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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 3, 1893)
DER-W Lümmel-Roman , Dach dem Englischen des G W er o Ists deckt-Um von Bmlja ins-Mehr 1. Kapitel. Da ed für den Leser wichtig nnd in teressantist, zu erfahren, toelchetn Ve rus der eld einer Erzählung obliegt, so wilti gleich damit anfangen, mich als Kupserstecher vorzustellen. Um jedem Mißverständniß vorzubeugen, ge stehe ich in aller Deinuth daß ich nicht etwa die Werke großer Meister steche, sondern mich mit sehr prosaischen Ar beiten beguiige, wie etwa: Köpfe siir Geseljiistsrechnnngem Bildcheu siir Briespapiere nttd dergleichen. »Mir der Noth geltorchend, nicht dem eigenen Triebe,« wählte ich gerade diesen Zweig der Knpserstecljkuttst. Es gab eine Zeit, da ich entrüstet die Idee von mir ge wiesen hätte, mich mit derartigen Arbei - ten zu besassen. Wie jeder jugendliche f Schwärmer strebte auch ich nach dem Höchsten. Aber gar bald mußte ich aus meinem erträumten Paradiese ans die prosaische Erde nieder-steigen Hunger, ganz gewöhnlicher Hunger liihmte mei tten Schwung. Es blieb mir nur die Wahl: mich als Soldat anwerben zu lassen oder einen Selbstmord zu begehen oder meine Kunst zur Meltkuh herab u wtirdigen, die ihren Mann nährt. ch wählte dad letztere, verzichtete daraus, die Werte hervorragender Künstler zn i toniren und suchte Arbeit in meinem jetzigen B-rus. Doch auch dies ward mtr nicht leicht. Damit die Leser liber michvollständig im Klareu seien, muß ich noch hinzu siigen, daß ich der Abkotnmlin einer guten, aber herabgekommenen Ik«amilie bitt und als Kind bessere Tage gesehen hatte. Mein Vater war von altem. irijchent Stamm nnd Hauptmann iu der Armee; meine Mutter die Tochter eines reichen Tttchsabritanten in Yotkshirr. Mein Großvater must. wie der Volle tnund lautet, »aus seinem Gelde geses sen haben,« denn die Mitgift, die er sei ner Tochter gab, war nicht gerade groß. Trotzdem lebte mein Vater als verhei ratheter Mann, dem der Storch schon . im ersten Jahre ein Sohnchen»—d. h. «rnich—in’0 Hans gebracht, in demselben großen Stile weiter, wie er es als Junggeselle gewohnt war. Wenn man mehr ausgibt alø man einnimmt, so stürzt man sich itt Schulden, aber diese Thatsache beunruhigte meinen »Alten« durchaus icht, denn er hatte ja schon in sriihester Jugend die Bekanntschaft mit gestetnpelten Papierett gemacht und ob tmtt etwas mehr oder weniger solcher von ihm unterzeichneter Dinger in der Welt umherslatterten, daraus tatn es ihm nicht an. Die Geschäftsleute ge währten ihm einen ziemlich hohen Kre dit und mahnten ihn ttientalo-—war ja doch meine Mutter das einzige Kind des reichen Fabrikanten! Daß dieser eineo schonen Tages mit einer Viertel Million saltiren und sich eine singel vor den stops schießen werde, unt den Verhand lungett mit den Glaubigern zu ent gehen, daran dachte sreitich Niemand· Und doch sind derartige Ereignisse nicht ..» selten. i kue goldenen Uniiine meines Oa i ters von einer schonen, sorgenfreien " u lunst wurden durch diesen einzigerin stolenschnß fiir immer zerstort. Er ,«laufte sich ans dem Miliiijrverbaiide T» los, befriedigte seine Gläubiger so gut « er konnte und zog sich mit einerwiiisigen Iliente in’s Prinatleben znisii(f. xxiiese z Lhatfache bildete auch einen Wende l iinnlt in meinem Leben. Ich ivar noch : nicht aiiz zehn Jahre, als mir von mei nen lterii klar gemacht wurde, daß ich, « wenn ich die Freuden des Lebens genie — ixen wolle, inir dieselben selbst erringen niiifse. Es wurde großer Fainilienrath s abgehalten, bei dem man allseits dar ) uber einig wurde, daß ich eigentlich zn l gar nichts tange; da ich aber ein Zei chentalent besitze, sei es wohl das Beste, » wenn ich die Rupserstecherei erlerne ! Meiste Oheinie und Vettern bestritten die Kosten meines Lebensunterhaltes während meiner Lehrzeit. Ich müßte , liigen, wenn ich behaupten wollte, daß jdiee eine glückliche gewesen« Das IS icksal hatte mir ein Schnippchen ge ,schlagen. Ich, der ich niich von jeher in dein Wahn gewiegt halte, dereinst wie mein Vater den rothen, goldbetreßteii Rock der Königin zu tragen, mußte inich iinin so weit erniedrigen, voni frühen gMorgen bis znni späten Abend allerlei Schnilrlel und Figuren auf Kupfer latien zu graben. Doch es dauerte gar nicht lange und ich begann mein li)andwerl zu lieben. Was ich Anfangs fiiur gezwungen that, wurde niir nach id nach zur Freude und ich inaate roße Fortschritte, so daß meine be r sahre weit rascher endete-i als ich geho t. Jeßt hieß es auf ei eneii Füßen stehen und si einen Weg ahnen. Ein glück licher ufall führte mich mit Menschen du amnien, die in der Lage waren, niir Erben zu verschaffen und da ich mich , bemühte, die mir ertheilten Aufträge - · sglichft pünktlich und klinstleriseh aus ·· ufil ren, mehrte sich meine Kundenzahi von ahr zu Jahr. Meine erste Ue beit wird niir nnvergeßlich bleiben. Ein einsamer Steinnießineifter wollte etwas besonders Bezeichnendes flir die Köpfe seiner R nnngen haben. Pyrani den nnd e yptis e Obelisien. ' rnen nnd Sartop ge, rauerweiden an halbversalleneu Gräbern, weinende Engel und tiefgebeugte Frauen init auf elsstein Haar bildeten ein klassisihes « « implied-, das nichts destaiveiiiger inei skisen Anstraggaber entglickte nnd wahr sl einlich meine Zukunft begründete. c pilter ward es intr auch vergönnt, IX - ------ Itvirkiich künstlerische Arbeiten zu voll ffühmy zum Beispiel Ansichten nnd sPoctriits für Reifewerkr. Meine IeHanptb eonderheit bilden fein ausge fiihite isenbahnplakatr. Jch wurde nich-i reich, aber mein Einkommen ver größerte sich stetig und als Sangniniker . von Natur erteijnmtc ich miis eine immer schönen nnd joiqensicieie Zukunft. Meine Vorliebe fiii die Leitun, durch mein ziniickqezogenees Veben genährt, entmieieite sich zur Leidenschaft Hätte ich mein Juäendideai verwirklichen kön nen nnd iva ich in die Fußstaper mei jnks Vaters qeiiete11,fo hätte ich kaum Idie Namen aller jener Antoren kennen gelernt, deren Werte ich im Laufe dei « Haft meint-en Imlw Mein Gesehäftslokal befand sich in Farringdoti:Ztreet, meine Prioatwobs innig im Stadtbiericl Catnbertvell. Mit der Regelmiifigien eines Tretpfer des legte ich jeden leiorgeie den Weg von meiner Wohnung in’s Geschäft und jeden Abend vom Geschäft in meine Wohnung auf dent Dache eines Omnibnsjes zurück. An einem schonen Novemberabend des Jahres In. . sah ich mieh jedoch genöthigt, von meiner Gewohnheit abzuweichetn denn einer meiner stunden, der in einem ritt ferntereu Theile Londons wohnte wiinschte mich zu sprechen. Es war schon ziemlich spät, als ich mich endlich verabschiedete durfte itnd meine übliche Abendbrodteit vorüber. Zeit Mittag hatte ich nichts genossen; kein Wunder, daß ich in der Magengegend ein gewal tiges settnrren verspürte. ilnrz ent chiossen, betrat ich eines der vielen ranzöfischen Nestanrants, die sich in jener Gegend (Soho) befinden. Der »Große Eirkasfische Diana-« wie der hochtrabende Name dieses Lokals lautete, entbehrte jeder orientalischen Pracht. Gleich am Eingang in den langen, diisteren Speisesaal befand sich ein Biisset nnd vor diesem saß eine Dame, die mich mit einem so unfreund lichen nnd zuriickweisenden Blick an starrte, das; ich sicherlich sofort wieder umgekehrt tviire, wenn mir nicht ein kleiner italienischer ilellner die Speise; karte in die Hand gedrückt hätte. Auf meine Frage, was ich sofort bekommen könnte, antwortete er: »Alles!« Als ich jedoch dieses nnd jenes verlangte, hieß es: »Zoeben die letzte Portion einem Gaste gebracht,« oder »Hu zwan zig Minuten wird es fertig lein.« Jch mußte also auf das sranzosische Sonper verzichten nnd nnt einem zähen Beefsteak nebst vorsiutflnthlichen Kar toffeln vorlieb nehmen. Einer alten Gewohnheit entsprechend, las ich weiht-end des Essens nnd ver tieste mich in mein Buch. Gestört wurde ich nicht, denn der ,,Cirkafsische Divan« schien sich wenigstens an die sem Abende-- leines besonders lebhaften Zusprnches zu erfreuen. Einige Aus länder mit eigeuthiimlicheu Physiogno knien lauten zwar in den Saal, aber sie wechselten nur ein paar Blicke nnd Phrasen mit der Biifsetdame, bedienten sich mit Zahnstochetn nnd verschwanden alsbald wieder, ohne etwas zu genießen Zwei Franiosen, die sehr bescheiden sonpirt hatten, saßen in einer Ecke nnd Ziehen-»- lebhaft plaudernds—-s-Doinino. as Alles hatte ich sofort bei meinem Eintritt beobachtet. Nach dem Speisen machte ich mir’s recht bequem, Ziindete meine kurze Pfeife an, lies; mir einen »Schwarzen« bringen und laut durch meine seltsame Umgebung so recht in Stimmung. Ich iveisi nicht, wie lange ich gelesen haben mochte, aber als ich zufällig ansblickte, bemerkte ich. daß sich das Lokal inzwischen etwas gestillt hatte. Mir gegenüber saß an einem lleinen Tischchen ein freundlich ansseheuder alter Herr mit dem schönsten Silber bart, den ich je gesehen. Unsere Blicke begegnete-i sich nnd ich war überzeugt, es mit einer überaus mittheilsamen Na tur zu thun zu haben. Doch fe"selte mich mein Buch derart, daß ich eine Lust verspürte, ein Gespräch anzukniip sen. Ich bestellte einen zweiten stassee und lad eifrig weiter, bis mich ein eigenarti ges Geräusch, welches meiu Gegenüber verursachte, ausblnten machte. Der alte Mann bemühte sich nämlich ver gebens-, eine am anderen Ende ded Tischec- besindliche Zireichholzschachtel zu erreichen. Zwei an seinen Stuhl ge lehnte striicken ließen mich erkennen, dasz ich es mit einein deriippel zu thun hatte; ich sprang daher aus nnd reichte ihtn das Gewitnschte. Der alte Mann dankte mir sehr höf lich. Aus dein Tone. in welchem er ed that nnd aus dem freundlichen Blick sei ner Augen solgerte ich, daß er siir sein Leben gern mit mir plandern mochte. Ein undestimmted Etwas in seinem Wesen fesselte mich derart, dass ich mein Buch zuklapptr. meine ltasseetasse an seinen Tisch brachte und mich in ein Ge sprtich einließ. Er war nicht nur ein sehr schonet-, sondern auch ein gebildeter Greis mit seinen Umgangdsormein Noch niemals hatte ich eine weichere nnd wohlkliiigeti dere Stimme gehort, als die seinige; ivenn er sprach, hnschte ein bestrickendeo Lächeln über seine Zilgr. Ich hätte-gar nicht gedacht, in dein ,,Cii-eassischen »Li van« einen solchen Menschen leimen n lernen. Zuerst sing er an iiber Musik in sprechen nnd zwar mit einer Sach enntniß, daß mir die Bermnthung aus stieg, ed mit einem Musiker zu thun Zu haben. Als er jedoch bemerkte, daß ch aus sein Gespräch nicht ganz einzugehen vermochte, änderte er dad Thema nnd Brach mit derselben Sicherheit liber toter-ei. Er hatte alle berühmten Bil dergallerien Europas gesehen nnd kannte alle Meisterweete in denselben. So kam er auch aus seltene zknpserstiche zu sprechen, namentlich aus einen hollän dischen Miit tler des siedjehnten Jahr hunderts. a konnte ch nun mit eeden, denn tatt tte vor kurzer « eit in einem Unttqu tenladen ein be chltdigs les Bild desselben Meisters gekauft, das mich ungeheuer interessirte. « »Ah, ich sehe, Sie verstehen etwas von Knpferstichen,« rief er erfreut aus. Jch erröthete, freute mich aber innerlich, daß unser Gespräch aus ein Gebiet ge rathen war, aus dem ich mich freier be wegen konnte. ,,«.«eider ist unr die Geschichte der Knuferstechlnnst ganz fremd, aber ich habe eine besondere Vorliebe siir die alten holliindischeu und deutschen Kup serstecher und sahude bei den Antiqui tätenhiindlern nach ihren Werken, wenn ich sie billig bekommen kauu. Ich bin nämlich selbst vom .L)a:1dtve1«t,« schloß ich lächelnd, alö ich bemerkte, daß er mich priisend niusterte. »Wirtlich? Man hat Sie also die herrliche Sennst gelehrt? O, hätten meine Eltern inir doch auch eine solche Gunst geweiht-il Ich psusche den Kup serstechern zwar anch ein bischen in’s Hattdtvert, aber ich bin und werde im mer nur ein Dilettant bleiben-Sie lieben Ihre Kunst wohl sehr P« »Da sie mir Brod gibt, bin ich ihr dankbar,« entgegnete ich, »und ich liebe sie, wie ich alle ieiinste liebe; siehat sich tnir als rechte Trösteriu erwiesen.« .,Also war der erste Eindruck, den ich von Ihnen empfing, doch ein richtigerl Als ich Sie vorhin so eifrig lesen sah, sagte ich mir: der snnge Mensch ist ein Gentlemain der einst bessere Tage ge sehen haben maa.« »Ich hoffe, das; Sie sich wenigstens in deni ersten Theil ihrer Reflexlon nicht geirrt haben: was die besseren Tage be trifft, so muß ich Ihnen offen gestehen. daß ich deren nicht viel genossen habe Aber mit meiner jetzigen Lage bin ich sehr nfrieden.« »was freut michl Laut Ihrem eige nen Bekenntnijz bilden Sie ein lebendes Beispiel fiir meine Lieblinqstheorie. Wie oft hort man Leute behaupten, daß Dieser oder Jener ein armer Schlnckcr fei, weil er ein ttiinstler ist; meine An sicht geht jedoch dahin, dafi man nur durch Armuth ein rechter siiinstler wird. Denn dersenige, der durch die traurige Rothmendigleit dazu getrieben wird, bei der holden lsfsottin Trost zu suchen, wird ihn in ihren Armen auch bald finden.« »Ich stimme vollständig mit Ihnen iiberein,« entgegnete ich. »Mir ward .die sinnst eine Trösterin, als ich noch hart nm dao tägliche Brod lämpfen mußte; ohne sie wäre ich wahrschein lich, wie so viele Andere. im Sumpfe des Lebend erstickt.« Der alle Mann blickte mich wieder eine Weile ernst prüfend an, dann flog ein sonniged Lächeln iiber seine Züge und er sagte: »Ich sehe, ich habe in Ihnen einen würdigen giiingcr meiner Lehren gefun den. L, mein Freund, ich kenne all’ die Versuchungein welche an die Jugend herantreten! Jetzt bin ich wohl ein armer, alter Striippeh aber es gab eine Zeit, wo es andert- war. Halten Sie nur fest und treu zu Ihrer geliebten Kunst; sie wird Sie niemals betrügen und auch lein Leid iiber Sie bringen-» wie ees die Gewohnheit der gluthijugiaen, E verfiihrerischen Versncherinnen der Welt s ist. Sie ist eine gestrenge, aber treuej Freundin l« Der Alte redete sich in eine förmliche! Begeisternng hinein; ein wahres Lob-l lted iiber die Kunst slosz von seinen Lip- i pen; sie sei ein Schild undSchntz ge gen alleo Böse« verschönere das Leben, ver-scheuche den stunimer nnd so fort. Ich incrtte bald, daß in dein Hirn die ses Mannes ein S ränbchen lose sein mußte dao wahre Uenie grenzt ja be kanntlich an den Wahnsinn-« aber nichte- destoweiiiger war es eine Freude, seinen Schwarmereien zu lauschen. Als ob er errathen hatte, welche Gedanken mich befrluistigten, sagte er plötzlich in ganz veränderte-n Tone »Sie wundern sich vielleicht, mein junger Freund, weshalb ich, ein so be geisterter Anhänger der Kunst, einen solchen Ort wie den ,Eireassischen Di vain besuche? Durch mein Gebrechen bitt ich den ganzen Tag an’S Zimmer ge fesselt; Abends aber treffe ich hier einige Freunde, Leute, mit denen ich über Gegenstände plaudern kann, die mich interessiren. Heute hat sich die Zahl derselben noch um einen vermehrt,« schloß er mit einem verbindlichen La cheln. Jch jagte ihm natürlich, daß ich michs ebenfalls freue, feine Bekanntschaft ge-J uiacht zu haben. i »Nicht wahr, Sie werden die Gutes haben, eiueui alten striippeh der Sie leider nicht befncheu taten, die Freude zu bereiten, bald einige Ihrer Arbeiten mit ubringen L-« ie Bitte fehtc mich in einige Ver legenheit, denn es konnte meiner Eitel keit doch nicht schmeicheln, meine Plat ten fiir Eifenbahnplaiate nnd dergleichen einer Prüfung unterziehen zu lassen; aber vertoeigeru konnte ich sie auch nicht, wenn ich nicht unfreundlich erscheinen wollte. »Briugen Z ie mit, tvad Sie wollen; ich kann bon der einfachften Platte ebeufo gut auf Ihr Talent schließen, wie bon der fchwierigfteuz es hängt ja doch nur davon ab, wie Eie den Grab ftichel zu fuhren verstehen. Weint Sie sich nicht zu sehr als Meister zeigen, werde ich gihuen Vielleicht eines Tages auch Einsicht in meine Arbeiten gewäh ren.« Mittlerioeile waren mehrere Herren iu den Saal eingetreten, die im Bor iibergehen einige Worte in fremder Sprache an itiein Gegenüber richteten und da ich ihu nicht um seine gewohnte Abendnnterhaltung bringen wollte. er hob ich mich. Alt- ich ihm die Hand uin Abschied reichte, häudigte er mir ieitie Bisitentarteein. Jchlas: Eugen Bellanih. Er rief tnir noch nach, tnein Versprechen nicht zu vergessen, ihn morgen Abend an demselben Orte zu treffen und einige teupferplatten mitzu drinnen. .-,,.«-.-..,-,··-. .- ,..·'.’--- -—-«-.,s 2 Kapitel. Mein Leben floß so cintönig dahin und ich besaß so wenig Freunde, daß mir die Begcgnung mit Bellamy, den man nicht zu dcn Alltagsmenschen zäh len durfte, ein wichtiges Ereigniß biinktc. Jch mußte aus dein Heimweg am ver gangeiien Abend viel an ihn denken und auch heute, während ich über meine Platten geneigt saß, ging er mir nicht aus dem Sinn. Saul unter den Pro kheten konnte keinen größeren Gegensatz argeboten haben, als dieser weißhaarige Weise unter den Doinino spielcnden, Abshiith trinlcnden Franzosen, die er seine Freunde nannte. Was fesselte hn an diese? Aeuszerlich schien er doch gar nichts mit den verwahrlosten Leuten emeiu zu haben. Ich verglich ihn mit s anst, der nni jeden Preis des Lebens Räthsel erforschen wollte und dem kein Mittel, das ihn zum Ziele führen konnte, zu schlecht diiiikte. In welche tiefen Abgriinde des Zweifels und der Grübelei mochten sich nicht schon die ehöuen, ernsten Augen des Greises ver enkt habenPl Zu jenen Tagen sehnte ich mich tiach einem gleichgesiunten Freunde, mit dem ich iiber all’ die Fra gen, die mich bewegten, hätte offen spre chen können. Ich hatte so viel und so Berschiedenartigcs gelesen, in meinem Kopfe schwirrten bunt durcheinander alte Vorurtheile mit neuen, freien Ideen, die sich nach Ausdruck sehnten. Nur Jemand, der selbst einen solchen Zustand mitgemacht, ivird begreifen können, wie lebhaft das Bedürfniß in mir lebte, inichanszusprecheu und meine Anschauungen Jeniaudem initzutheilen. Ich konnte kaum den Abend erwarten, um Mr. Bellanih das philosophische System, das ich mir ausgebaut hatte, anseiuaiiderznsetzen. Ich machte um eine Stunde früher Feierabend als ge wöhnlich, steckte einige der besseren Plat ten zu niir und begab mich iii den »Eireassischen Tivan,« wo ich meinen Weisen bereits vorfand »Eine Arbeit wie diese, zeigt, mit welcher Meisterfchaft Sie den Grab stichel zu fiihren versteheu,« rief er, eine der kleinsten Platten, die ich mitgebracht aufmerksam musternd. »Wisseu Sie. mein Herr, daf; es in London keine zwei Kupferstecher gibt, die Ihnen das nach machen? Welche Genauigkeit iiud Sauberieit der :)lusfiihrung! Sie sind ein gottbegnadetes Menschenkind, ein großer Künstler-! Lassen Sie sich von einein Pfuscher die Hand driicken.« Trotzdem ich niir schon bei unserer ersten Begegunng gesagt hatte, daß ich es mit einem Schwärmcr zn thiui habe, schmeichelte mir doch sein Lob. Man hat mich eben nie durch Schmeicheletcu verwohutl Und als Bellaniy gar nicht aufhörte, meine Platten zu bewundern, dachte ich, in meinem Leben keinen be deuteiidereii und liebeiisiviirdigeren Menschen kennen gelernt zu haben, als ihn. Nachdem sich seine Begcisterung etwas gelegt, versuchte ich das Gespräch auf philosophische Probleme zu lenken, doch ehe uiir dies gelungen, gesellte sich ein schlanler, ditster aussehender Mensch zu uns, den ich schon am vergangenen Abend bemerkt hatte. Bellainy stellte mich als seinen ,,jnngeu, sehr geschätzten Freund« voi-, doch nannte er weder meinen Namen diesen lanute er übri gens noch gar nicht noili denjenigen des Auslanders, der schi- vertomnien aussah. Nachdem dieser nus verlasen atte, uni sich einer anderen Tischge ell kchaft anzuschließen, schiittelte Bellamy betrübt das Haupt : »Sie können wohl erratheu, womit sich «ene Leute befassen L-« fragte er mich im lüsterioue. Als ich verneinte, fuhr er fort: »Es sind lauter Patrioten, die sich damit beschäftigen, auf die Uebel stiiude in ihren betreffenden Vater landern hinzuwirken, nothigensalls durch Blutbader.« Mein Herz stockte bei dein Gedanken, dasz ich itiich in einein Zimmer und an einem Tische mit Berschioörern und Hochverrätherii befand. Jch fragte leise : »Sind es stomninniiteu oder Nihis listen·e« »Ich weisz nicht, wie sie sich neuneu; aber Nihilisteu wäre wohl kein ganz un assender Nauie stii sie, da sie stets au dem Sprunge sind, etwas Fiirchteri liches auszuführen, das sich friiher oder später alo ein reines Nichts eutpuppt.« »Und was für Landsleute sind sie P« » »Alle Nationen Eropao sind unter ihnen vertreten. Diese komischen Käuze würden im Privatleben keiner Maus etwas zu Leide thun, aber wenn man sie untereinander reden l)i)«t·t, ist ihuett kein Mittel blutrünstig genug, niu die jetzige Welt aus den Angeln zu,heben. Spre chen wir nicht weiter iiber diese Verirr ten.-——So lange die Welt besteht, wird es auch immer unruhige Geister geben. Wie schade, daß nicht alle iliteuscheu so zufrieden sind wie Sie oder ich und in der sinnst und Philosophie - Sie sind ein Philosoph, das habe ich Ihnen aus den ersten Blick augesehen--Trost sin den können sür alle Enttänschuugeu des Lebens. Nächsteuo wollen wir einmal liber die Philosophie des Unbewußten, liber die Unendlichkeit und die Berneii uung des Willens plandernz aber heute muß ich Ihnen eine Beichte ablegen und Sie unt einen Rath bitten-« Dieser weißhaakige Mann, der mit Sachkenntnisz über Dinge sprach, die mir kaum detn Namen nach bekannt waren, wollte Iuich utn Rath sragenl War das eine Falle, die er tuir stellte, oder schlummerte in mir wirklich ein Talent, dao er niit seinem scharfen Geist entdeckt hatte? Jch stieg gleich unter eoch in tneiner eigenen Achtung nnd at ihn, init seiner Beichte zu begin nen. (Fortsetzung solgt.) — Hehnke tie- Co. sind die Einzigem wo Jhr den echten Glidden Fenzdraht erhalten könnt. )Unferen Abounenteu Gelegenheit m geben dee hin ahqebil der-» 11111 W nimlten " :«·—: War umsonst- have-u Jwii mit du Fnln xt ein Uebuii Itik muser k-,.»roffen, wonach um« espe Fxlrojze Anzahl derselben zu ein-Ins niedrigen Pwise erhalten. S- LS XII-Z Unsere Offerte an die Leser des »Hm-zieme und Yerolds ist nnn folgende: Zeigt Eneren Nachbarn nnd Freunden die Zeitung, macht sie darauf aufmerksam, welch’ ein gutes Blatt es ist nnd sie werden wünschen, auf dasselbe zu abonniren. Offcrtc No; 1: »Für drei neue glbonneutem die Ihr uns einsende«r,» Ifiir ein Jahr im Voraus bezahlt I, erhaltet Ihr die ,,Vietory« Uhr portofrei nnd registrirt zugesandt. Jhr habt auf diese Weise eine schöne nnd gutgehende Uhr, die Euch nichts kostet als nnr ein paar Worte zu Gunsten Eurer Familienzeitnng Oucrtc No. 2: Jemand, der vielleicht nur zwei Abounenten erhalten« saure sendet dieselben ein, sowie 50 Cents extra und erhält die Uhr. Offertc No. 3: Wer nur ciucu Tilbonnenten einsendet, lat Blut-) ertra- Zu , ) senden. Offcrtc No. 4: Wer seine eigene Zeitung ans ein Jahr im Voraus bezahlt nnd sendet z w ei neue Alionnenten ein, erhält die Uhr. Wohlgemerkt, unser Prämienlmch, das wir bisher gaben, erhält auch fernerhin Jeder, der auf ein Jahr im Vo: rans bezahlt, sowohl der Einsender selbst, als auch die neuen Abou nenten. Diese Prämienbücher enthalten, Wie ja die meisten unserer Leser wissen, spannende Romane nnd Novellen nnd werden von Al« len gern gelesen. Gtsld sendet man am besten ver Munozs Unlcssr. Pustiil Nun-; oder I·prt·(sss Munpy ()1«(l(st·. Man adrefsire: Anzeiger und Herold, 305 W. 2. str» crand Island. Neb Das Buli für Alle. Jllustrirte Familienzcitung zur Unterhaltung und Belehrung. Iiåihriich 28 ilzefis («.- 15 Wenigs, oder pro Jahr, in Vorausbezaljkung, s:3.50. M«;""Eine pmclstvoll ausgestattete Zeitschrift und sollte dic sellse in keiner Familie fehlen. ZU beziehen durch J. P. WlNDOLPH, 305 W. 2te stk.. - crand lslantL AUS Heimath und Fremde, Jllustrirtc Romauc aller Nationen. Erscheint in 28 Hoffen jährlich. Preis 10k. pro Heft od. VZJJO pro Jahr. 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