Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 04, 1893, Page 5, Image 5

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    Zelmgenk Beträgen
sc o m a n o o n
Reinholv cum-nun
tei. K apircL
(.Kmtfrtjun«u
»Zum Henker-, was treibst Tu mitten
in der Nacht?« klang es mit gedätnpfter
Stimme herab.
Itomns herunter, mein Freunds« bat
Ernesto in einem Ton, der seinem sonst
an eine wenig freundliche Behandlung
gewöhnteu Kameraden so befremdend
klang, daß er kanm noch daran zweifeln
konnte, esrs müsse etwas ganz Besonderes
mit drin jungen Manne vorgegangen
sein.
»Kvmm’ herunter, und ich will Dir
Alles sagen! Aber ich beschwöre Dich,
auch keine einzige Minute zu verlieren!«
»Was ist denn in aller Welt gesche
hen?« fragte Schiele halb erschreckt nnd
halb ärgerlich zurück. »Siehst Du denn
schon wieder Gespeiister?«
,,.ttoinin’ herab!« flehte der Andere
wieder, »tomm’ herab, oder ich schwöre
Tir, es nimmt ein schlimmes Ende mit
uns Beiden!«
Eine unverständliche iserwünschiing
murmelnd zog sich Schiele in sein Zim
mer znrück, nnd wenige Minuten später
stand er in vollenr Anzuge unten, neben
seinem Bundesgenosse-L
isrst seht bemerkte er das furchtbar
veränderte Aussehen desselben, nud die
Bermuthung daß inzwischen etwas sehr
Unliebsameg geschehen sei, mußte ihm
nun wohl zur Gewißheit werden. Er
richtete eine hastige Frage an isrnesto,
aber dieser gab ihm keine Antwort, fon
dern ergriff feinen Arm und bemühte sich,
ihn hastig mit sich fort zu ziehen
(sinige hundert Schritt weit war ihm
Schreie geduldig gefolgt. Er mochte
wohl glauben, dass Ernesto nur von dem
Wunsche ersiillt sei, sich soweit als mög
lich von einer menschlichen Wohnung und
von dcr Gefahr des Belauschtwerdeno zu
entfernen. Als sie aber bereits der Part
mauer ganz nahe gekommen waren, ohne
daß jener das Schweigen gebrochen hatte,
verlies; ihu doch seine Geduld nnd er ver
langte energisch zu wissen, was diese rin
ieitige Störung und dieser nächtliche
Spaziergang zu bedeuten hätte
,,Wir müssen fliehen, Schiele!« war
die rasch hervorgestoßene Antwort, »und
ich wollte nicht gehen ohne Dich. « Der
Andere blieb stehen und starrte den Spre
chenden zornig an.
»Fliehen«t Ietzt — wie zwei Verbre
cher, mitten in der Nacht? Und ohne
alle Vorbereitung? Tamit Inan uns in
drei oder vier Stunden aus den Fersen
sei? Bist Du denn oon Sinnen?«
»Nein, nein! Alles ist oorbereitei!
Ich habe Geld — viel Geld! Tie gan
ze Welt steht uns offen!«
·Schiele’s Gesicht nahm einen Aus
druck an, als sei ihm plötzlich die Befürch
tung ausgestiegen, daß es im Kopfe des
andern nicht ganz-richtig sei.
»Du hast Gelt-? wiederholte er mit
eigenthürnlicher Betonung. »Willst Du
nicht die Güte haben, mir mitzutheilen,
wie Tit in den Besitz desselben gekommen
bist?«
»Ich habe es aus dem Bondoir der
Fürstin genommen! Und viele Schmuck
sachen dazu! Es ist kein fürstliches Ber
mügen, aber es wird ausreichen, uns vor
Mangel zu schützen«
,,Unglürksoliger! Wahnwihigeri « rief
Schiele im höchsten Zorn aus, indem er
Eruesto an der Schulter packte und ihn
heftig schüttelte. »Machst Du mir zum
zweiten Mal all’ meine Arbeit zu schan
den? Wer hat Dich geheißen, unt eines
armselige-i Bettelpsennigs willen zum
Diebe zu werden, wo uns ein enormer
Reichtbuin in den Schooß fallen mußte,
ohne daß wir auch noch einen Finger hät
ten zu rühren brauchen?« Noch wenige
Stunden früher würde Ernesto eine so
brutale Behandlung ohne jeden Zweifel
mit einem Faustschlage beantwortet ha
ben; seht aber beugte er sich in sklaoischer
Unterwürfigkeit der Ueberlegenheit seines
Meisters und sa te in demüthigem Tone,
als sei ihm unen lich viet daran gelegen,
den Andern zu versöhnen:
»Unser Plan war gescheitert, Schiele!
Es gab kein anderes Mittel, uns zu ret
ten! heute Nachmittag schon waren
Polizisten im Schlosse. Ich habe sie ge
sehen! «
»Wirtiich«.-« höhute schreie. »Welch’
ein ScharsblirU Nun, mein Lieber,
auch tch habe sie gesehen; aber ich habe
es doch siir gut befunden, mich zuvor
nach der Ursache ihres Erscheinens zu er
kundigen, ehe ich aus bloßer-« kindischer
Furcht zu irgend einein unsinnigen Ent
schlusse sank Und wenn es Dir Ver
gnügen macht, es zu hören, so ver
nimm, daß sie gekommen waren, um
iich bei der Dienerschast zu erkundigety
ob vielleicht einem von ihnen ein Mensch
begegnet sei, den sie wegen Mordes zu
oersolgen hatten.«
»Sprich das Wort nicht aus,
Schiele!« schrie Ernesto aus, indem er
dem Genossen beide Hände abwehrend
entgegenstreckte. »Ich kann es nicht
hören-und ich will es auch nicht
hören!«
»Bist Du verrückt geworden? Es
handelte sich ja nicht um Dich oder um
mich, sondern, wenn ich nicht irre, um
einen Schuster aus Siena, der int Streit
oder aus Eifersucht seine Geliebte er
stochen hatte. Eine Stunde nachher
haben sie ihn denn auch da unten vor
beigetührt. Du hattest also sehr wenig
Ursache, Dich wegen der Polizisten zu
beunruhigen, wie Du nun wohl ein
sehen wirst
Ernesto hatte mit gesenktem Haupte
zugebökt
»Und es ging doch nicht anders,
Schiele,« sagte er. »Wenn sie heute
nicht unseketwegen kamen, so konnten
sie es doch morgen thun, und dann wäre
es zu spät gewesen, uns in Sicherheit zu
bringen« ·
»Albernez Gefchwätzk Habe ich Dir
denn nicht gesagt —«
»Daß uns nicht streiten, mein
,Frennd!« flehte Ernesto angstvoll, in
dem er jenen immer wieder mit sich fort
,kuziehen suchte. .,Ob es recht oder un
recht war, wag ich gethan, genug, das
ist nicht mehr Fu ändern, und Du darfst
mich nicht im Stich lassen —- hörst Tu,
Du darfst nicht!«
»So erzähle mir wenigstens, wie
Alles zugegangen ist, und was Du in
Deine Hände gebracht hast. Hoffent
lich wird es ja noch nicht zu spät sein,
Deine Dummheit wieder gut zu ma
chele Ich —«
Er konnte nicht vollenden, denn Er
nesto hatte ihn mit einem gräßlichen
Aufschrei unterbrochen, der nicht mehr
aus der Brust eines Menschen, sondern
aus der Kehle eines gehetzten Thieres zu
kommen schien. Mit ausgestrecktemArm
hattte er dabei auf das Schloß gedeutet,
nnd Schiele bedukfte auch keiner weiteren
Erklärung, als er mit den Augen jener
Richtung folgte.
Während das Gebäude bis dahin ein
Bild ungestörter Tltuhe und tiefsten Frie
deng geboten hatte, und während nur
wenige Fenster ditrch einen matten Licht
sihiminer erhellt gewesen waren, mußte
seht ein einziger Blick lehren, daß drin
nen eine außergewöhnliche Erregung und
Bewegung entstanden sei. Lichter be
wegten sich hin und her; ein Zimmer
nach dem anderen wurde erhellt, nnd
aus den geöffneten Fenstern schien es gar
iwie ein oerworrenes Geräusch non ru
eruden und sammernden Stimmen in
die Stimme der Nacht hinaus zu drin
gen. »
»Alle-J ist entdeckt! Alles ist verlocs
srenk« stöhnte Ernesto, und ein konoulsi
isivischeg Zittern schüttelte seinen Körper. s
Da erschienen einige dunkle Gestaltens
mit Windlichtern in den Händen aus der
Terrasse des Schlosses, und dieser Aus-(
blick schien dem von Gewissensangst ge
solterten Verbrecher die Herrschaft iiber
seine Glieder wieder zu geben. Mit
wilden Sätzen sprang er auf die Part
mauer zu und schwang sich über dieselbe
schnell hinweg. Dann setzte er iu ra
schestem Lauf seinen Weg gegen dag
Meeresnfer hin fort, das nur um eine
kleine Strecke entsernt war. Ohne sich
lange zu bedenken, folgte ihm Schiele
nach. Zwar kostete es ihm erheblich
größere Mühe, die Mauer zu überm-t
tern, aber die Spannung des kritischen
Augenblicks gab doch auch ihm Kraft
und Gewandtheit genug dazu, und nun
keuchte er hinter dem Anderen drein,
fortwährend durch halblaute Zurufe
versuchend, ihn noch zum Stehen zu
bringen.
Ob nun diese Zuruse zuletzt eine ge
wisse Wirkung auf (frnesto ausübten,
ob ihm der Athem zur Fortsetzung seines
rasenden Laufes versagte, oder ob er
seht, wo er fast am Meeresufer stand,
unschlüssig war, welchen Weg er weiter
einschlagen solle — genug, auf einer
überhangenden Felsenklippe, an deren
Fuß mit einem leisen Rauschen die Wo
gen des tyrrhenischen Meeres anschla
gen, blieb er dann stehest und erwartete
das Näher-kommen des mühsam heran
keuchenden Schiele. —
»Hast Du denn Deinen Verstand gaan
und gar verlorene-« war das Erste,s
was dieser ächzend und iu nngebroche-i
nen Worten über die Lippen drachtr.J
»Das also war die Geschicklichkeit, mits
welcher Du unsere an und für sich schons
fo überflüssige und unsinnige Flucht vor- s
bereitet hast? Und das ist der Dank fürl
all’ die ungeheuerlichen Opfer-, welches
ich Dir gebracht — für all’ die schwere;
Verantwortung, welche ich um Deinet
willen auf mich geladen habe? Wahr
haftig, in dieser Stunde erhalte ich
meine Strafe fiir die Gutmüthigkeit,
mit der ich damals bei unserem ersten
Wiedersehen dein alten Weißberger jenes
Tränklein mischte, das ihn von allem
irdischen Jammer befreien und Dirj
Deine alte Entfchlossenheit wiedergeben
sollte. Der Teufel wollte, daß ich mirs
damals keinen brauchbareren Menscheni
ausgesucht hatte, als Dich!« —- J
Ernesto hatte ihn erst angestarrt, als
ab es eine fremde Sprache sei, die Jener
da tn ihm redete; dann aber brach er in
ein geliendes Lachen ang, in ein Lachen,
aus dem es schon wie der Beginn deg
Wahnsinns klang. l
»Also auch das hättest Du gethan,;
Du edler, Du wackerer Freund? « ries’
er aus« »Mit einem Morde haben wiri
unsere gemeinsame Thätigteit degonnenl
—- mit einem Morde mußte sie enden! .
Und meinen eigenen Vater-! Toeh warum
nicht ihn so gut wie jene-! Auch sie hielt
mich ja sür ihren Schul«
Schiele sprang aus ihn zu und packte
ihn mit beiden Händen an den Schul
tern. Sein Gesicht war demjenigen
iErnesta’s ganz nahe, und die Nacht war
hell genug, um dem jungen Manne die
verzerrten Züge und die blutunterlan
senen Augen seines Sündengenossen zu
zeigen.
»Was redest Du da, Unglücks
mensch?« kam ei in zischenden Lauten
ans dein Munde des ehemaligen Zucht
hänslers. »Was hast Du gethanlli
Weshalb packte Dith die An st, als Du
da drinnen die Lichter sa st? Rede,.
Dir’s —- eg ist um uns Beide ge
schehenl«
Aber seine Drohung schien keine Wir
kung mehr aus den Anderen auszuüben,
und sein Entsetzen schien Ernesto sogar
eine gewisse Genugthuung zu bereiten.
,,Meinst Du wirklich, daß es um uns
geschehen sei?« fragte er mit schneiden
dem Hohne zurück- ,,Nun, Du könntest
vielleicht Recht haben, mein Freund!
Aber nach dem Geständniß, das Du
mir da soeben gemacht hast, kann ich’s
nicht gerade bedauern, daß Du tnein
Schicksal theilen wirft. Sollte ich die
Beute mit Dir theilen, nun« so ist es
wohl billig, daß Du auch Deinen An
theil an der Strafe empfängst. Gleiche
Brüder —- gleiche Kappe-W
»Was phantasierst Du da? Von
welchem Schicksal redest Du? Was
stände uns denn bevor, wenn nmn uns
ergrisseW
»Nun, ich denke ungefähr dasselbe
cvie dem Schuster ans Siena, den Du
heute hier vorbeisühren sahst, wenn
schon ich freilich fürchte, daß man uns
nach Lage der Dinge etwas härter beur
theilen wird als ihn.«
Schiele ließ nun die Arme schlaff am
Körper niedersinken. Das Entsetzen
hatte ihn mit seiner ganzen Gewalt ge
oder «- bei allen Teufeln schwör ch
nackt. i
»Was hast Du gethan?« wiederholte;
er mit tonloser Stimme seine Frage. s
»Die Fürstin ———?« ;
»Sie hatte daH Unglück, mich zu über-s
raschen, als ich mir einen Zehrpfennig
mitnehmen wollte. Es schien mir, als»
sei sie willens-, um Hilfe zu rufen, nnds
da —- nun, da habe ich sie eben erwürgt. ;
Was sagst Du dazu, Meister? Findesti
Du nicht, daß Dir Dein Schüler lihrei
gemacht hatW i
Wieder waren seine letzten Worte von?
einem weithin schallenden, gellendeni
Lachen begleitet. Es mußte währendJ
der letzten Minuten eine seltsame Wand-J
lung in seinem Jnnern vorgegangeni
sein. Statt der verzweifelten Angst,»
die er noch soeben empfunden, schien ihn
nur ein Wunsch zu erfüllen, sein Schick
sal trotzig herauszusordern Aber in
seinem ganzen Gebahren lag etwa-J, das
einem Dritten unbedingt sehr ernste
Zweifel an seiner Zurechnungeisähigleit
erwecken mußte.
Nur Schiele zweifelte nicht, daß das
Fürchterliche, was er da soeben vertiin
inen, vollste Wahrhaftigkeit sei, und jetzt
erst gab auch er Alles verloren.
»So hätten wir denn das (C«Iide!«
sagte er mit einer Ruhe, die unheimlicher
war, als der vorige Wuthausbruch
»Aber Du irrst Dich, wenn Du glaubst,
daß wir mit gleichem Maße gemessen wer
den könnten. Mag ich auch in den Au
gen der Pharisäer und Tugendhenchler
hundertmal ein Schurke gewesen sein,
mag es mir auch von jeher ein Vergnügen
gemacht haben, all’ diese lächerlichen
Vorurtheile, welche sie Gesetz und Sitte
nennen, unter meine Füße zu treten
ich kann doch mit erhobener Rechte schwö
ien, daß nichts von dem, was ich gethan,
auch nur entfernt heranreicht an die fluch
würdigeSchändlichteit DeinesBeginnens.
Daß ich einem Sterbenden seine Leiden
gutmüthig um ein paar Tage oder Wo
chen ablürzte, das war bei Licht besehen
nur eine ver-dienstliche Handlung und je
denfalls eine viel größere Wohlthat, als
sie der alte Hallnnte von einem Wuche
rer verdiente. Tof; ich dem kahlen Pur
iel in einem anderen Falle behilflch war,
bei dem ebenfalls ein Menschenleben da
ranfging — nun, das war vielleicht nicht
so ganz in der Ordnung; aber es ließ sich
eben nicht anders machen, nnd meine
Hände waren dabei auch rein geblieben
von Blut. Was ist das Alles gegen
Teine That — die schändlichste, die man
unter Menschen kennt; denn Deine eige
Mutter war es, gegen die Du Deine
Hand zu erheben wagtest!«
Ernesto stierte ihn wortloS« an. Er
hatte ihn nicht begriffen, oder er meinte
doch wenigstens, ihn noch nicht begriffen
zu haben.
» a, Deine Mutterl« fuhr Schiele
mit erhobener Stimme fort, mit voller
Absichtlichkeit und Ueberlegung den fürch
terlichen Schlag führend, dessen Wucht
den Andern zermalmen mußte.
«Ersahre denn, daß bei dem ganzen
Spiel Du allein der Betrogene gewesen
bist, daß Du den Namen, welchen Tu
seht führst, mit vollem Recht getragen
hast, daß jene Tokumente, in deren Be
sitz mich ein Zufall gesetzt, vollkommen
echt waren, daß Tn in Wahrheit der
Sohn jener Frau bist, die Du jetzt er
inordet hast!»
Ernesto taumelte; aber mit einer ge
waltigen Anstrengung raffte er sich noch
einmal zusammen, und wenn seine Stim
me auch snit einem Male ganz verändert
schien, so klang sie doch merkwürdig ru
hig, als er sagte:
Dein Leben ist voll Lüge und Ver-roth
gewesen, daß Tut wohl auch an der
Schwelle des Todes vor einer Lüge nicht
zurück schrecken würdest. Aber wenn noch
eine Regung von Menschlichleit in Dir ist,
so gieb nur jetzt eine wahrhaftige Ant
wort! Wer weiß, wie nahe wir unserer
letzten Stunde sind! Und es wäre für
wahr nicht gut, wenn Du um eines er
bärmlichen Nachegelüstes willen versu
chen wolltest, mich zu betrügen! Wenn
Du jetzt —- in diesem Augenblick —— ster
ben müßtest, Schiele, könntest Du mir
auch dann noch bei dem Andenken an
Deine Eltern, bei der Erinnerung an
Deine Jugend schwören, daß Du eben
die Wahrheit gesprochen, daß die Fürst
in Beatrice wahrhaftig meine Mutter ge
wesen ist?«
»Ich schwbre es Dir bei meinem eige
nen Lebenl Möge mir aus der Stelle
fbie Zunge gelähmt werden, wenn ich Dir
nicht diesmal die oolle Wahrheit gesagt
habe! Darum begreifst Du wohl, daß
ich nichts zu schaffen haben mag mit ei
nem solchen Verbrechen, daß unsere We
ge sich fortan trennen müssen, und daß
ich nicht mehr thun cann, als Dich Dei
nem Schicksal zu iiberlassen!«
Er machte eine Bewegung nach dein
Lande zu, als wenn er den mit seinen
letzten Worten angedeuteten Entschluß
ohne jeden weiteren Abschied ausführen
wollte; aber ein halblanter, ruhiger,
beinahe bitt nder Zuruf Ernestcks hielt
ihn zurück:
,,Nur einen Augenblick noch, Schiele!«
sagte er· »Wir haben so mancherlei
miteinander durchgemacht, nnd ich habe
Dir in der Gestaltung meines Lebens so
viel zu verdanken, daß es recht ankame
radfchastlich wäre, wenn wir fo kalt ang
emander gehen wollten. Jch will Dich
j« nicht zurückhalten, aber einen Hände
drnck wenigstens solltest Tn mir doch ver
gönnen. Wir werden uns ja doch nach
dieser Nacht im Leben nicht mehr wieder
sehen-«
i er alte Huchthauejler lJaiie sich noch
immer für einen ausgezeichneten Men
schentenner gehalten, und noch niemals
hatte er sich einem fo uiilöglichen Räch
sel gegenüber gesehen, als in diesem
Augenblick. Einen Ausbriich der wilde
stiii Raserei und Verzweiflung, eine.
Muth der heftigsteii Vorwürfe hatte ei
eiwaitet, nnd statt d ssen legte der
Mann, dein er soeben eine so furchtbare
tfiiihiillung gemacht, eine ganz erstaun
liche Jlinhe und Versöhnlichkeit an den
Tag, die ihm vollkommen unbegreiflich
waren. Zögernd trat er wieder auf
ihn rn, denn lkriiesto stand noch immer
hatt am äußersten slcande der nach dein
Meere zu schroff abfalletiden Klippe;
Zögernd legte er seine Hand in die dar
gebotene Rechte des jungen Mannes und
ein Schauer durchrieselte seinen abge
hiiiieten Leib, als er die eisige tKälte
derselben fühlte
»T"ebe wohl, tfsrnestol Hoffentlich ge
lingt eås Tir noch, Dich in Sicherheit tu
bi«iiigeti!«
Ter Aiigeredete legte die linke Hand
auf die Schulter des vor ihm Stehenden
nnd iliisterte dicht an seinem Ohr:
»sich hab« mir’el anders überlegt,
mein fireundl Wir haben’s zu lange?
miteinander gehalten, als dasi wir uns
setzt noch trennen sollten! Und ich habe
einen vffluchtplan ausgemacht, der so
vortrefflich ist, daß keine Polizei der
Welt uns in ihre Gewalt bringen, daß
kein dliichter der ganzen Erde unH vor
seinen Schranken sehen soll. Aber ich
must Ding leise sagen, ganz leise, damit
uns Keiner hört und damit Keiner uns
verrathen kann!«
llnd ob auch jener, von einer plötz
lichen Angst ergriffen, sich zu sträuben
suchte, legte doch Ernesio, dessen rechte
Hand noch immer init eisernem Druck
festhaltend, seinen linken Arm um
Schieles Schulter und zog ihn dicht an
sich heran.
»Weißt Tu, Bruder, wohin wir mit
einander gehen wollen?« raunte er ihm
zu, um dann mit erhobener Stimme,
rasch und gelleud hinzuzufügen:
»Ja den Zool-«
,,Zu Hilfe! Zu Hilft-l« tönte es
zweimal iu halb ersiickten Lauten ooin
Meereöufer her-. Aus dem überhäu
genden Felsen kämpfien zwei dunkle
Gestalten fetiiiidenlang einen furchtba
ren Ringkampf; dann fchrillte ein ver
zweifelter Aufschrei durch die Nacht,
ein Geräusch folgte, wie wenn etwas
Schweres ans beträchtlicher Höhe in’s
Wasser geschleudert würde; dann aber
wurde es iodteiistill.
Wieder iiinfpiilten die Wellen mit
leisem Rauschen den Fuß der einsamen
Klippe und die klaren Fluthen des
tyrrhenischen Meeres spiegelten die sil
berne Scheibe des Mondes unbewegt
und friedlich zurück·
Die ganze Naiui war ein Bild der
heiligsten Ruhe. Ter einsame Wande
rer, welcher jetzt des Weges gezogen
wäre, er hätte sicherlich nicht geahnt,
wie viel heiße Leidenschaft und wie viel
wahnwiyige Verzweiflung da auf dem
kühlen Meeresgrunde soeben für ewig
zum Schweigen gebracht worden waren.
:")U. n n p i t e l.
Nicht lange hatte Professor Dernbcrg
nnf die Ueberraschung zu warten brau
chen, welche ihm Elfn in Aussicht ge
stellt hatte. Sie nIar non einer Art ge
wesen, auf die er gewis; am allerwenig
sten gefaßt gewesen wäre. nnd es hatte
damit folgende Bewandtnifc gehabt:
Schon vom ersten Tage feines Aufritt
lsaltes in der Gtöbersdorfcr Heilanstalt
war in feinem Befinden eine ganz ent
schiedene Wendung zum Vesferen einge
treten. Wenn er während der ersten
Tage die köstliche, reine Gebirggluft
nnd den Anblick der entziickenden Land
schaft, die ihn rings umgab, nur oon
der kleinen Terraffe vor feinem Zimmer
aus hatte genießen können, fo war er
bald genug im Stande gewesen, Spa
ziergänge von insmer größerer Ausdeh
nung zu unternehmen.
Selbstverständlich war die sjomteffe
des Professors unzertrennliche Beglei
terin, und das junge Paar, welches trotz
des angegriffenen Ausfehens des Maler-s
so schön und vornehm erschien, hatte
bald genug die Aufmerksamkeit der übri
gen Kurgefellfchaft in nicht geringem
Grade auf sich gezogen. Die strenge
Zurückgezogenheit und Absonderung, in
welcher ste sich hielten, konnte nur dazu
’beitra en, die all emeine Neugierde zu
verwest-en, und ost genug bemerkte der
Professor, daß man verwunderte nnd
und sorschende Blicke aus ihn und seine
schöne Begleiterin richtete.
! Die Vermuthung, daß ihr Verhältniss
’zu ihm allerlei boshasten Mißdeuten
ausgesetzt sein könnte, und daß Dieser
oder Jener es wagen dürfte, den Namen
des von ihm so heißgeliebten Mädchens
anders als mit dem Ausdruck unbeding
ter Hochachtung nnd Verehrung zu nen
nen, petnigte den setnsühligen Künstler
ans’s Aeußerste Jn jedem Antlitz, das
sich ihnen zuwendete, glaubte er einen
spöttischen oder geringschätzenden Zug zu
erblicken, und die Sorge um Elsa und
ihren guten Ruf war der einzige trübe
Schatten, der aus diesen liebevollen und
sonstigen Gröbersdorser Tagen lastete.
Trotzdem kam er nicht aus den Gegen
stand zurück, welcher gleich nach ihrer
Ankunft den Jnhatt ihres Gesprächs ge
bildet hatte. Er wußte, daß sie sich
dieses Gespräches ebenso wohl erinnerte,
als er selbst, und wartete geditldig aus
den Augenblick, in welchem sie ihm eine
Erklärung über ihre damaligen Andeu
tungen geben würde. Und dieser Au
genblick kam denn auch schneller, als er
es zu hoffen gewagt.
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