Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 01, 1895, Page 5, Image 5

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    Ga·12wn-Sämereien
-——ist bei-—
HE NKE 84 CO. "
MNnr guter, frischer, in Nebraska gezogener Samen nnd
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Jeder weiß, daß er bei Einkauf von losem Samen viel mehr erhält,
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HSHIKS Fr- co.
Spezial - Prämie !
Das Leben des
Fürsten Bismarek.
Eine Geschichte der Wiedergeburt der deut
schen Ratton Von
PAUL HSKMAlIlI.
Inhalt.
ØMIII Vlisskckezcklöttthstt l. Jngendlein TI. Pnilanientauicljc !-i«l,niahlc. :t.
1831—1N62.
sitt dee Uedmehsedee Meisterin-te die zinn cis-get Frieden. l. sci- Verzinsung-)
bonflttL L. sDie .I«entiche ,ftnge.« :t. Tet« däniiche Mien.
VII- ltetsd seen-« celteeeetch bis ztnu Ase-deutl- dee dentlchsteainötlichen let-lenke I. Tu
Bkn mit L«elterkeich. 2. su- sxselnde int sltiiltisik :l. zllapoleono ,..Ilt-ntmlilat"
nnd Italien. -t. Sadonm nnd die Folgen k-. Fee Jlokddcnlntks Wund
Dkks s fischt stieg l. Tie Hohenlollernssche lCandtdntnis :·' Wmnmet nnd
Frau eei . ll. Gründung des Deutschen Reichesz.
Destichlasks ennpitige Inststelltnts ttttd stets-eck- Iktedeuedalitit. l- ? «- nannin
iche Repudlit . ’Tetttlchlaiid"e Etlindnissc
Dies-Im Cessltsssdesjestijes Melus. l· minim- nnd Papil. tx, Atem- Nah-ist«
altesionllttlr. J. Die lotiale Frage.
Its Ie- Tise Isifef Insel-J I. l. Neue Hist-nn- «’x-i-iedt-itl)s:n-n!i.
Das Buch enthält MS anl elegantes-n Papier gedenkt-(- Letao Heilm, in voll illn
stritt« niit Bis-teilend Poet-att, nach Vetnbcich. nto Titelblatt versehen nnd ritmlt jede
Alsdann-h der den ,?ltizeiger nnd Herold« ani ein Jahr im Wotan-I bezahlt, dnss Glich
gegen Nachte- lnng von 25 lkentck Sonstigee listig Ott.75.
Ueber istnnkckfind schon unliihtiche Michel- lind seltojchiiten geil-blieben, nnscrch
Wissens jedoch ist bis jetzt noch von teinein T entlch Amerika-let ein chtustesz Wert til-et
diesen bedeutenden Staate-nimm veröffentlicht worden. Hier bietet lich nnn drin Leier dil
Gelegenbeit, ein Wert nnd dek Feder eines der denen dentlch amerikanische-c Journaliiten
kennen tu lernen, nnd braucht sonnt nicht zn fürchtet-, selnnelchetlmitk esciiclite ans dem
Leben Bienmrcktt tn lesen, sondern malzkheimgenniji die- gmilen Thaten nnd auch Fehler
dieses Staatsrat-lutes kennen tu lernen
Untee dein Namen P a til H e r in n n n verbirgt lich der bekannte Jlmnnnlifl slk a n l
Haedicke, nnd glauben wie. dass dessen Name knr Nentige eine Wamnne m, dem dieses
Wert den betten an die Seite genellt weiden kann.
Das
Deutsch Amerifanische
Kochbuch.
Ein neue-Z Kochbnch, welches be
sonders für den Gebrauch der deutsch
Ameritaner bearbeitet ift, welches aiit «
Arten Kochkiinste enthält,
Deutsch nnd Ameritanifch.
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Mebitameutr. 388 Seiten sj bei 6.
Illustriert, — Dauerbaft eingebunden
7 : in waschbaretn grünen Oeituch
Mit Preis sub
Dieses Kardinal geben mir frei Jedem,
der nng einen neuen Abonnenten für den »Anzeiger nnd Herold« einicndct (aui
ein Jahr itn Bot-aus bezahlt). Ebenso erhält jetek Abonnent, der auf ein Jahr
im Voraus bezahlt nnd 25 Ceute ertra, das stochbuch als Prämie- Bon Aus
wäets müssen 12 Teati extra für Pol-to beigefügt werden. Macht Euch diese Ge
legenheit zu Nasen.
Der Gjängknhäuptling.
historischer sit-san von Carit Etlar.
(Fortsetznng.) l
«Dreihundert stieichsthaler — man
nicht«-» fragte der Alte mit forschen
dem Blick. Ter Hauptmann lächelte
und erwiderte :
,,Vielleiclit ein wenig nicht-, viel
leicht auch nicht gan; so viel. Ich halte
mich an dir-J, was mir gesagt wurde,
ich habe das Neid ja nicht gezahlt."
»Natürlich biu ich unt dabei,« sagte
Meter beruhigt. ,,s.-af;t uns gehen.«
»Ich deute, es tuinse gut, wenn wir
einige Soldaten nutnelnuen," meinte
Man1)einter.
»Wegeu zweier Mättner7» entgeg
nete Nieler achselzuelend
»Bei-laßt Euch daran nicht. Der
Deine ist zu schlau und listig, vielleicht
setzt er nur so ein unschuldiges Gesicht
auf. Wir treffen vielleicht mehr als
zwei Leute. Jedenfalls iniisfen wir
ihnen alle Ausgiinge aus der Kirche
versperren; wir wissen ja nicht, wel
chen Weg sie nehmen. Mein Plan
geht deswegen dahin, daß wir in das
Quartier der Soldaten gehen undje
vier Mann aus unserer Kompagnie
wählen, alles diene, auf die wir uns
verlassen können«
»Nun ja, die find bald gefunden-«
,.Je zwei von ihnen nehmen eine
Laterne mit, die sie unter dem Mantel
tragen, damit wir, falls es nöthig sein
sollte, in dci dunklen Nacht Licht
haben« »
A» « - - »
»wir-F stumme Yuctcc ver, »Ihr
habt einen vollständigen Plan gemacht.
—Weiterl"
»Wenn ich mich da recht erinnere,
) find da drei Ausgange ans der Kirche«
»Wir stellen einen Posten vor jeden
I und befehlen, daß ein Zeichen mit der
f Laterne gegeben wird, sobald die Thiir
jsich von innen öffnet. Ihr, Haupt
intanm stritt Euch mit vier Männern
ivor die itirche, bereit, demjenigen zu
Hilfe zu eilen, der das Zeichen gibt.
! Ich dagegen begebe mich in die Kirche«
; Hat dieser Plan Euren Beifalls-«
z »Ja, ich habe nur das daran auszu
J setzen, das; Jhr ntir den leichtesten
T Theil zuertheilt. Zum Teufel auch, es
List doch eine gar zu leichte Art nnd
; Weise, zn meinem Gelde zu lommenl"
; »Wer weiß!" erwiderte Manheimer
» lächelnd. »Die Hauptsache ist nur, daß
’ Ihr an Herrn Trolled Wort denkt nnd
Hden Leuten gegenitber kein Wort ver
liert.«
»Zeid ohne Furcht deswegen," sagte
» Meter, »wir reden ihnen ein, daß wir
»die Papier-e halten wollen, welche die
Friedensunterhandlunan betreffen, die
hier in dieser Stadt gepflogen werden.
Die Soldaten wünschen nichts weniger
, als Frieden. lltn diesen tirieg noch ein
wenig in die Lange zn ziehen, winden
i sie sich gern dem Teufel verschreiben.»
» So beriethen die beiden Hauptleute
mit einander-, tvahrend sie sich in dass
Quartier der Soldaten begaben.
Ungefähr untMitternacht wanderte
eine Schaar von Männern schweigend
nnd vorsichtig durch die lrunnneHanpt
ftras3e, welche zu der Eitirche siihrte. Ein
rasselnder iilang von Waffen gab zu
erkennen, daß sie gerlistet waren. Bei
den beiden ersten sah man von Zeit zu
Zeit, tvenn ein plohlicher Windstoß
ihre Mantel bei Seite blies, einen
Lichtschinnneiz der einer jener kleinen
Handlaternen entstaintnte, welche man
zu jener Zeit des Abends aus den
Straßen benutzte. Als sie die Straße
hinauskamen, bemerkte Manheimer
einige Männer, die siih trotz der vorge
riielten Einnde vor ihnen herbewegten,
scheinbar, ohne ein bestimmtes Ziel
vor Angen, tiud die dann, nachdem sie
einige Worte mit einander gewechselt
hatten, in der Richtung der liirche ver
schwanden.
,.-eht Jhr die da!« sliisterte der
Hauptmann dem Alten zu.
,,Fsreilich!«
»Ich dachte mir’s wohl, das; mehr
wie zwei bei der Arbeit wären!"
»«Desto besser," entgegnete Nieler
mit zusriedeuent stopfnicketu
Tie Soldaten wurden in der von
Manheinter bestimmten Ordnung ver
theilt und hatten kaum ihre Posten
eingenommen, ale der Hauptmann nach
dem .«saupteingang ging und mit dem
sstnop det- Jsegens dreimal laut und
deutlich an die Thiir pochte. Niemand
antwortete, aber das schwache Licht,
das durch die kleinen, bleigesaßten
Scheiben fiel, verschwand plötzlich.
Mattheimer klopfte abermals, setzte
den Mund an dav Schlüsselloch und
rief: ,,Leffnet, im Namen Er. Mase
stiit des Königs von Schweden !«
Er wollte eben diese Aufforderung
wiederholen, nnd schöpfte gerade Athetn
u einem neuen Ausruf, als er lang
same, schleppende Schritte vernahm, die
sich der Thiir zu nähern schienen
»Wer klopft so svtit am Abend an die
Kirchenthiik:-« fragte eine tiefe, männ
liche Stimme.
»Oesfnet!« brnllte Matiheimer,
»dann sollt Ihr en erfahren.«
»Ich habe den Schlüssel zur Haupt
thür nicht bei mir," erwiderte der
Mann. »Wenn Ihr nach dem Bein
hause gehen wollt, so will ich Euch
öffnen. «
Der Hauptmann brummte einige
iWorte vor sich hin Im selben Augen
blick legte der Mann drinnen in der
Kirche seine Hand aus dies Schulter des
alten Pfarrefa, der bleich nnd zitternd
neben ihm stand.
; «Geht Ihr nur Eurer Wege, ehr
wtirdiger err,« flüsterte er. »Eu»
Lauheit iit beendet. von nun an liber
..-J
nehme ich die lsuidfnhrung Die Unn
hinter dem Altar haben sie-unbewacht
gelassen."
Der Pfarrer nickte nnd wankte von
dannen, sich an den Stuhlreihen hal
tend. Als er an das Chor gelangt war,
wandte er sich nach dem Manne um,
der ihm mit einer Blendlaterne in der
Hand folgte. Er breitete seine Arme
aus und machte ein Zeichen des Kreu
zer über ihn. Dann verschwand er hin
ter dem Altar, von tvo and eine Thür
in den Pfarrgarten führte, der bis an
die Hiirchennianer reichte.
Auf diesem Wege war Tange in die
Kirche geschlichen nnd hatte das Ge
spräch der Anwesenden belauscht.
Der Hauptmann war inzwischen an
dem Eingang beim Beinhause ange
langt nnd hatte die Soldaten, die dort
standen, zur Bewachung des Haupt
partald fortgeschickt. Der Schlüssel
drehte sich im Schlon und die Thiir
ging auf. »
Tange hatte den Todtengriiber als
großen Mann in einem braunen Man
tel geschildert. Manheinier erblickte
auch eine Erscheinung, aus welche diese
Beschreibung paßte. Auf dem Kopfe
trug er eine dicke Filzmiitze, die inwen
dig mit einem eisernen Kreuz versehen
war, um gegen einen etwaigen Schlag
zu schützen.
»Was wünscht Ihr, Herr?" fragte
der Mann in ruhigem, gesaßtem Ton,
indem er den Schein seiner Laterne aus
das Gesicht des Hauptmanns fallen
ließ, während er selber im Schatten
stand. Manheinier wandte sich um und
befahl dein Soldaten, der ihm gefolgt
war, den Eingang zn bewachen. Dann
trat er niiher an den Mann heran und
fragte: »Bist Du der Todtengriiber
hier an der Kirche«-»
»Iaioohl, Herr, Todtengräber und
Kantvr!«
Manheiiner lächelte ungläubig. Eine
Bewegung des Mannes hatte ihm den
Klang der Waffen unter seinem Man
tel vernehmen lassen.«
»Tragen denn die Todtengraber hier
in der Stadt Waffen?"
»Ja, zuweilen zur Nachtzeit, wenn
unser Geschäft uns in die Kirche
führt.«
»Was für ein Geschäft hast Du denn
zu so später Stunde hierzu verrichten?«
»Ich sehe die Gefangsnummern in
die Tafeln siir den morgenden Abend
mahltzgotteedienft." «
»Für den Abendmahlsgottesdienst l«
wiederholte Manheinier, dein dies
Wort die Erinnerung an seine früheren
Wünsche inI isiediichtnifz zurückrief.
»Weißt Tu, wo die Altargeriithsrhaften
verwahrt liegen?«
»Ja, das tveifz ich."
,,ltannft Du sie niir zeigen?"
»Falls Ihr Euch nicht fürchtet, tnir
zu folgen!»
»Wohin geht der Weg?"
»Als- die Schweden lamen, verwahrte
der Pfarrer sie in einer Kiste unter
dem Altar-, tuo die balfamirten Leichen
stehe1t."
»Fürchteft Du Tich nicht, dahin zu
gehen?«
»Ach, gestrenger Herr, mit mir ist
es eine ganz andere Sache. AlSTodtew
gröber bin ich nun Jahre lang tu der
Kirche hier aus- und eingegangen und
habe init den Leichen zu thun gehabt.
Ich habe beinahe ein Gefühl, als kenn
ten sie michs
»Und ich bin Soldat und habe,
Tglaube ich, zu meinen Lebzeiten mehr
Menschen in Leichen verwandelt, als
Du in Deinen gesehen hast. Gehe vor
auf, Mann, und laß uns die Balsa
mitten besuchenl«
Der Todtengriiber ging nach dem
Altar und öffnete eine heimliche Fall
thür itn Fußboden, darauf stieg er in
die Oeffnung. Manheiiner zog feinen
Degen und folgte ihm ohne Bedenken.
Blic- er den Fan auf die Leiter setzte,
die in das tsiewolbe hinabführte,
wandte er sich unt und winkte dent
Soldaten, der in der Thür stehen blieb.
»Laufe schnell zuni Hauptmann-«
rief er ihtn in gediiutpftem Tone zu,
»und bitte ihn, mit seinen vier Leuten
hierher zu tonnnenl" Dann stieg er
die Leiter hinab.
1::. trapi tel.
Bei den Balsamietetn
Als der vertrieintlitlse Todtengräber,
der kein anderer als Evend lsjjönge
war, unten im tsseivolbe angelangt
war, schlug er den Deckel von seiner
Laterne zuriick und hing sie an einen
Marien-seiten Bei dein flackernden
Licht saleaniseimer einen geräumigen
Keller mit gotlsischeu Epinbogen nnd
zwei Thüren zwischen den Zeitenpfeis
lern. Hinter diesen Thüren befanden
sich Familienbegrabnisse siir die adeli
gen Leichen, weiche die stirclte barg.
Die eine Thiir war mit Eisenzier
rathen durchbrechen, zwischen deren
Oeffnungen dass schwache Licht einer
Laterne hindurchdrang, die drinnen an
der Wand aufgehangt war. In dem
vorderen Keller, in welchem Manisei
mer-sich befand, standen mehrere große
stiften, die mit schwarzem Tuch odet
Leder bezogen nnd an allen Kanten mit
Messingnägeln beschlagen waren.
»Tod nnd Teufel !" rief Manyeimer
aud, indem er sich uindlickte, »der
Pfarrer weiß ein gutes Versteck siii
seine Schätze zu sinden!"
»Ja, Herr,« erwiderte Svend, »aber
Ihr sollt es erst richtig kennen lernen.
Es sieht ein wenig nnordentlich ant
hier unten, denn in den ersten Tagen,
ais Ente Leute in die Stadt kamen,
gingen sie in die Kirche nnd durchsuch
ten Alles. Sie brachen die Deckel der
Särge ans nnd hoben die Leichen ber
aus« utn tu seiten· ob sich etwas Wettb
q- . ·- R. ».
volles bei ihnen fände-«
»Das stimmt ganz sienau," erwiderte
Manl)einie1·. »Ich selber war mit
dabei, aber mir fanden nichts Sonder
liche« Witte- ichdanmls gewußt, welcl be
Erbiis e der alte Halnnke aufbewahrte,
winde. ich besser aufgeriimnt haben. "
, :·-ich, edler Herr! Ter kleine Altar
bec1;c« ist doch gerade kein großer
Sci;ntz!"
»Zum Teufel auch, ich denke nicht an
den Becher allein! Kurz und gut, iclj
weise, daß der Pfarrer eine griße
Jus-inne Neides hier in der Ziirrnc
aufbeme hat. Und um die handelt
ei- siiir Wir Tnnmßt sie uns schaffen,
denn Du bist in damit beauftragt, sie
gliirtlich bei Seite zu bringean
»;-ia:- rief soc-no ano, »wer in
also Verrath niit im Spiel gewesen!"
» Darüber nnigst Du später nachden
ken. Für den Augenblick nützt- Dir das
reugnen nicht, ich weiß Alles, und
meine Leute haben die Kirche umstellt.
Litonnnst Tn mit Ausfliichtem so werde
ich Dich, hol’ mich der Kuckuck, unter
dem stronleuchter aufhängen. Hast Du
mich verstanden?"
»Ja, ganz deutlich,» erwiderte
Svend. »Aber so ganz ohne Schuß,
wie Jhr anzunehmen scheint, bin ich
denn doch auch nicht. Jhr spracht vor
hin von Ein-en Leuten, ich habe meine
auch hier unten."
»Es-en meinst Du damit?«
Svend lachette und zeigte auf die
offenen Särge, dann entgegnete er:
»Ich meine die Todten !"
»Willst Du mich zum Narren
haben?" rief Manheitner drohend.
»Sehet sie Euch nur einmal an,"
fuhr der Gfonge fort, »es sind gar
keine schlechten Burschen !"
Der Hauptmann warf einen Blick
auf die Särge und fuhr mit einein
lauten Schrei zurück. Hinter einem
jeden Sarg sah er eine hohe breit
schulterige Gestalt sich erheben. Diese
vier Männer, die so unvermuthet er
schienen, betrachteten den Hauptmann
mit heraiwforderndein Lächeln, sie
waren alle bewaffnet und schaarten
sich uin den Todtengriiber. Dieser
fliisterte ihnen einige Worte zu, wor
auf sich drei zum Gehen wandten. Der
vierte zogerte einige Augenblicke und
schien seinen icameraden nur sehr
ungern zu folgen. Soend wandte sich
nach ihm unt und rief in kurzem, be
fehlendein Tone:
»Jb, Du thust, wie ich Dir gesagt
habe, Du gehst !"
Der Mann murnielte einige abgeris
sene Worte, trat dann einige Schritte
naher an den Hauptmann heran, ballte
die Fauste und verdrehte sein Antlitz
mit einer sehr bezeichnenden Gebet-de.
Dann wandte er sich um, llirrte mit
dem Fabel nnd folgte den übrigen.
»Du liiszt Deine Leute gehen?"
fragte Manheiiner ganz erstaunt.
»Ja,« erwiderte Soend ruhig.
»Hier ist ihre Anwesenheit nicht so
dringend nisthig, wie anderswo«
»Wie Du willst, Mann, zeige mir
nur, wo dao Geld verwahrt liegt, dann
will ich Dir nichts Bose-Z zufiigenz
aber herausriicken mußt Du es, und
wenn Du der leibhaftige Veelzebub
wärest-»
Io,.k . , s
»Mut- IUTHU U» Ililuj UUPUHUI Kirc
gere?»
,,Jn dein Falle werden wir zwei
braven Edeltniinner sehen, was schwe
discher Stahl Dir anhaben kann."
»Für-einer Jhr Euch denn nicht vor
einem stumpf hier in dieser Umge
bung?« fragte Ebend. »Wo die Tod
ten so schnell lebendig werden, können
auch die Lebenden vielleicht gar bald
in Leichen verwandelt werden«
In diesem Augenblick erschien Haupt
tnann Nieler mit seinen Leuten an der
Oeffnung und begann die Leiter hin
abzusteigen.
,«3-iinf Mann!" rief Svend aus.
»Ich glaubte nicht, dasz Ihr so viele
seiet!«
»Da oben sind noch ein paar Stiick!"
»Nein, laßt nicht mehr herunterkom
nten," entgegnete Svend, »es wird
hier sonst zu eng in der Gruft l«
Und ehe Jemand seine Absichter
rieth, warf er die Laterne zu Boden,
so daß sie ans den Steinfliesen zer
schellte. In der Finsterniß, die jetzt
entstand, harte Manheimer Svend die
Leiter fortnehmen, dann ertönte ein
duinpfer stralh, ed war ein Sarg, den
er vom Sockel stiirzte, um eine Ver
schanzung zwischen sich und der Thiir
zur nächsten Wölbung zu bilden.
»Eure Laterne her," rief Nieler.
Die Soldaten, welche oben warteten,
stießen einen Schrei aud, als siesahen,
daß die Leiter fortgenommen war und
sie so unmöglich zu ihren Kameraden
gelangen konnten. Sie befestigten eine
Laterne an dar- Ende eines Sabelgurts
und liesien sie in die Wölbung hinab.
Die Lichtstrahlen brachen sich in den
Schildern nnd den Waffen, die an der
Wand und iiber den Sargen der Edel
leute hingen und warfen einen schwa
chen Schein iiber die warhebleichen,
eingestlnnmpften Gesichter der Leichen.
Der Zugwind der durch die offene
Luie fuhr, bewegte die alten zerfetzten
Fahnen, die von der Decke herabflat·
terten. Zwischen diesen ungemüthlichen
Umgebungen Männer, die nur auf ein
Zeichen warteten, unt sich iiber den
einen zu stiirzen, der hinter dein umge
wiilzten Zarge dem Kampf mit furcht
loser Ruhe entgegensah, mit einem
Antlitz, dessen dunkle Augen gliihten,
deiseu Muskeln einen eisenfesien,
bestimmten Willen ausdrückten
lielser ihnen durch die offeneLnke
erbliiite man die erhihtetn leiden
schaftlichen tsnssichter der Soldaten, die
von ihren Kameraden getrennt waren,
und hinter der Thür. die zudem
nächsten Gemische führte, und durch dei- «
sen Eisenschnörkel das Licht flimmerte,
sue-—- .’ - «
bewegten sich dunkle Gestalten in rast-» »,7-s«E-;»
loser Wirksamkeit, scheinbar ohne Ge-«
danken oder Aufmerksamkeit fiir das —
zu haben, was um sie her vor sich gin
,,Vorwiirts!" kommandirte Manhe -
mer plötzlich. »Eiuen Dukaten fiir den
ersten Stoß, der ihn trifft!"
Bei diesen Worten schwang ersieh
aus den Sarg hinaus.
»Dann werdet Ihr nicht der Gewin
nende sein,» rief Svend und feuerte
eine Pistole auf den Hauptmann ab.
Dieser taumelte zurück, die Kugel
war an seinem Bruftharnisch abge
prallt.
.,Viellcicht dacht-« erwiderte er mit
höhnischem (sieltichter, indem er zum
Stosz mit dem Degen ausholte.
»Ach," rief Sveud, »Du trägst eine
Brustplatte, dann versuche doch dies
einmal !"
Er machte einen Angrisf aus den Kopf
des Hauptmanns, Manheimer aber
zog sich zuriick, und das Schwert streifte
nur seine linke Schultern
Zwei andere drängten über den Sarg
vor und griffen von beiden Seiten an.
Svend sing den ersten Hieb mit sei
nem Mantel auf, den er mit dem lin
ken Arm in die Höhe hob, dann trat
er einen Schritt zurück, um dem
Schlage des anderen auszuweichen, und
jagte sein Schwert dem einen Soldaten
durch die Brust. Der Mann stieß einen
tiefen Seufzer aus und fiel rücklings
zu Boden. Lein Kamerad hatte keine
Zeit, den Angriff zu wiederholen, denn
im selben Augenblick, als Svend sein
Schwert aus dem IKörper des Gefalle
nen zag, erhob er es zu einem Hieb,
der dem Soldaten eine Wunde am Arm
beibrachte. Mit lautem Aufschrei
sprang er iiber den Sarg zurück.
Hauptmann Nieler hatte sich inzwi
schen auf die eine Seite begeben, in
der Abs icht, jenseits des Sarges zu ge
langen, ohne sich Svend direkt entgegen
zustellen. Dieser verstand sein Vor
haben. Als der Soldat zuriicksprang,
warf der Gjoluge seinen Gegnern einen
Blick zu und sah, wie Nieler Man
heimer mit der linken Hand zuwinkte,
während er den ersten Schritt that,
der ihn hinter den Sarg brachte.
Svend sprang auf ihn zu und machte
einen Augriss auf :iiieler, den dieser
abwehrte, bei dein nächsten Stoß fühlte·
Svend an dem schwachen Widerstand,
der seiner dilinge entgegengebracht
wurde, daszs er getroffen haben mußte,
aber bei dem Haiddunkeh das in dem
Gewölbe herrschte, konnte man nichts
deutlich sehen; als Sdend sein Schwert
zurückzog, streckte Nieler beide Arme
gen Himmel aus, schwankte und fiel
mit einem durchdringenden Schrei zu
Boden.
-.-,-—.
Osti- llUU UU UlllclUkUclj Ulc LIUVUCIF
den kein Wort mehr, man hörte nur
das Filirren der Schwerter und tiefe
Seufzer, oder laute Schreie, die aus
die Schläge folgten, und anzeigten,
daß sie getroffen hatten.
Noch bevor Nieler fiel, um sich
nicht wieder zu erheben, hatte Manhei
mer einen erneuten Versuch gemacht,
über die Schranke zu dringen. Sobald
er ans der anderen Seite festen Fuß
faßte, machte er einen rasenden Anzrisf
auf Svend. Dieser parirte mit dem
Mantel tiber dem linken Arm, und
schlug Manheimers Degen in die
Höhe, während er den Stoß erwiderte.
Aber auch diesmal traf er nicht, denn
sein Fuß glitt aus in dem Blutstrom,
der aus Nielers Körper sich über den
Boden ergossen hatte. Dadurch war
er Manheimer so nahe gekommen, daß
er keinen Platz hatte, um zu erneutem
Stoß gegen ihn auszuholen. Manhei
mer zog seinen Dolch, als Sbend auf
ihn einfuhr nnd ihm mit dem Feste
des Schwertes einen Schlag au den
Kopf versetzte.
Im selben Augenblicke ertönte ein
wahres Jubelgeschrei durch die Luke.
Einer der Soldaten hatte die Altar
decke durchgerissen, die Streifen zusam
mengcbunden und liesz sich nun von
seinen Kameraden in das Gewölbe
hinabwinden. Der zweite berührte den
Boden schon mit den Beinen, bereit,
ihm zu folgen, als von dem Seiten
gewdlbe her ein durchdringender Pfifs
ertönte. Ter Soldat stutzte Bei die
sem Ton fuhr ein Lächeln iiber Svends
Gesicht. Er trat einen Schritt vor nnd
ließ seinen Blick durch das Gewölbe
gleiten. Sein vom Kampf erhitztes
Gesicht ergliihte noch mehr, als er das
Werk sah, welches er hier ausgeführt
hatte. Zwei seiner Gegner hatte er
lgetödtet, zwei andere kampfunfähig
sgemachn Er zog eine Pistole aus sei
snem Gürtel, zielte und drückte ab.
.Glei zeitig mit dem Knall hörte man
»die Llassplitter der zertrümmerten
Laterne auf den Fußboden rasseln.
Dae Licht im Gewölbe erlosch- nnd
Alles war wieder in tiefste Finsterniß
gehüllt.
»So, meine Freunde," rief er aus.
»Jetzt ist unser Werk vollbracht, und
Svend Gjöugc ruft Euch ein Lebewohl
zul Aus Wie-versehen ! »
Die Soldaten hörten, wie eine
Thiir geöfsnet und wieder zugeschlagen
wurde, dann rasselten schwere eiserne
Stan en, die aus der anderen Seite
vorgeschoben wurden·
Manheimer stieß ein dumpfes Brül
len aus, er ahnte, daß sein Plan in
diesem Augenblick vernichtet war; nach
dem er nun schon zweimal erfahren
hatte, welch’ eine gefährliche Sache es
war, iiber die Verschanzung zu dringen,
wagte er nicht, Svend zu folgen, ehe
die Soldaten von oben eine neue
Laterne herabgewunden hatten.
Als es wieder hell wurde. war Spend, .