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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 11, 1895)
» "« Der Fremde. »I» M von Radmssohlransy (katitdvvlis) »Das thut es minnt aim. inne wenn sie mein Bild zurückgewiesen hatten, das märe niir traurig gewesen . —7—aber dntiider bin ich beruhigt- sch. —"-««iiabe die Nachricht von der Annahme . aschon zn Haus bekommen Einige nicht «so ganz ,Modetne’ muß es hier also » doch wohl noch geben. Jni Uebrigen « habe ich sogar meine ehrliche Freude - » on einem ehrlichen Kampf. Und wenn E ii sich auf den Kopf stellen, ihre -M male ich ihnen doch nicht . Die Kunst ist nun nnd nimmer im Leben missi, sie isi eine Ergänzung skskd Lebens ! « syst-m ii mi» nmico!« liselst inei nen Freundl) rief Bnterweck jeht. - kJn diesen Worten steckt der ganze « Michard Achseln den ich immer riesig iieii gehabt habe, und der mir immer etEnden riesiger itnponitt hol. Aber nun » wollen wir Deine Desdeinona liies mor- » gen in ihrem Halzlasten schlafen lassen « - nnd wallen von einer anderen Dame . te t.·· Hist Du verliebt?" s no nebenbei. Hast Du mich J Insuials anders gelonnt? Wosiir ist man --.iunggesell, wenn man lich das nicht « wenigstens leisten will? Aber von der til-in ich Dir erst erzählen, wenn ich ; Isngust wieder hinanesgesihiitt hohe, und ; c muß uneim Augenblick einschenlem « tun auf die Dante, oon der ich jetzi iprechen will, miissen wir mit vollen Masern anstoßen-—ganz voll, August, : daß ed iiberliiustk lind nnn "loiiiin her, Freund meiner Jugend, Deine Mutter · ioil leben!" »Meine Mutter » Je t leuchtete es noch heller in Bari-Z sens u en, als zuvor, da von seinem Bilde de istede Jesoesett Ader dem - Freunde schien ea, ato ziehe gleich wie it ein leichter Nebel iiber den Glanz -i des Anderen Blicken, als liische eitt enchter Schimmer does reine, strahlendes Feuer. .« »Hast Tit Veintnielii« fragte et,! » doch es war leitt Spott in se net Franc-. ’ »Ein wenig schau sent. Willst Tit s es glaubet-, eo iit due erste Mal in «- reinem reden, das ich tangere »He-it an itsr aetrennt bin. Einrechtes Mut ’-tersiilinchen bitt ich geblieben trotz nies .»,net vierundzwanzig Jetzrr. Selbst aus Jszdie Moden-te in Diisseldors liat sie I O e-« . O : O -. - : G Z-· T : ; I Ä « me e Studien beendet waren vist-ei sinen doppelten Haushalt hatten f ns auch nicht eisten lonnen. Alter die Hauptsache nsar doch der « Wunsch, zusanttneninlileidenund nichts von den schonen Jahren zu verlieren, die der Himmel und noch gemeinsam schentte." « »Untnodern, sehr nntnodetn, lieben Junge-»aber schon nnd brav und gut ! . z. Konth her, wir müssen noch einmal· mit einander anstoßen. Deine Mutter ist eine Frau, die man lieben mus:, und wenn sie iiinger toiire nnd mich s stoben wollte, ich machte mich gleich zu Deinem Stiesoapa.« s Bonsen stiesi mit detn Freunde tin-—- j aus den Scherz antwortete er nicht, li tue Gedanken waren in der »erste. ; Ich habe bei ihr ost an itessingelr . Worte lider seine Cmilta denken tniis sen, « sagte er dann, »auch sie ist zu- : eich die Furchtsamste nnd Entschlos- . ftnsteilsreo Geschlechte-K Alles Leid ruht aus ilsr wie eine schwere ast, aber liat sie sich damit abgesanden, dann ist sie gefaßt nnd heiter. strittier dade ich dariiber nicht nachgedacht, halte sie genommen, toie sie war, und habe ie nur lieb gehabt. Aber später liat ; ihr Wesen, ihre Erscheinung niich auch als Maler, als I5·tiinstter-—tnenn ich mich so nennen dars—intereisirt, diese Ali , un von Fratisinn und Ernst, tut Tau ihrem Gesichte dieser rasche Wechsel von Sonnenschein nnd Schat ten Jch glaube, sie war von Natur« slir das Gliitt bestimmt, aber das «·l)ett liat ilir zu ernste Dinge in den Weg ewotsen Sie ist schon ganzgran troy lirer einundfiinszig L,;alsre nnd dabei kann sie noch ein echtes und rech tes Kinderlacheln uin ilne Lippen haben. « Der allzu srnlie Tod deo Vatert- tiat sie J aus ihrer natitrtichen Bahn gerissen » pkatste ihn wirtlich so geliehen-« . at ." Es klang eine so tiefe, ehrliche . Entrüsrung aus diesem Rus, daß der nndedachte Frager fast erschrocken aus z blickte. »Ich meine ed ja nicht so," · rief er, ,,ee iollte kein Zweifel in nieis nein Worte liegen, aller Junge, s aber-J Tieeniai besann ersich, daß wieder eine iibereilte Rede ihm aus den Lippen lag, nnd schnell einleniend sagte P »Aber im daclne daran, wie kurze » il sie nur verheirallpel gewesen, wie rasch er von ihrer Zeite- gerissen ward, Die wenig-— Boysen ließ ihn nicln Zulsnde reden. Seine blauen Augen sunlelten, nnd ans seiner Stirne ersilsien die kliome des Zorn-A den er doch dein Freunde zn Liebe niederzukiinwsen suchte. »Ja bin Dir nicht böse, Stuttg- sogte er, sind, ne Ruhe zwingend, »aber Du mriiYmirI nicht übel nehmen, Dn sspu fl da von Dingen, die Du nicht Ist-siehst Eine Fron, wie meine Mut liebl nur einmal-sie nimmt die rnng an diese Liebe mit sich in’s spEin kleines Schweigen entstund je- a made-. ci- mvn buntem diI t k;erne, ate tene er dort das Bitt- ver geltebten Fran, die er vertheidigte, der Freund aber drehte langsam das Seltglas, das vor ihtn stand, uns eine Achse. so daß der Wein in tueihsclndetn Scheine leuchtete. Dabei blickte er auf das selbsterfnndenc Spielzeug, und ein eigenthinnlichee Wirbeln zitterte um seine Lippen. Ee war nberschon wieder verschwunden, tle » nnn freundlich nnd heiter das Erhtrctaen braun »Na, dann schlage ich var, wir reden jetzt den Tingem die ich besser verstehe. lind eine Organ-e kennten wir auch dazu ranclien, auf Deinent Zimmer-, wenn ee Dir recht ist. Dort scheint mir's innner atn behaglichiten. Zuvor aber verkünde tnir noth, tvie Du siir heute Abend über Dich nnd mich verfügst. Paragraph eins desssmudgeseties lan tetx ,Menscli, genire Dich nicht!’ Also ganz nath des Herzens Neigung nnd Latine. Sollen wir zu Haue blei ben, inllen wir ausgehen, sollen wir Plaudern, soll ich Dir vorlesen? Ach lese icheuszlich- aber ith thue, was »du verlangst, ich lese Dir die ,Braut von Messina’ oder Tovotes ,Liebesrnusch,’ »du hast nnr zu besehlen. lind wenn Du allein zu bleiben verziehen solltest, ein Wink von Dir-, nnd ich verschwinde in der Versenkung « »Wenn Du et- nicht iibel nimmst-— »Paragraph eind: .Mensrl), genire Dich nicht !’ » »Weißt Tu, die Leute von der Feder-, vorn Pinsel und anderen über fliisfigen Handweriezeugen haben ein mal einen angeborenen Hang zur Ein samkeit. Es ist nne Bediirfniß, ein paar Stunden am Tage wenigstens allein zn sein. Auch sind meine Ner ven int Augenblick nicht im allerbesten Stande.« Bnteriveit schlug die Hände zusam men. »Menschenkind, Nerven? Ein tierl mit einer Veldentenoigestalt wie Du redet von Nervenlsp »Ja, sa, es ist nicht anders Die einige Pinselei an dein großen Ding hat inich kaput gemacht. Wirst es noch erleben. dein alle neuen Eindrücke stär ier ans mich wirken, als gut ist« lind so schlage irli denn siir heute vor, wir tauchen nach eine Cigarre zusammen, dann iibetliisiest Du mich meinem ZchiciinL Jch bleibe zu Hause-» »Eiiiverstesnden, einverstanden,« rief Buterweck nnd sprang aus. Er iah so vergnügt aus« ale sei eine kleine Last ihm dont Herzen genommen. »Also sinnt-it iVorniiirteU Jetzt wollen wir machen gehen-« Er hatte den Arin iiiii den Freund gelegt, der sich gleich sallo erhoben, und so, dessen große Gestalt nahe zii sich herangezogen, ging er init ihm zur Thur. HAngnst den Koffer oben aus Herrn Bohsenn Zimmer, » ries er noch zuriiit, dann stiegen sie die Treppe hinan. Terk iener h itte versiiiiint, die oberen iiiiniiie in erleuchten, iiiid Vuterivect stimme zur silingeh einige Schiiieichei leien siir den Beigesilichen vor sich hininurmeind. Aber der Freund hin derte ihn in seinem Vorhaben. »Wi« kein Licht«bi«ingen,« bat er. »So-ich eine Diiniinersiunde ist siir mich das Geiiiiithlichste und Anregendsie in der Welt. Die besten isiedonlen ieiiiiiien inir iii diesen Stunden. Alle meine Bilder, mit denen ich selbst zufrieden bin, sind so zwischen Licht und e iinielheit in meiner Seele ent standen. « Miso sein Licht —August, kein Licht, « gebot Bitterineck, da der Die ner, sich der eigenen Vergeßlichteit er innernd, bereite ungeisusen niii der Lampe erschien. »Geh' une- den Kassee hierher, dann verschwinde mit dein Licht.« Rasch genannte der itiiutlosey Ge ivandte. Er nahm die Lampe mit sich, nnd das von der Straße and halb eihellte Dunkel herrschte wieder in dem behaglichen Mann-. Bohsen halte gleich dein Hausherrn eine Cigarre in Brand gesetzt und ging nun indem Zimmer hin nnd wider, indem er den Fuß, der nur ans harten Dielen zu wandeln ge wohnt toor, mit einein eigenen Beha gen in den schweren Teppich einpreszte. Jetzt nach deniguten Diner erschien ihin die Einrichtung dcd Namneo nicht mehr wein,ltcii und iibeiladen, ioie bei seiner Animiitx ioidersprucheloe gab er sich dein eilesiihl des Wolillebens, eines frohen, sorglosen Daseins hin. Tod rathe Feuer der beiden Cigarren schimmerte durch die Dämmerung, ein milder Dust non dem seinen iiraiit begann d r- zsiinmer zu ersiillen, zu nieilen iuriin iiner der Freunde ein Wort, meis- schiniegen Beide nnd der suchten die riiingel deotjtaiielies, den sie von sich bliesen, ini Halblicht zu erkennen. Pionlich aber sprang der Hausherr empor nnd ries: »Wir sind rechte Duniiniopse—-neriekh’ das harte Wort. Da lassen icir die Biillonihiir ossen stehen und bilden uns cin, bei der erbsitiihle, die iin uin die Beine riecht, lounie ro hier geiiililhiich wer den« Ei eilte an die Thiir und schloß sie, obwohl iklcnscn Widerspruch er heben weilte Aber er tani nicht ziiin Wort, denn irsihreud sein Freund noch die Thiiissiiigri in den Händen hielt, uiii sie anzuziehein rief dieser schon in einein Tone zirischeii Ueberraschung und Subst: »e-.iiihi«liastig. dir brennen schon wie-der die sichert-P »Welche i«ichiei«’.-« »Da driibeii, beim Fremden» «Beini Fi"eiiideii?« -Die renie nennen ilin so Ver niitthliih, weil ihnen sein Name zu nndegueni auszusprechen ist. Ein Jeder ist in nicht so gebildet niie ich"—-er xegte et- uilt herztichem Lachen — »ich M M weninltens hundert Worte von jeder knrasahigen Sprache nnd ge brauche sie ohne Erbarmen. Italie nisrh ist meine nencste Errungenschaft, das hast Du sa hente bewundern kan ixen. Jus weise namlirh, das kannst Du selber ni«;-t, nnd iih darf so falsch spre chen, cltx ich lustig bin. Der Fremde ist übrmnxsrin Mr. Sealdsield, wenn es Tun in:-.««-etiii·t, der da driiben tnit seiner 7:c.:,t.r hoffentlich recht beschau lish, jeder-san - eher sehr zuriickgezogen lebt.« »Er hat eine Tochter-« »Eure ganz andacwarhsenes Und sehr hiibsch ans;e1·dcm, so eine blande Benctianerinnensrhönheit—Tensel, das wäre ein Mach siir Dei-ge Deedenwna gewesen !" »Da bin ich neugierig »Das kannst Du vermuthlirh noch lange bleiben. Denn man b2tonnnt sie verzweifelt wenig zn sehen. Höchstens einmal ini Theater-, dahin geht sie zu weilen. Wenn ich gehen sage, so meine irh natürlich fahren, ihre Mittel erlauben ihr das, nnd noch dazu in ge sehlassenent Wagen, den sie in irgend einer Halle da drinnen besteigt nnd der wohlverwahrt aus dem runden Portal dort heranggerollt kommt. Ob sie selber so niettsthensrhen ist, oder ob der Alte sie so iinastlikh vor den begehr lirhen Männer-blicken l)iitet-——wir armen z Würmer sollen ja immer begehrlirh sein s-—dad vermag ich nimt zn verrathen. «Aehnlirh kannte ed ihm sei-on sehen, lvdenn ein ausgemarhter Sonderling ist « er jedenfalls-· ; »Und wol-er weißt Tn dasj-« »Nu, icls danke! Sich doch nur die Lichter da diiitsen an. » E Boysen lachte. »Ich sehe nichts, als einen schwarzen Pudel-—will sagen i ein leeres Zinnner, in dens ein Kron zleurlpter lnennt. « ; »Das ist es in eben!« ; »Wie so?" E »Den-in lIegt ja die Vertiicklheili An jedem Abend, den Gott werden läßt, sobald die Sonne sich auch nur « die Augen reibt, nnI schlafen zu gehen « —sosott wird diese Jlluminntion ver anstaltet, die nile aufhört, ehees Tag geworden ist. Und in einem leeren Zimmer, das anch immer so leer bleibt, wie DI- ed dn drnden siehst! In das sein Mensch einen Fuß hineinsth mit Auenolnne des Dienen-, der die Lichter qnznndel nnd losmt. Und wenn ein Andeker sich einmal dorthin verläuft, der Fremde selbst oder seine Tochter, dann nahen sie es so eilig, nnedek hinaus zn lonnnen, als snsze in jeder Ecke ein linqelxener nnd lade sie ganz ei-n,el1e:IsIcIn, snlI von ilan verspeisen «zn lassen." Z «Ecltsnm!" Bohtht hatte es halblaut vor sich hingespwchen nnd stand nun da nnd starrte in den erleuchteten Rannt, in dem unter den Warten des Freundes trotz der Flnth von Licht, die ihn erstillte, der Schleier eines Geheim nissed, eine tnhttifrhe Dämmerung sich audzndreiten schien. Kein Vorhang , hinderte den Einblick in die beiden . I großen Feniter des bis in seine Winkel n Licht getauchten Zimrtterd. So viel , nran sah, schien ea ein nnbehagticher ; Gesellschafterautn mit hellgelben reich- » . vergoldeten Tapeten und gleichjarbigen i Dantasttndbelm zwischen denen ein s ; paar schwarze Ebenholztische sichtbar : waren. An der Wand neben dein Fen- « ! ster znr Linien war noch ein Theil dont z ; verichnaklelten Rolakogoldrahrnen eines ; Zgraszen Bilde-d zn erkennen, auch ein zganz schmaler Streifen der lietnaltens ; Fläche leuchtete sarbenreich herüber-, « ’ aber er zeigte nicht genug, ntn den Ne genstand ded Bilde-S zn verrathen. Den Fenstern gegennber, an der Ritckwand des Raumeeh hingen ein paar ihn-ser stiehe in breitem, schwarzem Rahmen, scheinbar Clande Vormund Im Uebri » gen dehnten die Wtinde sirh leer, unge sthntiirit, öde. Pan der Decke aber hing ein großer Kranlettchter and venetias . nisrhetn Glase herab, in dessen getvnni « denen Armen und schwachgefiirbten tret ten die vielen Lichter niattlenrhtende Bilder ihrer unt-erregten Flammen er zeugt-en. »und warum nennen ste thtt den Frentden?" Achse-n fragte ed, während seine Augen noch immer vergeblich narh einem Anzeichen suchten, dat« dem selt samen Schauspiel da drllben eitte Er klärung hätte geben sonnen »Weil er and irgend einent exotischen Lande getontnten ist. Die Leute be haupten, er habe alle stinf Welttheile und noch einige driilterher durchstreift, bevor er hier Anker geworfen. Tae ist ietzt etwa drei Monate her, sein Haue ’ war tannt fertig geworden. Selbstver stündlich hängen sie ihtn auch alle die alten tsiestinrtnen vont Goldsuchen nnd Stiavenhaltcn an, die ltei den Leuten, die driiden Neid gemacht haben, zur Naturgeschichte gehören Es sollte tnlch wundern, wenn sie ihnt nicht auch irgend eine rontantisthe Ränder nnd Mördetgesttpirhte anshatsten——-—ied ist doch toll, toie tief dem Volke die Ro tnnnttt nach itn Blute stettt, mass-—- s aber ith lkstbe hieher davon nicht-d ge hört. Al-» lassen toir vorläusig seine : Hände dont Mute reini» »ian er verkehrt tnit keinem Men schen«-« » »Mit keinem, so viel ith tvrts;." Beide schwiegen und schauten stunnn - hintider in den breiten Strom von Licht, der ans den beiden Fenstern des Nachbarhauses iider die Straße zn ihnen drang. lind je langer sie soj dastanden, desto seltsame-r siihlte Boh sett sein Herz bewegt durch diese ruht gen, einsamen Flammen, die so zwecks los brannten, wie die Lichter-, die nnm ; einem Todten neben den Sarg stellt, um aebrdedenem stir immer aettttloites e nen Augen in tcuihten. Urt dein aufsteigenden Miskbehagen ein Ende zn machen, riß er die Blicke los von den :iitnlibtirscnstern und wandte sich tue Zimmer zuriick. Platz liih aber sit-»in- er sich so licstig attt Arn-e c1·gi·i!ic-ii, dasi er insannnensth »Sieh’ doch hin, da ist er! Wahr haftig—dad geschieht Dir zn Ein-ents Ta war er nnritiklii Vonscn sah ed, als er den Blut wie-der hinnbersandte. Anc- einer Thür, die vorn zur Rechten des Zimmer-S liegen mußte, niar eine Mannergestatt getreten, die ietzt an dem ersten Fenster voriibet·schritt. Aber der Mann ging nicht eilig dnrch das Zimmer-, tuic er nach des Freundes Er zählung in thttn pflegte-langsam, ganz tattamnt, wie in tiefes-Sinnen verloren, Hast-in vor Schritt bewegte er sich vorn-arm Dach nnn, wie er in die Mitte des Zinnners gelangt war, wandte er lich ptextzlich, hastig, gewalt sam, als nett-e erdnrch eine nnstchtbare Macht herntngetiisen lind dort blieb« er stehen, gerade unter alt' den bren nenden richtet-ti, die ihren Schein det einigten, ntit sein Gesicht zn erhellen. Ein ectigctx grob gesitiititteties, aber Auges nnd energisched Gesicht, unt dessen breite Stirn lialbttttigees, «er grauendee staat- sich angeordnet legte, während ein dichter, nnt die Lippen tvinkel starker titekdender Bart den Mund beschatten-. Unter bnschigen Brauen iihsnitcn ein paar tiesliegende Augen scharf hervor-, nseit gerissnet in diesem Moment nnd starr in die Ferne ertrhtet mit sintkendenn stagendem inedruct lieber die Stirn des Man nes aber, der wie gebannt an seinem Platze blieb, ging ein nettzeises Beben, dttel die Haut zniantntenzog nnd vibri ren machte, tin-unserm die Augen immer starrer nnd dtnchdringender hinausblicki ten in’e Leut-. Zins Yeetse--—nnd doch mich Boysem ohne ed zu wissen nnd zu wollen, einen Schritt zuttnstnordieiein fragenden nnd jetzt, er meinte ed deutlich zn sehen, ach von einein genutltigen Entsetzen erfüll ten Blick, der gerade anf ihn gerichtet tvar und ihn zu suchen schien in der Finsternis. Der Mann da dtiiben kannte ihn nxrht sehen, es war unmög lich. Er stand im richt, der Glanz der Flammen sie-l blendend in seine Augen, die Blicke vermochten nicht -hineinzudringen in das abendlirhe Dunkel. lind doch! Bohsen sagte siih das Alles, aber trotzdem siihlte er, wie seine Nerven zu erzittern begannen. lind wenn der Fremde ihn nicht suchte mit seinen singen, was mochten diese erstarrten Blicke, in denen allmälig das Leben mehr und mehr zu erloschen schien, zu bedeuten haben? Was war es, das vor dein Manne austauchte in dieser einsamen, fitnueigenden Stunde, inmitten eines Neirhthnma und nicht zu verschenchen durch all« die leuchten den tierzenP War es eine Erinnerung, eine Schuld, eine schattenhafte Erschei nung, die aus den Tiefen der Vergan genheit oder der Zukunft, halbvergess sen oder noch halbverhiillt, ihm drohend entgegenfihwebteP War ein Ton zu ihm gedrungen, der ihn ries, nnd den nur er veriialuii? Bewegten sich Gestalten in der Dämmerung, die nur ihm sicht bar waren nnd die in Warten zu ihm redeten, die lein anderes Ohr verstand? Warum brannten diese Lichter Abend fiir Abend, Nacht sitt-Nacht? Warum-— »Sieh nur, sieh!" Buterweit hatte den Freund wieder am Arm ergriffen nnd wies mit der anderen Hand naili dem Fremden hin über. Der schiert aus seiner Erstar rung, feinem Hinarhbeln sent langsam zu ernunhen. Er schlosi die Augen halb, als seien sie müde ader siiiuierzten ihn, lehnte den itaps zuriiit und öffnete den Mund zu einein tiefen Atheinznge wie ein Meint-» der einen bbsen Traum, eine beauauigende Erinnerung von sieh wirst. Einen Augenblick blieb er noch stehen, dann aber wandte er fiih abuiid verließ, rascher als er gekommen war, das Geniarli durch eine zur Linien neben dein eben iwih sichtbaren Rahmen des graszeu Bitt-es befindliche Thur. »Ein setisamer Meiiiih !« »Seht· seltsam, daa muß ihm der Neid lassen-« Buterweet versuchte ein Lachen, aber es klang nicht halb so froh wie sanft. »Man kannte glauben, er hatte ein lsiespenft gesehen, wenn ea je erlebt ware, dasi ein anniindiges Ge spenst sich in einem Neuban angesiedett hatte, der nach niiht ganz troiten ist.« Bahsen aab keine Antwort. Wie ein Schauer durchlief arise Neue die Empfindung seine Nerven, ald habe in den aiii ihn gerichteten Blicken des Fremden eine Frage-, eine Mahnuiia, vielleicht eine Warnung siir ihn selbst gelegen. Sein Freund hatte die iihr hervor gezageu und im Scheine dec- von drüben hereindrinaenden Liihtea den Stand der Ze: ,er Zu erkennen gesucht. Ein leise i;ei.:uisi:eltee »Donuerwetter!» etttfuljr ihr-i jem. »Wie iii »Wiirdcsi Du untröstlichsein. wenn ich Dich nun Deinem Schiitsal liber tiefres-« »Ich wiirde die Trennung wie ein Mann zu ertragen sniheu.« »Im habe niiintiih eine Verab redung.« »Ohne Verabredung habe ich Tjch noch nie geil-unt Eine weibliche selbst verstaubten-« »Na natiiiliclk Ganz siiher habe ich aber mein naturae-n heute nicht gemacht, weil ia —·-» »Weil Tn naih nicht was-rein ob Du mich los iuuidest. Aber iih bitte Dich, ich habe nnh ja selbst vaii Dir be nrlanbt, atia ward', daß Du fort kann-ishr »Nun denn, uetttto, um«-o rtuot" ,,A(1(1io, Karl ! lind viel Vergnügen » .,Wird sich schon machen-« Boysen hatte versucht, ans des Freundes leich ten Ton einzugehen, aber während er » noch sprach, freute er sich im Stillen, allein bleiben nnd griibeln zu diirsen. tsiriibeln iiber den seltsamen Eindruck, den das Bild ded einsamen Mannes da « driiben ans ihn gemacht hatte. So blieb er, während der Freund im Halblicht noch ein Cigarrenetui aus dem reichen ; Vorrath auf jenem Tischchen am ande ren Fenster herborsnrhte, an der ge schlossenen Bctltonthiir stehen und blickte noch einmal hinüber zum Nach «barhause, obwohl dort nichtd mehr zu erspähen war, als das leere, erleuchtete Zimmer. Dann legte er die Hand iiber die Augen, ald könne er so die Erinnerung an die Erscheinung des fremden Mannes verscheuchen. Aber jetzt kam eine andere Empfindung iiber ihn-seine diistere Vision schien plötzlich .aus dem Dunkel, dad er sich selbst ge schaffen, vor ihm aufzutauchen- Es war ihm, alo siehe er wieder draußen auf dem Balken, wie vorhin, und als dehne sich nor ihm die lange, inrAbend dunkel verdiimmernde Strasze Aber damals hatte der letzte, sanft erster bende Schimmer den Tages-lichtes auf Dächern und Giebeln geruht, nnd frei und rein hatte der Herbstlfimmel sich dariiber gewolbt. Jetzt war alles Licht erloschen, das Firmament lag wie ein graues, schweres Gewölbe iiber der Stadt. In der ganzen Straße brannte kein Licht, die Häuser hatten ihre be stimmte Form verloren und verschwam men als dunkle, formlose !I.Iinssen—— auf dem tiefen, finsteren, endlos sich dehnenden Wege aber, den sie begrenz ten, kamen and der Ferne die Nebel wolfen langsam herangekrochen, stiegen und wallten empor und machten das traurige Wild noch melancholifcher und drohender. lind inmitten dieses schaf :enhaften Bildeo erhob sich das diistere Nachbarhaus, dessen Steine jetzt bei nahe schwarz erschienen, nnd dessen Umrisse in unsicheren, oerzitternden Linien am tastenden Hiniineisich ad zeichnete-r Dies Haus aber ivar das Endziel jenes scheinbar in s Grenzen lose sich dchuenden Weges, der so voll von Dunkelheit und von Nebel, so arm an Licht und an bestinnnten Formen war, der dem Tritumer nun mit einem Male wie das Abbild des Pfades er schien, den er in der fremden, großen, ihm so neuen Stadt zu wandeln hatte, von der er eine frohe, glückliche Ent scheidung siir sein Leben erwartet, nnd die ihm nun mit einer Drohung, einem Geiseiitinise, einer Warnung ent gegentrat. Gewaltsam riß Bohsen sich los, lachte leise in sich hinein und schalt im Stillen aus seine Fiiinstlernervein Als aber nun der Freund mit einem letzten Lebeioohl zur Thiir ging, rief er ihm doch noch zu: »Sag dem Diener, bitte, daß er mir jetzt Licht bringt. » 2. Kapitel. Boysen stand noch immer und schaute zudem Nachbarhaus hiniiber, als der Diener hereinkam und die Lampe aus den Tisch vor dem Zopha niedersetzte. Sie spiegelte sich deutlich in der Fläche des Fetis"terglasee, und auch das Gesicht des Diener-s vermochte Bohsen klar zu erkennen, während jener sich iiber den Tisch beugte und von dem Lichte hell beleuchtet wurde. War es Einbildung, daß der Mensch jetzt einen raschen Blick zu dem Gaste seines Herrn hinüber wars, und daß eiu spottisches Lächeln die erste Regung in den unbewegten Zügen-um seine rippen spielte? Als Boyseu sich zu ihm kehrte und rasch weiter iu’s Zimmer trat, war nichts mehr davon zu erkennen. Der Diener stund oorschristriniiszig da, sragte nach Herrn Nonsens Befehlen nnd zeigte in seinem Gesicht keine Spur von Heiter keit und Spott. Aber Bohsen nnisterte ihn doch noch einmal genauer nndschiir set-dass ihm der Mensch nicht gefiel, hatte er gleich empfunden, und tnahrend er nun das blasse, bartlose Gesicht, den niodisch srisirten Kops und die ohne bestimmten Ausdruck aus ihn ge richteten Augen betrachtete, fuhr es ihm plötzlich durch den Sinn, ob er dieses Gesicht und diese Augen nicht schon einmal im Leben gesehen. Er suchte in seinem Gedächtnisr, doch es wollte ihm nicht gelingen, eine sichere Fährte zu finden. So versuchte er, während der-D eicner aus seinen Wunsch die Borhänge an den Fenstern herab ließ, durch ein paar Fragen seinem Gedächtnis: nachzuhelsen »Sie heissen Augusti« »«uqnn, kaioohc »Wie lanae sind Zie schon bei Herrn Bitteiwoect « »Am Ersten werden es zwei Mo note « »Noch nicht länger! Und wo waren Sie vorher -" »Jn Hamburg « »Sind Sie hier aus der Gegend?« »Nein, doch nicht« »Und wo sind Sie zu Hausei« »Am Rhein, in Biebrich." »Das hätte ich Ihnen nicht ange hort. Jch habe sonst ein gutes Ohr siir Dialekte, aber bei Ihnen vermöchte ich nicht zu sahen, woher Sie ftannnen.« »Ich lsin viel in der Welt herunt gekomuien. Da verliert sich wiewohl-« »Wie alt sind Sie?" .,Vieruno wanzig Jahre« »Genan so alt wie ich!« August antwortete nicht, er machte nur eine stumme, kleine, hofliche Verbeugung. »Daß Sie August heißen, tveisz ich nun schon, aber wie ist Jhr Familien nanie?« .Mtitter—Auauit Müller. « »Nun, es ist gut. Es war mir einen Augenblick, als hätte ich Sie schon irgendwo gesehen. « »Es könnte sein. Aber ich erinnere mich Herrn Bohsens nicht." »Ich habe mich wohl geirrt. Ich danke Jhnen." Noch eine Frage nach weiteren Be sehlen, dann, als sie verneint war, dieselbe kleine, stumme, höfliche Ver-— beugung wie vorhin, und Boysen war allein. Aus alle seine Fragen war die Antwort rasch und ohne Zaudern er folgt, aber doch hatte er das unbe stimmte Gesiihh daß der Mensch ihn beliige und sich im Stillen iiber ihn lustig mache. Zum Wenigsten war ihm jedoch während des tsiespriiches mit dem Diener klar geworden, an wen ihn das Gesicht erinnerte. Es war das Gesicht eines Knaben, an das er seit langen, langen Jahren nicht mehr gedacht, und das setzt aus den Tiefen der Erinnerung wieder vor ihm anstauchte. Das Zu sammensein mit dem Freunde mochte wohl die Kindheitserinnerungeu so leb hast in ihm erweckt haben, daß auch diese längst vergessene Gestalt in seiner Seele neues Leben gewann. Hing sie doch eng zusammen mit der Stiftung seines Freundschastsbuudes mit start Buterweck, dem Narhbarssohn aus dem Bäckerhause—ja, sie war der eigent liche Anlaß dazu gewesen. Bis dahin waren sie einander aus dem Wege ge gangen, Richard Bohsen schüchtern und lzuriicthaltend von Natur, der Andere ein wenig protsig als Sohn des reichen Vaters- Ans drr Stt«as:r, im Staube des Weges war dann ihre Fircnndnhast gegründet tjs war nicht iiscit ttis Juni Stadtgraben, nnd jener Stunde-, an den Boysen heute zum ersten Male wieder erinnert war, hatte von seinen-. Vater wohl den Austrag erhalten, eine lleiue, junge Katze dort zu ertranten. Er aber marterte das Thier, bevor er es todten-. Er hatte ihm die Beine zusammen gebunden und eson einem Strick iiber die Straße hinter sich her geschleift, bis er aus einem Prellstein einen be quemen Sitz gefunden, wo er sich nie dergelaffen. Dort hatte er eine alte, verrostete Scheere hervorgezogen, die er auf einein Kehrichthaufen aufge lesen, und wollte sich eben daran machen, dem winselnden Thierchen die Augen auszuftechem als Karl Bitter weck hinzukam. Der warf sich auf ihn mit dem raschen Entschluß des guten Herzens, aber sein Wollen war besser, als die Kräfte feines zierlichen stör perd. Bald lag er am Boden, und fein Feind hob die rostige Waffe, um setzt auf ihn, den besiegten Gegner, einzu stechen· Das fah Richard Bot)fen, stürzte fich auf die Beiden, und bald bildeten alle Drei einen eng verwickel ten Knäuel, der fich am Boden wälzte und den Staub der Straße empor-wir belte. Mit einem glänzenden Sieg der neuen Verbiindeten endete der stumpf —windeltveich gepriigelt entfloh der rohe Bursche, die Scheere und die Katze auf dem Schlachtfelde zurücklassend In der warmen Backstube des Bäcker hansed fand das bald wieder zurecht epflegte Thier eine willtonnnene äcimath die roflige Scheere ward in aysens Giebelzinnnerchen unter ein paar alten Säbeln feines Vaters als Siegedtraphiie aufgehangen, die Freundschaft der beiden ttnaben aber war fest geschlossen fürs Leben in jener heißen Stunde des Straßenialnpfed gegen Rohheit und Grausamkeit Noch am felben Tage fiel die Scheidenmnd zwischen den beiden Nachlmrgarten— mit Gartenfcheere und itinderfiigc ward ein Loch neichnitten in die trenneude Hecke, Und durch die nengescbafsene Oeffnung krochen die Beiden hinüber und heriiber mit dem Eifer einer jun gen Knabenfreandschaft. An den Burschen mit der tratst-, an das blafse Kinderantlin mit den talten Augen hatte des Dieneri- Neiicin Linn sen erinnert. Doch der itnabe hatte anders geheißen. Wie war dorh der Name? Heinrich—ganz recht: Hein rich Iaritz. Baner hatte ihn her-nar gebolt aus den dunkelsten Winkeln ded Gedächttiisseei, diesen Namen, an den er niemals wieder gedacht. zitber der Diener hatte sich anders genannt. August Müller konnte freilich ein ange nommener Name fein, doch warum sollte der Mensch sich hier in der Freundes Hause nicht als Landsmann zu erkennen gegeben haben, mn seine Stellung zn verbessern? Tie alte Katzengeschiihte war doch lange vermi sen, und der gutmiithige Freund hatte den Sohn der Vaterstadt als Diener gewiß gern willkommen geheißen. Was aus Heinrich Jaritz geworden, Boysenbatte es niemals gehorc. Tei rohe Bursche war nnt seinem Vater bald nach jenem wichtigen Ereigniß im Leben der Knaben aus der Stadt fort gezogen, von keinem seiner Alters genossen vermißt nnd rasch non ihnen veråessen nd heute mußte eine ftiichtige, zu fällige Aehnlichkeit all’ jene alten Bilder aus den fernen Tagen der Kindheit wieder so greifbar lebhaft werden lasfenl Boysen war dem Zu fall dankbar, dafier es gethan—er hatte seine Gedanken abgelenit von »dem seltsam tiefen Eindruck, den die Ge stalt des fremden Mannes im Nachbar hause in seiner empiänglichen, nervöe erregten Seele zurückgelassen, und wenn auch dieses Bild zuweilen noch an dem Sinnenden vorüberschwebte, es hatte den drohenden, geheininißvols len Zauber verloren, den es zuvor be saß. Zu den neuern-achten Gedanken itgte der Schein der Lampe feine be stinftigende Kraft. Wie behaglich, wie mild erleuchtet und still tm Zimmer