Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 12, 1895, Page 5, Image 5

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das Leben unseres MärtytenPräsiden
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druckt nnd wird von ung als ·
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gegeben an Alle, die den ,,«:)lnxisii·;u nnd
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zum Verkauf 15.———16. Juli; gültig siirdfckiick
»Ihr- hii s. August
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—- Bezohkt Eure Zeitung, wenn Jht
etwas Mut-OF few- Wek fein-, Schut
Iquyly Wert sei-z- Osten
« Der Gjiiugknhäuptling
piaskiiihek mai-i iiifii Eint Ein-.
(Fortsetzung.)
Noch ehe evenv sich noer oie m
scheinung klar geworden, waren die
Beiden unter dein Hiigel verschwunden
und durch daa Gestrauch den Blicken
der Spähenden entzogen.
»Da kommt Jes," sagte der Gjönge,
»er weiß Dir mehr mitzutheilen, er
hat aber auch den besten Platz gehabt.«
Als der Gjisnge die Anhdhe erklom
men-hatte, legte er seine Bürde auf die
Erde, und jetzt erblickte nian einen
; menschlichen Körper in Frauenkleidung,
um dessen Kopf und Hände der Kleider
rock gewickelt war.
i »Was bringst Du uns da, Jes?"
i fragte Svend lachend.
l »Ach,« erwiderte der Gjönge, der
noch ganz dunkelroth und außer Athem
war ob der nngewohnten Anstrengung,
»das ist ein Arrestant, den ich auf mei
nem Posten antraf. Ich war bis an
die äußersten Bäume des Waldes ge
krochen, und lag hinter dem Graben,
als ich einen Reiter den Weg hinab
totnmen hörte. Er hielt an der Brücke
und sagte zu der Schildniache: ,Gib
gut acht! Soend Wange ist im Walde;
die Alte wird Tir heute Abend Nach
richt geben ! ’-—3ch kroch zuriiik, lauschte
und gab acht, so gut ich konnte; nach
einer Weile lam mein Arrestant an
einem Stock dahergewankt. sch hielt
die Alte an, weil ich es sür das Nich
tigste hielt, wenn Du, Hauptmann,i
ein Wort mit ihr sprächest, ehe sie!
auf's Schloß ging." ;
»Das war recht, Jetzt Sie verhielt «
sich wohl ruhig, knd verrieth Dich nicht
durch ihr Geschrei?"
»Ja, das muß ich ihr lassen. Sie
ist so still gewesen, wie man es nur
wünschenionnte. Aberich abe ihr auch
mein Halstuch in den Mun gepfropst.»
Als der Mann den Kleiderrock u
riickschlug, erkannte man Kulsögs e
sicht. Ihre set lassen Züge waren aus
gedunsen vor nstrengnng, ihre Augen
waren mit einein bläulichen Rand
umgeben und sprühten Zornessunketu
Der Mann griff ihr unter die gebun
denen Arme und hob sie in die ohe.
»Steh’ hübsch aus und ma ie dem
Herrn Hauptmann Deine Verbeu
gung,« sagte er spottend.
»Da hast Du ein gutes Stück Arbeit
vollführt, Jed,« sagte Spend. »Aber
wir haben keine Zeit zu verlieren,
nimm die Alte mit und weiche ihr nicht
von der Seite bid nach Mitternacht,
dann kannst Tit sie loslassen-« «
»Ach, Ebend, las; mich mit Euch
Eichenp bat der Andere in slehendem
an· »Du sagtest ja selber, daß ich
meine Sache gut gemacht habe.«
»Geh’ l« erwiderte Evend in sehr be
stimnitetn Ton, und indem er einen
Schritt näher an Lied herantrat, neigte
er sein Haupt zu ihm herab und sliisterte
ihm in’6 Ohr: »Du hast graues Haar
nnd bist ein alter Mann, Fee-W
»Das ist das erste Mal, daß Du
Dich iiber mein zkllter beilagst," erwi
derte der Andere in tieftranrigem Ton.
»Ich beilage mich nicht,« sagte
Ebend, ihm die eine Hand reichend
und die andere aus seine Zchulter
legend. »Ich denle mir daran, dasz Du
daheim ein Weib mid drei Kinder hast«
die weinen und trauern würden, wenn
sie Dich verloren. Du bist ja ihr Ver
sorger. Du hast in der letzten Wache so
viel siir Andere gethan, dasz Du wohl
berechtigt bist, auch jetzt ein wenig an
Dich und an die Deinen zu denken.
Geh» fort niit der Alten, Jedl Einen
so schlauen und gcsährlichen Feind, wie
sie, wagt man nur einem Manne anzu
vertrauen, der so treu und erprobt ist,
wie Du.«
Bei dieser letzten Aeuszerung erhob
der alte Krieger den Kopf, seine Augen
strahlten, er tiiszte Sucndd Hand, mur
melte einige unverständliche Worte und
zog sich mit der Alten zurück.
»Komm, mein Schatz, konini!" sagte
er, als sie den Ort verließen· »Jetzt
wollen wir aus den Jahrmarkt gehen
und Kuchen und Zuckerherzen kaufen-«
Als Svend zu seinen Leuten zurück
kehrte, sammelte er sie im itreise um
iich Und saate:
»Driiben aus lsisdrsldiv liegen einige
zwanzig Dragoner, und ioir sind nur
wols Mann. Ich habe Jed fortge
schieky weil er der Dreizehnie mai-; das
ist eine UngliiitdzalsL Vier von den
Schweden stehen Schildwache, so das;
wir ed im Grund nur mit sechzehn
Mann zu tlsnn haben. Sechzehn Rei
ter gegen zwölf lsisongeni Was nieint
Jiir dazn?«
Ein dnnipse6, unterdriickteo Mur
meln ging durch den iireiex
»Wir sammeln uns in Neiis nnd
Glied und inarschircn wie Soldaten
vor. Nimm Tcin Horn, Sing, und
blase die schinedischen Signale. Jeder
Mann gelxe genau acht aus meine Be
fehle-; due Uebrigc wollen wir Gott
überlassen ! «
»Ich spreche ein lsieiiet siir die schwe
dischen Reiter," sagte einer der dons
gen, indem er sich ausslcllte.
»Und ich Will siir ihr Begräbnis
sorgen," siigie ein Anderer hinzu.
»Sie liegen in den letzten Ziigen !"
Ein lantcd, gellended Hornsignal
unterdran diese prahlerischen Bemer
kungen. Vom Walde her nnd von den
Mauern des Schlosses klang das Echo
zurück. Tie Gjangen schnlterten ihre
Büchsen und niarschirten durch den
Milde dein Schlosse za. Svend ging
daran, satte war spurlos verschwun
den. Allmälig, als. der Weg breites
wurde inid das Maß deutlicher lieu-spe
» - J-.
mit, sah Sonn-, wie die Ichwedtfchen
Reiter, herbeigelockt von den Tönen des
Hornes, auf der Zugbriicke und auf der
Rinmgauer erschienen. Er setzte seinen
Marsch fort und machte erst in einer
Entfernung von fünfzig Schritt vor dem
Graben Halt. Der Hornbläser ließ ein
neues Signal ertönen, und nun erschien
Eßner aus der Brücke.
Er trug ein Wainms aus elbem
Firschleden das die Taille fet um
chloß und das von dem Kiiraß, den er
darüber zu tragen pflegte, befleckt und
durchgescheuert war. Svends unver
muthete Ankunft hatte ihm keine Zeit
gelassen, die Rüstung anzulegen. In
seinem Gürtel hingen nur ein Dolch
Und zwei große, verrostete Schlüssel,
die zum Thurmausgang führten.
»Herr Hauptmann,« sagte Svend in
dem breiten, siidschwedischen Dialekt,
indem er die Spitze seines Degens
seuite. »Ich begrüße Euch!—Mein
stummen gilt dem Gouverneur dieser
wohlverwahrten Festung, und das seid
Ihr, wie ich vermuthe."
Eßner verneigte fich.
»Wohlun!" fuhr Svend mit seinem
freundlichen, offenen Lächeln fort,
»ein Euch also muß ich mich wenden,
um zu erfahren, ob hier im Schlosse
ein Becher Wein siir einen fast ver
schmachteten Kameraden zu haben ist
und ein Trunk siir seine beiden i-eute,
denen es nicht viel besser ergeht.
»Beide Theile stehen Euch zu Dien
sten," erwiderte Eßner, ohne den ge
ringsten Verdacht zu schöpfen. »Mit
wem habe ich die Ehre zu reden?"
»Mit einem armen Hauptmann,
der, während seine Kameraden kämpf
ten, nach Korsar geschickt wurde, um
eine Abtheilung Rekruten in Empfang
zu nehmen« «
»Bringt Ihr denn nicht mehr Mann
frhaft mit als diese hier«-» fragte
Efmer verwundert.
,,Cs sind im Ganzen zweihundert
Mann," erwiderte Svend. »Aber als
wir heute Nachmittag durch den Wald
zogen, ohne an etwas Anderes zu den
en, alswo wir ein gutes Nachtquartier
finden konnten, begegnete uns ein
alte-s Weib, das und mit heiligen
Schwiiren versicherte, der Bluthund
Svend Gjönge läge mit seiner ganzen
Manns chast nach Norden zu im Walde."
»Wie!« ries Eßner, »so hat sie Euch
dieselbe Nachricht gebracht? Hier war
sie mit demselben Bescheid, aber ich
wollte das Leben meiner Leute nicht
zu so später Tageszeit im Walde aus’s
Spiel setzen«
»Tai-z mag sein, wir hatten ja aber
nichts Bessereg vor, nnd so machten
wir uns denn daran, den Wald zu
durchs nchen. «
»Habt Jhr ihn gesungen-« fragte
Eßner eifrig.
»Nein, noch nicht; Zbend Gjönge
pslegt sich nur dort zu zeigen, wo man
ihn am wenigsten erwartet. Aber wir
wollen die Jagd morgen fortsetzen.
I Ich bin bei diesem Suchen von meinen !
Leuten getrennt worden nnd weißweder
aus noch ein in diesen dunklen Wäl
dern.«
»Wenn Ihr wollt, versuchen wir die
Jagd morgen einmal gemeinschaftlich.
Die Alte hat mir versprochen, mich zu
bennchrichtigen, sobald sie Sde
Widrige auf der Spur ist. Bedenkt, es
gibt eine Belohnung von hundert Sil
berihalern fiir denjenigen, der ihn
sangt."
»Ja, und außerdem noch die Ehre,«
sngte Svend lächelnd hinzu
,,Natiirlirh.——:iiber laßt Ein-e Mann
schast iiber die Vrinte umrschiren. Wir
wollen Euch dann austischen, was uns
unsere habgierigen Wirthe zurückgelas
sen haben. Inzwischen lasse ich einige
von meinen Reitern aussihetn um den
Nest Eurer Leute auszusuchen.« »
»Ich danke Euch; aber das thut nicht s
nöthig. EinHolzhancr, dem wir begeg- l
treten, erzählte, er habe die Soldaten
nach Söholm zu ziehen sehen. Der
Fahnrich, der sie ansiihrt, hat ed mit
der Jagd leichter genommen. Auch hat
er mehr Glück gehabt als ich, denn er
wird wohl Quartier im Schlosse bekom
men, während ich mit meinen Leuten
ans ossenem Felde lampiren muß, falls
wir hier nicht einen Bauernhof in der
» Nähe findend
»Aus onenem vHeide-« wiederholte
. Gmel-, »wosiir haltet Ihr denn Witzes
low, Herr HanpnnannP Es ist doch
ganz selbstverstiindlich, das; Ihr hier
- übernachtet, damit wir morgen gemein
sam gegen den Giottgenhliuptling and
» ziehen tönnen.«
I »Ihr habt eine so liebenswürdige
J Weise, zu überreden, « erwiderte Ebend,
: »das; man Euch niihts abschlagen kann.
zWir lassen die Leute in den Hof ein
»tiicken.»
s ,,(Sint.—-Heute Abend veranstalten
lwir ein kleines Fest siir die gesammte
s Mannschast."
l Tie beiden Hanptleute begrüßten
i sich. Svend wandte sich an seine Leute.
s »Der Eingang ist ossen,« fliisterte
set ihnen zu. »Der Hauptnmnn ahnt
nichts und will uns zu Ehren heute
Abend ein kleines Fest geben«
Ein vielsagended Lächeln glitt iiber
die Züge der Gsongen »Wenn Jhr
Euch zur Mahlzeit niedersetzt,« sagte
Svend, »so wiihlt jeder einen Reiter
als Tischkamekaden, nnd sobald Ihr
mich ausstehen und meinen Becher er
greifen seht, so stiirzt Euch iiber die
Schweden her und verhindert sie, ihre
Wassen zu benutzen· Ergeben sie sich,
so schont sie, wenn nicht, stoßt sie
etbarmungslod nieder. Habt Ihr mich
verstattden?"
Ein leise gestiistertes Ja bekrästigte
diese Frage. v
»Seht-M sit-, wenn Mr könnt,« sitt
M,MUM » rtnollm cela-,
»
i
gcr sein und keine Meurl elmörder.2
Blase, Trompeter-l MannsJchast vor-J
rvärts, marsch!" I
Sing that sei-n Möglichstes, um denj
Reitern einen möglichst guten Begriffi
von seiner Fertigkeit im Hornblasen
zu geben. In dicht geschlossenen Reihen
und mit militärisrhem Anstand schritten
die Gjöngen iiber die Zagt-kürte
Von seinem Thurm aus war Jb
cZeuge des ganzen Vorganges gewesen.
c-eine Hände und Füße waren in un
unterbrochener Bewegung Er verrieth
jedoch durch kein Zeichen, daß er die
Freunde erkannt hatte, ihre Verkleidung
sagte ihm, wie er sich zu verhalten habe· -
Während der schmetternde Tromsi
petenklang im Hofe widerhallte, wurde;
vor einem Fenster im Erdgeschosse dies
Gardine zuriickgezogem und ein bleiches,
jugendliches Gesicht kam zum Vorschein.
Ein Blick wurde entsandt und erwidert,
ein Blick, der eine ganz verschiedene!
Wirkung hatte, denn während die!
Wangen des jungen Mädchens nochJ
bleicher wurden, ergoß sich eine glühende
Röthe über Srends Antlitz. Seine Lip-»
pen umschwebte in diesem ernsten
Augenblick ein so gliickseligeö Lächeln,
wie es nur einem Feinde oder einem
Liebenden eigen ist.
Svend marschirte durch eine doppelte
Reihe von Dragonern, die das Horn
herbeigelockt hatte, iu den Hof hinein.
Als die Gjöngen Halt machten, kam
Eßner vom Schloß herab. Er warf
einen musternden Blick auf die kriege
rischen, genarbten Gesichter und rief
verwundert aus: »Alle Achtung,
Pauptmanni Für Nekruten sehen die e
ierle ziemlich mitgenommen aus. Sie
haben Ia fast alle Narben und Schram
nien"»irn Gesicht."
»auf 1a," erwloerle Ovemh »Das
kommt, weil sie sich, ehe sie die Uni
form anbelamen, zuweilen für eigene
Rechnung ein wenig geschlagen haben.«
»Ich habe jetzt das Abendeffen
anrichten lafsen,» sagte Eßner, »so ut
wie die Umstände es erlauben, hr
; miith verzeihen, daß es so einfach aus
fällt-Das ist wahr, mein Herr, ich
Thabe mich zu entfchuldigen, mir ist
Euer Name aber völlig entfallen."
»Mein Name ist Povelfon."
»Also, Hauptmann Povelfoni Laßt,
bitte, Eure Leute eintreten, und folgt
mir in die Halle hinauf. «
Spend grüßte mit dem Degen und
kehrte zu den Gjongen zurück. Eßner
blieb am Fuße der Treppe stehen und
beobachtete die Bewegungen der Mann
schaft, die mit zufriedenftellender Prä
zision ausgeführt wurden.
Als sich die Reihen auflösten, warfen
die Gjiingen ihre Büchsen iiber die
Schultern. Sie wußten nur zu gut,
wie viel davon abhing, daß sie ihre
Waffen bei der Hand hatten. Eßner
bemerkte dies.
»Es sind tapfere Leute," fagte er.
»Sie sind fo besorgt um ihre Biichfen.«
»Sie missen, daß ein Gewehr vom
Abendthau leidet," entgegnete Spend.
»Wir können die Büchsen an die·
Riegel in der Vorhalle bangem
meinte Eßner.
Svend wandte sich an den Zunä st
stehenden und fliisterte ihm Pu: » hr
habt Eure Säbel und Pisto en. B an
muß sich zu helfen wissen.« Mit diesen
Worten folgte er Eßner, der oben an
der Treppe auf ihn wartete. Die Gjöns·
gen vereinten sich mit den Dragonerky
wie ihnen Spend befohlen hatte.
.Heute Abend wird Blut fließen,«
fliifterte einer der isijongen seinem
Kameraden Zu. »Wil) Acht !——ich kenne
diesen Ausdruck in Sueuds Gesicht !"
»Das m cinerlei," antwortete der
Andere. ,,«L:’—enu wir nur die Zeche
nicht zu bezahlen haben !"
4-i. Seapitei.
Ein Gafiumhl.
Als Eßner die Thiir zum Speisesaal
offnete, erbliette man eine große, ge
tvolbte Halle, deren Decke durch einen
kolossalen Pfeile-r getragen wurde, in
dessen Kapital die Bogen aus-liefen
Um den Pfeiler lief in Manneshöhe
ein eiserner Ring, in dem eine Menge
qualmender Witwen angebracht waren.
Mitten im Saal stand ein großer
langer Tisch, den ein Hanshoftneister
im Verein mit zwei zienern deckte
Jenseits des «sfeile1s war ein kleiner
Tisch fiir Eimer nnd Evend gedeckt
Ein helles Feuer prasselte im Kantin.
Die ganze Halle hatte ein festliches
Aussehen gewonnen, das noch erhöht
wurde, als man die Vichter und Fackeln
längs den Wänden anziindete. Während
die Soldaten eintraten, blies der schwe
dische Trompeter einen Marsch, in dem
er die ganze Fertigkeit zu vereinigen
suchte, die er auf seinem Instrument
besaß. Als er schmieg, ergriff Sing
sein Horn und blies mit noch größerer
Kraft und noch anhaltenderen Tönen
das Signal, das er schon zweimal hatte
erschallen lassen.
»Nun, Herr Hauptmann, « rief
Eßner, »Ener Mann blast gut, das
muß man ihm lassen, aber es scheint
mir, daß er sich nur auf dies eine Sig
nal versteht."
»Ein Anderes kann ich noch, gestren
er Herr," erwiderte der Gjonge. Er
Feste das Horn an den Mund und
blies eine langsame, ernsthaste Melo
die, die eher auf einen Kampfs-las als
auf ein Gastmahl zu gehören schien.
Die ersten Töne riefen ein allgemei
nes Schweigen hervor. Es war Svends
Schlachtgefang, den Sing jetzt blies,
die Blicke aller Gjongen strahlten,
eine einzelne Stimme schloß sich leise
nnd gedärnpft dem Horn an, dann
olgten mehrere, bis sich schließlich ein
Msamen feierlicher Chorgesang bil
» M
· " l
»He-us wollen wir lustig stampfen und morgen- »
sind wir todt.
Die Blumen welken morgen, die hent’ M«
blühen roth.
Genie-ff die schone Zeit
llud tummle dich im Streit.
Der Sieg muß unser sein noch lange vor det.
Nacht,
Dann sitzt du froh beim Wein,
Jch lieg im griiuen Rain,
Es geht doch mit uns Beiden, wie es der here
gedacht!«
Die steinernen Mauern der Halle
warfen das Echo des Gesanges zurück.
Die Dragoner starrten ihre Gäste über
rascht an, sie hatten zum Theil das
Haupt entblößt Den Schweden war
dieser Ernst beim Beginn eines Trink
gelages unerklärlich Nur Eßner schien
nachdenklich zu werden; seine Stirn
legte sich iu ernste Falten.
Der cttstreit zwischen den beiden
Troiuptwru war beendet, man nahm
Platz am Tische. Die Gjöngen hatten,
wie ihnen Suend befohlen, jeder einen
der Dragoner neben sich. Das beste
Einverständnis; schien zwischen Allen zu
herrschen.
»Herr Hauptmann,« sagte Eßner,
indem er und Svend an den Tisch
herantraten. «,,Jhr laßt die erste Be
dingung bei einem fröhlichen Mahl,
wie wir es jetzt einzunehmen gedenken,
außer acht.»
»Und welche Bedingung wäre das?"
»Man soll es sich so bequem wie
möglich machen. Werft Euren Mantel
ab, und lasit mich Euch beim Ablegen
Eures stiirasses behilflich sein."
Zueud zögerte Der Hauptmann
trat niihcr an ihn heran.
»Herr Hauptmann !« rief er aus, als
er Svends Pistolen im Giirtel stecken
sah. »Seid Jhr aber bewaffnet. Mor
gen werdet shr vielleicht Verwendung
für dies Alles haben; bei dem Kampf,
der uns heute bevorsteht, bedarf es
» weder der Pistolen, noch eines Säbels.
—Hjalmar! trage diese Waffen in das
Schlafgemach des Herrn Hauptmannsz
es liegt neben dem meinen."
L
Svend wars einen Blick über die
Tafel, an der die Soldaten saßen. Der
Augenblick erschien ihm nicht günstig;
er mußte sich darein finden, daß Eßner
seine Waffen nahm. Jetzt saß er dem
Feind wehrlos gegeniiber.
Die Mahlzeit war in vollem Gan e.
Der Plan der Gjöngen verhinderte sie
nicht, von den dargebotenen Gerichten
zu genießen, im Gegentheil, sie vollen
deten hier, was sie vorhin im Walde
hatten unterbrechen müssen.
Bald, nachdem Eßners Diener die
Halle mit den Waffen verlassen hatte,
ehrte er wieder zurück, trat hinter den
Stuhl seines Herrn und flüsterte ihm
einige Worte zu. Eine tödtliche Blässe
glitt iiber das Gesicht des Haupt
mannd; der Becher entfiel seiner and,
er sprang vom Stuhl aus, und vend
eine kurze, unverständliche Entschuldi
gung stammelnd, winkte er dem Die
ner und verließ die Halle.
Der Gjongenhiiuptling starrte ihm
verwundert nach, dann warf er einen
priisenden Blick nach dem anderen Tisch
Piniiben Dort schien jedoch die Lustig
eit im Zunehmen begriffen; er fühlte,
daß sein Schicksal mit Eßners Ver
schwinden im susammenhang stand.
Schnell entstile sen schob er seinen
hochlehnigen Stuhl zurück und wollte
sich gerade erheben, als einer von der
Bedienun an ihn herantrat. Svend
erkannte alle auf den ersten Blick.
Das Gesicht des Knaben hatte wohl
kaum jemals einen so listigen, ver
schlagenen Ausdruck gehabt, wie in die
sein illioment Er trug eine große
Schüssel in beiden Händen und ver
beugte sich lächelnd, indem er sie dem
Hauptmann präsentirte. Svend schüt
telte den Kaps, aber der Blick des Kna
ben und seine bittende Miene veranlaß
ten ihn, den Deckel aufzuheben. Er be
durfte seiner ganzen (8)eistesgegenwart,
um sich nicht zu verrathen, denn unter
dem Deckel lagen seine beiden Pistolen.
Eine Bewegung nach dem Tisch der
Soldaten hin iiberzengte ihn, daß man
ihn nicht beachte, er ergriff die Pistolen
nnd steckte sie in sein Wainms
»Das ist ein gutes Gericht," sagte
, der sinabe
»Freilich," erwiderte Svend, »nur
etwas mme1«daulich."
»Was hast Du in Deiner Schiissel?«'
fragte der Fahnrich, der am Ende der
langen Tafel saß.
»Hartgesottenc Eier,« antwortete
Palle und schlug das Tuch zurück, auf
welchem die Pistolen gelegen hatten.
Zvends Entschluß war gefaßt, davon
zengte sein entschlossener Ausdruck nnd
die ruhige Haltung, mit der er sich
erhob und die Halle verließ. Er kam in
einen langen Gang, an dessen ent
gegengesetztem Ende eine Lampe
brannte. Er lannte das Schloß nicht
und hatte keine Ahnung, wo er Eßners
Zimmer suchen sollte. Rings um ihn
her war Alles ruhig; er stand still Und
lauschte; der Lärm aus der "alle drang
nicht melr bis zu ihm. löblich ver
nahm er schnelle, leichte Schritte, eine
Hand legte sich aus seinen Arm. Es
war Pulte-. ,
»Gebt nur gerade au6,» sliisterte der
Knabe. »Dort wo Ihr das Licht durch
die Thiirspalte schimmern seht, ist des
Hauptmanns Zimmer. »
»Ist er dont-«
»Ich glaube es. Gleich, nachdem Ihr
mit Euren Leuten in die Halle gegan
gen waret, kam ein Bote über die
Brücke geschritten, ich weiß nicht, wer
ee war, aber gute Nachrichten hat er
sicher nicht siir Euch gebracht."
»Gut, mein Jungel" sagte Spend.
»Jetzt hast Du Deinen Säbel nnd die
Trompete verdient. «
Palle drückte ihm dankend dieM
und entfernte lich lchtenniafi. . ’