H Die Hofdame der Kaiserin historischer Roman von A. O. Klaußmann. 9. Kapitel. (9. Fortfetzunghf Schon bei Tagesgrauen erwachte Ma ria in ihrer Gefängnißzelle wieder und beeilte sich, die Ecke genau zu untersu chen, in welcher sich das Kamingitter befand. Sie sah, daß die Einrichtung dort sehr primitiv war, weil man bei Erbauung dieses Militäearreftes natür lich nicht daran gedacht hatte, politische Verbrecher hier ein;usperren, und daß eine Unterhaltung verschiedener Gefan gener untereinander ziemlich leicht fein mußte. Hinter demKamingitter befand sich die Feuerstelle, auf der im Winter die brennenden Holzkloben lagen, und diefe verengerte sich nach oben zu einem Rauchfang, der wahrscheinlich in den darüber gelegenen Stockwerken wiederum Ausweitungen für die Kantine hatte. So mündeten vsn jeder Etage die Ka minöffnnngen in diesen Rauchfang-hin ein, nnd wenn man jetzt im Sommer-, wo eine Heizung nicht stattfand, in den Kamin hineinfprach, mußte eg möglich fein, ganz leicht aus einer unteren oder oberen Etage von Zelle zu Zelle Ge spräch zu führen. Wahrscheinlich wurde es auch möglich, wenigstens von den höher gelegenen Stockwerken her, Ge genstände in den Kamin herunterzulaf sen, die man an einem Bindfaden oder Strick befestigt hatte. Stundenlang horchte Maria, ob sich nicht irgend ein Geräusch in dem Rauch fang und durch den Kamin hören lassen würde, jedoch vergebens. Unheirnliche Stille herrschte in dem ganzen Gefäng nis und fein-r- Urrmebrmn nnd pkft gegen neun Uhr wurde Maria voii eini gen Soldaten wieder zum Verhör ab geholt Wiederum saßen die drei Auditoren ans ihren Plätzen und schienen ihrer Sache sehr sicher zu sein. Sie handel ten augenscheinlich nach bestimmten Wei snugen, die ihnen der Kaiser gegeben hatte. Noch einmal stellten sie die Fragen an Maria, die sie Tags vorher schon ihr vorgelegt hatten, und natürlich blieb die Gefangene bei ihrer ersten Aussage. Der Vorsitzende erklärte: »Aus Be fehl seiner Majestät soll gegen Sie, Maria Oriac-, derJustiz freier Lauf gelassen werden, und da Sie sich hart näckig weigern, zu gestehen, soll man gegen Sie die Falter in Anwendung bringen. Machen Sie sich alio bereit sind gefaßtan das Schlimmste! Noch einmal frage ich Sie: wollen Sie ge stehen?« Maria, die des Antwortens müde war, schüttelte den Kopf. »Sie wollen nicht-gut! Dann müs sen wir unsere Pflicht gegen Sie thun.« Der erste Auditor llingelte und rief dein eintretenden Soldaten einige Be fehle zn. Dann begab sich der Gerichts hof mit der Gefangenen, welche von Soldaten eslortirt wurde, hinab in das Kellergeschosi. Man kam hier in eine Anzahl gewölbter Hallen, welche noth dürftig durch Laternen erleuchtet waren. Sonderbare Instrumente, giansig an zusehen, hingen und standen hier an den Wänden umher. Ein finster aus sehender bärtiger Mann mit mehreren Gehilfen war zur Stelle, und aus die sen deutend, sagte der erste Auditor: «Diecist der Henker, der die Falter anJhnen zu vollziehen hat. Erklärt der Gefangenen den Gebrauch der Jn Momente-« Die butigen Gesetzbücher früherer Zeit schrieben bei der »peinlichen Frage,« » also bei der Anwendung der Falter, ge « UMmaßen ein Vorspiel, die sogenannte ,Territion« oder Abschreckung, vor· — sey-et man den Gefangenen wirklich I-fh--4- III-j- —-- ic- --J- h--«-1- sie-» Ist-Ist I-, pu7ess Its-«- u u tax-, »He Uns-txt kammey und der Henker mußte ihm aus das Ausführlichste alle Instrumente er klären. » Der Henker hatte zu diesem Zwecke eine Probe seiner Redesertigkeit tiznlegety und seine Ausgabe war es, dem Delinquenten die Qualen, die ihm - bevor-standen, ans das Teutlichste zu schildern nnd ihn so ängstlich alg mög iich zu machen. Dann wurde der Te linquentgewöhnlicy in seine Zelle zu rückgesührtund es winden ihm einige Tage Bedenkzeit gelassen; nach diesen begann erst, wenn er versteckt blieb, die liche Foltei· Besonders Frauen » « wendete nian die ,,Territion« »u, VIII man wußte, daß schon der An UchMheerer gewöhnlich noch blut W Martetinsirnniente aus das » Müth so wirkte, daß die Un Wes nach der Bedenkzeit ohne! "s .« eees gestanden in den meisten Fäl Its Dinge, die sie nie begangen hat sM pnd nn denen sie gänzlich unschuldig « nier, der in Rußland stets ein « Berbeeehet wen-, der selbst - unter W polizeilicher Aussicht stand met sein Lesen nur behielt, weil er sich Its-herk- b, anderen Leuten aus dein Misege des Leben zu nehmen e, als et das bleiche Gesicht Ma IFII III-G gerate Mühe mit diesem M e n, das seht schon Weist WNYudig schien. M Heiß Hi , ist-s W ee zn der r gethan " e,snngenen bevorsteht, ist schrecklich genug. Jch will nur die untersten Grade der Folter zeigen, gewissermaßen den Anfang der Qualen, die Euch bevorstehen; und foll tet Jhr die durch irgend eine Hilfe des i Teufels oder in Folge Eurer Verstockt heit aushalten, so werde ich Euch dannI mit anderen Graden der Tortur auf warten, gegen welche die ersten Grade Euch vorkommen sollen wie eine Wohl that. Die ersten Grade sollen Euch dann Honig sein gegenüber den gallen bitteren Schmerzen, die Euch die näch sten Grade verursachen. Hierbei sehet diese Schraube. Jch werde sie Euch zu erst anlegen und Eure Daumen dazwis schen stecken, und so lange diese Schraudek herumdrehen, bis Eure Daumen zer- E quetfcht sind, bis das Mark aus Eurenå Knochen dringt und das Fleisch in Fetzen berunierhängt. Jch stecke hier dieses Stückchen Holz zwischen die Schrauben und drehe zu. So wie dieses Holz· knirscht, so werden Eure Knochen knir schen. Gleichzeitig werde ich Euch aber T eiserne Hülfen um Eure Füße legen.å Jhr sehet diese Spitzen im Innern der eisernen Hülfem Hier sehet die Schrau ben, mit denen die Hülfen zusammenge schraubt werden. Die Spitzen dringen Euch in das Fleisch, sie reißen blutige Stücke beraus, und je mehr diese ,Stie fel’ zufammengefchraubt werden, desto mehr dringen sie Euch in die Knochen hinein und zerntalinen Euch diese, so wie die Dautnfchrauben Eure Finger. Glaubt nur ja nicht, Schreien helfe Euch, oder Ungeberdigthum; je unge- . . . —.(»g »i t--s- --- Aco- kcu -- ;-0 h-cd- s--l-« I »sp. g« -.. ., .... . ....,. werden diese Schrauben hier zusammen gezogen Wenn Jhr glaubt, daß Jhr durch Ohnmachten uns zwingen könnt, aufzuhören, so täuscht Jhr Euch. Wenn Ihr ohnmächtig werdet, dann dreht man die Schrauben noch ein paar Mal her um, und der Schmerz macht Euch wie der lebendig, selbst wenn Jhr schon bei nahe todt wäret. Aber Alles diekes ist nur der Anfang, nur der Beginn der Martern, denen Jhr unterworfen wer det. Hier, sehet Ihr diese Bank, welche am oberen und unteren Ende Räder hat? Auf diese Bank werdet Jhr gelegt und Eure Füße und Eure Hände werden mit Lederrienten an die obere und untere Welle befestigt, die an den Rädern sitzen. Dann werden die Räder, eins rechts, das andere links herumgedreht, bis Euer Körper ganz auseinander gestreckt ist, alle Sehnen und Muskeln bis zum Zer springen angespannt find und Eure Kno chen knackend und krachend auseinander iahren. Wenn Ihr dann frei schwebt, werde ich mit dieser ledernen Peitsche, die mit Draht durchflechten ist, so lange auf Euren Körper schlagen, bis dieser bricht oder bis Jhr gesteht. Glaubet nur, wenn Ihr auf der Streckbank liegt, und jedes Stückchen Fleisch und jeder - Knochen ist angespannt, so schmerzt eine I Berührung mit dem Finger so,« wie un ter anderen Umständen die Berührung mit glühende-n Eisen. Denkt Euch, welche Wonne es für Euch sein wird, wenn diese Kante aus Euren Rücken fällt « und aus Eurem bis zum Zerspringen ge spannten Körper blutige Fetzen heraus reißtS Noch immer aber sind wir beim ersten Grade der Falter und« im An- « fange; noch immer zeige ich Euch den Honigseim. Und wenn Jhr durch Bos heit und Tücke bisher alle Qualen aus gehalten habt, so sollt Jhr mir doch hier aus dieser Bank gestehen· Hier will ich Euren Körper-« Der Henker wurde durch einen halb lauten Schrei unterbrochen, den Maria ausstieß, bevor sie ohntnöchtig zusam tnenbrach. Der erste Auditor lächelte. »Sie hat schon genug,« sagte er, »bringt sie nach Ihrer Zelle zurück, wir können morgen fortfahren· Die Einsamkeit wird Jhr wohl eine bessere Ueberleaung beibrin gen. Wer erst diese Instrumente ge sehen hat, dein vergeht das Lügen und die Verftocktheit· « Maria wurde von den Soldaten aus gehoben und nach ihrer Zelle zurückge bracht. 10.Kapitel. Die alte, non Petersburg nach Oft- j preußen führende Heerftraße nahm fast denselben Weg, wie die heutige Eisen bahn von Warfchau über Wian nach . der ruffifchen Hauptstadt Sie führte von Petersburg über Luga nach Bild-z " von dort nach Dünaburg und über Kownv nach Gurt-binnen und Königsberg. Der Weg über Wilna, Ewan Warfchau war für den Grafen Hordt weniger be quem. Er führte durch das damals noch « felbstftändige Polen, und dort konnten für feine Reife nicht die Bequemlich- ’ leiten wie in Rußland getroffen wer den. Wenn er die preußifche Grenze erreichte, dann konnte er als Gefandter des Zaren an König Friedrich Il. auf die eifrigfte Unterstützung aller Behör den rechnen, während es mit Vorspann pferden in dein durch Kriege und Revo lntionen nnsgefangten Königreich Polen sehr fchlecht stand. Man reiste zu Wagen nnd zwar in Rußland in befonderen Neifetibitten. Es waren dies große Wagen mit Fe dern, welche indeß die Stöße, die man im Wagen erhielt, bei der entsetzlichen Holperigkeit des Weges nur zum gerin gen Theil abfangen konnten. Es befan den lich daher in dieer Fahrzeugen stets kMetreheiy auf welchen die Fahrgäfte ki- halb liegendes Stellung ruhten. In der Its-stund waren Daten befestigt, ji Xexes-»die für die Ieise nothwendigen . »- MUIIM Its-www- » est s— Wein; denn in den russischenPosihäafern gabdes nur Tbee nnd im günstigsten Fa e ein paar Eier oder ein Bube-. Das Gepäck war binten auf der Kibitke nnd auf deren Dach befestigt. Vorn auf dem Bock saß der Kutscher, der Jåmtfchik, und neben ihm der Diener-— beider Reise des Grafen Hrrdt der holfteinische Soldat, der so viel Rufsifch gelernt hatte, um Hordt während der ganzen Reise durch das rnfsifche Reich als Dolnietscher dienen zu können. Der Aufbrnch des Grasen war obne Aufsehen erfolgt. Ter Kaiser batte Gudowiisch die Einrichtung der Reife iibitke fiir Hordt übertragen, nnd diese fuhr bei der Datsche des Grafen vor. Hordt eilte Zum Kaiser-, der trotz der frühen Morgenftunde ihn empfing, utn seine letzten Jnstruktionen nnd anch die Briefe für König Friedrich in Empfang zu nehmen; dann vertauschteHordt feine russifche Galauniforni niit einein Reife anzng nnd machte sich ans den Weg. Da fein Diener mitsuhr nnd um den Zweck der Reise nur der Kaiser nnd Gndowiisch wußten, war der Graf aus Qranienbanrn fo plötzlich verschwunden, als hätte ihn der Erdboden verschlun gen. Utn die Geschwindigkeit der Reife zu fördern, waren nicht die sonft übli chen drei Pferde, die »Troika,« oor die Kibitke gespannt. sondern es waren von A»fang der Reife an vier Pferde vorgelegt, die bei schwierigen Stellen des Weges auf fechs vermehrt wurden. Tie beiden vordersten Pferde, die soge nannten Spitzenpferde, wurden dann von einem Reiter im Sattel, der auf dem vordersten Sattelpferde faß, ge lenkt. Alle zwei Stunden spätestens wurden auf den Stationen die Pferde gewechselt, die immer schon bereit stan den. Das Wechfeln geschah binnen we nigen Minuten; der Poftnreifier, welcher wußte, daß ein Abgesandter des Kaisers befördert wurde, erfchien in Germani form an der Kibitke nnd fragte mit Bücklingen nnd Verbeugungen nach den Befehlen des hohen Gaftes. Dann ninn kä mit drin frisch einein-ruhter Nin den im wildesten Galopp weiter Auf den Stationen, wo man erwar ten konnte, daß Hordt übernachten würde, war Proviant bereit gestellt, soweit der elende Charakter der Gegend, in der man sich befand, es gestattetr. Hordt hatte dann die Wahl, ob er die Nacht durch, während er —- so gut es ging —- aus der Matratze in der Kibitke schlies, weitersahren wollte, oder ob er es oorzog. Matrahe und andere Polster aus seiner Kibitte in das Posthaus schasien zu lassen und dort zu übernach ten. Sehr bald überzeugte sich Hordt davon, daß es zwar unangenehm sei, im Wagen zu schlasen,«roeil man durch die Stöße an den schwierigen Stellen des Weges immer ausgeschreckt wurde; aber dasür roar es im Wagen lustiger und reinlicher, als in den Posthausern. Deshalb ging vom dritten Tage ab die Fahrt ohne Unterbrechung bei Tag und Nacht weiter. Der Graf war wieder soweit gekräf tigt, daß er die Strapazen dieser Reise sehr wohl überstehen konnte. Das Wet ter war meist schön; durch die ausein andergexogenen Ledervorhänge konnte der in der cKibitke liegende Reisende die Gegend beobachten, in welche der Früh ling erst seht seinen Einzug hielt. Au ßerdem blieb dem Grafen noch sehr viel seit zum Nachdenken und zu Erinnerun gen theils sehr trauriger, theils weh müthiger Art, besonders wenn er an Maria Talizin dachte-— Je näher er aber der Grenze kam, desto mächtiger wurde das Gefühl in ihm, das Land wieder zu sehen, das seine zweite Heimath geworden war Vor Allem trat mehr und mehr der Ge danke in den Vordergrund, daß er nun endlich auch seinen königlichen Herrn wiedersehen sollte. Erst in Königaberg aber konnte Hordt erfahren, wo sich Friedrich augenblicklich aushielt. Am sechsten Tage nach seiner Abreise langte der Gras in Königsberg an. Der letzte Reisetag war bereits durch preu ftschea Gebiet gegangen; aber es sah recht traurig in Ostpreußen aus. Sechs Jahre lang hatten als Feinde hier die Rassen aewütbet und das Land in eine Wüstenei verwandelt. Städte und Tör ier waren niedergebrannt, die Einwoh ner zum größten Theil gesiohen, die Fel der unbestellt nnd die Wälder oerwüstet. Jmnterfort kam man durch :)tuinen von Ortschaften, in denen man höchst selten einen Einwohner erblickte, der in dem Schutt herumfuchte oder Anstalten traf, sich wieder darauf onznsiedelm In Königsberg funktionieren noch die raisi schen und preußischen Behörden neben einander. Die preußischen Behörden hatten soeben die Verwaltung der Bro oinz übernommen und die ruisifchen übergaben ihnen das Lond, das sie jah relang fast ununterbrochen wie eine eroberte Provinz behandelt hatten. Graf Tschernyschew rnit dem Groß des ruisischen Hilfst-trog war nach Süden in der Richtung noch Breslau abgezo gen. Trotzdem wimmelte es noch in Oftpreußen von Rassen, oon dein Troß der ruisischen Armee, die nach Däm mark ging, und oon zahlreichen Nach züglem Graf Hordt mußte die Route Königs berg-Fronkfurt a. O. und von dort nach Breslan einschlagen, wollte er nicht noch auf dein lepten Theile der Reife quer durch polnisches Gebiet gehen, das am meisten durch die Kriege gelitten hatte, nnd Im sen allerwenigsten auf Beför derung durch Vorspinnplerde zu rechnen Ich . Ist en Tosen-er Reise langte kn» ist-WI- ssh III-IN is erfahren, daß der König sich hier nicht mehr aushalte. Er war Tags zuvor nach Bettlerm einein kleinen Ort an der Lake, einein linken Nebenslnß der Oder, an gebrochen nin dort seine Armee zu konientriren und den Feidzng gegen die Oefterreicher zu beginnen. Hordt hielt sich nicht anf, sondern brach noch in der Nacht nach Bettler-n anf. das er in frü her Morgenstunde erreichte. Jni dortigen Pfarrbos hatte der König sein Quartier genommen. Hordt meldete sich beim diensttbuenden Ade ianten und gab seine Papiere ab, ins besondere die Schriftstücke, die Kaiser Peter Ill. für seinen königlichen Freund ihm eingehändigt hatte-. Hin-di wurde daraus in der Nähe des Pfarrhoies vor laufig unter-gebracht nnd hatte hier Zeit, seine Galanniforni anzulegen, da er ja wohl vom König persönlich empfangen werden mußte In der That erschien bald daran ein AdIutant, der ilzn zum König befahl. Jn deni Studirzisnnier der- Pfarrers von Bettler-i hatte Friedrich sein Ar beitskabinett eingerichtet, nnd von diesem kleinen Zimmer aus wurden augenblick lich die Geschicke Europas, wenigstens des nordwestlichen Theiles non Europa, gelenkt. Jni Hansflur und in den an deren Zimmern wimmelie es von Gene rälen und anderen Lisizieren. Ver geblich suchte aber Graf Hordt unter ihnen einen einzigen Bekannten· Send lip und Zierhen waren noch die einzigen, mit denen Hordt persönlich bekannt war. Aber diese befanden sich nicht in Bettler-n, sondern draußen bei der Kavallerie, die bereits im Vorterrain operirte. Endlich stand Graf Hordt nor dem König Friedrich. Er erschrak, als er sah, wie sehr sich äußerlich der Monarch verändert hatte. Als der Feldzug vor länger als sechs Jahren begann, var Friedrich nach eine kräftige Gestalt, voll soldatischer Straffheit, die ihren Kon so hoch und stolz trug, wiedies nur ein König thun cann. Und setzt fah er var sich eine fast gebrochene Greisengestalt, in der nichts mehr lebendig schien, als die großen, leuchtenden Augen. Voll ständig geknickt war die königliche- Hal tung Friedrichs; sein Nacken gebeugt, feine ganze Gestalt in sich zusammenge fallen· Deutlich sah man selbst in dem Aeußeren des Königs, daß.er zweimal in den lehten sechs Jahren in der Ver tweiflung dicht vor dem Selbstmotd ge standen, daß er liebermenschlicheå, Fürch terliches in dieser Zeit erduldet hatte Nur die Stimme des Königs klang noch frisch, wenn auch etwa-s rauher alg früher. tfr begriißtehordt freundlich in fran zösischer Sprache, reichte ihm die Hand and sagte ihm: »Zeien Sie willkom men, besonders da Sie der Bringer gu ter Nachrichten find. Wir haben sie nöthig, und wie ich sehe, ist Ihnen Ihre Gefangenschaft auch nicht so schlecht bekommen, wie mir die letzten Jahre. Jch habe vergebliche Besuche gemacht, Sie zu befreien und Sie aug zuwechseln, aber die Kaiserin Eiifabeth mußte ein Opfer für Zorndors haben, and das waren Sie. Jch bin Jhnen eine Genugthuung dafür schuldig. denn Sie haben Jltre traurige dreisährige Haft nin meinetwillen erlitten. Jch habe dafür gesorgt, daßSie tin Advanm inent nicht übergangen worden sind, und es wird Ihnen heute noch das Pa rentals Oberst, vorläufig ohne Regi ment, und als mein Adjutant ausgestr :igtwerden. Ich bleibe damit immer roch hinter meinem Freunde Peter zu fiick, der, wie Sie rnir geschrieben haben, Sie bereits zum General befördert hat. Die Briefe, die Sie mir überbracht ha ben, erfüllen mich mit aufrichtiger Freu de. Wie Sie wissen werden« wünscht ter Kaiser eine Unterredung in Damig, tnd sie wird sich vielleicht ermöglichen ,assen. Jch hoffe den Oesterreichern "chon in allertürzester Frist zu zeigen, pas die politische Veränderung der letz ten Zeit zu bedeuten hat. Dann werde .ch wohl auf dem Kriegsschauplatz für einige Zeit entbehrlich werden nnd rann nach Tanzig gehen. Sonit muß der Kaiser sich nach Breslan bemühen, wenn ich mich nicht weiter voni Kriegsschaa ptay entfernen kann. Jch werde Ihnen dies-bezügliche schriftliche Mittheilungen in den Kaiser mitgeben nnd Sie außer dem noch informiren. Nun aber will ich von Ihnen angsührtiche Erktörungen über die Verhältnisse am rusiischen Hase haben, denn Sie sind der Erste, der von dort direkt zu inir kommt. Bisher war ich ans die,Verichte des von der Gold nnd auf Ihre Relationen angewiesen Kommen Sie mit niir nach dem Nattern mir wollen dort im Auf- und Abgehen ans unterhalten. Sie sind mein Gast bei Tisch; aber natürlich diicfen Sie nicht vergessen, daß Sie nicht am Hofe von Okanienbaum find, sondern im Feidtagee eines armen Königs-, der seit Jahren nin fein Land nnd um seine Existenz kämpft· Und nun vorwärts, hinaus in den Gar ten!« Ja, das war noch König Friedrich ll., wie ihn Graf Hordt gekannt hatte; das war noch der stets bewegliche Geist, der Mann der raschen Auffassung, der nie rastende Denker. Wohl war die äußere Gestalt des Königs gebrochen; aber sein Geist war noch immer frisch und so tang dieser Geifi lebte, konnte Friedrich det Große nicht untergehen, konnten sein« Gegner nicht trinntphirens Fast zwei Stunden lang dauerte des Spaziergang des Königs mit Hordt nn ter den blühenden Bäumen des Pfarr etens. hunderte von Fragen hatte bei Ists II stelle-, die Graf pordt so sen M köstlich Wrtetm Der Linie MWN sit-wen its-it -—— —-I schienen die Nachrichten, die er erhalten hatte, ihn zu erfreuen. Er war bei Tisch, bei dem es allerdings sehr einfach her-l ging, heiter, gesprächig, er scherzte und» lachte wie seit langer Zeit nicht, nnd sür ! Hordt hatte er noch eine besondere Uebers ! raschung ausgespan. Als dieser die Seroiette von seinem Teller hob, fand er T unter derselben die Jnsignien des Ordens ? pour le meritrz des höchsten Tapfer-« keitsordens, den Friedrich der Große zu. verleihen hatte. « I O P Mehrere Tage hatte nun Hordt Zeit, sich zu überzeugen, weich’ günstige Wen dung durch den Tod der Kaiserin Fusa beth für das schon fast verlorene Preußen gekommen war. Die Ofsiztere und Mannschasten der Armee waren wieder voll Muth, die strategischen Verhältnisse für die Eröffnung des Feldzuges außer ordentlich günstig. Nach allen Nachrich- » ten, die man erhielt, waren die Oesteni reicher deprerntrl und zum Frieden geneigt. « Auch von Frankreich kamen günstige Nachrichten, wonach dort ebenfalls dies Hartnäckigleit Peters lll., der sich aust lein neues Bündniß einlassen wollte, die; Sehnsucht nach einem FriedensschlusseY mit Preußen sehr gesteigert hatte. » Täglich mußte Gras Hordt während der sreien Zeit des Königs diesem znrs Verfügung stehen« Jmmer wieder wur- ; d.-n die ruisischen Verhältnisse erörtert und Hordt hatte Gelegenheit, zu erstau- i nen, mit welcher Sicherheit der Königs aus der Entsernung diese Verhältnisses beurtheilte. Er äußerte sich selbst übers die Situation Peter-s lll. mit einer Prä 2lsistt. dit Hokdt in Ersten-Inn ist-t »Ich muß,« sagte der König, »dafür sor gen, daß ich die angenblickliche russifche Freundschaft ausniitze nnd den Feleng beendige. Die günstige Konstellation dauert vielleicht nur einige Monate. Peter Ill. wüthet gegen sich selbst und thut alles Mögliche, um sich seinem Volke zu entsretnden. Dabei hat er eine Todseindin an seiner eigenen Gattin, und nach dein, was Sie mir mitgetheilt ha ben, Graf, thut er alles Erdentliche, uin die Feindschaft der Frau zu nähren. Ich muß mir indirekt einen Vorwurf machen; ich habe diese Ehe angestistet. Ich schlug der damaligen Kaiserin Elifabeth durch meinen Gesandten vor, den Thronsolger rnit seiner jetzigen Gattin zu vermählen. Das war lange oor dein Kriege und mein Verhältnis zur Kaiserin Elifabeth noch ein sehr gutes-; war ich doch von der verstorbenen Kaiserin in dieser Familien angelegenheit am Rath gefragt worden. Mahnen Sie den Kaiser zur Vorsicht; nach meiner Ueberzeugung bewegt er sich ans eineni gewaltsamen Vulkan, der einer- Tages einen gewaltsamen Augbruch haben und ihn vernichten kann. —- Ich hätte Sie länger liier behalten, aber die Briefe, die ich Ihnen an den Kaiser mit zugeben habe, sind fertig geschrieben bis aus einen eigenhändigen, den ich morgen unter allen Umständen anfertigen muß. Sie können dann die Rückreise noch Pe tergburg antreten, und wenn wir uns wiedersehen, Graf, wird dies in Berlin sein« in Friedenszeiten, die hoffentlich lange nicht gestört werden sollen. Ganz Europa ist erschöpft und sehnt sich nach Ruhe; nur die Kaiserin Maria The resia glaubt noch verpflichtet zu sein, den Krieg gegen mich zu führen. Der Abfall ihrer Bundesgenossen wird sie endlich wohl eines Besseren belehren. Sie bleiben oorläusig der Person des klaren attachirt, suchen Sie uns aber Freundschaft ini Lager der Kaiserin zu ( erwerben. Stecken Sie sich hinter die Weiber, dann erreichen Sie etwas-. Ter ganze Krieg ist Weibern-ers und ward von Weibern gegen mich geführt Ihre Ausgabe, mein lieber Gras, ist es, uns die Damen am russischen Hofe ge neigt zu machen-« l l ( I I s Als die Kaiserin Katharina eisnhr, oarz durch oen vooentosett Leichtsinn Alerei Orlatvo der Brief mit der Schntähschrist gegen den Kaiser und den König von Preußen in die Hand deg. Zaren gelangt war, erschrak sie so hef- « tig, wie noch nie während der Zeit, in: der sie sich ans diese Verschwörung ge-! gen ihren Gatten eingelassen hatte. Sie mußte sich sagen, dasz die Tolltühm heit und der Leichtsinn der Orlowo und ihres Anhanges binnen Kurzem doch ei- ; ne Entdeckung gewaltsam herbeisühreni würde, ehe noch der ganze Plan gereist; war, und dann drohte auch ihr ein sehr» trauriges Schicksal. Peter ging sa schon mit den Platte I um, sie vorn Throne zu verstoßen und in» ein Kloster zu sperren. Ten Soth Paul Petrowitsch wollte er von ders Thronsolge ausschließen, und jedenfalls schonte er das Leben von Mutter und Sohn nicht, wenn er die Verschwörutth der Gattin entdeckte. Nicht nur nach rnssischen Begriffen, sondern selbst. nach; den Anschauungen westeuropäischee Höfe hatte er entschieden das Recht, seine Gattin, wenn sie gegen seine Sicherheit und sein Leben tonspirirte, mit dem To de zu bestrafen. Katharina mußte dar auf gefaßt sein, daß, wenn man ihren Plan entdeckte, sie in ein Gefängniß gebracht und dort binnen wenigen Stun den oergistet oder erwürgt wurde, Ein gleiches Schicksal stand ihrem Sohne be « por. Ganze-tonlich« wiedieVerhastung « ihrer Hofdatne, konnte auch sür sie der Augenblick kommen, in dem die Wachen » in ihr Zimmer traten und sie zur Gesan genen erklärten. Selbst wenn ihr Plan dann so weit gediehen spat-, um eine Re « volution zu erzeugen, so hätte diese der : Kaiserin nicht mehr geholfen; denn ehe· « ds- Iepolutiou ausbrach, Iae cathaeiuo I— t Die Daschkoio war es, die mit einem Vorschlag herauskom, der sofort die Bil ligung der Kaiserin fand. »Ich schlage Eurer Maseftiit oor,« sagte sie, »in Peterhof Wohnung zu neb men. Das Schloß von Peterhof hat Eurer Masestät früher im Sotnmer im mer als Aufenthalt gedient und Niemand kann sich wundern, wenn Sie jetzt in det beißen Zeit an den Meeresstrand gehen. Es liegt so nahe bei Oranienbautn, daß der Kaiser keinen Verdacht schöpfen kann, da er annehmen muß, daß Peterhof sehr gut von hier übern-acht werden kann. Andererseits liegt Peterhos aber näher an Peter-sburg, nnd was dass Wichtigste ist, man tann in Peterbos iür die Sicher heit Eurer Majestät viel bessere Maßre geln treffen, als hier-. Matt kann in der See, unmittelbar ani Schloß, eine Yiicht ankern lassen, welche Tag und Nacht fiir eine plötzliche Flucht bereit ist. Wenn es sein musi, kann Eure Majestät auf dieser Nacht nach Schweden biiiüberfal) ren und sich dort in Sicherheit bringen. Man kann Pferde und Wagen bereit hal ten, mit denen man zu jeder Tag- und Nachtzeit auch nach Petersburg flüchten kann; man kann endlich zur Bewachung des Schlosses Eurer Majestät ergebene Soldaten heranziehen. Jedenfalls ist es leichter, dort tnit unseren Petersburger Freunden zu verhandeln, als hier, wo wir unter unmittelbarer Aussicht des Kaisers stehen, wo uns die holsteinischen Soldaten bewachen, nnd wir sede unserer Bewegungen, jedes Wort sorgfältig ab wägen müssen, wollen wir nicht bei den hundert Augen, die uns beobachten, ir gend einen Verdacht erregen-« Entsetzung solgt.) .»—--« Oufme Ins und Rache. Vor nunmehr drei Jahren war ich la krank, daß ich weder essen, noch Ichlafem noch gehen konnte, denn lchmnßte Tag nnd Nacht haften Mem Gewicht war von 150 auf 127 Maul-Aue rllckge an en. erste a t, In der ich vier Stunden ununter brochenen Schlaf hatte war, nachdem les drei Dosen von Dr. Meeres »Geister-. Medic-at Discme « genommen halte. Zek . wider-liebe Schlume « ill) answer en nm te, w« L F· EMC wurde von Lag -u Tag weniger, und nachdem ich eme ganze Flasche enotnmen halte, konnte ich dle gan e Nacht chlafen, ohne zu haften. Seit dte er Zeit bin ich ganz gesund und wiege ietzt 175 fd. Frau Loul e F. Evate o, Blythebourne, ings Eo» N. Y. chrke gqranlirt eine Kur oder des Geld wird zurückgegeben. Bei schwerem Hnstem Bronchmls und Lun enletdem Widan Scrofeln ln jeder Ge talk und selbst bei des- lcrofulvien Lungen csjelriom die gewcshnlich Schwindlucht ge nannt wird, surirl das «Dis-covery", wenn es rechtzeitig gebraucht wird. Hahn bar heul, Mr gaben the saß-Isla III ste ein Kind war, klei sie nach Idanv cle wurde ein Fräulein. und hielt su Castel-, sls sie Kinder hast« sad sie ihnen JOW Krebs M NUM Tuuly unsere besondere, em loche, schmerzlos- deslmuhsde Ihm er in einigen Its-U sb. Rat Mist und gründlich ohtu c ts UII Ists Hist-sittl. Auskunft stec. ists sum lesen-Ue kennt, s list-sucht Esel-kais.ertremme : Elektro Re kaäkx Homöopathie —-« W. lslh Ul-—»:«emadi«n« u. Auskunft MI. Sinid kedeJ III-III llklsh Eigenth Der beste Vergnügnngössplatz im Staate. is Meilen südtvcftlich oou Grund Island. Hchöner Yakh! Creäumige Hatte! Gute Yitthfchaftt Die bei-en Gen-since und Ci gatreu stet- em Haupt IF«"Vorzügl-chek Bauch W jeder Te gegzeit unter Aufsicht von M. Schick mer und Frau. Der beste Platz für Evas-etc nnd Völle. . Mzahethinuusin Gottes schöne Natur und amüsiet Euch im Sand kepg. 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