Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 31, 1895, Page 5, Image 5

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    Das Leben deS
Fürsten Bisniarck.
Eine Geschichte der Wiedergeburt der deut
schen Nation. Von
PAUL RIEMANN.
Inhalt.
pen- vog kleinsten-Schönheitka t. Jugend-»ein 2. -l!culaiucutctrtsche k-ehrjot)ie. It·
1 5 —1)(li"·5.
Bett der Ueberuatsme des Ministktinms bis titm Brunet- Irleden t. Dei «!Itsi·fassiiug«5
lToutlitL L. Tie »Tetitlche «’ernqe.« st. Irr intuitele .ttrteq.
Vom Kanns Wen crfterreich bis tnin Ausbrutti tie- ventschiiratniififchen Krieges. l. Tck
Vru mit Leut-treten 2. sie Feinde ini Mitten :t. xliartolcouh »:lteiiti«alitiit«
unb Xtttlien st. Inboum uiib die Folgen. 5 Ler pltordbeuttrhe Bund
Dkt Icutschthtttösifche Krieg. l. sie -L«oheuiolleiu«trhe Raubtbatuix :- Visumitt und
zfrcintretrtp st. Nritudnusi bec- Teutsctieu Ilteiches5.
Deutsch auw entovülichk Machtftkltting nnd Viömqrcke Iriedengvotitit 1. Tie imniöiii
jche Nein-blit. 2. Tentnhlauo I Attribut-je
Dtkiuukkk Gestaltung dks deutschen Reiches. l. .tmiiiler uub lTaosL 2 Neue Wahne-u,
eilte tsontlittt Il. sie soziale fertige
Ntlch dem Tode Kaiser Wilhelm·ö l. l. Neue Herren. Friedrich-stich
Tns Mich enthttlt IRS tiui eleganteiu Papier til-druckte Octa-) Zetteih ist voll tllit
stritt, mit Bicksiuctrtto l?ortmit, nctth t"eiiibtirlt. til-J Titelblatt versehen und erhiilt jeder
Abonneiit. bei- ben ».Ilnietqer iiub Hei-ow« mit eiti Jahr tin Bot-aus bezahlt, das Buch
gegen xlecichxahlnuq ooii L-? Nein-J. Hotistiger Brei-) »Hu-TI·
Ueber Pisniciret nnd ichou untählictie Wucher uub eroiihiireii genhinsbruf unseres
Wiffens jedoch iit biH jetit noch vou teiueni Ientlch .Iltueiitauer ein gisujcereo Wert uber
bieten bedeutenden Ltrtiitcsuiauu urrötientlicht worden· Hier bietet ncti nun dein Peter die
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kennen iu lernen. tiub binuitit somit nictn in tiii«rhteti, ichtii:-irt)elliai«te Berichte ausJ bem
Leben Womiter in leien. sondern umhtheitozieiutiii die gioiieu jhitteii tiub anch Fehler
dieses IZtnntstnauneH tenueu :n lti«nen.
Unter dem Jlaineu l- et itl »O r r iu et u n verbier iich dei« bekannte Jouruciliit slI n u l
Hnebirth nnd glaubt-u unt-, traii deitru Jlnuie iur Neuiige eine Neimntie itt, daijss biete-o
Werk ben besten an die Ieite gestellt nierdtu tauii.
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der größten arbeit
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Sie ihr-, daß die
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Die Vorzüge der
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fallen jeder nachdenlcnbcn Frau sofort in die Augen« Es ist die besie, reinste
und sparsamsie Seiie von allen. Überall zu haben. Nur hergestellt von
The N. R. Fast-dank company, - chicaga '
Jmportirtc
Kalender
für 1395
Zu haben in der Lfsicr des
Auzcigcr und Herold,
:'k0 » W. .2lras;c.
Der hisnlcndc Bote,
gewöhnliche Ausgabe-, 20 Eritis-.
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du bclte ljnmolisllsche Kalender
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Bonifakiug Kalender,
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Ncuc Pr"
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Aheaham Lineolm
Sein Leben nnd feine öffentlichen Tienftc
von
P. A. Handarb.
iiberieht von Julius Wiirtbut gee.
Wir Alle wissen, wer Lineoln war und
was er für feinVaterland gethan und wenn
wie auch mit feinen Thaten bekannt find,
wenn wir anch häufig Venchftücke ans
feinem Leben gelesen haben, fo giebt eg
doch Viele unter ung, die noch nicht in
dein Befiye eines Werkes sind, welches
das Leben unfetes Märtyrer-Präsiden
ten von seiner Geburt bis zu seinem
Tode beschreibt.
Tiefes Buch ist in einem eleganten
illustrieten Papieedeckel gebunden, ent
hält lnn Seiten, Ist klat· und schön ge
druckt und wird von uns ace
Gratisptiimie
gegeben an Alle, die den »Anzeiger nnd
Herold« auf ein Jahr im Voraus bezah
len.
—- Bezahlttfuee Zeitung, wenn Jhe
etwas schuldig seid. Wer feine Schul
den bezahlt, verbessert feine Gütee.
Der Gjiiiigknhäuptling.
historischer Roman von Corit Eilet.
(Fortsetzung.) ’
Die drei Männer ritten nun wieder
eine Zeit lang schweigend neben einan
der her. Holger Reed bemerkte, daß
seine Begleiter allmälig den Laus ihrer
Pferde mäßigten, während sie spähend,
in vornübergebeugter Stellung, auf
jedes Geräusch in der Nähe lauschten.
Uebrigens hatte kein Meinungsauss
tausch zwischen den Beiden stattgefun
den, entweder konnte die Gefahr nicht
o groß sein, oder auch man gewohnte
ich daran, wie Jb vorhin gesagt hatte;
ie schienen keines bestimmten Planes
zu bedürfen, um sie abzuwenden.
Der Weg führte noch immer den
Bach entlang. Auf der anderen Seite
war der Wald durch eine hohe Stein
mauer eingehegt. Die hellen Mauern
des Balbher Schlosses wurden schon
im Hintergrunde sichtbar. Eine Brücke
führte an das jenseitige Ufer hinüber.
Plätzlich hielt Svend sein Pferd an
und rief in gedämpftem Ton aus:
»Da haben wir sie l«
»Ja, ganz recht," erwiderte Jb.
»Es sind ihrer fünf und dort auf dem
Querweg kommen noch zwei, das macht
sieben. Habe ich richtig gezählt, Jun
er?"
Reed sah die Schaar auf dem Wege
daher kommen. Jhre blanlen Heltne
blitzten im Sonnenschein, die Reiter
selber waren in große, dunkelblaue
Mantel gehüllt, sie näherten sich,
sobald sie die drei Männer erblickten,
mit lautem, durchdringendem Geschrei.
SN«.. JU«-L..c-h ---4 -.
Uhu wusukssuu Luuuug haust-u HIWI
» Reiter, welche die Rufe ihrer Kamera
den beantworteten, den Pferden die
Sporen gaben und sich schnell näherten.
An der Brücke, die iiber den Bach
führte, mußten die beiden Abtheilun
gen zusammentreffen·
Reed war anz bleich geworden, sein
Blick irrte Zragend zu den Gjöngen
fhiniiber. Soend schien zu überlegen,
fivaö nun anzufangen ei, während die
tolosiale Gestalt dess«1achtiiieisters fo
sorglos und ruhig auf dem Pferde faß,
alg befände er sich in der größten
Sicherheit. Wahrscheinlich dachte er gar
nicht einmal daran, was kommen
würde, war es doch Zvends Sache, zu
denken, und sb blieb es völlig einerlei,
ob fie sich durch den Feind hindurch
schlagen oder versuchen winden, ihm zu
entkommen
Wahrend die beiden Gjöngen ihre
Pferde enthielten nnd die Gegend über
blickten, lag in ihren ruhigen Mienen
und ihrem iiberlcgenen Schweigen
etwas weit Drohenderes als in dem;
wilden Geschrei der Schweden. f
»Tenit jeht an das, was ich Euch
vorhin gesagt habe," sagte Jb endlich
in scherzendem Tone zu Reed, »ein
weder den Mantel iiber den Arm oder
den leon in die Mähne des Pferdes
geborgen. Soweit ich sehen kann, wird
es fich hier hauptsächlich utn Sabelhiebe
handeln-«
Reed wars ihm einen roilthenden
Blick zu. Zu allen linannehmlichkeiten
feiner Lage kam noch die Aufregung
fseineö Pferded, das durch das Geschrei
fder Feinde ganz scheu gemacht wurde
fES baunite fich, schnob und war nur
; mit Miihe zu halten. Reed gab ihm die
iSporen und sprengte mit einem hef
tigen Ruck den Schwedzn entgegen, die
sich bis auf einen Büchsenschuß ge
nähert hatten- diese ftuhtem der Man
tel des Jun ers umflatterte ihn und
verbarg seine Bewegungen
· Tab Pferd setzte feinen Lauf fort
und durchdrang die Reihen der Dragoi
ner. Einen Au enblick später war Reed
hinter einer Liegung des Weges ver
schwunden. Ebend legte feine Hand
auf Ibe Arm und rief: »Wir müssen
über die Brücke auf dass andere Ufer zu
gelangen fuchen."
»Ja, das ließe sich vielleicht
machen," meinte Jb, wandte sein
Pferd und führte es den Bach entlang.
lieber diesen fiihrte eine schmale
I.Oolzbriicke, deren Planken so lose und
! ebrechlich waren, daß sie kaum im
ist-tande: schienen, einen Menschen zu
Itragetu Ohne fich zu besinnen, ritt
i Jd hiniibcr. Svend folgte ihm.
l »Sitz ab,« rief Svend, indem er fein
Pferd am » ligel ergriff- »und wirf die
Inst-n qklnnåvn in den Ost-eh Ost-b may-O
! unten arn Holz."
s Ehe Svend noch ausgeredet hatte,
iwar Jl) vorn Pferde gesprungen. Er
kroch ans die Brücke hinaus, riß eine
der Planken los und ließ sie iiW Was
ser sollen. Die Schweden hattenllxichj
bis auf Schußweite genähert. 5 anI
rief Jd zu, stille zu stehen. b blicktei
auf, legte sich der Länge na aus dies
Brücke, so daß sein Korper nur eins
Fringed Ziel snk die Schüsse der
--- »so-V- Vu, --,--.vl
’ eindes bot, dann ließ er der ersten
lanke eine zweite folgen.
; Zwei Zihiisse inallten. Langsam
und behende kroch Ob auf der Brücke
fort und gelangte glücklich an das Ufer.
Hier wurde die Gefahr geringer, weil
» ihn dao ister znnr Theil verbarg. Als
ser endlich die ersten Biische der Wal
ldung erreicht hatte, richtete er sich in
seiner ganzen Höhe auf, stieß ein schal
lendee Gelächter aus und machte eine
sehr deutliche, höhnische Geberde.
Dann verschwand er im Dickicht.
Laute Drohungen und wildes Geschrei
l folgten ihm. — -
3:3. Kapitel.
Mutter und Tochter.
Als sich die dongen erst jenseits der
Brücke befanden, fiel es ihnen nicht
schwer. sich ihren Verkolaern m ent
ziehen, die einerseits feine Kenntniss
vom Wege hatten, und die, um iiber
den Bach zu gelangen, bis an die Waf
sermiihle hinunter-reiten mußten. Trotz
dieses Vorsprunges wagte Zuend es
nicht, sein Ziel auf direkteni Wege zu
erreichen. Er entwickelte an diesem
Tage eine Sorgfalt in der Jrreleitung
der Feinde, eine Furcht, sie auf die
Spur nach Ariniie zu fuhren, wo Frau
Elsebeth wohnte, daß Jb sich nicht
genug dariiber verwundern konnte. Er
lies; jedoch Sbend bestimmen, fragte
nicht viel, sondern machte ruhig Rast
im Walde, bis der Freund das Zeichen
zum Aufbruch gab.
Erst gegen Mittag erreichten sie
Arnöic, obwohl der Ort nur eine halbe
Stunde von dem Kreuzweg entfernt
lag, wo sie am Morgen Halt gemacht
hatten.
Je mehr sie sich dem Dorfe näher
ten, desto fichtbarer wurden die Spuren
von dem voraufgegangenen Besuch des
Feindes, einige Bauernhäuser lagen
noch vom Winter her in Trümmern,
die verkohlten, eingeftiirzten Mauern
und Balken waren mit Unkraut liber
wuchert. Aus den Thüren der stehen
gebliebenen oder wieder ausgeführten
Hütten lugten die Bewohner mit miß
trauifrhen, ängstlichen Blicken nach den
beiden Neitern Jeder Fremde war ja
fiir diese Ungliicklichen, nach den trauri
gen Erfahrungen des letzten Jahres,
ein Feind.
Sie ritten anf das Haus zu, das
Frau Elsebeth im Dorfe bewohnte.
gb gähnte und wandte sich nach allen
Seiten um. Er vermuthete, daß der
Tag, nach den bisherigen Ereignissen
zu schließen, sehr einförmig werden
würde. Endlich langte man am Haupt
gebäude an. Als Svend, der ein wenig
I -·»u-.«45,-» -«.-.- L...-.t - . Is-!.
sssss I Uhxsstpu tout-, san-» Pull- litktuc
Ulmenallee ritt, deren gelbes Laub
den gansen Weg bedeckte, hörte er
plötzlich seinen Namen ausrufen.
Auf einer Steinmauer, die an der
Allee entlan lief, erblickte er eine in
ein großes uch ehiillte, jugendliche
Gestalt, die dort o ne Zweifel auf sein
Kommen gewartet hatte. Er lenkte sein
Pferd an die Mauer heran und erkannte
das junge Mädchen mit seinem sanften
Lächeln und feinen großen, dunkelblauen
Au en. DieErinnerun an dies kleine,
blas-se Antlitz hatte ign, seit er es
zuerst erblickte, unablässig verfolgt. Es
übte auch heute wieder seinen Zauber
auf ihn aus.
Karen staats war schuld daran, daß
er sich tief iiber fein Pferd beugte,
während eine dunkle Rathe sein sonnen
verbraunted Gesicht bedeckte. Jb hielt
schweigend und unbeweglich in einiger
Entfernung
»Gott zum Gruß, Sveud (sijönge!«
rief staren aus, indem sie ihm ihre
Hand iiber den Zaun entgegenstreckte
»Ich habe hier gestanden und auf Euch
gewartet, unt die Erste sein zu können,
die Euch fiir Euren friiheren Beistand
dankt nnd heute Eure Hilfe von Neuem
anruft."
»Wirllich!" erwiderte Ebend, »utu
einer so geringen Ursache willen woll
tet Jhr Euch Eure kleinen Fiißchen in
deut feuchten Grase naß machen-«
»Ich mußte friiher als die Mutter
mit Euch sprechen,« fuhr staren schnell
fort. »Ich kenne Euch besser als sie
und habe zu ihrer Bitte noch etwas
hinzuzufügen !"
Sttend fiihrte sein Pferd noch einen
Schritt näher an die Mauer heran.
siaren fuhr fort:
»Ihr wißt, Svend Gjonge, daß
meine Mutter viel gelitten hat, seit
wir uns zuletzt sahen. Die grausamen
Feinde haben und vertrieben und Alles
geraubt, was sie vorfanden. Das Un
gliick stimmt den Menschen nicht mil
der, Sbend, es macht die Herzen hart,
und auf die Mutter hat ed einen trau
rigen Einfluß auggeiibt; habt des
wegen heute Geduld mit ihr, verzeiht
ihr, wenn sie Euch nicht die nöthige
Gerechigkeit widerfahren und die Rück-·
sicht außer Acht läßt, die wir Euch
schulden."
Svend lächelte.
»Nein, laßt tnich augredens sie wird
vielleicht befehlen, wo fie autn das
Recht hat, zu bitten, denkt dann an
meine Bitte, seid nachfichtig gegen sie.
Fiir einen Mann von Eurer Sinttesart,
glaubte ich, könne das nicht so schwer
werden« filtr wißt Ita. daft unsere
Rettung einzig und allein auf Euch
bernht."
»Ach, Jungfer zeareu,» erwiderte
Zueud, »seid deswegen unbesorgt.
Ich werde heute ebenso wie neulich
daran denken, wie die gniidige Frau ist,
und wer ich selber bin! Esist mir
schon friiher vorgetonimen, daß Men
schen, die nicht das geringste Recht
haben, mich unt etwas zu bitten, meine
Dienste verlangten, aber ich bin nun
einmal daran gewohnt und rechne es
nicht so genau.«
»Ich wußte das wohl," erwiderte
searen mit strahlendem, dankbarein
Blick. »Ich konnte mich ja nicht irren.
Gott hat Euch die Eigenschaften eines
Helden, gleichzeitig aber auch denEdel
uiuth eines Mannes verliehen. «
»Den Edelmuth eines Mannes!"
wiederholte Stiend mit ironischem
Lächeln.
»Nun ja, Ihr habt mir wenigstens
versprochen, meinen Glauben daran
nicht zu Schanden werden zu lassen.»
»War denn ein solches Versprechen
nöthig?" fragte Sucnd »Kennt Ihr
Euch selber denn nicht besser? Ihr
brauchtet ja nur bei der Unterhaltung,
die ich mit Eurer Mutter führen werde,
zugegen zu sein, Euer Blick, Euer
Lächeln, wird mich lehren, was ich zu
thun habe.«
Am selben Auaenblick kam ein
Bauer die Allee herabgegangen Jb
machte eine Bewegung mit seinem
Pferd. Karen trat zurück, vorher aber
reichte sie Svend ihre Hand so weit
iiber den Zaun hinüber, dafz es ihm .
gelang, die äußerste Spitze ihrer weißen
Finger mit den Lippen zu berühren.
Als der Bauer an der Mauer vorüber
kam, rittcn die Gjängen demHnuse zu.
Frau Elsebeth empfing Svend, als
er in das Zimmer trat, mit einem
höflichen Gruß. Sie hatte jedoch die
selbe herablassende Miene angenom
men, die Svend noch von ihrer letzten
Begegnung in Erinnerung hatte. Hol
ger Reed war ebenfalls zugegen. Er
trug ein schwarzes Sammetwamms
mit breiten, gestickten Manschetten,
die seine weißen Hände noch zarter
erscheinen ließen. Die Beinkleider
waren mit schwarzem Seidenband ab
gepufft, das dunkle Haar fiel in Locken
über den gestickten Halskrageni Zu «
diesem Herrchen, das sich auf einen J
dünnen, blanangelaufenen Staats- «
degen stiitzte und steif und unbeweglich
ginter dem Stuhl seiner Tante stand,
ildete die hohe, männliche Gestalt des
Gjängenhäuptlings einen auffallenden
lGegeiisatz.
s Bald nach Svends Ankunft trat
; Karen ein. Frau Elsebeth aber begann:
s »Seid mir willkommen, guter Mannl
zWohl bringt Eure Nähe mir stets Ge
ifahr, aber gleichzeitig auch stets Ret
ltung.«
) »Ich wüßte nicht, wo heute die Ge
fahr sein sollte!« meinte Svend ver
wundert.
»Nun ja; hat nicht mein Neffe,
Junker Reed, fast sein Leben bei die
sem schrecklichen Zusammentreffen ein
gebüßt?«
s ,,O)naoi ge Jrau,« erwiderte Sveno
jmit einem Lächeln, dessen wahre Be
ideutung nur der Junker verstand,
! »wenn Junker Reed sich heute in Ge
Jfahr befunden hat, so hat er sich ihr
iauch zu enti ehen gewußt und gezeigt,
Jdaß er ein Mann ist «
Ein dankbarer Blick Reeds belohnte
Svend, auch Frau Elsebeth fühlte sich
befriedigt ob des dem Neffen ertheilten
iLobes.
Zoend fuhr fort: »Während ich und
mein Begleiter uns dem Feinde durch
die Flucht zu entkziehen suchten, durch
« sprengte der Jun er ihre Reihen-«
Dankbar fiir diesen Edelmuth, fiel
der junge Edelmann siir einen Augen
blick aud seiner Rolle. Er ergriff
Svendd Hand und drückte sie herzlich.
»Ihr iibeitreibt mein Verdienst, Gjön
fenhiinptling Ohne Eure Hilfe würde
ch nichts vermocht haben-J
» Sagt das nicht, Perr! Dem Namen
Reed kommt et- sa zu, die Gefahr zu
besiegen und ihr zu trotzen."
,,llngliiillicherweise bedroht uns in
diesem Augenblick eine weit größere
Gefath sJuhr Elsebeth fort, ,,eine
Gefahr, aud der allein Eure Klugheit
uns zu erretten vermag; wenigstens ist
das die Ansicht meiner Tochter, die
nach Euch geschickt hat.«
Sie hielt inne, als erwarte sie einen
Dank fiir diese Gunst. Stiend aber
Hchwicg
» »Alle ich im August bei der unerwar
teteusjiiickiehr der Schweden von meiner
ISchwiigerin Frau isiyldenstjerne auf
Soholm floh, verbargen wir unsere
kostbarsten -chtnucksachen, unser Silber
zeug nnd eine nicht ganz unbedeutende
Summe Geldes auf dein Hofe. Es war
und diö dahin nicht möglich, diesen
Schatz zuriick zu erlangen, nnd doch
wird die Gefahr, daß der keind das
Versteck entdeckt, mit jedem a e grö
ßer. Glaubt Ihr, daß Jhr im Stande
f sein werdet, diese Gegenstände glücklich
» hierher zu schaffen-«
»Ich will es versuchen," erwiderte
Svend
»Ich verhehle Euch nicht, daß der
Transport mit Gefahren verbunden sein
wird,« fuhr Frau Elsebeth fort,
,,umsomehr, ale Sdholm augenblicklich
von den Feinden besetzt ist.
»Das weiß ich," erwiderte -Svend.
»Ihr konnt begreifen, wie se r es
Emir daraus ankommt, diesen schatz
i wieder zu erlangen, der fast mein gan
J zeö Vermögen andmacht.«
» »Wo hat die gnädige Frau die
»Sachen vergraben lassen?« fragte
ISvend
; »Jn der großen Thurmhalle nach
Mit-first- m unter den Ilitsspn hms fix-m
IKamin Ich brauche Euch wohl nicht
Jdie größte Vorsicht zu empfehlen, Jhr
lwerdet einsehen, das; Ihr mir, selbst
wenn ed sich als nothwendig erweisen
»sollte, daß der Kasten geöffnet wird,
’fiir dessen Inhalt einsteht.«
) »Aber, miidige Frau,« erwiderte
:Svend, »Eure Worte verletzen michl
Iälzedcnkh dask ich nur aus Euren aus
" driicklichen Wunsch gekommen bin!«
s teuren hatte Zoend während der gan
;zen Unterhaltung unverwandt und
Yangstlich angeschaut. Als sie sah, wie
z er nach der letzten Bemerkung erbleichte,
i trat sie an ihn heran, legte ihre and
T auf seinen Arm und sagte mit san ter,
lschiichterner Stimme: »Ihr miiszt uns
nicht miswerstehem die Mutter meint
nur, das; die Zchatulle neben den
Werthgegenstcinden auch unsere Fami
lienpapiere enthält.»
,,t-iebecs Rind, ich meinte nur, was
ich sa te; ich vermuthe, daß ich mich
dem s Banne auch ohne Deine Hilfe
verständlich machen kann."
Karen schwieg; ihre Augen stillten
sich mit Thriinen. Obwohl sie sich von
nun an nicht mehr in das lstcspräch
mischte, führten diese Augen doch eine
so verstandliche Sprache, dasz Svend
ich ruhig setzte und unbeweglich vor
ich hinstarrte, während Frau Elsebeth
einfuhr-: « · » »
»Ich sehe auch wirrcich nicht ein,
Daß in dem, was ich vorhin sagte,
etwas Verletzendes liegen könnte,
iedenfallg widerlegen dann meine
Handlungen meine Worte, denn ich
Iertraue Euch, einer mir völlig frem
den Persönlichkeit, mein ganzes Ver
rnogen.«
Bei dieser Aeußerung zuckte Svend
zusammen, seine Augen begegneten
denen Fiarensz sie sah ihn mit flehen
Iem Blick an und schien ihn durch ihr
süßes Lächeln zur Geduld aussordern zu
wollen. Er erwiderte nichts, sondern
legte nur die Hand auf sein erz, um
dessen lauten Schlag zu dämp en.
Während Frau Elscbeth sprach, hatte
ich die Thiir geöffnet, und ohne daß
Jemand Acht darauf gegeben hätte, war
Jl) eingetreten. Als Karen ihn nach
einer Weile erblickte, erhob sie sich,
trat an ihn heran und fragte: »Aber
vo waret Jhr denn nur so lange,
Wachtmeister2 Wir wollten Euch ja
inseren Dank siir Eure Hilfe letzthin
mitsprechen l«
Jb wagte es nicht, die kleine Hand
mzunehmeih die ihm Karen ausstreckte,
7eine hohe Gestalt bewegte sich unbe
zilslich hin und her. Verlegen über die
Jllgemeine Aufmerksamkeit, deren Ge
genstand er war, eilte er mit langen, ,
hastigen Schritten durch das Zimmer
ruf Svend zu und rief: ,,Hauptmann,
;ch erwarte Deinen Befehlt Sollen
unsere Pferde gesattelt bleiben, oder
soll ich sie in den Etall fiihren?"
»Las; sie nur ansgeschirrt, Jb, Und
gib ihnen Futter. Wir ziehen heute
noch weiter.«
Jb ging. An der Thür wandte er
sich noch einmal um, verneigte sich tief
und schlug die Hecken gegen einander,
daß die Sporen klirrten. Dann ver
schwand er.
»Er nennt Euch Hauptmann?" fragte
Frau Elsebetli aam verwundert. »Wann
zrhieltet Ihr den Rang?"
»Als Se. Majestät geruhten, mich
so zu nennen.«
»Welche Verdienste berechtigten Euch
zu einer solchen Ehre?«
»Des sen entf inne ich mich nicht mehr,
gnädige Frau," erwiderte Svend
kächelnd, »vielleirht hat Se. Majestiit
ein besseres Gedächtniß."
»Es ist sehr fraglich, ob Se. Maje
stät das Recht hat, einen solchen Titel
Ihne Zustimmung des Adels zu ver
aeben.«
»Gniidige Frau," erwiderte Svend
ruhig, »es mag sein, daß der Adel in
diesem Lande vornehmer und mächtiger
ist, als der sinnig, ich vermag das nicht
zu sagen, eines aber weiß ich, der König
Ivris;, was er thut.«
» Zo, meint Ihri«
»Fa, denn der König sucht denjeni
gen zu belohnen, bon dem er Dienste
zu erwarten hat.«
»Das ist gut gesagt, Herr Haupt
mann !" entgegnete Need, der das Auf
treten des (-"s’sjongenhiiuptlingsfiir einen
Bürgerlichen gar nicht so übel fand.
»Aber weshalb wollt Ihr die Reise
sofort antreten? Meine gnädige Frau
Taute hoffte, daß Ihr den Nachmittag
bei uns verbringen wiirdet."
»Nein, laßt mich nur ziehen,« ant
wortete Zvend »Ich habe jetzt mehr
Begierde denn je, meine Aufgabe zu
lesen, mich der Gefahr entgegenzustel
len."«
»:)lber weshalb nun-« bat Karen.
»Weil ich mehr denn je das Bedürf
niß habe, mich in meinen eigenen
Augen zu heben, jetzt, nachdem man
mich so gedemiithigt hat.«
Frau Elsebeth schien im höchsten
Grade überrascht zu sein über diese
Antwort.
»Wie habt Ihr, Herr Hauptmann,
Euch nur durch meine Worte verletzt
fiihlen konnen".-"
»Das riihrt daher, gnädige Frau,
weil Ihr meine Denkungsart nach den
Begriffen beurtheilt, die Ihr Euch von
meinem Stande macht.«
»Ich bin weit davon entfernt gewe
sen, im Negentheih ich sann darüber
nach, welche Belohnung ich Euch könnte
zu theil werden lassen, wenn Ihr
gliicklich heimkehrt.«
icarens Blick suchte abermals Svend:
diesmal lächelte er ruhig, indem er ent
gegnete: »Damit wollen wir nicht
denken!"
»Und weshalb denn nicht, lieber
Herr stanvtmannW
" »Aus deui einfachen Grunde, weil
ein solcher « Dienst, wie Ihr ihn von
mir fordert, wohl angenommen, nicht
aber bezahlt werden kann."
»Bielleicht ist ed dennoch moglich,«
erwiderte cFrau Elsebeth mit zuversicht
lichem La« )eln. »Ich bin so glücklich,
Verbindungen bei Hofe zu haben, die
Euch einen noch hoheren Ran verschaf
fen konnen ale der, den Jhr ges sitzt. «
»Mein Verlaufer steht nicht nach
einem höheren Rang; was ich bin, ver
danke ich nur mir allein. Wenn ich
Euren Auftrag übernehme, so thue ich
es nicht um der Belohnung willen.«
»Aber einen Grund müßt Ihr doch
dazu haben ! «
»Ich thue es einzig und allein des
halb, weil ich weiß, dafz kein Anderer
das Wagestiick für Euch ausführen
würde. Lebt wohl, gnädige Frau!
Wenn wir und wiedersehen, bringe
ich Euch Euer Eigenthum zuriick."
»Ihr geht schon, Herr Hauptmann!
Wir müssen aber doch vorerst einen
gründlichen Plan zur Ausführung dieses
Wagestiickes machen !«
»lleberlas:t ed mir nur, den Plan zu
machen, denn ich bin ja doch derjenige,
der ihn ausführen soll," erwiderte
Soend. »Den-auf verstehe ich mich.
Der Krieg ist von stindesbeinen an
mein Handwerk gewesen. Zuerst habe
ieb mit Wölfen und Bären actätnvft