eine hinfüh lige Frau. Sie schloß das arme« schluchzende Mädchen mütterlich in ihre Arme und beruhigte und tröstete sie. Sie hatte wohl bemerkt, wie rit-( terlich aufmerksam und liebenswürdig Hean Consivay zu der Gouvernante gewesen. Es Itviire wahrlich besser, dachte sie im Unmuth, während sie noch die leise srhlsiichgensde Mifz Mor gan liebioste und streichelte, wenn die Männer diese armen Geschöpfe in Frieden ließen! Und ssre lam allmälig zu der Ueberzeu«gung, daß es wirklich besser wäre, Mis; Morgan wäre so lange abwesend, bis Henry mit Miß Vernish verheirathet sei. Dann woll te sie sich die Erzieherin zurückholem »Ich will Sie nicht mit Fragen quälen, Liebste,« sprach Oste, als sich thisz Motgan·s Erregtheit ein wenig ;gelegt. »Sie werden iiir ihr Thun rsicher Griinide haben. Aber Sie mits sen mir Jhre Adresse geben, ich bin Ihre aufrichtige Freundin. und Sie müssen wieder oinmen, vielleicht bald. Hier ist immer ein Hei-m für Sie.« So schieden hie zur Nacht. Latdh Hamtlion suchte ihren Gatten auf und schüttete chm ihr Herz wus. Mich er L. bedauerte lebhaft, daß die Gouver nante sie Verlassen wollte, so lebhaft, daß er in seinem Bedauern iitber das eben Vernommene völlig vergaß, s einer Gattin mitzutheilen, daß Henry soch für diesen Abend ein wenig spät in Hamilton Castle angemeldet Doch da Henty als eine Art häusliches Mitglied sein bestimmtes Logirzim mer im Schloß hatte, hielt er seine Vergeßlichteit ohne große Bedeutung Es war spät, als Henry Conway meilton Castle erreichte Er bemühte sich, keinerlei Unruhe im Hause durch sein spätes Kommen heroovzurusfem darum wollte er frch so unbemerkt wie möglich direkt in sein Zimmer zurück ziehen. Dennoch stvar er erfreut, noch Licht im Ranchtabinet seines Wirthe-E zu bemerken, iund er befancd sich ganz in der Stimmung für eine gute Cigarre und ein ruhiges Gespräch, das ihn »von gewissen eigenen Gedanken, »die ihn seit einiger Zeit fast in Bann hielten, befreien möchte. Der Lord toar hoch erfreut, ihn so schnell zurück zu sehen. Es war äußerst gemiithlich im New-m und Gläser uno Cogarrentiste bald herbeigeholt. , · — « »Weißt Du, daß wir bald Miß Morgan verlieren werden, Henry?« bemerkte Mylorld nach einer längeren Pause. Ihr bisheriges Gespräch hat te eine Weile andere Dinge berührt. i henrtfs Gedanken hatten szur sel lben Zeit bei der kleinen Gouvernante geweilt. Er fühlte wie er unter der Wirkung von Lord Hamilton s Wor ten errötchete Ein langer Zug aus seiner Cigarre gab ihm Zeit, sich genug zu fassen nnd mit einer Art höflicher Gleichgiltigleit zu bemerken: »Das-s thut mir leid! Warum geht sie?" »Ich weiß nicht. ’s ist eine ducmme Geschichte! Sie war die rechte Hand meiner Frau in und außer dein Hause.« »Und weiß Mylaidy nicht warum sie geht?« »Nein! Sie ist sich wenigstens nicht klar darüber. Das Mädchen bat sich irgend etnvas in den Kopf gesetzt. « »Man-n will sie gehen T« i JMorgen schon glaube ich. Jch hat te das Mädchen immer gern, obgleich ich sagen muß: es war so etwas Ge- . heimnißvolles um sie. Wie schade, daß tsie nicht hübsch ist, und daß Este eine so schreckliche Hart-be unsd Brille trägt! Meine Frau meint,« fügte er la chend hinU, »sie wiire zu gut, um von Männern im Allgemeinen gewürdigt zu werden, wir fragten nur nach Ko tetten und Glänzenden —- aber, unter uns, Hei-im wäre es nicht ein wenig hart, vvn einer Frau mit einer blauen Brille ges-tschi zu werden?« »Ich glaube Ia Ader es wäre des ser für uns-, wenn wir nicht so viel auf Schönheit und äußerliche Vorzüge gä-! ben. Im Grunde sehe ich eigentlich nicht ein, warum ein Mann nicht auch eine Frau mit einer blauen Brille lie ben ·lollte!« l »Gewiß. Jch-wiinschte, irgend esin hochdenkender Mann faßte eine Nei-J gung zu Miß Morgan untd machte sie trotz blauer Brille Und dem Uebrigen zu lseiner Frau! Doch gute Nacht jetzt! Du magst noch bleiben, wenn Du in der Laune dazu bist. Nlur vergiß nicht, das Licht zu löschen.« »Ich bewohne smein altes Quartier, dente ich?« »Ja, natürlich, ich halte es- für sicher( — ich war sden ganzen Tag abwesend. Doch — was wollte ich sagen? Wie weit bist Du mit der Kleinen, he? Dul beitinrst einen weiblichen Ptbönixt Er ist allein, der aradische Vogel!'« ci tirte er. »Zum Teufel mit dem arabischen Vogel!« murmelte Henry. ; Weißt das: Du willst das Madchen Jiiber Bord werfen?«fprach LordHarnil store. ; »Mein Bester, ich habe das Mädchen nie gefragi, ob sie mich will, folglich lann ich sie auch nicht über Bord wer ’jen. Sie macht sich nichts aus mir, noch aus was Anderem, ausgenommen, hübsche Kleider zu tragen und schön auszusehen.« »Ich fürchte, meine Frau hat sich sehr engagirt in der Sache.« i »Aber ich hoffe doch, daß man mir erlaubt, meinen eigenen Weg zu gehen!« »Recht, recht! Wir leben in einem freien Lande. Gute Nachtl« Tausend wirre Gedanken durchkreuz len Henry’s Hirn, als er mißmuthig zurückblieb. Sein Herz war staun gepeitschi. Er konnte das interesselose, stumme Geschöpf nicht heirathen, um sein Leben damit zuzubeingen, passende Gesprächsthemaia für sie auszusuchen vder durch den Gedanken gemacteri zu werden, daß sie Jeden zu Tode lang weile, der das Unglück hatte, ihr Tisch nachbae während eines Dinetz zu sein. Und Miß Moeganl Warum mochte sie fort wollen? Der Gedanke machte ihn sonderbar traurig. Guter Gott, konnte er in sie verliebt sein? O nein! Das war ja nicht möglich! Er hätte sich lächerlich gemacht! Ach,waruin war eines Mannes Liebe abhängig von sol chen Aeußrrlichteitenl ,,Miinner sind Esel!« schloß er seine Betrachtungen. Mit diesem heilsamen Ergebniß seines Nachdenken-s erhob er sich, um mit recht elendenr Gefühl zu Bett zu gehen. Das alte Haus war ganz durchzogen von Gängen, von unerwartet auftau chenden Wendeltreppen, die hier herab, dort hinauf führten, Thüren, welche den Blick nicht auf Zimmer-, sondern auf andere Gänge boten, kleineThurm fenfter an sonderbaren Stellen, wo in einer Mondnacht das Antlitz desMon des plötzlich mit fast körperlich gewor dener Neugier das Gesicht traf. Henry stieg vorsichtig weiter die Stufen hinauf. Er passirte drei Thüren, hinter welchen sogar noch flüsternde Stimmen hörbar waren-—er fühlte instinktiv, es ginge im Hause etwas vor, das auf frühes Aufstehen hinweise, auf Men schen, die fortgingen, um nicht wieder zuiehren —- an die arme kleine Mis Morgan dachte er, die aus einem ge heimnißvollen Grunde fort wollte, hinaus in die kalte, die herzlose Welt. Er hätte gewünscht, sie noch einmal zu sehen, und fragte sich doch: zu wel chem Zwecke? Und er beschloß, sich nicht als größerer Thor zu benehrnen, als ihn Gott nnd Natur geschaffen hatten. Mit diesen Gedanken erreichte er sein Zimmer. Geräuschlos hatte er die Schwelle überschritten-als er gewahr wurde, daß der Raum schon bewohnt war. Ja. Da saß ein weibliches Wesen im Negligee vor dem Toilettentifchchen. Augenscheinlich hatte sie ihre Frisur zur Nacht geordnet, denn vieles-, gol diges Haar floß überNacken undtSchub tern, oh, solch’ göttliches, goldenes Haar, nicht lang, doch voll und lockig. Die Erscheinung hielt den Kopf ge senkt, das Gesicht schmerzvoll in den Händen vergraben, so daß sie den lei Lsen Eintritt unseres Helden nicht be merkte. Beschämt zog dieser sich zuriick und· wollte eben die Thür hinter sich schlie ßen, als ihm einfiel: wo sollte er nun eigentlich sein Haupt für die Nacht niederlegen? Dieser Raum war zwei fellos sein ehemalige-J Zimmer —- ge wiß, da waren ja die kleinen Wand regale mit seinen Büchern. War es nicht am oerniinftigften, der jetzigen Inhaberin seine Verlegenheit zu er klären, sie zu fragen, ob sie nicht wisse, wohin sein Quartier verlegt? Die junge Dame war genügend angekleidet, um den ganzen Londoner Gemeinde rath zu empfangen. . So, den Thürgriff in der Hand, drehend, begann er: »Ich bitte um IVerzeihung ich habe mich· geirrt!« i Bei dem Ton feiner Stimme sprang die Dame von ihrem Sitz auf uno wandte sich um. . Große, bezauberndeAugen, die, wie er spicht umhin konnte, zu bemerken, in sThränen schwammen, blickten ihm mit ifast entsetztem Ausdruck an. »Me. Conway!« schrie ste. War das nicht die süße Stimme Miß Morgan’s? Aber wo waren die Haarsträhnen und die blaue Brille? iGuter Gott, dort lagen sie! Dort auf xdem Toilettentisch, sieh: da liegt die Hande, da die blaue Brille! » »Oh! Gehen Sie!« schluchzte sie leise, das Antlitz von Neuem in den Händen Verbergend. Er ergriff dieselben und zog sie mit fanfter Gewalt ivon ihrem Gesicht fort: »Warum sweinen Sie?« fragte er in leisem, ernsten Ton. ,,W·ar dies eine Maskerade? Und warum trugen Sie diese ——?« Er deutete auf den Tisch. »Oh bitte, fragen Sie mich nicht und Westin .--.-- - — »Nicht Hervor Die vexcytenx Us, ich fühlte, dasz ich Sie kannte, Sie sind das jun-ge Mädchen, das ich in Oberst Latnrence’s Haus fand unk das dort so plötzlich verschwand.« Miß Morgan konnte sich nicht eines kleinen Ausluges weiblicher Bitterkeit erwehren. als sie der so schnell Von ihm vergessenen Stunden in Oberst Lawrence’s Haus gedachte, und daß man sie um seinetwillen dort vertrie ben, da Mrs. Lawrence, Von eisersiich tiger Natur, sie wegen ihrer «Koket terien« mit Mr. Conway beleidigt hatte. Jn diesem Augenulick vernahm man irn Gange leise flüsternde Stim men: Misz Mokgan drän te ihn sanft zur Thiir hinaus, und er stieß fast mit Lord Hamilton zusammen. Ihm aus dem Fuße folgte Mylady, die ihm schon von Weitem zuriest »Oh, Henrm lieber Junge, weiche Bergesgichckeits Doch es ist nicht meine Schuld, mein Wann sagte kein Wort, dasz Du ge kommen, als jetzt eben; das Haus ist so über-füllt, und ich brachte Mike