Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 29, 1894, Image 1

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    Grand Island
LIMij W I
Sy
VBXMINO
Jahrgang 14
Grmiii Island-, Nebraska, stimijdiskijMississij «
Nummer 42.
-
NachensC Rundschau
Mit der Abreise des Kaisers und der
Kaiserin nach .Kiel, wo die Mnjeftäten
der Jiiegatte beiwohnen nin dann eine
längere Srefnhrt einzutreten, ist das po
litische Leben Zum Stillstand gekommen
und die diplomatische Welt Deutsch
land’e- wird sich einein süßen Nichtsthnn
ergeben, das erst mit der Rückkehr des
kaiserlichen Paares von seiner Erho
luugsreiie seinen Abschluß findest dürfte
Es ist doä erste Mal, daß die Kaise
rin ihren Gemahl auf einer ausgedehn
teren Itteiie begleitet. Bis-her hat die
Sorge tritt das Wolit ihrer Kinder die
treffliche Frau« die eine echte deutsche
Mutter ist, stets veranlaßt, zu Hause zu
bleiben.
Unter dem Beistand-e der iiorwegiicheii
Regierung wird ein auggedehnter Post
und Telegraphendienst orgonifirt, damit
der Kaiser während feiner Fahrt in den]
nördlichen Geivässern seine Tepefchrn
und Poftfachen jeden Teig-erhalten kann
ohne genöthigt zu fein, ein den oerfchie ·
denen Orten der Küste entlang anzule
gen. Täglich werden Küstendompier
von Hierwegen abgehen nnd mit der auf
der Höhe der Küste ktenrenden kaiserli
chen Ltncht mähohen eitlem-« on vorher
bestimmten Punkten Zusammentreffen
Auf Ersuchen des französischen Bot
fchafters in Berlin finden gegenwärtig
genaue Crhebungen darüber statt, wo sich
auf deutschem Boden Massen- und Ein»
zelgriiber frautösscher Offiriere und Sol-I
daten befinden. die während ihrer Ge-;
fangenichtit lHTO bis 7t gestorben sind."
Tiefe Gräber befanden sieh bisher in der
Pflege der deutschen Kriegeroereine, die
in jeder Hinsicht diese Ehrenpflicht erfüllt
haben; die franroiiiche Regierung beob
sichtigt indessen, diese Gräber fortan in
eigene Pflege tu übernehmen
Tie ritettungoarbeileii in dem Ali-inn
gtfudenrveil in Cilfyndel, England, wo
eine furchtbare Erolosion stattfand, wur
den die gnnze Nacht hindurch fortgesetzt
Tit Hoffnung, die oerschütteten N ohlem
gröber retten tu können, ist gänzlich auf
gegeben worden
Tie Zahl der llntgelomntenen wird
auf 250 geschätzt. Ei- ifl festgestellt
« worden, daß gestern 268 Knaben nnd
Männtter einfuhrett, und sind von dicfen
nnr l7 gerettet worden. Die Leichen
der durch die lfrolofion getödteten Gru
benordeiter waren itt der entfevlichften
Weise verstümmelt Vielfoch sind Arme
nnd Beine vom Rumpf vollständig los
geriffen· Auf einer Stelle fand tnsn
die Leichen von 12 der Verutiglückten,
die durch den Nachfchwnden erstickt
» waren.
Tet« auf der Fahrt von Liverpool
nach Valparnifo befindliche franzöfifche
Totttpier ,,Lbock«, ein lttkttt Tonnen
Srliiii« stieß unweit der französischen
Lüfte niit einein unbekannten Schiffe zit
fnntnten nnd fanl· Tie Mannfchnft
wurde gerettet.
Tie Herzogin von Woll, lsienmlzlin
des Prinren Georg nein Wirte-L des dri-.
tifclten Thronerden, routde ont Samstag
glücklich von einein Zähnchen entbun
den«
In gant Frankreich herrfcht die tiefste
Traun, der größte Schiner-, und die
nllgentetnfte Entrüftung, nnd die Er
mordung dect Präsidenten Carnot wird
von allen Schichten der Bevölkerung auf
das Anfrichtigfte beklagt.
Es lterrfcht große Beforgniß unt die
Zukunft, nnd diefe wird nicht eher geho
ben werden, bis ein Nachfolger des
früheren Präsidenten erwählt fein wird.
Von allen Seiten treffen bei der Fa
milie und bei der Regierung Beileidstk
le ramtne ein. Dieselben kommen aus
tt en Theilen der Welt, und legen Zeug
niß dafür nd, daß Frankreich in feinem
Kummer über den Tod feines Präsiden
ten nicht allein dasteht.
Tte Zeitungen aller Pniteten veröf
fentlichen Leimrtileh in welchen sie die
ifnnordnng von Sadi lsarnot nnf das-)
Höchste bedauern.
Tie Nachricht von der Ermordung
des Präsidenten Carnot hat unter den in
Paris wohnenden Jtelienern Bestürzung
verbreite-. Der Präsident der italieni:
schen Bötse verfaßte, sobald die Nach
richt poin Tode des Präsidenten eintraf,
sofort eine Beileidsavresse, welche von
den nngefehenflen in Paris anlitlsigen
Jtnlienern unterschrieb-km und dein Mi
nisterpräsidenten Tupny überreicht wur
de. Letzterer erhielt auch vorn «B.aron
Blank, dein italienischen Minister des
Austritt-»gut« ein Telegranim, wen-in es
heißt, daß König Humbert, die italieni
lche Nation, die beiden Kammern nnd
die Regierung von Italien an dein Un
» glück theilnehmen, in welches Frankreich
durch die Hand eines italienischen Anat
chisten, eines vaterlandsloien Menschen,
gestürzt worden ist
Bei der Leiche des todten Präsidenten
0die noch Paris überführt wurde, halten
uiersCadctten von der Militärschulc in
Et. lsyr Wache Die Leiche wird bald
im Elisise ausgebalsrt werden und die
-Zanntag auf dem Paradebett liegen,
wo sie nach dem Banthevn über-geführt
nnd an der Seite des Großvaters des
Präsidenten, Laznre (5artiot, beigesetzt
werden wird.
Sämmttiche öffentlichen Gebäude wer
den zu Ehren deg Andenkens des ver
storbenen Präsidenten aus dreißig Tage
in Trauerschmuck gehüllt werden.
Unter denen, die bei der Ankunft der
Leiche des Präsidenten Cur-tat im Pa
lais tu Paris anwesend waren, befand
sich die Tsienerschast, darunter auch der
Kutscher des Präsidenten Der Laste
re, der eine ungeheure Anhänglichseit In
seinen Herrn besaß, war so ergriffen als
er sah, wie man den Sarg in das-Isa
laig trug-, daß er bewußtlos zusammen
brach und bald daraus starb.
Jn einer Plenarversammlung der re
pudtikanischcn Tcputirten und Sena
tore-I, die auf Dienstag Abend angesetzt
war, um sich aus einen Präsidetttschastå
candidaten zu ciniaen,gelangien die Mit
nlieder beider Knurmesn zu keiner Ver
ständigung und die Versammlung gw
lelte in einem allgemeinen Durcheinan
der. Die Deputirten Berteaur nnd
.Sauset wurden gar bandgemein. Die
zFolne davon ist, daß beide Kampshähtie
Zsich ihre Sekundanten gewählt haben
;uud daß bald ein Zweitamps stattfinden
swirdk
Cefario Santa, der Mörder des Prä
sidenten (-5aruot, legt auch nicht die lei
fefte Aufregung on den Tag. Er scheint
sich durchaus keine Gedanken über fein
Schickfat zu machen, und trägt ein spöt
tisches, trotziges Wefetrxzur Schau. ist
hat das Geständniß abgelegt, daß er die
Ermordung Carnots fchon ieit längerer
Zeitgeplant hatte. Ja der vorigen
Woche studirte er eifrigst das fiir die
Anwesenheit Carnotg in Lhon aufge
stellte Fefiprogtamm, um zu eifahieu,
durch welche Straßen der Präsident fah
ren wii de. Auf einem Kärtchen der
Stadt hatte er die Straßenstelle, nnk
welcher er den Mord uuotufiihren ge-H
dachte, genau. markirt. irr hatte feine;
Mordoläne fix und fertig, el» er Cettes
verließ.
Vor feiner Abreise oon lsette suchte er
ein Frauenzimmer auf, mit welchem er
längere Zeit ein Verhältniß unterhalten
hatte und fesgte zu ihr: » »ich habe mich
mit meinem Arbeitgeber gezankt, und
gehe nach Thon. Du wirst mich nie
wieder sehen. «
lfs herrscht noch immer hochgrudige
Aufregung in Folge dei- Ermordung
(5arnots. Im Laufe der oergangenen
Nacht machte sich die Wirth des Volkes
an Lyoner Jtalienern Luft. Gin wur
den mehrere italienische Wirtltfehaiten
und Verkaufgläden gestürmt und geplün
dert· Polizei und Militär konnten nur
mit größter Mühe Blatt-ergießen ver
hindern· Eine Menge Italien-r sind
unter Hittterlnffnng ihrer Habseligkeiten
ans Lyon geflohen.
Auch in anderen Studien werden situ
liener von der empörten Bevölkerung
stark verfolgt, fo namentlich in Gren
oble und Diion. Es mußte dort eben
falls Militär zur Wiederherstellung der
Ordnung aufgeboten werden.
Einer Depefche aus Lissaoon infolge,
haben 6000 Bäckergefellen dort die Ar
beit niedergelegt. Tei- Massen-Strite
bedeutet eine Demonstration gegen die
itädtifche Verordnung, welche von jedem
Bäckermeifter die Hinterlegung uon 8000
Reis zur Sicherheit, daß er oollgewichti
ges- Brod verkauft, verlangt. Die Stri
kers lagern vor der Stadt auf freiem
Felde und nehmen eine drohende Stel
lung an. Um die Stadt mit Brod zu
versehen, sind Soldaten tunt Backen
herangezogen worden.
It O
ism vont JnlandfteueriBureau ent
worsener Ausweis zeigt, daß die Einnan
irren, welche diesem Bitteau während der
mit dein l. Juni Fu Ende gegangenen
ersten elf Monate dieses Fiskalinhres zu
gegangen find, sich aus Ist-il,«'t.·tl,2»7
beliesen, oder aus 814,351,058 weniger,
alg während derselben Periode des Vor
sahreg. Tie Hei-pi-Einnahinequellen
sind wie folgt: Spirituoseih F7.«,,n70,
-«7, eine Abiiahnie von Ost«,:355,900
gegen das Verfahr; Tat-ach sein«-eh
580, eine Abnahine von 8:z,247,:307;
gegohrene Getränke, 027,8:et,85—t, oder
8909,67s.t weniger als ini Vorfahre;
Oleomqrgorine, st.6w,7w, eine Zit
nahine non 887,050; verschiedene Cin
nahmen, Ol:17,70», eine Abnohme von
»Arie«-. sen Mai dieses Jahres wirk
den it.009,283 weniger eingenommen,
old in demselben Monat des Vor-sahns.
Grube-torbeiier, welche ans dem Jn
diqner-Teeritoriittie nach Fort Sinith,
Ark» zurückgekehrt sind, geben haar
steäubende Schilderungen von der Ben
talitst und Grausamkeit, welche sie selbst,
ihre pyranen nnd Kinder von Hiilfsinai i
ichällen nnd Bundessoldaten zu erleiden!
hatten. Ermissionen wurden mit ein
pörender Nohheit vollzogen; Männer
wurden ans den Wohnungen innusge
worien, Frauen und Kinder mißhandelt
nnd dann wie Vieh ans Güterioagen ge
laden nnd aus dein Territorisun heran-z
gebracht.
Wie August Schmidt, ein Gnadenar
»-deiter ans dem Hartöhorne-Distritt, er
zählt, kamen am letzten Donnerstag Bun
desioldaten in sein Hans und nahmen
ihn fest. Sie wollten ihm nicht einmal
erlauben, seine Schuhe und seinen Rock
piizuzieheth nnd seine Frau nnd Kinder
ichtepvten sie vom Frühstiickgtisch fort.
Das Mobiliar warfen die Soldaten auf,
einen Wagen, nnd da die Frau daH Heim,
welches Schmidt für sein eigenes Geld
hatte bauen lasse.t, nicht gutwillig anf
geben wollte, stürzten sich, wie Schinidt
sagt, die Soldaten auf Befehl ihres Vor
geistztrn anf teine Frau nnd seine fünf
Kinder, iissui der Frau den Zäugling
von der Brust, schleppten sie dann hinaus
und waiien sie nnf einen Wagen, derdie
bedauernciweithe Familie nach der näch
sten Vahnstation brachte.
Schinidt sagt ferner: » In einein Falle
wurde in der Nähe von Anderfon eine
aus vier Mitgliedern bestehende Familie
ans ihrer Wohnung vertrieben. Tie
Frnn des ermittirten Gr·iibennrdeitets,
welche sich in gesegneten Umständen be
fand, wurde so brutal mißhandelt, daß
eine Frühgeburt die Folge war. Die
Frau ist so krank, daß sie schwerlich mit
dein Leben davonlommen wird. «
Die Weißlappen von Livingston Ma
unr, in Ner York, werden von Tag zu
Tag kühner. Tas letzte Opfer derselben
war Patrick Edwards. Zehn scheusilich
verkleidete Weißlappen holten sich unt
Mitternacht den völlig betrnnletien Ed
ward-3, und ließen ihn Epießruthen lau
fen ; nachdem er in unbarmherzigsterWeise
Hiebe bekommen hatte, wurde er nach
dein vor der Stadt gelegenen Mühlen
ieich geschleppt, uud darin so oft und so
lange untergetancht, bis er nicht mehr
schnappen konnte; dann wurde ihm gesagt,
schleunigst nach Hause zu laufen. Als
er dies nicht schnell genug fertig brachte,
wurde er von neuem gepackt und in den
Mühltrich geworfen; dann aber lief er
so schnell ihn seine Füsse tragen konnten,
seiner Wohnung zu. Tie Weißkappen
nehmen ihre Ausgabe sehr ernst, und
haben ec- vorläufig aus Gewohnheit-Hinu
iei und Weiber-prügler abgesehen.
Vor mehreren Monaten wurde der»
ehemalige Feiierrvehrches in (.5hisier, Pa., s
Hohn D« Moore, von einem Hunde gis-J
dissen· Moore beachtete den Biß nicht,
bis sich am Mittwoch letzter Woche bei
ihm plötzlich die Anieichen der Wasser
scheu zeigten, der er am Sonnabend un
ter den inrchtbarsteu Schmerzen erlag.
Der Richter Seott vom Oniaha’er
Kreiogerichte hat über M. Bachinan ein
merkwürdige-Z Urtheil gefällt. Bachinan
war deH l5hebiuches, der Baterschast
eine-J uneheli .- n ilindeg und der Miß- s
achtung des lkierichtio schuldig befunden
nur-den Wegen des eiiten Verbiecheno
wurde er zu einer Geldstrafe von 8200
nnd einer Gefängnißstrase von einein
Jahre verurtheilt; wegen des zweiten zu
einer inoiiatlichen Zahlung von 13 10 siii s
die T auei von zehn kahreu, einei Bürg
schast von Motiv oder statt dessen Gi
sängnißstrase; schließli ch wegen Miszachs
tung des Gerichtes zu zehntägiger Ge
säiigniszstrose. Die Verbiißnng der
Strafen folgt der Reihe nach, so daß,
wenn eine verbüßt ist, die andere ange
treten wird. Vachinan hat Frau und
Kinder, nnd da er gänzlich verariiit ist
und keine Freunde hat, kann er weder
Geld aufbringen noch Bürgschast stellen, .
so daß er sein iibriges Leben iin Gesang-«
nisse zubringen muß. Dies eigenthiini
liche Urtheil bildet das Unterhaltung-z
tliema für sämmtliche Advokaten in
Oinaha.
Conrnd P. Meyer, km reicher Vieh
sutter-.t)ändler nnd Schatznteister der
Sr. Louis Beer (F.ompany, wurde von
einem Bettler Namens Meyerhoser
durch einen Dolchstich schwer verletzt.
Ak- Meyer an seinem Pult mit Geld
tählen beschäftigt war, trat Meyerhoser
herein und bat um Unterstützung
Meyer wies ihn ab, woraus der Betticr
ein Iostigeg Docchmesser zog nnd es dem
ahnnngglos Dasihenden in den Nacken
stieß. Tie Aerzte erachten die Wunde
in Anbetracht des Umstandes-, daß die
Wasserostig war, für sehr gefährlich.
Meyer hosser gelang es, in der allgemei
nen Verwirrung zu entkommen.
Der Zug No. 9 der Sanannah,
Florida ä- Western Bahn wurde um :
Uhr Dienstag Morgen bei Hornerville,
126 Meilen von Savannah entfernt,
von einer Bande Zugriiuber beraubt.
Die Räuber-, eine Bande von sechs
Mann, brachten den Zug durch Schwen
ken einer Signallaterne zum Anhalten
und besetzten dann sofort die Lokomotivr.
Da die Strolche alle mit Winchesterdüch
sen bewaffnet waren, mußten die Zug
bcamten sich fügen. Der Usrpreßrvagcn
wurde aufgebrochen und der der Somme
Nrprcß Kompain geliörige Meldschmnk
gesprengt und seines Inhaltes beraubt.
Tann wurde Lokomotivfübtcr Jentjins
gezwungen, die Lokomotiuc loszukoppelns
und die :)cäubcr ungefähr elf Meilen;
weit Fu fahren. Man glaubt, daß sichl
die Strolche in dass Liefenokee Moor
goflüclnct haben. Ein Aufgcbot mit
einer Anzahl Blutlmnden bat die Verfol
gung aufgenommen Wie groß die
Beute der -".Ed)1u«kcnwar, ist nicht be
kannt.
Carnot ermordet!
Der Präsidessjn Frankreich
das Opfer eines Meu
chclmökders!
Der Morvlmbe ein Italiener.
Furchtbare Aufregung in
gutH Frankreich.
Ganz Frankreich ist durch die Wachse
rische Ermordung des Präsidenten
Carnol in die farchtbarste Aufregung
versetzt worden Der Präsident kam
zum Besuche der internationalen Aus
stellnng nach Thon. Nach seiner An
kunft wurde ihm zu Ehren ein Empfang
in der Präsektnr veranstaltet und dann
besuchte er die Ansstellung. Nachdem
er eine Zeit lang in derselben derweilt
hatte, begab er sich nach dein Handels
palais, wo ihm zu Ehren ein Banquet
stattfand. Gegen halb zehn Uhr Abends
fuhr der Präsident in’es Theater-, wo
wegen seiner Anwesenheit eine Gala
vorslellung vorbereitet worden war.
Der Präsident bestieg die erste Kutsche,
die vor dem Handelspalais langsam
fuhr und dann m die Jline de la Ne
;publiesue einbeg· Tit Straße war
dicht mit Menschen besetzt, die deat Prä
sideutemv begeistert ihre Huldigungen
darbrachtein Plötzlich sprang ein Mann
iaus der Menge hervor nnd schwang sich
’anf das Trittbrett des Landauers, in
welchem der Präsident saß. Ter Prä
sident griiszte gerade mit seiner rechtett
Hand und schwenkte seinen Hut, den er
in der linken Hand hielt, nm für die ihntl
vom Volke dargebrachte Haldignng zn
danken. Tie in der Nähe der stutsche
befindlichen Leute sahen ;n ihrem Schre
cken, daß der Mann aus dem Trittbrette
ein Messer in der Hand hielt. Sie
sahen im Scheine des elektrischen Lichtes,
wie der Menchelniörder blitzschnell den
blanken Stahl nach der Brust des Präsi
denten ziickte nnd tvie der Präsident
todtenbleich in die Kissen zurücksank.
lsr fuhr mit seiner Hand nach der Stel
le iiber dein Verteu, wo der Tolch nur
zn gut getroffen hatte
Schneller als es tu schildern, war
die Unthat aeschelsen . Ter Präfeet von
Worts, Nie-and dct nelnn dem Präsiden:
ten faß, vers-hie dem Mörder einen
Schlag in’«5 Gesicht, der ihn vom Tritt
brett warf und verhinderte damit, daß
der Schurke noch einen zweiten Stoß
führte, wie er offenbar beabsichtigt hat
te
sotort etltod lich du« stritt: ,,z er
Präsident ist erinot·det!« ,,Tod dein
Menchelntörder« schrie die Menge non
allen Zeiten, nnd ein iiesiiiess Nedriinge
entstand in der Niilse der Kutsche Je
der lfinFelne war offenbar bereit, sofort
dein tneuchelniörderischen Schurken das
Lebenslicht austitblasetn tftn Dutzend
Arme streckten sich niich dein steil aris,
und er hätte ans der Stelle ieine schmar
ze That mit seinem Leben bezahlen mits
sen, wenn nicht mehrere Poliritten ihn
gepackt hätten( Dieselben vcrinrlitm,
ihn der Menge Fu entreisten« Tieg
war jedoch keine leichte Arbeit, denn die
iviitlsende Volkstnenge war darauf auc-,
den Werde-edler aus der Stelle tu lynchetr
Alles-J was die Polizei tl)nn konnte, auch
nachdem Verstärkung eingetroffen mai-,
bestand darin, die Menge davon alt;iilsal
ten, sofort dein Meuchelinörder den
Naraus zu machen.
Inzwischen hatte sich die Nachricht
von dein Attentat wie ein Lanssener ver
breitet und berittene Polizei erschien ani
dein Schauplahe des Vetbrecheiig.
Mit gezogenem Säbel sprengte die Po
lieei in die Menge, unbekümmert, mer
unter die Hufe der Pferde karn. Vol
den Pferden wich die Menge zurück und
endlich war der Mittelpunkt des Volks
auftauss erreicht. Es wurde ein Cor
don um die ganz erschöpsten Polizisten
und ihre Gefangenen gesogen nnd der
Zug konnte sich nach der Polizeistatton
in Bewegung setzen. Und sogar dann
war der Verhaftete seines Lebens noch
nicht sicher. Immer-fort wurden aus
der Menge Angrisfe auf den Attentäter
gemacht, so daß sich die Polizisten ge
nöthigt sahen, wiederholt rnit der flachen
Klinge dreinzuschlagen und die Meng(
zririicktntreiben Die lautesten Ver
wilnschnngen wurden über den Schurken
ausgestoßen nnd nie früher hat die
Stadt eine solche Entrüstnng über ein
menschliches Wesen gesehen.
Ja der Zwischenzeit waren Aerzte nach;
der Pr·äfeetur, wohin man den zu Todef
getroffenen Präsidenten sofort gebracht?
hatte, geholt worden. Tie Ennkef
wurde sorgfältig untersucht nnd die Lle ;
te erklärUten daß die Wunde des Präsi
denten eine tödtliche sei.
Die Kunde von denr thtentnt ani den
Präsidenten verursachte die größte Auf
regnng im Grand Theatre, das bisJ auf
den letzten Platz von der vornehmen
Welt von Lyon besetzt war. Das Thea
ter strahlte in feenhaftem Glanze. Tie
prachtvollen Toiletten der Damen wett
eiferten mit den alitzernden Uniforrnien
der Offiziere· Alle warteten init Unge
duld auf die Ankunft des Präsidenten
und Niemand konnte begreifen, warnm
sich dieselbe so lange hinwa. Plötzlich
stürzte ein Mann in das Theater und
schrie so laut er konnte: »Der Präsi
dent ist ermordet!« Von der Aufregung,
die sich der im Theater Versammelten be
mächtigte, kann man sich keinen Begriff
machen· Viele Damen stießen erschüt
ternde Schreie aus und fielen in Ohn
Imacht Männer rannten, ohne sich
Zeit zn lassen, ihre Hüte zu holen, znm
Theater hinans, urn sich von dr Wahr
heit der Botschaft zu überzeugen. Sie
fanden alle nach dem Palais führ-enden
Straßen mit anfgeregten Volksmassen
besetzt nnd erfuhren bald, daß die Kun
de von dem scheußlichen Attentat auf
das Leben des Präsidenten nur zu wahr
war.
PlistHlich kam ein Standaner durch die
Menge herangesaust, in welchem sich
Adrian T apum ein Bruder dess- Minister
präsidenten, der Teputirte Chanden und
der Piöfeet kliivand befand. Als die
Kutsche, vor der vier berittene Gern-»vor
nren galloppirten, in die Rue de la Re
publique einhog, schien die Menge Fu
glauben, daß die Nachricht von dein
silttentat auf Unwahrheit bernhe nnd daß
sich der Präsident in der Kutsche befinde
nnd schrie: »Es lebe Caritotl« ,,-Hoch
die b)ieprtblil!«
i Die Kutsche bielt und Chaudy und
.:)iioau"d sagten mit ritternder Stimme:
Z,,F)cufeii Sie nicht, der Präsident ist das
l Opfer eines Meiichelinörderg!« Auf
der Stelle verwandelten sich die Hoch
«i«iife in Veriviinschiingen und alles Volk
schrie nach Rache.
Ter Landauer fuhr dann nach dem
Tbeater, wo tliiuaiid und Chaudy sich
zin die Lage d«e«;- Präsidenten begaben.
sZobald die Versammlung ihrer ansichtig
wurde, cilsob sie sich und Rivaud sagte
iinter tiefem Stillschweigen der Anwesen
den init fchluchrender Stimme: »Der
vPräsident ist soeben crinordet morden. «
i Auf diese Ankiindigung folgte ein
wahrer Wuthaiisbruch der Versammel
ien. Hatte man der ersten Ankiindignng
nicht recht Glauben geschenkt, jetzt ivar
,kein Zweifel mehr an der Wahrheit der
7 Schreckensiiachricht. Alsbald hallte das
ETheater wieder von den Rufen: »Tod
idem Mörder!« ,,Rache, Rache!«
l Als die Ruhe einigermaßen wiederher
Tgestellt war, fuhr Rivaud fort: »Hu
Lder Rue de la Republique hat ein Elen
der unter dem Verwande, eine Petition
süberreichen zu wollen, den Präsidenten
Imikeinein Dolche crstochen·«
Wieder wurde Rivaud non den Rufeii
·«iiiiterbrochen: ,,Tod dein Mörder!«
; »Rache, Rache!«
? Mit der Hand Schweigen gebietend
fuhr Riaaud fort: ,,Machen Sie mir
meine Aufgabe nicht noch schinerzlicher.
jWir haben den Präsidenten in den Hän
Zden der Aerzte gelassen. Sie wissen,
sdaß unter diesen Umständen unsere Her
lten mit Trauer erfüllt sind, und daß
die Vorstelluiig zu Ehren des Präsiden
ten nicht stattfinden kann.«
Hieran verließ die Versammlung
Idag Gebäude- Viele begaben sich sofort
nach dir Priifeetur, ivo sie auf der
kStraße stehen blieben, aus Nachrichten
Twartend und dacs Verbrechen besprachen,
Idacs Schmach und Schande über den gu
"ten Ruf ilirer Stadt gebracht hatte.
Ter Mörder ist ein Jtalieiier Namens.
Cesare Giovanni Santa.
. Präsident Carnot ist Montag fiiils
» lsz Uhr 45 Minuten gestorben
—- Bringt Eure Jud-Arbeiten.
mass
; V - O . l O
Der glornnc Vierte!
Jeder wikkdensezxttfhciekuz das mit IMM
Jlnser grüßte .lsnl.iynnl·stsim1ng
wer Von Tlsicnmnd ljlnsrzqnngrir, oh Alt oder Jung, Alle wollen sich
amijnrwt und zwar w gut als misqlicl).
Die größte-Feier
findet statt in
HANN’Z RAE-K.
»(5oitzcrt und Tanz dcn ganzen Tag sowie dir Nacht.
Allcrlci Spiele für die Kinder.
schende «roszcs: jfcItcrwcrli.
Eintritt:
»Zum parii frei. Zum Tanz am Tage 25 Genick
Zum Tanz am Abend 50 Erstic«
Kommt Alle und verlcbt die fröhlichstc Zur
Juli-Feier
i m P a r k.
HENRY BLIN
Eigenthümer.