F Bequ- zu Na. 34, Jahrgang 16, des Anzeiger nnd Herold, Freitag den l. Mai 1696. SJuntags-Blatt des Anzeiger und Herold. It GREqu »Um « Ginqu Jst-tits, Nemskii, Siiiutagjdcn 2«6Jfop"kic 1896; » "·NrZZ".:·7 Meeres-leuchten Erzählung von c. III-c . «3apitiin, follen wir nicht Vetore '« en « « »Der Denker soll rnich holen. n ich’s thn'! So bange ich anf - »Garn« fahre hab' ich noch nie ,«- sli bei dreht, auch wenn die Bri »" ;- noch Kifer aus Nowroeft wehte ls deutet Geht auf Euren Posten, teuerrnannl« ’ »Nichts file sungut, Capitiin ch meinte nur fo, da wir die Küste · Lee haben und der Wind von kMinute zu Minute fieifer wird.« ’ ,.Defto rafcher lonnnen wir nach · efternilntde.« »Seht wohl Capitön.« Der Steuermann Eifriftian Fed «-« fen ging zum Ruder zurück. um sein ftrnernden Matrofen zu helfen. - 1 pttiin Klaus Gehlfen erfaßte . ein Tun, lchnte fich an »die Regeling des Achtevdecls und fchentte mit fin fleren Blicken auf die fchämnende, c. tofende See. » Der fchlanl gebaute Schooner " » fk gleich einem durchgehende-I " Rfe til-er spie empörten Wogen da hin. Die steife Nordweftbrile ver stärlte sich von Minute zu Minute; Was Meer schämnte und kochte im ofenden Aufruhr und entfandte oft ( miltfchiffs iiber -die Negeling brau Zenit-e zifchenbe Seen, deren Waf » erfelpvall due leichte Fahrzeug zu « erdriielen drohte. Aber jedesmal I taucht-e tdas gefchrneidige Schiff wie der empor aus deanchwall der Flu t . schüttelte gleich einem lebenden ,- efen vie Wassermassen ab ein-d «- fliirntte durch die anfgeregte, heulen J de. brausende, zifchende See. Dunk - le Wollen jagten über den abenolis — chen Viert-net und verfinfterlen die nahenve Nacht mehr und mehr; oft-; T: mais prasselten heftige Regenboens - - auf das Deel nieder univ der Sturms drohte »die wenigen Segel, welchel der Schoonrr noch trug, in taufen-its ; Fee-n zu reißen. Die Logisihüsz « ren waren feft geschlossen. Alles Mian before-den sich an Deel und Art-regten lich auf tEvens Vorderdeel «- Irrfmnrnem jeden Augenblick gewär «s«- ts: been Connnanido des Capitäns er des Steuermanns zu folgen u. och mehr Segel zu bergen. Aber Enpitän Klaus Gehlfen dachte nicht daran, die Segel zu reffen. Er fchien eine wilde Freude an die fem tollen Dahinftiirmen feines Schiffes zu empfinden. Jetzt riß s— er sogar feine dicke Schifferjacke vorn auseinander und bot die ge bräunte Bruft dem Sturm und Re gen dar »Noch einen Strich mehr abhal ten, Jckhn,« rief tder Steuermann , dem Mvtrosen am Ruder zu und sprang set-bit hinzu, um das Ruder « rascher zu riechen. I - Der Mntrose, ein stiller, kalt-bill tiger Sohn der friefifchen Miste, dessen haare eisgtau um das ver witterte Antkih wehren, befolgte den Befehl und sprach dann zu dem Steuermann .Da Qlle is weder oditinnt wie’n Melbolzen.« - »Wir wer-den doch noch beidrehen müsse-IF meinte der Steuermann »Da tennt Sei den Ollen flecht, StiiermanniJck sank jetzt in’t veerte Jahr met elnm hew schon Sturm mit durchtpetderh aberft bei hat noch dich ein einzig Mut beidrei·ht.« I «Jn, worum denn nich, Fahn? « Dat is doch keine Schendei Jet glöw wenn einem Idee Not-denen von ach tetn packt und jümmer näher an Füsse verdammte stesevigsche Miste Mängeln dann wört nachgeradeTisd, bitaeipeeihn.« »Hei dheit et nich, Stüermann; un wenn hei den Schooner up denSand rennt. hei is tnu wedderhaarig. « De Einzige. de sonst woll hetpen· kunnt, dat wör sme Fru, wenigstens] in tde erste Tid ehrer Ehe —- nu is? bat ia vet anders worden« ! »Bist meint Jii damit, Jena«-« »O nix nich, heut Jet meine man et —« . Und mit diesen Worten widmete John wieder seine ganze Auf-meet snmieii dem Ruder, der Steuer mnnn beachte tein Wort weiter aus heraus. i "« Wistian Fee-dessen fuhr zum ersl1 ften Mal mit Capitän Gehlfen’5 Schwner Fällen« Gehlfen hatte ihn in Geeftemrinde fiir das Schiff als Steuermann engagirt und Christian fkkllkt sich- einmal wieder auf einem folch’ flinken Sogelfchiff die grünen Fluthen der Nord- und Ofifee durch pflirgen zu können, nachdem er meh rere Jnshre auf einein großen Aus wandererdarnpfer gefahren war. Die «Ellen« war als eines der schnellfien Segelfahrzeuge in Brenmi und Geeftemiinde bekannt, deshalb fehlte es· Capitiin Gchlfem der zu gleich Eigenthümer des Schiffes war, niemals an Ladung. Außerdem kannte man Capitiin Gehlfen als ei nen vortrefflichen Seemann, hatte er doch das Lootfen-Examen gemacht u. außerdem als Mvtrofe und Steuer mann faft alle Meere der Welt befah ren. Seit er Eigenthümer der »Gl len· geworden, befchräntte er frch in deffen auf·die Nord- und Oftfer. Zu weilen fuhr er allerdings auch nach England oder Amsterdam, meistens machte er aber feine Iahrten nach Ko penhasgen, den norwegifchen ««fen oder durch die Oftfee nach den « sten pliihen PomrnerWs und Oftpreufzen'5. Jent war er auf der heirnreife begrif fen. Er lam von Stettin, hatte Kiel usw Kot-entsagen angelaufen und be fand fich auf dem Wege nach dem hei mathhafen Geefiemiinde. Capitän Gchlfen war armer Fi fchersleute Kind. Auf einer armseli gen Nordfeeinfel geboren, war er schon als vierzehnjähriger Junge an Bord gegangen, nachdem fein Vater in einem Sturme das Leben verloren und feine Mutter nach la«v .n Siechthum e ftorben war. Wo sich Kluus Gehlfen iiherall heran-getrieben, Niemand wußte es zu sagen. Jn Geefterniinde oder Brernen fah man ihn immer nur kurze Zeit; ftrts trieb es ihn wieder hin aus auf's Meer, das feine heirnath geworden. Eines Tages aber, nach jahrelanger Alnoeferrheih war er heim gelehrt —als d ißigjiihriger, welt tundiger und — icher Mann. Nie mand wußte, wo nd wie er das Geld erworben hatte. Die fadelihafteften Gerüchte waren im Umlauf, aber, kurz und gut, Klaus Gehier war im Stande, fich zu verheirathen, und noch mehr, fich ein Schiff zu laufen und auf eigene Rechnung zu fahren. Das war eine hochzeit gewesen, als fich der reiche und lustige Klaus Gehl fen die blowdlockige, blauäugige Ellen Peters als Gattin genonrsrnent Der Wein floß nur fo, und die lustigen Ka meraden Klaus Gehlfen’s tranken in Champagner das Wohl des jung-en Paares. Lufiig ging es her, und Klaus Gehlfen war der Luftigfte von Allen. Er lorrnte aber auch wohl glücklich fein und ftolz dazu auf fein junges Frauchen. Die Ellen Peters Iwar jetzt freilich nur noch die Tochter einer ar men Wittwe, aber doch guter Leute« Kinde Jhr Vater war ein reicher Rheder gewesen, der Unglück gehabt« und als er Banleroti machen mußtU sich eine Kugel durch den Kon gejagt hatte. Ellen wsbee war sung und schön undl hatte das beste Pensionat Brenten’s be sucht. Nach dem schrecklichen Tode ih res Vaters swae es ihr und ihrer at men Mutter herzlich schlecht gegangen. Da erschien Klaus Gehlsen —- der stattliche reiche Schiffs-eignen Die tiesblauen Auge-n. die trat-sen braunen Haare, das gebräunte Antlitz, die trös tige, schlante Gestalt, das mußte " dem Mädchen gefallen, und Ellen - tees sagte nicht »Nein,« als Klaus um sie are-hielt, obgleich Maus in dem Rufe Wut-, ein lustiger Vogel zu sein, und Niemand wußte, tvie er zu seinem Gelde gekommen war. Bier Jahre war es her, daß die fröhliche hochzeü gefeiert worden — viee Jahre, eine so kurz-e Spanne Zeit aber was war aus dem fröhlichen, jun gen Ehepaar getvoedent Da stand dee seither so lusti e Bur sche, dee Klaus, und schaute insteren Blickes hinaus ans das tobende Meer. Ein bitteres, böses Lächeln zuckte um seine Lippen, und Rot-schen den Augen hatte sich eine diesteee Falte ties, ties eina raben. Der Sturm zerzauste; sein net, gelocktes Haar, zerrte an« seinen Kleidern, und dee Regen durch näszte ihn bis aus die W. Er rührte stch Ieicht. Sein-e Rechte ietntatntnsettel das Tau, die Linie lag ates der Rege ling nnd trannpste sich zusammen, alt wollte sie das holz zerbrechen. Uns-d d’runten in der Kajiite ruhte Ellen, sein junges Weih, auf dem mit chtvadzem Leder iiberzogenen Sopha und hielt ishr dreijähriges Töchterchen bekde im Arm. Sie lauschte den wilden Melodien des Sturmes und der Wellen. Fester preßte sie ihr Kind in die Arme, wenn das Schiff ächzend tin-d stöhnend wie ein leitendes Wesen in der gähnenden Tiefe der Wellen zu der-sinken drohte. »Nami, Mama, ich süchte mich,« meint-e die kleine Elia. »Weöshalb komm-i Papa nicht?« « »Still, mein Kind! Still! Papa muß oben dleiden.« »So laß uns zu Papa gehen, Ma ina.« »Nein, nein, Papa hat seht teine Zeit.« »Vat- hat seht nimmer Zeit, mit mir zu spielen-. Wann spielt Papa wieder mit mir, Mama?« »Still, mein Kind, stillt« Weine nicht! Papa wird schon wieder mit Dir spielen —- komm’, schlaf’ ein, mein Liedling.« Und »das Kind schlief in dem Mut terarm troh Wogendraus und Stur mesgetös. Die junge Mutter aber beugte sich iiber ihr Töchterchen und weinte leise dor sich hin. Dann legte sie das schlafende Kind in das Bett, sanl auf die Kniee, legte ihre Stirn aws den Rand des Bettes unsd flehte zu Gott um Rettung aus den Schrecken des Meeres. Plöylich fuhr sie empor —- ein lau tes Krachen ertönte — ein furchtbares Stöhnen und Aechzen —- Schreien, Laufen —- Comniandos, Fluchen und Wettern! Das Schiff rollte und stampfte entfehlicht Ellen ward an die Kajiitemvarrd geschleudert, dort traf sie mit der Stirn ge en eine scharfe Ecke, sie blutete, sie iihlte sich einer Ohnmacht nahe; doch sie durfte nicht schwach werden —- ihr Kind — ihr Kind! Bei-end raffte sie sich empor und wankte zur Bettstatt, in dem die kleine Ella friedlich schlummerte — dort brach sie zusammen Ein schwerer, schlürfender Schritt nahte sich der Knjiitenthiir. Dann ward die Thiir langsam geöffnet und der graut Kopf des alten Jahn blickte herein. »Um Entschuldigung Frau Gelu sen, sind Sie noch wach?« »Bei diesem Wetter schlafen? Tretet ein. Jahni Was ist vor-gefallen da Ebens« »O, nir nich, Madam! 's ist nur die Großrnaststange iider Bord geflo gen —'« »Es-reger Gott —·· »Frau Gehlsen, wollen Sie die Kleine da nicht werten? Man kann nicht wissen, was passiren thut —- wir haben da die serv-— Verzeihung, Ma dam! ich meine, da in Lee liegt gerade die Jammers t, ich kenne die schles wig’sche Küste «er, wie meine Tasche — unst- ivenn wir in die Bucht hinein treiben, dann thut man tin-mer gut, sich ans’n Sprung in's Salzwasser vorzubereiten« «Barmherziger himmel! —- Und mein Manns« »Der Capitän steht unt dein Achter deck und wettert über die ver-o- Ver zeihung, Madam! — und schilt über die zerbrochene Stange.« »Ist teine Rettung mehr. Jahn?« »Ich weiß es nicht, Frau Gehlsen. Aber wenn ich Siie wäre, dann ginge ichHu dem Capitiin und sagte: Klaus Gehlsen, sagt’ sich, da unten schläft Dein Kind, und wenn Du das retten willst, dann ist es jetzt die höchste Zeit, daß Du· beidrehst und nicht noch rnit halb geressten Segeln vor dem Nord W gerade aus die Jammerbucht tos ,.Er hört nicht auf mich, Jahn! Jer wißt es ja —- seit jener unglückseligen Stunde —« »Ja, ja, ich weiß, Frau Gehlsen — eö war wohl nicht recht, daß Sie ihm vor-warfen, er habe sein Geld und Gut auf unrechtinäßiae Weise erworben, aber, du lieber Gott, im Zorn spricht derMensch oft ein unüberlegtes Wort.« »Es war schändlich von mir, so zu sprechenl Jch weiß es jetzt. daß er ein Ehrenmann ist durch und durch. Da mals Its-M Mich mein falscher Stolz geblendet—salsche Freundinnen hatten den Samen der Eifersucht, des Miß trauens in mein her-i gesäet und ich glaubte ihnen mehr, als ihm, dem ehr lichen, treuen Mann, der sich in hattet ZU Arbeit sein hab und Gut erworben.«' »Ja, ja, die guten Freundinnen haben schon viel Unglück in der Welt angestsiftet.« « »Ich sehe ihn noch vor mir stehen« als ich ihm das häßliche Wort zu schleuderte, daß er ein Abenteuree sei, der Gott weiß wo und wie sein Geldl gefunden oder —- aestohlem Jahn, er; zward weiß wie die Wand —- erst« sglauhte ich —- er wolle mich schlagen )—— dann athmete er tief auf und dann sprach er: »Du sollst selbst erfahren, wie man auf ehrliche Weise sein Geld verdient. Von jetzt asb wirst Du mich auf allen Reisen begleiten — Du miß traust mir —- nicht eher spreche ich zu Dir wieder ein Wort, bis Du dieses Mißtrauen verloren hast —- bis Du selbst zu mir kommst, um Dein Un recht einzusehen —« »Ja, ja, das sind nun beinahe zwei Jahre! Athen Madam, konnten Sie denn nicht zu ihm gehen?« — «Jch half-B versucht, aber der unse lige Stolz drängte mir das Wort, das mir auf den Lippen schwebte, stets wie der in die Kehle hinab. Wenn er mich ansah mit seinem sinsteren Blick, so verächtlich, so unnahbar-Dahn Jhr wißt ja Alles —- Jhr seid jetzt mein einziger Freund, seit meine Mutter todt ist ——« »J, Madam, wie follt’ ich nicht. ihakk ich doch schon Ihrem Vater selig gedient, als er noch seine fünf Schiffe auf dem Meere hatte. Als kleines Kind hab’ ich Sie schon auf den Ar men getragen.« «Rathet mir, Jahn, was soll ich thun?« »Das ist schwer zu rathen, Madam. Jn ’ner halben Stunde rennen wir mit dem Kliiverbaum in den Sand der Jammerhucht —'« »Mein Gott« mein Gott, hilf Du uns.« Weinend war das sunge Weib am Bette ihres Kindes nieder-gesunken »Frau Gehlsen, wenn Sie zu ihrem Manne gehen wollten, noch is vielleicht Zeit zum Beidrehen «——« « »S! Wlkll Mich Nicht Dosen-Er wlkV wieder so schrecklich bitter und höhnisch lachen, wie damals im KanaL als der dicke Nebel herrschte und ich ihn bat, vor Anker zu gehen, damit wir nicht mit einem anderen Schiff zusammen stießen. »Hast ja tein Vertrauen zu mir,« rief er mir zu. »Hast Furcht, dasz ich das Schiff nicht steuern kann —- aber weißt Du. ein Abenteurer, der Geld verdienen will, musz wenigstens ein fixer Seemann sein« —- und weiter jagten wir durch Nacht und Nebel —« »Un wären bald mit so ’ner smoten den Kaffeerniihle —- «bitte um Ver zeihung, Madam —- mit so’n großen Steamer, mein’ ich, zusammengestoßen —- aber um des Kindes willen würd’ ich’s doch noch 'mal versuchen.« Ein Gedanke schien plötzlich durch die Seele Ellen’s zu schießen. Wie ein Lächeln fast flog es über ihr betiimmertes Antlitz. Sie richtete sich empor und sprach mit festerer Stimme: »Ich will’s noch einmal versuchen,: Jahn, das Vertrauen meines Mannes wieder zu gewinnen, wie ich ihm ja Ilängst von ganzem Herzen vertraue.? sWenn er will, kann er uns sicher auss dieser Gefahr erretten — aber Wortel fhelfen hier nicht, nur eine That. — Jahn, geht wieder nach oben und seht izu, othr den Capitiin bewegen könnt, feinmal herunter zu kommen. Aber sagt beileibe nicht; daß ich ihn zu spre ichen wünschte —- dann lommt er sicher nicht —« »Will’s schon machen, Madam — sun wenn’s zum Schlimmsten kommt, Tdann halten Sie sich nur an den alten Jahn. Jch brina’ Sie und die Kleine wohl noch an Land —« « »Schnell, Jahn —- geht!« — - s « Auf Teck sah es wild und wiist ge nug aus. Die Stanae des Großma .stes war gebrochen und hatte die anze »Tai-lage des Großmastes mit au Deckl gerissen. Die Mannschaft arbeitete xmit wilder Haft, die Taue zu tappen Iund einigermaßen Ordnung in das Gewirr zu bringen« Capitän Klaus xGehlsen stand auf dem Achterdeck und leitete die Arbeiten« während Christian Feddersen das Ruder hielt. Der Nord west war seht noch mehr nach West her-» umgesprungen und mußte das Schiffs gerade auf die Küste zutreibem wennl iman nicht bald einige Segel sehenl i konnte, um das Fahrzeug wieder ma növrirfiihig zu machen. Das wußten die Leute sehr wohl und deshalb arbei teten sie mit wahrer Todesverachtung trotz Sturm und Regen, um die Tale lage wieder llar zu machen, trotz der Finsternis der Nacht und der fortwäh rend iiber Decl spritzenden Sturzseen. Das Schiff trug keinen Fetzen Segel mehr und trieb unaufhaltsam der Küste zu. »Halloh, John,« rief ärgerlich Capt. EGehlsem »Wi) steckst Du? Hier sind »all Hands« zu gebrauchen!« »Um Entschuldigung Capitiin. Jcl gew man mal nach Fru Gehlsen sei en.« i »Zum Henker die Weibsbilderl Greif zu, daß wir wieder einen Fetzen Leinwand da oben hineinbelommen, sonst holt uns Alle in einer halben tStunde der Teufel.« i »Ja, ja, Capitän, dat schall woll so sien. Un um uns olle Burssen mag Idat woll kein Schade nich sten, aberst zde kleine Ella da unten —- da is doch Znoclh en bäten tau jung for den Dü we . —« . Der alte Motrose blickt-e sich, um den jKameraden bei der Arbeit zu helfen, ser konnte nicht sehen, wie das finstere Antlitz dessCapitiins geisterbleich wur de, er hörte nur ein lautes Aechzen hinter sich, als ob Jemand mit gewal tiger Anstrengung einen Schmerzens schrei unterdrückte. i- iis « Capitiin Gehlsen stand einen Au genblick wie betäubt da· Dann wandte er sich an den Steuermann und sagte: »Ich gehe einen Moment hinunter zu meiner Frau —- mir scheint, der Sturm läßt nach. —" »Glau’bs taum, Capitäm —« »Halten Sie gerade in den Wind Fedidersem Wir sind der Küste zu nahe gekommen -——« «Wohl möglich, Capitän —- Sie -wollten ja nicht beidrehen —« »Zum Henler mit Ihrem Beidrehen! Dazu ist’s noch immer Zeit — ich len ne mein Schiff —« »Seht wohl, Capitän!« — Caspitän Gehlsen stand lauschend an der Tshiir seiner Kajiite. Ein Lichtstrahl schimmerte durch eine Spalte, aber lein Laut von drinnen war zu vernehmen. Leise öffnete Gehlsen die Thür. Die Lampe schwankte wir toll an der Decke, einige Stuhle waren umgeworfen von sder Gewalt des Sturmes, der das Schiff hin- und herschleusderte, asber von El len und dem Kinde war nichts zu se zhen. Dem ftarlen trotzig-In Manne bebte das Herz. Er trat rasch ein-dann blieb er plötzlich ftehen und schlug auf stöhnend »die Hände vor das Antlitz. Eine Weile stand er so da, dann trat er an idas Lager heran, auf dem fein Weib und fein Kind in sanftem Schlummer ruhten. Jsm leichten Rachtgewande lag sie da, das kleine Töchterchen im Arm. Das Kind schlief sanft und süß; Ellen dagegen schien lebhaft zu träumen, ihre Brust hob und fenlte ssich stürmisch, ihre Wangen waren fieberhaft getöthet u. ihre langen Wimpern zuckten, wie wenn die Schlafende imTraume wein te. Und jetzt — wahrhaftig! —— da rann langsam eine Thräne über die Wange hinab und fiel nieder auf die Stirn des Kindes! Capitän Gehlfen lam sich Vor wie ein Ver«brecher. Wie war es mög lich, bei solchem Unwetter fo ruhig u. friedlich zu schlafen? Wie konnte sein Weib hier so ftill unld ruhig aushar ren, während droben im wilden Trotz und Hohn das Schiff dem Verderben entgegen jagte? War er wahnsinnig gewesen? Wollte er an Weib und Kind zum Mörder werden? O, sie mußte ihm doch vertrauen, da sie jetzt; so ruhig wie das Kind in ihrem Mut-( teraem schlummern konnte! Stöh-; nensd sank er vor dem Bette auf die Knie nieder, ergriff die herabhängende bleiche band seines Weibes und preßte sie an seine Lippen. O, swie er sie liebte —- fie und fein Kind! "Plötzlich fühlte er die kleine weiche Haan in der feinen zucken — er sprang Ellen» — gen auf, wie aus tiefem Schlaf erwa chend und —- o, wie es ihn freudig, be glückend durchbebte — lächelte ihn sanft an. z «Ellen!« — »Ach, Du bist es KhauM —- Jch träumte soeben von Dir unsd dem Kinde. —« « ,,Ellen,’wir sind verloren-! Jn wenig Minuten zerschellt das Schiff an lder Küste. —« Ein leichtes Beben ging durch Körper des jungen Weibes, auf einen« Augenblick schlossen sich ihre Augen, doch dann sah sie ihn wieder freundlich lächelnd an, reich-te ihm tdie hand und sprach leise: »Du wirft uns schon retten, Du wirst Dein Weib und Dein- Kind nicht umkommen lassen. ——« »Ellen, Ellen! O, mein Gott, was hab’ ich gethan!« , - . si- ng st- « Der starke Mann war auf die Knie niedergesunken und verhüllte auf schluchzend sein Antlitz mit beiden Händen. Da legten sich leise u. sanft zwei warme, weiche Arme usm seinen Nacken, eine weiche, thränenfeuchie Wange schmiegte sich an die seinige u. eine leise zittern-de Stimme fliisterte: »Ich vertraue Dir, lieb-er Mann, Dei ne Hand wird uns retten.« Er umschlang sein Weib mit wilder Leidenschaft und eine Weile ruhte sie eng umschlossen in seinen Arm-en. Draußen über ihnen, um sie todte der Sturm, tosten und brüllten die Wel len, ächzte und stöhnte das Schiff, er zitterte bis in die tiefsten Fugen, als sollte es im nächsten Augenblick aus einanderbersten, aber ein feliges Gliicksgefühl durch-beim »das Herz El len’"g, sie hatte die Liebe ihres Gatten wiedergefunden, weil sie ihm vertraut ·n »der Stunde der höchsten Noth. Jetzt ließ er sie los und sprang rasch empor. Ein muthiger, freudi ger Strahl erglänzte in seinen Augen —- er war wieder der alt-e fröhliche Seemann, der seh-on hundert und aber hundert Stürme durchwettertt »Ich danke Dir, Ellen!« rief er. »Ich danke Dir, Du hast mich dem Le ben wieder gegeben! Jch rette Euch oder —- ich — sterbe mit Euch-« Er stürmte zur Thiir hinaus auf das Deck. Jn demselben Augenblick wachte die kleine Ella auf und sing an zu weinen-. ;,,Mama, Mama, wo ist Papa?« : »Still, still, mein Kind —- morgen .spielt Papa wieder mit Dir!« ’ Und felige Freude im Herzen schloß sie weinend und lachend ihr Kind in die Arme. — »Capitän, die Takelage ist wieder klar, ich glaube, wir könnten, versu chen, ein Segel zu setzen — der Wind ist wieder etwas nach Norden umge sprungen — man hört aber schon die Brandung in Lee —« »Der mit sdem Ruder! -——- Lassen Sie alle Segel setzen, die brauch-bar sind. Wir miisfsen jetzt Segel pressen, um ovn dem Legerwall los-zukom men." ,,Wenn’s nur was hilft —« ,,Kein Wort mehr — thun Sie, was ich besehle —« . · »Seht wohl, Capitän!———« T Klaus Gehlsen packte mit gewalti gem Griff das Ruder unsd drehte das Schiff gerade in den Wind. Unter furchtbarem Schlagen wurden alle Se gel, welche das Schiff führen konnte, aufgegeit; von dem gewaltigen Druck des Windes erbebte das Schiff bis in ldie tiefste Fuge, es war, als sollte die gegen den Bug anstitrmenide See das Fahrzeug verschlingen, jetzt hob sich thurmhoch die Woge über »das Schiff — mit gewaltigem Brausen stürzte die See über Deck, Alles was nicht mit Tauen unsd Ketten befestigt war, über Bord schleuderndz die Regeling mitt schiffs ward fort-gerissen, die Seiten boote an den Davids zerschmettert — die Balken —— die Planken — die Ma sten stöhnten und ächzten—die Mann schasten wurden niedergerissen — ge gen sdie Bordwand geschleudert — fest llammerten sie sich an die Planken, an die Rippen oder die Taue —- ein jeder glaubte, das letzte Stündlein sei ge kommen — aufrecht allein stand Klaus Gehlsen am· Ruder —- furchtlos und fest —- mit Bärentatzen das Ruder hal tend und ·das Schiff an den Wind zwingend. Und das brave Schiff ge horchte, ächzend und stöhnend zwar, wieder dem Ruder und flog am Win de dahin, sich von ider gefährlichen Brandutigtu rasch entfernen-diI Das Schiff swar gerettet —- die Mannschaft sprang empor — ein shurra herschallte, das selbst das To ben des Sturmes ü’bertönte.