F Die liefen-gerannt III Gen-g Freiherrn von cnipteda. ,« Fortfeßungp Er hatte nur so daraus los gespro chen, in grenzenlosem Gottverttauen, wie sein ganzes Leben ihm bisher vers l , sangen, und eigentlich hatte et sich über diese Frage nie den Kon zerbrochen Nun wußte er wirklich nicht, wie er siehl . helfen sollte, deshalb sprach er die sie-I « den jungen Mädchen der Reihe nachj durch, wobei ihn Frau von Gernapps noch einmal auf den Stuhl ziiriick«eog:i »Ich darf wohl zu dieser Gelegenheit die jun-gen Damen beim Vomamen nennen's Also Fräulein Lisbeth « läme nicht in Frage imm- (l«· Hin weis-in Fräulein Marie, hm wird sich gewiß machen. Fräulein Glutin-« nie ist ·ne sichere Sache, sobald eins Mann gesunden ist, an Kenntnissen« imd Tiefe ihr gewachsen. Fräulein Addai Gnädigste Frau, wer so hübsch, ich möchte fast sagen. schön ist — lächerlich Dann die gnädigen Fräuleins Cläre und Fipg - — ab so pakäon, ja ich weiß nur den Namen Fips wag - Irau von Gernopp meinte atheini los: »Bitte fagen sie nur rudig Fips ——« Und er fuhr fort: »Alio die beiden jungen Damen nichts leichter als das. Also Sie fehen, gnädige Frau: ichdin jedenfalls guten Muthes.« Doch Frau von Gernopp fragte: »Und Bertha? Die haben Sie aus gelassen« ·Ah lo. Hm· Das dürfte schwe rer —- fein —- oder nicht ganz so leicht —- Den inneren —- Werth« r von Gernopp rettete ihn, indem er afi heiter, feiner Sache sicher, sagte: »Um die bade ich keine Bange. Wie die wird, lann man gar nicht wissen. Sie hat kein Aeußeres, was gleich in die Augen fticht, wie bei unferer Lis deth, aber wir Gernopps entwickeln uns alle spät. Die kann noch ’nial eine große Ueberrafchung bringen!« ·Jawohl, ganz beftimmtl« pflichtete Wi- mit fauerfiißer Miene bei und erhob sich zum zweitenmal. Doch ehe er ging, bat er noch fchlankweg um eine Photographie Lisbeths. Zuerst war Frau von Gernopp sehr erschrocken und Wie, sie diirfe das nicht thun, denn sie wären doch nicht verlobt, aber der junge Officier antwortete nur immer, als habe er schon die Anträge fiir die sechs Schwestern in der Tafchet »Es ist fa nur eine Frage der Zeitl« Schließlich konnten die Eltern nicht wider-stehen« und er bekam sie unter dein Versprechen, sie niemals irgend Jemand zu zeigen und äußerlich fo zu this, als ol) nichts vorgefallen sei. Aich Lisbeth dürfe von dem Bilde ni i wissen, fonft würde sie das ihres z ftigen Verlobten verlangen· Ils er das Zimmer verließ und sich rnik herrn von Gernopp vie Hand schüttelte, fagte jener: »Allo, Herr von W, Sie wissen —- fodald Lisbeih nicht die erfte iftl« ,Unfere Interessen sind ja die glei chen!« antwortete der junge Officiep Beide hatten sich verstanden Sobald er gegangen war, packte Frau von Gerne-pp ihren Mann beim Ann: .Auguft, weshalb halt Du nur eine ausgemacht?« Das wird sich finden!« und er lachte verfchmitzt dabei Sie drohte: »Du haft wohl wieder ·mal einen Plan?'« Er nickte und sprach: »Weeßte, Enrflie, das erfährst Du seinerzeit, man muß nie vorher über Sachen re den, fonft wird's nichts. Und ist's nicht gegliielt mit dem Deynert Nun( fage noch ’mal was ilber meine Planet l Und die Kohlfieinen foll mir 'mal» kommen. Jch wünfchte jedem FamH lienvaur, alle Lieutenants wären fo Jus-« wie deri« MS Lieutenant von Deyner viel «6haussee nach Seh-Bach herabtarn, ritt er Galopp tret dee knüppelharten Simse. heute waren ihm alle Pfer dedetne einerlei. Vor lauter Wonne bemerkte er nicht die Schwester-n hie wieder in der Laube faseri. Und als er knapp vorüber war, warf ihm der eine Zwilling, das Radieichen Fin die gern Dummejungenfireiche machte, eine abgefallene, unreife Birne nach. Sie traf zum Schreck der Mädchen den Gaul auf die Kruppe, daß er einen Mas machte. Aber auch das merkte der junge foicier kaum. Nur Fing bekam dafür von Lisbeth mit der Näh nadel einen Stich, daß sie laut schrie Ill. Die ersten Einwirkungen von Lim tenant von Dennets Wirksamkeit mach ten sich lekeits in den nächsten Tagen beknettbar. Bis dahin hatten in erpSchxitEexnig nsuk ver Comnnn , beut der Sebenöachek Husaren nnd est " paar ältere Officiete Besuch gemacht, die Getnopps ans der Zeit kunnten, rvc vie ältesten Mädchen ein paar schach tetne Atksgehvetsuche unternonnnenz Die übrigen waren nicht erschienen weic, wie man wußte, Getnopps nicht-J xsabewc ; « Nun tacnen die Lieutenants alle ent- ; sein, um Inten Besuch zu InachJnj Liemenant von Deyner hatte nämlichk in-. Dis-use verbreitet, die GOE- I P Schmiemigee seien gewillt, aus ihrer ’ bishekisisn Zusückgezogenteit gänzli.t) herauszutrcten Sie würden Bötie Minuteste, italientik Nächte mir Gouv-nahte Jnuäiimnms -.i;s.s Feuerwerh Den-ts, Jagden any-« m oigenden Winter ·Ti)eatetabende. Vor allein möchten doch die Kameraden yet nmsager. daß Frau von Gernopp jeden Sonntag Nachmittag empfinge. Da nun aber die Sonntage in Se benbach, nJo es feinen Dienst gab, der meisten Offieieren unerträglich iedern vortamen, so ward der Gedanke eines »er fix« mit allgemeiner Begeifies rung aufgegrissen, und Deyners Ritt meister, Graf Westerbransi, der vor al iern unter den Sonntagen litt. meinte: »Der Devner ist doch ein Prachtierii Wenn wir den nicht hätten! Der ge botene Manager!« Und damit wurde in der allgemeinen Freude Lieutenant von Denkm- eine populäre Person in ganz Sehenbach, denn auch die Spihen der Behörden, die Justiz, wie die Landwirthe der Um gegend iansgroeiiten sich Sonntags zum Schwarzwerden. Die Fiuih der Besucher in Groß Zchmiemiq wuchs und wuchs, und hat ien sich Gernopps zuerst bei jedem neu Ericheinenden vor allem Herren — aefreut, so begann ihnen doch allmäh iitli bange zu werden. Geradezu eine »mi! aber brach ans, ais folgen-der Brief Deyners einiraf: ,,pochgeehrrer Herr von Oernopp Wie Sie aus dem regen Besuch er sehen, der Groß-Schmiemig zu theil wird, bin ich an der Arbeit. Es wird Sie freuen, zu hören, daß meine Be mühungen von bestem Erfolge begleitet sind, so daß ich Jhnen fiir nächsten Sonn-tag, gering gerechnet, das Er scheinen von- zwanzig Personen in Aussicht stellen kann. Jch bitte je doch, sich unstet Umständen auf dreißig gefaßt zu machen. Unmöglich ist es nicht, wenn auch nicht wahrscheinlich, daß sich noch mehr einfinden. Bei die ser Gelegenheit muß ich Jhnen nämlich das Geständniß machen, daß ich in Js: reni Namen und, wie Sie wissen. nur in Ihrem Interesse es für unuingiing· lich nöthig gehalten habe, Gras-, Schmiemig in Mode zu bringen. Mode ist alles, aber auch alles. Da die Leute aber nun einmal so egoistisch sind, sich mit Worten nicht abspeisen zu lassen, sondern Thale-n sehen wollen, so war ich genöthigt, ihnen nicht nur die Lie benswiirdigieit der Wirthe zu rühmen und die Anziehungstraft der gnädigen Fräuleins, die sie in unseren selbstsüch tigen, materiellen Zeiten allein nicht zu einem Besuche ermuntert hätte, sondern ihnen auch Sicheres in Aussicht zu stel len. Vor der Hand that ich dieses mit einem» our fix« ,den ich mir erlaubt bageich auf Sonntag fastiulegen Jch ließ a-,hnen es würden allerhand Scherze folgen, wie: Gartenfeste, Was servartien, italienische Nächte, Schlit tenfahrten, Jagden, Balle, Feuerwerh Diners, Jllumination, Schlittschuh laufe, Pianicls u. s. w. Mit der Bitte, mich Jhrer Frau Ge mahlin und Fräulein Töchtern zu Fit sien zu legen, und »in der Hoffnung, mit Ihnen, Herr ivon Gerne-on am nächsten Sonntag das Weitere besprechen zu tönnen. habe ich die Ehre zu sein Ew. Hochwohlgeboren hochachtungsvoll ergebener Ernst von Denner.«« Als Herr von Gernopp den Brief gelesen hatte, wars er ihn wiithend aus den Schreibtisch, lief wie rasend im Zimmer auf und ab und rief einmal iiber das andere: »Die alte Kohlsteinen hat doch recht! Sie hat doch recht!« Aber seine Frau, die sich freute, aus dem zurückgezogenen Leben ein wenig herauszutornmem begann Deyner zu Vertheidigen und machte ihrem Manne ernstli« Vorwürfe, er sorge nicht ge niigeno siir seine Kinder, denen nun endlich einmal Gelegenheit geboten werde, zu ihrem Glücke zu gelangen. Doch er war nicht so leicht Zu bewegen seine Einwicbigu zu geben« denn seit hren legte er i Seite, so viel er o,nnte um Frau und Töchter bei sei nem Tode, da ihnen doch das Gut ent ging, ein Vermögen zu schaffen Eine Weile sWte »der Meinungs taenpf hin und her, bis Herr von Ger nopp endlich sagte: »Gut, ich will Euch Frauenzim mern den Willen thun, aber ich mache mir meinen Plan Eine gewisse Summe sehe ich imir ikm Kopfe fest, und sobald sie erreicht ist, Ernilie — — ist s aus mit dir ganzen Herrlichkeit!« Damit war Frau von Gernapp ein verstanden Sie dachte, bis dahin wiirde sich schon Rath finden und rief sofort ihre Kinder. Zuerst kamen die beiden Raoieschem die unzertrennlich waren, wie sie, seit sie in’s Leben getreten, Alles gemeins saen unternommen Sie hatten auch ihr Zimmer sür sich, das die anderen Schwestern. vor Alle-in aber Stephanie, nur mit ihrer besonderen Erlaubniß betreten durften, weil es bei Csläre und Fing immer allerhand Wichtigthuetei und Gehoimnißvolles gab. »Seht Euch dorthin, Papa will mit Euch allen sprechen," sagte Frau von Gernopp, und die beiden winzigen, zierlichen Dinger ließen sich aus dein großen Paneelsosa des Vaters nieder, sin dessen Kissen sie sast zu verschwinden drohten. Daraus trat Stephanie ein mit ei nein Buch, in dem ssie gelesen, gefolgt von der dicken Adda, die geschlafen -hatte, wie gewöhnlich nach Tisch, und deren Bade, aus der sie gelegen, darum ganz roth war ,,Seht Euch, Kinder, Papa will mit Euch allen sprechen,« wiederholte die; " knick- und sagte es ein drittes Mal, J sei-— Die llclteite,Ma1-ie,etschten. Sie Jwir, wie ihre beiden rechten Schwe ; item, groß, blond und auffallend kno s chi g, fah eigentlich noch älter aus, als dir iiebenundzwanzig Jahre, die sie zählte, ging viel einfacher gekleidet, als die übrigen, und trug eine kleine weiße Sckiirze »zum Zeichen ihrer Herrschaft in Küche, Keller, Haus und Hof. Sie nahm nicht ruhig Platz, wie die andere-n sondern näherte sich Herrn un Gernopp, der sich wieder in eine undurildringliche Ranchwolie gehüllt hJtt »Vater, ich habe Bertha in den Gar ten geschickt. um Lisbeth zu holen; sie miissen gleich zurück fein. Vielleicht wartefi Du noch einen Augenblick . Aber ich tann wohl gehen, ich habe zu » thun?« i i i l i l i Er streichelte ihre Hand und sah sie ! zärtlich an. »Du sollst es gerade hören- Da sage ich’s den Beiden später. Nicht wahr, Esrnilie?« Frau von Gernopp aber fand eö viel l wichtiger, daß ihre Kinder ed vernäh men, denn die wollte sie verheirathen, an der Aeltesten war doch Hopsen und Malz verloren! Und schon drohten sich die Eltern iiber diesen Punkt in die Haare zu fahren, als die beiden Ber mißten eintrat-n. Sie waren Beide vollkommen außer Athem, so waren sie gelaufen »Ihr sollt nicht immer so weit von Hause fort, Lisbethl Jch -hab’s schon so oft verboten!« tadelte die Mutter, ohne ihrer Jüngsten jedoch damit irgend edel-» chen Eindruck zu machen, die lachend er widerte: »Ich habe in der Hängernatte gele gen, und die hängt gerade in der Ecke nach Sebenbach zu.« Herr von Gernopp ereiserte sich: »Die iannsst Du doch wo anders hinhängen!« »Me! Sonst lann ich die Kaserne nicht sehen, Pasda!" »Was ist das nun wieder siir ’ne ; Antwort!« Er war böse geworden. darum lies Lisbetsh zu ihm hin, strich ihm die Wange, that schön, tüßte ihn und zog ihn schließlich bei den Haaren, bis er schrie —- irnnrer ein Zeichen, daß er versöhnt war. Währenddessen hatten die Radies chen angefangen, aus dem Sosa heim lich zu winden. sso dasz sie nun schon ganz hoch flogen. Sie hielten sich da bei aneinander sest und waren puter roth geworden bei der Mühe, die sie sich gaben, mit Lachen an sich zu halten Stephanie hatte stillschweigend iihrBuch wieder vorgenommen, da sie merkte, dafi des Vaters große lljiittheilung zu der die ganze Familie zusammenge tromrnelt worden, noch immer nicht er solgen sollte. Die dicke Adda war noch schläfrig und wollte eben wieder einnicken in ihrer Ecke, als Herr von Gernopp end-lich begann ,,.itinder, nun hört mich ’mal an. Hure Eltern haben beschlossen, ein ganz neues Leben zu beginnen von ietzt ab. Ihr sollt in die Welt einge fütxrt werden, ausgehen, Euch vergnü E gkn nach Herzenslust!« Weiter lam er nicht« denn nach seinen lWorten erhob sich ein derartiges Ju: belgeschrei, daß man seine Stimme nicht mehr vernahm. Lisbeth tanzte im ziinmer herum, die dicke Adda lachte aus vollem halfe, und sogar Etephairie wars ishr Buch aus einen Stuhl und ging zum Vater, iihn zu umarmen. Die Radieschen aber gaben sich einen Freudenruck und Abstosz mit den kurzen Beinchen, daß sie hoch in die Lust flogen, und Frau von Gernopp ver-weisen mußte: »Macht nicht die Zoringsedern ladut, sonst sollt Jhr mal sehen!« « Als sich der Jubel etwas gelegt hatte, suhr Herr von Gernopp fort: ,,Nächsten Sonntag wird de? An sang gemacht!« Erneute Freudensausbriiche, bis er stolz erklärte, als habe er höchst eigen händig die Entdeckung gemacht: »Eure Eltern shaben nämlich einen »j»ur- tin-« eingeführt. Nächsten Sonntag ist der erstel« t Aber nun toar es aug. Die Eltern I wurden von den Radieschen, Lisbeth, Adda, Stevhanie derart -umlagert, be stürmt, geküßt, umarmt, daß sie kaum f metsr Athem » ··pfen konnten. Nur J die älteste, Mal-re und die häßliche Bek i tha, nahmen nicht daran Theil. Sie schienen sich auch zu freuen, doch sie zeigten es nicht fo tvie die anderen lind alg nun die Schwestern plötzlich in alte vier Winde zerstoben, urn auf ihren Zimntern sich die Kleisderfrage theoretisch toie praktisch zu überlegen, blieben die beiden ganz ruhig zurück. »Ihr freut Euch wohl nicht?« fragte Herr von Gewopp theilnehmend, aber eiei bischen gereizt, »denn er war selbst gerührt iiber seine Großmuih iso viel Geld zu ovfern für seine Töchter-. Die häßliche Bertha war etwas verlegen ge morden und tovllte Murie die Antwort überlassen. Sie sprach wenig und hatte sich daran gewöhnt, Lisbeth oder einer anderen Schwester fiir sich das Wort zu geben. Die Aelteste sfagte denn auch: ,,Bertha hat nichts Rechtes anzuzie lten. Vater, »und sie sollte doch nicht zu rückstehen hinter den Schwestern.« Herr von Gernopp wittserte eine neue Ausgabe. ,·-Weeßte, Marie, Bett-her hat genau so gut ihr Taschengeld bekommen, wie Jhr anderen, unt ssich davon anzuzie hen. Gine verwendet es eben geschick ter als die andere. Das taan ich nich· ändern. Nicht wahr, Emilie?" Frau von Grnopp stimmte ihm bei, und Bertha ging, ohne ein Wort zu fügen- davon. Die Aelteste blieb zu rück, usm Wirthschastsangelegenheiten zU bksptechem Sie wollte wissen, für wie viel Personen sie am Sonntag zu sorgen habe, denn sie machte in der That Alles. Die Mutter hatte von Küche und Haus snie eine Ahnung ge habt und überließ schon seit über zehn Jahren alles Marie, wenn sie auch stöhnte unter der Last aller Pflichten« die sie nicht hatte. Nach ein paar Minuten singen die Angeinandersetzungen über Kaldsbra Leis, »Beminchen«, Botvle, harte Eier-, Käse, Anchovis, Thee, Kaffee, Bier an, Frau von Gernopp tödtlich ziu lang tveilen, nnd sie verschwand ganz leise. Nun faßte der Vater sein Kind zärt lich um die Taille und fragte: »Sage mir mal, Marie, wie hat denn Bertha das angefangen, daß sie nickrtg onna-ziehen hat?« »Sie hat Cläre und Fips von ihrem Gelde abgegeben, asuch wohl Lisbeth mal, und ich glaube Adda wohl auch! Stephanie nicht, die verbraucht am we nigsten! Unsd wenn's nöthig ist, helfe ich der schon aus.« « Herr von Gernopp schwieg eine »Wei le, dann gab er Marie in Anbetracht der bevorstehenden erhöhten Kosten Wirthschasftsgeld susnsd schließlich steckte er ihr noch heimlich ein Zwasnzigmarts stiict zu mit den Worten: »Mein liebes Mariechen, da hast Du eine Kleinigkeit für Dich, ich weiß ja, daß Du immer alles weggibst, und Du sollst Dich auch ein bischen nett machen für Sonntag!« Sie lächelte nur, dankte und lwollte gehen. Er aber fragte sie noch einmal, ob sie auch ganz bestimmt das Geld für sich verwenden werde. Da antwortete sie: »Vater, ich brauche es nicht! Wirklich nicht. Ich will es der armen Bertha geben, die ist so gut! Wie ich aussehe, ist ganz einerlei, denn ich kann doch nicht viel bei den Gästen sein. Jch habe iu thun. Und sieh mal, Vater, heirathen will ich und kann sich doch nicht. Wer sollte denn dann das Haus besorgen? Die gute Mama versteht nichte- davon.« Dabei entwand sie sich ihm und husfckrte hinaus trotz seines Rufens. UT Endlich war der heißersehnte Sonn tag gekommen, und mit ihm in ganz Graf-, Schmiemig die fieberhafteste Erregung Man hatte auf das ersste Eintreter von Befuchern auf drei Uhr gerechnet. Doch es wurde fünf, ehe Je mand erschien. Ein paar Minuten nach 5 Uhr zeigte sich endlich auf der Sebenbacher Chaussee eisneStaubwolke. Die Schwestern hatten sie fasst gleichzei tig bemerkt, denn Lisbeth shatte durch ihren Ausguck von der Hängematte nichts voraus. Sie trug ein srischge waschenes weißes Kleid mit rosa Gür tel, und die Mutter hatte ihr einge schärft, es nicht zu zerknüllen, ehe die Gäste lamen. Die Staubwolke entpuppte sich als Lieutenant von Deyner’s tleiner Dog cart, aus dein er fröhlich grüßte. Er wurde empfangen wie ein König. Herr und Frau Gernopp gingen sihm entge gen, und in einiger Entfernung folgten oie sechs Schwestern. Marie war im Hause beschäftigt. Die Mädchen wa ren alle in hellen Waschtleidern. Die beiden Radieschen trugen gleichen Schnittiund gleiche Farben. Lieu enant von Dehner nahm den Empfang sehr huldvoll entgegen unv begrüßte sofort seine zukünftige Braut, die sehr stolz auf ihn war und heute in sich eine gewisse besondere Bedeutung fühlte. Ueber seinen Brief sprach er gar nicht, sondern iseszte mit der ihm eigenen liebenswürdigen Sicherheit voraus, daß Gernopps mit allem ein« verstanden sein müßten. Er ibesichtigte alle Maßregeln, die getroffen worden, und gab schnell noch ein paar Rath schiiige, denn mehrere Wagen aus Se benbach mußten in ein paar Minuten eintreffen, wie er meinte. »Wenn ich mir erlauben darf, etwas zu sagen. Herr von Gernopp -««-»« »Bitte, bitte ——« antwortete der alte Herr in neuern schwarzem Rock, den er zu des jungen foicierg Empfang ge tragen. Dabei gab er den Mädchen einen Wint, ein bischen zur Seite zu treten, und Dehner sagte: »Wissen Sie, Herr von Gernopp aber bitte, seien Sie smir nicht böse -'« »Gewiß nicht!« » »Sie müssen die gnädigen Fräuleins anders aufbauen. Den Feldzsugsplan halte ich nicht siir gut. Sie wollen durch die Masse wirken, die jungen Damen haben Sie sozusagen hinter »sich magiirt Ich bin zwar kein großer Zitatege, aber ich glaube, es ist doch richtig: getrennt marschieren - - vereint schlagen. Der Angrifs auf die armen Männerherzen mag n tismpo angesetzt werden, vorher jedoch würde ich rathen, die Damen zu -vertheilen· Etwa eine oder zwei mit Ihnen. Eine im Salon. Die Rad- — die Zwillingsschwestern in die Laube, das vorletzte gnädige Fräu lein mag sich dann im Garten ergehen und unversehens beim Rohen des Be suches hinter einem Boskett hervortre ten. Ich last-wandle währenddessen mit dein gnädigen Fräulein Lisbeth ——« Herr von Gernopp sbiickte ihn schein bar ernst an, während es ihm lächelnd um den Mund zucktr. »Letzteres scheint mir die Hauptsache zu i:i"n!« Da lnirschte auch schon der frisch ausfgeschiitteie Sand unter der Einfahrl im Gutshofe, Und sofort zerstreuten sich die Mädchen auf der Eltern Geheiß nach allen Seiten. Liesuienant von Deyner ging mit Lisbetb eilig auf einem Nebenwege da von. ,,Habe ich das nicht großariig ge macht?« fragte er, sobald sie außer Ge hörsweiie waren. Sie wurde dunkelroth und meinte: »Wir sinsd fehr zufrieden gewesen, Herr von Deyner, über den joms fix!« Er bemerkte ihr Erröthen und war nun plötzlich selbst nicht mehr fo sicher wie sonst, währen-d das lecke, aufge weckte Mädchen, dem man gar keine( Verlegenheit zutraute, neben ihm her-I schritt, noch immer glühend über- s flammt. Er fragte: i .,Wissen Sie, gnädiges Fräulein, was mir Jhr Herr Vater gesagt hat, wie ich um Sie anhieltZ Jch konnte es Jshnen nicht früher mittheilen!« Bei ihrem: »Nu-n?« wagte sie kaum aufzublicken, und er fuhr fort: »Ihr Herr Vater hat mir gesagt, ich sollte später wiederkommen, wenn erst einmal Jhre älteren Fräulein Schwestern ver heirathet oder doch derlobt wären. Also wir müssen so lange warten! Jst das nicht trasurig?« »Papa hat mir nichts davon erzählt. Jch weiß, daß er nicht gleich »ja« gesagt hat, aber ich dachte, es -—— es — es — sollte bei nächster Gelegenheit gemacht —- werden —« Nun, wo sie traurig geworden war, hatte sie auch dieVerlegenheit überwun den unsd ward plötzlich sehr böse. »Was denkt sich denn Papa nur? Wie lange sollen wir denn da warten? Da wird man ja noch wer weiß wie alt! Und ich will nicht warten! Will, will -nicht!« Und schon perlten ishr »die Thränen in den Augen. Er tröstete sie. »Es ist ja nicht so schlimm! Sobald eine Ihrer Fräulein Schwestern sich verlobt, kommen wir ja auch an die Reihe! Und nun sehen Sie, gnädiges Fräulein. darum je eher — je besser; wir müssen ein bischen helfen!« Verwirrt fragte sie: »Wie meinen Sie -das?« »Wir miisssen lden Herr-en Gelegenheit bieten, überhaupt Jihre Fräulein Schwestern kennen zu lernen. Wen man nicht kenn-t, kann man auch nicht lieben. Wenn Sie nicht aus unser Frühlings-fest gekommen wären, hätte ich Sie doch auch nun und nimmer ken nen gelernt. Und —-- und —- es ist doch eigentlich recht gut, daß wir suns kennen gelernt haben — ich finde doch b« Er hielt «inne. Sie waren stehen ge blieben und er faßte nach ihrer Hand, die sie ihm ruhig überließ, aber sie war wieder puterroth geworden. Einen Augenblick kämpfte er mit sich, dann faßte er einen Entschluß, zog sie plötz lich an sich, um sie szn küssen. Doch sie entfchliipfte ihm und drehte sich schnell zum Gutshasusse herum, idessen Dach iiber die Sträucher schielte, und sagte ängstlich: »Man kasnn iuns sehen!« Er entschuldigte: »Aber wir sind doch eigentlich theoretisch verlobt!« Doch ider wiederholte Ruf Herrn von Gernonps: ,,Lisbetht Lisbeth!« schreckte sie aus und sie gingen schnell sdem Hause zu. Dort wimmelte es schon oon Menschen auf dem Sitzplahe vor der Ga·rten«treppe. Fast das ganze Of ficierscorps aus Sebenbach mit seinen Damen war erschienen. Dazu ein paar Herren von der Regierung und Justiz. Man stand iu einem Haufen herum und es ging ein wenig steif -z-u, den-n Niemand übernahm es, Leben und Bewegung in die Gesellschaft zu bringen« Lisbeth mußte sich den Da knen bekannt machen und sich die Her ren vorstellen lassen. Frau von Gernsopp lief in ihrer Ber legenheit, da sie es nicht gewohnt war, die Wirthin zu spielen, von einem zum anderen, ohne doch genügend mit »den Leuten zu sprechen. Dann ver-schwand sie für ein paar Augenblicke im Haufe, scheinbar-, um ihre Anordnungen zu treffen. Jn Wirklichkeit jedoch ging sie in den Sailon, dann sin das Zimmer ihres Mannes, hob ein paar Zeitungen auf, als shasbe sie etwas zu suchen, rückte die Stühle hin und sher, schob vor dem Spiegel ihren falschen Scheitel zurecht und kehrte dann eilsfertig wieder zsuriick. — Lson auen soenen wuroen Oernopps zu der reizen-den Jdee beglückwünscht, aus der Zurückgezogenheit heraustreten zu wollen, und vor allen Dingen, sdiefe Sonntage eingerichtet zu haben. Oberst von Meerling steckte seine kleine, unan sehnliche Gestalt, strich sich den schwar zen Schnurrbart und »so-gie, zu Herrn von Gernopp aussehend, wobei er zwei Finger der rechten Hand in sdie Knebel des Attila ei-nl)ing: »Wir wußten es ja längst, lieber Herr von Gernopp, daß Sie Jthte Fräulein Töchter ibald heraus-bringen würden. Das wäre ja auch gar nicht anders möglich gewesen, denn meine Lieutenants müssen doch Jemand zsum Tanzen slkaben Es fehlt sehr an jun gen Damen. »Sie sehen, lwir tin-d auch nahe-zu vollzählig erschien-ent« Dabei lachte er freundlich tin meckern dem Tone, und Herr von Gernopp stimmte ein« Lieutenant von Deyner’5 Mitwi ster, der ebenso mager nnd noch größer war, wie fein Lieutenant, der schöne Graf Wosterbrant mit dem unendlich langen blonden Schnurrbart, sprach mit lden beiden Radiezchern Unde M fOst lächthsch TU- UU MM Of ficier neben den winzigen Mädchen zu sehen, idie sich sdie Hälsfe verrentm mußten, um ihn anzusblichen Er fühlte das selbst, sdoch es gelang ihm nicht, los-zukommen, denn Cläre usnsd Fipo überftiirzten sich förmlich in Fra gen, die sie an ihn richteten. Sie wa ren froh, in der allgemeinen Verlegen heit Jemand gefunden zu haben, der Rede unid Antwort stand, iund sie wa ren entschlossen, ihn nicht so bald wie der freizugesben Die sdicke Adda befand sich gleichfalls in tödtlichfter Berlegen«heist, »denn sie unt-erhielt sich mit der Frau eines Ritt meisters, die, feit Kurzem ekft verheira thet, weder Sebesnbach, noch Groß- — Sch·miemig, noch irgend etwas kannte, aber gleichfalls nicht zum Entschluß kommen konnte-, fsich jemand anderem zuzuwenden, in der Furcht, vom Regen in die Traufe zu gerathen. Stephanje ließ sich vorn bescheidenen kleinen Lieutenant von Warnitz die Be schwerden des Dienstes verrathen, statt, wie sie gehofft, eine »startgeistigse« Un terhaltung zu finden, und die häßliche Bertiha stand verlegen, ganz verlassen in eine-m Winkel. Ab und zsu blickte sie wohl einer der Herren an, in der Asd srcht, mit ihr zu reden, ida er aber in der Eile des Vorsttllens snicht gehört, mer sie war, und sie sich weder durch Aehnlichkeit noch gleiche Kleidung als Schwester der übrigen-Töchter des Hau seg verrieth, so hielt er sie für eine Gou vernante oder Gesellschafterin und ging an ihr voriiver, weil er meinte, es nicht niitliig zu haben, sich mit ihr zu lang weilen. Nur Lieutenant von Deyner listt nicht unter der allgemeinen Verlegen heit, sondern beobachtete »die Gesellschaft wie ein Feldherr seine Truppen Aiber das Bild schien ihm nicht zu gefallen, und er näherte sich Herrn von Gernopp, um ihm etwas miitszutheilen Nur konnte er ihn noch nicht von tder wlsten Frau von Kohlstein aiuf Nieder-Zerl)ig los bekommen, die seit fünf Minuten gleich-falls ldas Fest durch ihre Gegen wart verschönte. Mit der Alten sprach er grundsätz lich nicht, weil sie ihn mit »ju-nger Herr« anzureden pflegt-e, und er ishr einmal im Aerger in ider Dinerlaune mit »alte Dame« geantwortet hatte, swas eine Beschwerde sbeim Commen deur zur Folge hatte. Eine Weile stand Deyner in »der Nähe und zwinterte Herrn von Ger nopp zu, sbis dieser endlich »die häßliche Bertha aus ihrem Winkel herbeikom ten konnte und sie nun ihrem Schick sal in Gestalt der alten Kohlstein Tiber ließ. »Was ist denn -los?« fragte er ängst lich Lieutenant von Dehner, nicht an ders meinen.d, als daß irgend ein fürch terlicher Mißgriff geschehen sei, sder alle Pläne übe-r »den Hausen werfen könnte. Der junge Officier sagte: »Das geht nicht so! U-n«möglich!« »Aber mein liebsten bester Herr von Deyner, so sage-n Sie dochtoasl« »Die Leute bocken sich ja blödsin nisg!« Der alte Herr war ganz erstaunt. »So, so, sich finde es reisend! Alle freuen sich sso über unseren S-onntag!« »Das sagen sie Ihnen snur so. Jn Wirklichkeit, wenn das so fortgeht, kommt deiner wieder!« Nusn war herr »von Gernopp tief erschrocken. »Keiner wieder? Aber was dann? Wir wollen ja alles thun, mein liebsten bester Herr von Dehnert Was könnten wir denn thun? Was machen wir denn falsch? Um Gottes-willen, so helfen Sie doch!« Lieutenant ivon Dehner zog ihn- ein wenig zur Seite in einen Weg, so daß die Busche sie verdeckten, denn Herr von Gernopps Jammer war so laut wor den, daß sich schon ein paar der « e ladenen umgedvcht hatten »Sie müssen die Leute ein bischen vertheilen. Nicht alle so ausp Klum pen. Sie müssen die richtigen die zu einander spassen, auch aus einander hetzen Sie müssen diesem vor-schlagen, er soll im Garten spazieren gehen, je nem, der bequem ist, er isoll sich s . Einer smsuß eine Cigarve kriegen, er zufrieden ist, ein anderer eine Wein. Den müssen Sie in die onne setzen, den in den Schatten. Den wür digsten alten Herren müssen Sie sit-m Stat vorschlagen die alte Kerl-Mein nageln Sie in i nd einer Ecke mit ei ner Partie Wh·t fest, damit sie den Mund shält und Ihnen nicht die Leute vertreibt. Die junge Welt muß Ge sellschaftsspiele spielen u. s. to. Das ist doch «icht schwer. Berzeihen Sie, Herr i. . dernopp, aber Sie verstehen nicht sdis Sache giu deichseln.« Herr oon Gewopp stand ida wie vom Blitze getroffen. Er wußte sich gar nicht zu helfen. Lieutenant von Dev ner meinte lustig nach einer Weile: »Sei-en Sie, Herr von Gernopp, wenn Sie einen Schwiegersohn hätten, so könnte der officiell die Geschichte machen -—-—« Dabei sah er fragen-d den alten Herrn an, doch dieser that nicht im Ge -ring«sten, als ob er die Anspielung ver-« stünde. sonder-n saate schnell: ,,M-achen Sie doch einfach sdie Hon new-BE »Kann ich doch nicht!« »Warum den-n inicht?« »Die Leute müssen »sich dann doch frage-n: was shat dieser Kerl, des net, eigentlich- dabei zu thun, was t den das eigentlich exan »Ja, was machen wir da?« fragst ganq sassxmgdloö Herr von Gent-Mk . Mosis-M toten - —