Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 29, 1894, Page 5, Image 5

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    Die Heiden-te der Kaiserin.
: Hist-einher Zion-an
vvon A. O. Klanßmann.
—-—..
riet-Hist
Finsterniß und Stille rings umher!
In Zwischenpausen klingt ans mei
t Ferne das Rauschen von Wasser! —
s ist das Wasser der Neivn, das vom
inbe brnieqt nn den Mauern der Pe
r-Ponlo-Veste von Et. Peteroburg
anbet. !
Ein dumpfes Krachen mische sich in;
Rauschen —- der Sturm zerlnsichN
c Eisdecke del· Nenn. i
Das Neninhr l7ti2 lsnt ptiitzlich CH
iinnng gebracht, mn der Nikrstmind
keibt die Wellen des sxsinnisrkien Meer
sens in gesahrdreibender N ise in die
eina, bricht deren Eik- x·-:i · .-—qinnt die
todt durch die Weis-Ihn- is-- ;n liber
wetninen.
Die Gei.ingenrn, Its in den unter
." Knseinatten des- zweitens-reines
- in bee Peter-Baum Vene- sit-ein
gen bei solchen liselgeenheiten zu
tin en, aber es sind ji in viele von
vorhanden!
iine Kette flirrt. -- Wcr mit sei-,
Augen die Dunkelheis ie-; Meter-;
urchdringen oerinöshte, miirde einen
angenen sehen, mit Lumpen bedeckt,
erstarrt von Kälte-. Txie eitternden
»We? sind an einen Steinbiock mit
n angeschniiedet.
as Verbrechen des ungefähr drei
. Iährigen Gefangenen besteht darin,
« feischer Osiizier chesen nnd in der
lacht von Zornborf gefangen worden
« n. In dieser Schlacht nun-den
Rassen von Friedrich dein Großen
Pjndig geschlagen, nnd die nissische
erin Niiabeth gab ihre-n Zorn über
Niederlage dtidqich Ausdruck, daß
die wenigen pi«e«.is;:scheii Gefangenen
» see Schlacht, gegen alles Völkerrecht,
Verbrecher behandeln-« Die Soldaten
en als Steiiflnge nach Sibirien,
einzige gesungene Oifizier wurde in
’,·Peter Vanioueite geipeirt, in der er
seit länger als drei Jahren, abge
ossen von der Anseenwelt nnd nilniiic
geistig nnd körperlich in Grunde
end, saß. Und doch lintte die Wir-:
»dieses Gefangenen in einem schwe
Ihen Nraienichiosfe gesunden
i
MS Jüngling war Nrnf antav
i rdtmit feiner vermirtsmsten Mutter
Berlin gewannen tsr war in die
nstifche Armee getreten, lmtte es bis
- r Hauptmann gebracht, nliz er in der
lacht bei Avrndori grinngen qenssrmx
uwnrde. Der Anfang der schleicht
nämlich sehr nnqlüetltch fiir die
s often, die rniniehe stautllerie ritt
pro-frische Jntnntcrre iilser den
nlen nnd mochte lsltfunxkeniz von de
mtr ein Theil während Du- weiteren
rlnnlecs der Schlacht wieder befreit
"j-de· Friedrich der Nie-Je schreibt
st in seinen T«-r-trtcnc"rr·diqkeite:r Don
er Schlacht: »Sie glicle einer von
Schaueetmqihisrn, in tsenen Nie
b am Leben bleibt til-J der Lumpen
r
ldkllznpkatlhfslc sit-fallen mark-n,
sie doch nicht lser leben-Einem Loche
en, wie hier du Nraf Ovid-,
n feiner entsetzlichen liminmkett in
en Begriff der steitrechnnng seler
fett Itstllr. Es- qitb in let- cr Zelle
inmol ein Finster, innern nur
ftloch, dass nicht runrrrtts«lbnr in
Freie führte nnd auch tain volles
hereirrlrcsß; er lzntte fun- Möglich
lch irgendwie Ztr bescheinigt-in nicht
nl Gelegenheit rnm Sprechen
urde von einem rrrfsilchen Schlie:
edlent, welcher sein Lålort Deutsch,
ösifch oder Schmebisrlk welche
schen der Graf beherr«fchre, verstand
lle Fragen nnd Bitten des-is armen
ngenen nur mit einem Its-Nichth
muntrer-tue
«o waren inclu- alg km Janus u.1
n« in dkncn der Neianncnc von M
nun-« nicht-:- crfnhip N u« hin nnd
bekennen ihn die dröhnend-en
"lder zcmutgggeschntze, dass die
irgend einen Inn feierten, den
Ikscheinlich über Uönnx Friedrich
ein-gen hinten
e Sohn-n machten das Hexz des
n erheben, denn er war mit Leib
seele ein Anhängen den großen
ich, dessen Offizser ck geworden
den er iIn Felde wußte-, nntgsldcn
iner Schnur von Feinden, denen
enschlicher Berechnung der Mo
nterljegcn mußte.
en lehren Tagen Ionusn häufier
die Salntschüfje abgrsenen nun
nd der von der Welt Abgeschlos
chte nicht auch-« als dnn ne den
qung dr«)’T1c-ts(ncköntgg nnd sci
cicheg vestnndcten
let-nd vor Mille jnfk er nnf innen
"ihe. Aber noch nnsht Niem- ci«
.. (denk«n, dnfz ch gtosce Nö
nhsjchkinlich dcn llntrsganq juncs
S nicht iibnlcbl hat«-n Its-inde
s I
I
«c skrtkctllnis isisznh «ch, nnd ins
nt der thlnsßnp tot-Wer nln«« nicht«
onl«I, du« Ksscn fiit t1rn Nenn-zu
sachte, nsn M) tin-In wursw In un
I, sondern ksisss nmi inu .d«8.m:«·ns.s1(s
Achse-« nul Nin n du« Jufpln
welche nn den Nüsssn dest- Nsnnsn
f nun-sit nnd ilw nnr gestatten-m
scnotm Wci Zchums nnspst non
klein W esnstncn, an den kr gis
det war.
u rief der tskrfnsnxrnnnjtm- drin
leiu »Zum-ist« Fu, mean der
gene richtig nnt »Vouuåsig!«
In Wärlrr wire- nach det
Thür und lud durch eine Haudbewegnng
den Grafen ein, ihm zu folgen
lHardt war ditrch diese Aufforderung
rnersi überrascht. Dann aber kam ihm
der Gedanke, daß man ihn nur seiner
Fesseln entledigt habe, um ihn zum
Tode zu fiihren.
Als er schwerfällig und des Gehens
ungemahnt dem Gefangenwärter durch
den halbduntlen Gang folgte, trampfte
sich wohl sein Herr bei dem Gedanken
zusammen, daß er so ohne alle Vorberei
tungen vom Leben scheiden müsse Dann
aber dachte er daran, wie der Tod fiir
ihn gar nichts Schreckliches haben könne,
sondern ihm nur die Erlösung von seinei«
schauerlichen Hast bringe, und bald hat-!
te er sich gefaßt, so daß er mit einer ge
wissen Freudigkeit dem Schicksal entge-;
geuging, daH seiner wartete.
Und doch begrüßte der Nesangenei
tnit einem tiefen Seufzer der Befriedi
gnug das helle Tageslicht, das er nach
so langer Zeit wiedersah, und das ihn
zwang, blinzelnd seine Augen in schlie-«
seen, welche an diese-J Licht nicht mehr
gewohnt waren.
Der Gefangenwärter siihrte ihn über
Treppen, iiber welche ihm Graf Hordt
nur mühsam zu folgen vermochte, aus
dein Verließ bis in das erste Stockwerk
eines Gebäudes, rvo er ihm eine Thür
öfsnete und dann den Grasen allein
ließ.
T ieser befand sich in einein ziemlich
wohnlich eingerichteten Zimmer-, an wel
ches, wie er merkte, ein Schlaftabinett
stieß.
Auf dem Tisch des Zimmer-s lag eine
preußische Hauptmaunsnniforni, nach
dein Muster derjenigen, welche der Graf
getragen hatte, als er noch im Dienst
des großen Königs stand. Es fehlte
auch nicht ein Stück daran Neben dein
blauen Rock mit den breiten rothen
Brustrabatten und den silbernen Ver
schnürnngen Pag der ans vergoldetem
Blech gefertigte Niugkragen mit dem
Emaillebiloe deg preußischen Adlers-,
lag die silberne Schärpe, der Degen,
der Hut mit den silbernen Treffen, die
gelbe Weste und die gelben ledernen
Beintleider, die grauen litamaschen und
die schweren Stiefel —- tnrrum die voll
ständige ilrtisorm eines preußischen Jn
fatiterieofsirier6.
Gras IDordt betrachtete erstaunt diese
Sachen und ließ sich, da ihm das Ste
lieu schwer wurde, ans einen Stuhl nie
der.
Da öffnete sieh die Thür, nnd ein
russiseher General in voller llnisarm
trat ein, der sieh in oerbindlicher Hal
tung dein Gefangenen näherte und in
status-Ueber Sprache ru ihm sngiez n’(s:h
steue mich, mein Herr, Ihnen niittheilen
zu können, daß Sie frei find, und daß
nichts iin Wege steht, wenn Sie dies-:
Unisorni anlegen und hingehen wollen,
wohin ea Ihnen beliebt. Allerdings
möchte, bevor Sie unser Land verlassen,
der Kaiser Sie sprechen, aus dessen be
sonderen Befehl Sie seeigegeben worden
sind «
»Der Kais·er?« fragte erstaunt der
Gras HaidL
»;’taivahl,« entgegnete der General,
»der Kaiser Peter Ill. welcher, aner
kannt non der Nation, der Nachfolger
unserer erhabenen Kaiserin lisliiabeth
geworden ist. die vor wenigen Tagen
plötzlich verstarb· Es ist mir, als dem
.itotiiniaiidaiiteii der Festung, der »Lie
sehl geworden-, Sie, Herr Gras, sofort«
aussreienffusk zu sehen und Ihnen
Alles zur Verfügung zu stellen, was
Sie brauchen. Sie finden da eine
llnisorni, nnd rwar eine von dea Kaisers-«
eigenen Unisorinen, der, wie Sie missen,
sialtdarans ist, L.-isi;ier in der preu
ßischeuArniee zu sein« Jeh hasse, sie
wird Ihnen nasses-, und Sie finden
auch in der Tasche des llnifannroelea
ein laiserlichis Gnadengeschenk in Gold.
Jch werde Jhnen sasoit einen Barbier
und einen Diener schicken, damit Sie
Toilette machen tönnen, und eilanbe
niir noch hineurusiigem date Sie in se
nein Kaiser dort auch Leib-mische sindeu.
Wollen Sie vorher speisen, so belieben
Sie nur einen Wunsch zu äußern. Jeh
werde Sie nach besten Krästen bedienen,
denn ich handle im Austrage Seiner
Masestät, unseres erhabenen Zaren.
Jeh empfehle mich Ihrem Wahl.:1ollen,«
setzte der Gouveruenr noch hinzu, »und
wenn Sie Gelegenheit haben sollten,
niit Seiner Masestät über inieh zu spre
chen, so hosse ich, daß Sie es mir nicht
nachtragen, daß ich so viele Jahre lang
unfreiwillig Jhr Kerkermeister gewesen
bin-«
»Der wouoernrur veioengic na) nno
verließ dog Zimmer-, den Grafen ganz
fassnngszlog über den Wechsel seines
Geschickes zurücklassend
Der llinschlag, der in der lehten hal
ben Stunde erfolgt war, konnte in der
Thalols ein Unzeheuerlicher für den
Ofsizier bezeichnet werden« Soeben
noch ein an den Stein gekeneler Gefan»
gener in dein nnleiiidischen zeitweis
verließ. undievl frei; nnd nicht nnr
das, sondern auch durch die Gunst desJ
Kaisers ausgezeichnet
O, er wußte es wohl, Peter, ten
nmn ich den Dritten nannte-, war
schon bei Lebzeiten seiner Tonne Elisrr
beth ein begeislcrler Freund Friedrichs
deHNroßen gewesen. lfr mußte nni
inuner seine Freundschnst verbergen.
Wnrdoch dieser Peter ein den-schr
Piiiii, der Schwesteriohn dcr Linse-in
Wische-th, die eine Piineessin von Hol
siein-Golloip gewesen mar. Auf den
Wunsch der Kaiserin war der Beine
Ulrich von Holslein nach Russland ge
kommen, dort unler dein Namen Peter
Feodorowilsch znr griechisch-oilhodoren
Kirche übergelrelen und von lfllfabelh
zum Nachfolger beflinsnil worden. Zwar
hatte sie ihn sofort nach seiner Ernen
nung zurn Thronfolger als ihren Feind
betrachtet, weil sie wahrscheinlich fürch
tete, durch ihn vorn Thron gestoßen zu
werden; sie hielt ihn von sich fern, sa
behandelte ihn hin und wieder wie einen
Gefangenen, und die einzige Unterhal
tung dieses Prinzen war die Beschäfti
gung init seinen holsteinischen und deut
schen Truppen in Schloß Oranieubaunc,
seiner gewöhnlichen Nesidenrp
lDieser Freund Friedrichs dea Großen,
welcher früher unzählige Male in Brie
sen ihm seine Ergebenheit ausgedrückt
hatte, und von dein man wusrte, dass er
so manches Mal die Kriegspläne der
Rusfeu gegen das unglückliche Preußen
verhindert hatte. ivar also seht Kaiser.
Nun war ja das Beste Fu hoffen, nicht
nur iiir den iszrasen Hordt. sondern auch
für seinen König, den groseen Friedrich,
der wohl gewiß noch am Leben war, und
den der Himmel nicht hatte untergehen
lassen.
Tor französichc Diener des Konnnam
dantkn erschien und fragte nach den Be
fehlen des Grase-.
Dieser erklärte ihm, er gedenke vor
Allem Teilette zu machen. Der Kant
uierdiener verstand sich nach damaliger
Sitte sowohl auf die Obliegenheiten
eines Barbiere-s wie die eines Ft·iseurs.
Er schnitt das lHaar des Gefangenen zu
recht und slocht ihm einen Zopf, dann
»rasirte er thu, half ihm beim Anlleideu
Hund Waschen, und nach Verlan einer
sStunde stand Graf Hordt wieder als
wreustischer Offizier da, und eine merk
würdige Verwandlung schiert mit ihtn
Hvorgegangeu Zu sein
« Seine Gestalt schien höher und aus
-gerichtet, seine Augen leuchtete-r, und
wenn auch das Gesicht von dein langen
Aufenthalt im Kerker bleich und sasi
grau aussah, sing es doch setzt an sich
zu röthen, in Folge der Hoffnung und
Freude, die in dein Herzen des früheren
Gefangenen sich regte·
Jetzt sah man, daß deeraf nicht nur
eine sehr stattliche Figur, sondern auch
ein schönes, offenes Gesicht hatte, wel
ches durch di-: llnisorrn noch mehr geho-.
den wurde.
Cer Treuer fragte nach weiteren Ve
sehten, und der Graf forderte ein Mahl,
das ihm sofort aufgetragen wurde und
das er mit dein Heißhunger eines Man
neg verrehrte, dem nicht nur ein vortreff
ilichesz Essen, dein nicht nur der Wein,
sondern auch ein gedecktek Tisch, Messer,
(isabel und ein elegantes Servircn des
iMahleLs Dinge sind, die er seit Jahren
schmerzlich entbehren mußte-.
Nach der Mahlzeit bei welcher der
Diener aafntartete, kam sich Graf Hordt
inie neugebosen vor. lfr fühlte sich
»star«t genug, am rn erklären, dafr er so
Tfort dein Konnnandanten seine Visite zu
i machen wünsche-.
Der Graf begab sich über einigei
Korridore nnd Gänge nach dem Zinr:’
mer des Kornnrandanten nnd danktei
diesem für die freundliche Behandlung
Iifbenso bat er ihn, dem Kaiser seinen
Dank für die Freilassnng nnd fiir dagi
grofzmiithige Geschenk von fiinshunderti
T ntaten, die der Nraf in der Tasche
seine-z llnisorrnrockeo gesunden hatte-,
angrnsprechen
Der .teosrrrrrandartt theilte ihm darauf
mit, dass der staiser angeordnet habe,
Nraf Hordt solle sich erst einige Tage
erholen, dann an der großen Trauerfei
er·lieht'eit zu Ehren der Kaiserin (71isa
beth, die noch nicht begraben war-, theil:
nehmen nnd dann dein Kaiser dargestellt
werden, der ihm seine weiteren Befehle
persönlich geben würde. Der trennt-an
dant rieth dein Grafen, auf den Festunggi
rvällcn spazieren zu gehen, gut zu essen
nnd ru trinken,damit er rasch und völlig
wieder zu straften komme-, erbot sich
ausserdem, ihn mit Lektüre und Unter
haltungomitteln zu versorgen oder ihm
einrelne Ossiriere in der Festung vorzu
;stellen, damit er Gesellschaft habe.
i Entrückt nnd beglückt verließ Graf
-.Lsordt den stonimandanterh utn sofort
jden lang entbehrten ersten Spaziergang
iauf den Wällen der Festung zu machen.
Monate er doch hier nach so langer Zeit
in vollen Zügen die frische Luft genie
ßen, und gegen Kälte rvar er genügend
geset)üht, denn unter den Effekten, die
er der Huld des ötaisero verdanke-, be
fand sich auch ein kostbarer Pelz, der zu
seiner Uniform paßte.
I
I I
Ter große Prunkfaal des Winter-pa
laio ivnr als Trauerfactl hergerichtet,
nnd ini geschlossenen Sarge war hier der
einbalsantirte Leichnam der .itaiferinl51i
fabeth anfgebahrt. Ihn umgaben Lich
ter und beteude Papetr Zn den Füßen
des Sau-ges richten die Reichsinfignien
und Lebenszeichen anf ·Taboilret6. Un
terhalb biefer Lag nach alter Sitte auf
einer silbernen Schüssel Neig·
Wer eintrat, nin der tobten Kaiserin
feine Ehrfurcht H erweisen, mußte sich
dreimal var deanarge niederwerfen
nnd Leim iücliniittsrigehenb den Saal
verliessen-, wobei er non zwei vDienern
geleitet wurde-, die ihn zur Thlir hin
austidirigiiten
Heute fand die große Schlnfzfeierllch
teit statt, zu n-.leher auch Graf Hotdt
befohlen umr.
Lie drei Tage der Erholung hatten
ihn- ieehi inohi gethan, wenn ihni auch
noch die-Spuren feiner langen Kerker
hnft benilith anznfehen waren. Er fah
idaa glänzende Nefoliuy das den Kaiser
inub die Kaiserin ani Sarge unignb, und
liest fieh non einein der vOffiziere der
Festung, der ihn hergebracht hatte, Aug
tunft geben über die verfchiebeuen Per
filnlichkeiten, bie er da erblickte-.
Var Allem fiel ihm die Gestalt der
jungen Kaiferin Katharina auf, von
der man wirklich behaupten konnte, daß
sie eine gebotene Kaiserin sei. Sie be
saß nicht nur eine imposante Gestalt,
sie war nicht nur ein wirklich schönes
Weib, sondern sie besaß auch in ihrer
ganzen Erscheinung, in all’ ihrem We
sen eine Hoheit, eine Masestät, die ebenso:
den Höflingen wie dem ranhesten MusrhiF
(Vauer) importiren mußte.
Neben ihr spielte Peter lll, keine
allzngünstige Rolle. Sein Aenßereg
Jhatte weder Würde, noch etwas Gewin
snendeå Er war hager nnd ziemlich
hochgewachsen und trug den Kopf nach
vor oärts geneigt. Eine breite, hervorra
gende Stirn, ein groseer Mund, große,
aber ansidruckaleere Angen, ein spitzigeg
Kinn, viele Sonnnerslecken itno einige
Blatteiunarben im Gesicht, welches sich
hin und wieder in Folge von Krantpsam
fällen ver-zerrte ——— das Alles gab zusam
men keinen angenehmen Anblick.
Aber er war jetzt der Herrscher desJ
großen rusfifchen Reiches, und demüthig
beugten sich vor ihm die Würdenträger
in ihren goldbedeckten llnisorcnen, behan
gen mit Chrenzeichem vor ihm demü
thigten sich alle die stolzen nnd schönen
Frauen und Mädchen, die sih im Ge
folge der Kaiserin befanden
Unter dem endlosen Gesang der Po
pen, der fast nur ans der Wiederholung
der Worte:»(1»sp»rlin pomilnj—-Hert,
erbarme Dich«! bestand, erfolgte durch
den Arehiniandriten die schließliche Ein
segnung der Leiche-. Dann wurde der
Sarg oon Osfizieren aufgehoben nnd
nach der Kapelle deg Liiinterpalais ge
bracht, von wo ans in der Nacht die
llebersiihrnng nach der stathedrale bei
Fackellicht stattfinden sollte. Diese
lieb.-ifül)i«nng sollte in aller Stille ge
schehen, und weder der Kaiser-, noch der
Hof wollten ihr beiwohnen.
Der-Kaiser nnd die Kaiserin bega
ben sich nach der Trauerfeier in den an
stoßenden Zaal uno hielten hier iserele,
wobei ihnen verschiedene Personen vor
gestellt wurden.
Als Orts-Vorw, begleitet von dem
Festnngskonunandmrten, vor Peter Ill.
erschien, sprang dieser von seinem Sitze
auf und streckte dem Grafen die Hand
entgegen mit den Worten: »Willlom
men, there Kamerad! Ich freue mich
herzlich, Sie in Freiheit Fu sehen. Sie
wissen, ich bin auch preußischer Ofsiiier
nnd trage dieselbe Uniform wie Sic
Ich bin ein begeisteter Freund meines
Vetters nnd Bruders Friedrich, nnd bald
soll die Welt darüber staune-n, wag wir
Beide isisainsnen vermöge-il Ich war
ni«ensi;snser Ofsiiier, bevor ich russischer
Grostiiirst wurde-, nno ich werde es mei
nem Bruder Friedrich nie vergessen,
daß er mich zum Lsfsizier gemacht hat.
Sie find frei, aber ich habe bereits an
den König um die Erlaubniß geschrie
ben, dnse Sie bei mir bleiben diirfen,
bis-s ich selbst meinen erhabenen Bruder
besucht-. Sie sind mein Tildfntanh kön
Inn als-er ihnn nnd lassen, wiss Sie
wollin nur will irh einen der tapferen
pienseisben Ittiieie in meiner Nähe
her-in «
Tns Cis-grünuqu war eine überaus
herzliche nnd für den Grafen-Hordt ganz
überr· sehende. Er war von dem König
Friedrich wohl Worte der Anerkennung,
aber nicht diesen Ton del .t««)erablassnng,
sa lcnmaindfihafllichteit, a-robhstt
T er mstnnaslomnmndant führte dar
ans ten Nrnien vor die Kaiserin nnd
stellte ihn dieser vor-. Während Nras
Hordl eine tiefe Verbengntns machte,
blieb die Kaiserin auf ihrem Thronsesfeh
den die Tamen umstanden, sitzen und
innsteite kiihl nnd oornehm die Gestalt
des ihr soeben Vorgisstelltem
,,C3md sie lang-.- iin Gefängniß der
Festung gewesen-« fragte Katharina,
und alo Graf Hord diese »Frage bejahte,
fuhr sie fort: »Schrcckliih! Fiirchterlichl
Eine entsetzliche Behandlung! «
Ter Lfsieier schien ihr Mitleid zu
erregen, nnd dkvhnlb behindelte sie ihn
anderen als-s nne sonst die Preußen, die
sie haf:te, weil ihr Gaste ihnen so sehr
zngelh in war-.
»Sie haben sirb wohl sehr unglücklich
gefühlt-« fragte die Kaiserin in deut
scher Sprache weiter; sie war ja selbst
eine gebotene Prinzesfin von Anhalt
Zerbst.
Gras Horai entgegnete: »Vertr« zu
unglücklic, :Uiasestc«it; nnt so mehr, alg
ich Drei Jahre von alleti Nachrichten
abgeschnitten gewesen bin nnd nicht ein
mal weiß, wao in der Welt vorgegangen
ist. Von den Lssizieren der Festung,
denen mich der Herr General und lnom
mandant vorstellte, konnte ich, da wir
tin-Z ntit der Sprache nicht gut verstän
digen konnten, nur wenig erfahren, nnd
nur soviel weist ich, dast mein Herr nnd
hKönig nach lebt. «
Dass Gericht der Kaiserin versinsterte
sich ans einen ".Dlngenbiick. Tann sagte
sie: »so will ich wenigsten-J dasiir sor-»
gen, dasi Sie ilber die inzwischen vorge-«
sallenen Welthandel und Ereignisse nn
terrichtet werden. Maria Nikola
sewna,« wendete sie sich zu einer jun
gen Tame, die unter den Hosdatnen zne
Rechten ihresv Thronsesselo stand, »ich
übergehe Dir diesen Ofsizier, damit
Dn ihn nnlerrichtest über dar-, wag in
den letzten Jahren vorgesallen ist; Du
weißt eci ja gnt genug. —«--- Das ist die«
Tochter desI Oberste-- Talizin,« siigte
Katharina erttiirend hinzu; ,,ihre Mut
ter war eine 'Tentsche, eine Land-Hinein
nin von mir nnd eine meiner Hosdameir.
Maria Nitolajewaa ist der dentschens
Sprache mächtig nnd wird Ihnen das
Nöthige tnittheilen.«
Ein gnädigeo slopsnicken, nnd Graf
Hordt war entlassen. Er trat in der
sangen Dame, die sich ertöthend vor
sthm verneigte nnd ihm erklärte: »Ich
«stehe zur Verfügung des Herrn und
bitte, inir seine Wünsche niiizutheiq
len.« -
Der Gras sah var sich eine junge
Dame im Anfange der zwanziger Jahre,
bwelche sich in ihreni Aenßeren vertheil
hast von den anderen Damen des Hofes
unterschied, wenigstens soweit es sich uni
i.,r Gesicht handelte. Ihre dunkel
blanen, eigenthiimlich leuchtenden Angens
und ihr blondes Haar verriethen die’
deutsche Abstammung. Jhr weißes-,
zarter Teint, der in rosiger Reinheit
leuchtete, stach sehr wohlthueud von den
Gesichte-n der eingeborenen Nussinuen
ab, welche knnieist einen gelblichen Teint
hatten nnd auszeidein durch Sommer
iprosien entstellt waren. Einzelne die
ser vornehmsten Tritten konnten selbst
die tatarische Abkunft in ihren etwas
schrägstehenden, dunkeln, blitzenden Au
gen nicht verleugnen, nnd deshalb sah
unter ihnen die deutsche Prinzessin, die
jetzige Kaiserin IKatharina. so iniposant
aus« Rächst ihr war aber die schönste
unter den Hosdanien Maria Nikola
jewua, welche sich jetzt umwendete, unt
den Grafen nach einer Fensternische zu
geleiten, da es nicht statthaft gewesen
wäre, sich in der Nähe des Thronsitzes
der Kaiserin zu unterhalten.
(,Fortsetzung solgt·)
Der tugelsieherePanzer im
vorigen Jahrhundert. Juden
Lettrcs iiinturjqiios, politiquos et- cri
tiques, London 1788, findet sich Band
1, Seite 1()7, folgende aus Bersailles,
2. Mai, mitgetheilte Erzählung: Vor
ungesä r vier Monaten erhielt ein hie
siger - intvohner den Auftrag, einen
Panzer von eigenthiimlicher Art aufer
tigen zu lassen. Er sollte aiif100Lagen
Taffet, eine auf die andere genäht, her
gestellt werden, nnd die Probe vor «edem
Schuß halten (die Kanone selbstverständ
lich ausgenonnnen). Man ma temehs
rere Versuche, die vollständig ge angen ;
man schoß utit der Pistole, mit dem
Karabiner, mit dem Gewehr aus die ge
wöhnlichen Entfernungen, und keine
Kugel konnte den Panzer durchdringen.
Da die Proben öffentlich gemacht wur
den, war man neugierig, zu erfahren,
für wen der Panzcr bestimmt sei. Der
jenige, der den Austrag erhalten und
dein kein Stillschweigen auferlegt wor
tdcn war, sagte, er glaube, er sei für den
siiönig von Preußen oder einen seiner
sGeneralr.
l
» In F r a n k rei ch übersteigt die
zTodesrate bei Weitem die Geburttiratr.
Die Stranszenzucht in Cali
soruien. Die New Yorker Handels
zeitnng schreibt: Welche Bedeutung
der Handel mit Strauszensedern erlangt
hat, geht daraus hervor, daß allein
von der Eap:Eolonie ans jährlich Fe
dern im Werthe von 87,()()0,()t)0 expor
tirt werden« Und wie eifrig man dar
aus bedacht ist, sieh das Monopol des
Straußenfedernhandels zu erhalten, das
zeigt der Umstand, da die Legislatur
des Caplaudeö einen «lussuhrzoll von
nicht weniger als sblitifiir jeden nach
dem Auslande ver-schifften lebenden
Strauß festgestellt hat. Gegenwärtig
schätzt man die Zahl der allein in Süd
Afrika aus Straußenfarmen gehaltenen
Vögel auf mehr als 1()(),()()t). Anch in
Australien wird die Straußenzncht seit
einigen Jahren mit Erfolg betrieben.
In Califorinen hat der Betrieb von
Straußensarmen in letzter Zeit einen
bedeutenden Umfang angenonnnen. Die
Vögel gedeihen dort ausgezeichnet nnd
ihre natürliche Vermehrung ist eine
ziemlich rasch fortschreitende. Das
Einzige, worüber man sich beklagt, das
sind die niedrigen Preise, welche die Fe
dernaugenblicklichhaben. Allein selbst
unter diesen ,,niedrigen Preisen« erlöst
der Straußenfanner pro itops seiner
Heerde 825 bis MU, was bei den gerin
gen Unterhaltnugskosten der Thiere im
merhin einen betrüchtlichen Reingewinn
abwirft, umsomehr-, alö für das Paar
II Monate alter denken issiu bezahlt wer
den. Einer der bedeutendsten Strau
szeusarmer Californiend ist Mr. Edwin
Cawston, der Besitzer der Norwalb
Farnt in Lob Augurs-, der das Geschäft
so großartig betreibt, daß er gau e
Schiffsladungen afritanis er Stranäe
importirt, unt die Rasse einer Vögel
zu verbessern.
»—
Der neue Nie enresleltor,"
welcher neulich auf and Hool am
Eingang der großen New orker Bal,
ausgestellt wurde, hat eine Leuchtkrast
von 194,()00,0()0 Kerzen nnd ist bislang
der größte und stärkste Nesteltor der
Welt. Derselbe stammt von der Firma
Schuckert ksz Co. in Nürnberg und war
während der Ausstellung in Chicago
ausgestellt. Der Apparat steht auf
einem 100 Fuß hohen Thurm und eine
Maschine von 20 Pserdelrast führt dem
Apparat den elektrischen Strom zu.
Das Licht ist so intensiv, daß Punkte an
der New Jerseyer Küste, aus Staren
Island und auf Long Island deutlich
bemerkt werden können. Es wird be
hauptet, daß das Licht in einer Distanz
von 100 Meilen, selbst bis Philade phia
erblickt werden kann.
—-- Reine Seife ist weist. Vranne
Seifen sind mit Hartv verfälscht. Par
fnni mird nur in Seifen gethan, um
den Geruch des verdorbenen Fettes zu
verdecken. Waschpuloer enthalten zu
viel Alkali nnd rniniren die Wäsche.
lTie reinste Seife ist die beste und bil
Jligste Tobbin’H Elektrische Seife ist
srein, weiß, gernchlo·3, unverfälscht nnd
iist seit 1869 anerkanntermaßen die ein
zige reine Familien-Seife. Jst es öko
nomisch ein Paar Cent zu sparen und
sschlechta ekelhafte Siifez oder stark mit
TAllali versetzte-E- Waschpnlver zn kaufen
und Tollarg anf Grund der verdorbe
nen Wäsche zu verlieren?
« » gebraucht Tobbiii’5 tslcltrische
« alls
Seife,weisi wie Schnee nnd so
nicht, rein spie harmlos. Was Ohr da
von spart, wiegt den Preis 20
Mal anf. trs ist nichts Neues, sondern seit
1869 im Use-brauch Hiitct isrnch vor Nach
ahninngeir Seht kn, daß nnser Name ans
dem Umschlag sieht.
Dobbin’5 Seifenfabrik Co.,
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Nachfolger von J. L. lsraig ör- l(o.,
ist Philadelphim Pa
sicut-sitts- uml Grete- Clmnmuqim
. Assemblios
viaderiinrlingtoiu
) (51«ete6l)aiitangita, s. bis 14. Juli. Ein
,Preis5 iiir die klinndiahrL Tiefets Zum Ver
kauf LI. -— 14 Juli, giiitig liisz nun H. Juli,
fiir :iiiiiiifahrt.
Beatrice liljantanqua 21. Juni bis 4.
Juli. iCin Preis iiir :iinndfahrt. Titfets Zum
Verlauf vorn Li. Juni bis 4. Juli nnd
giiltig iiir siiiiefiahit bis nun 5. Juli.
Thos (Counor.
ZU Vcktauschcn.
(5-in schöne-J Eigenthum an der Stadt,
bestehend ans Z Acker guten Lande-I mit
»HauS, Stallungen u. s. w., wird gegen
Feine Farnt von Ri) oder 160 Acker umzu
z tauschen gewünscht. Nachzufragen in der
(5«rp. d. Bl. Juba
Beut-sin- (Jls-uIt-utqrm.
LIE. Juni bis ci. Juli. sLinrlingtou Sta
tiouHagenten innerhalb 150 Meilen von
Beatrice verkaufen Iicketsz dorthin in einein
Preis jiir die :linndfal)rt.
Arn Li. nnd W. Juni ist die siiaie gültig
iiir a l i e Plätze in Ticeliragla
Zielet-J nnd Auskunft bei den »Li. G M.
:Ilgi-itti-ii.
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niitxen Cinch nicht so viel alg eineWoche Aus
euthalt in Hin Springs, S. D» dein gröiiieu
tinr und ’LTergniiguuggoi-t des Lisette-usi.
Dei wialageut der Linriingion wird gern
bereit sein, Mich volle Auskunft iiber bot
Springst in gebeu, sowie-»wenn Ihr darum
iragi, einen prachtvollen, illustrirten »Tro!
der«. J. se r a n e i g,
N. P. G T. A» Tucaha, Reb
Var-v um krank, wir gaben ihr Gast-sich
Ilo sie ein Kind war, tief sie nach III-vix
Sie wurde ein Fräulein. und hielt zu Gast-ris
sls sie Kinder baue, gab sie ihnen cisorib
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