.. Die tiefen-genian M Georg Freiqerrn von Omvtedn I Lieutenant von Denner hatte kaum den Gutshof von Groß - Schmiemig iin Trade mit seiner kleinen Fuchsstuke verlassen, und Herr von Gernopp Mk eben in sein Zimmer zurückgekehrt, als aukh schon seine Frau in der Thür er ren. «Augiist, nu rück’ ’inal gleich Wust Was wollte er denn?« Herr von Gernopp antwortete ab sichtlich nicht sofort, weil er gern seiner Gattin unbezähmbore Neugier aiis vie Probe stellte, sondern suchte erst nach einer Cigarre. die er qemächiich in Brand steckte. Sie ereiserte ficht ,,Wirv’s:- mir-? Du taninst ruhig warten mit Deinem ewigen Rauchen!« Aber der große LUhiin mit Detii dicken, röthlichen Gesicht. von Dem iirb der graue Schimuzbart und Die di..jiteii, iurzgeschvrenen Haare abhoben, beeilte sich nicht um eine Seiuiide. Er ließ sich bequem in seinen Rohrschaukeistnhl am Fenster nieder, blies Den Rauch seiner Ciqarre iniigiam von sich und s prakti: »Der Oenner hat um unsere Lisvetd angehalten!« « »Was? Wer?« »Der Deyner!'« Frau von Gernopp war wie aus den Wolken gefallen. Sie lonnte zuerst gar teine Worte vor Aufregung finden, bis sie heraugplatztu »Und das sagst Du so pornadig, als ob Du mir sagtest: wir wollen heute um halb zwei essen, statt um eins?« Er zuckte die Achseln, scheinbar ganz gleichgiltig. dabei blickte er jedoch seine Frau, listig mit den Augen zwinlernd, von der Seite an, unid als sie ihn, ganz außer sich gerathend, fragte, warum er Lieutenant von Detsner denn fortge lassen, ohne sie zu rusen, antwortete here von Gernovv nur: »Musik« Ernilie, Du bist immer so gleich druss. Wir müssen doch erst vie Sache ’mal überlegen.« .Ueberlegen, August, bei sieben un versorgten Kindern-Z Da willst Du noch groß überlegen?« here von Gernopp war nun seiner Sache doch nicht ganz sicher. Er meinte unter Umständen vielleicht doch eine Dummheit gemacht zu haben, und lenlte sofort mit der Erllärung ein, daß er Lieutenant von Devner durch aus nicht abgewiesen, sondern sich nur Bedenkzeit aus ebeten bis zum nächsten Mittag· Da szollte der junge Ossicier aus Groß - Schmremig wieder vorspre chen. Er hatte ja von seiner tleinen -Garnison Sebenbach, wo das ganze usarenregirnent lag, taurn eine halbe tunde herüberzureiten. Nun war die dicke Frau von Ger-v novv, die einen blonden falschen Schei tel trug zu ihren bereits leicht im Na den unsd an den Schläsen ergrauenden arm, ziemlich beruhigt, rückte einen tuhl zu dem ihres Mannes und be ann rnit ihrer Lieblingsredentarh die setz den Anfang von heirathgvliinen machte: »Die Sache müssen wir ’mal erst in aller Ruhe erörtern! Dit« hast recht, Augusti« Dann wurde zuerst die Persönlich leit desBewerbers festgestellt, als: hübsch, gute Familie, recht vermögend, sogar möglicherweise sehr vermögend »s- lauter tressliche Eigenschasten, die ihn zum Schwiegersohn geeignet mach ten. Ein einziger Fehler stand dem entgegen: eine siir das Alter von fünf undztvanzig Jahren ziemlich ansehn liche Sicherheit im Benehmen, die Frau von Kohlstein aus Nieder - Zirbig, die älteste Dame der Gegend, sogar ei al ändterbliimt als »Frechheit« bezeilznet te. und daraus baute Herr von Cirrnopp seinen Plan. - »Weeßte, Emilie, eigentlich bin ich s nicht gerade wild aus die Geschichte «Unsfsere Lisbetb ist die hübscheste von im eren Mädchen Rede nicht gegen-— sie ist es. Sie ist sogar, wie man so sagt, eene ,,lt(«uut6«. Die bringen wir allemal unter! Und wem« uns bit setzt nach nicht gelungen ist, so bars nicht vergessen werden« daß sie erst siebzehn Jahre alt ist, also noch Zeit genug hat. Und dann ist sie Die Jüngste und hat sechs Schwestern vor sich, die auch nicht als alte Jungfern in’B Gras beißen möchten. Nu sagst Du. die alte Kohlsteinem die wirklich ast recht viel Kohl redet, hätte ge meint, der Deyner wäre »stech«. Das schadet uns doch nichts, Entiliet Aber niitzen kann's uns doch, nützen. sage ich Bäri« Frau von Gernopp schüttelte sich plötzlich vor Lachen daß ihr dicker Köc per aut- und niederwagte, als sie das ss verschmitzte Gesicht ihres Mannes sah, s« der sie anbläctte, als habe er etwas ganz Besonderes gesunden Sie fragte spöt tisch: «August, Du hast tvvbl wieder ’mql einen Plan gemacht?« «Stirnmi!' gab er zurück, und sie ; hörte nicht aus, zu lachen, denn seitdem i er in fester Erwartung eines Sohnes Groß - Schuster-via zum Mast-rat ge nas-by worauf dann seine Hossnung nmal getäuscht worden war, wur den seine Pläne von aller Welt etwas zweifelnd angesehen. Aber dieses Mal ’ ». ließ er sich nicht irre machen, saubern spwuq out und ils-M iemet quu su« als besiirchte er seine List vorzeitig In verrathen: »Der Dehner foll ’n dif fel ,ftech« fein. Na, den Mund hat er auf dem richtigen Fleck, und er ist schlau, der Junge. Gut, hör’ zu. Dann fagen wir ihm morgen ganz ein fach- «Gkvße Ehre, lherr von Den-ten fehr fchmeichelhaft, reizend, fehr lie benswürdig aber die Jüngste zuerst Weggehen —- neei Die anderen verhei rathen fich ja doch bald, ganz bestimmt, das steht ja ganz fest, bombenfeft fong —- nur bissel Zeit natürlich. Und dann, wenn erst ’mat eine oder die an dere weg ist, dann, verehrter Herr, kom men Sie, bitte, wiedert« Triumphirend fah er Frau von Ger nopp an, doch fie hatte zu oft feine glänzendften Pläne zerrinnen fehen und fragte daher ganz nüchtern: »Und wenn er nicht wiederkommt, dann soll Lisbeth wohl sitzen bleiben?« »Warum foll er denn nicht wieder kommen?« »Er tann sich doch vielleicht diesache über-legt haben! Und dann ichnavpt er ab. Vielleicht denkt er fcion nach vier Wochen ander5!« Sie war ganz besorgt isxvorden in dem Gedanken, der in endlicher Aug sieht stehende erfteSchwiegerfohn möchte ihnen entgehen, doch Herr von Gernopp theilte ihre Befürchtungen nicht. Ein feliges Lächeln glitt über fein Gesicht; vergnügt rieb er sich die Hände und dachte an feinen Plan. Schon fah er alle sieben Mädchen gleichzeitig mit ihren Auserwählten vor dem Altar der kleinen Dorftirche des Ritter-gutes stehen, und feine Augen wurden feucht in dem Gedanken, er möchte etwa zu annähernd gleicher Zeit den reichen Segen von sieben Enteltindern im Arme holten. Frau von Gernopp riß ihn aus feinen Träumen. ,,Auguft, nu ertliire Dich ’mal. wenn er nun nach vier Wochen nicht mehr will?« Er fuhr auf und betrachtete nach denklich feine fchiefbrennende Cigarre, und dabei tain ihm, wie immer, wenn er fein geliebtes Kraut in Händen hielt, eine Eingebung »Weeßte, Emilie, wie wir am ein fachften dahintertomnien?« »Nun?« »Wir fragen direct die Lisbetb, wie sie mit ihm steht.« Und dieses Mal sand sie den Plan gut. Sie ging sosort nach dem Gar ten. der nach der entgegengesetzten Seite des Wobnbauies lag, um ihre Toch ter zu holen. Jn einer Laube an der Straße nach Sebenbach, ganz hinten im Grün verborgen, sansd sie die Schwestern alle versammelt, bis aus Marie, die älteste, die in der Wirth schast zu thun hatte. Die zweite und dritte, Stedbanie und Adda, die aus der ersten Ehe des herrn von Gernopp stammten, saßen aus der einen Seite neben einander, beide groß, blond, start in den Knochen. Die süniunsd zwanzigjäbrige Stephanie mit schönen, frischen Farben, rcaelmäßigem, büb schetn Gesicht, und Tlddch zwei Jabre jünger, genau wie sie, nur diellej»i7t noch etwas hübscher, aber start und übermäßig entwickelt, so daß sie älter aussah, als sie war. anen gegenüber, zärtlich einander umschlungen haltend, befanden sich die ältesten der rechten Kinder der Frau von Gernopp: Cläre und Fips, die 3willinge. Einander ähnlich, wie ein Ei dem anderen. Zierlich und niedlich, mit ztvei Peippengesichtchem rotbdiickig frisch, lebendig, aber zu klein, zu sehr Nivpes. wie zwei Figiirchen aus Mei ßener Porzellan. Bei den Herren we gen ihrer Kleinheit und ihren rothen Wangen, seitdem sie einmal traut griinesKieider getragen, auf Vorschlag eines Spaßdogels »Radieschen« ge nannt. Der Name war ihn-en geblie ben. Auf der dritten Bank der Laube, zwischen den beiden Schwesterpaaren, saß still die achtzehniährige Bertha, ein großes, blondes Ding, häßlich, mit großer Nase und zu langen Armen, mit denen sie nichts anzusangen wußte, die ihr etwas gnomenbaft Unausgewachie nes gaben. Alle yotten ne dem Wetthatchen Lis beth zu, einein großen, schlankem bild hübschen Ding, das mit der ganzen heiterteit und Lebensluft ihrer siebzebn Jahre aus der Kante des Tisches in der Mitte der Laube balancirte und mit den Beinen strampelte, daß ibr turzes weißes Waschtleid immer in den Lüf ten war. Sie predigte vom Lieutenant von Deyner, der eben auf der Sehen bacher Chaussee vorübergeritten. »UebrigenH reitet er von allen Lieutenants des Regienents am besten. Das hat er mir selber gesagt!« Den Zwillingen schien das sehr gro ßen Eindruck zu :n-.nt3en. Zie blickten sich voll Bewunderung nn. und auch die dicke Adda schien sitt darüber zu fUUXrL Nur Stepinnje, die älteste der Anwesenden, die Liebetits Vorträgen mit einem gewissen itberlegenen Gesicht zuhörte, antwortete etwa-J spitz: .Wemt er Ding selbst gesagt tm, muß es ta wahr sein.'« Da sprang Lisbeth vom Tische, stellte sich vor die Schwester nnd sagte voller Würde »Ee lügt ntet« »Was verstehst Du denn davon! Das kannst Du gar nicht wissen!" ; Hinte Stepbanie »Naturgng stand i , III III n- a k "ü c sich-s wi- eim se aus vie ais-is ; los, pflanzte sich vor ihr auf . de itberlchiittete sie mit nicht zu däm T werdens Redeschwalt i .M Du, Du weiße-s o- kkr ich auch acht Jahre jitnqer in,l das weiß ich both bessert Denke nur nith io was. Oder vielleicht meinst Du, tsuget zu fein, wie wit. Ja! Das wis sen wir ja schon längst! Und wenn Du Such zehnmal den Dante gelesen hast, capirt hast Du ihn doch nicht! Denn das IN er mir gesagt, den Dante capiet überhaupt Keiner!« Stcpbanie zog die dicke Adda beim Arme aus der Laub-e fort und rief nur nockkv boshaft: »»Hetr von Denner wird wohl illu isinst den Danke nicht gelesen bade-L Jo: weiß überhaupt gar nicht, was-s Der Hing angeht. Dich auch nicht. So’:1 junge-I Ding, wie Du, Lisbeii), ianxi io wie so nicht an’s Heitathen Denken. ! Erst Jtlber Lisbeth ließ sie nicht ausredett. Mte auf Commando hatte sie die Thra kxcn in den Augen, halb vor Berge-, halb vor Muth, und schrie: »Du freilich· Mit Dein-en ist-inw zwanzig Du solltest Dich iicsrhsithi ichäinen, noch teinen Mann zu haben Pfui, so alt!« Ssphsanie blieb regungson stehen und sprach nur ver-weisend m:t bemitt terndem Tone: »Psui, sage ich! Du bist schlecht, Lis bethl Schlecht!« Und nun sing auch sie an zu deinen, während ihr die dicke Adda Indivian die Wangen strich. Da that das vor eilige Wort Lisbeth leid, sie umarmte die ältere Schwester, und dann tiißten sie sich alle versöhnt reihum, auch die Zwillinge Cliire und Fips und sogar die häßliche Bertha mit der großen Nase, die doch eigentlich die ganze Seene nichts anging. Die Rührung war allgemein und übertrug sich auch aus Frau von Gernopp, die von allen sechs, eigenen, wie Stiestöchtern, gleich mäßig abgetiißt ward, ohne daß sie den Grund erfuhr Nachdem sich der erste Sturm gelegt, wollten die Mädchen wissen, Was Lieutenant von Deyner beim Vater ge wollt, aber dte Mutter sagte nur: »Lisbeth, Du sollst sosort ’mal zu Papa kommen, und Jhr laßt uns ’mal ietzt allein!« , « Der eine Zwilling, Fips geheißen, dessen wahren Taufnamen sogar die Schwestern nicht recht wußten, weil sie nur immer ,,’fips« gehört, murmelte ein naseweises: ,,Aha!« Dann lief er mit Cläre davon, den Gartenweg hinauf, wobei sie beide rechts und links die Blätter von den Bäumen rupsten. Die älteren beiden gingen nach der anderen Seite. Nur die häßliche Bertha blieb allein in der Laube und sentte ihre große Nase in ein Buch Als Lisbeth mit ihrer Mutter beim Vater eintrat, empfing er sie sehr feier lich. Frau von Gernopp setzte sich tviirdevoll, und Herr von Gernopp legte sein sreundliches rothes Gesicht in ernste Falten. »Meine Tochter-, Deine Eltern haben heute ein ernstes Wort mit Dir zu re Jen. Nin-: itfwerwiegende Frage mußt Du Esfxntworten Zum ersten Mal vielleicht in Deinen achtzehn Jah ren -« Da wurde Ligbeth die sich aus einen Wink gesetzt hatte, unruhig, wenn sie auch nichts zu sagen wagte gegen die Lljterszulage, die ihr der Vater ange Deiben ließ. Dasiir aber unterbrach ihn Frau von Gernoppt ,,«Zlugust »Wie mich doch ’mal ausredem Ernt lie « s »Du weißt nie, wie alt Dritte Kin Fder iind! Liebeth ift siebzehn --——« Herr von Gernopp schlug mit der flachen Hand aus den Tisch, daß der Aschenbecher in die Höhe sprang, aus deren Rand seine schiesgebrannte Ci aarre aualmend gelegen, und ries: »Das habe ich doch gesagt!« Achtzehn hast Du gesagt!« »Siebzehn weeßte, Entilie, das weiß ich nu zufällig ganz genau!« Und beide Eltern wandten sich in einem Athent an Lisbeth die entschei den sollte, wer recht hätte. Dariiber war der ganze Ernst der Lage hin, und das junge Mädchen wagte es, allmälig ruhig mit den Beinen zu schlentern, nach ihrer Gewohnheit, und als Vater und Mutter noch eine kleine Auseinaw deksetzung darüber hatten, inwieweit die bei dein Schlage heruntergesallene, noch glimtnende Cigarre ein Loch in die Tischdeete gebrannt oder nicht, platzte sie plötzlich mit der Frage ganz naiv heraus: I »Was naht For Denn Herrn von Deyner wohl geantwortet?« s Herr von Gernopp war gewohnt, nie zseterlich genommen zu werden, und T ging deshalb sofort auf den Ton ein. I »Was möcht-est Du denn gern?« »Ja, natitrlich!«« »Liebt Jhr Euch denn?« »Schon lange, Papa!« antwortete sie lachend und umarmte ihren Vater, streichelte und liebloste ihn, zog ihn am Schnurrbart und fuhr ihm durch die Haare, daß sie beide lachten und nun erst recht jeder Ernst verloren war. « Nur Frau von Gernopp blieb ge ? messen. Sie sagte, nachdem das Spiel s etne Weile gedauert hatte: t »August, Du läßt Dich aber immer sgleich itberrumpelrn Reden wir nun )etgentltch mit unserer Tochter, oder » unsere Tochter mit ans-IV l Da wurde er etwas lleinlaut und sevehrte Lisbeth ab, die der Mutter tRede und Antwort stehen mußte, rote sie als wohlerzogened jun eö Mädchen dazu komm-, Fu erklären, He liebe einen Lteutenant »Man lange«. Und nun kam es heran-, daß sie den ’Dssktee früher nur von Weitem ver ehrt, wenn sie ihn einmal zufällig ge schm, fei dieg beim Exercieren des Re giment5, dem sie öfters zugeschaut- bei Felddienftitbungen in der Nähe von Groß-Sch-miemig oder vor Allem beim Frühlingsfeste, das die Sehenbacher Husaren vor vierzehn Tagen gegeben. Dabei habe sich die Sache entschieden-. ,,«Hat er Ding denn gesagt?« fragte ftrena Frau von Gernopp, und Lisbeth meinte verdutzt: »Natürlich, sonst wüßte ich’s doch nicht!« Da blickte die Mutter verständnifzin nig ihren Gatten an. »Anguft, nun erkläre ’mal, hat FMU Von Kohlstein recht gehabt?« Er fing trotz eines empörten Blickes feiner Frau laut an zu lachen- Nahm Lisbeth bei der Hand und fragte: »Wie hat eriz denn gesagt, mein is ins-TM »Sei-r schön!« meinte sie andächtig, Inst -««m fing vFrau von Gernopp schon « «. stritt-it zu werden, während er meier wissen wolltet »Ja, sage ’mal, wag hat er denn gesagt?« Die Tochter dachte einen Augenblick nach, ward ein wenig roth, was ihr bei ihrem durchsichtigen, zarten Teint öfter widerfuhr, und entgegnete verschänit: »Das kann ich nicht so recht mehr sa gen, aber es war sehr gut und schön.« Herr von Gernopp wußte nicht, was er noch fragen sollte, um den Grad von Lieutenant von Deyners Verliebtheit festzustellen, und da ihm, sobald er an setzte, feine Frau ein Zeichen machte, zu schweigen, weil sie fürchtete, er möchte wieder einmal Alles verderben, so blieb er miiuschenstilL Lisbeth aber verkündete plötzlich mit heftig athinen der Brust und selig vertlärten Blicken: »Papa, er hat mir gesagt, er würde Alles für mich thun, sogar, da er nun sieben Jahre schon Officier ist, noch siebenJahre um mich dienen, wenn Ihr »Nein« sagtet. Wie der in der Bibel, sagte er —-- er wußte den Namen nicht mehr —- um die den Namen wußte er auch nicht mehr. Jst das nicht schön von ihm?« Jähe Freude leuchtete iiber der EI tern Gesichter, und Herr von Gernopp sprach triumphirend, als hätte er allein wieder einmal die Sache in’g« Geleig gebracht: ,,(fmilie: x-i(«i!« »Was meinst Du, Papa-« fragte Lisbeth, und die Eltern überhäuften sie mit Küssen U. Am nächsten Tage erschien Lieute nant von Devner zu Pferde und wurde sofort in’s Zimmer des Herrn von Gernovp geführt. Der junge Officier war ein großer, vielleicht etwas zu magerer, hübscher Mensch mit keck in die Höhe — gewirbeltem, blondem Schnurrbärtchen, dem seine schwarze Husarenunisorm mit den silbernen Schnüren vortrefflich stand. Sobald er eingetreten war und sich im Zimmer allein fah, blickte er sich fröhlich uin ice-I lbetrachtete die Nboto graphien, oie auf einem kleinen Schräntchen zwischen den zwei Fen stern standen. Lauter Bilder der sieben Mädchen, nur in der Mitte ein größe res der Mutter, aus früheren Jahren, denn fie trug darauf noch ihr eigener Haar. Die Töchter waren in allen Altersstufeu dargestellt, vom Kind iiber den Badiisch bis- zum jungen Mist-en uno bei der ältesten Marie, die ·-m ist-on siebenundzwanzig Jahre t«-E' se sogar bis zum alten Mäd LCintenant von Dehner betrachtete sixb vor Allem Liebeth die aus den zwei Photographien, die es von tihr gab, gar-z reizend aquchaute. Vorsich— tig blickte er sich um, ob ihn Niemand sähe, dann hob er das eine Bild vom Schrank. um es mehr in der Nähe in Augenschein zu nehmen, und gerade in diesem Augenblicke trat Herr von Ger nopp ein. Er trug nicht die Jagdjoppe, von der er sich auf dem Gut und im Hause nur zu besonderen Gelegenhei ten trennte, sondern ausnahmsweise, das Feierliche des Augenblicks anzu deuten, einen schwarzen Rock. Der junge Officier stellte die Photo graphie weg, machte eine leichte Ver beugung und sagte: »Herr von Gernovv, ich bitte uui Verzeihung, daß ich hier etwas herun tergenommen habe, aber da ich selbst verständlich noch kein Bild Jhres Fräu lein Tochter besitze. so wollte ich mir’s wenigstens mittlerioeile ’mal ansehen!« Das .,noch« uno »mittlerweile« klang so siegesgetvis-,, als wiirde er insitden nächsten fünf Minuten ohne jeden Zweifel eines geicbeult erhalten, so daß Herr von Gernoth der sich einen genauen Plan gemacht und eine große Rede zurecht gelegt, plötzlich ganz ge gen den eigenen Vorsatz begann: »Aber so leid eg mir thut, verehrter Herr von Dehner, ich weiß doch nicht, ob Sie ein solches Bild sobald werden bekommen können« Dehner lächelte nur, als tönne ihm teiu Korb drohen. »Sie sind so gut. Herr von Gernopv dafz sich die Sache schon machen wird« Jnr Stillen dachte Herr von Ger nxoop, daß die alte Kohlstein doch wohl recht hatte, aber er liest sich nichts mer-— leu, sondern bot dem Lieutenant eine Cigarre an, um selbst raucheu zu tön nen. Dann setzten sie sich, und eine Weile schwiegen sie beide, bis Dennek gemiithlich begann: Haben Sie was Feegen mich?" ,,Nee, das nicht, a er ich weiß nicht. ob’s gehen wird!« »Warum denn nichts-« Und mit ei nein Male larn ihm die Idee, weil c: in der Gegend hieß, daßd die Gerne-pp Itein Vermögen hätten, das noch dazu ·in sieben Theile gehen sollte, und Groß- Schmiemig durch seines Be sitzers eigenen Leichtsinn als Majorat an einen Vetter fiel, sein Schwieger jvater in spe» möchte Bedenken tragen, ob das junge Paar auch zu leben ha jben würde. Deshalb fügte er noch Ihinzm »Ich habe übrigens genug fiir iuns beide. Jch bin selbstständig und in recht arrnehmbaren Verhältnissen!« Aber Herr von Gernopp schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Wiewohl ich Ihnen offen sagen muß, daß es mir sehr lieb ist, das zu hören, denn ich bin leider nicht in der Lage, meine Töchter in ihrer Ehe allein zu unterhalten Sie wissen, Groß-: Schmieniig ist lei der Maiorat —« « Lieutenant von Dehner unterbrach ihn plötzlich, blickte ihn vorkvnrfgooll its-» aber so treuherzig dabei, Daß der alte Herr ihm nicht Flirnen konnte bei den Worten: »Aber, Herr von Ger iiopp, warum haben Sie das eigentlich gemacht mit dem Majorat?« Es klang etwas Aehnliches herauf-, wie: »so eine Dumrnheit,« und der nn gliickliche glückliche Majoraisherr ge stand ihm ganz beschämt: »Ich konnte doch nicht annehmen, daß ich lauter Mädel haben würde. Und ich sage Ihnen, so sieben Mädchen, die wollen erzogen sein!« Sofort siel Deyner ein: ,,Sehen Sie .’mal, Herr von Gemeint-»wenn Sie mir eine geben, sind’s blos noch sechse.« »Es geht aber nicht!« »Warum denn nicht?« Der alte Herr suchte ängstlich nach einem Grunde, da er den wahren nicht sagen wollte, und in seiner Noth ver fehanzte er sich hinter seiner Frau: »Meine Frau will’s nicht!« Der Lieutenant schien böse zu wer ben, deshalb vertheidigie sich Herr Ger nopp sofort: »Mein berehrtester lieber Herr von Dehner, wir haben ja gar nichts gegen Sie, aber auch gar nichts, nnd ich thiite es gewiß, aber in so et was muß ich doch auf meine Frau hören.« Deyner machte ein sinsteres Gesicht: ,,Also gnädige Frau hat etwas gegen mich?« »Glauben Sie nur das nicht!« »Weshalb soll ich denn nun aber Jhr Fräulein Tochter nicht bekommen? Sie will. Das kann ich Ihnen nur gleich sagen, Herr von Gern—opp. Wir sind ganz einig. Und wenn Jhre Frau Ge mahlin etwas gegen mich haben sollt-e, so, bikte, ziehen Sie doch Ertundigun gen über mich ein beim Commandeur oder sonst irgendwo.« Nun belam es Herr Gernopp mit der Angst, Deyner, der sich durchaus nicht einschiichtern ließ, möchte etwa sei ner Frau sagen, er habe gehört, sie habe etwas gegen ihn, und sie sollte ihm sa gen, was. Deshalb ging er endlich aus sein Ziel los: »Ich will Jhnen sa gen, um was-« es sich handelt. Wir haben persönlich gar nichts gegen Sie. Und bitte um Gotteswillem reden Sie mit meiner Frau nicht davon» Die Sache ist einfach die: »Li"5beth ist die Jüngste -- « Herr von Gernopp hielt inne, denn er erwartete von der Constatirunig der Thatsache, dass Lisbeth die Jüngste sei, einen großen Erfolg, doch Lieuienant von Dehner nickte nur und schwieg, so daß Herr von Gernopp bedeutungs voll mit Nachdruck wiederholte: »Sie ist die Jiingste!« Aber der Officier antwortete nur mit sröhlichem Lachen: »Desto besser, dann gibt sie den älteren Schwestern ein gutes Beispiet.« »Aber Das ist eben der Grund, weg halb wir sie nicht hergeben können. Sie j ist siebzehn Jahre alt, hat noch sechs unverheirathete Schwestern vor sich,«. drei Stiefschwestern und drei richtige, « und die älteste ist zehn Jahre älter, und i nun soll sie anfangen? Sehen Sie,i mein oerehrtester, tiebster Herr bon» Det)ner, das geht eben nicht. Das ist eensach unmöglich Das gäbe Neid - und Ajtißgunst und Scheelsucht und Mord und Todtschlag . . . . nee,da5 - geht eensach nicht. Das sehen Sie doch ein?« Lieutensant von Oevner antwortete mit dem» unbefangensten Gesicht der Welt: »Nein, eigentlich sehe ich das nicht ein.« Da es Herr von Gernopp im Grunde genommen auch nicht einsah, so wußte er sich nicht anders zu helfen, als zu seinem letzten Anstunftsmittel zn grei fen. tfr stand auf nnd schritt schnell snaclx der Tbür zum Neben-named der isoaenaninten ,,Wobnstube«, öffnete sie ihastia nnd rief hinaus: ,,Emilie, viel- ? steicht redest Du auch ’ntal mit Herrn " »von Deyner!« « Dabei gab es aber einen mach nnd einen lauten ««21n«-an, denn Fran von Gernsovp hatte gehorcht, und die Tdür war ihr gerade gegen die Brust geschlagen. Lientenant von Tenner lachte aus vollem Halse, und es gelang ihm nur mit Mühe, sich etwas zu beruhigen, als seine Schwiegermutter in ape nach ei ner Weile erschien und in der Thitr keuchend sagte: »Angnst, wer wird denn so ausmackent Jch wollte gerade eintreten, und mir ist ganz der Athem « vergangen so haft Du mich getroffen Guten Tag, Herr von Deynee. Neh men Sie wieder Platz. Jch weiß alles. Jbre Absicht ist uns sehr angenean Aber leider, leider -——« Da schöpfte here von Gernopp wie der Muth und nahm ihr das Wort vom ’Mnntde wea tn der Befürchtunsa, sie »—— möchte sich zu sehr in’t Zeug legen und baduvch den erste-n Freier um seine ste hen Töchter abschreckem »Allo. Herr von Deyner, bnrp gesagt, jetzt geht es leider noch nicht. Sie sind uns als Schwiegersohn sehr willkommen, aber erst müssen die-älteren Schwestern die sen wichtigen Schritt in’s Leben ge than haben, dasnn mag die Jüngste fol gen und sehr gern-, von Herzen gern Jhre Frau werden. Und glauben Sie mir, es ist für Eltern nicht leicht, so eins um das andere herzugeben. Doch das Glück unser-er Kinder steht uns am höchsten. Hören Sie, mein lieber jun ger Freund: wenns wir alle unsere Kin der hergegeben hätten und uns blos noch die Jüngste übrig bliebe, und Sie kämen rann wieder, so würden wir sie mit Freuden ziehen lassen, obgleich es uns bitter ankommen würde. Bitter gen-s1g.« lind wie er das gesagt hatte, wurde er ganz weich, nicht im Gedanken-da- « ran, das; er die Letzte aus dem Hause gegeben hätte, sondern im Vorgeschmack der Möglichkeit, alle sieben an den Mann zu bringen. Auch Frau von Gernopp war den Thränen nahe. Nur Lieutenant von Deyner war nicht enmst, sondern ärgerlich gestimmt. Er sagte etwas weniger zuversichtlich, als sonst seine Sprechweise war: »So lange sol len wir warten?« In der Angst, er möchte ganz ab springen, lenkte Herr Gernopp sofort etwai— ein: »ng brauchen ja nicht alle Schwestern Lisbeth Vorzugehen.« Frau von Gernopp unterstützte ihn mit noli etwas unsicherer Stimme von ihrer Rührung von vorhin: »Nein, alle nicht, alle nicht« Einen Augenblick war Lieutenant von Denn-er doch etwas bestürzt gewe sen, nun gewann aber schnell seine na türliche Zkvanglosigteit die Oberhand. Er wirbelte sich den kleinen blonden Schnurrbart in die Höhe, tlemmte sich in’S rechte Auge das Ein-glas, das er eigentlich nie benutzte und nur zum Schießen trug, und fragte, sich gegen den alten Herrn verbeugend, verbind lich mit Betonung jedes einzelnen Wor tes-: »Darf ich wissen, wieviel es sein müssen-Z« Dabei lächelte er so freundlich, daß man seiner Frage die Bosheit nicht an mertte, und die Eltern waren derma ßen in Verlegenheit versetzt, daß sie zu erst gar keine Antwort fanden. End lich meinte Herr von Gernopp mit ei nem ungewissen Blick auf seine Frau: ,,Wissen Sie, Herr von Dehner, wen-n nur überhaupt Lisbeth nicht die erste ist —« Frau von Gernopp schien damit ei gentlich nicht ganz einverstaden zu sein doch ihr Gatte zwinlerte ihr auf eigene Art mit den Augen zu, was soviel be deutete, daß er wieder ’mal einen Plan hatte. Lieutenant von Dehner erhob sich: ,,Gnädigste Frau, unter Diesen Bedin gungen lziehe ich mich also für heute zu riirt. Sobatd also eine Ihrer anderen Fräulein Töchter oder -— eine usnd die andere verlobt sind —— darf ich anfi·agen?« Feierlich gab ihm Frau von Gernopp die Hand, die er küßte, und sagte in fast mütterlich vorahnenidem Tone: »Ein so liebenswürdiger junger Mann, wie Sie. Herr von Dehner, wird uns stets als Schwiegersohn willkommen sein« »Herzlich willkommen sein!« verbes serte der alte Herr. Lieutenant von Dehner verbeugte sich und, halb schon in der Thür, mur nielte er etwas wie: ,,Also in —— ein paar Wochen werde ich mir erlau ben Gleichzeitig fast griff das Ehepaar das hoffnungsvolle Wort aus: »Wie, in —?« ,,« n — wag — Wochen Hi« Dehner meinte, als sagte es das Selbstverstänsdlichste von der Welt »Nun ja, in ein paar Wochen, höchstens ein paar Monaten denke ich, wird doch die erste Verlobung sein!« Die zehn Jahre, die sich Herr von Gernopp nun bemüht, feine Aelteste zu verheirathen, kamen ihm plötzlich in’s Bewußtsein, verstärkt durch alle fehlge schlagen-en Versuche, die übrigen unter die Haube zu bringen, und es entrang sich ihm ein lzweifelnder Seufzer: ,,Uff! So schnell?« ·,,Warum nichts Wenn man’s rich tig anfängt!« Da trat Frau von Gernopp zum Retter in der Noth, auf den sie ihre ganze Hoffnung zu sehen be nn, usnsd fragte mit dem ganzen Geühl eines besorgten Mutterherzens: »Aus welche hoffen Sie denn, Herr von Del)ner?« Fortsetzung solgt.) C —- Dag ist das Ende. A.: Ihre Liebe für Jack ist todt.« —-— B.: »Starb sie eineg natürlichen Todes--W —- A.: »Ja, sie heirathete ihn.« -—-— Verfäumter Anschluß. »Warum heirathen Sie eigentlich nicht?« »O, ich habe längst den Zug Des Herzens versäumt!« « Euphemis mus. Bemoogi tes Haupt: »Papierge·ld trage ich im mer in In Vrnfttcrsche« — —«Du haft ja aber leine!« Bernoostes Haupt: »Habe ja auch tein Papiergeld!« —- Aus der Schule Lehrer-: »Ein ji«-M Hausthter hat seinen beson deren Nutzen für unt-. Was ebtarrcht Ihr zum Beispiel von der FULL am meisten ,«u Hause, Fümmler« Fümmler (Gärtnerssohn): »Den BUT Herr Lehreri«