Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 13, 1896, Page 9, Image 9
» Treue- demtitn. Dein qedenk tcht F ..: nii ain Morgen »F - stetig sich dei- Himmet mutet ·: « ; Und ain ernen Horizonte « Gotdiii hell die Sonne strahlen Wenn der Thais die Roten teiiiiitet, Die der :"?omenwind iinifiichettz Und aus alt' den ttaisen Tropfen ·· I Mir dein Bitdsenikieiientncheth » Dein gebend ichs Tit esinütten nd dest Lebens siete Sorgen Wechselii in dein keins ver Zeiten, Heiite ist es fo«wie mein-in Doch in all’ dein wirren i«eibeii, In dem Zagen hin nnd wieder, Bleibt sitt dich in meinem Herzen Stets noch ein Gedanke itbect Dein get-ein« ich! Abendfrieden Senkt sich sanft im- Erde nieder-. In den Wiesen zirvt die Mutte, Nachtigall singt titßc ttiedikr. Stsztnnimek naht, inni Herrn der Zeiten Steigt mein innig heißes Flehen: »Schi"itze ihn, o ew'ger Vater, Herr, laß mich itin gtiiittich ichs-ni« Dein gedent’ iitit Ich, ich weiß eit, Nie hats ich dein Dei-; besessen: Dennoch, wiiid’ ich ewig tetnsii, Niemals köniit’ ich dich bemessen. ,- Was getssd dieii mi, wenn ich immer Treu dich liest-ex- ,,«Li’«erdi» atiiittikti!« Immer Miin dniiii die Eiiiiimnng Siifi und innig: ,,Teiii gedenk ichs« Die Ariinatin Eine Erinnerung In tiie Belagerung von Bari-. Von Viktorien sur don. In der Rue de Trevise wohnte zu Anfang deo Jahres tstjt tnein alter Freund Tutaillts, ein reicher Fabri kant, Gotte einer ausgezeichneten Frau, Vater einer reizenden Tochter, ein ge schickter Industriellen guter Patriar, der zwar in politischer Hinsicht ettvao verrückt, sonst aber der beste Mensch von der Welt war. Gerade zu der Zeit, als er seine Koffer zur Abreise packte-, war er von der Einschließung oon Paris überrascht worden, hatte sichjedoch mit der lieber zeugung getrostet, die Stadt werde sich keine acht Tage halten Madame Du .taillt), die anderer Ansicht war, hatte sich schon seit ttangerein mit der Ber proviantirnng der Wohnung beschäftigt, .-wo sie eine solche Fülle uon Lebend mitteln anfitanette, daß die Tutaillno ie den Hunger kennen gelernt hatten, elbit wenn die Belagerung noch drei Monate länger gedauert haben wurde. Sie vervollstandigte ihr Wert, indem sie in ihrem Garten einen Etuisstalh f einen vollständigen Hiitinerhos und .. ogar einen Schweinestall anlegte. « 7 it dem Monat Lttober war sie der . genstand sämtlicher Anbetung, vor ltem siir mich, denn mein Gedeck war bei den Dumillno jeden Donnerstag und Sonntag ausgelegt, und hier ent schädigtc ich mich iitr die Entbebrungen der übrigen Woche. Wie sollte ntan aber auch in diesen Tagen der Hirn cre noth nicht in Entzücken gerathen, . ng’ in Auge mit einem Rithrei mit Speck oder einem Stück irr-mage- do ltri(«, die tnit ausgezeichneten Weinen hinunter gespiilt wurdens -..-.- . k-- «:.t.« h..- «:---Z-- h - Ich war indeß nicht der einzige, der an diesem gastfreundlichen Tische Zuge lassen wurde-. Neben dem meinen lag noch das Flottvert eines anderen stan « slstilgen Gestein des jungen Herrn Llnatole A Beicht-un (f-«..cinmtwftn)rcw dck Fabrik künftigen Ilsiocieo nnd Zanoiegersohna des Herrn Tutailln Dieser« brave junge Mann, der etwas melancholiskh und sehr schlichtern nsar, war in die Tochter seines Ehe-fo, Fraulein Ger trud, heftig verliebt, nnd das junge Mädchen sitze-n diese Liebe auch zu er widern. Ohne daß ein Wort gen-erhielt worden war, wurde die teanditatur Brichauts von den Tutaillhe niit ziem lich freundlichen Augen betrachtet, und die Verbindung der jungen Leute galt -»-.«txtillsehweigend siir abgentarlzt Unglück - Weise ver-zögerte der Krieg die We» Brig-nun der als llorpoial in e » s-eine-Mobilgarde stand und in s T« Zenie lasernirt war, that seine Jst-fleht als Soldat gewissenhaft, wie ; er eben Alles that, aber ohne jegliche Be eisterung, und tviinsrhte iut Stille-n die e endlose Belagerung zu allen Teu feln, die ihm sein Glück so lange vor enthielt. Jn solcher Gemiitheoetsass sung erlaubte er sich öftere die Lucia tionen der eingeschlossenen Trnupen mit bitteren Worten zn lritisiren, Und diese Kritilen ärgerten wiederum Herrn Dntaillh,»der ein sanatiseher Anhänger des General Troehu war. Dazu karn, daß der »Amt«-« damals eine Serie von Artileln veröffentlichte, in denen der Autor die militllrischen Operationen der Provinzttnppen nach seiner etwao ausschweisenden Phantasie darstellte, ohne sie zu leimen. Dntailln hatte diese Hypothesen ernst genommen, er · Js; stete seine tleinen Fähnchen nach den ,.- J den det- «TentpS«-Strategen aus eine Karte, folgte ängstlich diesen chimilrischen Märschen und Kann-e märsehen und sagte uns ln kurzer Zeit bedeutende Siege uotaiw. Der unglau bige Brichaut wagte eine schiiihterne Entgegnung; Dutaillh wurde ärgerlich, brauste aus« nnd irh interoenirte gerade tut rechten Zeit, unt den Streit zu , leaz doch im Grunde seiner Seele e sich der Chef über all’ die « ehlachten nicht trösten, die setn Kom l mie ihn nicht gewinnen lassen wollte. Dass Erscheinen eines neuen Tisch - sen machte die Lage der Dinge noch usi«i-..«-ittelter. Zu meiner Ueber xgsthgng sand ich eines Abends,A als ich Te — » mich verspätel hatte, an meinem Platze, zur rechten Seite der Madame Du taillh, eine unbekannte Persönlichkeit, einen großen, breitschultrigen Men schen. Aus einer Phantasieunisorm, die end der Rumpelkammer irgend eines Theaters stammen ntoesih trug er Hauptmannoepaulettem dazu ein paar ungeheure große SchaftstieseL »Herr Robillard,« sagte Herr Du laillh, als er und gegenseitig vorstellte, »Kapitän des Korpo der verlorenen Kinder von Eourbevoie.« Erstaunt fragte ich mich, wie dieser Mensch, der mir sosort den Eindruck eines unge heuren Prahlhansed machte, dazu kam, an unserem Mahle theilzunehmem und Madame Dutaillh erklärte niir diese Thatsache nicht ohne eine gewisse Er regung. Am friihen Morgen hatte sie auf dem Boulevard Poissoniere auf dem Glatteis einen ziemlich gefähr lichen Fall gethan. Robillard, der zu fällig gerade vorbeiging, hatte sie in die nächste Apothele gebracht und dann nach Hause begleitet, und aus Dank barkeit hatte sie geglaubt, ihren Retter zum Tiner einladen zu iuiisseu. Diese Erklärung beruhigte mich, und ich hoffte, den Helden bald wieder los zu werden« Aber der Mann war kein Dumnilopf; er erzählte, er sei bei einein großen Ziohlenbergwerk beibri ligt, dao ihn nöthigte, ganz Europa zu durchstreifen, und berichtete und äußerst wohigesällig von seinen Reiseerinne rungen. Der Krieg hatte ihn, wie er sagte, nach Paris zuriickgesiihrt, und »er werde den Preußen die Sache schon besorgen.« Tie Heldenthatem die er uns im Anschluß daran auftischte, waren einfach unglaublich Madame Dutaillh hörte dar- alberne E Geschwäiz mit.grosie1n Interesse an,i und auch ihr isiatte schien dem napiuin 7 Alles also Wort in glauben. Nin Gertrud blieb äußerst gli-i«.hgiltig, nnd Z der arme, kleine Mobilgardist, der an; diesem Abend noch blasser aussah aloi sonst und noch mehr in seiner weitenj Blouse verschwand, ilberdieo mit einein griißlirhen Schnur-sen behaftet war-, T schien von der :liachbarschast dieses gro- Z szen Menschen förmlich erdrückt zu wer den, der ihm weder die unangenehtws sten Anspielungen, noch hohnischej Blicke, uorh geringschätzige Vergleichel erspartesp s .-«... -s..... .n-...«.«.k «--. -.-!.k. : » Ich ersann einen Borwand, nat mich 1 nach dein Flaffee aus dein Staube zu smachein denn ich hatte förmlich stopf schmerzen-von den Prahlereien dieses Gascogner-G den ich übrigens nicht ! mehr wiederzusehen hoffte- Darin hatte j ich mich aber getiiufchtz denn am fol enden Sonntag fand ich ihn an dein- " feil-en Platze, dann am Donnerstag,s und schließlich erschien er zu allen s unseren Mahl seiten. ; Das Ehepaar Tutaillh war ganzE entzückt von ihm. Die Dame des Hau- Z fes hatte er durch feine unverwiistliche i gute Laune und eine fast zärtliche Ga lanterie gewonnen, fllr die teine Frau reifeien Alters uneinpfanglich ifi, Papa Tutaillh dagegen durch das Interesse, , dad er an den militarischen Auelassims T. gen des «Teniue« zu nehmen schien. l 9lnatole, der bei jeder Mahlzeit ver fchnurfter wurde, sank sichtlich in derE Achtung seiner vinfünftigen Zchivieger- i eltern· Die Lage der Dinge wurde immer peinlicher, nnd nach dem Gefecht von re Boiirget, iuo der arme Junge tapfer seine Pflicht gethan hatte und ani Oberarm verwundet ioordeu, wars das Schlimmste zu befürchten. Er T erzählte uns den Ziasiipf niit so aufrich tiger Schwermuth, daß der itapiian Robillard ihn beinahe einen Deferteur ? lind Feigling genannt hätte. Wenn er es nicht that, so eschah dies nur and Rücksicht für den Hausherrn; aber er» gad ed ihm deutlich genug zu verstehen. Dann bewiee er und mit dein Brustton j der Entrlistung, daß die Sache eine ganz andere Wendung genommen hätte, wenn sein sein-nd dabei gewesen ware Diitaillh hörte ihm ganz gefesselt von Entzücken zu, wahrend der arme Ana tole noch an seiner heftig blutenden Wunde litt, uni die sich ausser Gertrud ] lein Mensch flimmerte- Am nächsten Tage hatte er Fieber, innsite das Bett hüten und erschien mehrere Wochen hindurch nicht mehr bei unseren Mahl zeiten. ( Wälrend dieser Zeit begann der Ka- ; pitiin sich lebhaft um Fräulein tssertrud s u beweiben, und die Haltung der s Gltern war keineswegs geeignet, ith zu entmuihigen. Fräulein Gertrud hinte- roth geweinte Augen, und eines ; aged fand ein Streit zwischen ihr und ( ihrer Mutter statt, die sich immer mehr s fiir Herrn Robillard begeisterte. Nun s hielt ich die Zeit fiir geioininen, ernst- s lich siir die armen Blinde-r einzutreten. i Am Neujahretage empfing nnd Du- s laillh mit offenen islrtnenniid strahlen dem Gesicht. Der Ztratege des ’ »Teinpd« hatte den Prinien Friedrich Karl eden in der Umgegend von Evieur » glänzend geschlagen, nachdem er ihn : durch einen fingirten Rückzug dorthin gelockt hatte. Anatole brachte ali- Neujahrogefchenk einen Hasen, den er aus der verlasseneii Insel von St. Deine inv der Schlinge efangen; und der Kapititn überreichte iadanie Dutaillif eine große Diite mit kandirten Maikonen in einem preußi schen Helm. »Meine Freunde,« sagte ich darauf, das Wort ergreifend, »ich habe eben falle eine kleine Neujahreliberrafchung in psiioz sie ist noch nicht angelangt, aber wenn es Ihnen recht ist, sehen wir uns einstweilen zu Tisch, ohne dar auf zu warten.« ' Dieser Vorschlag wurde angenom men, und wir speiften Alle niit sehr gutem Appetit,«urn fo mehr, da inan zur Feier des Neujahrstagee ein wein geschlachtet hatte. ir saßen eben beim Kasfee nnd zündeten ans die Cigarren an, als ein Diener uns mittheilte, ein Artillerisi hiitte mein Geschenk im Salon abge seht. ir gingen dorthin, wo wir den betresfe n Gegenstand, in blaues Papier eingewickelt, auf dem Tsche be merkten »Was kann denn das nur sein?« sagte Madame Tutailly »Geben Sie sich keine Mühe, es zu rathen, gnädig-: Frau,« sagte ich, »eS ist eine N nnate·« »Eine (3·r.anate 's« »Dutailin hat mir mehrmals den Wunsch ausgesprochen, ein rechte, echte lsiranatc zu beiinem und auf meine Bitte hat mir mein Freund Roland, der Batterielonintandenr, diese hier geschick t. « Mit diesen Worten wickelte ich das Panier ah, und vor den Augen der staunenden isiciellsehaft erschien schwarz, drohend nnd diister die Granate »Wahrhaitig, « sagte Dutailly steu dig überrascht, »das war lange ein Wnnirh von mir. Ich werde mir dar aus eine Pcndule siir mein Schlaszim mer machen lassen.« »Aber, mein Gott,« wars Madame Dutaillh unruhig dazwischen, »wenn sie nnn leg-geht« »L, bcrnhigen Sie sich, Roland hat mir seit isetiprochem sie vorher entladen zu lassen; übrigens ist ja hier sein Brief-« Damit öffnete ich einen Brief, der bei der Nranate gelegen hatte nnd schickte inich an, ihn laut vorzulesen, aber bei der ersten ·;eile mußte mein Gesicht weh l Zeichen der Unruhe aus driicfen, di in Lille schrien auf: »Mein (s-att, trag haben sie denn « .,«.Ui ein (Siett——-ich habe-—aber hören Zlc jewle Und ich last »Weder Freurid!Anl1ei die aenninschte isiranatu leider ist es mir un n giih gewesen, hier einen Artillerisnn ;u finden, der sie hätte entladen können. Lassen -«ie sie zn dein Waffenhandler in der Passage de l’Opera tragen, drr diese Arbeit sehr geschickt hesorgt. Vor allen Dingen aber seien Zie äußerst vorsichtig: die geringste Erschiitternng, ein Blatt Pa pier, das Zur Erde stillt, kann die Gras « nate zum Erntediren bringen« Ein allgemeiner Schrei des Ent s sehend Unter-brach nteine Worte. , »Aber um Himmel-I willen, nehmen ESie doch dae Ding fort, « schrie Ma sdame Dutaimk »du-es ist ja entsetzlich, E eine Grnnaie in meinem Zalon !« »Mein Nott,« sagte ich, die Hand F ausstreckend »Niihten Eic- sie nicht anl« »Ruhe, Ruhe, beruhian Sie sich nur! Der Artiilerift, der sie gebracht hat, wird sie auch forttragen!' »ich Du lieber Gott, « sagte der Diener-, der zitternd dabeiftand,« »der Artillerist ist schon weggegangenN s Neues Entsetzen! . »Dann,« jagte ich, »werde ich—« E »Das verbiete ich Tir,« rief DU tailih heftig; »Du hast nicht die fitrafh dae schwere Ding in einem I Zuge bio Zur Passage de l’Opera zu stragen D u würdest eo unterwegs auf der Treppe oder im Vorzitmner fallen lassen-« Madame Dutailly klammerte sich ! an mich nnd jammerte: Z »Nein, Zie nicht, das wiire zu ge g sährlicl1, Sie nicht!« »Nein, nein,« fiigte Dutailly hin3u, »das ist Sache eines Soldaten, eines lriistigen Soldaten; glücklicher Weise ist sa unser stapitiin da———« »Ich-« Iragte der Kapitän und trat « zwei Schritte ;uriick. s »Gewiß, Zie. Sie find statt wies ein Riese und für solche Sachenwie ge schaffen. Sie spielen mit Kanonen tugeln nnd Monaten, wie ein kleiner Junge mit Bällen.« »Pardan, Pardon,« ftatnnielte der Kapitäm sichtlich erblassend, »abe« eine Monate-, eine Granate—?«1eit-; fel! Können Sie denn nicht bis mor- E gen-warten, um sie fortbringen zu las sen·.'« »Vie- utorgen?« schrie Madame Tu- I tailly entsetzt. . »Ich wiirde die ganze Nacht kein Auge schließen könneu; dann gehe ich in's Hatt-U Jetzt ergriff Anatole das Wort »Bleibeu Zie ruhig zu Hang, Ma dame, ich werde die lsikanate fortbrin gen.« Dutaillh hielt ihn auf: » »Sie find verriint, mein Lieber; Sie mit Ihrem lrantentllrim wollen. Sie vielleicht, daß das Haue in die Luft siicgt'.-« ,.Jn der That,« sagte ich, »das-Hist nichtb siir einen Kranken« »Nein, usw« fuhr Tutaillh fort »et! ist so, nsie ich gesagt habe, der ita pitiin mnsz ro besorgen; nur zu ihm habe ich Vertrauen Also boribiirie, siapitiitn bringen Zie dass Ungeheuer fort und befreien Zie uns von diesem Alp.« Der Stapitiin machte ein Gesicht, als wenn er :iuen Hauer itiefelsteinc verschluckt hgitte ; doch war er nicht der Mann, sich eint-r solchen Kleinigkeit wegen and der Fassung bringen zu las sen. »Ja, allerdinge,« sagte erslächelnd, »das kommt mir bon rechtswegen Zu. Sie haben mich eben unterbrochen: ich wollte gerade auch sagen, daß ev ge lährlich ist, die lsiranate von diesem ungen Mett·chen fortbringen zu lassen, der Boden is. tglatt, ein«-Schritt genügt, um zehn Personen auf der Straße zu « tödten. Der Transport zu Wagen wäre das beste.« HI- ' --.. »Ja-aben« versetzte Dutaillv- »ein ; Wagen wird in diesem Augenblicks schwer zu haben sein; sie sind doch fast alle durch die Amdulanzen inAnspruch genommen. « »Bitte sehr,« sagte der Kapitäm »der General Schmitz, der mich hier bei Ihnen abgefetzt hat, speist beiBre baut, und sein Wagen erwartet mich an der Thiir des Restaurants Jch werde ihn bitten, mir ihn zu leihen; ich bin intim mit ihm befreundet, und er thut mir Alles, was er mir an den Augen absehen kann; in ein paar Minuten, höchstens einer Viertelstunde bin ich zuriick.« »Machen Sie fchneli,« rief Madame Dutailly noch immer zitternd, »ich werde mich während dieser Zeit zu Tode ängstigen.« »Ich fliege schon, verehrte Frau.« Damit nahm der Kapitän eilends sein Käppi nnd seinen Mantel und fehte mit großen Sprüngen die Treppe hinunter-. Im Salon herrfchte noch immer die größte Beftiirzung Ma dame Dutaillh schwankte zwifchen der Luft zu fliehen und dem Wunsche, anf( die Granate aufzupaffen »Es wäre doch das Einfachste gewesen,« wandte Anatole ein, »man hätte mich sie fort bringen lassen« »3chweigen Sie,« fuhr Dutaillh fort, von dein Muthe des jungen Man- - nes überrascht; «es ist besser, wenni der Kapitan das besorgt-" »Ach mein Gott,« seufzte Madame Dutailln, »wenn er nur nicht so lange aus sich warten läßt« »Sie können feft daraufrechnen, ver ehrte Frau,« sagte ich lachend vom Fenster her, an das ich getreten war, »daß er auf sich warten laßt, denn er kommt überhaupt nicht mehr zurück. « »Was, er tonimt nicht zurückk« »Nein, meine Herrschaften; denn um zu Brebant zu gelangen, mußte er die Straße rechts hinuntergehen, und er hat fich nach der linken Seite zu entfernt und Zwar ziemlich schnell.« »Warum nicht gar? Was soll das heißem-« »Das fett heißem meine verehrte Freunde, daß Ihr stapitän ein ganz gefährlicher Jntrigant und Schmarotzer war, und daß ich mich steue, die Schliche dieses Prahlhanfes aufgedertt zu haben und zwar mit Hilfe dieser Gkanate.« » Mit diesen Worten ergriff ich ein IPhotograulxiealbum nnd fiihrte damit einen Schlag auf die Granate, die in taufend Ehokoladenftiicken zersprang Die isiranale war nämlich aus Chr-ko iade und verbreitete auf dem Teppich einen wahren Hagel von Pralines und sionsetL Ein unbandigesGeliichter folgte die ser unerwarteten Explosion; Alles war außer sich vor Erleichterung und Freude, und Madame Dutaillh wäre mir fiir die gliictliche Lösung dieser Angelegen heit beinahe um den Hals gefallen, was ich bescheiden ablehnte. I Drei Monate später fiihrte Anatole I Fräulein lsiertrnd zum Altar. Sie wer iden in wenigentsikochen ihre silberne ! Hochzeit feiern. Von einem ,,.iiapita’n Robillard« aber i hat man feitdem nie wieder etwas ge ) sehen, noch gehört. . Strafe für das Plaudern in der Kirche-. Peter der Große war ein gro szer Feind deb Plaudernet in der Kirche, vor Allem während des Gottesdiensteez Zur strengen Beobachtung einer guten liircheutzucht hatte er nicht nur in der Hoflapelle, sondern auch in verschiede nen anderen stirchem welche er zu be suchen pflegte-, eigene Aufseher bestellt, welche die Plauderer zum Schweigen bringen mußten. Vor-nehme Russem welche geplandert hatten, mußten beim Herausgehen aus der Kirche einen Nu bel in die Arnienbiichse legen, welche beim Eingang in der liirche inwendig an einer eisernen Kette befestigt war. lsteringere Rossen bekamen, nach be endigteni listottesdienste, wenn sie ge plandeit hatten, aus dein itirchhofe einige Stockschläge. Ein liebirbleibsel von dieser Kirchenzncht origineller Art fand sich noch lange nachher in der stirrhe des Alexander Newsktyselosters —-na·nilich die angelettete Strasbiichse, sowie das Halt-eisen, welches der Zar Peter denen, die während des Gottes diensted sich durchPlaudcrn oder Schla sen vergangen hatten, ohne Ansehen der Person in der stirche anlegen ließ Durchschnitt Als der verstorbene Fiönig starl von Wiirttemberg sich mit der isnssifchen Großsiirstin nga ver loben sollte, wurde ihm ein tleinea Bild der jungen Prinzessin Zugesnndt Er betrachtete das Porträt eine Zeit lang nnd bemerkte dann: »Das Bild ist sehr geschmeichelt; dat- Haar ist zu voll, die Augen zu glänzend und der Teiut zu srisch.« — »Aber königliche Hoheit kennen doch die Grosksiirstin noch gar nichts-« fragte ein Adsntant er staunt. »Nein,« versetzte der Kron prim, ,.ste kenne ich all-winkte nicht, aber ich kenne die Hosmaler. « Bedeutsame Llusspriichr. Als man den drei letzten französischen Königen aus dein Hause Vonrbon probeweise vor der strrinnng die Krone ausser-»te, sagte Ludwig der Sechzehnte: »Sie schueidet mir in das Haut-IN deig der Achtzehnte: »Sie driickt ntirh!« starl der Zehnte: »Ich bertnag sie nicht zu tragen. « —- Belanntlich wurde Ludwig der Sechzehnte enthauptet, Ludwig der Achtzehnte siihrte die Ne gierung nur miihsaiu bis zu seinem 1824 erfolgten Tode, und starl der Zehnte wurde 1830 abgeseht nnd starb 183t3. -·-.«--- is- W — . Merkwürdin cAbsetzung Musikinng : König Sancho der Zweite von Por- l tugal, der von 1223 bis 1245 regierte, war ein schlechter Fürst und wurde des halb allgemein verachtet. Er vernach lässigte alle Regierxngsgeschäste und huldigte lieber der »agd und anderen Vergniigungen. Also beschlossen die Vornehmen des Landes, ihn abzusetzen. Die Art, wie dies geschah, ist höchst seltsam und einzig in der anzen Welt geschichte. Ein portugiesi cher Chronist gibt eine aussiihrliche Schilderung des merkwürdigen Herganges. Während König Sancho sich wieder einmal aus der Jagd befand, ereignete sich in itissabon Folgendes: Am 21. September des Jahres 1245 in sriiher Morgenstunde wurde von vielen Hand werkern und Arbeitern aus dem größten Platze der Hauptstadt ein großes Schau geriist erbaut und iiber dasselbe ein priirhtiger Teppich gebreitet Daran stellte man einen vergoldeten Thron und setzte aus denselben die hölzerne Porträtsigur des Königs Sancho, die, angethan mit dem Purpurmantel, auf dem Haupte die Krone, itt der rechten Hand das Szepter und an der Seite das symbolische » Schwert der Gerech tigkeit« trug Edelleute und Osfiziere hielten dabei Wacht. Ringsnm lagerte das neugierige Volk. Um elf Uhr Vormittags erschienen die Häupter der Versrhtvörung, viele( Edelleute und Prälaten, die den Prin zen Alfonsey Sanrhosiiingeren Bruder, s in ihrer Mitte halten. Angesiihrt wur- « den sie von Don Manrieo de Carvajal und dem Erzbischof von Evora. Diese Beiden stellten sich rechts und links vom Throne hin. I Daraus sehmetterte ein Trompeter eine F·einsat·e, um allgemeine Aufmerk samkeit und Stille zu bewirken. Alle Edelleute zagen zugleich ihre Schwerter und ließen sie iln Sonnenlichte funkeln. Ein Her-old trat vor und lag mit tönender Stimme von eitlem beschrie benen Pergament Folgendes: »Portu sgiesety Edelleute, Prämien, Ritter, sinnppem Biirger nnd Bauern, die Ihr hier versammelt seid: Hört! hört! hört! —- Da liönig Sancho sieh der s Krone unwiitdig gezeigt h,at so wird er j Zur Absetzung verurtheilt Esijt an der I Zeit, das; die Krone einem Wiirdigeren i zu Theil we«.tde König Sancho vetliere s also die Sirene!« Der Holzsigur wurde die Krone ab genommen. Der Herold fuhr fort: »Erist auch untoürdig, das Schwert der Gerechtig tskeit zu tragen, wie Jedermann weiß, der seine Ungerechtigkeit kennt. Nicht länger durch ihn darf es entweiht wer den« Also verliert- KönigSancho das Schwert der Gerechtigkeit ! « Der Holzfigur wurde das Schwert abgenomtiteu. Dann sprach der Herold: »Er ist auch unwiirdig, das Szepter zu tragen, denn er ist schwach, träge, einfältig und so verschwenderisch, das; er die Staats einkiinste unsinnig und ruchlos ver geudet. König Zancho verliere also das Szepter !«· Der Holzsiguc wurde das Szepter abgenommen Weiter sprach der Herold: »Unwj’n· dig ist er, ans dem Throne zu sitzen. Vielmehr ist der Thron Portugals sei nent Bruder, dent edlen und guten Prinzen Alsonso, zuzuerlennen. Also wird König Sancho vom Thron ge stoßen!« Ton Diego de Soldaten-a, ein baumstarler Edelntanm trat herzu und wars mit kräftigem Stoße die Holz sigur vom Throne, welche kopsliber vom Schaugeriist herunter und aus den Erdboden fiel Darauf wurde Prinztsllsonsoauf den Thron gesetzt. Sein Haupt wurde mit der Krone geschmückt; utangabihm das Szepter in die Hand und utngiirtete ihn mit dem Schwert derGererhtigieit. Es wurde ihm gehnldigt, und alles Volk schrie begeistert: »Hoch lebe König Alsonso ! « Dann begab man sich in großem Festzuge nach der scathedrale, wonach eine lirchliche Freierlichkeit stattfand. Das Volk war iiber die Veränderung sehr Vergnügt. Man tanzte in den Straßen und aus den Plätzcn, und Abends wurden Freudenseuer angezün det. Von alledem wußte liönig Sancho nichts. Als er von der Jagd zurück kehrte nnd in Lissaboneinreitenmollte, wurde er nicht eingelassen. Man srhrie ihm Zu: »Du bist nirht mehr König von Portugal ! Es lebe liönig Alsonso !« Bestiirzt ritt er fort und von einer Stadt zur anderen. Aber überall war man dem Beispiel der Hauptstadt ge folgt; mit lHohn nnd Spott wurde er abgewiesen. Ia sliiehtete er verzweif lungdvoll iiber die spanische Grenze und begab sieh nach.Toledo, wo ihm der Fiönig non itastilien ein Asyl ge währte. Einige Jahre spiicer starb er dort, aus Gram iiber sein berloreneö Königreich Uniibkrlcgt. Herr nnd Frau N. lebten seit Jahren inargein Unfrieden. Ihre Miszhelligleiten bildeten ost den Gegenstand der Unterhaltung bei den Kollegen, so auch nach einer niusita lisehen Soiree bei Professor S. »Ah,« sagte die Dante-des Hausre, »Sie wis sen noch nicht, daß Frau N. gestern in tiebenggesahr geschwebt hat. Sie fuhr mit ihrem Mann in einem Boote,« neigle sich zu weit iiber den Rand, und hnseh! lag sie im See. Ohne sich zu bedenken, springt der Mann nach und« rettet sie :« —- »Wirllieh".-« — s »Mein Gott, sa! Wer iibcrlegt denn immer gleich alle Folgen seiner Handlungen-« Die letzten Augenblicke des Linchhänds lers Palm. Der Buchhänbier Johann Philipp Palm aus Nürnberg wurde bekanntlich auf Befehl Napoleons an126. August 1806 zu Brannau am Jnn zum Tode verurtheilt nnd auch dort crschossen, weil er angeschuldigt war, das vom Grafen Julius v. Soden verfaßte Büch lein »Dentschland in seiner tiefsten Erniedrigung« verbreitet zu haben. Die Geschichte dieses schmiihlichen Mordes ist viel besprochen und beschrie ben, nicht so die letzten Augenblicke ver und nach Palme schaudervollem Ende. Diese erzählt ein Augenzeugh der Todten-gröber Joseph Tschautner, sol genderntaßen: »Es war am 2(-3. August, als mich« der Stadtpfarrer Pöschl zu sich rufen ließ und mir die traurige Weisung gab, im Freythofe sogleich ein liirab zu öff nen, da die Franzosen heute noch einen kürzlich hierher gebrachten Buchhandler Namens Palm erschicsxen sollten. Kaum nach Hause gekommen, trat ein Scrgeant in meine Stabe, der mir in schlechtem Deutsch den Befehl des stan zösischen Kommandanten iiberbrachte:s" » daß ich den Mann, der heute erschaffen . würde, sogleichwif dem Richtplatze ein-" scharren solle. Es mag um zwei Uhr am Nachmit » tage gewesen sein, als ich mit meinen Gehilfen auf der äußersten Basteil ; gegen die österreichische Seite als dem stnir von dem Sergeanten bezeichneten Richtplatze mit Kratnpe und Schaufel ankam. Gleich darauf sah ich von der Stadt her ein französisches Regiment dem Richtplatze zu marschirenz in ihrer Mitte den ungliicklichen Palm auf einem Vorspannswagen Er sah blaß aug, hatte bei-weinte Augen und war im ernsten eifrigen Gespräche mit den bei ihm ans dein Wagen sit-enden Pöschi und lsiropn Lantlocz kam das Negiment am Exelntionsplatze, auf dem sich außer tnir und meinen Hei-« fern Niemand als neugieriger Zeuge zudriingte, niit seinem Zchlachtopser,’ dem ungliicllirlyen Palm, an, und sor mirte ein « dessen l·,intere Seite gegen « ein«-sich offen blieb. Dei L; irre-Hi i: nie-n hielt stille, Paltn ssnang behende ion demselben herab, nbcrssiab sein nett Thesen-en durch näßteö Schnupftuch einein der Weist liehcn mit der Billet ed seiner nn gliiellielien Frau zn senden, sprach noch einige 1nir nimerstiindlirhe Worte mit den beiden lsieistlirhem nnd trat dann festen chjiittesz gegen die äußerste Mitte del aser gelassenen Streits-Its wo ihn ein and nicht-treu Soldaten Und einem Tifizier bestehende-J Pelo ton bereits ern-kniete Einer von den sranznsiichen Einer-gen trat vor, ver band deni linnlinilichen die Augen; Palnt kniete nie-Im -« Da schlugen die Soldaten von dem nahestehenden Peloton auf den Knien ·den an — und auf des Offizierss letztes iZeichen inalttett die friintischen Büch en. Paltn stürzte rücklings hinüber —- er war nicht zu Tode getroffen. Laut wimmerte er——krallte vor Schmerz die Nägel seiner Finger in die von seinem Blute befleckte Erde. Es war eine lautlose entsetzliche Pause, die nur das Gestöhnc des Schwerverwundeten ichouerlich unter brach. Da warf sich Pfarrer Pöschl auf die Erde zu ihm nieder, schrie laut und wiederholt: ,,J-esus Maria, stehe mir bei,« während Gropp an den zu Pferd die Exekution kotnmandirenden Offi zier hinforang nnd ihn beschwor, dieser qual vollcn Szene doch ein Ende zu machen. Da winkte der Rommanditende, ein Offizier trat vor, befahl dem Pfarrer Pöschh sich bei Seite zu halten, sechs Mustetiere setzten ihre Gewehre an den aus der Erde sich Windenden auf den liopf nnd die Brust an, ihre Büch sen knallten, Und weithin spritzte dass Gehirn des tugelzerschmetterten Kop fes. Der unglückliche Paltn hatte aus gelitten « Seltsame Unterhaltung Fürsten haben stete- wunderliche iisergniigungen ausgesucht· König deig der Zwölfte von Frankreich wollte als der beste Koch in seinem Reiche geltenund siihlte sieh nicht wenig gesehnteichelt, wenn seine Höflinge die liierichte gierig ver schlungen, die er nisnnnnengeguirlt hatte. Zein Vorfahr-, rndwig der Elste, fnehte sieh nnf seine alten Tage ein anderer- Vergnügen en verschaffen: Das Zehnnsoiel einer rijiiinsejagd Eine Menge Mitnie tnnsgten sorgfältig einge sattgen nnd in einen Saal geschafft werden, in dent sie die Jagdhunde des siönigo empfingen und todt bissen. Mit liisternen ringen blickte dann der alte iionig nnf das widerlithe Schan spiel und eignet-e jieh an der Todesangst der geliebten ileinen Thiere. Freilich konnte schon ein sitt-gerit, der mehr ali viet«;igtansend Lilienschen heitttlich Und ohne alle Form hatte hinrichten lassen, an einer jolehen Minisejagd tin-fallen finden den t anther fiihlte sich wie tout bosen Feinde gelfetjt und fand tttdet Tag noch Jineht diinhe. « ..iphoriotnkn. Manche ,x-rende gtnieiien mir eth, me: Jttvir in det Ernt. tetn tg daran zehr-. n Ueber N- ie«l)tlstittt, Macht nnd Eint-n Steht de« :tiitttl), sie zu enlbjhretk z Beitlseioenl sit ist nnr dann eine Fixgetth wenn keine T Iieno var-ones gemacht wir-I. Leute, die ans Dankbarkeit rechnen, find sta pitalisten der Sisohtthiittgkeit : Ungliiellich sein nnd et- tsiiht end se« T· « «en,i Das heisn des-s Elends ganze Hefe itlt.:..-;e.t. Frauen, die kein lHier-; haben, verlieren csz « am leichtesten.