Grand Island Aus-EVEN M YMIM Jahrgang 4. «Gdch1inkii;Frctgv znq i1893 Nummer 42. Telegraph Zustand-. Deutschland B e r l i n, 2«5· Juni. Das deutsche uuswärfige Amt erwartet, daß Nußlnnd unverzüglich den Handelskrieg gegen Deutschland eröffnen wird. Tie Beam ten schreiben das Fehlichlagen der Unter handliingen«zwischen Nußland und Deut schland den frunzofenfreundlichen und uanflaoiftifchen Einflüssen in St. Peters burg rn, welche die ruisifche Regierung veranlassen, umnögiiche Zugeständnisse zu fordern. Die ngrarifche Liga hat den Kanzler von Capriui gebeten, Ackerbuu Attaches bei allen deutschen Botschaften einzufüh rcn. Die Ergebnisse von 101 Stichwahlen, die am Freitag und gestern stattfanden, wurden heute Nachmittag um 3 Uhr be kannt· T ie Sozialdemokraten haben 24 Side gewonnen, die Nationallibera'cn l8, die Conseroativen 13, die Nichtm aner lö, die Volkspartei 7, die Klari talen 7, die radikalen llnionisten 6, die Freiconservativen 4, die AntisSemiten 4, die Polen3. Die tllll Wahlherirke, wo Wahlen abgehalten worden sind, vertheilen sich folgendermaßen aus die größeren Partei gruppirungem Klerilale 75; Sozial Tetnokraten sil; Conservatioe nnd Agra rier 37z Nationalliberale stö; rlladicale Unionisten ll; Polen lö; Frei-Tonkr vatioe H; llitabhättgig-·ltlerikale ll; lklsilsser 7; Volkspartei ll; Antisemiten 7; Illichterianer l·«3. Von den bis jetzt erwählten Reichs-bo ten werden lltz gegen die Armeeoorlage und 150 für dieselbe im neuen Reich-singe stimmen. Tie Sozial-Temokraten jubeln und prophezeien« daß sie am 4. Juli mit we nigstens 55 Abgeordneten in Berlin ein-« ziehen werden, Gefiern Abend hielten sie begeisterte Versammlungen in sämmt lichen Wahlbezirken dieser Stadt ab. Es wird erwartet, daß die morgen in Bayern stattsindenden Stichwahlen die Klerikalen bedeutend stärken und die Senat-Demokraten und die süddeutschen Volksparteiler im Neichstage etwas ver- » stärken werden. » V e r l i n, 26. Juni. Jn Rohig’6 Eisengießerei bei Magdeburg ereignete sieh heute ein schreckliches Unglück. Die Arbeiter waren gerade beschäftigt, das flüssige Metall in eine Form fließen zu lassen, alg plöplich eine schreckliche Gr plosion stattfand, in Folge deren die glühende Masse nach allen Nichtnn en nnihersprihlr. Sechs Arbeiter blie en sofort todt, während sieben andere so furchtbar verletzt wurden, daß sie schwer lich mit dem Leben dar-ankommen wer den. Man glaubt, daß der in der Form befindliche Sand feucht gewesen ist und daß durch die sich beim Einftrcn men des Metallc entwickelnden Wasser dömpse das Unglück verursacht wurde. B e r l i n, 26. Juni. Die Stich rvahlen haben in verschiedenen Stadien zu Ausschreitungen seitens der Sozial demokraten Veranlassung gegeben. Jn Mannheim, wo ein Sozialdemokrat von einem Nationalliberaleu geschlagen wur de, zogen die Sozialdemokraten tobend und lärmend durch die Straßen. Der Aufforderung der Polizei, auseinander :ugehen, wurde keine Folge geleistet, und als die Polizei Miene machte, den Nuhestörern zu Leibe zu gehen, wurde sie mit Revoloerschüssen empfangen. Berittene Schuyleute trieben schließlich die Nahestörer zu Paaren. Mehrere Polizisten wurden geschossen und eine Anzahl Sozialisten wurde von den Hu sen der Pserde garstig getreten. Jn Schweningem Weinheim und Neu Stettin fanden ähnliche Ruhestörungen statt. zu Tode gekommen ist Niemand, aber in jeder d i genannten Städte sind zahlreiche Veräastungen und Verwun dungen vorgekommen. Der Gewinn der Nationalliberalen bei den Stichwahlen ist besonders be merkenswerth Die Regierungsparteien haben wacker zusammen gehalten und haben mehr Sitte bei den Stichwahlen erabert, »als erwartet worden war. Bis heute Abend waren Berichte ans 878 Bezirken eingelausen. f»Die einzelnen Parteien sind wie solgt zusammengesetzt Filerikale 77, Sozialdemokraten «, Elsässer lit, Conservative 74, Freie-m seroatiae M, Nationalliberale U, Po len M, Olntiseiniten itz, Richterianer 10, unabhängige Klerikale U, radikale Unionisien li, Weisen o, Baierische Bauernbiindles S, Süddeutsche Volks partei It, Dsnen l. Man rechnet, daß von den 373 Kan didaten 173 gegen die Vorlage, 189 sllr dieselbe und 12 zweifelhaft sind. Letz tere dürften jedoch schließlich für die Vorlage eintreten. Von den 24 noch nicht einberichteten Stichwahlkandidaten stimmen acht sicher gegen die Vorlage, allein, selbst wenn sie alle gegen die Re gierung stimmen sollten, so dürer es Caprioi gelingen, eine kleine Mehrheit zu erlangen. Man schätzt, daß bei der ersten Mahl 3,600,000 für die Voll-ge nnd 3,800,000 dagegen stimmten. Jm Ganzen sind diesmal l72,000 Stimmen mebr abgegeben worden, als im Jahre 1890. Nach genauen Berichten über die Stichwahlen sind die Sozialdemokraten nicht so erfolgreich gewesen« als am Samstag Abend und am Sonntag Mor gen angenommen wurde. B e r l in, 27. Juni. Rektor Ahl wardt, der bekannte Judenhetzer, der bei den Reichstagswahlen am lä. d. M. in zwei Wahlkreisen erwählt worden ist, ist abermals der Vetliiumdung preußi scher Beamten überführt und zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Er befindet sich zur Zeit noch in Plätzen fee, wo er die ihm vor Kurzem wegen Verläumdung des Gewehrfabrikanten Loewe itidiktirten fünf Monate absihL Die letzte Verläumdung hatte er im Oktober 1891 in Essen ans-gestoßen, indem er behauptet hatte, daß deutsche nnd besonders preußische Beamte sich von Juden besteehen ließen. Großheitanniem L o n d o n, 25. Juni. Wie es heißt, werdenRear Admiral Marsham und die Ofsiziere des Schiffes Camperdown, das mit der ,,Victoria« znsamntensttefr und sie in den Grund bohrte, ook ein Kriegs gericht gestellt werden. Spanien. M a dr i d, 27. Juni. Von-Manan ist die Nachricht über einen blutigen Kampf aus Mindoro, der größten der tu der Gruppe der Philippinen gehöri gen Insel eingetroffen. Eine Bande von 6000 eingeborenen Nebellen machte nämlich unter der Anführung ihres Sul tans einen Angrifs aus das Fort Mun mungan in Mindoro. Es gelang der spanischen Besatzung, die lsingeborenen nach heftigem, mit grosser lsibittcrung geführten Kampfe zurücktntreiben Tit lfingeborenen verloren is? an Todten. darunter der Sultan, und IZW Verwun deten. Ter Verlust der Spanier wird nicht angegeben. Türkei. L o n d o n, 27. Juni. Aus Malta lotnmt die Nachricht, daß daselbst ge stern 900 Personen an der Cholera ge storben sind. Es ist dies die höchste Zahl von Todesfälle-» die seit deni Ausbruch der Seuche daselbst vorgekom men ist. Inland-. Zahluugseinstellung ei ner Bank. Fresno, Cal. 25. Juni. Die ,,Loan und Savingg Bank-« von zresno kündig te gestern an, daß sie in Folge der Un möglichkeit, Gelder slüsfig zu machen, ihre Thüren am Montage nicht öffnen werde. Die Bekanntmaehung ries kei nerlei Ausregung hervor, da es wohl be kannt ist, daß sich die Bestände der Bank zu ihren Verbindlichkeiten wie vier zu eins stellen. Kaufleute stellten sofort gedruckte Anzeigen in ihre Schausenster, daß sie Anweisungen oon Deposltoren aus diese oder irgend eine andere Bank in Fresno für Waaren ohne Murren in Zahlung nehmen würden. Ein Ausweio über den Stand der Bank ist bisher noch nicht veröffentlicht worden Der Wettritt ber Con bang-. Dubuqne, Ja» Lö. Juni. Von den wettreitenden Cowboys war Berry der Erste, ber Dubuque erreichte. Er ver brachte bie Nacht in Dyersmlle, kam in Farley 5.20 Morgens an und traf hier 9 Uhr 40 Min. ein, nachdem er ben Fluß Nachts 12 Uhr 30 Min. überschrit ten hatte. Seine Pferde waren krank und scheinbar sehr abgetrieben. Gitte fpie nnb Rattlesnake Pete übernachteten in Manchester, ber lehtere ritt von die sem Play 3 Uhr :10 Min. Morgens ab und Eisespie eine halbe Stunde später. Pete kam in Farley sxtb an unb trug seinen Namen in Dubuque 12.35 ein Sein Pferd war in gutem Zustande. Er betrat den Boden von Illinois 2.25. Berwegener Bankraub D Minneakolis,Minn.,26. uni. Ei ne Spezialbepesche von toorebeatz Minn» meldet: Gegen tUhr heute Nachmittag kam ein unbekannter Mann in die dortige Merchants National Bank, hielt dem Buchhalter Van Vlissingen einen Revolver vor den Kon und ver langte Geld. Nachdem er sich s3,000 in Gold und Papiergeld verschafft hatte, warf er sich in ein bereitstehendes Buggy nnd fuhr schleunigst davon. Er setzte die Fahrt bis zum Ned Niver fort, dort verließ er das Buggy und durchschwamm den Fluß. Mannschaften suchten diesen auf beiden Seiten ab nnd man denkt den Räuber einznfangen. Jn dem verlasse nen Buggy fand man Lust in Geld und eine Schachtel Patronen mit Kaliber H. Tod im elektrischen Stuhle. Auburn, N. Y., 26. Juni· John Fitzthnm, der Mörder von Bussalo,wnr de heute Nachmittag 12.« durch Elek trieität hingerichtet. Ter Vorgang war in jeder Beziehung erfolgreich. Der Mord, fiir welchen Fiytham die Todes strafe erlitt, wurde am 7. April 1H92 in Bufsalo begangen. zitzthum war ein Fleischer. Für eine lange Zeit hatte er in nahen Beziehungen zu einer Familie mit Namen Roehrl gestanden. Dieselbe bewohnte einige Zimmer hinter der Woh nung Fischqu Letzterer · machte über Frau Roehrl verschiedene verleunis derische Bemerkungen und der Sohn der selben unternahm es, die Ehre seiner Mutter zn vertheidigen. Tie Folge da von war, daß Fitzthum den jungen Mann erstach. Die Begnadigung der Chi cagoer Anarchiften. Springsield, Jll» 26. Juni. Die Anarchiften Fielden, Neebe und Schwab wurden heute vom Gouverneur Altgeld degnadigt und werden ohne Zweifel heute Abend bei ihren Freunden in Chi cago fein. E. S. Drehen der sich von Anfang an ihrer angenommen hat, kam heute Morgen von Chicago hierher und fuhr, nachdem er aus der Hand des Gouverneurg die Begnadigung für jeden einzelnen erhalten hatte, gegen Mittag. mit den Schriftftücken nach koliet Der Gouverneur hat eine umfangreiche; Begründung der Vegnadigung auggcar i beitet, die wörtlich wiedergegeben san die Hälfte dieser Zeitnng füllen würde» und eigentlich nur für Aldvokaten vonl Interesse ist. Die wichtigsten Punkte in dem genannten Schriftftücke sind, daß . nach Ansicht des Gouverneurs die Ange- i klagten keinen unparteiischen Prozeß er- i halten haben, indem ihnen, nachdem ihri Recht zur absoluten Zitriickrveifung ist«-i schöpst war, Geschworene nusgerniungen wurden, welche anfangs- selbst erklärten, daß sie eitt Vorurthetl gegen die Anges klagten besiißeu, aber unter den insinu trenden Fragen des sliichters schließlich meinten, sie glaubten, einen unparteii scheu Wahrspruch ans Grund des Zeug nisses und Gesetzes abgeben zu können; daß ferner die Vor-ladnng der Geschwo renen einein Gerichtsbeantteu (k)tyce) übertragen war, der uttr Leute vor-lud, von denett er eine Verurtlseilung der Anarchisten erwartete; das; ferner der Staat itie entdeckt habe, wer die tödl liche Bombe geworfen und daß die Ver bindung der Angeklagten damit nicht erwiesen sei, nnd daß, soweit alg Neebe in Betracht komme, der Staatsanwalt selbst erklärt habe, es läge nichts gegen ihn vor. Bonsield wird der wissentli: then Ansreizung und brutalen Heraus sorderung des Volkes beschuldigt nnd auch Schaack erhält einen Hieb wegen seines Versuches, das Publikum durch Gründung neuer Anarchistenvereine zu beunruhigen; ant schlitnmsten kommt itt der Begründung Richter Garn weg, den er sowohl wegen seine-z Verhaltens während des Prozesse-) wie nachher hef- - lig tadelt. » Die begnadigten Anat chisiett tressen in Chlcago ein. lchicago, 27. Juni. Gestern Abend? gegen R Uhr trasen die begnadigten Anarchisten Oöcar W. Neebe, Samuel lFielden und Michael Schwab in Beglei tung des Hm E. S. Dreher nnd an derer Mitglieder dett Atnnestie-Vereini. in Chicago ein und verließen den Zug« schon an einer kleinen Station vor dein Hauptbahnhos, inn, ohne Aussehen zn erregen, zu ihren Angehörigen zu gelan: » en. Die Scenen zu schildern, welche eh bei ber Begrllszung der Lieben, von denen sie seit nahezu sieben Jahren ge trennt gewesen waren, abspielten, wollen wir nicht versuchen. Besonders ergrei send war die Seene des Wiedersehens in dem hause von Louia W. H. Neebe, dem Bruder Osear Neebe’s, an Shes fields und Belntont Ave-, woselbst drei halb verwaisteKinber den lange entbehr ten Vater erwarteten und von demselben Lnbrllnstig umarmt uns geliebkost wur en Tie Nachricht von der Begnadigung war erklärlicher Weise gestern überall das Tagesgespräch und wurde durchgän gig günstig ausgenommen, besonders auch in den städtischen Beamtenkreisen Richter nnd Advokaten waren dagegen weniger ausgesprochen in ihrer Gutheb ßnng der Handlung des Gouverneursk Sie bemerkten es meistens übel, daß Dr. Altgeld eine so scharfe lKritik über Richter Gary führt. Ein Comite des Aninestie-Vereins sandte noch gestern Abend durch Secre tär Bary folgende Dcpesche an Gouver nenr Altgeld: »JhreBegnadigutigNeebe’s, Schwabe und Fielden’s ist ein Akt der Humani tät, der Gerechtigkeit und der Wieder gutmachung eines großen Unrechts-. ENehmen Sie den Dank des Amnestie Verein-Z von Jllinois!« Gräßlichsaisårophe Das britischc Kriegsschiff Vie toria wurde von einem Schwesterschiss angememt. llnc versinkt mit über —t(,t0 Menschenlebenin der Tiefe. Von einem wahrhaft entsetzlichen Verlust ist die bkitische Kriegsslatte be troffen worden. Das Unter dein lcoms mando des Bize- Admirals Sir George jTryon stehende, zum MittelIneergeschwa der qehöiige gewaltige siIiegsschiff »Vicioiia« wurde am Danneisiag Nach imittag ans der Höhe von TIipolis in ISyrien während eines Manövers von dem inIischeII Kriegsschiffe ,,Cainper »»dawn·, FIapitän Charleg IolIIIstoug in chn Grund gebohrt. Das Unglück war durch einen Zusammenstoß der beiden Schifft herbeigeführt worden, indem der ,,Ca1nperdawn« mit so riesiger Wncht gegen die Seite der ,,Victoria« anineß, daß das letztere Schiff eine weitklaffende Oeffnung erhielt, durch welche sich das Wasser stroInweise in’I Innere ergoß. Die »Victoria« sank so rasch, daß an eine Losbinoung und Benutzung der Rettungsboote nicht zu denken war. Einigeu LIffiIieIen und Matrosen ge lang es, Iednxeuig aus dein Umkreise des durch dass Uiunsinken deg Schiffes verursachten Hundelei zII gelangen nnd sich schwimmend so lange über Wasser zu halten, bis lik- genstcet wurden. Unter den Umgekamnnsnen befindet sich auch der Viceodmnsal TqusL Sobald die Ossiziere der »V:ctoiia« sahen, daß das Schiff in Gefahr schwebte, wurde sofort der Befehl ertheilt, die Verschläge zu schließen, um das Wasser ans die All-thei langen, in welche der »l5amperdown« seinen Widder hineingebohrt hatte, zu beschränken Tre Matrosen versuchten den Befehl rrrr Ausführung zu bringen, allein die Zchlreßnng der Berschliige wurde durch dirs- nllruschnelle (5·indrin: gen der Wassermassen unmöglich ge macht, und rvijlirend die Leute noch nrit iibermenschlicher Anstrengung an den Berschlägen arbeiteten, drehte sich plötz lich der riefige Datnpfer nrit seinen ge waltigen Kanonen und dein schrveren Verbeckaufsatz um und verschwand mit aufwärts gerichtete-m Miel in der Tiefe. Der erste Bericht iiber da- Unglück gab die Zahl der Ertrnntenen aus etwa 200 an, spätere Tepeschen jedoch mel den, daß der Verlust an Menschenleben bei weitem größer ist, indem nicht weni ger alk400 Ofsiriere nnd Mannschasten beim Untergang der Victoria ihr Leben eingebüßt haben. Txie Viktoria war ein Kriegsschiff mit doppelter Schraubel von 10,470 Tonnen Gehalt und Ma-; schinen von H,«W Psadekraft. Sie; war gepanzert nnd mit fünfzehn Kano nen ausgerüstet. Ltlnch der Campa down ist ein Kriegsschiff ersten kttangeg, gleichfalls mit doppelter Schraube nnd hatte einen Gehalt von lu,5»0 Tonnen und Maschinen von ll,."-ut) Pserdetraft. Seine Austüstung besteht aus zehn Ka nonen. Admiral Sir- Neorgc Tryon war der Qberbefehlshaber der Mittel ineerstation. Seine Ernennung zum Vieeadmiral war am go. August 1891 erfolgt. Die Viktoria war ein Thurtnschiss mit zwei 110 Tonnengeschiltzen in einein mit achtzehnzölligern Panzer versehenen Thurme. Außer diesen zwei Geschützen besaß das Schifs einen zehnzölligen 29 Tonnen schweren Hinterlader und zwölf sechszöllige 5-Tonnengeschühe an der Breitseite. An kleineren Geschühen be saß es 21 Schnellfeuer- und acht Ma schinengeschiitzr. Die Victoria legte bei größter Geschwindigkeit 16.75 Knoten in der Stunde zurück. Ihre Kohlenbe halter saßten 1200 Tons und mit vollständigem Kohlenvorrath an Bord rege-» sie im Stande, im Ganzen 7000 Knoten zmückzulegen. Jhr Panzer war 10 bis 18 Zoll dick. Erbaut war die Victoria in Elswick· Tie Zahl der an Bord der Viktoria befindlichen Ofsiziere nnd Mannschasten betrug 611 Ofsiziere, Seeleute und Schisssjnngen und 107 Seesoldaten. Es wird gemeldet, daß keine Versuche gemacht werden würden, um die Leichen der Unglücklichen ans dem Schiffe herausznschasseir. Die Viktoria liegt in einer Tiefe von 480 Fuß und die Heransschassung der Leichen wäre bei nahe eine Unmöglichkeit. Wahrschein lich werden jedoch im Verlauf der näch sten paar Tage eine Anzahl Leichen aus dein Schisssrniiipse an die Oberfläche gespült werden, welche man aussischen und beerdigen wird. Jn verschiedenen Theilen Großbritanniens werden Samm lungen zum Besten der Hinterbliebenen der Verunglückten veranstaltet Es ist endgültig besdchlvssem den Iltear Admiral Markhany der znr Zeit des Unsalleg der zweite Befehlshaber nach dem Vizeadmiral Tryon war, in Port-s month vor ein Kriegsgericht zu stellen. Dasselbe wird unter dem Vorsitze des Admiral-s Theart of Clan William, dem Coinmandenimtshies, in Portsmouth sftattsinden Ein Sohn desselben, Lord sClisford, war Flaggenlieutenant der IVictoria EineEttraausgabederEveningWorld »vringt in einer Kapeldepesche aus Tripml lis in Syrien die erste genaue Schilder- s ung des Unterganges der Victoria Tie selbe lautet wie folgt: Um 3 Uhr Nach mittags atn vorigen Donnerstag kam die englische Flotte in Sieht von (5·l Mina, dem Hafen von Tripolis. Dieselbe kam von nordöstlicher Richtung und fuhr di rekt auf den Hafen zu. Diefiinf großen Panzerschiffe Victoria, Cainperdown, Edinbngh, Nile und Sans- Pareilbil deten siinrnttlich eine Frontlinie. Die Victoria befand sich in der Mitte, der Camperdown war zu ihrer linken, und die Edinbnrgh zu ihrer rechten Seite. Als sie noch fünf Meilen vorn Ufer ent fernt waren, gab Vizeadniiral Trnon das Signal, daß die Schiffe sich wenden und in doppelter Linie sich aufstellen soll-« ten. Dies hieß, daß die Viktoria und der Camperdown ein wenig vorangehen und eine Drehung beschreiben sollten und zwar die Vietoria rnr linken und der Camperdown zur Rechten. Dann soll-? ten beide nebeneinander in der Richtung, « von der sie gekommen waren, vorücken « Die andern Schiffe sollten in doppelter Reihe hinter den ersten Schiffen nachge hen, Als der Befehl gegeben wurde, betrug die Entfernung zwischen den Schiffen weniger als zweiKabellängen Die Ausführung des Befehls war leicht gering für Schiffe, die weiter vorn Cen trum entfernt waren, jedoch äußerst schwierig für die Vietoria und den Cam perdorvn. Beim Untwenven musiten ihre Spitzen in einer Entfernung von nur ren, sogar wenn die Bewegung mit der größten Genauigkeit ausgeführt wurde. Tiefe Hchwentnng wird selten ausgeführt nnd ist hauptsächlich eine Uebung für die Schiffsbefehlghaber, um rasch von Un tiefen hinwegzukommen T«e1 Bef fehle-: i haber des (5aitipeidowii, statt die Schwen kung auszuführen, signalisirte, daß er den Befehl nicht verstanden habe. Tie ,, Viktoria« nnd die iiberigen Schif fe hatten mit der Ausführung de Be fehls nicht gezögert, nnd da die Vietoria noch dasselbe Signal zeigte, begann auch der lsainperdown zu schwenken. Die kurze Zögerung erwies sich indes- ais ver hängnißooll Die Vietotia hatte sich beinahe gedreht und der Camperdowni schoß, alci er die Schwenkung anssilhrte, in der :liicl)tung auf die Vietoria vor wärts Obgleich die Admirale beider Schiffesofort die Schrauben nach rück wärtei arbeiten ließen, so konnten sie doch nicht vermeiden, daß der Iz- Fufz lange Widder des Cainperdown sich indie dün nen Platten des Steuerbordg der Vie toria einbohrte. Nicht nur der l-: Rufe lange Widder des lsainperdowiy sondern auch noch acht Fuß von der Spitze bohrte sich in das Innere der Viktoria ein. Ta alle übrigen Schiffe sich bestrebten, in doppelter Linie sich hinter den Führer ischisfen aufzustellen, so schiert es eine Zeit lang, als ob die sämmtlichen fünf Pan »zerungethiinie in die Katastrophe verwick: Jelt werden würden. Nur die klinhe nnd sdag sofortige Eingreifen der iibrigen Be fehlshaber verhinderte eine Vernichtang der ganzen Flotte. Die Spitze der Vie toria wurde sofort gegen die Küste gerich tet nnd fuhr mit voller Danipfkraft auf dieselbe zu. Die Diseiplin war muster haft. Der Admiral und oie Offiziere blieben unentwegt auf der Konnnandm brücke. Ein Taucherapparat wurde her beigeholt und ein Taucher mit der Unter suchung des Schadens beauftragt. Mitt lerweile waren zehn Minuten vergangen und die Bietoria hatte sich um zwei Meilen der Küste genähert, als plöhlich die Spihe des Schiffes mit ungeheurem wenigen Faden an einander vorbei passi s Getöse sich nach vorn neigte und tief un ter dei ipiegelglatten See verschwand Eine usi-;eheure Aufregung entstand un ter den an Deck Besindlichen. Die Maschinen arbeiteten mit voller Dampf krast weiter und da das Hinterdeck weit aus dem Wasser hervorragte, so waren die Bewegungen der Schrauben deutlich sichbar. Das Schiff begann dann wie der zu sinken und die Schrauben arbei teten wieder im Wasser. Es bildete sich ein Strudel wie ein Maelsti·oni, in wel chem sich die Schrauben wie Messer her um drehten. Hunderte von Menschen « schwammen in diesem Strudel und wur den von den Flügeln der Schrauben zer malmt, Arme und Beine, abgerissene Heöpse und blutende Körper schwammen jin dem vom Blut rothgefärbten Wasser fund der Anblick war so entsetzlich, daß die Ofsiziere, welche sich an Deck der an deren Schiffe befanden, sich voller Ent setzen wegwandten. Plötzlich änderte sich die Scene. Ein dumpfes Getöse er folgte, eine mächtige Wasserwoge wälzte sich empor und eine Dampfsiiule erhob sich. Die Dampskessel waren erplodirt, das eingedrungene Seewasser hatte das Feuer gelöscht nnd die um das Schiff - Schwimnienden sahen sich plötzlich rings von tochendeuc Wasser umgeben. Das Wehegeschrei der Unglücklichen war mark und betndu1«chdringend. So trat in we niger als zehn Minuten der Tod in drei facher griifilichcr Gestalt an die Offlziere und Mannschasten, durch Ertrinken, durch die Schraube nnd das kochende Wasser heran. Kurz darauf versank die ,,Bietoria« in die Tiefe. S chny ler, 27. Juni. Gr. Isl. Anzeiger u. Herold. Jiil91-ioidei«iiiig Jhres Aufruses an die lsorrespondenten Ihr-es Blattes theile ich Ihnen mit, daß es hier wohl sehr heiß ist, aber uoui Vertroelnen der Tinte kann doch uoch immer nicht die Rede sein. Wir haben ja hier eine Wasser leitung und unsere Herrn promincnten Bürger werden doch noch so gefällig sein, soviel Wasser hiervon einem armen Teu fel zukommen zu lassen als zur Feucht haliung eineszs Tintensasses nothwendig ist. Aber beinahe wären wir auch unt diese Hoffnung gekommen, denn gestern Morgen —t Uhr ist im Maschinenhaus der Wasserwerte Feuer ausgebrochen und der Tachstnhl des Gebäudes ver brannt, die Matchineu aber weiters, als dnich Rauch nnd Wasser, wurden nicht beschädigt uud diese werden noch tin Laufe des Tage-J in Bewegung gesetzt, uui die Stadt mit Wasser und Licht zu versorgen. Mit dem Anfbanen eines neuen Teiche-S wurde sofort begontten nnd in eiu paar Tagen wird der Scha den wieder geheilt sein, bis auf die Schulden, welche durch diesen Zwischen sall siir die Stadt mehr erwachsen; das macht nichts; Schuyler kann sich ja so etwas leisten; ob einige Tausende mehr oder weniger darauf kommt es schon nicht mehr an. Das größte Glück in diesem Unglück ist; das; der eiserne Was serthnrui und der Nachtwächter nicht mit dabei verbrannt sind; der Thurm steht fest auf seinem ’Tliitze nnd der Nacht tvächter«stol;ii«t nach wie vor im Be wußtsein biirgerineisterlicher Huld und Gnade durch die Straßen. »Nein Beseu kehren gut,« sagt ein altes Sprichwort, das scheint bei unserm neuen Herrn Bürgermeister zutressettd. Neulich hat er in höchst eigener Person den Saloouwirthen ftrenastena aubesoh len, dasr die Immer-rinnen Sonntags geschlossen sein müsse-ri, und neuerdings wurde wieder ein lltaa erlassen, worin verboten wurde, jenen armen Lenteu, die noch so gliicklich sind, eine Kuh zu besitze-In dieselbe mit einem Strick und Pslock an abgelegenen Wegen und Plätzen außerhalb der Stadt zu weiden, d. l). mit anderen Worten: Co ist den armen Familien verboten, eine ltluh zu -lsalten. Was die eigentliche Ursache des Verbotes ist, ich weist es nicht, ver -mu1he aber, dass dies nur im Interesse ;oon jenen ;iniperlichen Stadtdamen sein kann, die mit tlsren Fuhrwerkeu die Uni gebung der Stadt unsicher machen, und bei solchen Csselegenlseiteu dann und wann mit einein Strick, woran eineseuh gebunden in, in Vermittlung komme-L lind um solchen unnützen Zierpnppen gefällig zu sein« muß ganken Familien ein Haupttheil ihrer Nahrungsquelle verstopft werden. Aber nur sachte Herr kitz- IsluyorL Ein Jahr vergeht schnell, dann wird dir dass Volk seinen Fuß elnpsindlich aus dein irisches Hin tertheil setzen und zum Tempel hinaus feuern; denn die Bewohner von Schup ler haben ec- nicht nöthig, sich von its schen Tyrannen bulldozen zu lassen! »Bisher in der Lusi.« —- Abonuirt aus den ,,Anseiger und Herold«