Winter-abend hin Zins-tu- Grün. Tisblmnem nun-, tmftallen an den Scheibe-eh Wie ein Geht-ge gegen Sturmes Talen, Sie flüstern mit-, indeß see Flimmer siäubenz Wir find die Geister lchöner Frühlingsroieni Szneeliockem wirbelnd mit weißem Glanzes s pochen leis ans Fenster die Versptlihtem Mir lispelnd flüchtig im Bomben-innen Wir gndtdie Geiftek wisset Frühlingsblü t en Gefühle steigen nni in meiner Seele, Wie beim Verflinnen ferner Stetbegloctem Die banger Wehmnth Seufzer meiner Hehle Und reiche Thriinen meinem Ang« entlocien. Sie aber singen sanft mir in«s Geinüilin Wir sind die seinen Geister deiner l'ieben, Mit denen dn durchwqllt des Frühlings Blüthe, Auf deren Grab nun diese Flocken stiebeiu Riiitesljeinieirilnslkse. H Humor-site von R· Eichen »Nun soll aber doch ein Bomben Element-» »Josef, Joses, laß’ doch nicht schon wieder Deinem nnbiindigen Tempe rament die Ziigel schießen !« »Ja, Mutter, was zu arg ist, ist Zu org. Zwei Kellerdiebstähle kann ein an geordnete Verhältnisse gewöhnter Staatsbiirger zur Noth ertragen, beim dritten aber muß selbst ein laimnfroher Apotheker zum rasenden Roland wer den. Jn mir kocht die Wutl), und um eine Erplosion zu verhüten, muß ich Lluchen Ein Bomben-Element soll en Schnft erschlagen, der schon wieder unseren sieller ausgeranbt hat! So, das erleichtert mein lslemiitli !« Der traneiöpsige Erbe der Schwa nen-Apatl)eie, Joses IJiansinanm setzte bei dieser Zornentladnng einen Korb Lo heftig ans den Tisch, dasz das darin esindlichcSchliisselbnndilirrtr. Plötz lich ässnete sich eine schmale Seiten thiir, und der Kopf des Apothciers cr schien in der Spalte. Papa Mansmann warf einen strafenden Blick iiber die Brille auf seinen Erstgeborenen und sagte: »Was siir ein Lärm? Bring’ doch den Medizinalwein in den Laden, Rief-« Joses lachte zarnmiithig anf: »Quint stilctl Wo nichts ist, nat der Fiaiser . selbst das Recht verloren.·« seht trat der alle Mauetnann mit erschreckter Miene ins Zimmer und sragte leise: »Schon wieder eingebro chen?« . »Schon wieder.« »Und unfer ilngarwein?« 78 » »Juki«-» »Und der Bordeaux?« »Fort auf Nimmerwiedersehen.« »Aber von den Lilitren—« »Hm uns der Halunle nicht eine Flasche gelassen. Von unserem ganzen — Vorrath ift nichts zurückgeblieben, als die zwanzig Flaschen Trabener, die wir bis heute noch nicht geleert haben, weil dies Moselbliimchen zu sauer ist.« »Donner nnd Doria!« schrie jetzt Maustnann fenior und schlug rnit der Faust auf den Tisch. »Das ist aber . wahrhaftig zum Tollwerdenl Nun « haben wir die eichcne Thiir am Ein gange dco stellero angebracht und unser ,, Abtheil durch ein Sicherheitoschloß mit Riegel verwahrt, und doch-« i »So, nun fange Du auch noch an zu toben,« unterbrach in strengem Tone Frau Mauoniann den- lszattctn »Wenn Jofef sich zum Zorn hinreißen laßt, so kann man das mit seiner heißblluigen Jugend cntschuldigen, obgleich ein jun ger Mann, der im Begriff steht, Gotte zu werden, wohl etwas mehr Selbst beherrschung uben könnte —- wenn aber . ein Mann in reifem Alter-J »Der Henler soll do lalteo Blut be halten,« unterbrach der Apotheler die würdige Matrone, »wenn man fein wohlerworbenes Eigenthum nicht vor frechen Hauodieben schützen lanni Einen Todtenkopf hatte ich auf die Thlir gemalt und darunter geschrieben Flchtung vor Fallen und Selbstschiis » en.« « - — »Und dicht daneben haben dicSchuftc e Lallen mit dem Stetnmeisen log eliist und sind in den Keller ge )liipft.« . Dieser Einwurf Josefs fchürte noch . des Apotheters Wuth: »Ich möchte , nur wissen, zu wott wir unsere hoch " gerühmten Deteltibs haben? Die bei den vorhergegangenen Einbeuchsdiebs stähle haben wir sofort angezeigt, und was ift geschehen? —- ålliclfts, rein gar nichts-Este find also auf Selbsthilfe angewiesenX knurrte nach einer Pause Papa P out-wann und warf sich in sei ; neu wurmstichigen Großvaterstuhl, daß i die Fugen krachten. »So laßt uns be rathen, was zu thun ist. Geschehen rnnsz etwas.« Nun ließ lieh auch die Hausfrau neben dem empörten Gatten nieder und bemerkte: »Wenn wir nur wußten, wer der Dieb tst.« — »Ja,« rief Joseg bitter lachend, »wenn wir das wu tenl Jedenfalls s--«fletkt er in unserem Haus« Nun unterzogen die drei Maus tnanns sämmtliche Mitbewohner des qauses einer moralischen Kritik Bot d eser konnten alle langjährigen Mie ther bestehen, zweifelhaft und darum verdächtig e chienen nur der Tafel decker Ehre rg und der Ofsizierss dursche Fritz- Gegen den Lenteren egte « u Mansnrann ein starlea l lis eu, weil er um der Verlästi ung i en mit zwei Adchinnen zuglelF ein Liebedverhtiltniß unterhielt. Josef da egen war stark gegen Ehrenberg und sen zwei Sohne eingenommen, weil - die Jungen wiederholt Thierauiilereien T Miit hatten, ohne daß der Baker sie -. Instit ftrafte, und weil dieser selbst mit « Dis-III unterwlirfigqn Benehmen ein NO. Be ia verschmitzted Lächeln verband. , ie Familienberathung führte zu dem Beschluß, dasz man Fritz und die Ehren bergs scharf beobachten und den Dieben eine Falle legen wolle· Um ihnen die Lust an weiteren Strasthaten zu verlei den, übernahm es Josef, sechs von den ganzig Fittichen sauren Mosels mit rechtveinstein zu versetzen und sie äußerlich ntit der Binnettn »Niides heimcr Auslese« zu versehen. ilm siir den Fall einer späteren Entdeckung ein Merkmal des gestohlenen Gutes zu Faden, zeichnete Mausmann senior, obald sein Sohn das Tränkchen ge mischt hatte, ein Sternchen in die Ecke der Vignette. Der so präparirte Köder ward im Keller breit ausgelegt, und acht Nächte später fand wieder eine Ausräumnng "es Maustnann’schenVor ratlts statt. Die sechs Flaschen blindes heirncr Auslese wanderten mit dem saure-n Mosel in die unbekannte Die beweint-. Als Joses diese Entdeckung machte-, lachte er in grimmiger Schadensreude aus und ries dem Vater zu: »Nun sollen die Gauner was erleben l« Im Grunde regte diese dritte Be raubung die Maudmanng weniger ans, als die beiden ersten, denn die Familie besand sich inmitten gewaltiger Zu riistungen sur Josess Bermählung mit s der einzigen Tochter des reichen Mau- : rermeisterd Knorr-, dessen stattliches Zone der Apotheke gegenüber lag. ulchen Knortz war eine hübsche Blon dine von sanster Gemiithsart, die turz nach ihrer Verlobung mit dem munte -ren Joses die Mutter verloien hatte. Die Führung des .Hauehalts siel nun aus ihre jungen Schultern, und da sie einen Theil des Tages stete am Erker fenster verbrachte, unt mit dem Verlob ten allerlei Liebeszeichen knien-tan schen, so wäre ec- um die Verp- .;-«nng des verwittweten Vaters iibel bestellt gewesen, wenn dieser in der alten Nes gine nicht eine tüchtige Köchin besessen hätte. Im Vertrauen aus diese be wahrte straft beschloß sttiortz auch, die» bevorstehende lHochzeit stulchcns inr eigenen Hause zu feiern. Alewttmadis ; man hielt er an einfachen Lebens-— gewohnheiteu fest, allein bei besonderen : Gelegenheiten prunkte er doch gern mit dem Gewordenen Bei der Hochzeits seier sollten die wetten Rauniedss selbsterbauten Hauses in sestlichein Glanze erstrahlen, nnd an auserlesenen Tasclgentissen durste es auch nicht seh len. Knortz sah ein, dasz er zur Bewie thung der Gäste einer in gastrono mischen Dingen wohlerfahrenen Per sdnlichkeit bedürfe, und so rief er, ans ver chiedene Enipsehlungen hin, den Ta cldecker Ehrenberg in sein « aus. Dieser erwarb sich durch den iederen Ton, den er anschlag, und die reiche Erfahrung, die er bei der Berathung des Menus offenbarte, das volle Ver trauen ded Gastgebers. Knortz legte das Arrangement der Tafel, die Ansi werbung einiger Lohndiener nnd die? Anschasfung der zum Tiner nöthigens edleren Weinsortcn vertrauenevoll ins Ehrenbergs Hände, wobei er ihm ein-» schärste: ,,Alteg muss seinster Qualität nnd reichlich sein, lieber Ehrenberg. Der liestenpunkt spielt feine Rolle, denn am Hochzeitstage seines einzigen Kindes will man sich doch nicht bla miren.« Ehrenberg ver-beugte sich mit der Graudezia eines Oberhosrneisters und erwiderte, verschmitzt lächelnd: »Hoch- s geschätzter Ferr Baurath, nach dems Fest werden Sie inir zugestehen, dass» ich ganz in Ihrem Sinne gehandelt habe.« « - -.-·-.- . - ! ÄUV ipoclsjcildscsl falls llll clllclli« naßialten Apriltage statt, und die Ge- ; duld des Brautpaareo und der Trau-s zeugen hatte in den Warteräutncn des » Standesamtce und der Kirche hartej Proben zu bestehen. Durchtaltet undi hungri kehrte dic tleine tsiesellfchafti in’s ttortz’set)e Haus ZuriicL Hier» aber belebte sich die gesunken-: Stirn-· mung wieder beim Anblick der festlichl efchmückten, von goldigem Licht durch utheten Räume. stautn hatten sich die Paare im Solon zusonnnengefuw den, so öffnete sieh die Fliigelthiir des Speifesaales und ein »Ah« der lieber rasrhung kam beim Anblick der ver lockenden Festtafei banden Li pen der Eintretenden Mit innigem ehagen nahmen Brautpaar, Eltern nnd Freunde vor den beladenen Fruchtschalen, den silbernen Eistiibelm zierlichen Geschir ren und dustenden Friihlrngsblunten lah, dann gab Ehrenberg in der ern ten Haltung eines Schlachtenleniers das Zeichen zum Auftragen der Sappe. Unter dein Einfluß der Tafelgenüfse entwickelte sich bald in den Mannes seelen der Traum die Rednergabe sanft erstrahlen zu lassen. Zwischen der Suppe und dein zisch flatterten Scherz worte und Anckdoten von Gruppe zu Gruppe, dann begrüßte Papa zinortz die Gäste in kurzer, aber wohlgesenter Rede, und als der Braten in Sieht kam, prüftesich der Gytnnasialdireltori Dr. Arenzmeher, der älteste Freunds Man-manns, in aller Stille, ob er feine gedankenreirhe Rede auf dae junge gepaar- norh feft im Gedachtnisz habe. echanisch nahm er von der Schüssel ein Stück Rehbraten, undjals ein schwarzbefrackter Diener ihm ein Glas Rheinwein mit diskreter Angabe der Marie reichte, leerte er es mit dem Gedanken: der Wein steigert unsere geisti e Flugtraft. oJeL der junge Cheinann, hatte na den starken Erregungen des lang ersehnten Tages einen Wolsshunger nnd ließ sieh Speisen und Getränke trefflich munden. In den Eßpansen tieß er mit Julchen an, wobei er achend die Frage stellte: »Na, Schatz, —«----- « « cw wie ist Dir als junge Frau zu Muthe? Wottnia- nicht wahr-P« Und Julchen strahlte vor Glück. Auster der Suppe, von der-sie wohlig durchwiirmt wurde, war sie unfähig, noch irgend etwas zu genießen, denn selige Gefühle durchströniten ihr Herz. Sie begriff ed auch nicht, daßihr Joses so tapfer Fiel-Luan konnte. Ia, sie erschrak stift, als dieser zum Wild braten ein volles Glas Rheinwein aus einen Zug leerte nnd dann enttäuscht ausrief: »O weh, dieser Riidesheimer hat einen Ztict)!« Wie konnte er in dieser weihevollen Stunde noch ein Urtheil jiber materielle Dinge haben! Ihr wan so freudig uni’s Herz, wie der sonnentrunkenen Lerche, die sich vom Achtenfeld jnbilikend ausschtvingt H zum lichtblanen Aether. Ein helle-c- itlinaen unterbrach Jul chenxx («-3ed·ankens;ais.a. Der Braten war verzehrt, nnd ed erhob sich mit feier licher Miene der Ghmnasialdireltor zum Zenit aus das jüngste Ehepaar. Während der horhgeschiitzte Redner s ich riiusperte, sliisterte Joses: »Gott sei Dank, das wir nnJ gestärkt haben. Wenn die er Demosthenes das Wort ergreift, läßt er es auch so bald nicht wieder lass-« --· » ps. Yck Yicisllllg Ocl Uccllllklscycll Ycl lllllg schien Josess Vorauesage zu bestätigen, denn um iraelxzumeiseth daßManSmann enior und icuortz Zierdeu der Bürger chast seien, deren Wohlstand sich mit dem Aufblühen der Stadt und des deut schen Reiche-J entwickelt habe, unter nahm er einen weiten Exkurs in die vaterliiudische («-)essl)ici)te. Seltsamer Weise schien der bewahrte Redner dies mal der gewohnten Ruhe und Selbst beherrschung Fu ermangeln. Sein Ge sicht wurde uou Minute zu Minute bleicher, bei den striegeziigen Ottos des Großen wischte er sich den Schweiß von der Stirne-, und alo er glücklich bei der großen t«eldenegesrhichte Deutschlands, dem dreißigjährigen Krieg, angelangt war, schienen ihm die Gedanken nicht mehr frei zuzuslieseem sondern unter Konvulsionen geboren zu werden. Aufs Tiefste beuuruhigt, schob ihm die treue Gattin ihr volles Glas zur Stärkung hin, aber der Trank steigerte nicht seine Geisteskriiste, sondern erhöhte nur das Wiirgen und Angstgesiihl in seinem Innern. Eben hatte er mit dem letzten Aufgedot seiner Kräfte die Phrase hervorgestoßen: »Im Augenblick der höchsten Noth aber erschien der große Friedrich auf der Bildfltiche und irurde zum Retter der tiefgesunkenen Ger mania,« da warf er seinen Stuhl um und rannte aus dem Festsaal mit sol cher Eile, als wolle er das Aue-reißen der Feinde Preußens parodiren. Das Auditoriunt war zunächst sprach los vor Verwunderung, dann schien es aber, als wirke das räthselhaste Beneh men des Direktors ansteckend. Während der jiih abgebrochenen Rede hatte sich auch der würdigen Frau Mauotnann eine peinliche Unruhe bemächtigt. Sie war von sinortz zu Tisch geführt wor den, der sie mitArtigteiten iiderhäufte, weil er sich sagte: Julchens Schwie germutter mußt Du zart entgegenkom men, um sie fiir Dein Kind zu gewin nen. Er schenkte ihr fleißig ein, brachte ihre Gesundheit aus und riihmte Josess Tüchtigkeit Frau Maudniann that ihm erst freundlich Bescheid, wurde dann aber allmälig schtveigsanr und zer streut, schien während der Rede des Direktores neroöd zu werden und he trachtete, als dieser entfloh, mit an scheinend tiefem Interesse die Thür, durch die er den schleunigen Rückzug betoeristelligt hatte. Der galante Mau rermeister ahnte nicht, daß seine Nach bariu jenseits der Thiir eine stille Klause mit angsterfiillter Seele suche. Bald verlor Frau Mausmann ihre strenge Haltung und fliisterte mit back sischartiger Verschämtheit: »Ich hab’ mein Taschentuch im Mantel stecken iassen.« Mit diesen Worten erhob sie sich, aber Finorh hielt den Augentlick siir eeignet, seine Fkourtoisie in"’s rechte icht zu sehen nnd sagte ausspringend: »Bitte, das ist meine Sache. Wiesieht Ohr Mantel aus«-« In beschwörendem Tone entgegnete Frau Mattstnanm »Sie werden ihn nicht finden, bitte, lassen-« Vie mich! « »J, dac- wäre ja noch schöner, so groß ist die Gesellschaft doch nicht-« Nun riß der geängstigten Frau der Geduldesadetr Mit beiden Händen den galanten tenorh ans den Stuhl niederdrintend, rief sie ihm mit heise rer Stinnne zux »Ich muß hinaus! Bleiben Ziel« Spornstreichs entfloh sie dein Saale. Ganz verbtnsit sah ihr der Monter meister nach und murntelte dann: »Julchen hat Pech in der Wahl der Schwiegermutter. « Der Neuoerntiihlten aber schien ed zur selben Zeit, al-: sei sie auch unglück lich in der Wahl des Gatten gewesen. Als der rednerisrh begabte Direktor so weit auoholte, tritt-de Joses ungeduldig und höchst t«ei;bar. Er machte spöttische Glossen, nnd old Julchen ihm zu xliistettn »«.Iicnnn doch Rücksicht aus eine gute Absichtl« antwortete er barsch: »Ich pfeife aus seine gute Absicht. Kurze ist der Rede Würte« »Aber, Joses, er will uns doch hoch leben lassen.« »Dann soll er es noch heute thun und nicht, wenn wit- alt und grau ge worden sind. Das Ende dieses Bor trags erleben unsere armen Eltern nicht mehr.« Kaum war diese höhnische Bemer kung gefallen, so stürzte der Redner aus dem Saal nnd Joses brummte »Wao soll der Narrenstreich bedauern-« Alma-laß doch die unschicklichen . ,—M - ·C«-----(- ----.-. Bemerkungen«« warnte Julchen, »sie könnten gehört werden« »Unschieklich? Ei, Du willst mir schon am Hochzeitstage eine Lektion geben; das ist zu sriihl« ,.A ber, Joses, Deine aufbrausende Lestigteit erschreckt mich. Jn diesem on hast Du noch nie mit mir geredet !« »Wenn er Dir mißsällt, so sordere ihn nicht durch unpassende Bemerkun gen heraus. « Julchen starrte den Sprecher erst verständnißlos an, dann stillten sich ihre Augen mit Thränen und sie stam melte: »Ach, nun sehe ich, Deine Lie besversirherun nen waren erheuchelt. l« » Inlcheth u-—Herrgott, Thränenl » Na, das sehlte mir noch, Thränen ams HochieitdtagI Ei, da soll denn doch-—«T »L, er will mir heute schon den Herrn zeigen!« klagte Iulchen und hielt ihr lostbares Tafchentuch vor die Augen. »Und das ist der ersehnte Gliickstagl O Gott, o Gott, wenn ich dashgeahnt hätte-J Um iresnyt tiefster untranschung ikonnte die junge Frau ein Schluchzen nicht unterdrücken. Dies brachte Joses vollends um seine Fassung; er sprang aus, rannte ihr zu: »Dein Benehmen ist iindisch-—unerhiirt !« und rannte wie ein Besessener aus dem FestsaaL Der Zank der Neuvermiihlten war vom alten Mausmann bemerkt worden. Dieser nahm auf dem von Joses ver lassenen Stuhl Platz, um die weinende Schwiegertochter liebreich zu trösten. Dabei bemerkte er aber zu seinem Be fremden, daß sich die Reihen der Fest genossen ausfallend schnell lichteten. Schon war die Hälfte dem Direktor gefolgt, da fragte er sich: Was mag der Grund dieser paniiartigen Flucht vor der Freude sein? Ihm selber war wohl zu Muthe, denn er hatte an dem z diiitetisrhen Prinzip festgehalten: J Lösche Deinen Durst bei großen Diners nur mit einem Getränke. Da ihm nun der zum Fisch gereichte Josesshijser ge schmeckt hatte, so war er bei der Sorte geblieben. Julchen näher rückend, wollte er ein Glas zur Seite schieben, sah aber, daß der Wein getrübt war. Da ihn als Chr-miser Erscheinungen dieser Art interessirten, so Priiste er die Flüssigkeit und seine seine Zunge stieß aus einen widerlich siißen Beigeschmack IEben erwog er, was wohl die Ursache der Triibung sein könne, da vernahm er neben sich die Frage: »Noch ein Glas Riidesheimer Auslese gesällig?« Dies traf ihn wie ein Blitzstrahl. Er wollte vom Sitz ausschnellen, im selben Augenblick aber legte Julchen den Kopf gegen seine Schulter und klagte, daß Joses ihr recht weh gethan habe. Barsch ries der Apotheker dem Aufwärter zu: »Setzen Sie das Tablett mit Flasche und Glas aus den Tisch,« dann, als dies geschehen war, richtete er Julchen aus und priiste die Vignette der Flasche. Ein leiser Ausschrei kam non seinen JLippen Da, in der Ecke, war das - satale Stern-then, das Zeichen der alr— » Diebdsalle praparirten Flaschen. Hastig Heilte er mit Flasche nnd Glas zum Hausherrn und stellte die Frage: »Am H ist dieser Riideeheimer l)er?«« ,,Weisz ich nicht. Ehrenberg bot mir an, die Weine zu bestellen. Er kennt » die besten Quellen. Echmeckt Dir der Wein nicht-« Der thotheter lachte grimmig. »Eine dieser besten Quellen kenne ich genan; sie sprudelt in meinem Keller. O, dieser Ehrenbergi Ehrenberg? Schandberg mnsxte der Kerl von rechte wegen heisreni Der Wein ist gestohlen und der Tieb hat damit die Hälfte Deiner Hortszeitskgafte vergiftet ! « itnorh erschrak heftig Und ließ sich über die besondere Natur der Niides heimer Auslese anfiliiren. Als dies ge sschehen war, bemerkte Knorh: »Na, ider Dieb soll wenigstens nicht unbe istrast bleiben. Laß’ rasch alle Reste dieses nnheilvollen Geträntes vom Tische entfernen, unterdessen will ich, der ich zum Wink nur leichten Mosel trinke, den Monsieur Ehrenberg in’s Gebet nehmen. Ah, da kommt er eben!« Knortz winkte den seisten Tafel decker herbei und sagte in gleichmiithi gem Tone: »Versuchen Sie doch ein mal diesen Nüdesheimer. Mir scheint, er ist trübe und schmeckt schlecht.« Ehrenberg ließ den Wein prüfend über die Zunge gehen und meinte, er habe zwar einen etwas befremdlichen Charakter, aber das sei sa bei allen edleren Weinsorten der Fall.« »Ja, Sie müssen das tsilas ganz leeren,« bemerkte Knorr-, »denn erst am Bodensah erkennt man den iiblen Ge schrttack.« Ehrenberg trank das Glas aus und versicherte, er habe den Wein aus der sErbschaftsmasse eines Fiirsten gekauft. sEs wäre ja möglich, das; gerade in der f vorstehenden Flasche ungewöhnlich viel lBodensatz gewesen sei, aber Blume und sSiißigkeit könne man dem Wein nicht sabsprechen. » »Hier ist noch ein Rest in einer anderen Flasche,« bemerkte Finanz, ,.versuchen Sie den; mir scheint, wir ifind hereingefallen. « Ehrenberg leerte auch dies Glas und meinte dann in biederem Tone: »Hier ist der Geschmack reiner, und die sechs Mark, die ich siir jede Flasche bezahlt fhabe, ist der Wein sicher werth.« s Nun erhob sich der Hauche-m zog sEhrenberg in ein NebenzimmerKund ssagte zu ihm: ,.Die9kiidesheimer Ans «lese wird Ihnen bald zu Leibe gehen »und Ihnen verrathen, daß Sie ein ertappter Dieb sind. Der Wein istnus Marielitanno Keller gestohlen.——Still, verlieren Sie kein Wort weiter — Sie —cie—3chandberg! Dies Hochzeit-s fest haben Sie schändlich gestört. W— W Sosort verlassen Sie mein Haus. Wegen der Cinbruchsliebstdhle wird der Apotheler Sie zur Rechenschast ziehen. Hinaus!« » Ehrenberg verließ geknickt nnd leise s fluchend das Knortz’sel)e Haus. ’ Unter dessen hatte Mausmann, während der Wegrilumung aller Weinreste, den erren die verderbliche Wirkung des iidesheimers erklärt. Die Glücklichem die ihn hatten voriibergehen lassen, waren schadensroh genug, beim Anblick der zurückkehrenden Opfer in ein schal lcndes Gelächter auszubrechen. Als diese aber den Grund ihres Unwohl seins erfuhren, machten sie gute Miene zum bösen Spiel und lachten mit. Joses aber kehrte reuevoll zu Julchen zurück, erslehte ihre Vergebung und rief, als sie wieder lächelte: »i-iebste, Du hast wirklich keinen Grund, an meinem Herzen zu zweifeln, nur mein Magen ging in die Falle. Ein Gutes hat dieRiidesheimer Auslese uns wenig stens gebracht: die Rede des Tirekrors ist uns zum Theil erspart geblieben.« Kaum hatte Joses diesem Gefühl der Genugthuung Ausdruck gegeben, da tönte ein helles Klingen durch den Saal und eine sonore Stimme sprach: »Verehrteste, wir waren beim Erscheinen Friedricle des Großen in der Völker-Arena stehen geblieben. « Heqels Schwester-. Die Schwester des berühmten Philosophen war Gou ’ vernante beim Grasen v. Berlichingen in Heilbrunn. Sie war eine ziemlich bejahrte Jungfer-, ungemein mager, bleich, mit glänzenden Augen und gro ßer Lebhastigkeit, sowie von anstreb mender Gitte. Ihre Gefälligkeit wurde meist dadurch auf die Probe gestellt, daß sie die eiserne Hand des alten fGötz v. Berlichingen unter ihrer Ber zwahrung hatte, die bald in dieses, bald in jenes Haus zur Betrachtung siir Einheirtiische und Fremde gewünscht wurde, und die sie immer selbst brachte und erklärte. Die Arme verfiel aber nach und nach in Geisteskrankheit und bekam die sixe Idee: sie sei ein Pack rhen, das incn auf der Post verschicken welle, welcher Gedanke des Verschieb werdens sie immer in die grosste Un ruhe und Verzweiflung versetzte. Näherte sich ihr ein fremder Mensch, so fing sie an zu zittern, denn sie be fürchtete, der tounne, sie mit Bind saden zu umwickeln, zu versiegeln und auf die Post zu tragen. Diese Angst steigerte sich in ihr bis zur höchsten Schwermuth, in welcher sie einen frei willigen Tod in den Fluthen der Nagold sand. Schlque Weinbauern. In der Nähe von Bergerac lebte ein Landgeistlicher, dessen fromme Heerde den Beschluß ; faßte, ihm einmal mit einem Stückfaß sWein ein Ehrengeschent zu machen. Ein Dorfbewohner lieferte das Faß und die übrigen füllten dasselbe, indem jeder zwei Liter feines eigenen Ge wächseg hineingoß. Eines Tages lud nun der Pfarrer seine Beichtlinder ein, das Getrünk —- die Mischung aller Weine der Gemarknng——bei ihm zu kosten. Seine Haushalterin zapfte von dem Inhalt ab und tatn mit einer gro fzen Kanne voll-—Wasser zurück »Was bedeutet das?« riefen alle er staunt. »Ja, das ist der Wein aus dem Fasse hier,« erwiderte die Haus hälterin. Seine Ehrwitrden konnte sich die Sache nicht enträthseln. Da fingen feine Gäste nlle an laut zu lachen. Jeder hatte namlich gemeint, daß zwei Liter Wasser, die er hinzugösse, in der ganzen Menge doch nicht bemerkt würden-leider hatten nur alle braven Weinbaucrn ganz denselben Gedanken gehabt. Ein Kind der Neugier-. Der ver storbene französische Musiker Ernest Guiraud, der Komponist von »Gretna Green, « hat die Kunst verstanden, sein Leben um mindestens vier Jahre zn verlanget-n Wie er es anstellte, dar z über gibt Anrelieur Scholl im «Matin« zmit Belegen aus dem Nachlasfe des sMeistero folgenden Aufschluß: »Bei Guirand hat man zweitausend uneröff nete Briefe gefunden. Unerösfnet legte ei sie in ein Schubsachz war das voll, wanderten sie in eine stifte, von da tarrenweise in eine Kanmter.« ; EineEntlasiungsxeugim Ein Mann war beschuldigt, seine Frau geschlagen und ihr ein Stück Ohr abgebifsen zu haben. Die Frau aber, eine gutmüthige Seele, wollte ihren Mann entschuldigen und ihn womöglich straffrei wissen. — Rich t er: »Ihr Mann hat Sie wohl sehr schlecht behandelt?«-—Zengin: »Ach nein, Herrdjiichter «——R i ch t e r: »Nein!J Er hat Ihnen aber doch ein Stück vom Ohre abgebisfen.«——-»·-3 e u - gin: ,,Bewahre, Herr Richter-, dae bin ich ja selbst gewesen!« Praktisch A.: »Ich möchte mir eine Schreibmaschine anschaffen, kön nen Sie auf der Ihrigen gut arbei ten?«-—B.: »Nein, gar nicht, ich habe mich lange damit abgeanalt, aber ich hoffe, in einer oder zwei Wochen wird’s gehen!«-—A. : »Ah, dann hoffen Sie die Methode erlernt zu haben-« —B.: »Nein, aber dann heirathe ich das junge Mädchen aus dem Geschäft, in dem ich die Maschine gekauft habe!« i Der Gattin Geschenk. Si e: »Es Ifreut mich herzlich, lieber Mann, daß lDir das Rnhelissen so sehr gefällt. sJch hatte es zn Deinem Geburtstag igekauft. In Deiner Studirftube wür sdest Du es freilich bald verderben, ich ;will’6 also in meinem Boudoir liegen slassetn CI ist sehr them-r. Die Rech Hmng dafür wird Dir in morgen zu Igehen.« -.. :...—.-··.»-......·« Wie man sich gegen »Warte-kunn ftiieke« wehren kann. In neuester Zeit erscheinen in der Wiener Gesellschaft, so lesen wir in der ,,Wiener Presse,« bedauerlicher Weise die »Kartentitnstler« immer zahlreicljcr aus dem Plan. Kaum sind die fremden Elemente, die sich beim Sonper zusantmengesunden, ein bis-— chen bekannt geworden, kaum beginnt die Stimmung getniithlich zu werden, so tritt ein Jüngling vor, zieht aus der Brusttasche seines Smoling ein Päckchen Karten und — das Unglück ist geschehen. Jedes anregende Gespräch ist begraben, jede vielversprechend ein geleitete Bekanntschaft jäh abgeschnit ten, und neigt man sich gerade zur Nachbarin, um ihr ein Kompliment iin’s Ohr zu fliistern, aus das man Igrosze Hoffnungen setzt, so unterbricht uns ganz sicher der Zalonmagier niit den Worten: »Bitte-, neben Zie eine Karte!« Schon regt sich iibrigens der Widerstand. An einem solchen Karten kiinstler wurde dieser Tage in einer Gesellschaft schreckliche Rache genom men. Der Herr des Hauses, dem die Kartentiinste durchaus nicht angenehm waren, vollzog die Vergeltung in sol-« gender Weise: « »Bitte,« wendete sich der Sahn magier an ihn, »3iehen Sie eine Fiarte!« »Ich danke, « war die Antwort, »aber ich spiele nicht.« »Es handelt sich nur um ein Kunst stück. Merken Sie sich gesälligst eine starle, und ich will Ihnen dann sagen, welche Sie sich gemerkt haben.« »Was bezwecken Sie aber datnit?« »Ich will Ihnen zeigen, daß ich weist, welche Starte Sie ziel)en.« »Kann ich jede beliebige Karte ziehen-« ,»lawohl.« »Die Farbe ist gleicligiltig?« »Ja- s’1«« »Auch ?«- Iizitt:««.«« »:iiatiirlert., link-, fangen Sie nur anl« ,,(55nr, ich ziehe Plane-Dante« ,«tlber, nein l--r.tt. Zie diirfcn mir die Karte r:i:«1:t rennen! Ziehen Sie ein Blatt us d siec..:i Sie es dann wie der in dass «:Tii-.«t«c2«sc::.« »Zu. «.«-iu«i, hab-J Hi; sixfldietlarte geniertt?« »Ja, es war Herr-Trei. Haben Sies erratheu«.-« »Das ninsz ich ,;l:«neu sauern welche Karte ca war! Versuchen Eies noch einmal! Ziehen Sie eine Frarte!« »Wie Sie winsi « «n.« »Gut. Jetzt stecten Sie sie in das Päckchen :uriict·.«· Geschieht Der Salonmaaier rnischt die Starken nnd sieht sie dann priiseud durch. Trimuphirend: »War es diese da?« »Das weis; ich nicht. Sie haben mir diesmal nicht« -gesagt, dasz ich die Karte ansehen soll·« ,,:liatiirtich haben Zie sie anzu sehen!« . ,,Jch habe sie eigentlich angesehen aber nur die E)iiickscite.« »Sie miissen das Farbenblatt an sehen! Na, noch einmal, ziehen Sie eine liarte.« »Recht gern.« Geschieht. Der sciinstler mischt und sucht. »Bitte, haben Sie die Karte in das Päeichcn zuriickgelegt2« »Nein. Sie haben es nicht verlangt. « »O Du Grundgiitiger!« Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Achten Sie genau auf mich. Ziehen Sie eine Karte-so — setzt sehen Sie, welche Siarte es ist —- so — nun geben Sie sie wieder in das Päckchen —- so!« »Nun ist Alles geschehen, wie Sie’s gewiinscht. Jch kann nur nicht begrei sen, wozu das Alles sein soll.« Der Tausendkiinstler mischt. Nun naht der Augenblick höchster Spannung : »Ist das Ihre Rat-tei« »Nein, das ist nicht meine Karte« Es war offenbar eine Lüge, aber sie wird ihm verziehen werden. »Nicht Ihre starke? Das ist unmög licht Dreihundert Fälle hatte ich schon diese Woche und jedesmal habe ich die Karte crratlsen. Auch bei Ihnen muß es klappert. Also noch einmal ! ; iehen Sie eine seen-te Zo-—-gteirh will ich sie Ihnen zeigen———ist es dieses« »Nein, es thut mir leid. Es ist nicht meine Rai-te. Aber wollen Sie das Kunststück nicht nochmals versuchen! Ich bitte drum. Eie sind vielleicht ein bischen erregt. Ich besorge, daß ich Anfangs vielleicht schwer begriffen habe. Wollen Zie nicht in dem stillen Seitengemach hier eine halbe Stunde allein bleiben, tio Zie sich beruhigt haben nnd die Lache dann nochmals versuchen? Ejie mussen schon nach Hause gelten? Alch, wie ich das be dauere! Es mus; doch ein reisender klei ner Trick sein. Erhabe, das; er Ihnen nicht immer gelingt. Nnte Nacht, gute Nacht !« Mit dem Herrn wird der Magier keine liiinste mehr machen wollen. Die mittlere- Lebensdauer de s Mc n s ch e n. Von se tunl) Leben den erreichen lnn das Isi» Its das elf-. und 2 das »sp. t-ebenssahr. So weit eine Berechnung möglich ist, betrug die mittlere Lebensdauer im l7. Jahr hundert nur l:3 Jahre-, im is. Jahr hundert stieg sie auf 20 und im lit. auf 36 Jahre. Noch im vorigen Jahr hundert wurden alle Menschen sitt alt gehalten, wenn sie das Ha. Lebensjahr überschritten hatten. Weiber gegen Ochsen kann man sich irn anulande, Ziidasrila, verschassen Eine dicke, gisunzc Frau ist siir etwa zehn Ochsen erhiittlicn