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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 20, 1895)
vie ooudndische Groschen III-n as y. Issnldtlssmss «-.--..-..».. i APIARIUS-) Der Eterue Deus befand sich ins groser Verlegenheit. Die Heilung des verunglückten Löwenbitndigers machte zwar leidlich befriedigende Fortschritte, Die die setzte sagten, er war jedoch immer noch nicht votlig auster Lebens k akt. Es konnten Monate vergehen, i er sllhig word, wieder in seinem Mse zu wirken, wenn das iiberlaupt in Zulnnst noch möglich wurde. ochst wahrscheinlich wurde diese schwere Ber lehttng eine Lähmung des rechten Armes Er Folge hoben. Die Vorführung der iger konnte überhaupt nicht fortge seht werden« Die Witten sowohl wie i die Tiger waren Eigenthum der Bän diger. Der Direltor Teil-o durfte die Thiere nicht zur Schau stellen, nicht tnit ihnen arbeiten. Er gab die seche Löwen und die drei Tiger daher dein zoologischen Garten zur Aufbewahrung. So kostete ihn wenigstens deren Er nährung nichts. Etsnsmänner siir Stocktou und Rin eoni tnit großen wilden Thieren waren nicht so rasch zu finden. Es konnte Wochen dauern und viel Mühe kosten, bis er Ersatz besann Vorstellungen mit zahmen Thieren allein zo en nicht enug, das kannte Direktor Eeiro aus rächt-ung. Der Cirtuabesiher war do er gezwungen, bis aus Weiteres sein Bretterhaus zu schließen und zu seiern. Die Gastspieier mit ihren Artisten aus der Thier-weit wurden entlassen und die Angestellten des Eirlus gingen aus Kosten des Direktor-s spazieren. Dtefe Ruhepause in ihrem anstren enden Beruf wäre der Storchttinftierin rthn Sigismund gewiß sehr gut be kommen, wenn fie nicht Rinconie Zu ftand wegen in großer Sorge sich be fanden hatte. Taglich zweimal ging fie nach dem Kranienhaue; sie wurde jedoch nicht zu dem Kranken gelassen. Ein sunger Arzt, der sich der hlib chen und interessanten Eiriustiinsterin gegenüber lehr guvortommend erwies, unterrichtete fie ausführlich iiber das Befinden des Kranken. .Bißrvunden von wilden Thieren wie Löwen und Tigern," erläuterte der Arzt, »i ind stets gefährl icher wie andere Verletzungen, denn die Bestien beißen start und ihr Geifer bewirkt, daß die Wunden schwer heilen. Damit werden wir aber schon fertig werden,« meinte der Arzt zuversichtlich »Der Ban diger hat jedoch durch den Fall eine Gehirnerfchiitterung erlitten, und diese in Verbindung mit dem Wnndfieber, doe fich eingestellt hat, gibt« uns zu denken. Tritt Gebirnenttlindung eis, ist der Mann verloren. Nach dein augenblicklichen Stande der Krankheit « scheint jedoch diefe ungünstige Wen dung frch nicht vorzubereiten Der Mann phantasirt normal. Er gpricht viel von seiner Mutter, der e ent laufen sein muß,- lind beschroort sie, den Kammer, den er ihr hierdurch ge macht, ihm zu vergeben. Wir betrach ten derg eichen hortniictig festgehaltene bestimmte Phantasien fiir lern schlech tes Zeichen der tsiehirnthittigieit.« Trotz der Betriibniß, die der ernst hafte Bericht dee jungen Arztes über den Zustand Nineonis in Bertha her vorrief, fiel ihr doch diese Phantasie des tranken Bändigere, von der ihr der Doktor erzählt hatte, aus. Sie hatte heute sriih erst den Au ruf der Ge richtsbehiir e gelefen, und in diesem stand, daß ener betreffende Erich Rein tens ge enden Willen seiner Mutter zu Schij egangenfei. Das stimmte auch m em Namen und dem Alter des Löwetibiittdigers. Es konnte ja schlie ich zwei und noch mehr Erich Rein ens aus New York geben, die an demselben Tage geboren waren. Jedoch dieses Zusammentreffen machte fie studier. sn ihrer Wohnung angekommen, nahm sie noch einmal das Lohnbuch Arrigo Nineonid var. Dort stand nichts weiter altj: Erich Neinleno, geboren zu New York. Sie blätterte gedanken voll in dem Büchlein. Da griff ihre Fand auf die innere Seite deslekten tarlen Pappendcckels deo Büchle no. Sie bemerkte jetzi, daß hier ein zusam mengesalteter Schein ausgellebt war, sie schlug dad Papier auseinander nnd las mit stannender Bewe Ung: - »sch, der Sheriss der rlensischer siation Kossal im nördlichen Austral len, Saison 1892, beicheinige hiermit dem mir bekannten nnd in unseren Listen als Trich Meint-no ans New York auf gesiihrten Tancher, daß er mir die Ent wendnng seiner ans den Namen Erich Reinleno lautenden i«egitimaiionli viere ans seiner Vriestasche, die in keinem Kaiser aufbewahrt gewesen, ge meldet hat. Diese Papier-: bestanden nach Aussage des Reinleno in einem Anlenihaltdschein von » New York, einem Paß von eben daselbe und sei nem Mairosenbnch. Allen vorliegenden Umständen nach hat der Taurher Hein rich Palow, der von hier nach Indien sitt , die Papiere gestohlen. rbert Feue, Taucherschiifisbesiver und zttr Zeit Sheriss ans Aas al Den s. Oktober woz Dad Schrittstiick war in englischer Sprache abgefaßt. Berti-a Sigiomnnd stand das erz --.i-,s.---.fan tritt, ato ne diese ukrmive ea , rSie mag mich ruhe-m ne wischte nchf was i ie da gelesenil die ringen nnd s ante lich rinnt Tranmte iie oder war as Wirliichleit, Nein, ie iriirnnte nicht, vor i r la Basis-Lut- dieied hier naht-das —.s Bestimmt mit denl Stempel der Tau cherlalonte trosiah »dies« Erich Reinlene ist der wehre, der wirkliche Erbei« rief sie ans mit leuchtenden Augen, »und jener Mann, der in dem Aufruf ermä ni· wird, ist ein Betrüger-, vielleicht er Dieb, welcher dein armen Menschen seine Papiere gestohlen hat. Dieses Buch ist ungeheuer wichtig. Du liegst elend und trank darnieder, Du armer, stiszer, geliebter Arrigo, an das Lager gefesselt durch die schweren Wunden, der Sinne beraubt durch das « ieber. seh werde fiir Dich handeln. as ist in doppelter Hinsicht meine Pflichtg Die Storchkiinftlerin machte sorg fältig Toilette. Das that sie immer, sie hielt viel ans Eleaanz, und die Bekleidnng ihrer schlanlen seinen Figur nahm den greiszten Theil ihrer Ausgaben in Anspruch. Sie irduselte ihr lockigee Stirnhaar nach schöner, setzte das and Golddraht acslorhtene kleine Hiitchen mit den echten Pariser Santmetstiefrniitterchen aus den blonden Kaps, lae noch einmal die Aufrufe durch und ging dann die vier Treppen ihrer Wohnung hinab zur Straße, wo sie in die erste ihr begegnende Droschle stieg. »« um Stadtgericht," befahl sie dem Flut eher. Eine halbe Stunde später hielt das Gefährt var dem großen dunklen Ein gangethor det- langen vielfensterigen Gebäudes-. Vertha hlipste aut- dent Wagen und gab dein Kutscher die Wei sung, zu warten. Die Storchitinstlerin betrat das Ge bäude. »Ich komme in einer alten Erbschafteangelegenheit,« erklärte sie dem nach ihrem Begehr sragenden Thor wart Man wies sie an den Archivar Mhns heer Steen, der die Dame freundlich empfing· »Mein Besuch hat- Bezug ans den soeben erschienenen Ausruf des Erich Reinten6," sprach Bertha· Sterne Gesicht wurde sinster. »Hm, schon wieder ein neuer Erbe," brummte er vor sich hin. »Ja, mein Herr, ein neuer und der richtige,« äußerte Bernha, die ein sehr seines Gehör hatte, entschieden. »Sind Sie einer der obersten erken, die in dieser Sache zu entsche den haben?" srug sie, Steen etwas niißtranisch an blickend »Nein, das bin ich, Gott sei Dank, nicht,« ertlitrte Friedrich Steen lächelnd. »Ich bin nur Archivar, das heißt Dolutnenienverioalter und Ane lnnstgeber. Wenn Sie, meine Danie, einen der ilollegienriithe in diesem Fall des Erbschaftetvettrennene zn sprechen wünschen, so müssen Sie sich zu dem Präsidenten dieses Kollegium-s des-ben- rn Myrrhe-r M but-. d Fäsimmer Nummern 8 sein Bnrean t." Fräulein Bertlsa tSigisniund gesiel der Archivar nnd dessen Sprechiveise gar nicht, sie verbengte sich aber sein- tros lich dankend und isnsrnte aue dem Zim mer, nach Nunnnero 8 fragend. Endlich war sie nn Ort und Stelle nnd stand dem alten Herrn mildem weißen Haar nnd den altsfallend schwarzen tlngen Augen gegeniiber. Berilsn tnixte ties nnd reichte ihre Karte dar. Der Präsident las sie, neigte den weißen Kopf höslich nnd lächelte leise. »Der verwundete Arrigo Rinconi ist mein Kollege,« begann Berti)a. Herr van Heese inhr sich wie nach-— deniend mit der Hand on die Stirn. »Der iidwenbiindiger Silinconi,« lsals Berilsa dein Gedächtnis; dee Ptaiidens ten nach. »Ach so, der Vernngliickte," erin nerte sich setzt der Präsident »Ja, wir kennen nne schon seit drei Jahren, und jener Herr heisn ebenso wenig Rinconh nsie ich Sigieinund heiße. Solche tsiatnensiindernngen sind beijniexiiblirlp » v»Der Pranoent ver-neunte ftch wieder Und sah auf feine nnterbrochene Arbeit. »seiner Arrigo kiiittconi-— heißt Erich Reintetts,« sprach Vertan sehr deutlich. Der Präsident fchante lebliaft auf. »Das ist sein wahrer» fein wirk licher, sein echter Name," fuhr die Storchlitnftlerin mit Nachdrnck fort. .tlnd er tritt gleichfalls als Sohn nnd Erbe Oswnld Branne anfi-« fragte der Präsident etwas runde. Mein, er tut das nicht, er ist schwer trank nn nicht bei Besinnung Jch t ne das für ihn, denn ich habe heute orqen den Aufruf gelesen und bin durch Zufall in den Besin dieses Buches gekommen, das in dein Koffer des vernagltickten Arrigo Rinconi lag·" Der Präsident nahm das Buch nnd las sorgfältig nnd bedächtig den Namen nnd die Eintrognngm Er hielt das Büchlein wie zweifelnd, was er damit anfangen sollte, in der Hand und schien ed der Storrlxliinftlerrn wieder geben zu wollen. »Bitte, mein Herr, lesen Sie das Dokunient auf der lernen Seite des Betreten-« sprach Ltcttlfa in gleicher Sicherheit nnd Entfrlfiedenlfcit. Herr drin Heese folgte der Weisung. Seine schwarzen Augen ruhten auf sallend lange ans dem Schein, darnnf richtete der Präsident fich empor, seine Blicke hafteten ernst auf der eleganten, beweglichen Person da vor inni. »Gebt-n dieses Buch dein Herrn Inventar-« frag er. «Natitrlich,« erwiderte die Storch tiinstlerin erstaunt. »Es ift ja fein Lohnbnch dont Cirlns Monaltoz das ist dochtlar.« »Es steht in dem Buche nichts von Rineoni, nnd dafz dieses Buch sein Lohndttch ist« »Aber. mein Herrn-» ed steht auch I-— : s nicht in meinem·Lalsnl-uche, daß ich » Bertha Sigienmnd mich nenne und in Wirklichkeit Agnee Mieka heiße. Es ssind das Künstlernamety die wir stir das Publikum siihren." Der Präsident sah bei diesen Wor ten Bertha scharf an. »Kann ich Sie schon einmal gesehen haben?" srng er nachdenklich. »Ich wohnte in meiner Jugend in Wavre bei Briissel und hielt mich acht Jahre in Amerika auf,« unterrichtete Bertha den Präsidenten. »Seltsam. Ich war nie in Wavre nnd auch nicht in Amerika; aber Sie erinnern mich lebhaft an irgend einen Bekannten," meinte Herr dan. eese. Bertha lächelte nnd riirkte si den Hut zurecht. Der Präsident blieb sehr ernst. »Wie sind Sie in den Besitz dieses Buches gelangt?" erkundigte er sich. Vertha erzählte den ergang an dein Schreckengabend im C rkud. »Nun, ich will das Buch einstweilen in Verwahrung behalten," sprach der Präsident bedächtig. »Sie haben es mir einstweilen in Verwahrung ge geben. Sind Sie damit einverstanden P» »Vollkominen. « »Sie haben doch über diesen Fund noch zn Niemand gesprochen?« »Li; keinem Menschen« » as ist gut. Ich möchte Sie bit ten,-hinsichtlich dieses Büchlein-L des Scheines und des Besuches, den Sie hier gemacht haben, zu keinem Menschen ein Wort verlanten zulassen,« suhr der Präsident mit Nachdrnck fort. »Ich kann doch daraus bauen?» srug er anscheinend nicht ganz überzeugt. »Da6 können Sie. ch habe gelernt zu schweigen, wenn ed ein muß.» »Und ed muß sein,» erklärte der Präsident. »Das Buch ist von Bedeu tung. Wir können jedoch gar nichts in der Sache thun, bis der Löwenbiindiger Rinconi vernehniungdsähig ist. Bis da hin halte ich edfiir das Beste, diese An gelegenheit als eine Privatmittheilung Jhrerseitd zu betrachten und dad Buch mit Jhrer Bewilligung in sicherem Verschluß zu halten« »Sie sind doch auch der Meinung, daß dieser Herr der richtige Erbe und jener Andere ein Betriiger ist?" »Sie sind schnell sertig mit Ihrem Wort, meine Darum-· entgegnete dar aus der Präsident wieder lächelnd. »So schnell gewinnt man auf diesem Posten, den ich bekleide, und an dieser Stelle keine derartig schwerwiegenden lieberzeugungen Bis das feststeht, meine Danie, fehlt noch viel." »Aber dad Buch spricht doch deutlich und der Schein noch viel überzeugen der," rief Bertha etwas erre t aud. «Ausierdein phantasirt der kran e Rin eoni ununterbrochen von seiner Mutter, der er entlies, wie tnir der Arzt be richtet." »Thut er das?" forschte der Prä sident plötzlich sehr ausniertsani. »Wie hieß der Arzt, welcher Ihnen das agie?" »Der Herr heißt Langend, Doktor innigem-, er ist Assistenzart beim Hei iigengeistspital.« . err dIn Heese notirte sich das. »Se bleiben hier am Orte, meine Dame?« srug er dann. »Vorliiusig ja.« »Wir werden Ihnen seiner Zeit Nachricht in dieser Angelegenheit geben« Ihre Adresse ist doch der Chiusi-« »Nein. Jch wohne Steenstraße Nummero7 im vierten Stoa," sagte Bertha etwas erröthend· Der Präsident schrieb sich das auch aus« und damit erreichte dieser Besuch Berti-as sein Ende. Sie verbeugte sich und ging mit dem feinsten, zierlichsten Eisenschritt der Arena aus dein Zim mer, dessen hell riiner Anstrich auch die bliihendste kesichtssarbe häßlich niachte—-ein Gedanke, den Bertha bei der Verabschiedung nicht unterdrücken konnte. Die Storchiiinstlerin war von ihrem wichtigen Besuch, den sie im Interesse ihres hilflosen Kollegen gemacht hatte, im Ganzen nicht unbefriedigt. Freilich hatte der alte Herr etwas seuriger sein können und auch glaubiger. Jedoch der Mann war alt nnd ein abgehiirteter Gerichtenrensch ; ihm konnte jener Erich Reintend ja natiirlich nicht sein, wad der Kollege ihr war. Jni Ganzen war der Präsident aber doch recht nett ge wesen. Unter solchen, mit Gerechtig ieit urtheilenden Gedanken bestieg Bertha Sigidmund die wartend Droschte und suhr nach Hause tit. Kapitel. Der Clrluesdirettor Deiro hatte sich bei der Ankunft in Amsterdam mit sei nem gesamntten Personal auf das Polizeiatnt begeben und seine Leute angemeldet. Man schrieb diese dort aus Grund ilirer Legitimation ein, gab sich aber schon zusriedem wenn diese Künst ler und Winter nur überhaupt etwas dergleichen besaßm Man sah in dieser Hinsicht dem Aktistenvöllchen durch die Finger-. Wollte inan streng sein, hätte die Behörde nur sich nnd senen Schwierigkeiten gemacht. Die Leute blieben ja auch nie lange, nach wenigen Tagen oder Wochen zagen sie meist weiter-. Der verungliiitte Lowenbiindiger war daher bei der Polizei auf Grund seines Lohnbeser alo Erich Reintena einge tragen. Bei dem tingliickssall wurde er der Behörde jedoch nur tnit seinem Elrluönanten genannt. Als der Schwer verwundete in das Krankenhaus lam, sanden sich, tron elfrigen Suchens, keinerlei Papiere bei ihm. Die An sra e bei drin Direktor ergab in Be treiol von Papiererr nichts. der Direktor jagte, van ver rolvenvandiger noch einen anderen Namen habe, den er jedoch nicht aussprechen könnte. Bücher iiber - sein Personal sührte der Brasilianer’ nicht« So ward der Berichte, welcher selbst keine Auskunst geben .konnte, einstweilen unter dem Namen Arri o Rinconi in die Biicher des Spita e eingeschrieben.-— Der Präsident des- Crbschastekolss legiume, Herr van Heeie, hatte an den Doktor Langene ini Heiligengeistspital ein höflichen Briescheu geschrieben, in welchem er den Herrn bat, ihm doch regelmäßig von dem Besinden des ver ungliiclten Lriivenbändigere Rinconi Kenntniß geben zu wollen. Diesen Wunsch erfüllte der junge Arzt regel mäßig, und gerade acht Tage nach dem Besuche Berthas bei dem Präsidenten berichtete Doktor Laugene diesem, daß eine erfreuliche Wendung zum Besseren bei Ninconi eingetreten sei. Die Wunden heilten normal, das Wund sieber sei völlig verschwunden und man hoffe, daß nach Verlan einerWoche der Kranke das Bett verlassen konne. Dann erhielt der Präsident die Be nachrichtigung, daß Rinconi seit drei Tagen schon mehrere Stunden außer dem Bett zubrächte und einen Besuch dee Herrn Präsidenten, wenn dieser nicht zu lang ausgedehnt würde und keine Aufregungen ernster Art siir den Patienten zur Folge hätte, wohl ertra ger könnte An demselben Tage schon sandsich Herr van Heese bei dem Löwenbiiw diger ein und hatte in dem Besuch0 zinimer des Spitals mit dem Patien ten eine Unterredung unter vier Augen. »Sie heißen nicht Arrigo Nineoni, sondern Eriih Reinkens, mein Herr?" begann der Präsident. »So ist es," antwortete Erich. »Seit beinahe zwei Jahren schon wird ein Erich Reinkens ans New York hier gesucht, um eine Erbschaft von zwei Millionen Gulden zu empfangen. « Herr van Heese fixirte bei dieser Eröffnung Erich scharf mit den Augen, den jedoch diese Mittheilttng ganz ruhig ließ. »Ein beneidenswerther Mann, die ser Neinlens," sprach er. »Mit solch’ einem Vermögen kann nnan sehr be haglich leben und viel Gutes stiften-« »Sie heißen auch Erich Neinkens und sind ebenfalls aus New York," fuhr der Präsident fort. »Welche Ausweiss papier-e besitzen Sie, mein Herrl« »Mir wenige. Die hauptsächlichsten sind mir entwendet worden. Ich habe nur noch mein Ciriuslohnbuch, und die Bescheiniguug hinsichtlich der Entwen dung von einem der abgelegensten Orte der Erde." »Jeues Buch mit dem Scheine habe ich in Verwahrung," erklärte jetzt der Präsident. «Eine Dame übergab es mir.« ,,tlt!a’jrscheinlich Fräulein Sigiss mund, eine Kollegin von mir. Die Dame ist stets besorgt um nitch," ver setzte Erich lächelnd, »und ein in hohem Grade achtungswerthes Fräulein," setzte er, wieder ernst werdend, hin u. »Das scheint mir-« stimmte err van Heese zu. Raunen Sie mir, err Reinkens, etwas von Ihrer Vergan genheit erzählean »Von meiner früheren Jugend wenig, aus meinen späteren Jahren viel, denn das Schicksal hat mich tüch tig umhergeworfen,« antwortete Erich. »Als Knabe lebte ich bei meiner Mut ter in New York, die stets sehr böse wurde, wenn ich nach meinem Vater frug· Meine Mutter war sehr gut, aber leidenschaftlich und, wie ich laube, etwas ftarrsinnig. In New zart besuchte ich die Schule; später wohnten wir in Würzburg, Bamberg, Ab n, und verzogen dann nach Ostende. Wir waren dort etwa sechs Wochen, da ergriff mich eine unbezwingliche Lust, sur See-»Hu gehen. Ich sagte dies meiner Mutter, die iiber diesen Ent glluß außer sich gerieth und mich in ge dessen acht To e lang im Keller et es sperrt h.ielt s gelang mir, u totnuten. ch gchlim chbei Nacht an ein Schi s, as chott chdie Kessel Je ste, verbarg tnich im Raume und mich erst finden, als wir in Lon don ankamen. Es war ein Dntttpfer, dessen Namen ich nicht gelesen hatte, da es Nacht wor, eile ich an das Schiff schwamm, und den ich eiligst einige Stunden nach unserer Ankunft in Lon don gleichfalls bei Nacht verließ. Der Kapitiin telegi·apl)irte, fo viel ich weiß, während meiner Anwesenheit an Bord nach Oftende, daß er mich ans seinem Schiff gefunden habe. In London schlug ich tnich drei Wochen in der gro ßen Stadt elend durch und fand dann Aufnnlnne auf einem Schiffe, due nach Siidntnekiia fuhr. Von diesem Tage an blieb ich mit einigen Unterbrechun gen Seemanw Jn Brietios-:)iiree schrieb ich an meine Mutter und bat sie um Verzeihung, ich erhielt den Brief von der Polizei mit dem Ver mert zurück: ,Adressatin nicht auszu sinden,' meinen zweiten Brief beant tvortete mir eine Zimmervermietherin, bei welcher meine Mutter zuletzt ge wohnt haben mag, mit dein Verweil, dasz die Dante gestorben sei." »Befitzen Sie diese beiden Briefe nacht-» forschte der Präsident »Nein, sie sind mir bei einem Schiffbruch verloren gegangen « .,Wollen Sie sich nicht als Erbe jener zwei Millionen melden, die einein Erich Neinleng zufallen sollen?" »Gem, aber notiirlich nur, wenn mich meine Papier-e dazu berechtigen," versicherte Erich· ,,Die1enigen, welche Sie besitzen, geben Ihnen freilich zu wenig in die Mind. uin dies unternehmen zu önnen es « « » — — s.- » s— »s« .-".-".«.« »J- L » I ». H Ja, wenn Sie die entwendeten Papieie besitßen," ließ der Präsident, wieder mit einem sorfchenden durchdringenden Blick aus Erich, einsließen. »Es ist kaum zu glauben, daß ich s diese Papiere je wieder bekomme. Der ;jenige, welcher sie mir nahm, br nchte sie wohl nöthig und ist Gott wei wo. Es war mir allerdings oft schon ein lich, daß ich jetzt nur ans mein eno geriebnch und aus eine vage Beschei nignng mich verlassen muß." »Mein Herr, der hiesigen Behörde liegt es jetzt ob, sich über den Erich Reinkeng, welcher der Erbe jenes Oswold Braun is «-—Herr von Heese sixirte wieder den neben ihm Sitzenden mit einem prüfenden Blick-»Schu heit zu verschaffen. Ich möchte Sie jedoch erfuchen, von unserer Unter redung Niemand Mittheilnng zns machen. Sie heißen auch Erich Rein- « kens und werden deshalb noch einige Male mit uns-ich bin Vorsitzender der Kommission, welche diese Ange legenheit unter sich hat-in Berührung kommen. Ich bitte Sie deshalb, falls Sie Amsterdam verlassen wollten, mich vorher davon zu benachrichtigen.« Der Präsident erhob sich, nahm höflich Abschied von Erich und verließ das Sprechzimnser. » wei Millionen ! » murmelte Erich, der ich in den sommerlichen Garten des Spitals hinunter be ab. »Das ist eine hübsche Summe. enn diese mir zusielei Ja, wenn Märchen wahr wür den in unseren Tagen noch, könnte es wohl geschehen, aber in unserer eit der Elektrizität und der Dampsma chi- ? nen ereignen sich keine Wunder mehr." « « Der Präsident« begab sich in seini Bureau zurück. »Der Mann macht einen guten Eindruck," sagte er sich, »und die Erzählung seiner Jugend erlebnifse hatte mehr und wahrhaftigere Einzelziige, als die des anderen Rein kens. Es ist dies doch ein höchstauffals lendes Zusammentreffen - wei Erich Reinkens hier am Ort-— eide nicht als Prätendeuten der Erbschaft, Beide an demselben Tage in New York ge boren-Beide ungefähr im gleichen Jahre ihrer Mutter in Ostende ent laufen und zu Schiff nach Siidamerika ge angen! Beide berichten beinahe dasselbe von ihren elterlichen Verhält nissen. Derart kann der Zufall nicht Wunder spinnen. Der Löwenbiindiger befiht ein Dokuutent, daf; ihm feine Papiere gestohlen worden, jener Mann ist im Besitz von Legititnationeth die genau auf die in dem Atteste ausge-» zählten passen. Hier kann wiederunt’ ein Zufall walten. Wer ist da Erich ReinkeneP Jst Einer von Beiden der ; Erbe, oder sind sie es Beide nicht?« Der Präsident fand es fiir erforder lich, seinen Fidllegen in der Komms sion Anzeige von dem seltsamen Au - tauchen eines neuen Erich Reinkenszu machen. Er weihte die Herren in alle Einzelheiten des Falles ein, und das Kollegium beschloß nach langer Be rathung, diese beiden Männer einander gegenltder zu stellen. In Folge dessen » erhielten Erich Neintens sowohl, wie ; der Bruder Gaudentias eine Vor- i ladung, auf demStadtgericht zu Amster- ? dam persönlich erscheinen zu wollen. i Der Präsident und die Richter saßen um einen halbkreisförmigen Tisch. Man hatte davor in einiger Entfernung zwei Stühle aufgestellt. Einen davon hatte Henrh Büsum ein enornmen, der erwartungsvoll, welchei itheilung ihm das Kollegium zu machen hatte, ab und zu auf die Herren und dann wieder nachdenklich vor sich nieder schaute. Da gab der Präsident dem im Saale sich aufhaltenden Boten ein Zeichen, dieser öffnete die Thiir zu einem Nebenzimmer, sprach einige Worte hinaus, und lan sam trat seht Erich Reiniens, den re sten Arm noch im Verband, in das Zimmer-. enry Büsum sprang vom Stuhle au , daß er mit Gepolter hinter ihm umfiel. Er war bleich und tierte. Erich war gleichfalls blas geworden, er wankte, und der Bote mußte ihn halten, daß er nicht umfiel. Er geleitete den Rekonvaleszenteu zu dem Stuhle, auf den Erich erschöpft und außer Athem sich niederließ. Wie ein Ge spenst, wie eine Geistererfcheinung starrte er Henrh Biisum an, während deffen Augen seltsam flackernd Erich zu verzehren, in Brand sehen zu wol len schienen. « Ele kennen diesen Manns-« richtete der Präsident seht das Wort an Erich. »Ja, es ist Palow, der mir die Papier-e gestohlen hat,» antwortete Erich. »Sie kennen diesen Herrn?" srug jetzt der Präsident Gnudentiad Bruder. »Ich-« erwiderte Hean mit ruhiger, klarer-, fester Stimme· »Dieser Mann kam im Laufe verschiedener Jahre mit mir in New York zusammen. Wir waren Beide Seesahrer und trafen uns s ost in denselben Lokalitäten, bewohnten i auch öfter dieselben Hei-bergen Ders Mann llagte mir ost, daß er keinel Ausweispapiere besäße, dann sehttens mir plötzlich die meinen. Ein sahrs lang behals ich mich ohne Punkte-das T geht in Amerika-dann trafen wir uns s Beide als Tancher in der Perlen-E sischereistation Kossak in Australien.l Jch hatte Verdacht, daß dieser Mann mir meine Papiere gestohlen habe. Ich wollte nach Europa, dazu bedurfte ich meiner Papicre. Es ergab sich mir die Gelegenheit, den Kosser dieses Mannes untersuchen zu können. Jch fand darin die gesuchten Popiere, nahm sie an mich und reiste nach Europa .,Alles t«iige!« fuhr Erich seht zornig aus. »wir nnd Trug jedes Wort. Jener Mann iaate in mir. er hätte ,.-s «- « «- - ««"«««««.-... ,« Iqilsz « N , teine Papa-re Er erbrach meinen erat fer nnd entnahm meiner Brieftasche die Papiere, mit Ausnahme meines Menagerielahnbuchee, dass nicht in der Brieftasche sich befand. « ,,Sind das die Papier-e, von denen Sie behaupten, daß sie Ihnen entwen det worden sind?" fruf der Präsident und hielt Erich die Pap ere hin. Erich trat näher-. »Das sind sie, wahrhaftig und gewiß,." versicherte er. »Ist das Ihr Lohnbuch als Thier biindiger?" sing Herr van Heele, var Heuth dat- Buch in die Höhe hebend. »Das ist mein Buch, das mir se lt,» gab Henrh schnell und sicher zur nt wart. »Ich war zwei Jahre Löwen und Tigerbändiger und jenes erwähnte Lohnbuch ist das meine." »Sie würden ee beschwören können, daß Alles sich so verhält?" frng der Präsident weiter. »Unbedenklich, jeden Augenblick !" »Und ich will ebenso beschwören, daß jene Papiere mir gehören nnd von die sem Gauner mir gestohlen worden sind!" rief Erich heftig dazwischen. »Ich ermahne Sie zur Ruhe und Mäszigung," wandte s ich der Präsident mit ernster Stimme an Erich. »Ja welchem Jahre waren Sie s Thierbändiger?" stellte darauf der Prit sident an Henrh die Frage. Hean wußte, daß in den Jahren 1886 bis 1888 die Schifffahrt in New York sehr darniederlag, nnd viele Uiatrosen ohne Dienst in ganz Amerika herumreiften und allerlei Bernfsatten ansiibtetn »in den Jahren 1886 bi81888," erwiderte er daher. Das stimmte mit dem Buche, in dieser Zeit war Erich ale Winter bei Monalto thätig gewesen. »Ja welche Menagerie traten Sie ein P« frug der Präsident Henry weiter. Henry hatte ein gutes Gedächtniß. Er hatte damals die Menagerie Mo nolto öfters besucht und sogar um Wörterdienst dort nachgesragt, sie war Hdie größte und bedeutendste Amerikas, .er erwiderte daher, wie ein Spieler-, der er ja auch war, aus sein gut Glück vertrauend: »Bei Monalto in New York-« »Das ist nicht war,« rief Erich, »zu jener Zeit trat ich dort ein und blieb « zwei Jahre. Dieser Mann dort ist der I srechste und niedeträchtigste Lügner, der mir je vor Augen gekommen ist!" Hean zuckte mit keiner Wimper. »Mäßigen Sie fich," wandte sich der Präsident zu Erich. »Womit können Sie beweisen, daß jene Papiere früher Ihnen gehört haben?« srug ihn Herr ban .Heese. »Womit?" rief Erich erregt. »Nun, lurrh meine Kapitäne, bei denen ich redient habe, durch die Frau Monalto in New York, die nach meinen Papie ren mir erstmalig mein Lohnbuch aus gestellt hat-« »Gauben Sie.. daß jene Kapitäne herbeizuschaffen wären?» srug Herr van eese. ,, chwer, Herr, schwer! Aber Frau Monalto würde kommen, gegen Erstats tung der Kosten, wenn ich ihr schriebe, wie die Dinge liegen." Der Präsident berieth sich kurz mit seinen Kollegen, winkte dann dem Boten Und gab ihm einen Austrag-— »Der Mann ging aus dem Saal und ; kam nach wenigen Minuten mit einem Jgroß gemach enen, schwarz gekleideten Herrn zurii , mit dem der Präsident in eine Fensternifche ging und unter Borweisung der Papiere und des Lohn buches eine Zeit lang eifrig sprach. Darauf kehrte der Präsident zu seinem Platz zurück. Jener err, der erste Staatsanwalt des Ger chtshoses von Amsterdam, blieb neben ihm stehen. »Sie brauchen nicht zu schreiben,« erklärte daraus der Präsident Erich. »Ich selbst werde an die Dame schrei ben lassen, und damit Sie sich mit die ser Zeugin nicht in irgend welchen Verkehr setzen können, verfügt dieser err hier kraft feines Amtes als taatsanwalt, das; Sie hier in Beans sichtignng verbleiben sollen, bis eine Antwort aus New Port eingetroffen .ist. Die Kosten übernimmt die Erb schastsmasse, wir werden telegraphiren und diese Angelegenheit so gut wie möglich beschleunigen Sie werden in die Spitalabtheilung derlinterfueliungs hast gehen, dort sorgfältige Pflege er halten und können daselbst Ihrer voll ständigen Herstellung gerade so gut entgegensehen, wie im Heiligengeists spital.« »Das have ich verfagt," ließ sich jetzt der Staatsanwalt vernehmen. » »Sie, mein Herr," wandte der Staatsanwalt sich darauf zu dein wie der sehr blaß gewordenen Henry, »wer sden es sich gleichfalls gefallen lassen miisscn, in llntersuchungshaft zu blei ben. Sie Beide, jener Mann und Sie, beschuldigen sich gegenseitig, ein ander diese Legitimatianepapiere ent wendet zu haben. Einer von Ihnen hat deshalb den Diebstahl begangen. Sie können auch keinen ,« engen auf bringen, der beweist und be chwört, daß er Sie als Erich Reinlench als recht mäßigen Jnhaber dieser Papiere kennt. Jch verfüge deshalb auch über Sie die Untersuchungshast, welche Sie fagleich anzutreten haben." »Aber das ist ja ganz unerhört !" rief Henrh bleich nnd bebend aus. »Ich habe mich nicht als Erbe gemeldet, man zwingt mich gewissermaßen, als solcher hier zu erscheinen, ich bin gutmüthig genug, mir diese Plackerei gefallen zu lassen, und jetzt verhängt man dies iiber mich. « »Sie kommen nicht in Verwahrungsi haft der Erbslch gaangelez enheitweqem landet- wel ir.ein Gustiinder. in