Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 15, 1893, Page 6, Image 6

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    , « "Wnitmrger
II ; Marien Kalender
sikc 1894.
Nur 25 Cents. 305 W. Lte Straße.
Eisenbahn-Fahrhläiis:
B. «- M. HEXEN-m
Passagiekzüge nach dem Osten
J: ätiTllQ mit —Iutma«ht·ae sonntags T. m Morg.
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Frachtzüge nach dem Osten
Is. C, täslits tm Ausnahme Somuagsfä 11:-"16 Morq
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Passagierzüge nach dem Westen
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No C täglich-Im Ausnahme Sonntags 9t 55 Abend !
Frachtzüge nach dem Westen ’
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JL 47 täqt mit Ausnahme Sonntaggi « IVde
Nr. 43 undsgeht nicht weiter westlich als Gram
Island Tat-N ( »Um-H Use-n
George Koch, f
Maler und Dekorateur.
IEmpsiehlt sich dem Publikum zur Aus
sühnen aller Malekarbeiten, als Tapezieret
nnd De ataieur ze
MAnsteiige sind in Ritters-I Woh
nung, 305 W. öte Straße, abzugeben
snßewrdeutliche Preisbes
theilen-O
Ein prachtvolles
symphonion
knenesies Instit-set and In der Sei-weiser Zoreldoiem
mit ausveqieldaren Stahl-Musik cheiben -
erhält jeder Abonnent aus den neuesten
SensationSMoman »Die T o ch t e r
des Freiherrn,« von Albert von
Ernst.
Die Consikuktion des Symphonie-ne
ist derartig, daß man daraus durch Ein
sehaltung der betreffenden Notenscheiben
statt der bisher beschränkten Zahl T a u
sende verschiedene populärel
S t ü ck e spielen kann, wie: Tanzniusik,l
Ouvertüren, Volkslieder, Kirchenmusikz
u. s w Die epochemachendfte Erfin- i
dung aus dem Gebiete des Musik- Jnstru
meinen- UBaues
Der Roman »Die Tochter des Frei-I
her-m« erscheint in 80 Lieferungen ((je, 1(.- i
Genie-, welche in 40 Wochen bezogen wer: «
den können oder auch alle aus einmal
je nachdem man es wünscht ;
Man verlange ein Heft zur Ansicht m
der Eweditian des ,Anzeiger «
Ein dankvatkr patient.
Os- W sit-ims- iit Im yet-, der
Ieise- ssm tust sein-un Oste
Iis, usw-It I. III ssslthätet
der leide-Ie- Davids-sc
BUNTER-s
Oeehrte bekreu!
Da O, spie Su wissen, meine vollständige Ge
nesung von imst- Oeäses mma in Ihrem It -
Nisus-· an Wehe-en heilsam-l verdaute, ev
glaube nd - ne Dem-dorten am beste-s dadurch
Ier zu tönuem Indem ich Sie ersucht für ein
Wuden check txt-M davon gkaiu » verweilen,
ist-it satt der ärmste Lunte heilt-Its finden möge.
bochachtungzvoll
Ihr dankbar-r R. N
N. B. Das Buch enthält Rezepte. die in jeder
Ins-these gemacht werden Iüuncn und wird nach
Empfang voa zwei Brief-nachts für Bekpackunxg
Jud Gotte frei Jagd-todt von det Pius-T- cumc
sllmtsszsy M West 11. Str» New Vork, R. O.
H. P. Zucker ö- Co., Apotheker. 5
Die
Opernhaus
Grocery
ist der Platz, wo Ihr die besten
Groceries n. s. w. kaufen könnt
und zwar zu den niedrigsten
Preisen. Alle Arten Famer
dukte stets an Hand.
Freundliche und reclle
Bedienung
findet daselbst ein Jeder.
Farmer, bringt Eure Produkte
dorthin, Jhr erhaltet stetiI den
höchsten Marktpreisz und die
Waaren die Ihr erhaltet, sind die
besten, auch könnt Ihr Euch da
raus verlassen, volles Maß und
Gewicht zu erhalten.
Um Eure werthe Kundschaft
bittet
1. EIaenthnmer
Burlmgton Ranke.
Billette nach allen immen des
Osten-, xvestenw Yor
dens u. Hütten-s
verkauft und Gepöck Wicht über 150 Pfd.)
nach dem Bestimmungsorte ko
stenfrei befördert
Geniin diese Hahn von Grund Island nack;
Chicago, St Louis,
Peoria, Kansas City, St
Joseph, Omaha
nnd allen Luntten des Osten-Z,
Denker, Cheyenne, Salt
Lake, Portland, San
Francich
und allen Punkten des Westens
:— Yandreiscsgiuette — :
für Iouusien nach Laden und » alk : af
sowie nachs südlich getegencn 1 atmen
UWegen Auskunft über Raten A nschnfg
u. s w, wende man hch an
Thomas compu
«Zz Agent, Grund Island, Meb
gaben gute Salt-ou,
JOHN KUHLSENs
Eigenthümer.
2 MDie besten Getränke und Gigan
srxu stets an Hand
; Wis- wie-MS z
- HENRY GAEN
W Wald
»W- M- .
f Yorkensa
Krisiualrenmi un Ol. I. Apfel
———.
l. Kapitel
(1.Fotisetzuiig.)
Das kleine Figürchen und die kurz
geschnittenen Haare ließen die kaum acht- ;
zehiijiihrige Frau wie ein Kiiidr er chei
i nen und dieser Eindruck wurde n er- »
höht durch ihr außerordentli beweg- «
liches und lebhafted Wesen. ie hatte
nichts Blendendea und Fadeinirendes.
Dem schmalen Gefichtchen fehlte es an
Rundung und Farbe, aber die großen, »
braunen, von langen, an den Enden "
umgebogenen Wimpern beschatteteii Au
gen blickten mit allerliebster Schelmerei «
t lii die Welt und leuchtetenk weilen auch I
J wann und innig auf er wohlge- z
; farmte Mund konnte entzückend lachen. -
» Sie besaß die Gabe, auch einen griiß
!
I
1
lKreis zu unterhalten nnd man fand
ihre schalthaften, ivitzigeii, niemals bod
hafteii Bemerkungen reizend. Sie
wurde nicht fiir eine tief angele te Na- «
tur gehalten, freilich beiniihtei ich aber
auch Niemand in ihrer Seele zu lesen »
und ihr innerstes Sein zu ergründen
est erhob sie sich und heftete einen
for chenden Blick auf die Eintretendr. L
Sekunden lang standen sich Beide bei «
fangen und schweigend gegenüber.
Franzchen betrachtete mit einein Ge
mixch von Scheu und Bewunderung die »«
dütere Schönzeit der Fremden. Ein
beklemmendes efiihl, das sie sich selbft»
nicht zu erklären vermochte, bemächtigte »
sich ihrer, schwand aber bald wieder und
machte der gewöhnlichen Heiterkeit Platz. ,
Die persönliche Vorstellung führte zu«
dem gewünschten Resultat und Hortense
Brandt zog in das Haus eines der
eisten Finanzmiinner ein ,
2. napitet i
Bier Wochen waren verflossen, seit-;
dem Hortense ihre neue Stellung ange- ;
treten hatte und sie begann sich in der- ;
selben ziemlich wohl zu fühlen. Jhri
scharfer Blick ersorschte bald, daß ders
im schönsten Mannesalter stehende Er- s
hard Hoffmann die kleine Franziska;
nicht liebte. Er tändelte mit ishr wiek
mit einem Kinde, überhänste e mitä
Geschenken und gönnte ihr vollkommene
Freiheit, aber es lag eine gewisse Herab- i
lassung in der Art, wie er mit ihr sprach
und cherztr. Sie schien das nicht zu!
emp nven, oder seine Ueberle enheits
gerne anzuerkennen. Ihre Bli e hin-;
gen zuweilen mit dem Ausdruck naiver IT
Bewunderung an ihm. Sie war nor- E
liiusig ganz ufrieden mit ihrem Laufe
aber nicht selten verrieth eine gewisse
Heftigkeit, eine Aeußernng, ein jähes
Ausflammen, daß sich unter der anschei- s
nenden Oberflächlichteit ein heißes, lei- k
» denschaftliches Gemüth barg. ;
J Hoffmann senior bewohnte die zweite
Etage des palaisartigen Hauses. Er-:
war ein finsterer, schweigsamen vor der
Zeit gealterter Mann, der ein außer
ordentlich hochfahrfltdes, nnshmpathiij
sches Wesen hatte und fast gar keinen
geselligen Verkehr unterhielt. Es gab
sogar Tage, an welchen er sich auch von Z
seinen Angehörigen zurückzo . Nie
mand wagte dann, ihn au zusuchen.
HEr hatte ein eigenes Dienstpersonal,
s dem jeder Umgang tnit der Dienerschaft
» des ersten Stockwerles streng untersagt »
war. Es galt überhaupt siir unmög
; lich, ihm näher zu treten. Selbst Cr
ihard und der niedlichen Schwiegertochs «
’ ter gestattete er keine Vertraulichteiten ;
hingegen gelang es seinem jüngeren
Sohne. dem Studenten Walten mit
unter, ihm ein freundliches Lächeln zu
entlocken.
. Seine Untergebenen, namentlich die?
s Arbeiter. haßten nnd fürchteten ihn: er "
kwußte sich jedoch mit bewundernng6
Iwürdiger Energie innner und iiberall
Hals Herr der Situation zu behaupten
j und seinem Willen Geltung zu verschaf
;sen. Nur der bereits seit tnehr als
«ztvanzig Jahren bei ihm bedienstete -
. erste Buchhalter Wendcnheitn und des
H sen als Itarrespondent der Firma sun
Zgirenber Sohn Gregor erfreuten sieh
I eines gewissen Wohlwollens von Seiten
I des Chris, welches sich ersterer durch die
aussallendeGeschwindigleih mit der er
sieh allen Wünschen und Latinen fügte,
erworben und bisher erhalten hatte,
lwährend Gregor in letzter Zeit durch
seinen leichtsinnigen Lebenswandel wies i
del-holt gere ten Anlaß zu lilageu und s
scharfen Ver eisen gegeben hatte. !
Seit Hortense in dein reichen Hause H
i weilte, begann sie sich langsam von den l
jFolgen der furchtbaren Erschütterun
zu erhalen. Ihre Gestalt nahm sigl
seht masestötischer aus, sie bedurfte j
. gleichsam eines aus Gold und Licht ge- ;
wobenen Hintergrundes. Die Blässe I
ihrer Wangen sing an, einer zarten Ro
« sensarbe zu weichen und aus den sam
metschwarzen Augen strahlte berücken-T
des Feuer. Es war ihr gelungen, sich
die Gunst der jungen Frau zu erwer
ben, und Erhard, ein seiner Kenner
weiblicher Schönheit, begegnete ihr mit
rößter Zuvortouimenheit und ab ihr
Beweise der schmeichelhastesten ewuns
verung, a ne sie jemals die Abhangi -
seit ihrer tellnng in unzartester Weise
silhlen zu lassen.
Eines Tages, als man eben an der
reich bese ten Tafel saß. kam das Ge- s
spräeh an die seit aneen Schicksale De
leae Narbergs, die schen als zartes
Kind mit ihrer Fan- lie nach Amerika
Man-Mut zwei Jahrenmä
in Vgl-M M
w - Des-FOR
Jiiheen var-sie weinte tut ne inn
ter iinch die Eltern vetioy verie te sie
ihren Wohnsitz wieder nach ne .«
In diesem Augenblicke der-deuchte
der Dienen einen Brief an Fräulein
Brandt, den sie erstaunt betrachtete
und neben sich hinlegtr. ranziskn sor
derte sie iii freundlichem one ans, zn
lesen.
Das Mädchen äußerte einige Worte
des Dankes nnd erbrach das Schreiben.
Kaum hatte sie jedoch die wenigen Zei
len, die es enthielt, durchsiogem ais sie
tief erblaßte
,,Haben Sie uiiaiigenehnie Nachrich
ten bekommen ? Sie scheinen bestürzt,«
fragte Franziska theilnehmend.
»Bestiirzt’.-—O nein!« erwiderte sie
mit leicht bebender Stimme. »Ueber
roscht bin ich allerdings Jemand,
der-— das heißt: ich werde ersucht,
einige Besorgiingen fiir Jemand zii ma
chen. Bekannte meines verstorbenen
Vaters-—
»Die sich hier auf der Durchreise be
finden ?
»Nein——ja doch-sie find aber seht
bereits wieder fort.«
»Ohne Sie begrüßt zu haben ?«
.Ja, die Zeit war zu kurz. Es han
delt sich um Bücher und Mustkalien, die
ich auswühlen soll. Wenn Sie mir
vielleicht ge tatten würden. mich auf eine
Stunde zu entfernen-«
Gewiß, liebes Fräuleinl Hat die
Sache Eile, so lassen Sie sich nicht ab
halten.«
Hortense erhob sich, um bereitwilligst
von der erhaltenen Erlaubniß Gebrauch
zu machen. Sie suchte ihr Zimmer aus,
zog den Brief hervor und las noch ein
mal die Worte: »Du wirst Dich des
Bruders, der vor zwölf Jahren. als
Du noch ein Kind warst, eini er dum
mer Streiche wegen aus dem use ge
stoßen wurde und sich als Schiffsjunge
anwerben lassen mußte, wohl kaum noch
erinnern. .Wahrfchemlich hieltest Du
mich fiir todt. Verhältnisse, die Du
später kennen lernen sollst, zwingen mich
aber jetzt, Deine ilfe in Anspruch zu
nehmen. Vorläu g nur so viel, daß
ich mich anfzder Flucht befinde. Komme,
sobald Du kannst, in das otel garni
T. . . . Straße. dort findest »du mich in
der dritten Etage, Zimmer Nummer 41.
Frage aber nicht etwa nach Herrn Max
Brandt, ich führe seit Jahren den Na
men ,Arthur Kleinschmidt«.«
»Was kann er von mir wollen und
was hat das alles zu bedeuten ?« flü
sterte sie vor sich hin, unmuthig den
Kopf schüttelnd. Nach kurzem Besin
nen wählte sie eine einfache, dunkle Toi
lette, nahm ihren viertelsiihrigen Gehalt,
den man oorausbezahlt hatte, entfernte
sich nnd ging mit schnellen Schritten der
Vorstadt zu. Jn einer ziemlich ein
samen Straße blieb sie stehen. sah spli
hend um sich und trat dann in ein Ge
bäude, welches die Aufschrist »Hotel
garni« trug. Ohne nach einem Na
men oder nach einer Nummer zu fra
gen, stieg sie in das dritte Stockwerk
hinauf und klopfte an die Thiir Num
mTHL
ein noch 1uuger, etwas fremolanotsch
ausfehender Mann öffnete und äußerte
einige Worte der Begriißung auf welche
sie mit leiser nnd erregter Stimme er
widerte: »Ich weiß nicht, ob ich mich
iiber Deine plötzliche Rückkehr freuen
darf. Nach dem Briefe zu urtheilen,
wohl kaum. Du schreibst, daß Du
Dich auf der Flucht befindeft und führst
einen falschen Nanien.«
»Max Brandt nenne ich mich nicht
mehr. seit ed mir gelungen ist, von dein
Schiffe zu entfliehen,« fagte er. »Ich
liebte dad freie unge wungene Leben zu
sehr, utn mich fol eni Zwange lange
fiigen zu können.«
»Was haft Du denn dann begonnen ?«·
fragte Hortenfe, ihn mißtrauisch betrach
tend.
»Ruhelos bin ich umher gewandert
von Ort zu Ort und habe mich durch-«
geschlagen, so gut es eben gehen wollte.
In Kalifornien wurden große Strecken
verwahrlosten Landes urbar gemacht, da
fand ich Arbeit und verdiente ziemlich
viel Geld. Später kaufte ich einem
Kameraden, der trank war und sich in
Noth befand, seine Papier-e ab. Ich
weiß nicht« was and ihm geworden ist,
ob er starb oder genas, glaube aber das
Etstere. Da mein eigener Paß bei dein
Kapitiin hinterlegt war, konnte ich dein
Kleinfchinidt seine andere Legitimation
lassen, als meinest Schiffsfun enanzug
und den leyten, wüthenden rief, den
mir der Vater noch an Bord des Bring
Wilhelm« nachgefendet hatte. Ich be
gab inich nun nach Ner York, wo ich
bei einein der bedeutendsten Ingenieure
untergeordnete Beschäftigung fand. Jn
den freien Stunden, oder oft auch einen
Theil der Nacht opfernd, suchte ich meine
Kenntnifse fo viel als möglich zu er
weitern und brachte ed mit der Zeit selbst
bis zum Eivilingenieur. Da lernte ich
ein reizendea Weib, eine junge Wittwe
kennen: Heleue Norweg-«
»Wie ?« tief das Mädchen, in höchster
Ereegung eniporfpringend. »Und sie
sagte inir nie etwas davon? Sie ließ
mich in dem Glauben« mein Bruder fei
todt?« -
«Darau6 war ihr kein Vorwurf zu
machen. Sie kannte nii nur unter
dem Namen ,Arthnr Klein chinldt«. «
Hortenseö Lippen schienen trocken
geworden sein. Sie griff nach einein
lao Wo er und trank langsam, nach
jedem Schluck absehentn als fchniire ihr
etwas die Kehle zu.
»Unterl« stieß sie endlich rauh und
ungeduldig hervor. »Du betrogst fie
als-l· Warum P«
MMMSAÆ es innigem itkeifi
»«,-ngesiels«, In ni- ne
Menwa M
einttasen, nicht eben sei Lob des ver-«
tote-ten Sohnes gesungen wurde. Jchs
wallte nicht als manni- sujet itt ihren «
Auqmäzelten Genug, aue dem Spiel
ward rnst. Die Leidenschaft erfaßte
mich wie ein Fieber nnd eleneetmus
thigte mich. zu ho en. N ehe als ein
mal stand ich im egriffe, ihr alles zu
gesteuert, verschob aber die Enthüllung
doch immer wieder-. Wozu Vergange
nes aufrülsren ? Wenn es mir gewan,
unter dem eriausten Namen ein gelich-l
teter, vennögender Mann zu werden,
weg alb mußte dann überhaupt über
die erirrnngen meiner Jugend gespro
chen werden? Da kam Helenens Ab
reise, der ich mich mit aller Macht, aber
vergeblich wider-setzte. Eine plötzliche
Sehnsucht nach der Heimatl) lies; sie
nicht ruhen. Sie versprach jedoch, in
einigen Monaten zurückzukehren Es
war eine Lüge. stets fand sie neue
Gründe, ihre Abwesenheit zu verlän
gern. Da endlich alle meine Briese un- J
beantwortet blieben, ersuchte ich einen;
Bekannten, der Gefchiiftsoerbindun en
in Hamburg hat, Erlundigungen ii er
Frau Norberg einzuziehen, und erfuhr-,
daß sich dieselbe oerlobt habe. Kannst
Du begreifen, daß mich die Nachricht
nnt alle lieberlegung brachte ?«
»Ich kann col« rief Hortenle mit
wildem Aufflammen der Leidenschaft.
»Ich weiß, was es heißt, das lochende
Blut zurückdrängen zu miissen.«
»Ich glaubte immer noch an einen
Jerthum und wollte mich felbit liber
zeagen. Es war mir eben Gelegenheit
eboten, mich an einem großen Brücken
an zu betheiligen. «Desien ungeachtet
schiffte ich mich nach Hamburg ein, nach
dem ich zuvor die Verpflichtung ein e
gangen war, bis zum Beginn der r
beiten wieder am Platze zu sein. Noch
an dem Abende meiner Ankunft gelang
es mir, Helene zu sprechen. O, wie ich
anf diesen Augenblick gewartet hatte.
Alles. was mir Zorn und Verachtung
eingaben, schlenderte ich ihr in’d Antlih
und sie stand da, bleich und zitternd,er
biirtnlich in ihrer Angst, mehr einem ge
xåholtenen Kinde als einein sich der
ragrveite seiner Handlungen bewußten
Weibe gleicheud. Als ich sie endlich
verließ, befand ich mich noch in einem
Zustande namenloser Wirth Lange
irrte ich in den einsamen Anla en um
her nnd trat dann zu später Sityunde in
eines der vielen Lokale, welche in der
Niihe des Hafens liegen ; eine ganz ge
meine itneipe, doch es iiiinmerte mich
nicht. Ein halb trunkener Mensch stieß
absichtlich au meinen Tisch. Das reizte »
mich. Ich fuhr den Mann hart an. Eis
lachte und wiederholte den Stoß, daß·
das Glas umfiel. seht sprang ich anf.
packte ihn bei den schaltet-n, stieß ihn
zurück, daß er in die Mitte des Zim
mero tauuielte und verließ die Gast
wirthfchaft Aber der Matrose folgte
mir lachend nach. Er bedrohte mich;
da wurde ich von meinem jähzornigen
Temperament übermannt und führte
seinen mächtigen Schlag nach ihm. Ich
«trug einen sogenannten Schlagring,
lderen man sich in Amerika häufig alo
IWaffe bedient, und mochte meinen
iAngreifer wohl hart getroffen haben,
denn er ftiirzle wie eine leblose Masse
zu Boden. Nun lam ich zur Besin-;
nung· J
i
l
Wenn der Mann ernstlich verwundet s
war, so konnte das böse Folgen siir «
mich haben nnd mich jedenfalls verhin- »
dern, die iliiickreise bald anzutreten und
mithin rechtzeitig einzutressen. Es ge-»
lang mir jedoch, in eine Seitengasse eins J
zerspringen, bevor man daran dachte,
mich zu verfolgen. Ich erreichie gliiels
lich den Bahnhos nnd snhr nach Altona, «
wo ich eine Woche verweilen wollte.
Dort las ich wenige Tage später von
dem plötzlichen Tode Helenens und
außerdem meldete eine zweite Notiz, daß
man in der Gegend des Hasend einen
schwerverwundeten Matrosen gefunden
habe, der nach Aussage seiner Gefährten
kurz zuvor in heftigen Streit mit einem
Fremden gerathen war, in welchem man
Hden Thaler vermuthe.---Jch hielt mich
snun vier Wochen perbot«gen, schrieb
"aber, nm Deinen Aufenthalt zn ermit
teln, unter fremdem Namen nach Lü
beck, erbat mir postlagernd Antwort
Hund erfuhr ans diese Weise, wo ich Dich
zu suchen hatte. Borgestern bemerkte
ich von meinem Fenster aus einen der
’ Gäste, welcher in der Gaftwirthschast
anwesend war. Ich entschloß mich da
· her, noch mit dem Nachtzuge abzureisen.
« Indem ich mich des Mateosen erwehrte,
" muß mir wohl meine Briestasche entfal
len sein. Glücklicherweise enthielt sie
nur Geld ; meine Le itiniationepapiere
befinden sich im Ko er. ch bin nun
ge wungen, Dich unt ein arlehen zu
erfuchen Ich will noch bis morgen
hier bleiben und dann nach Bremeri
haven reisen, von wo der Delphin
nach New York abgeht. Doch was ist
Dir, Schwe·ter? Du siehst ja wie der
Tod and. ringt Dich meine Bitte in
i; Verlegenheit T«
Das Mädchen zitterte, ihre Augen
waren starr, als sahe sie ein Gespenst
vor sich auftauchen. »Nein, o neinl«
rief sie dann plötzlich, das Geld ans den
Tisch weisend »Hier, nimm was ich
«habe, nnd wenn es nicht reicht, so will
i
i
l
Am
ich mehr herbeischa en. Ich verlause
meine U , meine leider, ich wende
mich an rau Hoffmann Alles, alles
t ne ich-nur reise ab ! Bei-lasse Europa l
Gott-»wenn es inn- nicht schon zu
spät ist l«
« ,- u wiss-«
qBlau hat Dich mit Helene gesehen
nnd da sie noch in derselben Nacht unter
so ritthsethasten lltnititnden starb, hegt
Im M gegen Dich-«
»Gegen m ; is txt-l er Inn get-nann
tut
I « txt-Unwetter Stimm
«Mm osin in w »v
ohne bemerkt zu werden. Q, der em
seyliche Bor all macht mich noch wahn
innigl J fühle, wie mich das Ber
derben gepo thillt und ni t los läßti
Wenn Du in eine Unter n ung ver
wickelt würdest-wenn ich no mais eilt
Zeugin signriren müßte-ich glaube, ei
konnte mich selbst in den Tod treibenl
Fortwilhrend werden Nachforschungeu
angestellt und Belohnungrn ausgeschrie
ben für Diejenigen. welche Meldungen
von Belang u machen haben. Wenn
Deine Anwesenheit zur Kenntniß der
Behörden tanie-—wenn man erfuhre
dasz ich Deine Schwester bin—wao sollte
man dann von meinem Schweigen den
len? Du darfst nicht aufgefunden
wei«den!« "
»Nein, Du hast Recht! Würde ich
verhindert, mit dem ,"Oelphiii« til-zurei
sen, so wäre ed um alle meine Aussich
ten Geschehenf
» diee quälendeTodeoangstl Die
ses ewige Zittern! Dieser qualvolle
Schauder, der mich stets wieder von
Neuem ergreift !« Jhr Athem kam
und ging schneller. Jhr Gesicht schien
fast verzerrt von Verzweiflung. In
den krampfhast gespannten Muskeln der
zarten Finger. die sich fest und fester in
einander oerschlangen, in den stark her
vortretenden blauen Adern war der
ganze furchtbare Seelenkampf ebenso
deutlich zu lesen wie in ihren bleichen
Zügen. Plötzlich sanken die Hände
matt herab; dao Kinn neigte sich aus die
Brust und die Augen bekamen einen
stieren, ausdrurktllofen Blick. Bevor
Kleinschmidt sich ihr jedoch nähern
konnte, hatte sie sich wieder aus ihrer
Geisteoabwesenheit herausgreifer fuhr
mit dein Taschentuch über die Stirne
und sagte: »Kann ich noch etwas thun
nm Deine Flucht zu erleichtern oder in
si ern? Jch werde nicht früher aus
st men, als bit- ich Dich wieder auf der
See weiß. Daß Du auch den unseli
gen Einfall haben mußtest, gerade sent
zurückzukommen !«
«;Fa, nicht wahr, oae pro-suche wie
derauftauchen eines Verschollenen ist
mitunter wenig erfreulich 'r« entge nete
er mit unt-erkennbarer Bitterkeit. « och
ei nur ruhig. Bin ich erst glücklich
ort, dann sollst Du nur noch ein ein
ziges Mal von mir hören. nämlich:
wenn ich Dir dad geliehene Geld zurück
sende. Jch bin meinen Verwandten
bisher nicht vur Last gefallen und werde
es auch künftig ni t. Kann es Dich
trösten, fo gebe ich sir mein Wort. daß
,Tlrthur Kleinschniidi« sich unter keinen
Umständen wieder in ,Max Brandt«
verwandeln wird. Ich habe einen
dicken Strich durch die Vergangenheit
gezogen; Tu brauchst nicht zu fürchten,
daß ich meine verwandfchaftlicheu Be
ziehungen zu Dir jemals wieder geltend
mache. Tein Bruder ist todtkrank iu
Sau Franeidto urückgebtieben, ob ihn
jetzt längst die rde deckt, oder ob er
noch in irgend einem Winkel der Neuen
Welt ein elended Dasein fristet——wao
kümmert es uns Beide ? Du hast Dich
von dem Taugenichts loogefagt nnd ich
bin Derjeuige, als welcher ich mich iraft
meiner Legitiuiationspapiere and-weisen
kann.«
»So wirst Du niemals Deinen wah
ren Namen nennen ?
»Nein!«
»Verfprich ed mir l«
»Meinethalben belriisti e ich ed mit
einem Eid, um Dir fiir eine Bereit
willigkeit zu danken«
»Lebe wohl! Möge Deine Abreise
ungehindert von Starken gehen !«
Kalt schieden die Geschwister Sie
waren sich fremd, nnd auch diese Stunde
genieinschasilicher Angst vermochte sie
einander nicht näher zu bringen.
Hortense eilte nun nach ause. Sie
fürchtete, ihr langes Ausb eideu würde
ausgesallen sein und begab sich deshalb,
sobald sie Hut nnd Handschuhe abgelegt
hatte, :zu Frau Hoffmann. Dieselbe
glich, von den weichen Falten eines zart
rotheu Sonunerkleided umflossen und in
den großen Zchaukelstnhl gefchiniegt,
welchen sie mit der Spitze des winzigen
Fiißchens in wiegende Bewegun ver
setzte, einein verwehteu Rosen latle.
Sie war aber nicht, wie ewöhnlich um
diese Stunde. allein. hr gegenüber
stand Bruno Becken lebhaft und aufge
regt sprechend. Bei seinem Anblick
zuckte ed wie jiiher Schreck über Hor
tenses Gesicht. Sie wollte sich entfer
nen, aber Franziska lud sie durch eine
Bewegung ein, zu bleiben und der Rhe
der reichte ihr die Hand, die sie nur
flüchtig mit den Fingerspitzen berührte.
Jn den wenigen Wochen hatte er sich
aufsallend verändert. Er schien eal
iert. Un den Schlaseu zogen sich-ei ar
einige Silbersaden durch sein dun es
Haar.
,,Jch bringe Nachricht-tu die auch Sie
interessiren werden,« sagte et. »Man
ist dem muthtnaßlichtn Mörder auf der
Spuk-«
Sie fuhr zurück, als hätte sie das
Zischen einet Nattet vernommen
»Wirstich·. Aus wen lcntte sich denn
der Verdacht?· Tie Ztitnme klang
etwas nnfichet.
Beet-r achtete nicht datanf nnd saht
lebhaft fort: Bot vier Wochenlfanh
man in Hamburg einen bewußt ofett
Matrosen, der nach Aussage seinet- Ku
nteraden mit cinetn Ftcntden in Streit
gerathen sont Tit Brichtctvnng weiche
die Leute Von Letzte« cnk machtest, ließ
vermuthen daß et idctstisch sei nttt dein
Mann. den man Wickert beobachtet
haben tuolttr. Lie ctscigen Nachfor
schungen, dte n·;·.s:. ss txt-Irr kxxneitn ge
lten wurden. txt-. den keins-atm
Jth unwert sämt? n brinlanotccS ten-t
umm, der i-» ...:i:- in drin Akt-Laie st
wkstn war. m tnmte in Auen-»
und zwar tit den- Matten-l des dorti
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DR. GUNN'S
ONION?
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THE CHILDREN LIKE IT.'
When a ohlld, mother gave me onion syrup for
Coughs. Co Ida and Croup, in turn I give it to my lit
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Dr. Ounn’s Onion Syrup is as harmless and pleas
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