; Saus-gez Its-; Roman von Thrisso Lohdt is. Fortsetruuad Ver Paftor hatte sich erhoben. .Sie wollen ahreisen?« »Morgen, wenn es geht« »Und Jlse?« »Ich hoffe, sie wird groß genug den ken, um mich nicht allein fortgehen zu lassen. Voraugsichtlich läßt sich UN sere Trauung bald ermöglichen Doch darüber sprechen wir noch. Jetzt sen den Sie mir Jlse.« Er reichte dem Pastor zum Abschied die Hand, die dieser warm drückte. »Er hat doch noch mehr Gefühl, als ich Anfangs geglaubt habe.« Mit diesem Gedanken trat der Pastor in Jlse’s Zimmer-, die ihm entgegeneilte und ihren Kopf in heftigster Erregung ast« seine Brust drückte. Er neigte sich zu ihr und küßte ihr die Stirn. »Ich rathe nicht ad,« fagte er leise. Jetzt schaute sie mit strahlenden Au gen zu ihm auf: »O lieber, lieber Herr Pastor!« »Wohl gemerkt, ich sagte nur« ich rathe nicht ab. Was Du aus Dich nimmst, wennDu dem Baron ein »Ja« sagst, ist schwer und verantwortlich, s und duntel die Zukunft, der Du ent gegengehst. Aber so viel auch dage gen spricht, mein Veto einzulegen, fühle ich mich nicht befugt. Thue, was Dein Herz Dir zu thun gebietet!« Sie preßte ihre Lippen auf des Pa stors Hand. »Und nun lasse den da drin nicht länger warten. Er gehört nicht zu den Geduldigen und ist gewöhnt, Alles zu erreichen, was er will, das habe ich schon in den wenigen Minuten desZu sammenseins ertannt.« »Ich werde nur dafür leben, seine Wünsche, seinen Willen zu erfiillen.« »Gutes Kind!« Er geleitete sie bis zur Thüre, dann schlug er nachdenklich den Heimweg ein« Wie sie hier in Hertheim das Glück des Mädchens preisen. es beneiden wer dens Und doch wünschte ich, ihr wate diese Prüfung erspart geblieben; denn es gehört ein startes Herz dazu, um sie in der rechten Weise zu bestehen. S. «Mania, Mann-, her-P hab’ ich Dir aber eine Jteuigteit zu erzählen, eine Neuigkeitss———« Mit diesen Worte-. stiirmte ein jun ges Mädchen in Iaz bescheiden einge richtete Wohnzitniner der Geheimst thin v. Willrich, einer Geborenen v· Wenzelen, und daher Iante zweiten Grades der beiden Vettern, deren so berbängnißvoll aus esullenes Duell Fe selbst in aller Mun e ebracht und te zu viel genannten Pers macht hatte. »Nur nicht so ungestüm, Elly,« mahnte die alte Dame, die mit einer Handarbeit beschiistigt am Fenster saß. Dabei ließ sie aber doch lächelnd einen freundlichen Blick über die jugendlich schtanle Gestalt ihrer Tochter gleiten, der einzigen, die sie neben »dem in· ei nem auswärtigen Regintent als Offi zier stehenden Sohne besaß, die, seit einigen Monaten Schülerin der Hoch schule siir Musik, eben zur Mittagszeit heimlehrte. Sie ähnelte im Ausdruck wie in der Form des Gesichtes derMut ter, die trotz ihrer grauen Haare durch den freundlich hellen Ausdruck der Au gen und das deutlich ausgesprochene Wohlwollen in ihren Zügen noch an ziehend und jugendl-ich erschien. önlichleiten ge »Nun also, Elly, die Neuigkeit!« »Nathe, Mama, rathe! Das junge Mädchen hatte sich, nach dein sie die Musitmappe abgelegt, in einen Stuhl geworfen und blickte, das Gesicht in die Hände gestützt, gespannt auf die Mutter. »Wie kann ich rathen?« —’ »Was nur Käthe dazu sagen tviro; « ist sie zu hause?« s « »Ja, sie man in Jhkem Zimmer. Misz Adeline hat wieder einmal Migräne uno da erwarten wir Axel, dee uns nach dem Ansstellungspari obholen wird.« »Mi« machte Elly, mit halb listi gen halb unwilliget Miene den Kopf zurückweksend »Wenn die Braut versagt, muß natürlich die Freundin heran. Nein, ich an Käthe’s Stelle würde mich bedanten, solch’ Linien-bit szek zu sein." »Er holt ja nicht Kätbe allein ab, sondern uns Alle.'· »Weil es nicht anders geht. Jcn · Grunde sind tote, wenn die Beiden zu sammen sind, höchst übersliisstz und ich begreise eigentlich m t, warum AxeL wenn er so viel von "tl)e hält« nicht sie heimthet statt der toletten « , Amekitanerin!« I »Ach, Kind, Du weißt, Aer kann eine Frau ohne Vermögen nicht ge brauchen - oder konnte es doch nicht« Ehe Elly etwas aus sdie Aenßetnnq der Mutter ein uwenden vermochte« öffnete sich die hiir des Nebenzimi ’ meis, und die Besprochene trat herein, eine zierliche, aus den ersten Blick durch einen eigenen Reiz oussallende Erschei nu , nicht sehssy auch nicht einmal x ileckn oder piiant nnd interessant. nnkle Augen und Teint, das braune Haar lue in leichtem W aus die schön ge ldete Stirn hetabsallend -—— Ihr Vater war Rath unter dein Prä sidenten v. Wenzelem Akekc Boten ge wesen; sie nnd Axel waren ast wie Geschwister ausgewachsen, da ie bei den Familien im engsten Verkehr ge standen hatten. Das gleiche Schicksal, da- sie Beide betroffen, so rtih zu ver waisen, hatte sie einander noch näher gebracht· Auch in Berlinhielten xve treu zusammen, und Axel« hatte te gleich nach seiner Verlobung bei-seiner Brdut und deren Mutter· eingesiigsh welche Letztere sie mitkdem angeneh men Austrag baehrt hatte, ihre schöne Tochter zu malen. Da Käthe ziem lich unbemittelt war und von ihrer Kunst dereinst leben-mußte, war ihr dieser Austrag hoch willlorntnen, be sonders, da die Schönheit Adelinen’s ihr eine schwere, aber auch irn Falle des Gelingens sehr lohnende Aufgabe bot. Leider war die verwöhnte Amerika nerin launisch und sagte nur zu oft, besonders in letzter Zeit, wie auch heute, die Sihungen ab, was Käthe stets sehr verdroß. »Gut, daß Du zu Hause bist, Käthe,« ries Ellh ihr schon beim Ein tritt heiter entgegen, »so kannst Du es doch auch gleich erfahren, das große Ereigniß—" Käthe sah bald Ellh, bald die Tante »Welch großes Ereigniß?" Die Geheimräthin lachte. »Es ist gewiß nicht viel dahinter, sie will uns nur ein wenig aus sdie Folter spontan-« »Ach, Ellh, dazu bin ich heut gar nicht gestimmt." »Weil Mtsz Adeline wieder einmal abgesagt hat? Aber daran mußt Du Dieb doch schon gewöhnt haben.« Käthe zuckte die Achseln. »An Unanarnehmes gewöhnt man sich »ic. Doch , ·.t ade; das Mäd chen deckt schon den Tisch, also heraus mit Deiner Neuigkeit!« »Es betrifft Wolf, Vetter Wols,« fuhr Elly nun sort und sah triumphi rensd von Eis-er zur Anderen. »Die Eva v· Stf chwitz hat es mir in der Hochschule erzählt und sie hat es durch einen Brief ihrer Eltern erfahren, de ren Gut ia dicht bei Gattersberg liegt.« »Da Du solch ein fröhliches Gesicht machst muß die Nachricht wohl gut sein,« meinte die Mutter-; ,.e3 geht dem armen Wolf also besser?« »Dein armen Wulst Marna, Du brauchst ihn gar nicht mehr u bedau ern. Einen glücklichen Bräutigam wirst Du doch nicht mehr arm nen nen-« Csl Mt ließ die Geheimräthin wirklich vor Ueberraschung die Sticlerei in den Schooß fallen und auch Miit-As Augen öffneten sich vor Verwunderung groß. »Unsinn, Elly,« stieß sie hervor-. »Das ist ein Märchen.« »Das glaube ich auch.« sügte die Ge heimräthin hin-zu, »und ich bitte Dich, es nicht weiter zu verbreiten, auch gegen Axel zu schweigen. Jshn ver-stimmt jede Erwähnung von Wols.« »Man die Nachricht wahr, so würde sie ihm nur angenehm sein,« warf Kä the ein, »da ich-das aber bezweifle, so meine ich auch, wir schweigen lieber. Ein Todeseamdidat, wie man allgemein sagt, heirathen ——- imdenlbar. Unit- wer sollte die Erwählte sein?« »Ja. das ist ja eben sdas Romnti sche bei der Sache· Der hochmäthige Wolf, dem keine schön und vor-nehm ge nug war. hat sich jetzt ganz plsbejisch in seine Pslegerin verliebt, die freilich auch ein Mädchen von Adel sein soll, aber aus ganz unbemittelter Fami lie —« Uie tveyemirathmi schuttelte den Kopf. »Nein, nein, das klingt ganz un glaikblich So etwas sieht Wolf gar nicht ähnlich« Im Eßzimmer, wo der Tisch bereite gedeckt starrt-, wurde jetzt ein Klappern von Tellevn hörbar, das Dienstmädchen ries zu Tische. Als nach bemdeteni Mahle die Geheimräthin »sich zu ihrem Nachmittagsschliischen zurückgezogen hatte, faßte Ellh die Cousine unter Den Arm unsd zog sie mit sich in den Erler. »Jetzt aber beichte Du einmal, Kä the. Jch wollte es vor der Martia nicht sagen; tden-n die liebt, stvie sie immei sogt;" solch' Gerede iiber Dinge nicht« die uns direct nichts angehen. Du kennst doch Mes. Groham unod ihn Tochter näher-. Weißt Du, daß man sich aller-band iisber sie erzählt? Hiet uwd sda hörte ich schon ein Wort fallenl wie Abenteureriimen —« Mithe sah sehr ernst aus. »Freilich, auch mir kommen manch mal solche Gedanken; aber ich ver schenche sie gleich wieder. Um Axeks tråillen toiirde mir das furchtbar leid t un.« ,,Liebt er sie denn wirklich? Mist schien in sder letzten Zeit öfters, als stimmte es dort nicht mehr recht.« »Wohin denkst Du? Aer hat sein Wort gegeben, und er ist tetn Mann. der ein gegebenes Wort bricht!« »Wenn aber nun ihr Reichthuin auch ein wenig Schwindel wäre? Du weißt« Aer ist auf ihr Vermögen ange wiesen, um heirathen zu können, be sonders wenn Wolf wirklich, wie nmr doch annimmt, wieder gesund wendet Mo Weißt Du, baß man tib eni « Mkine mit als Uvsache zu · n Duell der Vetter-n vermuthet? Woll soll H ja auch heftig um sie beworbet »Ja, auch sich hör-te davon-« »Und glaubst Du nicht, daß etwas Wahres davon ist« Kätbe zuckte sdie Achseln, ohne zu antworten »Aha, Du willst nichts sagen! Gut« nehme ichon es ist so. Dann wun - est mich aber nur Eines, daß Wols nicht der Emäblte wurde.« «M ein-fach, et tam zu spät. Axel KD A hatte sich schon in Kissingen gebeut-den« wo er mit den erbams besonnt ge worden ist. Miß Adeline hat Ijn e rwdezu bezaubern und sie kam auszewndenstlich entgegen. Seinetwegen sind die beiden Damen fiir lden Wirt-ter nach Berlin übergesiedelt Ameriiani scher Sitte ist die öffentliche Bertiindis gnng einer Verlobung eigentlich unbe ianni Weder Mes. snoch Miß Gra ham drangen deshalb daraus, und Axel tam das nun so gelegenen als er den Wunsch hegte, seiner zulünftigen Gat tin gleich eine ihrer würdige Stellung in der Gesellschaft bieten zn iön.«nen »Und er ging doch davon ab; denn meines Wissens hat er noch immer keine feste Anstellwng.« »Aber die begründete Aussicht, bald eine zu erhalten; und er wird jede an nehmen, die sich ihm bietet, sei es auch als Consul in idem entfernstesten Theile der Welt.« »Wir-mit aber die schöne und an Triumphe gewohnte Miß Adeline we nig zufrieden sein dürfte« »Vielleicht, ja! Jch zweisle ost seibst, ob ihre Liebe so weit reicht, und Idess haib thut mir Axel so sehr von Herzen leid « »O mein Himmel, er wir-d sich 1a am Ende auch trösten lassen, wenn es so kommen sollte, und ich weiß Eine,« fügte Elly, sich an Käthe schmiegend, flüsternd hinzu, »die ihn- gewiß gevn trösten wündef »Elly!« Unnisuihig stieß diese die Uebenmiithige von sich. »Du scheinst gar nicht zu wissen, wie sehr Du mich idnrch solche usnsbedachte Reden belei sdigst.« »Aber Kätshe,« lenkte diese neun ein« geschiichtert ein, »verstehe doch nur ei nen Scherzt« - »Auch Scherzt verletzen, wenn sie tattlos sin-d,« fuhr Hätt-, noch imsmer heftig erregt, fort. »Eines wenigstens sollte Dir tlarr geworden sein währen-d - unseres Zusammenslebens, daß ich nicht « zu dem Heere von Mädchen gehöre, die nach einem Manne schmachten Meine « Kunst ist meine einzige Liebe und wird isie immer bleiben, rote ost soll ich es Dir wiederholen?« i »Käthe, Käihe, wenn das Wort eine i Brücke wäre, ich ginge nicht hinüber.« Ein abweisensder Blick traf die Un oerbesserliche. « . »Wie, wag Du mun; mir avek ge statte, daß ich das Gespräch abbreche unid an medne Arbeit gehe. Ich habe noch einige Striche an meinem Bilde zu machen, ehe sdie Farben trocken wenden, umd möchte Euch wicht auf mich warten lassen.« Damit drehte sie sich, Idm Kopf hoch gehoben, von der Couspne ab und trat in ihr Zimmer, die Thük fest shinter sich zuziehend. 7. Die Aussitellung war eben erst geöff net worden. Käthe hatte sie nur ein mal flüchtig gesehen. Jetzt stand sie in dem Saale der Secessionitstem ganz Jertieft in 1das- Studium dieser Male lcl. »Mein Himmel, so halte Dich doch nicht so lange bei dieser Hößlichkeit aus.« sliisterte Elly ihr zu und zupfte an ihrem AermeL »Du erregst schon Aufmerksamkeit.« Rathe schüttelte den Kopf. »Bitte, geh’ mit der Dante zu einem anderen Saal, wenn Dein zartes Ge miith durch ,-die neue Kunst sich verletzt siihlens sollte. Mir ist sie interessant und Arel, wie ich gla :de, auch, oder nicht?-« Sie wand-te sich an den Genannten, der neben- ihck stand sunid mit Aufmerk samkeit das von Clly boansstanideie Ge mälde betrachtete Arel von Wenzelen war im Gegen satz zu seinem Vetter Wolf eher tlein « alg grosz von Gestalt, mit einem feinen ausdruckgvollen Kopf und durchaus ge messen vornehmer Haltung Er sah klug aus und war es auch, doch lag eine , gewisse Riihle aus seinen Ziigen, eine gewollte Zurückhaltung die eine Annäi herung nicht erleichterte. Jeder, dei Aer nicht genauer kannte, hätte ihn einer heißen Leidenschaft siir unfähig ehalten, und doch hatte er sich von ihr yortreiszen lassen und sich isn die schöne Miß Graham bis über die Ohren ver liebt. Vielleicht hätte er sich aber doch leich nach dem Belanmäwerden von ihi Posgerissem wenn man die sbeiden Da men Graham in Kissinigen nicht sitt Millionärinnen aus-geschrien und tau send Dinge iisber ihren Reichthum, ihre vesschwenderische Lebensführung aus gestreut hätte. Daß »dieses Gerede, »wi· gewöhnlich, sehr iibertrieben war, hatte er nur zu batd gemerkt; dennoch hielt er sie noch immer siir sehr vermögend und baute daraus sei-ne Zukunftspläne site seine diplomatische Cavriere; denn » er brauchte unter allen Umständen eint bedeutende jährliche Zulage, um an’e heirathen denken zu können. Daß Wols des Onkels Liebling und der in Aussicht genommene Erbe von Gat - terssberg sei, das hatte er stets gewußt s Doch glaubte er, nach der kurz vor dem Tode seines Vaters erfolgten Versöh ’ mpr der Brit-dek, daß im Onkel ihn aus seinem Capitalvermögen entschäsdi gen werde, usm so mehr, asls dieser ge naku wußte, wie wenig ihm von seinen « Eltern hinter-lassen worden war, wie er schon von seinem kleinen Capitat zehren mußte, um sich durch die gehalt lose A eesso it durchzubringen Und er ge e n t zu Denen, die wenig gebrauchen Der Präsident hatte ein vornehmez Haus gestthrt nnd den ein zigen Sohn etwas verwöhnt. Aer hatte sich sebbst vevmöaend aealaurbt besonders, da der Vater auch einige Schulden, die er währer seiner Uni versitätszeit in heitdelsberg gemacht, un beanstandet getilgt hatte. Erst nach dem Tode des Präsidenten war er über dessen lwirkliche Verhältnisse aufgeklärt worden, Verhältnisse, wie main sie oft I in den höheren Beaintenlreisen findet. Das Gehalt ist gewöhnlich nicht hoch genug, um den Repräsentationspflich ten nach Wunsch zu genügen, und da wird allmälig das Privatvermögen, wenn es nicht sehr bedeutend ist, hin zuigefehh so daß nach dem Tode des Hauptes sder Familie oft Mangel und Noth das Erbtheil der Hinterbliebenen werden. Die Eröffnusng des Testamentes sei nes Onlels war daher siir Aer ganz nieder-schmetternd gewesen. Statt des erhofften, ihn über alle Sorgen hinweg hebenden Bermögensantheiles nur eine Ren-te von wenigen hwniderst Thalern jährlich, die der begiisnstigte Vetter ihm auszuzahlen hatte, so lange er dieser Zulage noch bedürfen wende. Das war hart nnd eine gewisse Mißstimmung gegen Wolf, für den er ohnehin nie mals Sympathien gehegt hatte, nur er klärlich. Dennoch hätte er Alles darum gegeben, wenn dieses Duell vermieden, Wolf nicht von seiner Kugel tödtlich getroffen worden wäre. Er, den jeden Etlat -haßte, war jetzt in aller Leute Mund, von den Einen verurtheilt, von den Anderen bedauert; beides war ihm in der Seele zuwider. Urnd dazsu das Verhalten seiner Braut, die schon nach der Mittheilwng über den Wortlaut des Testamenstes eine gewisse Ein-täu schung nicht haitte verhehlen können, jetzt aber geradezu »den Verlobten an klagte, daß er den Vetter nicht gefchont habe. Jshr Verhalten gegen ihn war in letzter Zeit so law-tsch, so veränderlich geworden, daß er sich oft fragte, ob er sich in ihren Gefühlen doch nicht ge täuscht und sie siir Wolf, wie er eine Zeit lang befürchtet, mehr empfunden hab-, als für ihn selber! Daan war es immer Mrs. Graham die zwischen ihm und ihrer Tochter wieder ausglich, nnd es zu keinem Bruche lomsmen ließ· Sei-ne Verftimnrung aber wurde da durch doch nicht gehoben und mrr in Käthe’s Gegenwart, die einen besänf iigewden Einfluß asusf ihn übte, ver schwand sie zuweilen. Deshan suchte er, wie auch heute, ihre Gesellschaft mit Vorliebe auf, so oft er von seiner Bran getrennt sein mußte, wie es jetzt bei deren häufig wiederkehrenden Migrii nezustäniden vielfach vorkam. Die Ge heimräthin und Elly hatten bereits eine Anzahl sder Hauptsäle durchschritten, als Käihe und Arel noch immer bei den Secessisonisten weilten. Hier und da hatten sich vor einzelnen Gemälden Gruppen gebibdet, in denen lebhaft diseutivt und gelacht wunde. Einer oder der Andere wart-die sich im dignirt ab. Man-eher jedoch gab seiner Bewunderung auch lau-ten Aus-drum das war etwas Neues, etwas heran dämmerwd Großes, ein Umschwung der ganzen Kwncsti »Die Technik ist bei manchem Bilde ganz evstaunensiwerth,« bemerkte Kä the. ,,Sieh’ mir hier, AxeL idsas ist von einem bekannten Symsbolisten Was sagst Du zsu dieser verhüllten Gestalt am Meeresuseri Liegt da nicht etwas drin?« »Wenn der Himmel nur nicht am Horizont so grell roth und dar-über so ariin wäret Meine Augen haben das noch nie geschaut; schön kann ich das » wirtlsi nickt finden« : , ,,Muß denn die sinnst immer schön sein? Wen-n sie nur interessant ist —« »Und wahr; daran lassen es aber diese Herren gewöhnlich schlen, obwohl sie sich Nirtsuralisten nennen.« »Sie sehen eben die Welt und die Menschen mit ihren Augen --—« »Das heißt, rnit- tvansten Augen; unsere großen Meister sahen anders. Weißt Du, was die Griechen als höchste Fisusnst ertannten? Die Jedem im Volke verständlich war, und an der sich nicht nur Künstler unid Kwnstverständige sondern Ackeråleute, Fischer umso Vo gelsteller freuten. Wen aber erfreuen diese sogenannten Rrbensymsphonien diese häßlichen, verrentten, stierenden Menschen, diese grellgriinen Wiesen mit den unmöglichen großen Schaer M Schweinen, den violetten Kühen? Jch denke, Niemandeni. Nein, »das ist teint Kunst mehr, idas sind Knnststiickchen wie »die Zaitbertiinstler sie sung vorma chen, wenn sie sdurch ihre Fingerfevtiek leit Wunder vorsiihren, die doch teisne Wunder sin’d.« Käthe lachte. »Und was ist nach Deiner Ansicht wahre Kunsts« ,-Suchen wir sie, Käthek Sie ist noch nicht todt und lebt auch noch unter unst« »Ju, suchen wir!« sag-te sie, den hüb schen Kopf mit hemussovderndem Ausdruck nach ihm hindreheno Schon in einem der nächstliegenden « Säle blieb Axel vor dem Porträt einer Dame stehen. »Das asliso genügt Deinen Kunstw spriichen?« fragte Kätlhe »Ja, denn es gibt Natur, doch nich-l abgeschrieben wie ein-e Photographie sondern in ihrer Individualität ausge saßt, die Wahrheit in ihrer vollendet sten Form. Der ston ist sdurchauk nicht schön; aber es spricht aus dieser Ziigen etwas, was iuns den« feinen Be obachter und identenden Künstler ver räth: Seele! Wo findest Du die in der Porträts der Naturalisten?« »Von der Seele freilich will man do nichts wissen-' meinte Käthr. »Man strebt nur danach, der Natur auch in ihren Zsuiiälliateiten aerecht asu werdet unso sdas fuhrt zuweilen zu Jrvtyui mer-in« »Von denen Du Dich doch aber fern zu halten suchst, Käme, wie ich zu mei ner Freude an dem Bilde meiner Bnaut bemerle.« Sie sal) ihn lächelnd von der Seite an. ,,Fi-ndest Du es gut und sind »die Gnahams auch damit zufrieden?« »Ach, da traust Du Amerika-unin -nen zu viel zu· Alles, was Kunst heißt, isst ihnen ein völlig usnbekanntes Gebiet. Sie werde-n Beide zufrieden sein, wenn es Dir gelingt, Asdelinstns Schönheit gerecht zu werden« - »Das ist schwer, um so mehr, als ich alle Augenblicke wie auch heute exist, Absagon »wegen Migräne erhalte.« — ,,Leider,« meinte Aer, zu Boden blickend, ,,"befinsdet sich Adeline seit letz ter Zeit nicht ganz wohl.« . Käthe sah ihn von der Seite an; sie fand, er sehe bleich untd verstimmt aus. Asbev sie mochte nicht weiter fra gen, sondern schritt schweigend mit ihm »die Reihen der Säle entlang, bis sie in einem von ihnen sdsie Geheimräthin er müdet auf einem Sopha sandten-, wäh renfd Elly ihnen etwas sverdrießlich zu rie : »Aber bleibt Ihr lange! Manna ist schon ganz schwach; wir wollen sdoch bei Bauer Kaffee trinken —« »Die Tante hat ja »nur zu besehlen,« sagte Axel aritig und Ibot Ider alten Dame seinen Anm, um sie hinaus zu führen. Doch war es nicht leicht, einen Platz zu finden. Erst als man eine Weile dem Strome der L«ustwandeln Den gefolgt war, gelang es Axel, einen eben frei gewordenen Tisch zu sichern. Kaum hatten sie sich gesetzt, als ein Herr von einem »der Nebentische aus svvana und zu ihnen trat, um ihn zu begrüßen. Es war ein College Axel’s, Doktor Schimmer, der mit ihm im Auswärti gen Amte anbeitete und auch Eben Da men bekannt war. »Geft1atten Frau Geheimräthin, daß ich einen Augenblick mäch zu Ihnen setze?« wandte er sisch antig zu wer alten Dame. ,,s,, A,», O.,s-—« »V·cl-,L IIIIIJTUTIJVUH packt Quclvks l »Gut, sdaß ich Sie hier treffe, Wen zelesn,« swmwte er sich sogleich zsu socie fem, sein-en Stuhl am dessen Sei-te schie ben-d. »Komm geradewegs von Josty, wo ich mir erlaswbt habe, ein Zeitungs blatt, natürlich mit Bewilligung des Oberkellners, fiik Sie zu escanwtiresm Die neueste Nachricht Von Geisters berg ——« Axel wechselte die Farbe. »Hoffentlich keine schlechte?« »Im Gegenst-heil; aber Sie werden baff sei-n. Der Her-r Baron Wolf liebt, wie es scheinst, Vdie Welt stets auf eine ganz besonwere Art in Erstaunen zu versetzen Er, tder versmuthlich Ster bewde, schlägt idem Tode plötzlich ein Schnippchen und, verwundern Sie sich nicht zu sehr, zieht es vor, istatt des häß lichen Sensenmainmes ein hübsches jun ges Weib zu umarmen.« »Also doch,« riefen die Damen wie aus einem Munde. ,,Erklären Sie sich deu-t·licher,« sagte Etlrel, der noch in Zweifel war, ob nicht Alles eine Mystification sei. »Der Kranke, kaum erst in der Reconsvales eenz ich Befindenlde, sollte ans’s Heira then enken? Unmöglich, welchestMäds chen wiisrde sich zum Eingehen solcher Ehe entschließen? Kein-e jedenfalls, sdie der stoize Wolf geneigt sein könnte, zur Baronisn v. Wenzelen und Schloßher risn von Gattersberg zu machen.« »Elly hatte heute schon von Eva v. Strachwitz so etwas gehört,« warf die Geheimrätshin ein; »ich nahm es jedoch fiir ein leeres Gefchwätz, iiber das gar nicht weiter zu reden sei —-« »Und doch muß diese-«- Gefchwätz wohl auf Wahrheit beruhen,« fuhr Doktor Schimmer fort und nashm ein Zeitungsblatt aus der Tasche, das er Arel hi-nüberreichte. »Lesen Sie selbst! Die unglaublichste Geschichte, die ich je gehört habe.« Aer faltete das Blatt auseinander und las- dexi Hochaufhorchenden halb laut vor: »Jn dem nahen Gattergiberg wird in den nächsten Tagen »die Bewnählung des Baxrons Wolf von Wenzelen mit dem uns Allen wohlbekannten Fräulein Jlse von Bellin, oder sbesser Schwester Ilse, stattfinden Wie erinnnlsch, be fainid sich Baron von Wenzelen jin-folge seiner schweren Verwuntdung im Duell mit ldem eigenen Vetter hier in unserem Basdeorte bei Doktor Balzer in Behand lusng. Fräulein von- Belliinsp «die, ob wohl zur Krankenpflegerin in Berlin ausgebildet, bisher wur Prsivatism in ihrem Heismathsorte ihrem freiwillig emähtten Berufe nachgegangen war, ewtfchloszsuh, sda keine andere Pflegerirt zur Dankt-, auf die dringende Bitte des ihr befreurudetm Arztes dazu, die Pflege cdes schwer Kranken zu überneh men. Am Koantenibette itst dann der Herzensburvd geschlossen worden, der demnächst sdusrsch usnsseren trefflichen Pa ftor Seyffamth den nwhen Freund der Familie Bellin, eingesegnet werden wird.« ,,Nucn?« fragte Doctor Schimmer als Axel geentdet hatte. »Was sager Sie zu diesem Streiche des Herrn Bet ters?« ,,Streiche?« wieder-holte Aer, jetzt aufblickensd ,,Seltsam klingt aller dings die Kunde, doch begkritße ich sit auf alle Fälle mit Freude. Sie ist mir das cdeutlichste Zeichen, tdaß Wolf aus völlige Wiederherstellung hofft, was bisher tin-mer noch zweifelhaft war.« »Aber ldie Erbschaft.« warf Schim Imer met-end em. »so-nun Die Im zgar nicht an »die Enbfchast, die anesn zsdourch sdiese Heirath viellevchtt ganz ent s schlüpferi- kann?« ,,Damiit, wi en Sie, habe ich mich ja schon abgesuntdem als v»das Testa ment des Onkels eröffnet wurde, ucnd »ich wußte es ja auch schon eigentlich vorher.« I »Sie sind ein Philosoph, lieber Ba ron, und setzen sich über Idas Unab wensdbawe mit 5anftansd fort. Jch weiß nicht, ob ich wie Sie so restgnsirt sein könnte.«. - »Ich verstehe nicht, wie man anders darüber denken kanm,« entgegnete Aer etwas abweifewd. »Die Welt, und meine Freunde wohl gar auch, scheinen mich infolge des unglücklichen Duells für einen ganz rücksichtslosew Glücks jäger zu halten; man glaubt, mir sei es allein um »die Erbschaft des seligen On kels zsu thun gewesen und »nur deshan habe ich cdem bevorzugten Erben eine Kugel sdsusrch »die Brust gejagt. Daß dieses Gerede nun doch end-lich- aufhö ren muß, da Wolf sich anschickt, eine Familie zu griisnden, ist Anlaß gemig, mich über die Nachricht zu freuen, so wenig mir auch sonst die Person des Vetters selbst nahe —stel)t.« »Das begreise ich vollkommen!« rief Käthe und drückte Axel warm die Hand »Ja, wir begreifen es- Alle,« stimmte nsusn asuch die Geheimräthin zu. »Auch wir shaben von jeher wenig für den hochmütihigen Wolf, »der suan sehr links liegen ließ, übrig gehabt; aber gerade »weil Du uns besonders nashe stehst, stimmen auch wir in Deinen Wunfh von Herzen ein, »daß »diese Sache, die auf sden Namen Wenszelen einen Schat ten zu werfen drohte, aus der Welt ge schafft werde« Damit war-de das Thema fallen ge iassem usnsd die kleine Gesellschaft brach bakd wieder auf, um in die Aus-stel luingsfäle zurückzukehren, diesmal in Begleitung Doctor Schimmer’s, der an der Seite Elly’s sich hielt unid mit ihr eine Plänkelei lustiger Neckereien ani fing, Idie durch »das gemeinsame Be trachten der Bilder immer neue Nah runig gewann »Ja," rief er, mit m einander gesal teten Händen vor einem, zwei alte im Kawtoffelfelde shackenide Weiber darstel lenlden Gemälde stehen bleibend, »wenn ich nur wüßte, wer sich solch’ ein Biw ksasuifen usnod seine Wohnung damit schmücken möchte!« Elly lachte. »Das müssen Sie Käkhe fragen! Sol-elf ein Bild würdigen zu können-, dazu gehört eben ein so feiner Kunst vevstawd, wie sie ihn besitzt; wir sind zu dumm !dazu.« »Ihr Fräulein Cousine ist Malerin von Fach?« »Ja unsd eine ganz bedeutende Sie malt jetzt Axel’s Braut, die schöne Miß Grashasrm und Das Bild wird gut.« »Ah, datnin gnatulire ich, obwohl ich im Grunde wiinschte, die Damen wür den nicht so furchtbar ernsthaft.« ,,Evn·sthiast, wie meinen Sie «das?'· »Nun, wer eine Kunst als Beruf er 1v«ci1hlt, inusß sie evnisthaft nehmen, nicht wahr, gnädiges Fräulein? Doch haben die Damen, »die, wie die Lilien, sich sel ber schaniicken uan Idie Sorge für ihre Zukunft dem stärkeren Geschlechte über lassen, bedeuten-d mehr Charme für uns. Wir armen Männer müssen ja heutzutage schon über die Maßen uns plagen; sollen das die Fvauen nun auch noch thun, dann würden Poesie unio Schönheit wohl bald ganz aus der lWelt flüchten-« -,-.. ,,;;a,- mischte na) zearye, oie soIe letzte Aeusksrung Dir. S-ch«immer’s ge hört hatte-, jetzt ein, »wenn nur sdie Männer wirlslsich für idie Lilien, die sich selbst schmücken, sorgen und die Noth deH Lebens von ihnen fern halten woll ten. Leider aber thun sie das nicht, sondern das Geld spielt bei jeder Hei rath sdie Haupt-rolle« »Sie trauen uns Männern doch zu wenig zu,« vertheidigte sich Dr. Schimmer. »Wer wahrhaft liebt, wird nach Geld nicht viel fragen« »Wenn er es hat« Sie werden jedoch zugeben, daß man sich lieben und doch nicht heim-then tasnn.« ,,Un«ter Umständen allerdin-gs.« »Da der Mensch nun eins-mal nicht Her-r der Umstände ist, unter denen er: zu leben gezwungen isst, werden Sie den Frauen wohl gestatten- miissem sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten und sich selbstständig zu machen, asuf die Ge fahr hin, den »Charn1e« für die Män ner, die ihnen ja doch weder helfen wollen, snoch können, zu verlieren.« Aer, der sich »die ganze Zeit sehr schweigend ver-halten, fragte die Tante jetzt, ob sie ihm gestatten- wolle, sich zu sveraibschieden Er habe noch einen Be susch sbei seiner Bvaut vor und sü·rchte, sie zu stören, wenn er zu spät käme. Schimmer würde ja wohl die Cavalier dienste, die er bisher geleistet habe, gern aus sich nehmen. »O, auch oshne Dr. Schimmer hist Du vollständig frei. Wir wußte-n ja, daß Du nicht hier bleiben wolltest, nnd sinsd seit lange schon gewährt-L des männlichen Schutzes zu entbehren« Dr. Schimmer äußerte sich sehr be glückt, daß lvtie Damen sich sei-net Lei tung ander-trauen wollten-. Aer Der atbckchielvete sich. Käthe sah dem Da vonetlenlden lange mit theilnahmsvol lem Blicke nach. »Ich fürchte, ich sürch«te,« wandte sie sich mit bekümmerter Miene zu der Taute, »die Nachricht von Wolf’s Vet « heirathung wiod Axel’s Verhältnis zu seiner Braut und deren Mutter nicht verbessern« . , «.»·«-».»....