Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 27, 1896, Page 9, Image 9

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    l " sie- sama und im Asche-.
III s. E. Parihluy
Jnumänelsgsllumenbeeischw
n u , unq nnd
Bachs eine Maicnblunre,
« Wie ich noch deine gesehn
Ich hab' die Blrth er gen,
Jch hab' sie streng marer
Und hab' sie meiner Liebsten
Zurn Adichied einst gebracht. 1
Sie t die Bin-tu am Versen i
Und tsle treu sehe i-—-— ;
Ich hab sie del der Nil lehr ;
Sinnnn zu dem Kranz gelegt ;
Der Kranz liegt aus dein Grade !
Der jun en, holden Wald-—
Da liegen le nnn nnd wellen,
Die Blumen nor der Zeu.
Zwei Brüder.
Uan C« saht-and
Daß es manchmal schon schlimm ist,
. wenn ein Jüngling ein Mädchen liebt,
, wissen wir zum Theil aus Erfahrung»
zum Theil and dein berühmten Gedichiei
, von der alten Geschichte, die ewig neui
bleibt. Daß ed unendlich viel Schlim
- mered bedeutet, wenn zwei Jünglinge
ein Mädchen lieben-»das leuchtet auch
dem einfachsien Verstande ein. Dass
» Allerschlimmste ist jedoch und war
immer, wenn diese beiden-zwei Bru
der sind!
« Den beiden Brudern Gert undHells
muth Ortedorsf war in der That das
große Unheil widerfahren, daß sic sich
. in ein und dasselbe Mädchen verliebt
» hatten. Und hieraus waren schon die
; heillosesten Berwirrnngen und Miß
si helligleiten entstanden l
Geri, der Reiten-, war von ruhiger
I und schwerer Gemuthdnrt Er hattci
; Mk das dickbliiiige Wesen seiner frie-s
r
·rhen Landsleute, wenn auch scinej
tter eine lcichihcrzige Siiddentsches
i gewesen war. Pellnnnh war viel nichts
von jener land ausigen Liebenewiirdig- j
leit, die schnell alle Herzen gewinnt, »
) aber er konnte auch sehr jahzornig;
L werden. i
Beide Bruder vewikthichafteten sie-s
meins-tm das vom Vater ererbte Gut. s
Es waren da zwei Herrenhijuser, so
daß selbst siir den Fall einer Heirath
keine Trennung zwischen ihnen zu er
folgen brauchte. Es war eine ausge
I machte "Zache, daß dann Gert in dem
g alten ·(·Suttohause verblieb, während
sei-- - lltruth in dao moderne kleinere
hngediiude uberzusiedeln hatte.
In der letzten Zeit war die Einigkeit
zwischen den Brüdern ost gestört wor
L den. Jeder beschuldigte den anderen der
» schlechten Laune, und keiner wollte
E - eingestehen, daßMite Fachin eo war,
sie uneins machte. Eines Tages
kam Gert nach dem Abendessen aus
Hellmuth zu, legte ihm eine Hand aus
die Schulter und sprach in seiner lang
« samen, gewichtigen Art:
»Hör’ ’tnal, Kleiner, das Muckschen
zwischen und muß aufhören; es siihrt
zu gar nicht-s nnd ist unwilrdig. «
..Also, warum muckscht Du denn?«
liichelte Hellmuth
»Ich thue es sa gar nicht. Aber wir
i wollen doch nicht Versteck mit einander
. s ielen. Jch bin in diesen letzten
, ochen recht heruntergelornmen, ges
rade weil tvir und Beide so stillschwei
’ gend quälten. Es ist besser, wir reden.
P —Also sag« offen: bist Du in Mite
Sachwitz verschossen, ja oder nein?«
Dellmutho Schlafenadein schmollen
an, oder er beherrschte sich
,8ch konnte das ebenso gut Dich
srakens sagte er, »aber es ist am Ende
ch—ja, ich liebe sie! Und ich werde
le heirathen-«
« Betrossen schaute ihn lszert an, und
sein gutes Gesicht wurde um einen
Schein b .
»Bist Du schon mit ihr einig-«
Einige-Nein einig gerade nicht.
s Aber ich glaube bestimmt, daß sie mich
- gern hat.«
·- Gert suhk sich mit der-Hand iiber die
s« is- Im
« «Jch glaube auch, daß sie — da sie
, sich gern hat, « sagte er tniihfam
- Dann ging er zur Thür, als sei nun
« weiter nichts mehr zu sagen, doch an
« der Schwelle drehte er sich noch einmal
um.
«Bruoer,« iagte cr, »vceueicht rau
tchen wir uns Beide. Mädels sind zu
weilen so komisch. Und ich muß Dir
doch erzählen, daß sie-»wir neulich
einen Kuß gegeben hat.«
»Was-W schrie Hellrnnth anssprins
geno. »Sie-Tritt«
» «Ja,« sagte Gert und strich sich wie
der über die Stirn. »Sie war mit mir
ans dem Tanzsaal gegangen, als ich
eben von Dir zu ihr gesprochen hatte,
FIE- draußen im Wintergarten sah sie mich
- eine Weile an und wurde ganz ernst
haft. Sonst lacht sie doch-gewöhnlich, »
wie Du weißt-) lind mit einein Mal
ebt sie sich hoch und gibt mir einen;
u und sagt: »Sie goldene Seele.« »
- elltnnth war sehr bleich geworden-;
Er sah mit brennenden Augen aus sei
nen Bruder. « »
»Und dennoch glaubst Du, sie habe;
mich gern?« sragte er heiser. I
Geist nickte. »Geradc deshalb glaube
ich es. Kurz vorher hatte ich Dein Lob
gesungen-wir sind das ja nicht anders »
s- n einander gewöhnt, nicht wahr, «
;limuth?——ilnd vielleicht fiel sie mir
and lauter Dankbarkeit um den;
« Da d." :
Hellmut trat hestig mit detn Fuß
us. »Der eufel hole solche Dankbar
eit.«
»sp; Gast fund noch immer bei der Tleiih
bei-legen, als habe er etwas Unpai en
k
des begangen. Als er endlich gehen
wollte, ries ihm Hellmuth nach:
« «Morgen wollen wir hirgahren und
uns Bescheid holen, wenn u will .«
»Ja-abgemachi,« antwortete rt
nnd ging in sein Zimmer hinauf.
I
v s
Lustig klang das silberne Schellen
stdn durch die sonnige Winterlust.
er Weg zu dem Fachwih’schen Gute
war nicht weit, wenn man über den
lleinen See fuhr, der die beiden Be
sihungen trennte. .
Hellmuth, der gewöhnlich selbst
suhr, wollte die Jsabellen dort herum
lenken, aber der aite Kutscher erhob
Einsprache.
»Das Eis ist schon morsch, junger
Herr« (.Helln1uth blieb immer der
junge Herr) »und der Westwind geht
wir ldnnten Unglück haben.«
Als der Schlitten mit hellem Gelüut
auf den Gutshof fuhr, stand Mite am
Fenster und nickte den Anlomnienden
zu. Einige Minuten daraus kam sie
hinter ihrem Vater her in die Wohn
stube und begrüßte ihre Gäste. Jeder
paßte nun auf, was sie dem anderen
für ein Gesicht machen würde. Ach, ed
war kein Zweifel, Hellmuth war der
Bevorzugtez ihm reichte sie freundlich
die kleine, rundliche Hand und lachte
mit ihren blauen Augen frei zu ihm
auf; Gert ab sie nur flüchtig die
Rechte und P
nicht um ihn.
Die Brüder hatten verabredet, daß
der zuerst sprechen sollte, mit dem
Mike zuerst durch ufall allein bleiben
würde. Zu ehrli ), utn einen solchen
Zufall herbeizuführen, blieben Beide
nun wie angenagelt auf ihren Pliihm
sitzen; doch machte endlich Mit-,- der
Sache ein Ende.
.,"Nenlen Zie nur,« sagte sie zu
Hellmuth, »meine gestreiften Kanielien
blühen schon; wollen Sie sie stehen«-m
Sie ging nach dem Wintergarten
voran, und Hellniuth folgte ihr, wobei
eine tiefe Rathe von seinem Nacken
über das ganze Gesicht wa.
Aber wie wurde Geer zu Muthe, als
schon nach ehn Minuten sein Bruder
wieder ers ien, erdfahl nnd mit er
loschenen Augen. Der alte Herr Fach
wih war vom Jnipeltor rfbgerusen
worden, und Gert, der allein ini Zim
mer war, sprang auf:
»Helltnuth sie hat nein gesagt?«
Der nielte nur und winkte dem Bruder,
er solle Mite aussuchen; dann rannte
er durch den Garteusaal geradewegs in
den verschneiten Parl hinan-L
Nun stand lslert vor dem jungen
Mädchen.
unitnerte sich dann weiter
«Mite, « begann er-—,,ntein Bruder
hat Jhnen geiagt——«
Die Stimme stockte ihm, und sie
schaute zu ihm aus, als warte sie.
»Hm er Ihnen gesagt, daß wir
Beide-daß auch ich-—ich—«ich—«
. Mit einem Male hielt er iie in den
Armen nnd küßte sie, bis sie sich ihm
entwand.
»Du dummer, dummer, lieber -———
Elephanst ldieo tvar sein Beinotne ges
wesen von Jugend aus,")——»tnehr konnte
ich doch nicht thun, als Dir um den
Hals fallen neulich-und da sagtest Du
noch nichts- !«——
»Ich war so erschrocken,« entschul
digte er sich. »Ich dachte immer, Du
hast Hellmuth lieber!«·
,.Jawohl,« lächelte sie, »Du warst
eben ein Blinderl Papa wußte längst,
daß ich Dich wollte. lind Andere auch·«
Ein neuer Schauer von Küssen ver
schloß ihr den MundW
MTer arme .s)ellmuth!« sagte Wert
nach einer Weile.
»O, sei ruhig, den kostet es nicht
dao Leben,« meinte Mite leichthin.-——
Dei-, von dem sie sprachen, lief indes
sen draußen im Park planlos umher,
wie gehetzt von seinem großen Schmerz.
lileine Mite, lleine Mite, Du hattest
et- nicht bor- gemeint, aber besser wars
gewesen, Du attest den Brüdern deut
licher Deine .«»erzeneneigung gezeigt.
Nun stand er an einen Baum ge
lehnt und starrte in den schönen, wei
chen Schnee. lind plötzlich siihlte er
etwas Haßlicheo, Beißendee in sich
aussteigen, toao ihm sremd an die Seele
griss und alle seine Gesiihle durchein
ander wirbelte.
Neid, Neid aus Gert und eine
wiithende Eifersucht» ergriffen Besitz
von ihm. Er sah nichte, hörte nichta,
es war ihm, als wirbele sein tiops
rundum, und er biß die Zähne aufein
ande«r, als wollte er« sie zerbrechen.
»Pclllllllll) ! « klcf es Vom Pause DER
Dat- war Mitea Stimme. Za, nun
mußte er hingeben nnd der Berlobungoi
seligleit beiwohnen nnd noch dazu thun,
als filhle er sich wohl bat-il
Nein, dao war zu unnatürlich
ek wollte lieber allein nach Hallo fah
ren. lslert würde schon von seinem
neuen Schwiegervater einen Schlitten
gestellt bekommen
Er schlich lich durch das kleine Hof
thor zu den Ziiillen und befahl anzu
spannen. Aber als et eben heimlich
dawnsahren wollte, lain Geist ans
dem Hause nnd winlte ihm :
»Ich sah, daß vom Flur Dein Pelz
und Deine Mütze weg waren; da habe
ich mich auch schnell verabschiedet ——ich
fahre jetzt unt Dir nach Haue und
komme Nachmittage allein wieder her. «
»Aber, bitte!« sagte Hellinuth hilf
lich. »Allons willst Du Dir solche Um
stande machen ich finde auch allein
nach Haue-I
Gert beugte sich dicht zu ihm. »Was
ben wir und vers pkochen, Hellmuth?«
agte er bittend. » »Weißt Dis-S nicht
me r?«·
ellmuth schwieg verblssen und
kna lte mit det langen Peitsche. Fort
eilten ble Jfabelleiy als flogen sie.
Diesmal nahm Hellmuth den kürze
ren Weg ttber den See; es trieb ihn,
nach ause zu kommen und ganzmit
sich al ein zu sein. Und während die
Lusschlitge der Pferde dump auf dem
ise widerhallten, iiberlam ihn von
Neuem jene quälende Wuth wie vorhin.
Er hätte etwas zerschmettern, irgend
Hetwad Rasendee thun mögen, um sich
HLust zu schaffen.
f Gert saß schweigend neben ihm, und
jgerade diese Ruhe regte ihn nur noch
Fmehr auf. Natürlich träumte jetzt der
HBruder von Mitee Küssen! Ah! Eine
IBlutwelle stieg ihm in die Augen und
Hmachte den Weg vor ihm flimmern und
Hvanten Die Pferde fühlten die un
fsichere Führung und machten einen
sSeitensprung
! »Auch gut!« dachte Hellmuth und
ilenkte nun in kürzester Linie iider den
See, »so kommen wir schneller an’s
;iifer.« Aber das Geräusch der Huse
Eund der Kuer war jetzt anders gewor
jden, und Gert legte dieHand aufHells
Hmuths Arm.
« »Wende auf den Weg,« sagte er.
»Hier können wir einbrechen, hörst Du
nicht, daß das Eis hier nicht hält?«
Doch die tviihlende Qual in Hell
inuth trieb ihn vorwärts. Mochten Fie
JeinbrechenL Ja, käme es doch, daß ie
jeinbriicheni Ein wilder Haß gegen den
IBruder ersiillte ihn und der deutliche
furchtbare Wunsch, daß er todt fein
möge, ganz still und todt, damit auch
er das schöne Mädchen nicht besitzen
sollte.
Verwundert beugte sich Gert vor
Lund sah ihn an; er blickte in ein asch
;granes, nernös gespanntee Gesicht, in
dein ein paar wirre Augen lichten.
Mit einem suchten Gri f fuhr Gert
iin die Zügel und lenkte nach dem
stichtigen Weg zurück. Ader ed war schon
Izu fpat——und mit einein dumpfen Kra
Jchen brach das Eis unter ihnen, und der
Felix-en sani ein.
) SI« Pferde rissen und serrten in
sihrer Todesnoth an den Strängen,
siedoeh unter ihrem wilden Stampsen
Ibrach auch ihnen das Eis unter den
Füßen, und sie sanken ebenfalls.
Der alte Kutscher, der von seinent
kleinen Sitz zur rechten Zeit abges run
gen war, wars sich slach aus den oden
und riss nach seinen Herren. Doch
war reitd Oellmuth mit all’ seiner
Kraft nnd Gewandtheit hochgeschnellt
und hielt nun mit aller Macht Gert
umfaßt, der nicht schwimmen konnte.
Noch waren die Pser mit den
Vorderhuseu und dem hal en Leib aus
dem Eise, und deshalb konnte auch Hell
muth noch eine Art Hatt unter seinen
Füßen an der Schlittenlehne sinden,
die abwärts im Wasser ’«ing.
»Schneide die Strenge durch!«« schrie
er dem stutseher zu. «
Und es gelang. Kaum fühlten die
Thiere ihre Freiheit, als sie mit einer
mächtigen Anstrengung sich wieder
emporarbeiteten und bald triefend und
zitternd aus sicherem Boden standen.
Inzwischen hatte sich Heltntnth anf
das Eis geschwungen und indem er sich
von dettt Kutscher bei den Fnßenfesr
haltett iiesz, zog er liegend den Bruder
aus deut Wasser hetauo und erreichte
mit ihm das nahe Ufer. Dann aber
brach er bewußtlos zusammen
Gert beugte sich nber ihn.
»Armer .8te1«l,« tnurtnelte er zärtlich,
»artner zierl.«
Dann rieb er ihm dat- Gesicht mit
Schnee, hie er wieder die Augen aus
schlug und langsam z...t Bewußtsein
lam.
staum hatte er aber seine tsiedanlen
gesammelt, ate ihm eine dunkle Rathe
der Eihaut me Gesicht schoß
..(siert,« sagte er ntit bebender
Stimme, »Ger: -- beittah’ hatt! ich
Dich——vorlnn’s«-tnit Absicht—«
»Ach wo, « unterbrach ihn lsiert be
schwichtigend. »Du hattest Dich schon
noch besonnen! Daß hier schon das Eis
brach, war ni t Deine Zihttld!«
»Tons, do i,« beharrte Heltmuth,
diister vor sieh hinstarrcnd, ,,ee war
meine Schuld; wäre ich aus dem Fahr
weg geblieben-aber Du glaubst nicht,
wie mir aus einmal zu Muthe wurde.
Nein, wie ein Verriiekter war ich.« »
»Ich glaube schon,« sagte Gert gut- »
tniithig. »Jeder von uns lamt einmal
verrückt werden. — Jst es denn nun
ganz vorbei-«
Hellmuth schaute ihm mit einetn
reuigen, großen Blick frei in die
Augen.
»Ganz vorbei l« rief er.
»Ja, ja, so ein kaltes Sturzbad ist
manchmal eine wundervolle Kur,« sagte
Gert. »Na, nun tannn’ aber, nun wol
len wir zu Fuß nach ause gehen und
uns trocken tausen. 8 erten soll indeß
die Gaule besorgen."
Und Arm in Arm gin en sie zurück
in ihr sriedliches Heim. - ie eine böse
Stunde hatte sie wieder zur alten inni
gen Freundschaft zusammengesiihrt.
k Jeder nach seinem Geschäft In
seiner Gesellschaft, in welcher auch »
fillexander Dunias anwesend war, 4
wandte sich die Hausfrau ini Namen ;
der iibrigen Gäste zu ihm und bat ihn, ’
envas Witziges zu sagen. »O bitte,
thun Zie es doch,« suisk sie fort, als
der Romanschrisistellek nicht aus sie zu
hören schien, ,.sagen Zie doch etwas
Wische-T das ist ja Ihr Geschäft-«
»Za, wenn Sie die Sache so betrach
ten,« entgegnete Duitiae, »so bin ich
lalletdings dazu bereit, voraiwgesctzt,
daß auch die anderen Gäste eine Probe
ihrer Berufsthätigkeit abgeben. —
jBine, mein Herr-« suht er son, sich
san seinen Nachbar zur Linken, einen
;Ariilletievfsizier, wendend, .,feuetn
sSie doch einen Kanonenschuß ab, dann
Ikomme ich an die Reihe.«
Od-·.· « O « ist
Der Dienstmnnnals Sänger.·’
Duxncrrnln non War .t’1irschleld.
»Mein lieber Herr Walterl Soeben
hsre ich, dasz Sie hier angekommen
sind. Thun Sie mir den Gefallen nnd;
kommen Sie heute Abend auf meinen!
Mastenbalb Bringen Sie aber eins
paar hübsche Liederchen mit· Erkennt-J
lich werde ich schon sein· !
Es griiszt unbekannterweise Ihr er-!
gebener H
Zucker, Kommerzienrath.« J
»Gelind beurtheilt, eine großartigef
Naivirät!« grollte der Tenorist Wal-;
ter, der, siir die Stadtoper neu enga
girt, im Hotel abgestiegen war. »Ich
habe nie etwas von dein Mann gehört,
und nun ladet er mich ein, als wäre
ich sein intimfter-—Diener. Mag er
auf mich warten !«
Der Sänger wurde jedoch anderen
Sinnes, als er ein zweites Konvert er
brach und Folgendes las:
»Seht geehrter Herr! Sollten Sie
von der Reise nicht allzu ermüdet sein,
so wäre es mir lieb, Sie heute Abend
ans dem Maskenball des Kommerzien
raths Zucker sprechen zu können. Eine
Einladung haben Sie wohl erhalten.
Fräulein Dorn Ebner, welche Sie ja
kennen, wird ebenfalls da seizn Mit
bestem Gruß ""
Schulze, Direktor.«
Ja, gewiss, Fräulein Dorn Ebnen
die erste Sängerin der Oper, kennt er.
Er liebte sie sogar, und ihretwegen
hatte er das Engagement angenommen.
Er lies; einige Masienanziige zur Aus
wahl kommen, wählte ein polnisches
Nationaltosniny schlüpste hinein und
fuhr aus den Massenbalh Die Larve
ließ er in der Garderobe. Dann stellte
er sich dem Hausherrn vor, welcher ihm
erfreut die Hand driickte und sagte:
»Sehr schön von Ihnen! Sie wer
den bald ’rantonnnen.«
Als Walter Fräulein Ebner gefun
den hat , vertiefte er sich in eine
Unterha cnng mit ihr, in welcher er
dadurch gestört wurde-, daß man die
Sängerin bat, ein Lied vorzutragen.
Sie folgte lächelnd der Aufforderung
und sang mit großem Beifall einige
Lieder. Taran wandte sich der Kom
merzienrath an den Tenoristen:
»Herr Walten bitte, singen Sie
etwas.«
»Thnt mir leid, bin heute nicht bei
Stimme-«
»Das kennt man, alles Ausreden.
Geniren Sie sich nicht-«
»Ach, bitte,« sliisterte ihm Dom zu,
»singen Sie, ich möchte Sie auch ein
mal nach so langer Zeit wieder hören·«
Und Walter sang so schön, wie viel
leicht nie in seinem Leben, denn seine
ganze Liebe zu dem anwesenden Gegen
stande seines Herzens legte er in die
Töne. Die Anwesenden waren weg vor
Entzücken, die Damen umringten den
Sänger und warfen ihm schwärmerische
Blicke zu. ,
»Eine echt silberne —- was sag’ ich,
eine goldene Stimme!« rief der Kom
merzienrath
Jetzt verabschiedete sich Fräulein
Eimer-, und als sie sort war, wollte
auch der Tenorist sich aus dein Staube
machen. Aber der Hausherr hielt ihn
fast mit Gewalt zurück. So setzte er
sich denn, mit dem Vorsatz, die erste
Gelegenheit zum Entschllipsen wahr
zunehmen, als er plötzlich von einem
Diener herausgerusen wurde. In der
Garderobe stand ein Tienstmanm der
ihm ein Schreiben übergab Dasselbe
kam vom Operndireltor, der ihm mit
theilte, daß es ihm leider nicht möglich
sei, aus dem Ball zu erscheinen.
»Gut!« sagte er und wandte sich
uni, als ihn plötzlich ein Gedanke durch
fuhr.
»Mein Lieben« sagte er zum Dienst
tnann, ,,ivollen Sie seine Delikalessen
essen, schöne Weine trinken und noch
zehn Mark verdienen?«
Das rothe Gesicht des Mannes er
glänzte, und seine Nase schien i.n einem
höheren Purpur zu strahlen.
»Sie haben nichts zu thun, als dieses
Fiostiim anzuziehen, die Larve vor das
Gesicht zu legen, itt den Saal zu gehen,
zu essen und zu trinken, nnd aus Alles,
was man Ihnen sagt, den Kopf zu
schütteln oder ,Nein’ zu sagen !«
Der Dienstmann zögerte noch, doch
wich sein letztes Bedenken, als Walter
ihm ein blanles Zehnmarlsliick ent
gegenhielt.
O
Mit einem legemeinen »Ah i«
wurde der in den Saal tretende Mann
in dem Polentostiim empfangen.
,,:stlier, bester Herr Walter, wollen
Zie die Larve nicht ablegen?« fragte
der stonnneriienrath Ein Rot-sichm
teln war die Antwort·
»Aber diese Idee! Sie waren doch
vorher ohne Larve, und man kennt Sie
jetzt doch sehr genau. "
Ein Genntrmel erfolgte, aus welchem
mir das Wort ,.Dnrst« deutlich heraus
zuhiiren war.
»Was? Durst haben Sie? Das hät
ten Sie gleich sagen sollen.··
Es war eine Wit, den vermeintlichen
Sänger am Busfet zu beobachten.
lind es stand ein ganzer Dantenflur unt
ihn herunt, der ihn mit dem größten
Interesse beobachtete. Das allgemeine
Urtheil lautete dahin, daf; die Leistun
gen des Sängekv im Essen nnd Trinken
beinahe so beirnnderimverttne seien, als
auf musikalischem Gebiet. Endlich,
endlich schien er gesättigt, nnd nur die
Bonsle wiirdigte et einer weiteren Be
achtung. Jetzt nahte sich ein Backfifch
mit einem Autographenfiicher.
»Bitte, schreiben Sie etwas darauf,«
sagte fie, den Stift hinhaltend.
. — --..U- .- --- v-. » »
»Mir auch!« rieer einige Andere,
ebenfalls mit ihren Fächern kommend.
Der »Siinger« befand sich in großer
Verlegenheit Er schüttelte immer den
Kon und sagte: »Nei1i!«
»Wollen Sie wohl etwas schreiben, «
Sie böser Mensch?« siiisierte die Toch
ter des ansetz.
Der iensttnann erschrak. Er hielt;
das fiir einen ofsi iellen Tadel.
»Was-war soel ichsrhreiben?« stot- l
terte er.
«Schreiben Sie, was ich Jhnen
diltire: ,Wandle aus Rosen und Ver
gißmeinsnicht « «
Er schrieb·: »Handle auf Hosen und
vergiß mein nich. « »
»Ein reizender Scherz!« sagten die
Backsische.
»Aber nun, bitte, Ihren Namen —
hören Sie doch, Ihren Namen sollen
Sie darunterschreiben. «
l kUnd der Dienstmann schrieb: » vpu
i e «
»Nein, das ist schon ein zu weit ge
iriebener Scherz,« grollten die chack
gsdche Aber schon hattensie eine andere
dee
»Bitte, bitte, eine Locke!« Er schüt
telte den Kopf.
,,Hören Sie mich, « sagte die Tochter
des Hauses, ,,i)ier ist eine S.cheere
Darf ich Ihnen eine Locke Ihr-es Haa
res abschneiden?«
Der .,Sijnger« nahm schnell sein
Barett vom stopfe, hob die ——Perriicke
gb nnd reichte sie der schönen Fragen
en.
Zuerst standen die jungen Damen
starr vor Staunen, dann aber brachen
sie in ein heiteres Gelächter ans, nnd’
’als die Musik einen flotien Walzer be
jgann, ftiirmicn iie alle davon in den
Tanzsaai. Kaum sah sich der Mensts
mann allein in dem Busfetrauni, als
er leise ausstand und sich die Taschen
mit Fluchen und litonselt zu fiillen be
gann. Denn der gute Mann dachte an
seine sechs Kinder. Erschreckt hielt er
inne, als plötzlich der Kommerzienrath
vor ihm stand.
»Nur zu, Herr Walten nur zu, las
sen Sie sich nicht stören. Greifen Sie
nur zu. Aber nicht wahr, jetzt singen
sie auch etwas-W
Wenn Spulike in der Dienstmanne
kneipe beim Glase Branntwein saß,
forderten ihn seine Kameraden oft auf,
etwas zu fingen, denn erkannte eine
-Menge komischer Lieder. Er glaubte,
i der Kommerzienrath wollte dies Talent
isiir ein Aequivalent fiir das Fionfekt in
Anspruch nehmen und ohne weitere
Ziererei begann er sofort mit grämen
der Stimme:
i »New kleine Negerlein——«
Eine diifiere Ahnung befiel den Kom
merzienrath. Mit einem Satz sprang
er auf Spuliie zu und riß ihm die Larve
vom Gesicht.
»Mensch, wer find «-ie. denn?«
»Dienfimann Zpulike Jiunnnir 1()-,i
»Herr Kommerzienrath «
i »Wie können Sie ed wagen, hierher
zu kommen?«
Spulike erzählte geireutlich, wie er
zu feiner Maske gekommen sei.
,,Hiiren Sie, mein lieber Herr Spu
like,« sagte der Koinmerzienrath, »hier
haben Sie noch zehn Mari. Nun ent
fernen Sie fich durch jene Hinterthiire »
und schweigen Sie iiber den ganzen
Vorfall. «
; Es gab an diesem Abend keine ver
igniigiere Familie als die des Dienst
Jmanns Spulite.
Ein seltsames Honor-an Jm Jahre
«1735 wollte die Kaiserin Anna von
iRußland bei Gelegenheit eines Hof
festee ihren Gästen die vier hervor
ragendsten Schönheiten St. Peters
burgs vorfiihren. Vier junge Damen
ans den höchsten Kreisen der St.
Petersburger Gesellschaft, denen der
; erste Schönheitspreio zueriannt worden
war, hatten die Ehre, sich am Hofe
präsentircn und einen Tanz aufführen
zu dürfen. Die Anfiihrerin det- reiz
vollxn Vierblatted war die bildichöne
Gräsin Katharina Woran-zoer Da
jedoch die« vier Mädchen sehr befangen
waren beim Anblick des ganzen Hofes,
vor dem sie tan en sollten, geriethen
sie in Verlegenheit, und die Fo ge
davon war, daß sie die kunstvollen
Figuren ihres Taii»;es, den ihnen ein
Balletnieister einstudirt hatte, ver
anfien und sich nicht wieder in den
:-.htitlniius der Bewegungen hin-einfin
den tonnten. Auch der siapeiliueifter,
ider die begleitende Musik dirigirte,
; verlor die Geistesgegenwart und senkte
bestürzt seinen Stab. Zum allgemeinen
Erstaunen der hohen Zuschauer erhob
sich die Kaiserin Anna in diesem kriti
schen Augenblick, schritt zur Bühne und
ertheilte jeder der zitternden Tänzerin
;nen——eine schallende Ohrfeige-, worauf
der Kapellmeister ihrem Befehl zu
Tfolge den Tanz von vorn anfangen
;mnszte. Die vier Schönen setzten die
iFiißchem durch dieses unerwartete Jn
termezzo wie eleltrisirt, unverzüglich
wieder in Bewegung und siihrten jetzt
ihre Ausgabe zur vollen Zufriedenheit
der Kaiserin durch, die am Schlusse
einer Jeden ihr brillantenbesetztes
Wildniß überreichen lies;.
Das Schlechierr. Alc- der berühmte
Gründer der englischen Macht in Jn
dien, Lord Clive, noch ein Knabe war,
kam er eines Tages mit einem Mit
schiiler an einer Schlachterei voriiver
und sah, wie ein Fleifrher ein Stalb
schlachtete. .,Bobby,« sagte der Freund
zu Clive, »ich möchte um keinen Preis
der Welt Schlachter iein.«——-»8ch auch
nicht, " versetzte Clive, »eø ist ein recht
schniutziges Geiehiiftz aber ein iialb
möchte ich noch weniger sein«
Wie Gebitlon and Durgthratrr kam.
Im Frühjahre 1853 wanderte eine
Notkz durch die Zeitungen, daß der
Schanspieler Gabillon (liirzlich gestor
ben) vom Hoftheater in Hannover einen
Mann vom Tode des Ertrinlens mit
eigener Gefahr gerettet habe. Diese
Notiz hatte genügt, um Laubes Auf
merksamkeit zu erregen, ihn zu näheren
Jnformationen iiber den jungen Künst
ler zu veranlassen und ihn aufder näch
sten Rundfahrt zum Aufenthalte in
Hannover zu bewegen. Eines Tages
meldete der Diener Gabillons«, daß
mit ihm ein Herr zu sprechen wünsche-,
der eigenthiimlich one-sehe und viel
leicht Direktor einer kleinen Theater
gesellschaft zu sein scheine. Für später
beschieden, bestand der Fremde darauf,
sofort vorgelassen zu werden. Ein klei
ner Mann im Frockund weiten Zuavens
hosen trat in das Zimmer, nnd es ent
wickelte sich folgendes Gespräch: Ga -
bi llon: »Was wünschen Sie?«·—
Der Fremde: »Ich mache eine
Kollelte.«———(5)a bi l l o n: »Sind Sie
ein Schauspieler, daß Sie sich deshalb
an mich wenden?«——Der Fremde:
»Es gibt nicht blos Geldkollekten. Zch
sammle etwas Anderes, meine Kollette
betrifft Schauspieler. (Nach einigen
auf dem Tische liegenden Cigarren zei
gend.) Woher haben Sie die guten
Cigarren? Sie scheinen Geschmack zu
haben. Das ist recht. Besorgen Sie
einen Thee für mich.«——Ga bi l l on:
»Ich bitte Sie endlich um Ausschluß,
was Sie bewegt und berechtigt, in sol
cher Weise bei mir einzudringen?«—
Der Fremde: »Sagen Sie mir
vorerst, wie lange Sie noch durch Jhren
Kontrast verpflichtet sind?«——Ga bi l
lon: »Ich wünsche endlich, zn erfah
ren, wer Sie sind, und was Sie
eigentlich wollen-«
Der Fremde erklärte nun, daß er der
Direktor des Wiener Burgtheaters
Heinrich Laube sei, und bemerkte:
»Sie haben jüngst einen Mann aus
dem Wasser gezogen. Das ist recht.
Ein Künstler, welcher Helden spielt,
soll auch im Leben Muth beweisen. «
Kurzum, es kam zu einem ersten Gast
spiel an der Burg.
Napaleon bei Tisch-. Kein Mann
macht einen würdigen Eindruck, wenn
er sein Essen kaut, das traf auch bei
Naroleon dem Ersten zu. Sein Diener
Constant sagte, daß der Kaiser sich
meist nicht länger als zehn Minuten
bei der Tafel aushielt. »An Sanher
keit ließ er bei seiner Art und Weise zu
essen vielzn 1viinschenübrig,« fügte der
warme Verehrer Napoleons hinzu. Er
gebrauchte die Finger statt der Gabel
und zuweilen sogar statt des Lössels.
Den Teller reinigte er oft dadurch, daß
er Brodstücken in die Fleischbrühe oder
die Sauce tauchte, indem er diesen
wiederholt, wie es schlecht erzogene
Kinder z«u thun pflegen, drehte. Ueber
haupt benahm er sich beim Essen so,
daß ein gewisser Muth dazu gehörte,
mit ihm an demselben Tische u sitzen.
—Da kann es nicht iiberra chen, zu
hören, daß die, die mit dem Kaiser
speisten, gewöhnlich sitzen blieben und
ihre Mahlzeit vollendeten, nachdem er
sich zuriickgezogen hatte. Prinz Eugen,
der Sohn der Kaiserin Josephine, erd«
hob sich einmal unmittelbar nach denr
Kaiser von der Tafel.—»Sie haben
aber keine Zeit gehabt, ordentlich zu
essen,« bemerkte Napoleon — »Ver
zeihen Sie, Sire,« antwortete der
Prinz, »ichdinirte schon im Voraus.«
Eine solche Vorsorge scheint auch
nöthig gewesen zu sein, wenn Jemand
unter den hergebrachten Förrnlichkeiten
binnen zehn Minuten zn Mittag essen
sollte.
Friedrich der Gruße und die Offi
zierschem Der große Preiißenkdnig
konnte es nicht leiden, wenn sich sequ
Ofsiziere verheiratheten, und ertheilte"
nur in seltenen Fällen eine Heirat s
eclaubnisi. Das schlagendste Beispiel
ist das berühmte DragonersRegiment
Bahreuth. Als dieses nämlich am 5.
April 1778 aus· seinenGainison Paste
walk ausriickte, nin in den Baherischen
Erbfolgekrieg zu ziehen, da war von
allen vierundsiebzig Osfizieren des
ganzen Regiinente auch nicht ein ein
ziger verheirathet. Das vielfache- Aus
sterben des Adels in den preußischen
Landen in den Zeiten Friedrichs des
Großen erklärt sich also nicht allein
durch die blutigen Opfer, die der Krieg
forderte-, sondern auch durch diese halb
erzwungene, halb sreiwillige Ehelosig
leit. lind wie der Adel zukamen-I
ichniol,i, dasiir hier blos ein eilpieL
Das Geschlecht v. Belling kam durch
den siebenjiihrigen Krieg von dreiund
zwanzig Personen niännlichen Ge-.
schlechtes bis auf drei herunter; alles
übrigen fielen siir König und Vater
land — weiterer Nachwuchs war nicht
vorhanden.
dennliknsplilirr.
Wer sich traut-»der läßt sich trauen.
Gar selten war« der Mensch zufrieden,
s ilnd sollt’ es noch lo gut ihm gehn
Wenn nicht dass Glück ihm wär« beschieden:
Der Andern Leiden anziiseh’n.
Noth lehrt viel öfter tilgen als beten,
»Es wird Mancher siir weise gehalten, weil
sein Schweigen ihn vor diiinineii Streichen lie
wahrt. «
Mit vollem Magen kanii man die Welts
leichr schön finden.
Als Wahrwort gilt mit Recht und Fuj: .
«,,Der Menich wird iiiir durch Schaden knien-ji s«
Und dieier Satz beia tdir sein:
»Es niiiß nicht stets iein eigner seini«
Alles trägt eine Frau leichter als ein und
mode-weg Kleid.
....·
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