Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 12, 1895, Image 1

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    Grand Island
FAMILIE Mit MÆ
Jahrgang 15.
Grund JslaItIZicbraskm Freitag, den 12. April 1895.
Nummer 31.
Wochen-Rundschau i
Deutschland Das neue deutsche Pan
zersthiss, welches bisher mit dein Buch
staben »T« bezeichnet wurde, ist letzte
Woche vorn Stapel gelaufen und vom
Kaiser Wilhelm »Aegir« getauft worden.
In Baden Baden ist seht ein Verein
in der Bildung begriffen, der den Namen
Verein der deutschen Flotte führen wird.
Die Mitglieder dieses Vereins beabsich
tigen, Gelder sür die Vergrößerung der
Flotte zu sammeln. Jn ganz Deutsch
land und den deutschen Colonien sollen
Zweigvereine gebildet werden.
In Detrnold ist diese Woche der Land
tag des Fürstenthumd Lippe zusammen
getreten, urn die Frage der ifinfehung
einer Regentschaft zu erörtern. Die
Frage war lebhaft betäinpft worden, ehe
der Landtag sich schließlich oertagte.
Prefessor Behring, der Entdecker des
Steurers-, welches die Tiphtheritig heilen
soll, leidet on den ersten Anzeichen der
Schwindsucht. Er ist soeben aus Regun
ten zurückgekehrt und hat seine Professur
an der Universität Halle ausgegeben.
In einer Berliner Tiepesche an die
Timett heißt eg, daß der Kaiser von ei
nem Besuche in Kiel zurückgekehrt ist,
wo er, außer einer Berathnng rnit dem
Reichssekretär des Innern, Dr. von
Boetticher, und dein Ilottenminister,
Vizeadniiral Hollinann, über das Pia
gramni für die auf den sto. Juni anbe
raumte isrösfnung des Nordostser-Ca
nole, persönlich die Vorbereitungen für
den Empfang der bei der Eröffnung zu
erwartenden Zuschauermengen in Augen
schein genommen hat. Der Kaiser schlug
mehrere Verbesserungen vor, so z. .
drang er aus Vergrößerung der Tribu
nen und Papillions sür die Zuschauer
Er bemerkte wiederholt, daß er wünsche,
die Eröffnung solle ein Vottgfest in des
Wortes ninfassendfter Bedeutung sein,
besonders für die raste Volksniasse,
welcher die ausgiebithe Gelegenheit ge
geden werden solle, ififrischnngen zu er
angen. Diese ganz außergewöhnliche
Rucksichtgnahrne auf das Volk rvird dein
Kaiser hoch angerechnet.
Nachdem die Anteichen des nabenden
Frühlings sich eingestellt haben, werden
auch die Arbeiten sür die Berliner Ge
werbe-Augstellnng list-is auf der ganzen
Linie in vollem llmfange wieder auf
genommen. Tie Gebäude, deren
größtes einen Flächenrauin oon thqu
Quadratnietern bedeckt, werden ang
fchließlich oon Eisen und Glas aufge
führt. Tie Baumeister Griesebach,
Bruno Schmih und Hofsaaer haben die
non der Baukoniinifsion ihnen gestellten
Aufgaben zur Anfertigung der Grund
risfe auf’a glöiizendste gelöst; Baiinieister
Hoff-usw der erste Architekt der deutschen
Abtheilung auf der Chicago’er Welt
auastellung, hat sich hierbei ganz be
sonders hervor-gethan
Das Hauptgebaude auf dem an den
Ufern der Spru, da wo der Fluß sich
zu einem See erweitert, schön gelegenen
Ansstellungdplah wird mit der Vorder
faeade nach dein großen Spielplah zu
stehen kommen. Nahe der Spree, un
mittelbar hinter dein stödtischen Stein
stätteplah, soll ein besonderes Gebäude
für Chemie, Photographie, Optik,
Mechanik und oerwandte Gewerbe er
richtet werden, mit iehterem ini Zu
sammenhang ein Hörsaal und ein großes
Laboratorium. Unmittelbar an der
Spree wird in vortrefflicher Lage die
deutsche FischereiMussteUung ihren Platz
erhalten und urn diese herum die
Wohnungen der deutschen Rolonien (iii
diesen als gesonderte deutsche Koloniah
Abtheilung die Erzeugnisse der Kolonien
und diejenigen, welche unsere Koloiiien
von uns beziehen). An die deutsche
Fischerei-Abtheilung wird Alleg, was
zum Wassersport gehört, angeschlossen
werden: der Angel-, der Ruder-, dkk
Segelsport. Uin den Gartenbau glänzend
zur Erscheinung zu bringen, hat die
Beackeriing und Bepslanzung bedeutender
Flächen bereits im vorigen Jahre be
dnnen. Für die landwirthschaftlichen
ewerbe liegen sehe nnifafsende
Meldungen vor, so daß auch dieser
wichtige Erwerbszweig imponirend ver
treten sein wird.
Der Erport aus deni Deutschen Reich
nach den Ver. Staaten hat ini Laufe dea
mit den 31. März zu Ende gegangenen
ersten Quaitalg des laufenden Jahres
in ganz ungewöhnlichem Maße zuge
nommen. Die hauptsächlichsten Artikel,
bei denen die erfreuliche Zunahme der
susfuhr in erster Linie u tonstatiren ist,
sind: Chemikalien, leider, Pllisch,
Sammet, Seide, GlaswaaremStruinpfs
und Wirtwaaren, Seinen, Leim-i, Illust
licher Dinges-, Wolle und Zucker. Das
Vertrauen in die günstige Lage und in
die Stabilität des amerikanische-i
ndelsgessfti scheint siedet-gekehrt zu
ein« Ins giek des Verliner General
iiitetasfae sich der Eva-i fast see
idreisacht und in demjenigen des Getre
ralkonsultates zu Frankfurt a. M. ver
Jdoppelt. Die Einsuhr während des
Iersten Quartals 1895 zeigt dagegen eine,
wenn auch nur geringe Abnahmr.
Die Verlobung eines Fräulein Lewig,
einer reichen jungen Dame aus New
York, mit denr Prinzen Karl zu Jtem
darg- Birstein, Lieutenant am 1.()öroß
herzoglich hessischen Dragoner- Regiineut
(Garde- Dragoner) No. 23, ist jetzt
öffentlich angezeigt worden. Das junge
Vrautpaar lernte sieh bei den Wettrenmu
in der Nähe vanBerlin kennen und lieben
Prinz Karl ist ein jüngerer Bruder des
Erbprinzen Leopold zu Jsenburg- Bir
flein, welcher sich irn Jahre 1891 mit
Fräulein Pullmann verlobt haben sollte.
Tag bleibende Moment in der Flucht
der politischen Erscheinungen ist der Necke
vom Sachsenwald. Der Enthusiasmus,
welcher ihm entgegengetragen worden ist
und noch entgegengetrageu wird, gilt auch
der Erinnerung an die Zeit zielbewußten
Handelns einer zielbewußten Persönlich
keit. Der Größe des Altkanzlers ist
wohl lauin ein Blatt so gerecht gewor-;
den« als der »Schwäbische Merkur«, das
er ihn niit Washington verglich. I
Manch ein rerniger Ausspruch des
greifen Geburtstagskindeg, so manche
Einzelheit, welche anfänglich in dems
Ganzen und Großen der gewaltigen!
Festdegehung verloren gegangen ist, wird!
nachträglich erzählt und besprochen. So;
äußerte sich eine Dame in der BismarckH
’schen Gesellschaft, als die Studenten;
dem Fürsten ihren stürmischen Gruß dar-I
brachten, daß dieser Lärm beinahe zuviel;
wäre für gewöhnliche Nerven· Bisinarch
antwortete darauf, daß dieses Mismeni
noch idyllische Ruhe bedeute gegen die
Stürme, die ihn als aktiven Staatsmann
und Minister umdraust hätten, und daß
er nur jedem seht aktiven Minister wün-»
sche, daß auch er einmalin seinem Ruhe
stand derartig umllirnit würde
. Auch der Humor hat ver Feier nicht
gesehli. Ein Gratulationobrief, welcher
nur die Adresse: »An ihn-« trug, kam
richtig an. Aus Hörde, Westvhalen,
hatten »drei Mittellofe« auf einer Post
karte gratulirt. Die armen Schlucker
wollten auch gern auf das Wohl des
Altkanzleta ein Glas leeren, es ging ih
nen aber wie dein Manne, dessen baaresz
Geld iin Lamm zu Ninive d’raufgegan
gen war. So erhoben sie denn 150
Pfennige für die Zeche denn Altkanzler
per Nachnahme, zugleich unt EntschuldH
gung für »diese »Kühnheit« bittend.«
Fürst Bismarrk bezahlte denn auch, jai
noch mehr, er schrieb als Antwort aufs
eine Postkarte: »Prosit!« »
Spanien. Der Flotte-i-Miniiter,!
Admiral Bei-ander, stellte in der;
Deputirtenkammer in seiner Erim-s
derung auf die Frage, ob ders
Vesehldhaber des Kriegsschisseg Condej
de Venadito, der auf der Höhe von lkapj
Masi in Kuba auf den amerikanischem
Dampfer Allianea geseuert, kriegsge-’
richtlich prozessirt nnd tassirt worden sei,J
letzteres in Abrede. Er sagte, der be
fehligende Ossizier deS Cvnde de Bena
oito sei zur Zeit des Verfalle-Z zwischen
deni spanischen Kriegsschiff und der Al
lianea in Cadiz gewesen und thatsächlich
habe der Erste Ofsizier des Conde de
Venadito dieses Schiff befehligt
China und Japan. Bei den Besen-»
dores Inseln sind vierzig japanische
Transportschisfe vor Anker gegangen. H
Einem Gerüchte nach ist ein Angriff aufs
Canton geplant. Jm Cantonflusse sind:
zur Vertheidigung der Stadt Torpedos
versenkt worden. ' " i
Auf dringendes Verlangen des Prin-;
gen Lung, hat der Kaiser von China ein
liiditt erlassen, welches in allen Heeren
verbreitet werden soll, wonach von seht
an Ossiziere, welche eine Schlacht ver
lieren, nicht mehr niit dein Tode bestraft
werden sollen, sondern ihnen Gelegen
heit geboten werden soll, sich die Nunst
des Kaisers wieder zu erwerben. Daß
sie aber, wenn eg bewiesen wird, daß sie
beini Rückzuge das Land oerrviisten,
durch welches der Rückzug stattsindet,
und die Bevölkerung mißhandeln, mit
ihrem Kopfe dasür zn büßen haben.
Print sung hat ein Denkschreiben nn
terbreitet, worin das iiber China gekom
mene Unglück den Fehl-m der eigenen
Regierung, und deren Thorheit, den
Fortschritt anderer Völker nicht beobach
tet zu haben, zugeschrieben wird.
Aus glanbwiirdiger Quelle oerlautet,
daß Japan nachstehende Friedensb»
dingungen gestellt hat. Unabhängigkeit
Korea’s, Abtretung der südlichen Mand
lchnrei einschließlich Port Arthur’i; Ab
tretung der Insel Formosa, Erössnung
der chinesischen Hasen und Flüsse süc
den Handel, Zahlung einer Krieggenn
schädigung von 400,000,000 Yen und
die Vesehung einer Anzahl strategisch
wichtiger Punkte bis zur Abzahlung der
Irl Ischuld.
D e London »Amt« tagt in einem
Leimtlkel ttber den elngeteossenen Be
richt betreffs Japan’s Forderungen, sie
sinde es ganz gerechtfertigt, daß Japan
diese Bedingungen stelle; sie fügt noch
hinzu, daß England gegen die Besetzung
der Halbinsel Liao Tung keinen Ein
spruch erbeben könne.
Die »Dain News« sagt, sie glaube,
daß die enropäifchen Mächte mit den
Vorschlägen einverstanden sein würden.
I I
ts
Washington, D. C. Der hiesige Vot
schaster, Sir Julian Pauncesorte, hat
dem Staatsdepartenient die Abschrift
eines von dem Westindia Comite von
London ausgegeben Circulars über die
Zuckerproduktion zugestellt, verwahrt sich
aber von vornherein gegen die Annahme,
als stimme seine Regierung mit den An
sichten des Comites überein. Das
Schreiben verweist auf die Thatsache,
daß die Zuckerindustrie, sowohl die des
Rüben- als des Rohrzuekirs, eine über
ausz ernste Krisis durchmache, und er
giebt der Hoffnung Ausdruck, daß die
verschiedenen Regierungen vermeiden
Lmöchten, Schritte zu thun, durch welche
.die Krisis noch verstärkt anstatt gemildert
würde. Jn dem Schreiben wird darge
than, daß, während die Produktion jähr-»
ilich um eine Million Tonnen euninitrit,!
Ider Verbrauch sich nur um 250,0()0 Ton-’
nen per Jahr steigert. Die naturgemäße»
Folge hiervon sei, daß die Preise herun-;
stergtngeiy und als Ursache dieser Erschei-!
snnng wird das Prämiensystem angegeq
iben. Das Schreiben räth deshalb zur;
völligen Abschassung des Prämiensystems ;
und zur Hebung des Verbrauchs durchJ
Herabsetzung der Zuckerzölle. Dieselben ;
seien in Europa übermäßig hoch und hin-J
derten die Bevölkerung im Großen und’
Ganzen an dem Verbrauch von Zucker. ;
Washington, D. C. Die Berichtei
über die Einkommensteuer übertreffen
die Erwartungen der Beamten. Eine
günstige Thatsache ist, daß die Steuer
zahler den Collektoren keine Schwierig
teiten in den Weg legen, und daß die
isintreibung der Steuer einen unerwar
tet guten Verlauf nimmt. Es wird an
genommen, daß bis zum l. Juni, dem
Ende des Rechnungsjahres, wenigstens
Z20,000,000 an Einkommensteuer ein
gehen werden, nnd die Beamten zweifeln
inicht daran, daß das Obergericht sämmt
liche wichtige Bestimmungen des Ne
setzeg, wenn nicht dae ganze Gesen, als
rechtggiiltig anerkennen wird.
Das Oberbundesgericht hat die Ent
scheidung abgegeben, daß das Ein
koiiimensteuergefeh, soweit dasselbe die
lBesteuerung der Einkünfte ans Ver
tniethung und Verpachtung von Grund
eigenthum und die Besteuerung von
Stadt-Counth:und Staatsschuldscheinen
betrifft, verfassungs-widrig ist.
Bezüglich der übrigen Bestimmungen
des Gesetzes herrschte Stimmengleichheit,
und da die Entscheidung der unteren
Gerichtåbehörde das Einkommensteuer
geseh für verfassungsmäßig erklärte, so
behält dasselbe mit Ausnahme der oben
erwähnten Bestimmungen seine Gültig
keit.
4«Ie Beamten deg dchatzanitesz sind
durchaus nicht erbaut von der Unt
scheidung des Oberbundeggerichtcs be
treffs der Frage der Einkonnnensteuer,
und während sie zugeben, keine zuver
lässigen Data zu besitzen, auf Nrund
deren sie einen genauen Voranschlag
herstellen können, so geben sie doch der
Ansicht Ausdruck, daß das Ziteinergcbniß
der Entscheidung einen Verlust von
wenigstens 50 Prozent iu den ifinkiinften
und den tsinnbnren bilden wird. In
Einanchen Städten wird der Verlust viel
Jgrößer sein, besonders hier in Washing
»ton, wo man einen Verlust von Js
IProzent erwartet. Die Bundes
bauptstabt ist übrigens ganz vorzugs
weise eine Stadt, in der das Miethen
und Vermiethen eine Rolle spielt. Tag
»Verhäitniß von Miethshäusern in
anderen Stadien des Landes ist ebenfalls
sehr bedeutend. Jn 1890 betrug die
Zahlder verntietheten Häuser in dirs
Stadt New York fast i« Prozent der
Gesammtheit; in Boston war das Ver
hältnißsl Prozent; in Brooklnn 81;»
in iiineinnati no; in Jersey City Hi
Prozent. Jn den übrigen großen
Städten betragen die Prozentsatze
weniger und gingen in Rochester aui
56 herunter. In der Stadt New York
gab es 292,956 gemietbete Häuser; in
Philadelphia 147,808; in Chicago
156,506; in Brooklyn l20,040. Die
Gesammtzahl der gemietheten häuser in
den Ber. Staaten betrug iin Jahre
18901,120.487, welche Zahl sich in
den letzten fünf Jahren unzweifelhaft
wesentlich vergrößert haben muß.
Hennessey, Oklahoma. Ein Per
sonenzug der Nock Island-Bahn wurde
unweit der kleinen Station Dei-er non
fünf berittenen Räubern überfallen.
sneider Banditen bestiegen die Loko
nietive, als der Train von Dover ab
tny nnd befabien dein Lokomotivführer
« « sent heiser Halt, zn stehen« in
dem sie beiden Revolver vorhielten und
sie mit dem Tode bedrohten. Der Loko
motivführer fuhr in feiner Aufregung
noch eine Viertelmeile weit und hätte
dies fast mit dem Tode gebüßt, indem
einer der Räuber auf ihn schoß. Die
Kuge! ging jedoch fehl und flog durch
das Fenster des »Cab«.
Der Konduiteur Mark, welcher den
Schuß nicht gehört hatte, kam nach der
Lokoinotioe, um zu sehen, aus welchem
Grunde der Zug still hielt Die Räuber
zwangen ihn init vorgehaltenemRevolver,
die Lokomotive zu besteigen, worauf sie
ihn deraubten. Dann forderten die
fünf Banditen zusammen den Gepack
meister auf, die Thüre seines Wagens
zu öffnen, der Beamte weigerte sich
zjedoeh, worauf die Räuber die Thüre
einschlagen, nachdem sie ein Dutzend
Kugeln in das Innere gefeuert und den
Beamten am Handgelenk verwundet
hatten.
Ein Versuch der Räuber, den Kassen
fchrank aufzufprengen, schlug fehl. Jni
Gepäckwagen fanden sie nichts-, das deg
Mitnehtneng werth war, nnd sie statteten
daher den Passagieren einen unwill
konuueuen Besuch ab. Jm Rauchwngen
und dein anfchließenden Personenwagen
erbeuteten die Banditen gegen LIZW
Baargeld, eine Menge Uhren und Ringe
und sechs geladene Revolver. Die«
Passagiere im Schlafwagen wurden nicht«
bebelligt. Auf schnellen Rossen spreng
ten die Banditen in westlicher Richtung
davon und überschritten den Citnaron
Rioer. Sie konnten nicht mit Ve
stimmtbeit agnoseirt werden, doch glaubt
man, daß es die unter der Leitung des
berüchtigten Defperados Dick Yeager
bestehende Bande war. Dieser hat sein
»Hauptquartier« in Cheyenne County.
Sheriff Burchet von Kingsfisher und
Bundesmarschall Madfon von El Reno,
welche von dem Vorfall rasch in Kennt
nis gesetzt wurden, eilten mit einer
«Schaar Bewaffneter zu Pferde, bestehend
Haus Hülfgbimdesmarichällem Detektives
. u..,’)l den Banditen nach, um diese,
libenn möglich, dingfest zu machen.
» Hennefiy- Okla. Von den Bahmäu
bern von Tsover iind drei noch nicht ding
feit gemacht worden. Von einem dersel
ben glaubt man jedoch, daß er den Wun
den erlegen ist, die er in dem Treffen mit
Bundesmarschällen am Donnerstag da
vongetragen hat, und daß die Leiche deg
selben durch feine Kameraden irgendwo
versteckt worden ist«
Freitag Abend ist der Nest der Bande
aus dem Gehölz, ivo sie von einer An
zahl Hülfsmarichällen umstellt war, ent
wichen. Tie Teiperadog drangen bald
nachher in die Behanfung des Bootistem
predigers Godiien und verlangten dort
ein Abendefsen. Nachdem sie dieses er
halten, beraubten sie den Prediger um
sein Geld nnd feine Wertbsachern Ziveis
derselben beitiegen die besten Pferde desi
Predigers und rnteu mit denselben da
von. Godfren schwang sich auf ein an
deres Pferd nnd verfolgte die Raubge
sellen. Am nächsten Morgen fand man
die Leiche des Predigers an einer fünf
Meilen von seiner Wohnung gelegenen
Stelle; sie tin von zahlreichen Kugeln
durchbohrt. Modfrey hinterläßt eine!
Frau und mehrere Kinder.
Tie Farmer der Umgegend haben eine
bewaffnete Macht von hundert Mann
organisirt und gemeinsam mit den Hülfe
niarfchällen die Verfolgung der Räuber
nnd Mörder angetreten. Diese haben
sich in’s Gloßdsiebirge geflüchtet, wo sich
gute Verstecke in Menge finden. Wenn
man der Wegelagerer habhaft wird, wer
den sie ohne Zweifel sofort anfgeknüpft
werden.
Oklahoma City, Ot. Hart-n St.
Joha, Sohn des Erdnouoerneuro St
John von Kansas und Mitglied der leh
ten Gesetzgebung von Ltiahonia, er
schoß in feiner zwei Meilen westlich von
hier gelegenen Wohnung seine Fran.
Er war in Besitz eines an die Frau
adressirten Briefes gelangt und hatte
seine Frau aufgefordert, ihm den Na
men des Abfenderg zu nennen. Er
fuhr nach feiner Wohnung hinaus, er
griff ein Gewehr und zeigte seiner Frau
den Brief, indem er ihr drohte, sie er
schießen zu wollen, wenn sie ihm den
Namen des Schreibers nicht mittheilte.
Die Frau weigerte sich dessen. Plötzlich
sank die Frau von einem Schuß in die
Brust getroffen zu Boden und gab, «
ohne ein Wort zu sagen, ihren Geist
ani. St. John behauptet, das Gewehr
sei zufällig losgegangen.
Die Verstorbene hieß mit ihrem Mäd
chennamen May Felbon. Jhr Vater-,
Willard Felbon, war früher Countyrich
ter von Saguache County, Colorado,
und später Direktor des Staatözuchn
hauses von Colorado. Sie hinterläat
zwei kleine Kinder. Die Frau war et
wa 28, ihr Mann ist 35 Jahre alt. St.
John ist ein Advokat oan Profefsion
und Pat seit 1889 in Oklahoma gelebt.
Er it verhaftet und weigert sich, irgend
« lche »aus den traurige-r Vorfall bezug
Ä
liche Angaben zu machen. Die Ver
storbene war St· John’s zweite Frau·
Seine erste Frau, die jetzt in Illinois
lebt, hatte sich im Jahre 1887 von ihm
scheiden lassen, weil er angeblich dem
Trunk ergeben war.
New Orleans, La. Ein entsetzlicher
Vorfall bei welchem 14 Personen ihren
Tod fanden, hat sich am »FrenchMarket«,
wo besonders viele Fischer verkehren,
;abgespielt. Eine furchtbare Pulver
serplosion verursachte den Einsturz zweier
«Gebäude und die Hausbewohner wurden
unter Trümmern begraben. Jn den
Ruinen brach Feuer aus, und gierige
Flammen vollendeten das Vernichtungs
wert.
Das Unglück ereignete sich gegen 2
Uhr Morgens. Jn dem Gebäude,
Ecke Decatur und Ursuline Str., in
welchem der Jtaliener Charles Salathe
eine Grocery betrieb, explodirten die im
Laden aufbewahrten Pulvervor1«äthe.
Mit betäubendem Krach flog die Spreng
masse auf, das ganze Gebäude sowie das
angrenzende Haus-, in welchem sich Emil
Boulet’6 SchanklokaL die »Fishermen’s
Erchange«, befand, wurden zerschmettert,
und die Bewohner unter den Rutnen
begraben
Die meisten der Verunglückten erlitten
wohl aus der Stelle den Tod, den
Anderen bereitete ein in den Ruinen
ansgebrochenes Feuer ein qualvollcs
Ende. Jn dem Schanklokale besanden
sich zur Zeit der Erplosion sechs Per
sonen, die das Schicksal der unglücklichen
Hansbewohner theilten.
Die Feuerwehr eilte schnell zur Stelle
nnd begann das Rettungswert Zunächst
mußten die Flammen bewältigt werden,
und mehrere kostbare Stunden vergingen,
ehe man die Wegräumung der Trümmer
und die Aufsuchung der Verunglückten
beginnen konnte.
Matt wußte, daß die Familie dess
Grocers Salathe, bestehend aus fünf
!Personen, sowie vier Geschäftsbedienstete
in den brandgeschwärzten Ruinen be
graben lagen. Während die Lbschtnann
«schaften an der Arbeit waren, sah manl
unter den von den Flammen noch nicht
erreichten Trümmern die Gestalt eines
kleinen Mädchens. Das Kind arbeitete
sich aus den Ruinen hervor-, uttd schnell
waren Retter bei der Hand, die es in
Sicherheit brachten. Wunderbarer
Weise hatte das Mädchen, die fünf
jährige Lillie Justine Salathe, keine
ernstlichen Verletzungen erlitten. Unter
starkem Balkenwerk hatte das Kind vor
den nachstürtzenden Trümmern Schutz
gesunden. Das Schlafzimtner der
Familie des Grocers befand sich über
dem Laden, in welchem die Erplosion
stattfand, und er sowohl wie seine Frau
erlitten wohl aus der Stelle den Tod.
Jhre oerstiimmelten Leichen wurden aug
den Trümmern hervorgezogen. Auch
ein vierzehn Monate altes Kind des
tihepaars befindet sich unter den Todten.
Ein anderes Rind, Eduard Salathe, 4
Jahre alt, trug Verletzungen davon.
Tier Besitzer der angrenzenden Schaut
wirthschaft, die ebenfalls cinstürzte,
kam mit dem Leben davon, dagegen
wurden der Schankwärter Felix- Rigaud
und sechs Gäste unter Trümmern ver
schüttet. Tie Leiche Nigaitd’å wurde
bald gesunden; sie bot einen schrecklichen
Anblick. Bald nachher stieß man aus
die Leiche von Jatnes (7.dwards, der an
einem Marttstande, wo Fische verkauft
wurden, angestellt war.
Erzbischof Janssens und mehrere
andere Geistliche eilten auf die Unglücks
stätte und bemühten sich, die Angehörigen
und Verwandten zu trösten, die weinend
und händeringend um Rettung der Ver
unglückten slehten.
Dic Ursache der Etplasion ist noch
nicht ermittelt. Benachbarte Einwohner
sind bcr Ansicht, daß ein teuflisches Ver
brechen varliegt· Ein Attentat auf das
Leben des Schanlwitthes Boulet seivoin
italienischen Neheimbunde ,,Mafia« ge
plant worden, weil Boulet vor zwei Jah
ren in seinem Lokale ans Nothwehr einen
Jtaliener niedergeschossen hatte. Der
Letztere war ein wohlbabender Mann ge
wesen, Aristide Balegtraei mit Namen,
der in der Nachbarschaft ebenfalls eine
eine Wirthschaft betrieben hatte und auch
Eigenthümer eines Marktstandes gewesen
war. Er und Boulct waren zu einer
Zeit sehr gute Freunde, iiberwarfen sich
aben wegen einer geschäftlichen Angele
genheit. Balestraci griff iin Streit
Boulct mit einem Stockdegen an und
wurde von Boulet niedergeschossen. Das
Gericht sprach den letzteren jedoch frei.
Tic Polizei ist übrigens der Ansicht, daß
die Pulvererplosion durch Zufall verur
sacht wurde.
Boulet kam, wie erwähnt, bei der Pul
vererplosion mit dein Leben davon. Er
wurde zwar verschüttet, erlitt aber keine
ernstlichen Verletzungen und war im
Stande, sein schreckliches Erlebniß
eingehend zu erzählen. Jn seiner
Nähe, unmittelzar nach der Katastrophe
und ebenfalls unter Trümmern begra
ben, befand sich einer seiner Gäste, Wil
liam Marse, welcher ebenfalls gerettet
wurde.
Pittciburg, Pa. Die Verhandlungen
bezüglich Bildung des Spiegelglas
Trusts, welcher das Spiegelglasgeschäst -
der ganzen Ver. Staaten kontrolliren
wird, wurden zu Creighton, dem durch
seine lebhaste Glas-Industrie bekannten
Nachbarstädtchen Pittsburgs, zum Ab
schluß gebracht. Durch das neue Ar
rangement sind zahlreiche Fabriken an
die ,,PittsburgPlate Glas Co. « verkauft
worden.
Jn der Versammlung der Aktionäre
wurde der Beschluß der Direktoren, das
Aktientapital von 3275,000 aus 810,
000,000 zu erhöhen und Bands im Be
trage von 82,500,000 auszugeben, rati
sizirt. Jn der Verwaltung werden eini
ge Veränderungen vorgenommen werden,
doch wird Herr Edward Ford Präsident
bleiben. Sämmtliche Gesellschaften,
welche an die »Piitsburg Plate
Glas Co.« ausvertaust haben, werden
in der Gesellschaft unter der neuen Ver
waltung vertreten sein.
Cleveland, O. Dr. A. P. Ohlma
cher, der bekannte Batteriologe, wurde
um seine Ansicht über den in Brooklyn,
N. Y., vorgekommenen Tod eines Mäd
cheng gefragt, das, kurz nachdem es
eine Antitorin-Einspritzung erhalten,
unter schrecklichen Krämpfen gestorben
war· »Das Vortomrnniß,« sagte der
Arzt, »bestätigt nur meine schon häufig
aufgestellte Behauptung, daß Antitorin
niemals ein Hangmittel sein darf. Jrh
erhielt vor einigen Tagen eine Probe
Antitorin aus New York, das voll von
tödtlichen Baeillen war. Damit Ein
spritzungen vornehmen, hieße die Pa
tienten dem sicheren Tode weihen. Das
Antitorin, das dem Kinde in New York
eingespritzt wurde, war sicherlich von der
selben Sorte, wie es in den Apotheken
verkauft wird.
Das Serum geht so leicht in Verwe
sung über, daß es einzig und allein in
frischem Zustande angewendet werden
darf, anderenfalls muß es unbedingt
verderbenbringend wirken. Jn Paris
setzt man dem zum Einsprihen bestimm
ten Antitorin Kampfer zu, jedoch ohne
daß dadurch die Zersetzung vermieden
werden könnte.«
Jm ,,Sumniit County Childrens
Home« in Akron ist Diphtheritis ausge
brochen und Dr. Ohlmacher hat am
Samstag fünf erkrankten Kindern Ein
spritzungen gegeben; außerdem hat er
sämmtliche andere Kinder in dein Justi
tute, sowie die Lehrer, zusammen 75
Personen, mit dem Serum behandelt.
Jni Ganzen wurden 250 K·ubik-Cetiti
meter des Antitorins benutzt. Von den
kranken lKindern ist eines gestorben, doch
lag dasselbe bereits im Sterben, als das
Mittel angewandt wurde-. Die übrigen-.- s
Kinder sind, wie der Arzt heute sagte,
auf dem Wege der Besserung- Dr. Ohl
macher hält den Fall in dem Kinderheim
für den wichtigsten, der sich noch je im
Westen für Prüfung des neuen Heilmit
tels gefunden hat. Eine Anzahl Aerzte
hat sich entschlossen, an Ort und Stelle
genaue Studien anzustellen.
New York. Dreihundert Acker Land
nördlich von Long Island City werden
jetzt gepflügt und gedüngt, da sie zum
Besten der Armen New York-Z alo Kar
tosfelfarmen hergerichtet werden. 3500
städtische leerstehende Baustellexk werden
ebenfalls für landwirthschaftliche Zwecke
zugerichtet werden. Tie oben erwähnte
Bodensläche auf Long Island ist Eigen
thum des Pianofabrikanten Williain
Steinway. Es sind bereits zahlreiche
Meldungen unt Farinen etngelaufen.
Jeder Gesuchsteller muß Empfehlungen
von einein Bürger oder einer Gesellschaft
bringen, welche vom leitenden Comite
werden geprüft werden. Wenn die Em
pfehlungen zufriedenstellend gefunden
werden, so erhält der Einfender dersel
ben vom Sektetär W. H. Toltnan eine
Karte an den Superintendenten W.
Kfaljard, der das Weitere veranlaßt.
Der Superintendent hat eine Ofsice in «
Long Island City eingerichtet.
Merkilh Wiss-. Während Frau John
lsotey in ihrer Küche mit dem Kvchen von
Pech beschäftigt war, gerieth die in dem
Topf befindliche Masse plötzlich in Brand,
die Kleider der Frau fingen Feuer und
sie und dreijähriges Kind, welches sie
auf dem Arme hatte, erlitten so schreck
liche Brandwunden, daß die Unglücklichen
nach kurzer Zeit denselben erlagen.
(5arson, Nevada. Superintendent
Masvn von der New Yorker »Assay
Office« hat in der Untersuchung de
großen Betrügereien, welche in der hie
sigen Bundegmünze verübt worden sind,
gute Fortschritte gemacht und eines der
Mantos in Höhe von 89000 mit allen
Detail-s eruirt. Die frechfte der Be
(dellkhung auf Seite 10.)
Dr. Priee’- Cream Baking Post-den
Achse seW W