Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 17, 1896, Page 7, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ——
Ist-as von Tieran Lohn
Fortseuuna und Schluß.
«D»och nicht so gran, var-. ne nicht
Dergeben werden tönntel Kon oben,
Rameraty laß mich einmal für Dich
« ss eintreten, Dein Fürsprecher werden.I
ch bin gerade auf dem Wege zum
astor Sehffarth, da will ich einmal
einettvegen ein crnstes Wort mit ihm
sprechen. Wir haben ja lik- manchen
F tolltühnen Streich in unsers-c Ju end
7 gemeinsam ausgeführt und »ein ode
tiihn in’s Antlitz gesehen, sollten wir
jetzt verzagen und tleinmiithi wer
den, weil ein Weib uns verächtlich an
« esehen hat? Nein. Muth, alter Ge
« fett, es muß besser werdrn mit mir und
mit Dir. Die Achtung, die sie uns
» versagen, wollen wir wieder zu errin
» gen suchen, das ist die beste Sühne
jiir unsere Schuld-"
Mit groszen Augen bli «:e der Päch
ter ihn an. Jhni zog U durch den
» nn. daß man ja auch vors dem Ba
sa- yon sage, er wolle sub Don seiner
- Frau scheiden lassen. Daran hatte er
noch gar nicht gedacht. Dier sein vor
» nehmer Jugendaenosse nnd Wohlthw
ter das gleiche Lang mit ihm theile.
hob ihn in den eigenen Augen, aab
ihm den verlorenen Muth, Das Selbst
- kbertrauen wieder, und seine Hand
fest in die daraereichte Wolf-»- legend,
sagte er mit aufleuchtendem Blicke:
, »Ja, das wollen wir, Herr Ba
ron2«·
Und auch Wolf hatte, während er
dem alten Spieltnmeraden gut zure
bete. sich selbst in etwas von dem
» Druck befreit, der ans seiner Seele so
lange gelastet. Wie eine Offenba
rung war es über ihn gekommen:
Die verlorene Achtung sich wieder
zu gewinnen, das was die einzig
mögliche Sühne sin die begangene
Schulip
Pastor Seyssarth war nicht wenig
erstaunt. als er den Wagen Wolfe
Jdor seiner Thiir halten sah. Doch
Empfing er den Baron mit zuvortow
mender Höflichkeit und nöthigte ihn
»in sein Arbeitgzimmey wohin die vor
ssorgliche Haussrau sosort einen Jms
Pilz sandte.
Wolf fühlte sich erleichtert, daß er
nicht gleich mit der eigenen Sache, son
dern zuerst mit der des Ingrimm-ne
«raden vortomnten konnte. Das gab
ihm mehr Ruhe und machte i-ilzm
die Anknüpfung leichter. Mit be
weglichen Worten schilderte er dem
Pastor des Mannes Neue und Ver-«
Hweislung
p- « »Ich habe ibrn so viel als möglich
sk« , Miuth eingesprochen«. schloß er, »aber
« Ltin zerstörtes Leben würde es doch
immer silr den Aermsten bleiben,
· »wenn seine Frau aus ihrem Troge be
’harrte.«
»Da haben Sie recht," entgegnete
·der Pastet, mit seinem tlaren« tlugen
Auge das Wolfe suchend.
»Ich rathe immer zur Versöhnung,
wenn ich es nur irgend mit meinem
sGewissen vereinbaren tann. Und
»auch in diesem Falle habe ich es schon
ethan, wenn auch die Schuld des
armes gegen seine Frau groiz ist
) und sie wohl ein Recht hat, ihm zu
-ziirnen. Wenn Sie aber sagen. here
Baron, daß Jrnstedt so aufrichtig und
lief bereut, so dars man wohl auch
hoffen, daß er sich wirtlich bessern und
tünstighin seiner Frau treu bleiben
werde-«
»Dovon drn ich til-erzeugt, Herr
’ Paiton denn er liebt seine Frau und
sei-lag mehr einer Verirrung der Sinne ;
cis des Herzens-« H
»Ja, wenn es mir gelange, das ar
·rne Weib von dieser Liebe zu überzeu
gen, an die sie den Glauben verloren
hatt Bis jetzt war sie noch jedem
Versöhnunqsversucli gegen-ji cr ziem
lich unnahbar Aber icti Ihr jeden
falls non) einmal mit H- sprechen
p, und linin n it dem V: iiianb der Ei
- MAY die der Virsölnnma nicht obge
; neigt sind daß es mir doch noch ge
iinaen wird» sie zum Radigeben zu
bewegen Jtur Geduld ums-, der
Mann haben und nicht sogleich die
Iiinte irre ttnrn werfen wollen und
davon gedenk«
»Das fante ich ihm auch, und er hat
mir das Versprechen gegeben, Nichte
zu übereile-U
Der Pastor hatte Wolf eine Eigarre
gereicht und betrachtete itni nun nach
denklich, als er sie aiiziindete und, in
Schweigen versiutend, den Rouchiools
ten nacht-linke
« ch darf wohl annehmen, Herr
Baron«, begann er wieder, »daß Sie
nicht allein des Jmitedt wegen zu nur
gekommen sind.«
»Sie hgtien recht gerathen, Herr
Postorf entgegnete Wolf nun, sich
gerade ausrichtend in ernster Haltung:
Der einene traurige Conflitt, in
dem ich mich befinde, führt mich her,
Und die stille Hoffnung, durch mein
sitniiches Aus-sprechen mit Ihnen
etwas tveniaitens das Dunkel der
Zukunft zu lichten. Es bedrückt mich
,- wie Sie denten können dnfz Jlsef
- et zögerte ein wenig, als er ihren Na
M aussprach, »sich so standhaft wei
Mcmsunedrnew was von meiner
f « doch nur die Erfüllung einer
Ha ein«
—- uch ich bedanke das lebhaft,«
i stimmte der Paste- iu.« Glauben
f . Sie mie, here arm« ied be das
« Meiste- gskbsm tie- m sit
Im meisten selber s den Ent
Oiuse aber-bringen tie er
s:
mitt, es set tht unmogttch, und Sie
wissen, herr Baron, mit Empfindun
gen läßt sich nicht rechten-«
Wolf seufzte tief auf:
»Es ist grausam von ihr,' mur
mette er, »mich so doppelt in’s Un
recht zu sehen.«
Der Paitor zuckte bedauernd die
Achseln:
»Als ich damals vor nun einem
Jahre Jhre Ehe einfegnete," bemerkte
er, ,,hoffte ich freilich, daß Alles an
ders kommen würde.«
»Daß es aber so gekommen, ist
doch nicht ganz allein meine Schuld.
Jlfe hat zu rasch den Stab über mich
gebrochen.«
»Das ebe ich zu. Auch habe ich
ihr Vorsellungen darüber gemacht.
Aber die heftige Aufregung, in die sie
durch die Verhältnisse gerathen ist,
entschuldigt ihr vorschnelles Handeln.
Und ich konnte nicht anders als ihr
Ruh geben, daß Sie unter den ob
waltenden Umständen von einer Ehe
mit ihr hätten absehen tniissen.«
»Ja, ja,« niclte Wolf trübe, »meine
Heirath war eben der letzte Streich
des tollen Wolf, den er nun schwer
genug büßen muß.«
»Ein frivoler Streich, Herr Ba
ron — verzeihen Sie meine Offenheit
--—- wenn Sie sich nicht fest dabei vor
genommen hatten, wie es auch kom
men möge, die Folgen zu tragen undl
sich Mühe zu geben, das Herz der
Frau zu gewinnen, die Ihnen mit so
viel Hingabe und so freudig ihr Le
ben widmete!« »
»Und wer sagt Ihnen, daß ich das l
nicht gethan habe?« I
Der Pastor sah ihn betroffen an:j
»Wer mir das sagte? Wer anders »
als Jlse Sie haben sie stets mit
tühler Gleichgiltigteit behandelt- sie
stets fühlen lassen, daß sie Jhnen
nichts als die Pslegerin sei gegen die;
Sie nur Rücksichten dankbarer Hist-;
lichteit hätten.«
»Ja, lieber Herr Pastor, darin mö
gen Sie recht berichtet sein. Es liegt
wohl in der menschlichen Schwäche,
daß man oft erst dann ein Gut ganz
zu würdigen weiß, wenn man es ver
loren hat-«
»Wie, Herr Baron, und das wäre
bei Ihnen der Fall? Jch bitte, sagen
Sie die volle Wahrheit. Jch glaubte, (
und Jlse glaubt es auch, Sie wünsch- ;
ten eine Scheidung, um sich jetzt, da;
Sie wieder gesund sind, ganz nach?
JJhrem Herzen zu vermählen?«
»Ich will ofsen sein, Herr Posten
Ja, vielleicht hegte ich einen Augen
Iblict diesen Wunsch. Jch sah das
Mädchen wieder, das ich leidenschaft
jlich geliebt, das ich mit heißem Ver
langen begehrt hatte, sah sie uner
wartet wieder, stei, und lass in ihrem
Auge oder laubte doch, Sag gleiche
fErnpsindenn in ihm zu lesen Und sie
. betannte mir dann auch ossen, daß sie
gewußt habe, ich sei in Korsu daß sie
um meinetwillen hingekommen sei.«
Der Pastor schüttelte den Knps
s »Trotzdem sie Sie derheirathet
wußte!«
,.Lieber Herr Panor, Sie sind ein
Diener der Kirche und haben sich seit»
Jugend auf geübt, Jhre Leidenschaf-s
ten zu beherrschen, daher werden Sie(
mir auf dieses Gebiet schwer folgen«
nicht begreifen können, wie man sich
von dem Sturm seiner Gefühle fort
reiszen lassen, die Schranken über
sehen kann, die Ehre und Besonnen
heit zwischen unseren Wünschen. und
ihrer Erfüllung auseichtm Jch sah
ein mir verwandtes Wesen in Ade
line und ein Rausch übertam mich,
der mich momentan Alles vergessen
ließ. Was dann folgte, das Alles
werden Sie aus Jlsena Munde besser
wissen, nlg ich es Jhnen erzählen
tann. Genug, sie ging, verließ mich
trotz aller Bitten, aller Widerrede—«—«
»Auch sie, die besonnene Frau,«
fiel der Pastor ein, »lies-, steh von dem
Sturm ihrer Gesiihle fortreiszen
Wenn auch unbewußt, gab sie der
aufsteigenden Eifersucht Gewalt über«
sich. Denn sie liebt Sie, Herr Ba
ron. Dach warum sage ich dag? Sie
wissen es ja selbst am besten-«
»Sie liebte mich, ja, und das-, ich
das weiß und mir bewußt geworden
bin, was ich besessen, daß ich einen
Diamant siir einen Kiesel hingegeben
habe, das ist meine hätteste Strafe.
Sagen Sie das Jlfe, sagen Sie ihr,
daß ich auch noch· ehe die schöne Ame
ritaiierin iich mir in ihrer ganzen
ungeschminkten Selbstsucht undOberi
flächlichieit offenbart«e, ihren vollen
Werth ertannt, mich nach ihr gesehnt,
sie zurückgewiinscht habe, leider« zu
spät! Sie wendet sich von mir und
will mir grausam selbst das Gefühl
rauben, auch nur noch äußerlich mit
ihr in Zusammenhang zu bleiben.
Sogar meine Pflichten gegen sie will
sie mir nicht erlauben zu erfüllen, und
nach dieser Richtung hin, Herr Pastor
möchte ich Sie um Ihre Vermittlung
bitten. Mag sie es genug sein lassen
an der Strafe. die ich durch ihren
Verlust erleide; so tief in meinerEhre
mich niederdriieten, daß sie nicht ein
mal das elende Geld, das elende Geld,
das ich ihr schulde, annehmen will,
das geht zu weit!'«
»Ja, beim Himmel, das sagte ich
ihr auch,« riet der Pastor erregt.
«Doch noch eine Frage, Herr Baron.
Sie haben Miß Graharn in Rom.
wieder getroffen, so erzählte man
hier, so hat et auch Jlse gehört.«
«Ja, g traf sie dort wiedee,« ent
gegiete olf bitter, .um den Priiltx
In arieu ihrer Verlobung rnit dem
ruistjeheu Ilirsten Paradin beizuwohs
III.
«
»Wie, Misz Graham hat steh rnn
einem Anderen verlobt?« rief der Pa
stor, erregt von seinem Sihe empor
schnellend und streckte dem Baron
beide Hände entgegen, »r) dann, dann
lann noch Alles gut werden!«
»O, Herr Pastor,Sie hoffen noch?«
»Daß Jlse Jhnen verzeihtt Wie
sollte sie, wie könnte sie anders ihrer
Natur nach, wenn sie ersährt,«was ich
erfahren habe, daß Sie sie lieben,
wirklich lieben, herr Baron.«
Und er blieb stehen und sah noch
mals mit ernstem Prüsen in Wolfö
Auaen.
»Ob ich sie liebe, Herr Pastort
Wenn auch nicht mit der heißen Lei
denschaft,·mit dem wilden Begehren,
das Adelinens sinnverwirrendeSchön
heit in mir erregte; aber mit der besse
ren, dauernden, stillen Liebe, die aus
der Ertenntnisz des Werthes beruht,
die langsam erwächst, um sür alle
Zeit zu dauern.«
»Wenn es so steht, Herr Baron,«
cief der Pastor freudig, »dann mahne
ich nicht, wie vorhin in dem Falle
Jiiistedt’s, zur Geduld, nein, ich sage,
die Versöhnung muß gleich ins
Werk gesetzt werden. O, Sie wissen
ja nicht, was Jhre arme Frau zu lei
den hat, welche heroische Standhaf
tiateit dazu gehört, in ihrer Lage
miszuharren mit dem immer gleichen
Stolz, der immer gleichen FestiesleiL
täglich und stündlich umschwirrt von
Bitten und Vortviirfen einer Mutter,
die sie nicht versteht, nicht verstehen
tann, und die sich durch die vornehme
Uclllllllgsclcl lchk Locksch Decku
triichtigt wähnt und Alles daran setzt,
sie zur Vernunft zu belehren, wie sie
sagt, das heißt zur möglichsten betu
niären Ausnutzung ihrer Lage Jhnen
gegenüber-. O, es ist haarsträubend,
es nur anzusehen, und teine Hilfe,
keinen Ausweg zu wissen! Aber jetzt
ist dieser Ausweg gefunden, und ich
eile, Jlse herzuholen!«
»Nicht so, verehrier Herr. Sie zu
mir? Nimmermehrt Der Schuldige
muß den ersten Schritt thun, das
darf ich mir nicht erlassen. Gehen
wir zusammen zu ihr, Herr Pastor.«
»Wie, und Sie wollten in Frau
von Bellin’s Gegenwart ——«
»Auch das lege ich mir zur Buße
aus. Wie leicht wiegt diese tleine
Demüthigung gegen das, was ich mir
von Jlse erslehen will: Sie selbst,
ihr edles schönes Selbst als mein Ei
genthum in Zeit und Ewigkeit!«
Der Pastor widersprach nicht mehr,
und bald eilten die beiden Herren
schweigend mit raschen Schritten dem
wohlbekannten Wege der Billa von
Frau v. Bellin zu.
si- - ·
Georg hatte seines Gebieters Ab
wesenheit auch zu einem Ausslug be
nutzt, zu dem er sich seines Herrn Er
laubniß noch vor dessen Absahrt ein
geholt hatte. Es galt fiir ihn, einen
lange vorher gefaßten Plan auszu
führen. Versuchen wollte er es wes
nigstens. seinen jungen Gebieter, für
dessen Wohl zu sorgen, so lange er
lebe, wie er in des alten verstorbenen
Herrn Hand gelobt hatte, davon zu
rückzuhalten, sein eigenes Glück und
seinen Frieden siir immer zu zerstö
ren. Nah nie hatte der treue Alte
siir ein weibliches Wesen, selbst nicht
sjir Wolfe Mutter, eine so zärtliche
hingebende Verehrung gefaßt, wie siir
Jlse. Sie schien ihm der Inbegriff
aller Tugend, die Güte und Milde
selbst, gerade geschaffen siir ein so un
ruhiges Herz und heißes Blut, wie
das seines jungen Herrn, ein friedli
cher-, häusliches Glück zu begründen
Wie ost hatte er unterwegs im frem
den Lande davon geträumt, wie Alles
in Gattergberg nun so anders, so ge
ordnet und freundlich werden wiirve,
wenn dort erst eine weibliche Hand in
dein lange verwaisten Schlosse wal
tete.
Und nun sollte das-;- Jllltxsszs wieder
zerstört, Alles in Nicht-h Dersunlcn
sein? Damit lonntc ukxd wollte er
sich nicht beruhigen. Tini-, die Ame
ritnnerin wohl der eigentliche litruxid
der Trennung der beiden Fhentttien
newesen, del-Z hatte der sttitituc Utttt
gleich gemerkt Und sich vorgenonnizetk
so viel an ihm tout-, dazu M thun,
nm die Pläne der schönen Fremden
zu durchlreuzen Und nun toartsllleg
seist ohne seine Zuthun so getommen,
toie er egaehosst hatte; Jlse aber blieb
dennoch sern. Man sprach von
Scheidung, und Wols’ks verdiisterte
Miene, sein unrnhigeg Wesen tiins
diqte ihm an, dasz dieses Gerede ans
Wahrheit beruhe. Warum aber das?
Jetzt hatte ja Jlse keinen Grund
mehr, ihrem Gemahl zu zürnen, nnd
litt-org tonnte steh ihr Verhalten daher
nur dadurch ettlären, dass sie von
dem Bruche des Baron-Z mit der Ame
ritnnerin noch nichts wisse. Der Va
ton natürlich toiirde zu stolz sein, sie
davon zu nnterrichtenz dazu kannte
er ihn genug, und er würde aneh
schwerlich das erste Wort zur Versöh
nung sprechen. Aber sie, die liebe
priädine Vatonin, wenn er, der alte
Morg, ihr das Alles sagte nnd auss
einandersetzte, dann würde sie doch
vielleicht Hand über’s Herz legen nnd
Alle-S verzeihen und vergessen, auch
ohne dass der Baron sie darum bäte.
Als Wolf am Morgen den Wagen
bestellt und ihm seinen Entschluß,
zum Pastor Seyssarth zu fahren,
mitgetheilt hatte, war er ties er
schrocken gewesen; denn er dachte nicht
anders, als daß dort dle Scheidung
beantragt werden sollte. So ent
chlo er steh denn rasch nnd beredete
ol ou der Fahrt ttdee den Vachtbof
»
Jmstedts, um aus orrerterem Wege
nach Hertheim zu Jlse und ihm zu
vorzukommen.
Frau v. Bellin saß mit Jlse und
Brutm, der zum Besuche für einige
Stunden aus der Residenz herüberge
kommen war, auf der Veranda beim
Kasseetisch und horchte aus des Soh
nes Mittheilungen über die bevorste
hende Ernennung Axels zum Bot
schastgrath in Konstantinopel und
dessen Verlobung mit des Grafen ein
ziger Tochter.
» »Ein Glücks-Pilz ist dieser Wenze
len!« rief Bruno. ,,Alles schlägt für
iihn zum Guten aus, selbst das Duell.
»Und nun fürchtete man gar noch,
werde sich verplempern und mit seiner
Cousine, der hübschen Malerin, her
einfallen; aber ich sagte gleich, dazu
wäre er viel zu klug, die hätte er ja
schon lange haben können, wenn et
sie gewollt —-«
,,Ja,« mischte sich nun Frau v.
Bellin mit einem antlagenden Sei
tenblict aus ihre Tochter ein, »Gott
sei gedankt gibt es noch nicht viel so
idealistische Narren, die, wie meine
Frau Tochter hier, das Geld meinen
verachten zu tönnen.«
»Ich verachte es ja nicht, liebe
Mutter,« entgegnete Jlse mit der von
ihr jetzt immer geübten stillen Erge
bung, »sondern betrachte es nur nicht
als Hauptsache im Leben und begnüge
mich lieber mit Wenigem, wenn die
Ehre das von mir fordert.«
,,Ho ho," lachte Bruno aus« »Du
scheinst einen ganz besonderm Be
griff von Frauenehre zu haben,
Schwesterlein. Jch denke, Eure Ehre
liegt in Eurer Tugend. Geld, das
Du annimmst, weil Du es fordern
kannst, vermag sie nicht zu beflecken.«
»Die Begriffe darüber sind ver
schieden, Brunn, ich lasse Dir die Dei
nen, lasse Du mir die meinen.«
Frau v. Bellin zuckte die Achseln.
»Ja, mit ihr ist nichts anzufangen.
Erzähle lieber noch von der kleinen
Elly.« Daß das unbedeutende Ding
noch einen Mann, und einen ganz an
sehnlichen bekommen hat« setzt mich
wirklich in Erstaunen.«
Bruno lachte:
»Ja, der Geschmack ist verschieden!
ich hätte sie mir auch nie erwählt.
Aber was soll ich da erzählen? Sie
haben sich verlobi und werden bald
Hochzeit feiern; der alltägliche Lan
der Dinge.«
»Und gehen nach Porto Allegre:
Na, für die Geheimräthin ist das auch
eine bittere Nuß,« meinte Frau v.
Bellin mit stiller Befriedigung, da sie
der Geheimräthin im Jnnern das
Glück, einen angenehmen Schwieger
sohn gefunden zu haben, neidete.
Jetzt wurde Georg’s etwas ge
beugte Gestalt in der kostbaren Livree
der Wenzelen vor der Gartenthiir
sichtbar. Jlse fchnellte empor. Eine
plötzliche Furcht iiberfiel sie: Wenn
Wolf wieder trant geworden wäre!
Denn sonst läine Georg wohl nicht
hierher; und sie fern von ihm, die
doch allein niit feiner Natur Bescheid
wußte!
Mutter und Bruder, die sich gleich
falls erhoben hatten und neugierig
hinaus schauten, mit einem Blicke
bittend, sie allein gehen zu lassen,
eilte sie dem Alten betlommen entge
nen.
»Was ist »r,-:schehen, Georg, was
bringen Sie"?«
Der alte Mann, dem das Steigen
schon schwer wurde, fant erschöpft auf
eine Bank.
»Nichts, gnädigste Frau Baronin,
nichts Schliinmeg, nur daß ich Sie
einmal unter vier Augen sprechen
wollte-«
»Im Auftrage des Varons?«
»Nein, gnädtge Frau Baronin, der
Herr Baron weisr nichts davon, daß
ich hergefahren bin, doch ich konnte
nicht andere-, ich mußte Ihnen sagen,
was mir ans dein Herzen liegt.«
Jlse hatte sich wieder völlig gefaßt.
- »Was denn, Georg; haben Sie
Herren besonderen Wunsch, den ich
sskkmen in sxrsiillen vermag«
" ,,««liut den einen, gnädigste Frau
.’-.:ironi:«, dis. Sie meinen Herrn nicht
j—«-rlai«sei-, ssindern zu ilnn zurückkeh
i Dabei sank Der Alte tief erschüt
itert in die trniee nnd tiisite flehend
die Hand Jlse5. Diese sah sich cr
schroclen nm. tfin Glück, das; die
hBank hinter Buschwerk versteckt war
liin Von der Veranda ans-. nicht be
i
i
.-!«arbtet werden konnte -
,,(Stnter, treuer Georg«, erwiderte
site tiefbewegt, ,,1:i-:t;t an mir liegt eg,s
Zinsi ich nicht zurückkehren kann und«
Darf.«
« ,,Liielleicht, weil die Frau Baronin
zzlriulictn daf; der Herr Baron eine
Andere heirathen will; acer dem ist
ja nicht so. Es ist Alles aus mit der
«.s«l;rieritaneriri; war schon .in Rom
aus-, und sie hat sich mit einein Russen
verlobt.«
Jlse wechselte jede Farbe.
»Sie täuschen mich nicht, Georg?"
»Wie sollte ich, Frau Baronin, bei
einer so heiligen Sache?«
Jlse seufzte aus:
»Wenn auch, guter Georg; de
Baron liebt mich nicht, und ohne
Liebe an seiner Seite zu leben, das
reicht über meine Kraft.«
»Du inst, er liebt Dich doch,«' ek
scholl da eine Stimme an ihr Ohr,
bei deren Klang ihr anzer Körper
erbebte. »Du Edle, ute, er liebt
Dich und gelobt Dit,,Deiner würdig
zu werden«
Zwei Arme umschlangen sie, zwei.
ach so beißaeliebte Augen« schauten
i
—
bittend in die Ihren. War es Traum,
war es Wirklichkeit?«
»Wols, — es ist nicht möglich!
Du, Du?«
»Ich bitte demüthig, meine Hei
lige, mir zu vergeben.« ·
Georg hatte aus einen Wink dest«
Pastors sich zuriickgezogen und schritt:
jetzt, mit Thränen der Rührung in
den alten Augen, neben ihm den Gar
tenweg hinaus.
»Wenn Sie das erwirtt haben,
Herr Pastor, so segne Sie Gott, Sie
haben meinem Herrn mehr gerettet
als das Leben, seiner Seele Selig
teit.«
,,Still, Georg, still! Sein gutes
Herz hat es gethan. Hoffen wir das
Beste.« -
Frau von Bellin und ihr Sohn
waren nicht wenig überrascht, als
wenige Minuten daraus der Baron
mit Jlse am Arm, vom Pastor und
Georg gefolgt, zu ihnen in die
Veranda traten.
»Ich komme, um mir meine Frau
heimzuholen,« sagte der Baron, sich
mit ritterlichem Anstand über die vor
Erregung leicht zitternde Hand der
Dame neigend, »und Ihnen Dank für
die Gastfreundschaft zu sagen, die
Sie ihr länger freilich, als es mir
lieb war, gewährt haben.«
Frau von Bellin, die sonst um
Worte nie verlegen war, fand plötz
lich kein einziges, so betroffen war
sie.
»Wie Jlse,« stammelte sie endlich,
sich zu der Tochter wendend, »Du
willst wirklich —«
»Meines Gemahl-Z Güte anneh
men, ja, liebe Mama.«
»Und heute noch?«
Wolf hatte Georg einen Wink gege
ben, der sich eiligst mit vor Freude
hochgcröthetem Antlitz entfernte.
»Ja, heute noch, verehrte Frau
Schwiegermutter,« antwortete Wolf
statt seiner Frau, »der Wagen wird
gleich hier sein.«
»Aber Deine Sachen, Du hast
nichts gepackt.«
»Das wird Alles die Jungfer be
sorgen, ich schicke sie morgen.« Und
sich zu Jlse neigend, fügte er leise und
zärtlich hinzu: »Das Beste führst
I«
Du ja mit Dir, Dein goldenes Herz.
III It- II
Einige Tage darauf wurde in
Schloß Gattersberg zum ersten Male
nach langer, langer Zeit ein frohes
Fest gefeiert, zu dem nicht allein
Mutter und Bruder der Hausfrau,
sondern auch die Pfarrersfamilie aus
Hertheim anwesend waren.
Die Fenster des stolzen Herrensitzes
strahlten heiter in das Dunkel, der
Himmel wölbte sich in tiefem Blau
darüber, als die Nacht mit ihrem
Sternenheere heran-zog Friede,
Freude, wohin das Auge schaute, und
Frühling in den Herzen
Es erhöhte nicht wenig die Weihe
des Tages, daß der Pastor dem
Hausherrn die gute Nachricht brachte,
auch auf dem Hofe beim Pächter
Jmstedt werde heute Versöhnung ge
feiert.
,,Alles Dein Wert « sagte Wolf,
seiner Gattin liebevoll in die Augen
blickend. »Was ein gutes Weib aus
uns bösen Männern doch machen
tann.«
Ja « nickte der Pastor, »an
denJiLJrauen ruht unsere Zukunft, und
»so lange sie sich noch in Sitte und
«Tugend hält, steht s mit unserer Zeit
noch nicht zu schlecht GoetheI SWort
behält auch heute noch feine Giltig
teit: »Das ewig Weibliche zieht uns
hinauf-«
(E n d e.)
— Unhevachi. Onkel (init sei
nem Neffen die Stadt anseheno):
»Abe« das stijdtische Leilihaus hast
Du auch schon etwas hierliergebracht?«
—---- »Um denkst Dn liin, Onkel . .. höch
stens ehan znri.ickgel)olt!«
—— Jininer geistreich. Dame
lauf einein Ball): »Ach, Herr Lienies
inmit, Sie haben siin bei inir cin einer
JNJDel gerissen!« —- Lieutennnt: »Und
i kirres Fräulein, leine llkose oi)ne Dor
s nen!«
T O oh! Hangizerr (·3u einem
Ungebunden, Ver niir Besinne-n einen
Teller Essen verspeist nnd sich herzlich
dafiir bedanitjt Blinken Eise mir nicht,
i;l) danke Ihnen, oasz Sie edeliniiiiiig
Das-J Don meiner Frau ziiderieitcie Essen
wirklich gegessen habe-n!
-—-- Zloeibentiq. Assessor:
»Ne:ilich war ich in Der Stadt, wo ich
alH Student ein slotteg Leben nefiihrt
habe. Die Stadt erschien inir sehr ver
äiioert.« -——- aniörert »Das kann ich
mir denken, Sie sind eben inzwischen
niiilktern geivoroeii!«
—- Eine nnnoble Woh
nun g. A: »Warum habt Ihr nie
Wohnung nicht qenoninicin die ich eine-n
eknpsohlen?« Prog: ,,««Ukeine Frau
hat niiijt gewollt! Die Wohnung ist
neben der Oper uns on könnte sie nicht
hinfahren in. der Eqnipage!«
— Schneidig. Herr: »Nun,
Herr Lientenank — Alpen glücklich
durchkletieri —- nsiemals abgestürzkk"
Lieutenasnk »Nein, wenn schon mal
abstürze —- »dasn-n nsut vorn Hinta
laja«.
— Einseitig. A. (in einer
sehr heruntergelommenen»Wirkhschaft):
Diese Wirthschast hätten Sie vor drei
Jahren sehen sollen. Die Preise wa
ren zwar hoch, lieber alles pitfein und
eine vorjjlgliche Bei-pflegte . B.: Ja
—- iest st aber alles total weiterge
Iomm, nur die Preise nichts
MAX ADLBIL «
Advokat u. Notar
808 südl. 16. Sie-, Oumhty Yes
P. O. Vor 182.
ssluslnnft nnd Rath in Rechtsangelegens
heitern sowie Einnehung von Forderungen
nnd Erbfchatten in Deutschland, Oesterketch
Ungarn nnd der Schweiz. lGeschäftsvetbins
bang s-«t tüchtigen nnd verläßlichen Ade-aka
tet und Tatar-en in genannten Ländern, Io
Ivi. mit oen Ver-. Staaten Consulaten da
-selbi«.
sOssitielle Liste vermißter
i E r b e n.
! Folgende Pers-wem welchen Ctbrechte zu
«ftehen, nnd von neuen angenommen wird,
daß sie sich in de· Wes-; Staaten aufhalten
.(eventnell die gesetzlichen Erben nnd Rechts
nachfolger tm Falle des Ablebens der nachge
nannten lsrbbeiechtigksty wollen sich beim
obigen Adookaten zur t««nofangnahnie weite
rer Mittbeilungen itieldt«., n. z.:
l
i Geislinger, Leopold, früher in New
iYorL
I Geldner, David und Sophie, ans
»Würzburg.
Grohe, Sebastian, ans Rischweiler.
HilpertAdan1, aus Freiburg, i. B.
Kohnert, Franz, aus Gehrsden.
; Menzinger, Paul, früher in St
YLouiå
Müller. lslara und Anna, aus Rohr
bach, b. Halbg.
Spiegelmann, Herniann, in 1893 in
(5hicago.
Veigt, Kathrinc, geb. Haber-, früher
in New York.
Wissing, Jakob aus Göcklingen.
ngde, Johann, aus Lörrach.
Weis-mann, Eduard, aus Brenta-. -
Kreutzberger, Joseph, aus Thalheim, «
Württemberg.
Auer, Carl, aus Nenzingen.
Achcnbach, Gustav, aus Baden.
Dreher, Heinrich, aus Bruggec .
Gaum, Georg Friedrich, Zikcurtin
Ludwig und Wilhelm aus Vretteu.
Groß, Carl August, aus Pforzheim,
früher in Jersey Cin Heights.
Großkopf, Georg Peter, aus Unter
schwatzach.
Jäger, Joseph und Anton, aus Stol
kach. .
Kreuzlem Joseph, aus Niedertvasser.
Kramer, Ludwig, aus Karlsruhe
Michel, Heinrich, Ehefrau, Franziska,
geb. Lichteuberger, aus Bauerbach.
Maycr, Heinrich, geb. lo. Juni 1836
in Karlsruhe, Erben.
Seuger, Joseph, aus Efpasingen.
Sepp, Gustav, aus Dekdingen.
Stelzer, Brigitta, Ehefrau von Georg
Haus«-inh, aus Untergrombach.
Straub, Hei-man, aus Sasbachwal
den.
Veith, Christian, aus Rappenam
Weber, Carl und Paul, aus Stah
ringen.
""Wcr1heimek, Lazarus und Jakob, aus
Bauerbach.
Zier, Anna Maria, geehelichte Her
matm, aus Willstädt
Balean, Hertnann, aus Köln.
Vötticher, Friedrich, Thcodor, ans
Pustleben.
Fischer, Hermann, aus Frauengarten,
Provinz Pojm
Ruland, Margaretha, geb. Stein
mann, angeblich in Brooklyn.
Sauer, Conrad, aus Große-schach,
Hessen-Nassau.
WirhabenEuch
Etwas Neues
zu geizen
diese-:- Jath Pflüqen, pulkyfzbflljgm
und ,,(Ssang«-Pflügen. Es ist ..em.«·?and-’
ler in Hall County, der Euch du, erben
Artikel zeigen kunn. Kommt und fext
selbst. Es nimmt nicht viel Zeit, sie zer«
besichtigt-n und es mag Euch Dollars
sparen. Wir haben ein completes Lager
Der Rock ngand Plom SOLO Geräthe;
»le Hickonf Wage-U Columbia Car
ismqe l50.’g Bugglecq faktisch beinahe
Allw, Don cis-er Eclmthel ALTagenschmiere
lvig ;u einer T1·Hct)nmscl)inc. Wir »un
lnsn so genaue Pulse als möglich un
snurlnsn Euch Geld, wenn genaue Bisan
Weise w Fu lljun im Stande lind. BU
-;lf:: nicht den Mad, slIJ Wen site Str.
J. J. E B. J. IOCSK8
Wir haben uml) ein complctes Lager
non Thcysleg zum Belluuf odei eum
Busnnetlwwk ZU sll
«Dik-————
avon-—
Martin Grotz
; Deutsche Wirlyschaft
I
215 W. Z. Straße,
hile sich dem Pstlsltlum dem-us em
Pfoljleik
Die besten Wylsktcs,
Weine, Liqiire u. Manne-L
Hier ist man sichel, sur-J ein quas
irifched Glas Bier zu u
lmlch sowie
Guten Tunch zu jeder
Tageszeit
IFarmern und Familien überhaupt es
pfehlen wir unsere Whiskics, te.
Jeder wird reell bebt-M