Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 26, 1895, Image 1

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    Grand Island
MEDIUM WEYMÆ
Jahrgang 15.
Grund Island, Nebraska, Freitag, den 26. Juli 1895.
Das Sosiacr Attentat
Stanibnlow’5 Ermordung.
Crichreckltche Seeuen heim Let
chenhegängutfzstambulotvs.
Wie eine Vonibe schlug die Nachricht
von dein Mordanfalle auf den früheren
Ministerpräsidenten Stambulow von
Bulgarien in den augenblicklich herrschen
den Zustand politischer Sabbathstille und
erregte allgemeine Beftürzung Eine
Vorstellung von der Wirkung der aufre
genden Nachricht aus Bulgarien gieth
am besten die Thatsache, daß ein hervor
ragender Beamter dec- auswärtigeit Am
tes sich dein Vertreter der Associirten
Presse gegenüber folgendermaßen äußer
te: »Binnen vier Wochen kann der Krieg
auf der Ballanhaldinsel ausbrechen. «
Sei dem nun, wie ihn- wolle, es läßt sich
nicht läugnen, daß die Befürchtung
herrscht, die Ermordung des bulgarischen
ist-Brenners werde zu ernsten Vermitte
lungen im Orient führen· Viele deut
sche Zeitungen sprechen sich in dieser An
gelegenheit sehr offen und deutlich aus
und schieben das Verbrechen Rußland in
dle Schuhe
Als Stambulow sich in Begleitung
eines Kollegen, Pettkoro, auf der Heim
fahrt aus dem Urian-Klub befand, wur
den Beide auf der Straße plötzlich von
vier mit Revoloern und Messern bewaff
neten Personen überfallen. Die Kerle
fielen den Pferden in die Zügel und
zwangen den Kutscher, sinkt-halten«
Zwar schoß der Kutscher seinen Revoloer
auf die Angreifer ab, doch oerfehlten die
Kugeln ihr Ziel. Mit einem Satze sprang
Stamdulotv aus dein Wagen, in demsel
ben Augenblick jedoch erhielt er einen
Hieb, der die eine Hand fast vollständig
oon dein Arme trennte.
Jetzt versuchte Stamlmlow, sich durch
die Flucht den Angreisern zu entziehen,
die Kerle setzten ihm jedoch nach und
brachten ihm mehrere Messersiiche in den
Kopf, sowie einen Revolverfchuß bei, so
daß er bewußtlos zu Boden sank. Die
Attentäter stachen nun noch mehr auf ihn
los, fo daß auch die zweite Hand schwer
verwundet wurde. Palast-, der dein am
Boden Liegenden zu Hülfe eilte, erhielt
ebenfalls mehrere Meiserstiche. Ter Ley
tere erklärte später, daß er gesehen habe,
daß sowohl einige Gendarmen als auch
die Attentäter schleunigst in der Dunkel
heit verschwanden·
Ter Schwerperwundete wurde nach
seiner Wohnung gebracht, wo ihm beide
Hände amputirt wurden. Am Donner
stag Morgen erlag der meuchlings irr
niordete seinen Verletzungen.
Trei der Genossen des wegen Ver
schwörung auf Befehl des damaligen
Prernierministers Stamdulow hingerich
teten Majors Paniha wurden verhaftet,
einer als der Mörder Stamlntlow’s, die
beiden anderen als Helfer-Erhellen Zwei
ihres Dienstes enthobene Gendarme wer
den wegen Betheiligung an dein Morde
prozefstrt werden.
Die Polizei oon Sosia hat einen ge
wissen Georgew oerhaftet, den man am
Abende des Mordangriffs auf Statut-u
low vorn Schauplatze der Blutthat hatte
weglaufen sehen.
Tag Leichenbegängniß des von seiger
Mörderhand gesallenen früheren Pre
mierministerå Statnbnlow gab die Ver
anlassung zu zahlreichen ausregenden
Seenem die sich dabei in den Straßen
der Stadt abspielten. Tie ganze Poli
zei, unter dem Befehl des jetzigen Pre
tnierniinisters und Ministerg des Innern,
Stoiloiv, war aus den Beinen, um aus
dein Wege, den der Leichenkondult neh
men sollte, durch Ausdieten aller mögli
chen Vorsichtomagregeln die Ruhe aus
recht zu erhalten; dazu waren in den
Seitenstraßen noch einzelne Abtheilnngen
in den« verschiedenen Hausern unterge
bracht, um, wenn nöthig, jeden Augen
blick eingreijen zu können.
Die Freunde des Hingeinordeten ver
sammelten sich tnit ihren Frauen und Fa
milienmitgliedern bereits um 2 Uhr imi
Trauerhause, wo der Sarg, von einer
zahllose-i Menge von Guirlanden, Krän
zen und Blumen vollständig verdeckt, aus:
dem Katasalk stand. Von hier aus er-?
solgte gegen 3 Uhr der Ausbruch des«
Trauerzuges nach der Kathedrale. "
Sämmtliche hier beglaubigte Vertreter
rrr auswärtigen Mächte, mit Ausnahme
desjenigen von Belgien, schlossen sich
dem Zuge an. Jnsolge eines atn Abend
vorher überall in den Straßen angehef
teten Plakates, in welchem gegen den
Verstorbenen die schwersten Beschauli
gungen erhoben und die Bewohner von
Sosia aus esordert wurden, sich an dem
Leichenbeggngniß nicht zu betheiligen,
war die Unzahl der Leidteagenden aus
dem großen Publikum nur eine verhält
nismäßig geringe
Rachdetn der Zu sich un esahr soo»
Schritt von dem Eterbehau e entseent
hatte. Iae er on die Stelle gelangt, wol
Stambulow unter den Dolchen der
HMeucheimördek siel. Hier hielt der Zug
an und Petkow, welcher sich in Beglei
Jtung seines Freundes Stambulow be
»faud, als das Attentat auf diesen verübt
iwurdh und der dabei selbst mehrere
Wunden davontrag, hielt eine Rede.
Sein Kopf und Arm waren noch verbun
den. Jn von leidenschaftlichem Schmerz
eingegedenen Worten beschuldigie er die
Feinde Bucgarien’g des ichimpflichcn
Verbrechen-L den Mann, welchem das
vLand feine Unabhängigkeit und der Fürst
seinen Thron yet-dankte, hingemordet zu
haben. Als er noch redete, erscholl plötz
lich der Ruf: »Wer sein Leben lieb hat,
rette sichs-«
Eine fürchterliche Panik folgte diesen
Worten. Zu Tode erschreckt, stob die
Menge nach allen Mengen auseinander,
da Jedermann glaubte, es sei bereits
zum blutigen Kampfe gekommen. Män
ner und Frauen stürzten zu Boden nnd
wurden von den Nachstürmenden riicks
fichtslos mit Füßen getreten, und die
Kinder, welche mit Kränzen in den lHän
den im Zuge standen, warfen die Kränzel
fort und liefen lant weinend davon. Jn!
demselben Augenblick ritt eine Abwei
lung Gendarmen mit gezogenent Säbel
in scharfem Trabe heran. Anfänglich
schien ihr Erscheinen die Panik nur nacht
zu vermehren, nach einer Weile aber ge
lang es ihnen, die Ordnung wiederher
zustellen. Nichtsdestoweniger waren, als
der Leichenzug sich wieder geordnet und
in Bewegung gesetzt hatte, viele der Leid
tragenden verschwunden; auch die meisten
diplontatifchen Vertreter hatten eH vor
gezogen, sich auf den Heimweg zu bege
ben, und nur die Vertreter von Deutsch
land, Serbien und Rutnänien waren aufs
ihren Plänen geblieben. s
Aber kaum hatte der Leichenkanduttj
den Marsch wieder aufgenommen, ang
abermals eine Panit ausbrach, wodurch
zum zweiten Male eine fürchterliche Ver
wirrung angerichtet wurde und in den
Reihen der Leidtragenden große Liicken
entstanden; wiederum wurden Kränze
und Vlumen fortgeworfen und unter die
Füße getreten, während die bisherigen
Träger derselben in wilder Flucht davon-s
eilten. Auch diesmal gelang es nachs
einiger Zeit, die Ordnung wiederherzu-l
stellen; die beschniuhten Guirlanden undi
Kränze wurden vom Boden aufgcsanui
nielt und schließlich erreichte der Zug den.
nikchW s
Hier folgte wieder eine häßliche Zcenes
Die Feinde Stanibulowe nnd Freunde
dea oor einigen Jahren auf dessen Ver-i
anlafsung wegen Theilnahme an eine-is
Verschwörung erschofsencn Majara Pa
nitza hatten eine von niedrigem Rache
durst gegen den verstorbenen Staatomann
eingegebene Demanstration veranstaltet.
Das Grab Patiiha’g war mit frischen
Blumen und Flaggen bedeckt nnd eine
zahlreiche Menschenmenge, welche an detn
Grabe einem Requiem beigewohnt hatte,
nahm eine äußerst drohende Haltung an.
Nur dadurch, daß in demselben Augen
blick eine Abtheilung Kaoallerie in vol
lem Gallop oor dein Friedhof erschien,
wurde der Augbruch eines Zusammen
stoßeo oerhütet, der sicherlich nicht ohne
oiel Blatt-ergießen abgelaufen wäre·
Nachdem so endlich das Grab erreicht
war, wurde der Sarg in aller Stille in
die Gruft hinabgelassen. Keine Leichen
rede wurde am Grabe gehalten und tein
eheender Nachruf wie-Z die Traueroer
fatnmlung darauf hin, daß jetzt die sterb
lichen Ueberreste des einst so mächtigen
Premiermintstero von Balgarien dems
Schoß der Erde übergeben würden. l
Tiefernste, feierliche Stille lag aus den
Leidtragendett; dafür aber erhob eine
Bande von Feinden deo Verstorbenen
ein fürchterliches Hurrahgeschrei und die
Kaoallerie mußte schleunigst eine dichte
Kette um das offene Grab schließen, unt
diese Bande von demselben fernzuhalten.
Vedauernswerttie Erhent
Aus Sydney wird geschrieben: Wag
die Erbschaftstcner, wenn man sie nur
richtig anzuwenden versteht, im Grunde
doch für eine schöne Erfindung ist! Jst da
kürzlich in Viktoria, in Mount Einn,
ein Herr Alexander Wilson zu seinen
Vätern versammelt worden. Der Mann
hatte Geld besessen, ganze 521,540 M.,
wie die Erben, die die Hinterlassenfchaft
zu ordnen Eile hatten, vor Gericht an
gaden. Ja, sie thaten auch ein llebtiges,
die Herren Erben nnd wollten, eingedenk
der sinaneiellen Nöthe, die Viktoria
heimsnchen, gleich den ganzen Erdschaftg
steuerbetrag, das sind 1—t,0300 M·, an
Gerichtsstelle daak erlegen, was doch
ohne Zweifel großmüthig genug war.
Ader sehen Sie einmal den Nacker von
Staat! Sind da die bösen Steuer
deamten hat-tüchtig wie sie nun einmal
sind, über diese edeldenkenden Beerber
des perstorbenenherrnthi on her-gefallen
und das Ende ist gewesen: die hinter
lassenschaft des Todten ist nicht mit
521,540 M. beziffert worden, sondern
mit 2,022,840 M. Schlußergethis:
an Erbschaftssteuer find bezahlt worden
202,28-4 M. Und da schreiben unver
nünftige Leute noch immer von »lachen
den« Erben!
Entsetzlicheiläitastraphr.
sZwel Dampfer stoßen im Golf
» von Genua zufammen.
Untergang eines derselben.
148 Menschen mit sammt dem Tarnpser in
die Tiefe gerissen.
Die italienischen Dampfer «Oktegia«i
und »Maria« stießen am Sonntag bei
der Insel del Pinto am Eingange des
Meerbusens von Genua zusammen, in
Folge dessen der letztere Dampfer mit 148
Personen unterging.
Der Dampfer »Maria« war von Ne
apel nach La Plata in Südamerila be
stimmt (7r hatte eine 17 Köpfe starke
Besatzung und 173 Passagiere an Bord
und wollte vor seiner Abreise nach La
Plato im Hafen von Genua anlegen.
Als der Danipfer utn halb zwei Uhr früh
in den Busen von Genua einfuhr, be
gegnete ihm die aus dem Golf fahrende
,,Ortegia«. Die beiden Dampser be
merkten einander auf eine so geringe Ent
fernung, daß ein Zusammenstoß unver
meidlich war Tie Spitze bei ,,Ortegia«
rannte sechs Yards tief in die Steuer
bordseite der ,,Maria« hinein, so daß
letztere sich sofort mit Wasser füllte und
kaum drei Minuten nach dem Zusammen
stoß versank. · Da die Mehrzahl der
Passagiere zur Zeit als der Unsall pas
sirte, im tiefsten Schlaf lag, so hatten
die Wenigsten Zeit sich zu retten, als der
Alarnt gegeben wurde Sie wurden mit
sammt dem Schiffe von den Wellen ver
schlungen. Die ,,Ortegia« blieb bis am
n Uhr aus dem Schauplatze des Unglücks
salles, um die Ueberlebenden zu retten.
Vierzehn Personen von der Vemannnng
und M Passagiere wurden von der »Or
tegia« in Sicherheit gebracht. Aug dem
Hasen von Genua sind weitere Tampser
nach der llnglückgstätte abgegangen und
fachen nach weiteren Ueberlebenden.
Der Brig der »Ortegia« war auf eine
Länge von U Fuß längs der Wasserh
nie beschädigt. Man bringt sent den
Umstand wieder in Erinnerung, daß die
»Li·tegia« bereits fiiiher schon an der
nämlichen Stelle mit dem französischen
Tampser »Tncle Joseph« zusammenge
itoszen ist.
Am Schlusse der Sitzung der Denn
tirtentammer in Rom verkündete der
Flottentninister unter großer Aufregung
der Mitglieder die Nachricht von dem
Unglück, indem er hinzniügte, daß ein
O sfir ter, ein Matrose, ein Heizer nnd
its Passagiere der »Natio« umgekom
men seien T ie ,Ortcgir « hatte Z)
hassagiere an Bord.1 er Kapitan der
,,:Vlaria« hieß Fest-tara Die Kammer
hat eine Untersuchung der Ursachen des
Ungliickg angeordnet.
M
Deutschland.
Von allen den großenIubilijnnithagen,
welche der deutschen Nation in den nüch
sten Wochen und Monaten bevorstehen,
wird doch der Sedantag in ganz ereeptiox
neller Weise gefeiert werden. Es wird
ein Festtag werden« den durch daa ganze
:lteich, von der Mentel bis zu den Voge
icn nnd von der Ost- und Nordsee bi-)
rn den Alpen, nicht nur die Bevölkerung
als Festtag erster Klasse feiern, sondern
dein auch von Seiten der Behörden der
Stempel eines hohen Feier-enges aung
drückt werden wird. In den Schulen
fallen die llnterriehtgstunden natürlich
ans, dafür finden aber Festatte statt;
»die öffentlichen Bureanr bleiben geschlos
sen, der Postdienst wird, wie an hohen
Jkirchlichen Feiertagen beschränkt, die Ge
sschiifte bleiben ebenfalls geschlossen und
Hauch in den Fabriken wird wahrscheinlich
ider Betrieb vollständig ruhen« Tag
ideutfche Volk wird seine Freude über
idas, was ihm vor 25 Jahren errungen,
lauten Ausdruck geben, ganz unbeküm
niert darunt, ob die Nachbarn- jenseits
der Vogesen sich dadurch in ihrer Eitel
keit verletzt fühlen wollen oder nicht
25,000 Veteranen haben ihre Absicht
angekündigt, an den Gedächtnißfeiern
und Besuchen der Schlachtfelder um Met
heruni theilznnehmen Mitte Oktober
wird der Kaiser in Metz eintreffen, nm
das Denkmal seines Großvaters, Kaiser
Wilhelms des Ersten, welches durch all
gemeine Beiträge bei Wörth errichtet
ivorden ist, zu enthüllen
Das Kriegaministerium hat auf Bez
fehl des Kaisers bestimrrü, daß 600
Pfund französischenfkanonenmetalls, von
Gefchllhew welche während des deutsch
franzdsischen Krieges erobert wurden, zur»
Anfertigung von Denkmllnzewsür dies
Veteranen verwendet werden sollen. i
Der Jahrestag der Schlacht bei Wei
ßenbnrg wird in großartigem Maßstabe
auf dem TempelhofersFelde von Solda
ten aus ganz Deutschland, welche aus
jener Schlacht noch am Leben sind, ge
feiert werden und ebenso sind Vorberei
tungen im Gange, um in jeder Garni
son Deutschland’ s die hervorragenden
Siege zn feiern.
Ter gewerbliche Censng giebt der
Neichshauptstadt eine Bevölkerung von
» 1,6l6,381 Seelen, während dieselbe
nach den Aufnahmeii des dortigen stati
jftifchen Bureaus 1,734,239 beträgt.
Fiirst Bismarck hat auf Anrathen sei
nes llrzteg, Dr. Schweninger, den Be
such des Verbandeg deutscher Ingenieure
in Friedrichs-ruhe abgelehnt. Der Fürst
ist ziemlich schwach, aber frei von Schiner
zeu.
Lächerlither Beamten-Dünkel.
Ul. d, «)«’.««.’i. Ztttats3-·-;ritrtng«.)
Die Auszahlung der vom lebten
Kottgreß angeordneten Zucker - Prämie
für Zucker, welcher itn Jahre 1894
prodttzirt wurde, scheint aus Schwierig
keiten zustoßen SchahartttS-Kotttt«olleur
Boroler hat sich geweigert, bezügliche
ihm zur Kontrasignirung vorgelegte
Ansprüche zur Zahlung anzuweisen
Speziell ist dies in dem Falle der
Ornard Co., Nebraska, geschehen,
welche einen Anspruch auf 811,782.50
für Rüben-zucken erzeugt im Jahre 1894,
erhect Der Kontrolleur erklärt, daß
er Sätbsidien für untonstitutionell halte
und sich erst überzeugen miisfe, ob der
hier in Frage stehende Betrag gesetzlicher
wetse ausgezahlt werden dürfe oder nicht.
Er wird ant 2-t. Juli Argumente über
diesen Punkt anhören. Der verflosfette
Rangrefrbervilligte zwei Summen für
Zuckerpräntien, nämlich 2t18,00() fiir
solche, die bereits vor Inkrafttreten des
neuen CAN-Gesetzes verdient worden
waren, und Asitf),00(.),0()0 für Zucker,
der in Inst, aber nach Inkrafttreten
des neuen Tariss produzirt war. Der
Ornard’sche Anspruch gehört rn der
ersteren Klasse. Mithin käme dabei
sticht die Konstitutionalität des neuen
Gesetzes-, sondern diejenige des vor einem
Jahre selig entschlasenen Mcztinlew
Gesetze-J in Frage-.
Dieses Vorgehen des Kontrolleurs ist
bettterkenswertl), von verschiedenen
Gesichtspunkten ausJ betrachtet. Zunächst
ist es neu, daß ein Erektttivbeatnter, der
eigentlich, wie man denken sollte, nicht-Z
weiter zu thun hat, als Gesetze auszu
führen, sich dariibet zum Richter auf
wirft, ob eitt’.ttottg:scs"·gesetz tonstitutirnell
sei oder nicht. th Einweihung darüber
schiert bist-lang nur den Gerichten zuzu
stehen. Kontrolle-ur- Bowlrr kanstatirt
jedoch augdriicktich, daß er der Einzige
sci, welcher Zwischen dem .ttostgr·eß und
dettt Volke stehe, nnd der-halb das Recht
besitze, dte Angrahlung einerBetvilligung,
die er fiir nntonstitntionell hatte, zu
verhüten
Dag- tlingt nun an und fiir sich sehr
schön, wenn man die Voraussetzung rn
giebk aber nun unis; unwillkürlich
fragen, warum Kontrolle-ni- Bowler erst
so spiit tu dieser lleberteugung gekommen
ist, da er doch in den ,wei kstahreu einer
Limtsfiihrnng mehr alsz zwölf Millionen
TollarS siir Zueierpriiinien unter dem
nämlichen Mcitinlerytzszesetz Zur Zahlung
angewiesen hat, ohne dabei zwischen dem
tiongreß und dein Volke zu stehen
Er stützt sich fernerhin ans eine Ent
scheidung des Appellgeiichtg deSTistrikts
Columbia in einem Prozesse-, der von
Huckerproduzenten vor der Passirung der
hierin Frage kommenden Bewilligung
angestrengt wurde, um den Finanzsekretär
mittels eine-J MandamugiBefehls zu
;ivingen, die Zuckerpriinnen fiir dass- Jahr
Hut zu zahlen, weil das Tarisgesetz
von ists-i keine rückwirkende straft haben
könne. Tag Gericht lehntekg ab, diesen
Wandunin Befehl zu erlassen weil die
Gerichte-, wie aus zahlreichen Print-derg
sällen ersichtlich, es prinzipiell ablehnen,
Mandasit1m- linkragen stattzugeben wenn
dass Gesetz dem betreffenden Beamten
digkretioniire Befugnisse gewährt. Die
Frage der Konstitionalitiit kam dabei
nicht zur Entscheidung
Bei dieser Bewilligung für Zucker
präinien besagt das Gesetz nun nicht,
daß bestimmte Beträge an gewisse Per
sonen ausgezahlt werden sollen, sondern
es ist eine Bausch-Bewilligung gemacht,
und Diejenigen, welche Ansprüche zu
haben glauben, müssen die Berechtigung
derselben erweisen· Mithin besitzt der
ztontrolleur diskretionäre Befugnisse und
dieselben gehen thatsächlich so weit, daß
er überhaupt ganz willkürlich sich weigern
kann, irgend eine ihm zur Begutachtung
vargel teZahlungganweisung zu siftiren.
Keine ezahlen-g kann gemacht werden,
iwenn er seine Unterschrift verweigert
Ob dga aber auch immer gesetzlich ware,
das ist eine andere Frag e.
Der Kante-allein hat Kraft seines
Amtes darüber zu entscheides, Ob eine
Zahlungsanweisung, die ihm zur Begut
Iachtung vorgelegt ist, »gesetzlicher Weise
honorirt werden kann und soll oder
nicht. Es ist bisher nie behauptet
worden, daß es ihm zustehe, darüber zu
entscheiden, ob der Kongroß ein Recht
gehabt oder ob es im Interesse des Volkes
gewesen, ein gewisses Gesetz zu passiren,
oder eine Bewilligung zu machen, oder
nicht. Kein Beamter steht über dein
Gesetz, auch nicht der Kontrolleur, und
es gehört nichten seinen Amtspslichteiy
die vom Kong ß erlassenen Gesetze zu
revidiren oder sie aus ihre Konstitution
alität hin zu prüfen. Hegt er begründete
Zweifel, ob er berechtigt sei, eine
bestimmte Bewilligung unter einem
Gesetz augzuzahlem so steht dem Schatz
amt in der Person des Generalanwalts
ein juristischer Beamter zur Seite, der
die Zweifel lösen kann, aber der Kontrol
leur hat nicht das Recht, sich als Supreute
Court zu etabliren.
Wenn ihm dieses Recht in einem Falle
zusteht, so auch in jedem anderen, und
in dem Umstand, daß KontrolleurBowler
dies thatfächlich beansprucht, liegt ein
gesährliches Moment. Man mag sehr
wohl ein-Gegner des verderblichen
Prämiensystems und der Subsidien in
jeder Form sein, aber ein Zustand,
wodurch es einem einzelnen Manne
ermöglicht würde, sich beliebig zum
Richter darüber ru machen, welche Bewil
ligungen der Kotigreß ein Recht habe zu
machen, und welche nicht, wäre viel
schlimmer, als alle Subsidien zusammen
genommen. Wäre der Kontrolleur mit
seiner Behauptung im Recht, sso könnte
er jede vom Kongreß gemachte Be
willigung nullifiziren, wenn dieselbe
seine Billignng nicht fände, da es keine
Berufung gegen seine Entscheidung giebt,
selbst der Finanzsekretär kann den
Kontrolleur nicht zwingen, eine An
weisung zu unterzeichnen, und da auch
die Gerichte nicht aus dem Wege des
Maridauius-(5:rlasses einschreiten, so wäre
eben jeder Ausweg, über den Kontrolleur
und sein Veto hinweg zu kommen,
abgeschnitten.
Was speziell den vorliegenden Fall an
bekrisfh so hatte der Auditor des Schatz
amtesz den Anspruch der Ornard Co. als
korrekt passiren lassen, da das Binnen
steuer-Vureau bescheinigt hatte, daß der
Zucker, iiir welchen die Prämie gefordert
wurde, in der Zeit vor Passirung des
neuen Tarifgesetzes produzirt nnd von
Beamten des Bureuus regelrecht gewogen
worden sei; kurrum alle vom Gesetz vor
geschriebenen Bedingungen waren erfiillt
nnd das Geld für die Bezahlung der
Prämie war vom Kongresz bewilligt.
Kontrollenr Bowler giebt dies auch allesv
zu, stützt sich aber aus sein Recht, die
Konstitutionlität der Prämie wie über
haupt aller Subsidien in Frage zu ziehen.
Ornard, der die Prämie, die gesetzlich
zukommt, verlangt, ist gezwungen,
Antviilte zu engagiren, um teinen
Anspruch noch vor dein Kontrolleur zu
uertheidigen.
Nun sagt man, daß es im Plan des
Schar-armes liege, zwar die Ansprüche
unter dem Geseti von ist-O durchzulassen,
nachdem die Argumente am Zi. Juli
stattgefunden, daß eci aber auf die
anderen fünf Millionen, welche nach
Louisiana und Florida gehen würden,
abgesehen sei. Bei diesen werde man
einen Riegel vor-schieben oder doch jeden
falls ihre Augziihlung zu verzögern
suchen. Was müßten die Folgen eines
solchen Vorgehens sein, gleichgültig, ob
man die Prämien im Prinzip für recht
hält oder nicht?
Die Zuckerpflanzer von Louisiana,
welche natürlich sicher auf die Vlugzahlung
der von Kongresz bewilligten Prämie
rechnen, haben bei den dortigen Bauten
Anleihen gemacht und dieses Kapital in
ihrer Industrie angelegt. Dort liegt es
fest, bis die nächste Ernte flüssig gemacht
werden kann, nnd selbst dann würden
viele nicht im Stande sein, die Darlehen
zurück zu zahlen. Bankerott wäre die
unausbleibliche Folge. Die nämlichen
Gründe nnd noch dringlichere, alg dafür
geltend gemacht wurden, daß die Prämien
für das Jahr 1894« bewilligt werden
sollten, sprechen für die Augiahlung der
Prämie, nachdem der Kongreß sie be
willigt hat und die Produzenten mit«
Rücksicht darauf ihre finanziellen Ar
rangetnents abgeschlossen haben.
Aus der Bundesbanptstadt.
Aus dem Schaizainte.
j Der Baarvorrath im Schatzmntc
Petri-g Samstag Ih190,141, WI, wovon
le,8(z.-3,77(I auf die Goldreserve
entfallen.
Verfügung des Landaiiitcs.
Die Bezirkglandbeainten in denjenigen
Gegenden von Kansas nnd Nebraska, in»
denen sich Theile der früheren Diese-und
Missouri - aninner - Reservationen be
finden, sind angewiesen worden, die
Käuser dieser Länder zu benachrichtigett,
daß sie die noch schuldigen Beträge-v
binnen 90 Tagen bezahlen müssen, "
widrigenfalls ihr Eigenthumsrecht er
lischt. Diese Länderereien waren in
1883 aus öffentlicher Versteigetung -
gekauft worden zu Preisen, die bedenkend .
höher waren, als der angesetzte Werth.«
Ein Viertel des Kaufgeldes war baar
bezahlt worden, der Rest sollte in einem,
zwei oder drei Jahren mit süns Prozent «
Zinsen bezahlt werden. Der Congreß
hatte zweimal die Frist für die Zahlung
der Restbeträge verlängert, und zweiec
jedesmal um zwei Jahre. Im Mäxz
; 119ri nahm er eine Bill an, worin den
Ftiiufern eine weitere Erleichtektms
gewährt meiden sollte, im Falle vie
Jadianer mit den Bestimmungen det,
Bill einverstanden wären. Die Jndinner
weigerten sich jedoch, auf den Vorschlag
einzugehen nnd das Departement wir-s
sich jetzt an den in sprünglichen Contrak «
halten Es müssen jetzt noch sl-,92 1223
an Kapital und Ils108,000 an Zins-H »
fiii die Ländereien bezahlt wetdmsz
Indianerwirrem »F
Die Bannock und Shoshone an
im nordrvestlichen Wyoming
Aufiuhi und ist die Lage dokf sit
bedenklich Die Antiedler Mit
Crnten im Stich gelassen unbi Er «g ss
ihre Familieno aus der Gegend xveg
indianet von Fort Hall unb anderen»
Reservationen ziehen angeblich in bis
Jackson Hole Gegend und haben nasses
Gebiigspäise in ihrer Gewalt Die
Staatsbehörden wollen, ehe sie Staats- "
truppen nach dem Schauplatze der Un
ruhen abschicken, abwarten, ob es der
Jndianerpolizei gelingt, die feindlichen
Jndianer zur Rückkehr nach — ihren
Reservationen zu bewegen. sp.
Ein Ansicdlei nebst Frau nnd KinbYsp
sollen von den Banuock Jndianern um
gebracht worden sein. Die Aufregung
iit groß und Coivboys nnb Ansiebler thun» «
sich zusammen um den Rothhänten
Widerstand leisten zu können. Sechs
Judianer sollen von den sie verfolgenden
Ansiedlei n getödtet worden sein und man
befürchtet jetzt, daß ein regelrechtetKrieg
in Uns-licht steht.
Pferdesieifch in Blechbücbfem
Tie in dein zehn Meilen von Port
land, Ore» entfernten Linton gelegene
Anlage der Westen-n »Packiug Co.« hat
ihre Thiitigkeit begonnen. Dieselbe ent
hält alle Einrichtungen zum Schlachten
von Pferden nnd zur Bereitung, Ver
pncknng nnd Verschicknng von Pferde
fleisch in Büchsen; es ist dies das einzige
derartige Geschäft an der pazisischen
Küste Es find bereits mehrere Sen
dnngen von Pferden dort eingetroffen,
und die Eigenthümer erwarten für diese
Sorte Biichfeisfleisch einen guten Absatz
in auswärtigen Ländern.
Lobnerböhuug.
Die Pewabic Mining Company zu
Jron Mountain, Wis» hat für die
ganze Grube eine Erhöhung der Löhne
nni zehn Prozent angekiindigt, und eine
andere Grube in jener Gegend wird
wahrscheinlich dem Beispiel folgen. Nach »
der neuen Lohntabelle erhalten Gruben
leutc PLTU per Tag; »Trinnner« s1.50;
gewöhnliche Arbeiter III. lu
T ie wärmendc und fchinerzstillende
Wirkung von Pers) l)iuis’ Puin Kiler
ist noch lange nach dei Anwendung fühl
ba1.««3n Fällen von Gicht, Rheuma
tiginns und ähnlichen Leiden wird er
;fte1-J Lindeiung verschaffen. Es wird
l »gerade das Rechte-« für Jhken Fall sein,
wie et· eei in Tausenden von Fällen war.
Alle Apotheke-r verkaufen Piiin lcillizr
zn Jst (5t5. und 50 Cis. die Flasche
Wir müssen darauf bestehen,
für die nach Deutschland zu sendenden
Zeitungen ftrittc Borausbezah
lung zu haben, darum find alle Die
jenigen, die den »Anzeiger und Hexen-«
nach Deutschland senden, aufgefordert,
das Abounement ciuxuscndem
-—— Auc- deutschen Zeitschriften und
Viichek ekhattet Ihr hsi J. P. Wän
dolph, tmä West Ue Straße.
dass var krank, wir gaben m Islsslss
Its It ein Kind umk, klei fl
Clc wurde ein Its-lein. nat I
Its se tiadet We, Ins AMW