Die Heime der Kaiserin — HthisOet Ren-an von A. O. Klanß mann. 9. K a p i te l. (A. Fortsetzung.) Jn Marias äußerlichen Verhältnissen änderte sich in der nächsten Zeit nichts. Sie blieb im Tienst der Kaiferin, in der Wohnung, die sie bisher in Oraniem bannt inne gehabt hatte, und ihren an getranten Gatten Oriorp sah sie nicht, da er ja im Arrest war. Tie Fürstin Daschkow und die Kaiserin ietbst, die in letzter Zeit mit den Fortschritten der Verschwörnng sehr zufrieden war, scherz ten über die vom Kaiser improvisirte Verheirathung, und nannten Maria Madame erow, während sie sie sonst Beide nach russischer Sitte nur mit dem Namen Maria Nitolajewna angeredet hatten. Maria blieb in ihren Gemächern, um ans Anrathen Katharinas dern Kaiser während der nächsten Tage nicht in den Weg zu gerathen. Hier erfuhr sie nun durch die Besuche der Daschiow Näheres von den Vorgängen bei Hose, und ge rade dies erleichterte es der Daschkow. Maria ganz ihren Zwecken entsprechend zu belügen. Zwei Tage nach der Trauung kam sie zn Maria, am ihr mitzutheilen, sie habe eine Unterrednng rnit dem Grasen Hordt gehabt. Dieser habe sofort begriffen, um was es sich handle, und sei davon überzeugt, daß Maria sich nicht anders habe verhalten können. »Der Gras,« sagte die Taschtorv auch. »Mit es für nothwendig, das Ge heiinniß jetzt noch strenger zu wahren als früher. Gerade weil er in der Um gebung des Kaisers sich befindet, gerade weil er gezwungen ist, ans sich nnd aus seinen König Rücksicht zu nehmen, dars der Kaiser keine Ahnung davon haben, daß Graf Hardt mit einer Hofdarne der Kaiserin ein Verhältniß unterhält, daß er eingeweiht ist in die Geheimnisse der Kaiserin. Gras Hordt läßt Dir also, mein Kind, sagen, daß Du Dich seiner nnevandelbaren Liebe versichert halten kannst, daß er aber äußerlich Tit gegen über durchaus den Fremden spielen wird, um bei den Personen am Hofe nnd am allerwenigsten beim Kaiser keinen Ver dacht zu erwecken. Du bist für ihn jetzt Frau Orlow und eine durchaus gleich giltige Person. Er hat mir geschworen, daß es ihm sehr schwer fallen wird, diese gleichgiltige Rolle Dir gegenüber zu spielen, aber es bleibt Tir, mein Kind, nichts Anderes übrig, als seinem Bei spiel zu folgen. Nebenbei kann ich Tit mittheilen, daß es sich nur um wenige Wochen handelt, denn wir sind ziemlich nahe vor der Entscheidung Es muß in allernächster Zeit gehandelt werden, nnd siegt die Kaiserin, dann haben wir mit ihr gesiegt, und Teine Ehe mit Orlorp wird sofort getrennt und Du mit Wohl-. thaten und Geschenken überhäuft. Ver liert freilich unsere Partei, so gehen wir Alle zusammen nach Sibirien, wenn wir nicht zuvor tadtgetnutet werden. Also halte aus und zeige der Welt ein gleichi giltiges Gesicht! Verrathe nicht durch einen Blick ein Einverständniß mit Hordt, und sollte er sich Tir unvorsich tig nähern, so weise ihn ab! Was Du I-:---.-4 .4.c : IYUI Illilsussjkltcll VIII, sub IYIU LIMqu mich zukommen, ich habe einen sicheren Weg, um mit ihm zu verkehren. « Maria umarmte und küßte die Für stin und schluchztez »Ich danke Ihnen für Ihre Liebe und vertrane mich ganz und gar Ihren Rathichlägen an. ists ist jedoch ein Glück, daß diese Komödie nicht länger dauert, denn aus die Dauer wäre sie sür mich unerträglich « — Die Fürstin konnte sich über das Ne lingen ihrer Jntrigue freuen. Sie ver anlaßte die leichtgläubige und unschul dige Maria, Hordt gegenüber die Gleich giltige zu spielen, und das mußte Hordt in dem Glauben bestärken, daß Maria in der That nur früher mit ihm gespielt habe und daß er ihr gänzlich gleichgiltig sei. Wenn die Daschkow so gegen Hordt operirte, dann gelang es ihr wohl, die sen ,,nordischen Eis-zapfen, « wie sie ihn heimlich nannte ,zum Schmelzen zu brin gen und zu ihrem Trabanten zu ma Sie hatte es sich einmal in den Kopf gesetzt, öffentlich den Glauben zu erwe cken, Graf Hordt mache ihr den Hos, nnd diesen Plan wollte sie durchführen Allerdings, die plötzliche Abreise des Grasen, von der man doch bei Hofe Kunde erhielt, erschreckte die Daschkow fast, denn sie sah dadurch alle ihre Be rechmmgen über den Hausen geworfen. Man glaubte zuerst in der Hosgesell schaff, Hordt habe sich nur aus einen Tag nach Petersburg begeben, ani zwei ten Tas- aber wußte man in der Partei der Kaiserin lehon durch die guten Ber lin-bangem die sie hatte, daß der Gras als Spezialgesanbter des Kaisers zum König Friedrich gegangen sei und wohl ersi in vier Wachen zurückkehren werde. Die Daschksw beschloß zu warten und widmete sich sehr ejsr er als je dem Dienst der Kaiserin. öchentlich mehr mals sahe sie nach Peter-barg. um dort sit den Oel-solzer beratheen Auch die past Gregor Orlorsi war nicht se streng dasär sorgte die Be beessiserin mit Billet-ais » sz alseldzengmeifler der Attil Ieae Gen-erneut der Cis-Mid- WMJIT sitt, und in der That hatte die durch den Kaiser erzwungene Verheirathung Orlows der Kaiserin und der Daschtow erst recht die Mittel gegeben, um unge hindert mit den Verschworenen kor respondiren zu können. — Gregor Lrlow wurde sogar so dreist, zur Beförderung seiner Korrespondenzen die osftziellen Kuriere zu benutzen, welche täglich zwi schen Petersburg und Oranienbaurn hin und her gingen. Die Kuriere beförder ien die Briesschasten an den Kaiser und nahmen auch Privatbriese hochgesiellter Persönlichkeit mit. Die Orlowg hatten es durchaesetzt, daß auch die an Maria Lrlow adressirten Briese denselben Weg gingen, eine Unvorsichtigkeit, weiche sich ditter rächen sollte. Keine Verschwö-J rung in Nußland ist wohl an Unvorsich-J tigkeiten so reich gewesen als die, welchei die Gebrüder Gregor, Alerei und WlaJI dimir Lrlow zu Gunsten der späteren Kaiserin Katharina Il. in Szene setzten; wenn sie dennoch gelang, so lag dies an1 besonderen Giücksumständen Kaiser Peter Ill. saß in seinem Ar beitszinnner mit Gudowitsch schon seit Stunden beschäftigt, und die ganzen Arbeiten drehten sich unt den Krieg gegen Däiiemart. Tie neuorganisirte Flotte war in der Nähe von Kronftath versammelt, die Landtruppen waren aus? dem Marsch nach Holstein und dies ganze Mobilrnachung in vollem Gange, da Peter es wirklich durchgesetzt hatte,» daß die Geistlichkeit den größten Theitj der Kirchenichöhe zur Führung des Krie-; ges herausgab. i Der Kaiser wartete ungeduldig aufs Nachrichten von Petersburg. wiederholts hatte er Gudowitsch hinausgeschickt, ums zu fragen, ob der Kurier noch nicht das sei. Endlich erschien er, und Gadd ivitsch riß ihm die Kuriertaiche aus der Haut-, um damit in das Arbeitskabinett des Kaisers zu eilen. Durch einen verhängnisvollen Zufall hatte sich nun der wirkliche Kurier, der genau wußte, wie die verschiedenen Briefe in seiner Tasche zu vertheilen waren, kurz bevor er abtritt, betrunken. l Ein Anderer, der durchaus nicht instruirti war, mußte daher in Petersburg irni letzten Augenblick an seine Stelle treten. l Dieser nahm die verschlossene Kurier-ta-« iche und überreichte sie mit ihrem ge-: sammten Inhalte Gudawitsch, der sie; nun zum Kaiser brachte. s Die Tasche wurde geöffnet, und Peter41 lll. rieß in seiner Hast selbst die Briefel aus. Plötzlich siutzte er, und Endo witsch sal) die Stirn des Kaisers- sich kraus zusammenzieliem Peter hielt ein Manuskript in der Hand, welches init Schriftzügen und Jederz eichnungen be deckt war. Die Bilder und die Verse darunter waren eine beißende Satire ein vernichtender Spott auf die bis herigen Handlungen des Kaisers-, beson ders aus seine lächerliche Vorliebe sürl den Preußenkönig· Lrloui hatte dieses Manuskript und( die Zeichnungen ansertigen lassen, sen-s dete sie an die Kaiserin, damit sie Ein- l ficht in das Machwerc nehme. und wallte dann veranlassen, daß im gan zen Lande die Schmähschrist in Tausen- ’ den von Ab,ügen heimlich durch Send linge der Kaiserin verbreitet würde. i Das Manuskript steckte in einem Um ichlag, der nur den Namen Maria Or law, gebotene Talizin, trug. Kein Bries lag bei; Maria wußte ja sowie so, daß derartige Briese von ihr uneröffnet sosart an die Kaiserin gegeben werden mußten. Nun hatte der Zufall dem Kaiser selbst diese Schmähbriese in die ern-neu Heu-ist« vi( litt-IF llul lcjil sclUsl, sondern, wag bei ihm iaft noch wichtiger war, seinen abgöttisch verehrten Freund, den Preußetiiönig, lächerlich machten und beschimpften. Ein furchtbarer Wuthausbruch iolgte bei ihm, wie ihn Gudotvitsch bei seinem Herrn lange nicht erlebt hatte. Mit krampshast verzerrtem Gesicht tief der Zar im Zimmer umher und wars alle leicht beweglichen («85egenstände zu Boden, um sie Zu zerbrechen oder zu zertreten, er geberdete sich wie ein Rasender. »Das wagt man,« schrie er, »in mei nem Reiche, das wagt man in Rußland! Man wagt eg, den größten Monarchen zu beschimpfen, meinen Freund, und mich selbst macht man lächerlich dazu, weil ich das Genie dieses Mannes erkannt habe. Giebt es noch einen Zaren in Rußland oder dars hier Jeder thun und lassen was er will? Giebt es keine Gesetze mehr und keinen Zaren2 Aber ich will sie vernichten, die Frechen, die es wagen, meinen Freund Friedrich zu beschimpfen, und denen die Person des eigenen Zaren nichts mehr gilt. Laß sofort diese Or low verhaften! Jch möchte schwören, da steckt das nichtswürdige Weib dahinter, das noch immer meine Gattin ist. Tie Adressatin soll oerhastet werden, und man soll von ihr ein Geständnis erzwingen, wäre dies selbst mit der Falter. Sie soll vor ein militärischeä Gericht gestellt wer den; hier in Oranienbaum soll die Ver handlung unter meinen Augen stattfin den. Tit sorgst dafür-, Gndoioitsch, baß ich erfahre, wer es wagt, mir in dieser Weise zu trafen und mich lächerlich zu machen. Dir hastest mir mit Deine-n Kopf sür die Ausführung meiner Be schlei« Stoß-Ieise nur hatte der Kaiser diese Rede herausgebracht, nnd es dauerte wohl eine Stunde, bis Gudatvitsch wußte, um was es sich andle. Der Kaiser be fahl ihm dann, ie Satire zu Leser-, und Gudositsch mußte allerdings zugeben, es sei das Ansste, was ihn- in dieser Art je zu Gesicht gekommen sei. Der kaiser- klinsebe selbst, nachdem Ha w we ein-pausie- siiese ist«-, nnd bes . dem drei-Gherards Ofsiäier ; « der bald daeaas eintrat: »Du gehst hinüber nach dein Schloßflü gel, in dem die Kaiserin wohnt, und ver hastest die Maria Ottern-, die Hosdam der Kaiserin. Du perhastest sie ohn Weiteres Ins durchsuchst dann mit Dei nen Mannschasten die Zimmer, welch die Gefangene bewohnt, und bringst mi jedes Blättchen Papier. Du bringst di. Vethastete an einen sicheren Ort unl stehst mir mit dem Kopfe dafür, daß si« mit Niemand verkehrt, daß sie mit Nie mand ein Wort wechselt. Laß Dir vor dem deutschen Regiment so viel Manns fchaften geben, als Du brauchst, un meinen Befehl auszuführen, und sei ver sichert, daß ich Dich vernichte und zer malme, wenn Du es wagst nar, im Ge ringsten von meinem Befehle abzuwei chen.« Eine Viertelstunde später gab es in dem Schloßflügel, in dem die Kaiserin wohnte, einen heillofen Schreck, und selbst die Kaiserin war einen Augenblick so be stürzt, daß sie ganz fasfungslos war nnd Katharina Jwanowna ihre Gebieterin trösten mußte, weil diese geradezu ver zweifelte. Tie plötzliche Verhaftung Marias kam so überraschend sür die Ver schworenen, war für sie so schreckhaft, daß sie in der That wahrhaft glauben mußten, ihre ganze Verschwörung sei verrathen und Alles für sie verloren. Erst als keine weiteren Berhaftungen stattfanden-, beruhigten sich die Kaiserin und die Fürstin Daschkow etwas, ob gleich sie immer noch nicht wußten, aus welchen Gründen die Verhastung Ma rias erfolgt sei. Der Befehl des Kaiser-z, in der Woh nung der Hosdame nach Papieren und Briesen zu forschen, war von dein wacht habenden Osfizier aufs Strengste aus geführt worden. Unmittelbar nach Ma rias Verhastnng wurden die beiden Zim mer, die ihr zur Verfügung standen, auf das Sorgfaltigfte durchsucht und alle da rin vorgefundenen Schriftstücke an den Kaiser abgeliefert. Peter durchlas die Schriftstücke selbst, fand aber nichts Be Mkfksntslsstbss Iris sk mi- sin »du-di Päckchen stieß, das mit einein besonderen Bande zeisarninengebunden war. Dieses Paris-dem das einige Briefe enthielt, war nach dem schriftlichen Bericht des Macht osfizierg in einem verborgenen Fach des Schreibtisches der Hosdame, den man bei der Hausfuchung zertrümmert hatte, ge funden worden. Es enthielt eine An zahl kleiner Briefe in deutscher Sprache Der Kaiser begann sie sofort eifrig durchzalesem war aber ziemlich enttänscht, als er in ihnen nichts fand, als Liebesbr theuerungen und Ausdrücke der Sehn sucht und der leidenschaftlichen Zwei gang Es waren die Briese Hordi’8, die die ier heimlich während der glücklichften Zeit seiner Liebe Maria zugefteckt hatte. Sie trugen keine Unterschrift, nnd we der der Kaiser noch Gudowiisch konnten die Handschrift Hordt’s; es blieb ihnen also verborgen, wer der Schreiber dieser Briefe war. Man war hinter ein Ge heimniß gekommen, dag sehr privat ans Fah, aber doch vielleicht eine politische Bedeutung haben konnte. Ter Kaiser befahl daher, über die Vriefe und deren Absender die Hosdaine aufs Schärsste zu verhöken. Lranienbaum, wo die Baracken und Kasernen für das holsteinische Regitnent standen, besaß ein besonderes Arresllm kal, dag allerdings sonst nicht für Hos damen, sondern nur für Soldaten und Diener der kaiserlichen Hofhaltung be stimmt war. Dieser Arrest wurde be ständig benützt, er hatte immer Jnsassen, weil bei den Jnspizirungen, bei denen Peter das preußische Reglement anwen Idete, immer wieder Nachläisiakeiten unt Fehler von Mannfchaften, manchmal anch von Lfsizieren, entdeckt wurden, di( Peter sofort mit Arreststrafen ahndetr. Jn eine solche Ofsizieksarrestzelle, die abgesondert von den Zellen der Soldaten lag, war auch Maria Talizin gebracht worden. Sie war über ihre plöhliehe Gefangennehmung sehr erschrocken, zu mal sie nicht wußte, was die unmittel bare Veranlassung dazu gewesen fein möge. Daß die Sache mit der Ver fchwörung zufammenhing, konnte sie sich freilich wohl denken, wie sie aus« det Strenge, mit der man sie dehandelte, entnehmen konnte, daß ihre Lage eint ,tehr ernste fei. Ihre Verhaftung war is den Nachmittage-stunden erfolgt. Noch bevor es Abend wurde, halte man fie aus ihrer Zelle und führte sie in ein besonde »res Zimmer, in welchem drei Auditoren oder Militärrichter saßen, um die Unter fuchung zu eröffnen. »Sie find die Gattin des Lieutenante Gregor erow nnd heißen Maria Or kan-, geborene Talizin?« begann dei rangältefte Nichter. »Das ist mein Name-« »Sie waren bisher im Dienst Jhrei JMafestöt unferer erlauchten Zarin. Mir wem haben Sie in Petersdurg korrespon Jdirt«t«« i Maria wußte nicht recht, wag fie ani idiefe Frage erwidern follte. Nach eini gen Besinnen erwiderte fie: »Ni« mit wenigen Personen; mit den Lieferanten Ihrer Mafeftiit, wenn es sich um Gegen stände der Teilette handeitr. Es ift mii die Aufsicht über die Garderobe Jhrei Majeftiit zugetheilt.« Die drei Richter sahen sieh an, alt wollten fie damit ausdrücken, daß si Maria für eine fehr abgefeisnte Verdre hetin hielten. Dann fagte der Borsi sende, der in der Mitte faß: »Ich mach Sie aufmerksam, Maria Orlaso, daß vii im direkten Auftra e Seiner Majeftä unferes san-gnädig ;- Zaren die Unter f n Sief ren, nnd daß ei Ray-Käse wenn Sie uns die Wahr heit ftp-. Sie haben eine heimlich Wpondeaz mit Ieteeiines Athet .- der erste Auditor, Maria einen ausgeris ; senen Briefninschlag überreichend. « ruhig, obgleich sie sofort die Handschrift i Alerei Orlorvs, des Brudero ihres Gat Machen Sie sich und uns keine nnniipe Mühe, sondern gestehen Sie offen, mit wem. « »Ich weiß von keiner geheimen Korre - spondenz!« erklärte Maria, sich mühsain » beherrschend. Sie wußte seht sicherJ - daß es sich um die Korrespondenz Or loiv’s init der Kaiserin handelte. »He-wen Sie diese Handschrift?« sagte I »Nein!« erklärte Maria sicher und ten erkannte. »Sie haben auch keinen Verdacht, rver der Absender dieses Briefes sein könnte?« »Nein!« »Kennen Sie dann vielleicht die Hand schrift diese-B schandlichen Parnphletg, durch welches Seine Mosestät unser aller gnädigster Zar und Herrscher in schänd- - lichster und schmählichster Weise be schimpft und verhöhnt wird, und ebenso sein erlauchter Freund, der König von Preußen?« Maria sah prüfend die dargelegte Schmähschrift an, dessen Handschrift ihr gänzlich unbekannt war. »Ich weiß nicht, wer derSchreiber ist, « sagte sie, »ich kenne die Handschrift nicht, habe auch keine Vermuthung und wüßte nicht, wie ein solches Schriftstück in meine Hände kommen sollte. « »Das Schriftstück befand sich in dern Ihnen vorher gezeigt-en Umschlag, der Ihre Adresse trägt. Sie sehen Jhr Leugnen ist vergeblich. Durch einen Zufall ist dieser Brief in die Hände des Kaisers gekommen, und er hat ihn geöff net, da er unter anderen Schriften lag, die für Seine Masesiät bestimmt waren. Es wird wohl das erste Mal nicht sein, daß Sie derartige Sachen empfangen, und jedenfalls kennen Sie aufs Genau efte die Quelle, aus der das Schriftstück tonnnt.« »Ich roeiß nichts von dein, wag mir hier gesagt wird. Ich habe mit Niemand heimlich korrespondirt. Jch habe nicht einmal oon meinem Gatten bisher einen Brief bekommen, weil dieser sich in Ar rest befindet. Bekannte habe ich in Pe tersbnrg nicht, die Handschrift des Pani phlets ist mir gänzlich unbekannt. Jch muß annehmen, daß irgend Jemand mich oerdächtigen will, und daß man mir einen Streich gespielt hat, um mir den Zorn des Kaisers zagt-ziehen und mich zu verderben. Aber ich wüßte nicht, wer das gethan haben könnte; ich bade keine Feinde, ich habe Niemand etwas gethan, was eine folche Iiichtswürdigleit gegen mich rechtfertigen würde.« · Die drei Auditoren betrachteten sich wieder lächelnd. »Diese Ausrede,« sagte dann der Erste oon ihnen, »wird oon allen Verbrechern angewendet; Alle wollen das Lpfer von Jntrignen sein und schieben ihre eigenen Handlungen ihren angeblichen Feinden in die Schuhe. Sie wissen alfo von nichts? « »Nein!« erklärte nochmals Maria« »Vielleicht läßt Sie Jhr Gedächtnis bei einer anderen Gelegenheit nicht fo ini Stich· Man hat in Ihrem Schreib tisch ein Päckchen Briese gefunden von dieser Handschrift. Rennen Sie die Person des Adsenders?« Maria erschrak und verlor ihre Selbstbeherrschuna. Tag woren die Briefe Hordtg, die sie wie ein Heilig thum bewahrt hatte. Sie hatte keine Ahnung, daß man eine fo fargfältige Haussuchung dei ihr vorgenommen hat te, und deshalb wußte sie nicht sofort zu erwidern. « Majesiat haben ausdrücklich besohlen,; : auch den Absender dieser Briese zu er « ria Talizim Sie erklärte fest: »Ich - mand kann mich zwingen, ein Geheim - und durch das Niemand geschädigt - wird. « Jhr Schreck, ihre Verlegenheit blieci ben den Richtern durchaus nicht verbor gen. »Nun-« fragte der erste Auditori »Was ist es mit diesen Briesens Sie sind an Sie gerichtet, oder wollen Sieg auch das leugnen « « ».Nein Sie sind in der That ans mich gerichtet. « s, »Und Sie tennen die Person, die dir-sei Briese an Sie schrieb-« »Ja, ich kenne die Person« J »Wer ist diese Person«-« s Maria schwieg. Nein, das Geheim niß ihrer Liebe sollte ihr Niemand ent reißen; sie wollte nicht reden, und wenn man zu den surchtbarsien Zwangsmitteln grisf. Jm Interesse des Mannes-, den sie liebte, des Grasen Hordt, glaubte sie schweigen zu müssen. , Der erste Anditor wiederholte seine Frage nach dem Schreiber der Briese und Maria erklärte: »Ich kenne ihn, werde ihn aber nicht nennen. »Ich glaube auch nicht, daß seine Namens nennung einen Zweck hat; denn es han delt sich hier um. eine durchaus diskrete Privatangelegenheit.« « »Das zu beut-theilen ist lediglich Sache Seiner Maikstät, nnd Seine mitteln.« Es ern-achte etwas wie Trotz in Ma werde den Absender nicht nennen. Nie niß preiszugeben, das nur das meine ist, an dem Niemand ein Interesse hat Der erste Auditor lächelte. »Es gibt Zwangsmittel, « sagte er, »die Sie an scheinend nicht kennen. Wir haben die Falten-« »Die Folter,« entgegnete Maria, obgleich sie heftig erschrak, hat Seine Majestät der Zar abgeschafft-· «Was seine Masestiit der Zar ah schasste, kann er ebenso nieder einsührs ren- Sie milssen anscheinend erst etwas würde werden. J werde Jhnen dies Brot-toll vorlese-, as ser rian ist nnd tut-M, das Sie Les leugnen und nichts gestehen wollen. Sie werdet sich wohl bald eines Besseren besinnen Ihre ganze Sitution haben Sie aber durch das hartnäcki e Leugnen entschie den oerschlirnmert, Filaria Orlorvl Si· sollen aus Befehl Seiner Majestiit det Kaisers in Hast gehalten werden« it strengster haft. Es ist Jhnen verboten, mit irgend einer Person in Verbindung zu treten. Zeigen Sie sich also nicht an dem vergitterten Fenster, denn di( Posten haben Befehl, auf Sie zu schie ßen. Sollten Sie den geringsten Ver such machen, nach außen hin mit Je mand in Vergindung zu treten oder gar zu entfliehen, so wird man gegen Sie Zwangsmaßregeln in Anwendunng brin gen, bestehend in Fesselung, Einfpen rung in unterirdischer Zelle im Kerker und Nahrnnggentziehnng Es ist Ihnen endlich auch strenge verboten, die Leute ainuredett, Unterhaltungen anzufangen mit denen, die Ihnen Speise und Tran bringen«-— In Gegenwart der Richter wurde dann Maria in die Zelle geführt und ihr hier ein Stück groben schwarzen Brodes und etwas Wasser gebracht. Es wurde die Frau eines Unterofsrziers gerufen, welche sorgfältig die Kleider Marias untersuchte und ihr Alles ab iiahtu, wag Werth hatte, also alle Schmuckgegenstände, Geld, auch alle kleinen Toiletteutensilien, damit sie nicht als Waffen oder als Selbstmordwerk zeuge benutzt würden. Tann wurde die Doppelthiir der Zelle sorgfältig ver schlossen, und die Gefangene war wieder allein. " Das Jnnere ihres Gefängnisse-J war bald gemustert. Es bestand aus einem Tisch, einem Schemel und einem nie drigen Brettergestell, das zum Lager be stimmt war. Maria Talizin setzte sich an den Tisch und stüdte den Kon in beide Hände. Sie hatte wohl alle Veranlassung, über den plötzlichen neuen Wechsel in ihrem Schicksal nachzudenken. Sie hatte in dem Verhör das Beste Atfbatt mktä ssp tin-n Inn-Its usw«-b gelengnet. lfg handelte sich ja nicht um ihr Geheimniß, sondern um dass der Kaiserin. Sie wollte auch leugnen, so lange eH irgendwie ging. Allerdings, wenn sie dann dachte, daß man die Falter gegen sie in An wendung bringen könnte, fchral sie doch zufammen, und das Herz stand ihr fast still. Sie kannte die genauen Grade dieser Falter nicht, aber was da«über zu ihren Lshren gedrungen, war schreck lich genug. Die rufsiiche Tortur, die insbesondere Elisabeth viel angewendet hatte, sollte gräßlich fein, nnd die stärksten Männer hatten ihr nicht wider stehen lönnen. Zae Peter Ill. hatte zwar die Folter ausdrücklich bei feinem Regierungsantritt aufgehoben und auch darin Friedrich dem Großen nachge ahmt, der eine gleiche Maßregel in der ersten Zeit feiner Regierung traf. Der Anditor hatte aber Recht: der Zar konnte ohne Weitere-is die Falter wie der einführen, wenigstens für den Spe iialfall. Lange, lange saß Maria an dein Tisch nnd beschäftigte sich mit Bildern aus der Vergangenheit. Sie dachte an ihre glückliche Jugendzeit in Deutschland, an die alte Grösin Hordt und demge mäß auch« an deren Sohn.—-E’rst in spä ter Abenditunde legte sich die Gefan gene endlich, vom Weinen erschöpft, auf dem harten Holzgeftell zum Schlafen nieder. Lange wollte der Schlaf ihren Augen nicht kommen; allmälig aber verwisch ten flch doch ihre Gedanken, die Bilder, mit denen sie sich beschäftigte, flossen gewissermaßen ineinander, der Schlaf lam. Plötzlich fuhr Maria auf. Es war ihr, als habe Jemand ihren Namen ge rufen. Sie suchte mit ihren Augen die Dunkelheit zudurchdringen u. horchte ge spannt; aber sie sah und hörte nichts. Der Traum hatte sie wohl -genarrt. Trotzdem blieb sie auf ihren linken Ellenbogen gestiin init halb erhobene-n Oberlörper liegen. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht. Aus weiter Ferne klang deutlich ihr Name: Maria. Die Gesangene lauschte weiter und unterschied endlich deutlich die Worte: «,Maria! Hörst Du? Maria Nikola jewna!« Aus einein Winkel der Gefangenen ielle schienen diese Worte zu kommen. Maria tastete sich nach dieier Gegend zurecht, und setzt hörte sie deutlich aus dein Winkel wieder die Worte schallen: »Maria, hörst Du Maria Nikola sewna!« Es fiel ihr ein, daß sie in jener Ecke, so lange es hell war, eine pergitterte Oeffnung gesehen hatte, die wahrschein lich einen Kamin darstellte, durch den im Winter die Zelle geheizt wurde Sie tastete sich zurecht und sand auch glücklich dieses Gitter. Sie steckte die Hand durch seine Stabe und entdeckte an dein kühlen Luftzuge, daß dieser Ka min direkt mit dein Schornstein in Ver dung stand. Lange zögerte Maria. Als die Rusi sich beständig wiederholten, wagte sie es endlich, ihr Gesicht an die Gitterstäbe zu pressen und ein »Ja« in den Kacnin hineinzuruien. Dann horchte sie ängst lich, oh nicht die Schlösser der Zellen thiir rassetten, da sie sürehtete, man könne ihre Antwort draußen gehört haben. Aber Alles blieb ruhig; ihrer Ruf hatte Niemand vernommen. Sie wagte es daher ihn stärker zu siedet-holen, als das Fragen nicht aus hbrtr. Ins ihr .Ja« kam ein anderer Rus, der lautete: »Nichts gestehen! Alles bestreiten! Tie Sache steht glitt-« Tiefe Worte waren, wie die daher aehenden, in französischer Sprache ge-· - knien worden. Maria antwortete noch einmal mit lautem »al« und als dann nach einer viertelstündigen Pause keine anderen Rufe aus dem Aasnin mehr drangen, suchte sie endlich ihre harte Holzpritschc wieder auf (Fortieviing folgt.) V— EI-« unter den Schum JHII von Leuten, welche das »Jnvalidot otel and Surgieal Institute-« in Bitssalm . Y., besuchen, find viele, welche von Freunden, die schon früher dort waren, dahin geschickt- werden. Diese wissen aus persönlicher Ersahrung den großen Steg der ärztltcheie Kunst zu ichs en, welchen die Aerzte dieses der-illim ten Jn titutd errnn en haben. sum Messer greifen sie nur hört-et selten, nur in zwingest den Notdsallen. Es werden z. B. seit-spüre der weiblichen Geschleaneoes gane, « ellgetvedegeschtvltre und viele andere ans ele trolytiiayem Wege oder durch andere konseroirende Mittel beseitigt nnd dadurch die Gefahren chirurgischer Operationen ver niteden. dünoeehotdatsessstdüeq von tedee Größe, Jlfteln nnd andere Krankheiten des Mastdarttid werden rmattent und ohne schlau-z oder Zuhilenalptne des Messer riet. smchceidm werden o e Operationen nnd ohne Schmerz radikal nrlrt. Die Bruch· blinder kann ntan getrost wegwerfen. slafcustcsisc don jeder Grill-e werden ohne oderatioen ctnart seiten-untern duldet-isten aus eva che- nnd Ieia elos entfernt kt Unko dee Sparkasse-e werden edensass sit III-denen don Fällen ohne Qnelden desetti t. Um lllantddtetuadleelche seleren en stid a eslns selbetten schreibe inan.nnter li nlen uns den 10 cis lln Vetesrnartety an dle Worten vie note ledi Il Mit-m Ist Ital- str·, susraelth s. Wir müssen daraus bestehen für die nach Deutschland zu sendenden Zeitungen strikte V- »aus-bezah lung zu haben, darum find alle Die jenigen, die den ,,:llnreiger und Herold« nach Deutschland senden, aufgefordert, das Aboiinement einzusendert. Veso Ist krank, wir gaben ihr Cis-NO Ist sit ein Kind kost, tief sie nach III-UT est wurde ein Fissleuh und stell s- Its-ist Ui sie tun-n baue. gab sit Ihm cost-M Krebs kZFWLSLEZZXH lacht fädmectzcok Vesicaqu Uns if sit still-es Indus sb. mu- sic-m und gen-Mut shsk c ts Mn ihn hist-Mit sum-im im ku ZTFZMZYMFZMZR Elektro » -« WILL-Tät Homöopathi W. Ihm dy-»:«mfadrw« u. Auskuan im. pstber preis used dot sprung-, s D., über die Haku-sto- Reute. Jeden Freitag. während Juli nnd August, wird die Burlington Name Rundlahns Villers nach Jst-: Springs, S. T» Fu einem Preis verkaufen. Dicken gut für 15 Inge. 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