Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 12, 1894, Page 5, Image 5

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    den L« Weinheim
Es traf sich recht schlimm fiir Leu-en,
daß er gerade zu jener Zeit starb. Wäre
das fataie Ereigniß vier Wochen früher
- eingetreten, s o hätte es weniger zu sagen
gehabt, nun aber, wo er eben reich
geworden war und an seine Frau nach
dem Osten geschrieben hatte, sie möge
kommen und sein Glück mit ihm thei
len, bedeutete sein Ableben etwas dop
lt Schmerzliche-s und Erbitterndee.l
r todt war er nun einmal, das stand i
fest, und zwar hatte die vorzeitige Ent
wicklung eineePistoienrenkontree seinen i
Leichnam in etwas zerstiickelter Gestalt i
zurückgelassen :
Die Miner samnielten seine irdischen
Neste und übergaben sie unter den ge
bührenden Formalitäten dein Schooß
der Erde, dann warteten sie aus die
Ankunft der Wittwe. Es war teuern
dabei nicht wohl zu Muthe. Wie all-«
ten sie ihr entgegentretenP Wer von;
ihnen sollte die heiile Mission über
ne en, ihr mitzuthcilen, daß sie
Witwe sei? Zu Peter Simpsone
Schanistube steckten sie am Abend dees
Be abnisses die Köpfe zusammen und
hie ten Rath.
»Sache is, Jungens,« sagte der ein- »
ängige Jerry, der sich zu einer Art
Hauptling des Campe emporgeschwun
gen hatte, »Sache ie,» wiederholte er
undhielt mit feinem einzigen Augapfel
die Leute im Bann, »daß es ’nc ver
zwickte Angelegenheit is, aber gemacht
muß sie werden, und ich mache sie und
wenn's mich ein Beintostet. Laßt mich
machen, Jungens, und ich bring’ es ihr
so glatt bei, wie Honig-« Die Leute
athmeten erleichtert auf, ließen deßi
zum Zeichen den rothen Schnape noch- «
mais die Runde machen, und hiermit.
war die Schlichtung der Angelegenheit i
Meister serry übertragen- »
Zur gehörigen Zeit lief ein ans
graues itowry mit einer iritzligen i
auenhand adrcffirter Brief im Camp ;
ein, dessen Postinarke »Harriebnrg,
Pennsylvanieii,« gestetnpelt war nndi
von Lowrys Testamcntsvoltstreckern aus H
eigener Vollmacht eröffnet wurde. Er»
war pon Frau Loivrh, und sie erfuhren ;
daraus, daß sie erst in einigen Wochen I
einzutressen gedeute. i
Die Wittwe.
i
ungesuhr sechd Wochen uamumpsang
dieses Briefes rasselte die Postiutsche i
vor das einzige sogenannte Hotel ded
kleinen Goldgriibcrcampd, und die am
Eingang herumlungernden Müßiggan
ger gewahrten ini Innern derselben ein »
Frauengcwand. Zosort gerieth Alles in s
Aufregung «
»Sie ist dal« riefen sie durcheinan
der. »Wo ist Jurist-«
sen-y, der im Schanlziminer an »
einem Tische saß, legte zögernd seine
»Trunipsiarten« ans der Hand nnd kam
gerade zur rechten Zeit hinaus, um der
Dame beim Aue-steigen and der Post
kutsche Fu helfen, wobei er unbeholfen
seine N iitze lustete.
«Frau Lowry, wenn ich nich’ irre«.-"
sagte Jerry, als sie abgestiegen war.
Die Dame schlug den Schleier aus
dem Gesicht, lächelte nnd erwiderte:
«s-awohl! Wo ist niein Manns-»
Die Menge, die sich neugierig, aber
in respektvoller Haltung um die Kutsche
versammelt hatte, wich erstaunt zurück,
nicht erstaunt iider die Frage, sondern
iider die Frau, die sie aussprach
Lowry hatte zur Zeit, da er so knieete
inonids aus diesem Jammer-that hin
ausbesörderi wurde, gnt und gern seine
fünfzig Jahre aus dem Rücken. Er
hatte von seiner Frau, die er im Osten
zurückgelassen hatte, nie viel espro
chen, doch hatten sein Alter, sein chlich
te- Anssehen und noch schlichtere Ma
nieren die Goldgräbcr vermuthen las
sen, daß sein Weibzwischen vierzig und
sünsundvierzig Jahre alt und ebenso
eckig und alltaglich sein niiisse wie er.
Und nun stand sie vor ihnen, eine Frau
von höchstens dreißig Jahren, von statt
lich reizender Gestalt und einem ge
radezu bezaubernden Gesichtchen. Sie
war einfach eine Schönheit und in ihren
Augen und um ihre Lippen spielte ein
Ausdruck, als ob sie sich dessen recht
wohl bewußt sei.
Das Lächeln verschwand und sie sah
Jem) einigermaßen besorgt an.
»Warum ist denn Lowrts nicht hier, um
tuich abzuholen?» fragte s ie.
Eine peinliche Pause trat ein. Die
Miner saheii Jerry an, und Jerry
L betrachtete seine Stiefeln.
.Sache is, Madamchen,« sagte er«
endlich und zwirbelte seinen settigen
t mit der einen Hand, »Sache is-—
im ikniriy wohl, hat g ich überarbei
t —wifien Sie-walte Alles zu
schnelliiir Sie in Stand setzen-An ba
—unl liegt cr en bischen am Fieber
—oder so Was Achnlichenn Sache is
—aber jeminehl Sie müssen miide un’
hungrigsin. . ier is en Zimmer siir
Sie im ote bereit, un nachher-—
ne m' ich vie dann zu sind 'nuber.«
iit ossenbarem Widerstreben folgte »
Frau Lowry dem Hotelbesitzer nach dem i
Zimmer, das seit Wochen slir sie Pers s
gerichtet und die ganze Zeit gen-is enij
lsast unbesetzt geblieben war, withrendi
die Miner sich unter Ausrufen desf
Staunens und Entziickens um dens
Schanltisch drängten. .
Jungen-M sagte Jcrry mit der»
Miene eines Gott-gröbere, der soeben
eine reiche »Tasche« des gelben Metalle
entdeckt hat, Jungens-, die Wittwe»
s all leben ! « .
H Eine Stunde daraus begleitete Frau
" Lomy Jeny nach Jims liabine und
untern-eng brachte e ihr die Na richt
von Muts Tode bei. Auf welche tlber
«- »s- --.- --
jedoch die traurige Mittheilung ans
kichtete, haben seine Kameraden nie er
fahren können.
«Sache is, Jungena," hatte eran
ihre Fragen erwidert, »daß ich ’ne
Günsehaut kriege, wenn ich d’ran denke,
so fürchterlich hatte sie sich, aber ichs
habe sie so sachte wie möglich gehalten. s
ch glaubte, sie würde reineweg ins
hnmacht sollen, besonders als ich ihr s
zeigte, von welcher Stelle Jim weg- ?
gesetzt wurde. Ich sage Euch, ’S war;
eine Kleinigkeit, ihren Jammer mit
anzusehen. Laßt uns Eine trinken l«
Am Abendtisch hatte die Wittwe in
einer Toilette von weichem Gran Platz
genommen, mit der sie sämmtliche Kost
gönger des Hotels im Sturm eroberte.
Am nächsten Morgen iiberraschte sie Alle
dadurch, daß sie in eineinAnzug tiefster
Trauer erschien. Ihr Gesicht sah blaß
und bekümmert aus und in ihrerStimme
zitterte ein Schmerz, der die Sympathie
Aller wachries, die sie sahen.
Aller, blos eines Ein igen nicht.
Bradsord, der »seine Spieizer," dessen
dnnlle Augen und langer schwarzer
Schnurrbart erst vor wenigen Monaten
am Horizont des Camps ausgegangen
waren, blickte finster, als er von dem
Tische ausstand, an dem er ein spätes
Frühstück eingenommen hatte. Er hatte
dages es s en nnd langsam geges s cn——wenn
er denn überhaupt etwas gegessen hatte.
Die Miner hatten Alle längst gesriihs
stiictt« nur ein paar Geschäftsleute
Spie er und Ijiiißiggiinger befanden s ich
am Tisch. Einer nach dem Anderen
beendete sein Mahl und ging fort, bis
Bradsord und die Wittwe allein blie
ben. Als er ans seinem Gang hinan-J
an ihrem Stuhle vorbeikam, blickte er
sich nnd slitsterte eilig: ,."Jiarrin!
Wozu hast Du denn so ein illeid ani
Hast Du denn gewußt, daß Du eine
Wittwe sein würdest, als Du herkamer
Und wenn Tu’s nicht gewnsn hast,
woher willst Du denn das Kleid inzwi
schen gestern nnd heute hergenommen
hohem-»
Dann schritt er mit einein-unter
driickten Fluch aus dem Zimmer.
Die Wittwe sah erschrocken d’rein.
Sie erhob sich eilig Und begab sich aus
ihre Stube. Ter Wirth stand imHaua
slnr, redete ans Jerry ein undschiit
telte zweifelnd den stopi.
zBekslirt noch ’mal, wo hat sie denn
so schnell die Lappen herl« fragte er in
einer Weise, die aus Jerrh einen recht
peinlichen Eindruck machte.
Er stand da mit langsam arbeitenden
Kinnbacken und fpuckte in diiftereni
Schweigen vor sich hin· Endlich brachte
er heraus-: ,.-Sache is, die Frauens
leute sin’ ’ue zu merkwürdige Sorte,
wir verstehen alle Beide so wenig von
ihnen, wie sie von Tunnele, Erzgiingen
und Wetterschiichten verstehen. Ich kann
mir weiter nifcht vorstellen, als das;
sie in ihren großen stofser allerhand
Kledage gestoppt un sich fiir alle Even
tualitäten vorgesehen hat. Natürlich
konnte sie nich’ früher wissen, daß
Lowrh erschaffen worden ie, als bis ich
ihr's sagte, un mitgenommen hat sie’e
nich’ schlecht, so viel sage ich auch.«
Dieses Trauerlleid war wie ein
Saatlorn, aus welchem Staunen, Zwei
fel und s chliesilich Verdacht entsprangen.
Frau Lowrh nahm die kleine Kabine
in Besitz, in welcher ihr Mann ge
wirthschaftet hatte. Dort schlief sie
und kochte sich ihr Essen selbst. Sie
zeigte sich selten, außer zu den Stun
den, wo es sich um die mit dein Verlauf
der Mine zusammenhängenden Ge
schäftsangelegenheiten handelte, eine
Sache, die schleunigst anzuschließen sie
eine fieberhafte Unruhe an den Tag
legte. Aber zu allen Zeiten zeigte sie
sich liebenswürdig und aninuthig im
Verkehr mit den Männern, und das
halbe Eamp war rasend in sie verschob
fen. - Abgesehen von der Mine, die einen
Baarwerth von mindestens rund hun
derttausend Dollarö repräsentirte und
die Lowrh in ihrem Namen glücklich
hatte urkundlich aufnehmen lassen, hätte
sie zwei Tage nach ihrer Ankunft jeden
Magnaten des Campis heirathen können,
den»sie gewollt hinte.
Umh, oen ne zu ihrem Faktoren
erlesen hatte,war abwechselnd in jubeln
der und niedergeschlagener Stimmung.
Er wurde ihr Sklave und wiirde auf ihr
Geheiß in den tiefsten Schacht hinab
gesprungen sein, ging aber gleichwohl
die meiste Zeit unruhig und verwirrt
einher. Allniölig setzte s ich der Gedanke
bei ihm fest, daß er Frau Lowrh früher
gesehen haben müsse, wo aber und
wann, zertnarterte er sein Gehirn ver
gebens, herauszubringen. lind so ging
er umher, that, was sie ihn hiesi, und
siihlte sieh durch das Lächeln, das sie be
reitwillig an ihn verschwendete, durch
leichtes-, scherzendes Geplauder, das sie
xiir ihn allein bereit hielt, und durch
en freundlich vertrauten Umgangstom
dessen sie ihn allein wiirdigte, reich be
lohnt. Mit seinen Gefährten jedoch
war er verdrossen, schweigsani und sogar
reizbar geworden· Er trank still seinen
W iekh und that einen hanfigen nnd
ti en Schluck, er vernachlassigte seinen
Part und trieb sieh die halbe Zeit in
Jims Fkabiue umher, verrichtete aller
hand Arbeiten siir die Wittwe, lief ihre
Botengiiuge und unterhandelte niit
Tom Camill, dem reichsten Minenbes
silzer dir ganzen Gegend, wegen Frau
Lowrys Minc.
Von einem Angebot von fünfzigtau
send Tollare stieg Carroll schließlich
aus siebzigtausend Tollars und blieb
dabei stehen.
.’S war-e so gut wie gestohlen, un
Sie wissensch-« rief Jerrh im Zorn.
»Mehr kann ich nicht leisten,« lan
tete die glatte Antwort. »Kann die
Wittwe mehr bekommen, gut nnd schön.
Ich werde ihr den Verdienst nicht nei
,---— »so-· Taf- —--·-·-·
H
)en.« Und Carroll wandte sich zum
Ue en.
ie Wittwe war begierig, den ange
botenen Betrag anzunehmen.
.Un dreißigtausend Dollarg wegzu
wersen?" gro lte Jerrh. »Das is ja
selber ein Vermögen, Sie kriegen ja
den ganer Werth aus der Mine 'raus,
wenn ie’s nich’ so verdammt eilig
hätten. Sie haben ja den ganzen Som
mer vor sich! Der Henker hole mich,
wenn ich dem Schwindler Carroll die
Mine so an den Hals werfe, das is ja
schlimmer als Siraßenraub ! «
Aber die Wittwe beharrte auf ihrem
Verlangen. Sie miisse nach dem Osten
zurück, sie brauche sofort Geld, sie habe
eine Schwester beinahe sterbend hinter
lassen, sie könne die Mine nicht allein
verwalten, wenn sie sie behielte, und
wenn Carroll anderen Sinnes würde,
so wäre es wahrscheinlich mit aller Ge
legenheit vorbei, die Mine an den
Mann zu bringen, und was des Du
tzends weitere Gründe waren, die glatt
und gewandt ihrem beredten Munde
entschl« ften. «
Und o wurde denn der Handel genau
acht Tage nach ihrer Ankunft abgeschlos
sen. Am nächsten Tage sollten die Pa
piere vorbereitet werden und die lieber
tragung in aller Form geschehen, und am
Tage daraus sollte Wittwe Lowrh ihre
Heimsahrt nach dem Osten antreten.
An diesem Abend befand sich Jerrh
in einer abscheulichen Stimmung, und
seine intimsten Genossen ließen ihn
gernlinksliegem Trei Stunden saß
er beim Pokerspiel und sprach während
der ganzen Zeit kein anderes Wort,
als daß er verdrossen seine Einstitze an
gab, nach Karten und einem Trunk ver
langte. Er trank ordentlich und verlor
ordentlich, da er trank. Wie der Jn
haber der Schiinle sich später in seinem
saftigen Jargoniiuszerte, »spieite dieser
Jerry dass saulste Spiel, das je in der
Bude gespielt worden war. Er is mit
seinem Glück ganz auf den Hund ge
lonnnenz seit die Wittwe da is, zwin
lert er wie’n Jdiot. Ein paar Unzen
Nitroglycerin im Leibe und ’raus aus
den Berg wiirde ihm gut thun und ihn
vielleicht wieder zu Verstande bringen«-«
Als Jerrh seinen letzten Donat ver
spielt hatte, erhob er sich vom Spiel
tisch und schritt schnurstracks in die
Nacht hinaus. Groß und leuchtend
standen in der klaren Bergluft die
Sterne am Himmel, die Lust war kühlc
und dnftbeschwert, und hoch oben auf
den Bergen tranmten schlanke Fichten
im Dunkel· Aber die Schönheit der
Nacht hatte sur Jerrh keinen Reiz.
Sein Geist war einzig von dem Gedan
len an die Wittwe ausgefüllt, und un
ividerftehlich trugen ihn seine Füße in
das schmale Geleise, auf welchem man
zu ihrer tinbine gelangte.
Die Verzauberung, in die Frau
Lowry ihn im kurzen Zeitraume einer
Woche gebannt, war eine Sache, die er
nicht begriff. Ihre Schönheit, ihre
Anziehungdkrast, der Duft ihrer Klei
der, der intime Bertrauenstoth mit dem
sie unabänderlich zu ihm sprach, Alles
hatte dazu beigetragen, ihn blindlings
zu bethoren. Tie letzten drei Tage war
er wie unter einem Zauber umherge
gangen. Wenn man ihn hhpnotisirt
hätte, hatte er ihrem Einfluß nicht
vollständiger unterjocht sein können.
Der Gedanke, dasz sie sortginge, war
ihm schlimmer als der Tod. Der Camp,
die Mine, der nachtblaue Himmel über
ihm, Alles was ihn umgab, ver-schmolz
sich ihm in dieses eine Weib und drohte
mit ihrem Abgang gleichfalls hinzu
schmetzen und ihn inmitten einer fin
steren schrecklichen Leere zurückzulassem
Tag war seine Empfindung, und da
er von Natur grob und ungelehrig war,
diente sie nur dazu, ihn aufzuregen und
zu brutalisiren. Die Wandlung aus
einem Freien in einen Sklaven, aus
einem gedankenlosen, zufriedenen, hart
arbeitenden und sorglosen Goldgräber
in einen sich abplagenden, sauertöp
fischen, elenden Müßigganger, der in
der ganzen Welt nichts als dieses eine
Weib sah und in dessen Gemüth es nur
Raum sür einen einzigen Gedanken
gab, war in unglaublich schneller Zeit
vor sich gegan en-—und nun sollte er
sie verlieren. och selbst Männern von
verfeinerter Intelligenz und umfassen
der Erfahrung von Frauen und der Welt
ist es passirt, daß ihnen der Kopf in
noch kürzerer Zeit verdreht worden ist
und sie sich noch toller dabei geberdet
haben.
uevcr ihre givenriratefrage zervrach er
sich den Kopf nicht mehr. War sie wirk
lich Lowrho Wittwe? Er wußte es
nicht, kiimuicrte sich auch nicht mehr
darum; hatte er dieses Gesicht schon
früher geschen? Möglich, wenn es aber
der Fall wäre, so kam es ihm jetzt nicht
mehr darauf an, wann, wo oder unter
welchen Umständen es geschehen war.
Aber weggehen lassen konnte er sie
nicht, oder wenn sie ging, war er ent
schlossen, mitzugehen. Und so stolzirte
er das Geleise hinauf, von Liebe und
Whieih trunken.
Es war Stunden nach der Zeit, wo
man sich zu Bette zn begeben pflegt,
und es sah kein Licht durch's- Fen ter,
als Jerrh um die Kurve im Ge eife
bog, die ihn der Kabinenthiir beinahe
gegenüber brachte. Plötzlich stieß er
mit einem Gegenstande zusammen, er
fuhr mit einem Fluch zurück und hörte
zu gleicher Zeit einen Ausruf der
Ueberraschung
Ein Mann stand vor ihm, und in
dem hellen Sternenlicht konnte Jerrh
sehen, daß es Bradford, der Spieler,
war. Jerrhs Hand fuhr an die Pistole.
»Ihr hier zu dieser nachtschlafenden
Zeit?« schrie Jerry geltend wie ein
entfesselter Sturm.
»Du schleichender Spion, nimm
— W
das-i« schrie Bradsord, sprang ungestiim
vor und sührte einen Schlag in Jerrys
Gesicht, der ihn auf alle Bier zu Bo
den streckte. Aber im selben Augenblick,
wo der Streich fiel, wars Jerry seine
Rechte nach oben empor, eine Flamme
blitzte aus und die stille Nacht wurde
von dem lauthallenden Echo eines Re
volvers chus s es lebendig.
Kopsiiber das steile Geleis e über Jer
rhs Körper hin stürzte Bradford und
stieß den einzigen Schrei aus: »O,
Gott !" Dann lag er sprachlos und be
wegungslos da, das Gesicht im Staube
gebettet.
Die Erschütterung des Schlages und
sein Fall, dazu der Pistolenschuß fegten
augenblicklich die Nebel aus Jerer Ge
hirn fort, bevor er sich jedoch aufrichten
onnte, hörte er einen Schrei, die Ka
binenthiir flog aus und eine in Weiß
ekleidete Frauengestalt lief das Ge
eise abwärts und rief in Schreckens
tönen: »John, Johnl O, was ist ge
schehen? sahn, was ist’s?« Und so
rusend und laufend, gelangte Frau
vary, die nur ihr Nachtgewand trug,
das Geleise hinunter und blickte sich
über die beiden in den Staub gestreckten
Gestalten, schluchzte, wand sich und
schrie um Hilfe.
Beschämt und halb erschreckt schloß
Jerry die Augen und lag still da. Die
Wittwe wars schaudernd einen Blick auf
ihn und stürzte sich dann auf Brab
fords Leichnam. Dort blieb sie lie en,
« liebloste des Todten Antlitz und mischte
ihre wahnsinnigen Küsse mit Verwün
schungen dessen, der ihn niedergeschosi
en, bis sie endlich bewußtlos hinsank.
Jerrh war keine Mennne, aber dies
unerwarteteZusammentrefsen hatte ihm
smit seinem tragischen Abschluß die
jNerven angegriffen. Er stand aus und
, schlich sich eilends fort. Außerdem hat
H ten ihre Worte ihm in’s Herz geschnit
; ten. Ihren Fluchen, ihrem Hohn, ihrer
Rache sich zu stellen, dazu siihlte er sich
inicht Mannes genug. Plötzlich blieb er
Z stehen und schlug sich mit der Hand vor
s den Kopf. Wie ein Blitz standen diese
gGestalt und dieses Gesicht wieder vor
Iihm, aber in einer anderen Umgebung
I als hier.
; »Großer Hafersack!« rief er und
; starrte verstört zu den Sternen empor,
s »das ist ja Mandie La Brunt, das durch
E triebenste Weibsbild in ganz Sakra
zmento!»
Die Papiere blieben am nächsten
Tage unerledigt. Am selben Morgen
;kletterte eine diisterverschleierte Frau
eine Station unterhalb des Camps in
die fahrende Postkutsche, und am Nach
mittage desselben Tages half man einer
anderen einfach gekleideten Fran, in
deren Haar sich graue Streier mischten
und auf bereit Gesicht die Spuren ge
duldig ertragener Kümmernisse, Arbeit
«und Miihseligkeit lagen, gefällig ans
der am ’oteleingang haltenden Post
kntsche. nd Jerry war es, der ihr
beim Aussteigen behilflich die Hand
reicht.
»Jungens,« sagte er, als er ein paar
Minuten darauf sich ein Dutzend Miner
oder mehr um den Schänttisch schaarten,
»Iungens, auf die Frauen is kein Ver
laß, aber immer konnen sie uns doch
nich’ an der Nase ’ruinfiihren. Die
Wittwe soll leben!»
schuiizkt
Der Präsident des japani
schen Obergerichts ist Christ
nnd zugleich Vorsitzender des dortigen
christlichen Jungmiinner-Vereins.
Die reichsten Länder in Be
zug auf Pferde find Argentinien und
Uruguay. Als der ärmste Staat in die
ser Hinsicht wird Italien bezeichnet.
Der neue Hochaltar derMut
tergottestirche von Guadaloupe in
Meriko besitzt ein silbernes Geländer
int tsietvichte von 26 Tonnen und zum
Werthe von 8500,000.
Derjährliche Werthverlust,
der aus der Cirkulation der Goldmün
zen im Handelsverkehr durch ihre Ab
niitzung erwächst, soll sich bei 20,000,
000 Mart auf 8000 Mart belaufen.
Der höchste, ständig be
wohnte Play auf der Erde ist das
Zollhaus von Aneomarca in Peru, das
5000 Meter (200 Meter höher als der
YiontblancsGipfeO iibcr detn Meere
iegt.
Dreizehn Familien in New
York konnensich gegenwärtig den Luxus
erlauben, ausschließlich auf Gold zu
speisen. Der Werth dieser Service
« belaust sich auf durchschnittlich je
1,0W,000 Mark
Das erste natnrhistorische
Buch, welches gedruckt undmit Jllu
strationen versehen erschien, war ein
Herbarium von Schoeiier im Fahre
litt-l Das Werk enthielt Holzschnitte
von 250 Pflanzen.
Die erste Gabel, diejenialsin
fiirstliche Hände kam, besaß die Fionigin
Elisabeth von England (geb.1533).
Diese eNeuigkeit erschien aber so merk
wiirdig, daß die Königin sich ihrer nur
bei ganz besonderen Gelegenheiten be
diente.
,Eine eigenthiimlicheSamtni
lun g hat der bekannte Millionär
Coates in Buston. Der 83 Jahre alte
Herr hat in seinem Leben keine Medizin
genommen und ist demzufolge trotz sei
nes hohen Alters munter und tvohlauf.
Dagegen hat er alle Medizinem die
ihm verschrieben wurden und die er
hat machen lassen, ohne sie zu nehmen,
gesammelt und hat er nun 1370 Pul
ver- nnd Pillenschachteln und etwas
über 2000 Medizinfläfchchen aufge
ltaoclx —
..-.»...·. .. - — . -...-·»
Hand, McNally di ca.’s
Neuer Familien-Atlas
-;- dcr Welt. ---
Der Ztlaei enthält 331 Zeiten,
darunter 167 Seiten mit Karten, derett til-I Doppelseiten sind; 164 Seiten Ta
bellen, geschichtliche Artikel, Beschreibungen, statistische Tabellen, Bilder
u· Jllustrationen iisw., mit einein Ortsverzeichniß nach Staaten.
Det- tseite, neueste und bllltgfte Atlas erster Güte in den Ver-. Staaten.
Der einzige Atlas, der in Amerika jemals in deutfcher spra
clje herausgegeben worden ist. «
Doikszeihiiiikg h; I. 1890.
Ter Atlas enthält an iio Seiten mehr Karten, als- irgend ein anderes fiir einen
so mäßigen Preis erhältliches Buch; einzeln, iin Kleinhandel gekauft,
würden sie über 50 Tollars kosten.
W«:ltaiid, Merltalln ö: iso. haben das Material fiir diesen Atlas insannnengetrw
en iitid die Karten gravirt. Sie sind als die amerikanische Autorität in geographischen
Titblitationen anerkannt nnd geben mehr Karten herang, alH alle anderen Karten-Ver
lagszhiinier ;nianimeiigenoninieu.
Karten.
Karten der Welt mit den (C«rdtl)eilen in verschiedenen Farben.
nat-ten der lftdtheile mit den verschiedenen Staaten, .ttaiserthiimern, .tiöiiigreicheit
nnd Nepnbliken in verschiedenen Farben.
Karten der verschieden Staaten mit ihrer politischen (9iiitheilniig——anf den Karten
der Staaten der amerikanische-n lliiion, der Eiiitheiliina in isoiinties——in verschiedenen Far
ben ersichtlich gemacht nnd allen Städtem Qrtscl)aiteii, Tät-ferti, Postäintern nnd Eisen
bahnstationen, Flüssen, Bächen, Gebirgen nnd Bei-gen, Inseln, Eiseiibahnen nnd Sana
len, iotveit der Maßstab der Itiarte es dem besten Nrttveiir nur immer ermöglicht, dargestellt
nnd benannt.
« » ;-««?er graste Maßstab, in welchem die Karten entworfen sind, (68 von ihnen neh
.tnen Toppelseiteik ein) nnd die leichten Farben, welche ivir benütiem werden unvergleichlich
mehr ben«iedigeii, alsJ die Karten in kleinen Mastitiibeih mit starken Farben, die nothwen
Tdia nngenan nnd oit kaum leierlich sind, nnd denen man so oft in anderen Büchern be
ite net.
- ; q Wir machen besonders ans die ausgezeichneten Knrten von
Deutichlaud, Demnach-Ungarn sind der cchwetz
aufmerksam. Die 8:Seiten:ttarte von Deutschland und die 4-Seiten-Karte vori- Oestet
reich-Ungarn haben wir besonders für diesen Atlas entworfen und gravirt nnd sie sind nicht
Ist-her im Druck erschienen. Sie repräseiitireii allein einen Kostenaiifwand von vielen tau
send Tollars und sind iii Größe des Maßstabs, Genauigkeit des Entwurfs, Vollständigkeit
und Gute der Ausiühruug- unvergleichlich dle besten Karten der beiden Länder, die jemals
außerhalb voii isuropa verlegt wurden.
MTas Buch enthält die Bilder und gedräiiqte biographische Stizzen aller Unter
zeichner der Uiiabhängigkeits-Erklärung. ·
Präsidenten der Ver. Staaten.
( Ter Atlas enthält ansgeieichnete Vilderaller Präsidenten der Ver. Staaten, sowie
eine Tabelle ihrer Miiiiiterieii.
Geschichte aller Staaten der Union.
' Tas Buch enthält eine kurze übersichtliche Stizze jedes einzelnen Staates und Terri
totiiiins der Union, welche die Topographie, das Fi«liina, iiiid die Geschichte des Staates
oder Terriioriunis iii gedrängter, aber übersichtlicher Weise behandelt und seine Bevölke
rung Bach der Volkskahlnng von 1890 nnd den beiden vorhergehenden Volkszähtungen
angie t.
Geschichte der politischen Parteien in den Ver. Staaten.
ltiii Artikel von 15 Seiten giebt eine kurze aber uinsasseude nnd hochst interessante
Geschichte der lssiitivickeluiig der politischen Parteien iu den Ver. Staaten von der Unab
häiigigteiislsrklärung bis zur Gegenwart.
Tabellen.
Tei Atlas enthält 22 Tabellen. Sie sind alle colorirt und der Gegenstand, welchen
Sie vergleiche-weise behandeln, ist iii so iibersichtlicher und einfacher Weise klar gemacht,
daß ein Kind, welches lesen tanii, iin Stande ist, ihn zu verstehen.
l. Tie höchsten Gebäude der Welt.
L. Die Flaggen der Haupt-Nationen der Welt.
3. Tie Ausbeute an Kohle in den Bereinigten Staaten nach Tonnen iiiid Werth.
4. Die Ausbeute aii Baumwolle in den Vereinigteu Staaten nach Ballen und dem Werthe.
.). Tie lsiseiibahnen iin Betriebe in den Vereinigten Staaten von 1830 bis 1888.
li. Der jährliche lsiseiibahiibaii in Meilen.
7. Tie lfiseiibahneii in jedem Staate iii Meilen
H. Die Anzahl von Eiseiibahiimeilen für je 36 Quadratnieilen in jedem Staate.
it. Ausbeute aii Roheisen in den Vereinigten Staaten.
10. Ausbeute an Stahl in den Vereinigieii Staaten.
Il. Tie des Lesens nnd Schreibens Untuiidigeii iu jedem Staat und Territoriutn5 ihre An
iahl und das Verhältiiiß zur Bevölkerung
12. Tie verschiedenen religiösen Glanbensbeteuntnisse in den Vereinigten Staaten, mit
Angabe der Anzahl voii Kirchen, Priestern und Mitgliedern.
ist. Tie ver leichsiveise Angabe der Bevölkerung und des Flächeniiihaltes der Hauptländer
der T eli.
H. litetreideJSrtrag in den Vereiiiigteii Staaten niid den Hanptläiidern der Welt.
15. Das Verhältniss der Geschlechter in der Bevölkerung der Hauptländer der Welt.
16. Tie Vertheilung der christlichen Glaubens-Beteiiiitiiisse iii der Welt.
l7. Die Ausbeute an Quecksilber-.
18. Tie Vertheilung des Grundbesities iti Großbritaiiiiiein
19. Tie Ausbeute an ttohle in den Hanptläudern der Welt·
20. Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von 1780 bis 1890.
Il. Tie Bevölkerung der Vereinigten Staaten, nach Staaten und T.ei-riiorieii, im Jahr
1890.
22. Die sxiidiaiiersBevölkerung der Vereinigten Staaten.
Alle Länder der Welt.
EITUL Buch giebi die geographische Lage aller Länder der Welt an.
Regierungsfortnen.
Der Atlas beschreibt die Negierungsforineu der Vereinigten Staateii·uiid aller Län
der der Welt von irgend welcher Bedeutung; Versassuugeii, gesetzgebeude Körper, Staats
oberhäiipter, deren Gehalt, te» er.
Deutschland, Oefterreich Ungarn iind die Schweiz sind in iiieisterhaster Weise in be
sonderen Artikelii aus der Feder des bekannten Tr. W. Wyl behandelt.
Beschreibungen und Jlliistrationen.
Ter Atlas enthält kiirie Beschreibuiigeii, welche init ausgezeichneten olzschnitten
H
illustrirt sind, von Alaska, Arizoiia, Berlin, lsalisornia, England, It’airo, Mobile, oder
Stadt New York, Paris, Rom, Wien, usw
Listgoerteichnise
Ter Atlas enthält das iieiiesie Litgverseichnisi der Veteinigten Staaten in 462 Ho
litiniien, deren 6 eine Seite einnehmen nnd iibe1-t«ltt,t)tm Zeilen intt Namen von Stadien
Lrtschaften. Törsern, Illostiimterih tsrptsesistationen ti. s. w» bilden· nein anderer, att
näheiiid so billig erhaltliche Atlas giebt mehr als -s')(i,()W Zeilen.
Die »L(evölkei·niigeit sind nach der Voltgiiitslnng von lett-» slir die Staaten, Städte
nnd Lrtschaiten angegeben nnd ermöglichen etite Betrachtung des melsr oder weniger ra
schen Anwachsens der Beodlletung in jedem einzelnen Staate oder Teiriiorinm, sowie ini
ganzen Lande.
Mitteln eines Systems von Abtiinniigen sieht man ans den ersten Blick, ob eine
Litichast der Hiti der bonnty-;Terivaltitiig, ein ’sTos·tattit, oder eilte lstseiibahn oder Er
presi Station ist.
N i« is s: e nnd P i« ei ·:s.
THE-Der ,,:liene F-aliiilieii-:)ltla«3 der Welt« ist ein grosier Band von ;t:zl Seiten.
Er ist ans einein ausgezeichnete-in tiir diesen Zweck besonders oersertigteit Papier gedruckt
nnd in solider tind getchmaifvolter Weise, mit eiiieni reichen tstotddinck ans dein llmschlage,
eingebunden nnd kostet
Im veften englischen Yeimvaudeinbande, mit
Golddrttch, nur Zi33.75.
Vie Größe des geschlossenen Bandes ist ltä bei NO Zoll; geöffnet
tH bei 23 Zoll.
J. P. WlNDOLPH,
Grand Island. - - - - Nebraska
—A g e iit f·ii r—-—
HAqu Hof-ARE USE-ich lind sIEIIIAN cost-tilgt