neins getan-It « M W MEWI Ompeedir (4. Fortsetzung-) ·«, »We« ’mal, August, »’rumlrebsen« ,T nennst Du dass Du bist verantwort - lich site Deine Kinder. Also nun,tiirn were Dich ’mal d’rum! Du kannst Poch unsere Gäste nicht allein lassen das schickt sich nicht. Und sie IMMFI , vch nicht den ganzen Nachmittag MU« - den Mädeln allein bleiben, das schickt I- sich noch weniger.« » Er war jedoch nicht umzuftunmen, rund-m suchte sei-i einnes Zimm» siin mit den Worten: »Das iik Säckk M · Mutter, es sind nun 'mal Deine Tisch-— Uti« Frau von Gernopp war als-er audll Zu bequem, nrn in der Zonncnglutit « noch den ganzen, ziemlich ausgedebuten Garten abzusuchen, und gab Dei-. bei Zwilltngen den Auftrag, die spschtvestern und die Geiste in’g Haus zu rufen. Dann stieg sie stöhnt-end nnd « rastend die Gartentrepsxse zum Satan nan, um sich von ihren Vielen Pflich ten auszuruhen -« « Die Nadieschen halten sich ein und " schritten langsam den ersten bestenWeg hinab, den sie fanden. »Mama ist nur zu bequem!« sagte Fins. «, »Papa auch!« antwortete Cläre. Dann brummien sie iui selben Gedan .-:s Iengang und fast in den gleichen Wor J ten, daß sie nun »die T-:.:nmien« fein n und sich abdetzen sollten. »Die verirren sich doch nicht,« meinte » Cliirr. Das Radiescheu Fips hatte einen Einfall: »Wenn wir sie nun gar nicht suchten?" -— Sie freuten sich kindisch iiber die - gute Idee, blickten sich scheu um, riefen ein paar-mal —- nicht zu laut: »Mä betlu Liebetht Lieoetnz »- Addat Mdat Adda!« Dann säugten sie wie der scheu nach allen Seiten und schli ».chen sich, möglichst den Rasen benu Dtnd daß man ex- uitit hören sollte, .· von hinten über den Gutelsof in das « Duns. Auf den Zehen gingen sie die --’ Treppe binaus in ihr Zimmer, und dort wollten sie sich tugeln vor Lachen über den gelungenen Scherz. Tab-ei « brachten sie die gegenseitigen Beruhi gmgsversuche, damit nun eH unten nicht hören solle, noch inelir Zum La chen, so daß Fipå schließlich in der Furcht, man mischte-es doch vernehmen, j. den Kopf in die Bettdecke steckte. Aber T- darüber bekam sie das Schluck-; und wurde roth wie ein findet-Js- wiirgte sie ab, daß sie zu ersticken meinte Auch das Klopfen- Cliires mit der stach-en Jud aus dem Rücken wollte nichtås nei .e««-», bis sie endlich ein Glas Wasser trank. Das erholte sie. · Nun aber saßen sie ainr gebrochen, siettnatteh todttniide eisernen-r negeniikier trnd legten die Hände cui nie linker »Sie konnten nicht kneksr letzt-ein nicht sprechen, hatten ganz dicke Augenlider bekommen, und die Tbriinen waren ils ncn über die Baden gelaufen. Nach einer Weile standen sie auf nnd betupsten sich bei-De das Gesicht rnit dem Schwamm. Das ljuls ein wenig, daß sie wenigstens nicht gar so arg ausschauten. Da innen aber nun auch die Haare ganz zer,zaust waren, so setz ten sie sich vor den Spiegel und singen an, ihr Haar zu lösen, um eH neu zu ordnen. Doch nur ein Spiegel war da, vor dein sie Beide Platz genonunen, Mrd da sic, eng aneinander geriictt, sich sbetnr Aufbindeu der Flecliten uiii Den »F» llenbogen störten, so muss-neu sie sich «"--Bi von einander setzen· Nun reichte Gesichtsfeld des Spiegeig wieder » nicht. , Sie schaben ihn von einer Seite zur Indern, bis er an die ltante tain, tschte, siel und zerbrach Ek- hatte einen großen Leach gege - Nun war Stille. Sie blickten erschrocken an und wagten sich nicht egen. Eine Weile horchten sie, ob « mand die Treppe heraus tänie,dann .z z n sie an, nachdem sie sorgfältig die ,- r verriegelt, die Scherben auszule indem sie sich gegenseitig mütter isss ermahnt-en, sich in Acht zu neh , um sich nicht zu schneiden. Sorg . wurden dann die Splitter in ein -tiick Packpapier eingeschlagen und « «»- tectt. Der leere Rahmen wanderte ter Cliires Bett. Sie halfen sich nun gegenseitig beim - stren, und wie sie sich allmälig du s von ihrem Schreck erholt-en, gewan « sie auch die Sprache wieder. -« »Du bist es gewesen, Finst« « »Du hast ihn so schnell geschtlvpst!« « , »Aber nicht 'runtergeworfent« «Doch!« «Nein!« — »Doch!" · sie waren auf dein besten Wege, s. zu zanken. Doch so weit laut es den Zwillingen nie, sondern sie ga M beide Mich Und tiisphi feil zärtlich « twf den Mund. Taun sinnen sie an« jede an ihre Komme-de zu neben und fiu trauten. Das Zimmer war tlein nnd ent «Wt, wie bei den Schwestern allen· »Dritter« Scheänte, die Korn-notiert '»«dte Waschtische. Der Tisch war weit-satte mit einem großen Tinte-t aß in der Mitte, das schon fitr Mari -..ient t)-1tte, als sie ihre erstenSchretb-· uche gemacht. tdti btiitterte iu einem, in rothen ebundenen Album, das nur t d xh s' ein Mir st» der Eltern, Geschwi HM M rBerwerndten enthielt, M dies, sie ein« paar-nat die Miit-n fund her gewälzt, Cliire khersder und sie betrachteten zum so EMsortelten Male gemeinsam die lthngspbien Bei einem Vetter. einem Ulanknofsiziey der in Berlin sinnt-, blieben sie immer halten. Er verbarg nnter einem mächtige-n Schar-ahnen, der ihm ein entschiede nes Aussehen verlieh, ein ziemlich nichtssagendes Gesicht Cltire fragte: »Juki-est Du seicht daß Emn dem Westerbrant ähnlich sieht?" »Weil-en des großen Bartesim »Nein, sol« - »Ja wirklich-l« Und sie besahen ihn sich noch ein mal Es war der einzige jüngere männliche Verwandte im Album, und im Stillen liebten sie ihn Beide, ob wohl sie ihn, seitdem sie erwachsen wa ren. nicht wieder gesehen hatten. Nun jiirte es sie jedoch, daß Graf West-er brant und er sich ähnlich sahen. Sie ikockten vor der Kommode und schwie gen eine Weile. Dann schob Fips das Albukn wieder in das Fach und sagte: »Eigentlich hat doch Adda Glückl« »Und sie ist gar nicht ’mal soE büblch!« : »Daß sie Gräfin werden sollt Nein,3 gegnjch das denlel Aber hübsch ist sie Cliire überlegte: »Ich weiß nicht, ob nicht Stephanie doch hübscher istl« si,,iDie will immer Alles besser wil en·« »Ja, Fins, aber eigentlich ist doch Slephanie sehr schön!« Fips jedoch, die sich am schlechtesten mit der »Ur-lehrten« Schwester stand, wollte es nicht gelte-n lassen: »Liebeth ist doch noch hübscher-, viel hübscher! Sie hat doch auch sofort Herrn von Dehner gefallen »s« Beide Radieschen hingen ihren Ge danke-n nach, bis Fing plötzlich den Arm um Cliires Hals legte und leise fragte: »Nicht wahr, Cliire, wir heira then nur zusammen?« Cliire schlug die Hände freudig an einander: »Am selben Tagel« Aber Beiden fiel ein, daß davon überhaupt noch gar nicht die Rede war, und sie fragten sich nur nach, eng Wange an Wange schmiegend, wer ih nen von den Herren am Sonntag eigentlich am besten gefallen habe. Und es lam dabei heraus, daß ihnen eigentlich feiner einen besonderen Ein druck gemacht, abgesehen von Linne nant Heydrlch dessen Scherz über ihre Kleinheit sie noch immer nicht verges senA konnten. Als sie noch träumten und leise mit einsnnder schwatztem ging die Thür auf nnd dMarie kam herein: »Mama hat nackt Euch gefragt und Euch über all im Garten gesucht Jhr solltet doch die Anderen herein holen!« Die Radiesckxen blickten sich ganz er schrocken an. Es waren fchon zwei Stunden vergangen, und sie hatten alles vergessen gehabt Deshalb folg ten sie eilig der älteren Schwester in den Satori. Frau Von Wernopp empfing vie Zznilliiige seht iiösez »So lann man sich also aui Euch verlassen? Papa ist wütlien-d. Nun bin ich natürlich cin Allem schuld. Mir hat et die Sorge und Aussicht über Abt-a und Ltsbetli übergeben Und ich übergab sie Euch, das heißt. ich sagte Euch. Jhr solltet ihnen folgen, weil es nichts schadet, wenn Ihr jun-gen Leute alle zusammen seid, da ich solche Heimlichteiten nicht leiden kann. Denn es ist sehr unpas send, daß sie so zu Vieren herumlau fen. Also, wo sind sie nuni«« Und ehe die erichrockenen Zwillinge antworten konnten, erschien Herr von itieixiopp mit noch rötherein Kopf wie sonst, daß der weiße Schnurrbart sich leuchtend abheb, und sing nun seiner seits an: »Um Gotteswillem Kinder, dci könnt Ihr schöne Dinge angerichtet haben. Wenn nun- erziihlt wird, ja in GwßsSchmiemig da laufen dieLieutes tmnts stundenlang allein init denTiich tern ikn Garten herum. Da konntet Jshr wenigstens was davon sagen! Dass ist einfach unglaublich! Wenn Ri- niw in sotchens Ruf setzt, dann wirkt wohl bald mit den Sonntagen aus seini« Und ale sollte sofort das Schlimm steBestiiiigiing sit-den« lain Stephanie mit ihrem Buch athenilos hereinge sitiezt Sie wollte anfangen, zu spre chen, doch mit einem Blick auf die siins geeen Schwestern hielt sie inne, und Herr von Gernopp schickte die Radiess chen hinaus. Dann begann sie den bestürzten Eltern zu erzählen: »Ich ninß Euch leider Etwas sagen, was ich —- tvas ich von Liiöbeih nicht gedacht hätte — ich schäme mich eigentlich da rüber. Denkt Euch, ich sitze ganz eu hig ans der Bank am zweiten Wege zum Gewächshaiis. wo die Linde sieht, da höre ich Jemand kommen, und ich Kappe mein Buch zu und gehe nach dein GewitchkhauL weil ich weiter lesen wollte, dennich bin gerade bei etwas, wo ich nicht get-i aufgehört hätte, es ist nämlich schon —'« ' hastig unterbrach sie Herr von Ger noM nahm sie bei der Hand, blickte ilir angstvoll in die Augen und sagte »Mach’ ’niiil! Also schnell, was denni« »Mit- tia kommt Lisbeth mit Herrn nie-n , net Ha en, und denlt Euch« fetnsnch rm in rm —- einachAem HE· —- ·. . « k- t IMMIMÆLMMIS« »O . gentlich los?« J ter zu liisfen, ehe Sie offiziellverlobt i sind P« schnauzte ihn der alte Herr dies j mal wirklich grob an, aber Frau von f einander beftimmti« ! l . T-.-.- -—-.-- . Hm vor- Gernopp fuhr auf: »Seht Jhr’s! Seht Jhr’s, wag die Kohlftets nen fagt!— Aber Frau von Gernopp wollte fte vertheidigen: »Na, August, sie sind doch im Prinzip oerlobtl« Doch er ereiferte fich: »Prinzip ift nicht Wirklichkeit! Das oerbitte ich mir, so was. Aber das kommt eben davon, daß Du die jungen Leute ohne Aufsicht läßft. Das thut nie gut. Nie mals-. Und Du bist als Mutter ver antwortlich, Einil:e!« »Und Du, August, als- Vater!« warf sie schnell ein, während Stephanie et was qouvernantenhaft meinte: »Ich habe mich geschämt fiir meine Schwe ster!« Herr von Gernopp lief wie rasend auf und ab, und während er noch im höchsten Zorn war, traten die beiden Sünder ganz gleMgiltig ein. Lis beth vielleicht ein bischen verlegen, Lieirtenant von Denner jedoch freund lich lächelnd mit den Worten: »Es ift immer noch recht heiß draußen!« »Das scheint so,« erwiderte der alte Herr und blickte Dehner wüthend an. Dann fchickte er Ltsbeth mit Stephanie auf ishr Zimmer. Das junge Mädchen warf, ehe sie ging, ihrem heimlichen Bräutigam noch eineniingstlichen Blick zu, doch der junge Offizier lächelte freundiich und fragte: »Verzeihens Sie, Herr von Gernopp, was ift denn ei ,,Wie kommen Sie dazu, eineToch Gernopv fügte ängstlich hinzu: »Au gust mäßige Dich, sie sind ja doch fiir Doch Lieutscnant von Dehner erfaßte sofort die Lage, und da sein Rittmei ifter auf der ganzen Fahrt nach Groß Sckmiemig und seit Sonntag täglich beim Einriieien vom Ererzierplatz im mer nur von Adda gesprochen und zu letzt sich auch noch erkundigt, wie wohl die dicke Adda über ihn dächte, sr meinte er, an seinen Absichten nicht zweifeln zu können. und sprach mit keckem Entschluß: »Das gnädige Fräu iein sollte nur nicht die erste sein. So bald sie das nicht mehr ist, steht uns doch wohl nichts mehr im Wege. Und sie isi es nicht mehr Deshalb war ich doch irn Recht ihr den Verlobungsku zu geben!« pure unern ouaren nch ganz er schrocken an. Allmälig aber begannen sie sich llar zu werden, was-geschehen sein mußte, und Frau von Gernopp sprach, indem sie sich langsam setzte und ihr Taschentuch an die Augen drückte: »Addat« Herr von Gernobp aber ging dem jungen Qfsizier entgegen-, reichte ihm beide Hände und sagte mit bor Rüb rnng bebender Stimme: »Sie sind wirtlich etn Prachtlerl!'« Lieutenant von Deoner war selbst über sein Wagniß berdutzt und bekam es nun eigentlich unter der Rührung und beim Dank seiner zukünftigen Schwiegereltern etwas mit der Angst. Doch die Sache war nun einmal ge macht und mußte durchgesochtens wer den. Deshalb ertliirte er sofort, die beiden neuen Jungberlobten aus dem Garten holen zu wollen. Ehe Herr von Gernopp »Ja« oder »Nein« sagen tonnte, war er auch schon davon. Er hatte sie bald gefunden, denn sie qingen eben dem hausezin Schweig iaxn neben einander, denn beide waren ritt sehr lebhaft und gesprächig, aber eigentlich schauten sie so aus, als ob txt-Listen Ebnen bereits Alles im Kla ren sei, nnd das Glück leuchtete ihnen me- den Augen« Denner lmttesie kaum bemerkt, als anle sckorr sein Rittmeister ihm zuries: »Sie tönt-en gratulirent« Die dicke Adda schämte sich und be nutzte die Gelegenheit, um vorauszu lanfen, sich sofort der Mutter zu ent decken »Jch werde gleich in aller Form an halten!« sagte Gras Westerbrant zu seinem Lieutenant, wobei er ihm träf tig die Hand drückte, doch Lieutenant Von Denner entgegnete: »Das brauchen Sie gar nicht!« »Sie meinen, es ist dem Alten recht?« »Nein, das nicht, das ist selbstver ständlich, aber ——« »Aber ich muß doch meine Verhält nisse auseinandersetzen, daß ich eine Frau. ernähren kann, denn Ger nopps « Lientenant von Deyner sagte ganz großartig, als ob er alles geleitet und vor-gesorgt hätte: »Ist schon alles tn Ordnung. Die Alten haben schon .-J(1« getang Der Rittmeister war starr, dann drückte er Deyner nochmals die hand und sprach: »Ich haPB doch immer ge sagt, Dennen Sie sind der gebotene Manager!« Und sie stiirmten im Laufschritt dem Hause zu, wo schon die glückliche-Braut mit den Eltern ihrer wartete. Vl. Nun war eitel Freude und Wonne in Groß-Schmiemig, denn bisher war alles über jegliches Ermatten schnell und glücklich abgelaufen, und schon iiberlegte here von Gernopp- ob es unter diesen Umständen noch nöthig sei-n würde, den theuren Ornnibus zu tausen. Frau von Gernopp war va e -. g Muguln wenn dte Adda und Lis beth weg sind, da sind rote doch blok noch sieben. Und mitsieben geht’g am Ende sol« Aber herr von Gernopp lächelte ver schsmitzi. »Weeßte, Emilie, wer sagt Dir den-n eigentlich. daß Lisbeth weg gehi2« . . Sie fiel aus allen Himmeln: »Sie ist doch ver-lobt jetzt? Ganz richtig verloth« »Und was schadet das?' »Nun, über kurz oder lang müssen wir doch da eine Doppelhochzeit ma t«. chLoch er lächelte immer verschmähten »Das ist ja gerade mein Plan! Jch bin’s ja gewohnt, daß Ihr Frauen zimmer im Hause von meinen Plänen nicht viel haltet. Aber darum sind sie doch gut. Wer sagt Dir denn, daß Dehner s-— ich meine Egon s-- nun partout heircühen muß? Haben wir nicht noch fünf unversorgte Kinder? Nun".8« Und sie verstand. Als dann Egon von Deyner mit Graf Westerbrant am selben Tage — denn sie kamen nsun täglich —- erschien, richtete es Herr von Gernopp so ein« dass zuerst über den Termin der Hoch zeit nicht gesprochen wurde. Und das Glück der beiden Paare war auch so groß, daß sie nicht daran dachten und sich mit dem Augenblick beg-nügten. Nur beim Abendessen, das ziemlich still zuging, weil Alles nur Augen und Aufmerksamkeit für die Brautpaare hatte, fing Deyner einmal an: »Wenn nur das dumme Msanöver nicht wäre. Man weiß nicht, soll man- vorher hei rathen unsd sich trennen-, oder nachher und zusammenbleiben«.« « ,,Zusammenbleiben!« rief laut Lis beth, die seit der richtigen Verlobung ein wenig vorlaut geworden war. Das Thema paßte Herrn von Ger nopp gar nicht, Und er brach alle Er örterungen darüber ab, indem er in väterlichem Tone sagte, bedeutungsvoll seine Frau anblickend: »Ihr müßt Euch nicht ietzt schon durch solche Ueber legungen Euer Glück trüben. Wie ich verlobt war, da hing mir der ganze Himmel voller Geigen, und ich hätte die erste Zeit für keine trockene Berech nungen Sinn gehabt.« Deyner lag immer irgend eine spitze Bemerkung auf der Zunge, und er mußte sich förmlich Mühe geben und sich- überwinden, um nicht zu fragen ob sein demnächstiger Schwiegervater seine erfte oder zweite Verlobung meine? Aber damit war vor der Hand die drohende Terminsrage hinausge schaben Die beiden Paare saßen bei Tisch neben einander. Die dicke Adda hielt unausgefeßt unter der Tischdecke die Hand ihres Verlobten und blickte ihn, ohne viel zu sagen, mit ihren großen guten Augen an, während sie tief oth mete. Auch Graf Westerbrant sprach wenig. Er war so bequem und fühlte sich so glücklich in seiner behaglichen Ruhe, daß er kein Bedürfniß empfand, sie zu stören. Nur ab und zu einmal flüsterten sich die Beiden etwas zu, oder der Rittmeister antwortete laut auf eine Frage des Herrn von Ger nopp übers die landwirthfchaftlichen Verhältnisse in jenem Theil der Mart, in dem Westerbrants Gut lag. ! Auch Lisbeth hatte ihres Verlobten Hand erfaßt und drückte sie, doch auf dem Tische, ohne etwas zu verbergen. Und sie war im Gegentheil sehr leben dig, lachte, schwatzte und führte das große Wort. »Ist es nicht verrückt, daß wir uns jetzt plötzlich alle »Du« nennen? Ste phanie, hast Du mein-en Egon auch schon »Du« genannt?« Die gelehrte Schwester mochte solche Scherze nicht leiden und zeichnete ein fach nicht darauf, so daß Lisbeth doch zetwas tleinlaut ward und ganz ischwieg als auch die Radieschen auf fihre Frage nicht antworten wollten. JNun entstand plötzlich eine längere Pause. Herr von Gernopp aber hatte noch immer Angst, Egon möchte vom Ihochzeitstage sprechen, deshalb lenkte ler die Unterhaltung mit einem Mal s auf etwas ganz Neues. »Kinder, wißt Jhr denn, daß wir einen neuen Gutsnachbarn bekommen haben oder werden? Vielleicht schon haben." »Wer denn? Wo denn? Wie heißt ert« fragte man von allen Seiten, und Stepharrte errieth sofort das Gut: »Röhngdorf!« Herr von Gernopp fragte lachend: »Warum?« »Weil das alle Jahr ein Anderer tauft.« »Von dem, der drauf Pleite gemacht hatt« ergänzte Egon, und Graf We sterbrant betheiligte sich ni auch am Gespräch, indem er als Las tirth sein Urtheil in die Wagfchalek if: »So weit ich den Boden kenne, muß dort auch Jeder Pleite machen!« »Es ist dieselbe Lage wir Groß Schmiemig!« entgegnete ein wenig ver prellt Herr von Gernopp, doch Egon von Dehner machte sofort die Sache wieder gut, indem er, sich höflich ver neigend, sprach: »Um so größer die landwirthschaftliche Kunst unseres verehrten Schwieger. . . oder vielmehr Papast Und in diesem Sinne, lieber Mitirhwiegersohn in Aus-, wollen wir die Gläser ergreifen —« Er mußte einen Augenblick Pause man-ern bis die jungen Mädchen Wein in ihre Gläser gegossen, zwar nur einen Fiingerhut voll jede, aus doppel ter Furcht, zu viel zu verbrauchen und sich einen kleinen Schwth anzutrim »Ist-— s , ten. Dann hob er sein Glas und Mr fort: »Und nun Lisbeth, BerthmFspsz Cläre, Adda, Stephan·ie, Marie — pardon, oie Aniiennitiit ist doch richtig »geweer —- natllrlich vom Jüngsten s angefangen, wie betr- Stondgericht — Taiso geneigtefte und liebwertheste sBraut, ibcure und vielgeliebte Schwä Igerinncm erhebt Eure Gläser und ! trinkt auf das Wohl der Beiden, die zu Eltern zu wählen Jhr eine fabelhafte Vorsicht entwickelt habt — Sie leben hoc-. hoch- hoch!« . . Die Eltern wußten gar nicht, wie ihnen geschah, aber Herr von Grenopp war doch geschmeichelt bis in’s Jn nerste seiner Seele, und Frau von iGemopp tief gerührt, so daß ihr fast , die Augen feucht geworden wären. Alle i Bande der Tifchordnung wurden plötz lich unterbrochen, Alles stand auf und lief durch einander, ,,Prosit« rufend, anstoßend und an den Gläsern nip s pend, in denen nichts war. Und in der allgemeinen Rührung nahm« Herr von Gernopp seine Frau beim Kopfe und gab ihr unter erneutemHochruf der Fa milie, die an officielle Zärtlichkeit-IM weise zwischen den Eltern nicht ge wohnt war, einen Kuß, schmatzend und tnallend, auf den Mund, indem er rief: ,,chßte, Emilie, Du bist doch meine gute alte Dicke!« Wie er um ihren Kopf herumgegrif fen, hatte sich zwar die falsche Frisur verschoben, so daß plötzlich Frau von Gernopp linksgefcheitelt war, aber sie rückte schnell ihren Kopfschmuck wieder zurecht und erwiderte die Zärtlichkeit des Gatten noch geräuschvoller mit dem Ausruf: »Mein guter alter Augusti« Währenddefsen benutzten Egon und Lisbeth die Gelegenheit, die sich ihnen bot, um ohne Worte zwar, aber nicht weniger nachdrücklich in einer Ecke dem Beispiele der Eltern zu folgen. Graf Westerbrant wollte ein Gleiches thun, doch die dicke Adda neigte ihr Gesicht, so daß seine Lippen nur ihre Stirn be rührten. »Nicht hier, J»oachim!« flü sterte sie dabei. Die ganze Scene war so unvermu thet gekommen, daß die Frage. wer nun eigentlich das Nachbargut Röhns dorf getauft hätte, vollkommen verges sen worden war. Herr von Gernopp war nach dem Abendesfen in sder rosig sten Laune. Man saß im Salon, die FJiiidchen mit Arbeiten beschäftigt, Marie ab und zu gehend in Haussor gen, Stephanie zeichnend, Bertha ftickend, die Radieschen flüsternd in einer Ecke und die beiden Brautpaare zusammen theils leise plaudernd, theils s in allgemeiner Unterhaltung Joa- ! chim Westerbrant und die dicke AddaE hielten sich ruhig umschlungen, Lisbeth und Egon neckten sich. Sie machte vergebliche Versuche, sich ihres Verlob ten Einglas in’s Auge zu zwängen. Frau von Gernopp lächelte, freute sich des Glückes ihrer Kinder und er holte sich von Herrn von Gernopps Umarm·ung. Dieser stand plötzlich auf, um sich aus feinem Zimmer eine neue Cigarre zu holen. Egon folgte ihm. »Du haft wohl keine Cigarre mehr?« fragte Herr von Gernopp. »Nein, Papa, das nicht. Jch möchte nur so annähernd wissen, wann wir heirathen können, Lisbeth und ich?« »Was wollt Jhr?« »Nun der Konsens, das geht ja schnell. Und von meiner Seite sind ja teine Schwierigkeiten Aber es han delt sich, denke ich, nur ob vor oder nach dem Manöver.« Herr von Gernopp that ganz er staunt und antwortete, während er in den Cigarrentisten tramte, ganz ruhig: »Dann ist Lisbeth doch noch immer nicht viel älter wie jetzt?« »Aber sie ist nicht die erste, die hei rathet.« »Wenn Jhr mit Joachim und Adda zusammen heirathen würdet —.— doch « mit die erste.« »Wir können ja einen Tag später heirathen.« »Das geht nicht, dann würden uns ja die Leute für verrückt halten, mein lieber Egon!« Aber Egon von Dehner war ent schlossen, nicht los-zulassen: »Papa, Du hast mir doch Hoffnung gemacht, daß ich Lisbeth kriegen sollte. Nur sollte sie als Jüngste nicht anfangen!« Herr von Gernopp wagte nicht, ihm in’s Gesicht zu sehen, sondern lramte immer weiter, während er sprach-: ,,Etstens- sollte sie überhaupt etwas älter werden —— das haben wir doch den Leuten gesagt, wie Jhr heimlich verlobt waret. Zweitens ist es eine Stiefschwester, die heirathet, und ihre richtigen Schwestern, die älter sind,wie sie — Cläre und Fips und Bertha — sitzen noch immer da.« ,,Bertha haben wir überhaupt hoc-s alt-« concours gesetzt —- es ist zwar meine Schwägerin —- aber, Papa, weiß Gott, das kannst Du Niemand zumuthen!« ,,Pardon, lieber Egon, Du kannst gar nicht wissen, muß ich Dir sagen, wie die noch wird. Wir Gernopps -—-« Da riß Lieutenant von Dehner die Geduld, und er sagte ganz wüthend: ägch habe doch, weiß der Geier, mein öglichstes gethan! Und Adda ist doch weg, was, Papa? Das mußt Du doch zugestehen, schnell genug ist’s ge gangen!« »Aber die Falschet« ,,Schlimm genugt« Herr von Gernopp zuckte die Achseln und meinte, sich umdrehend: »Es thut mir leid, mein lieber Egon, aber das ist Dein Pech« Dann nahm er seinen zukünftigen Schwiegersohn freundschaftlich beim Arm, zwinierte mstt den Augen- und redete ihm eine ganze Weile zu. Er sagte, es könne ja gar nicht fehlen, daß eine oder alle Schwestern bald folgen würden, es wäre ja einfach eine Frage der Zeit, und er solle nur noch ein ganz klein bißchen warten, die Sache würde sich schon machen. Eine Gräsin wäre ein recht guter Anfang, und eine zöge dann immer die andere nach, denn wenn es erst einmal eine Berheirathete im Regiment gäbe, so wiirden die Schwestern bald in’s Regiment hinein heirathen, wie von selbst. Dann sagte er Egon von Deyner noch allerhand Schmeichelhaftes über seine Geschick lichkeit und machte ihn immer gefügi ger, bis der junge Ossizier endlich seuf zend sprach: »Na also, Papa, wenn Du ’mal nicht willst, da ist eben nichts zu machen. Also dann vorwärts, stür zen wir uns-in den Strudel ’rein -—— aber, Papa, bei der nächsten Verlobung kriege ich Lisbeth — oder ich brenne einfach mit ihr durch. Paß ’mal auf!« Und mit den Worten des Herrn von Gernopp: ,,Egon, wirklich usnd wahr haftig, Du bist ein Prachtkerl!« tra ten die beiden Herren wieder in den Salon. Frau von Gernopp fragte sofort: »Was habt Jhr denn gemacht, Au gust?« ,,Cigarren geholt, Emilie!« Doch in der Aufregung hatte er richtig die Cigarren vergessen und mußte noch einmal umdrehen, wäh rend Egon von Deyner seinen Ritt meister und Schwager beiseite nahm und ihm sagte: ,,Joachim, geh’ ’mal so fort zsum Alten herein und frage ihn, wann Jhr heirathen könnt. Jch habe Euch, Adda und Dich, doch als redli cher Elephant unter-stützt Also bitte —- denn er hat mir eben gesagt-, daß wir nicht heirathen dürfen-, ehe Jhr nicht längst aus dem Hause seid-l'« Lächelnd stand Graf Westerbrant auf, denn die dicke Adda hatte ihm einen Stoß gegeben vor Wonne. Sie freute sich schon auf die Ruhe des mar lischen Gutes, das sie bald nach der Hochzeit beziehen wollten,szda der Ritt meister entschlossen war, als junger Ehemann den Abschied zu nehmen. Durch die verschiedenen heimlichm Gespräche im Zimmer ihres Mannes war Frau von Gernopp eifersiichtig ge worden. Auch sie wollte in Familien angelegenheiten mitsprechen. Deshalb stand sie schnell auf und folgte den bei den Herren hinüber. Und nun machte sich Egon von Dev ner einen Spaß, um sich ein bißchen schadlos zu halten für seine gescheiter ten Hoffnungen. Als die Zwillinge wissen wollten, was denn nur fortwäh rend in des Vaters Zimmer verhandelt würde, sagte er flüsternd geheimniß voll, scheu sich umblickend: »D:nlt Euch nur, der Herr, der Röhnsvorf, das ewige verkrachende Röhnsdorf gekauft hat,ist siebenfacher Milliosnär und sucht eine Frau. Außerdem ist er sehr schön und hat —— denkt Euch nur —- Papa um Rath gefragt, weil »der doch sein Nachbar wird und alle Leute in der Gegend kennt, welches Mädchen er ihm empfehlen könnte!« Alle horchten aut, sogar Stephanie machte große Augen, und die Zwil linge zitterten vor Aufregung· »Wer ist es »denn?« »Wie heißt er denn?« »Hat das Papa wirklich erzählt?« ging es durcheinander. «« Egon machte ein ganz ernsthaftes Gesicht und drückte Lisbeth die Hand, damit sie ruhig sein sollte. Ev wußte gar nichts von dem Käufer vonRöhns dorf, nicht einmal den Namen-, des halb konnte er auch nicht antworten-. Doch Bertha, die den ganzen Abend kein Wort gesprochen und nur ihre große häßliche Nase immer auf ihre Stickerei gesenkt gehalten hatte, hob plötzlich das Gesicht mit einem Anfbug von Roth auf den Wangen und sagte bescheiden: »Ich kenne ihn.« Erstaunt fuhren sie alle aus und be drängten die häßliche Schwester mit Fragen, daß sie sich ihrer kaum erweh ren konnte. Auch Egon war sehr er staunt »Woher denn?« sragte er sie. »Von Pellbecks, dort war er Nach mittags-, wie ich neulich sda war.« »Wie heißt er denn2« ,,Pellbeck! Herr von Pellbeck isi ein Vetter von ihm und hat ihn beredet, sich hier anzuiaufen.« »Ist er -—— ist er —- neti?« wollte da Stepbspie wissen, und Bertha gab ein fach T;ct: »Er hat mir gefallen« Nu: war das Erstaunen und die Ausrcg ·.g groß. Nach einer Weile fragten die Zwillingsradieschen wie in einem Ton, während sie sich freundlich der Schwester näherten: »Warum hast Du denn das gar nicht erzählt, Ber tha?« Die häßliche Bertsha blickte sie ge rade an: »Ihr habt mich ja gar nicht gefragt, wie es bei Pellbecks wart« VlL Noch immer hatten Gernopps den Omnibus nicht angeschafft, denn nun wo es ausgemachte Sache war, daß Egon und Lisbeth nicht eher heirathen durften, ehe nicht noch eine der Schwe stern verlobt wäre, konnte man ja drei als mit Sicherheit untergebracht be trachten. Deyners erneute Bemühun gen mußten über iurz oder lang doch ihre Früchte tragen, und dann gab es nur noch vier Schwestern und zwei —