jkktsogm Beträge-L « onIaII vo.t Reinhalh Ort-nann. (Fortietzung) Js. R apiwel. Abs Schloß Miraslore hatte sich die erste große Crreguiig, welche mit der Wiederkehr des so lange als todt be weinien Ernesto nothwendig verbunden sein mußte, bereit-Z einigermaßen be sänstigL Die Fürstin Beatrice ivar vielleicht die Einzige, deren seelisches Gleichgewicht durch das nnverhosste Glück zu gewaltig erschüttert war, als daß sie schon innerhalb weniger Wochen in das gewöhnliche Geleise des Alltagslebens hätte zurückkehren lönnen. Sie ging umher wie eine Träumende. Eis schien sie indeß zu belümmerm daß Ernesto ihre Zärtlichkeit nicht mit gleicher Wärme erwiderte und daß er überhaupt dem Be gegnen init seiner Mutter so viel als möglich auszuweichen suchte. Mehr als einmal war sie nahe daran, eine Frage nach der Ursache dieses seltsamen Ver haltens an ihn zu richten, aber das Wort erstarb ihr jedesmal aus den Lip pen, wenn sie ihm ins Gesicht sah und wenn sie den kühlen Ausdruck desselben bemerkte. Aber es war noch etwas an deres vorhanden, daß ihr ernste nnd ausrichtige Vetriibniß bereitete. Herr tiloedler, der Freund Ernesto’s, hatte sich trotz der mehr oder minder deutlichen Winke und Hinweise noch nicht dazu ent schließen können, Schloß Miraslore zu verlassen utid das einzige Zugeständnis, welches bisher von ihm zu erlangen ge wesen war, bestand darin, daß er die eleganten Zimmer in der Vordersront ded Gebäudes, welche ihm anfänglich eingeräumt worden waren, verlassen und sich mit einer bescheideneren Wohnung begnügt hatte. Ernesto’g Leidenschaft für jenes schöne Mädchen, dessen Anblick schon bei der er sten, flüchtigen Begegnung sein Herz in Flammen gesetzt hatte un das er hier mit einer Miichung von Jubel und Ent setzen unter sn seltsamen Verhältnissen wiedergesunden, hatte schon nach wenigen Tagen des Verweilens in ihrer Nähe non seinem ganzen Wesen so vollständig Be sitz ergrisseii, daß er nicht mehr iiii Stande war, sich von diesen Fesseln zu besreien. Wohl hatte er anfänglich versucht, diese verderbliche Neigung zu bekämpfen und ihr dadurch, dase er Margherita nach Möglichkeit augwich jede neue Nahrung »in entriehem Aber das war der elemen iaren Gewalt dieser Liebe gegenüber ein thörichteg, ohnniiichtigeg Beginnen «- um so sruchiloser, alg Margherita selbst in ihrer heiteren Ahnungslosigkeit unab sichtlich alle seine guten Borsöhe immer wieder durchlreuztr. Tab Bewußtsein, plötzlich einen erwachsenen Bruder ge sunden in haben und die hohe Vorstel lung, welche sie von deni Verhältiiisi irvisitien itseschivittern hatte, bettinimten sie lsrnesto gegenüber zu einer Würme nnd Beitranlichleih die ihn unter anderen Verhältnissen überglücklich gemacht haben wurde, die ihm aber hier nur zu einer Quelle der größten Qualen und Peinig iingen wurde. Tie Fürstin gewahrte von diesen eigenthünilichen Vorgängen zwischen ihren Kindern nichts nnd nur das Auge desJ Bischof-) ruhte zuweilen ntit einein gewissen Mißtrauen aus den beiden jungen Leuten. Vor ihm ein: psnnd lfrnesto denn auch eine bestüiidige Furcht. Wenn der angebliche Herr klioedler mit seinem widrigen, gemeinen Aussehen, seinen plumpen, rolsen Manie reti nnd seineni schlechten Jlaltenisth auch ohne Zweifel jedem Bewohner des Schlosses höchst uiiniigenehni und wider wiirtig war, so äußerte doch vielleicht Niemand seine Abneigung gegen den un geschickten Gesellen so osseu nnd unver holen alsJ gerade Margherita Sie hiiite tnit der größten Bestimmtheit ers tliiit, dass sie niemals ein einer Tafel speisen würde, an der auch dieser Mensch einen Plan gesunden hätte, und sie hatte eg auch durchgeseht, daß ihm ohne eine voilieiige Auseinandersctsung über die seii deiilaten Gegenstand die Speisen aus seinem Zimmer servirt wurden. Eines Tages zeigte sieh Margherita wähiend der Mittagstasel aussällig schweigsani und zerstreut. Sie ließ die Speisen unangerührt oorübergehen und suhr jedesmal, wenn ihre Mutter oder ihr Olseim eine Frage an sie richte ten, erschreckt zusammen, alo wäre sie aus- irgend einein süßen Traum gerissen worden« In den Mienen ihrer Mutter prägte sich eine wachiende Betrübniß nnd Sorge aus-. Tie Fürstin war mehr zur Erkennt-list gekommen, daß sie das Ver trauen ihreg litndes verloren habe, und sie hing an Margherita mit einer so heißen Zürtliehteit nnd Liebe, daß die Ciitsremduiig, welche zwischen ihnen ein getreten mal-, ihr den herbsien Kummer bereitete. Utah dein Bischof, welcher diesmal ungewöhnlich lange aus Schloß Mieaflore see-eilte, war Margherita’o heutiges, aussallenb oeeiindertes Beneh nien nicht entgangen; doch die Empfin dung, welche ihm dadurch verursacht wurde, ivar von einer ioeseiitlieh anderen Art, als diejenige der silrslin Beatrice. Mehr alit eininal riefen seine sorsehsenden und durchdringenden Blicke eliie dunkle Nothe aus den Bangen des sangen Mad ihen eroor, und sie sagte es nicht, zu ihm uszusehem als sie seine Frage nach der Ursache ihrer Schnee sainleii mit dein verlegen vorgeht-achten ersande eines F— 1 fllnwohlseing beantwortete. Des Bischofs anmuthiges Räuspera bewies, daß er die ser Erklärung keinen Glauben schenkte, nnd die Stimmung an der Tafel wurde nachgerade eine so unbehagliche, daß sichtlich alle Theilnehmer sehr froh waren, sald sie sich erheben und in ihre Zimmer zu Jriickiiehen konnten. I Ernesra machte feiner Gewohnheit nach einen langen, einsamen Spaziergang ifdurch den Bart und dann am Meeres ufer dahin. Dies-mal war ihm Mar gherita nicht gefolgt, und er konnte un gestört seinen Gedanken nachhiingen, die wahrlich nicht von der wohlthuendsten und ersreulichsten Art waren. Er zer ntartcrte fein Gehirn, unt eine Erklärung fiir Maigheritag Zerstreutheit zu finden, die ihm nicht minder aufgefallen war, alr- allen anderen. Ernesto hatte zum leisten Male seit seiner Wiederbegegnnng Jmit ihr daran gedacht, daß bereit-:- ein Ianderer Mann von ihrem Herzen Besitz genommen haben könnte und daß sich in ihrer Seele für einen anderen dieselbe leidenschaftliche Empfindung regen könnte, welche er für sie empfand Es war ihm eine sehr unerfreuliche lieber .raschung, als er hinter seinem Rücken feinen Namen rufen hörte, nnd alg er beim Umwenden der kleinen, vieischröti Jgen Gestalt Schiele’s ansichtig warte, Twelcher hastig nnd keuchend vom Park Haus hinter ihm her gelaufen war. Am Jliebsten hätte er die Schnelligkeit seiner ISchritte verdoppelt, um dem Zusammen treffen mit dem niedrigen Menschen aus dem Wege zu gehen, aber er dachte noch rechtzeitig daran, daß man ihn möglicher weise von den Fenstern des Schlosses aus beobachten könnte und daß feine Flucht vor dem vermeintlichen Wohlthäter dann höchst auffällig und verdächtig er scheinen mußte. So blieb- er stehen, um, wenn auch mit keineswegs freudi gem Gesicht, seinen Bundesgenossen zu erwarten. »Es ist sa ein Wunder, daß man Deiner überhaupt noch einmal habhaft werden kann!« rief ihm Schiele athem los entgegen. »Ich habe da einige so vortreffliche Neuigkeiten für Dich, daß es schon der Mühe werth ist, ihnen ein Viertelstündchen Teiner kostbaren Zeit in opfern, aber wie er- scheint, hast Tit den Wunsch, Deinen Verkehr mit mir überhaupt vollständig aufzugeben-· »Es könnte Tich doch kaum Wunder nehmen, wenn mich in der That dieser oder ein ähnlicher Wunsch erfüllte,« gab Ernesto bitter inrüct »Die Erinnerun gen und Befürchtungen, welche Dein Anblick in mir wachrufen muß, sind wenig danach angethan, meine Stint mung zu verbessern und mir dann den Aufenthalt auf diesem heißen Baden er traglicher in wachem-« »Die Dankbarkeit ist keine Deiner hervorragendfien Eigenschaften, mein Liebcr,« sagte Schiele init einem eigen thümlichen Zwinkern seiner kleinen, Fu sammeugekniffenen Augen. »Du wur dest mich sanft jedenfalls freundlicher und mit etwas mehr Rücksichtnahme be handeln. Aber das thut nichta, an der gleichen bin ich bei den Leuten, denen ich Wohlthaten erwiesen, bereits gewöhnt Meine erste Neuigkeit also betrifft He lene Weißt-eigen und wenn es auch eigentlich eine Traueibotschaft ist, die ich Dir da mitzutheilen habe, so hast Du doch Veranlassung genug, mit dem gnä dizen Walten des Zufalls wohl zufrieden zu sein. Da lies selbst, wag ich var einigetk Tagen zufällig in einer alten deutschen Zeitung, die mir mit mehreren anderen in die Hände gerieth gesunden babe.« . l5r reichte ihin ein oieliach zusammen gesattetev, schnintiigeet Zeitunggblath welches er in der Brustinsche seines Jliocteo getragen hatte, und er deutete dabei mit dem Finger ans eine Stelle-, nnr die er einen dicken Tintenrand gezogen hatte. Tie bloße Erwähnung von Helenen Namen war hinreichend gewesen, um lkrnesto in eine iieberhaitr Aufregung zu versehen. Mit iitternder Hund riß ei deni Andern die Zeitung fort, nnd angst voll irrten seine Augen iiber die Spalten Als er von Schiele bereichnete ;Iioti; irr-le sen hatte, ließ er das Blatt mit einem dum pfen Ausschrei zu Boden sinken nnd itiitzre sich selbst aus einen der Felien des Use-lex weil er wirklich eine Ohiiiirachtsariwaird lung fühlte-. Tie wenigen, verhängnis; vollen Zeilen brachten ihm ja in der That eine völlig niederschmetternde Munde, denn sie lauteten in ihrer grausamen Kürze: »Die Verniuthung, daß das schiff, »Aliee« ".liapitän Fred Bat tersvn, ans der Fahrt voir Hamburg nach England verloren gegangen sei, bestätigt sich leider irri vollsten Umfange, und es ist nunmehr als ganz feststeht-nd anzu sehen, dirß auch nicht ein litnziger von der Besayung im Stande gewesen ist, sein Leben zu retten. Nach Aneweio der Schifioliste befanden sich Passagiere glücklicherweise nicht an Bord des Seg lerS. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die »Bitte-« aui hoher See verbrannt ist, denn das Schiff war von einer solchen Lauert, daß ihm ein Sturm wohl nur wenig hätte anhaben können, und einige Nordseefischer haben auch hdbverkvhlte Schissstrüminer aufgesischt, welche allem Anschein nach von der »Mir-« stamm nie-« Mehrere Minuten lang war lsrnesto nicht iin Stande, in seiner tiesen Er schlitterung auch nur ein einziges Wort hervorzubringen Das widermärtige Gesicht Schiele’e, der ihn mit der größ ten Gleichgiltiskeic betrachtete, flößte ihm einen unsöglichen Ekel und Abscheu ein, nnd er suhr plshllch ans seinen Verfüh rer nnd Sündengenossen los, als ob er ihn niit seinen banden erwtle en wollte. »Welche neue Schurkerei steckt inter dieser Reichtums-« ries ee rnit bebender Stimme I 1 l i aus »Ist es Wahrheit, oder ist es eine! neue schandliche Lüge, die Du ersonnen: ihash um mich zu quälen oder mich IuI irgend einem T einer nichtswürdigen IPläne gefügig zu machenls Sage mir, Idasz es erlogen ist, und ich will Dir die Qualen oerIeihen, welche mir diese Mi nnic bereitet hat. « - Schiele war ein wenig zurückgewichen, Iohne daß sei-; hartes Gesicht den vorigen ;stumpsen nnd gleichmüthigen Ausdruck lverloren hatte. »Mir scheint, daß Du nicht ganI Iurechnungssiihig seiest, « sagte ser; »Du würdest sonst nicht aus die Inbenteuerliche Vermuthung kommen, daß lich im Stande sei, von hier aus- derartige sNachrichten in die Zeitung zu bringen 1Daß die tugendhaste junge Dame auf Ieine solche Weise ihren Tod sinden sollte, Zhabe ich weder voraus-gesehen, noch ge iwünscht; aber da es nun einmal ge schehen ist, sehe ich auch keine Veran ilassung, daß wir uns sonderlich darüber ereisern sollten. Immerhin sind wir doch damit einer schweren Sorge ledig geworden und unser eigenes Gewissen ist Iohne Vorwurf geblieben « »Schweig, Nichtswiirdigeri « stieß Iikfrnesto Iwi scheu den Zähnen hervor-. I ,Was wir ander Unglücklichen verbro Icheii, ist viel schlimmer als ein Mord, und Iich wollie wahrhaftig, ich wäre Deinen ,niedertrachtigen Rathschliigen niemals ge «solgt. Wäre ich mit ihr zusammen un tergegangen, so hätte ich damit wenig stens all’ das schwere Unrecht gebiißt, dessen ich mich bereits schuldig gemacht hatte, und es wäre immerhin noch ein zEnde gewesen, wie ich es besser und ehren voller wahrlich nicht verdiente. O, wa rum mußte ich auch am Sterbetage mei nes Vaters schwach genug sein, Deinen Ischändlichen Einsliisterungen Gehör zu «geben.« Schicle ließ den Ausbruch einer zorni gen Verzweiflung über sich ergehen, ohne jsich gegen die Vorwürfe Ernestos Iu Ioerwahren. Er beschränkte sich daraus, Iniit einer mitleidigen Geberde und mit einem Achselzucken neben dem hastig vor ;wärts stürmenden jungen Manne einher IIugehen und schweigend den Augenblick Iu erwarten, in welchem eg ihm möglich Isein würde, den leidenschaftlichen likrgusz Ia unterbrechen, ohne Ernesto S llnmuth fdamit noch mehr In reizen »)ieden wir nicht weiter darüber, « sagte ei endlich, Hals dieIei Augenblick eingetreten war. »Ich bin gewiß, daß Tu mit der I3eit Inoch anderer Meinung dariiber werden Ewirst, und ich bin sd empfindlich, daß ich j Tir wegen Deiner ungerechten Vorwürfe äernstlich böse sein sollte. Meine Iweite kNenigteit hast Jssu ja aucii noch gar nicht ivernommen und sie ist iiir den Augen kbttck vie« bedeutsamer und wichtiger als die erite.« »Schweig’ mir mit Deinem Ge schwäd!« fiel ihm Ernesto unwillig in’g Wort. »Ich mill nichts mehr von Dir ihören nichts mehr mit Dir zu schassen ;haben, denn Du hast mich durch Deine «Schändlichkeiten um den Frieden und das Glück meines Lebens gebracht.« »Nun wie Dir beliebt!« war Schie le’S höhnische Erwiderung. »Es thut ,niir dann allerdings leid, daß ich mir nm EDeinetwillen so viel Mühe gegeben habe, "daS Herzensgeheimniß T eines holden Schwestercheng zu erforschen. Jch habe in meiner Praris die Erfahrung gemacht, daß der Besitz eines Privataeheinmisses sauberen Personen immer Geld werth ist, «ielbst wenn das Geheintniß an und siir sich von so harmloser Natur ist, wie in dem oorlieaenden Falle. Oder erscheint seg Tir anders als sehr harmlos, daß die Prinzessin Margherita ohne Vorwissen Eihrer Mutter und ihrres Lheims ein Lie Jdcgoerhältnisz rnit einem jungen römi. «s.hen Adootaten unterhält und daß sie ihm im Pakt von Miraflore geheime Zusam Imenkiinite bewilligt, bei denen es herz klich und zärtlich genug aneht, wie ich any eigener Anschauung bestätigen Ilannk« Vielleicht war die Wiiiitiig, welche diese Mittiieiinng ans t5«i«iiesto hervor: brachte-, eine noch stiiiteie utid schmerz «iichere, alg dir tioii schielen erster Neuig -keit. Wohl fiins Minuten lang wurde kein Wort tivischen ihnen gewechselt, und Zchirle war offenbar dei Meinung, daß ooreiit jede weitere Hiiizufiixinng den Eindruck feine-J eisien, niit geschickter Berechnung gefühiten Schlage-z nur beeiniiäilitigen könnt-, und civ wartete da Hher geduldig ab, bio sein Begleiter eini ;weitere Frage an ilni richten würde Ilsine solche fertige liest denn auch nicht Flange ans sich warten, nnd init leiser iStiinrne utid iiiedeigefchltigenen Augen isagte Ernesta endlich: ! »Du inustt Dich getäuscht haben, iEchiele, denn was Du niir tia erzählst, ist so nngeheuerlich und unglaublich, dasi ich es nur für eine Ausgebuit Deiner ,Pi)antasieholten kann, wenn ich nicht Tan eine böswillige Erfindung glauben -soll. « »Aus solche Zweifel bin ich einiger Lnie-seen vorbereitet gewesen, mein Bester, innd ich freue mich, daß ich in der Lage bin,« sie durch einen uniiveidcutigen und unwiderleglichen Beweis tu entkriisten. Wenn der bestochene Diener, dessen Ver schwiisgenheit ich durch eine entsprechend höhere Belohnung zu durchbrechen ge wußt habe, mir nicht zu seinem eigenen Schaden salsch berichtet hat, so wird sich die erbauliche Szene, deren Zeuge ich ge stern gewesen bin, aui heutigen Abend wiederholen, und es wird Dir freigestellt sein, Dich mit Deinen eigenen Ohren oon der Richtigkeit meiner Mittheilung gesalligst zu überzeugen.« Er zählte nun, ohne daß Ernesio noch einmal den Muth gesunden hätte, ihn zu unterbrechen« daß er schon seit einiger Zeit einen Verdacht gegen Margherita gehegt und sich deshalb mit der Diener i— j schaft des Schlosses auf einen mög lichst vertrauen Fuß gesetzt habe, weil ihm dieser Weg jederzeit als der sich erste tur Erforschung der Geheininisse der Herrschaft erschienen sei. Er habe um so leichter-es Spiel gehabt, als der Diener, dessen Margherita zur Vermittelung ihrer Correspondenz sich bediente, äußerst ungeschickt und für derartige delikate Missionen sehr wenig geeignet war. Schiele hatte es mit großem Raffinement so einzurichten ge wußt, daß er sich gewöhnlich itt der Nähe befand, wenn der Diener den nn ter seiner Adresse mit der Post von Rom einlaufeuden Brief, der iu besonderem Umschlage das an Margherita gerichtete Billet enthielt, seiner jungen Herrin an einer versteckt gelegenen Stelle des Par-! teo übergab, und er hatte nicht ver-! säumt, dabei die Gesichtgiiige der jungen Dame stets aufs Schärfste zu beobach ten. Am vorgestrigeu Tage nun hattes sich diese Aufmerksamkeit und Ausdauers endlich auf’o beste belohnt. Mat«gl)e-l rita, die sich augenscheinlich schon vorheo in großer Aufregung befunden, hatte das Billet sehr hastig aus der Hand des Diener-H genommen nnd ihm befohlen, an der nämlichen Stelle ihre Rückkehr zu erwarten, da sie vielleicht noch einen Austrag fiir ihn haben würde. Dann hatte sie sich in ein-n der dunklen Laub gänge rurückgezogem in welchem sie sich vor allen zudringlichen Späher-nagen sicher geborgen glauben konnte und in welchem sie unverzüglich an die Lektiire des Briefes gegangen war. Schiele hatte sich nahe genug herangeschlichenH uiu sie beobachten zu können, und er war Zeuge davon gewesen, wie sie nach Durchsichtdes Billets ein Blatt aus ihrem Notizbuch gerissen und mit Blei siift hastig einige Worte geschrieben hatte. Sie war daraus zu deni Orte zurückgekehrt, an welchem sie vom dein Diener erwartet wurde, und hatte ihm dass tusamntengefaltete Blättchen mit der Weisung eingehändigt, es unverzüg lich iur Telegrapheustation zu schaffen. Während sie sich nun nach dem Schlosse zu entfernte, war Schiele dem dauoueileuden Diener gefolgt und hatte seine ganze List uud Berschlagenheit aus gedoteu, um in dac- demselben überge bene Telegramm Einsicht zu erlangen. Tit Tcpesche enthielt außer der Adresse des jungen Advokaten nichts weiter als die Worte: »Mus; Sie morgen Abend unbedingt sprechen. Luigi wird am Parteingangesein· Maigherita.« s »Aber warum hast Du mich denn! nicht gleich vorgeftern von all diefenl schönen Dingen unterrichtet?« fuhr; Ernesto, der ihm bis dahin mit wart-J lofeni Ingrimm zugehört hatte, heftig auf. »Das unschickliche Rendezvaus hätte verhindert, Margherita hätte vor einer Verirrung bewahrt bleiben müssen, deren nachträgliche Entdeckung sie un fehlbar kampromittiren mußte!« Die Sache scheint Dir ja doch nicht ganz fo nnintereffant zu fein, als ich anfänglich befürchtete,« höhnte Sehn-le »Ich glaube fast, Du wirst mir am Ende nach Dank wissen für die Auf xnierkfaniteih mit welcher ich iiber die iEhre Deiner erlauchten Familie gemacht. iWaS aber Teiixe Frage anbetrifii, fo itanii ich nirtst nniliiii, dieselbe einiger imaßen naio qxi finden, denn mit einer so joorzeitigen Viliicnirnng würde ich doch Hohiie Zweiiei nichts Anderes erreicht »haben, alk- daii man mich wegen meiner Junbefngten Einmischung iii Angelegen heiten, weicht- mich nicht-J angehen, etwas niifanft zum Hiife hinaus befördert hätte, niiii das: die Prinzefsin für die Zukunft einma vorsichtiger geworden wäre N«in· nieiii Befiel-, mein Gr heininisi iiiniiiix noch werthvoller fein, ehe ich dahin beut-n konnte, es fiir eine angemessene (5nilohniing preis-zugege inni« ,,.Hnllnnti’« innrmelte Usrnesto nor iicts hin, deutlich genug, das; Zchiele es hören konnte, abei ohne daß dieser nn deis ali- mit einem raschen, gisttssen Blick daran- geantmortet hätte-. llnd nach einer Weile iagte er: »Ni« aiiok Teine Gesinnung sollte ich allerdings bereits kennest Und wag geschah mei ter«.« »Das habe ich Tir eigentlich bereit-J sgeiagt, mein Freund! Jenes Zelegrnmm anrde abgeschickt, nnrs insr junge Abdo tat beeilte sich neitnilnls nicht wenig, ieincr so angenehmen nnd schineicl)elhas iten lssinladung Folge in leisten. Pap skgetteiz ek wäre auch ein Narr gewesen, inienn er sich da noch hatte bedenken Ewolletr Zu nächtlicher Stunde im Iueischwiegenen Gatten ein traulicheg l,’l’(-te-n-t.0tis- mit diesem schönen Bind ;« chen ----—« ! ,,-Schiveig, Nichtstuiiidigei!« donnerte iilsni Ernesto entgegen. » Tu weißt, das; zinii jedes Deiner Worte wie ein Messer jin Messer-; fährt, nnd Tn tsiist Teine zieude daran, mich zn quälen. Aber ich rathe Dir, auf Teiner Hut zu sein nnd meine Geduld nicht sn überschätzen Teinc Worte enthalten eine Beschim ipsnng für Margherita nnd ich werde es inienials dulden, dass irgend Jemand sie beschimpst —- am wenigsten ein Mensch von Deinem Schlage!« ,,Oho, mein Herr Brand Weißha gei«.« fiel im Schiele mit scharfer Beto nung ins.Woet. »Du bist im Begriff, in denselben Fehler zu verfallen, aus dein ich Dich schon früher einmal ertap pen mußte; Du vergißt, daß Du nichts bist, als mein Geschöpf, daß ich Dich ganz in meiner Gewalt habe, und daß es mir nur ein einziges Wort kostet, Dich von der öde, aus der Du Dich schon sicher fü lst, hinabzuschleudern in den Staub, aus dem Du gekommen bist. Es thut mir leid, daß ich Dich aus diese Thatsache aufmerksam machen muß,« s— ———I fügte er mit henchlerischer Freundlichkeit hinzu, »aber Du hast mich durch Deine Drohung dazu gezwungen, und es schien mir nothwendig, Deine allzu feinfühlige Empfindlichkeit einmal wieder auf das richtige Maß zurückzuführen! Was aber meine Geschichte anbetrisst, die Dich in eine so bedauerliche Aufregung versetzt hat, so bin ich leider nicht im Stande, an den unleugbaren Thatsachen irgend etwas zu ändern. Am gestrigen Abend war ich natürlich rechtzeitig in der Nähe der Parkpforte. Das Glück . hatte die beiden Liebenden insoferne begünstigt, als die Nacht so dunkel war, wie es unter diesem gesegneten italienischen Himmel überhaupt möglich ist. Aber diese Fin sterniß kam nicht nur ihnen, sondern auch mir zu statten, indem sie es mir ermöglichte, mich ungesehen heranzu schleichen-« »Und es war wirklich ein junger Manne-« fragte Ernesto hastig, einen besonderen Nachdruck auf das Eigen schastswort legend. »Kannst Du Dich hinsichtlich feines Alters und in Bezug auf den Zweck seines .tlommens nicht in einem Jiithuni befunden haben?« »Ich denke-— nein! Und was sein Alter und sein Aussehen anbetrisft, so war es allerdings, wie ich schon sagte, merkwürdig dunkel; aber das hinderte inich nicht, wahrzunehmen, daß er von sehr schlanler und elastischer Gestalt war, kraftvoll und geschnieidig, mit dem Auftreten eines vollendeten Elegants und doch non einer gewissen Männlich keit nnd Würde, die nothwendig Bewun derung und Hochachtung für ihn einle ßen mußte. Als Luigi mit dem jungen Herrn dort ankam, war die Prinzessin noch nicht erschienen, aber sie ließ, wie es sich für eine Liebende schickt, nicht lange auf sich warten. Jn Begleitung ihrer Gesellschaftsdarne und bis an die Stirne hinauf vermummt, kam sie we nige Minuten später an und warf sich ohne oiele Umstände an die Brust des glücklichen Advokaten. Leider fing ich oon der Unterhaltung nicht mehr als einige Bruchstücke aus, die mir wohl eine Bestätigung dafür waren, daß we der die Fürstin noch der Herr Bischof oon dieser Liebe etwas erfahren durs-. ten, die mich im übrigen aber bezüglich der Einzelheiten nicht genügend aufllä-« ren konnten. Meinen Platz durfte ich nicht verändern, wenn ich mich nicht der Gefahr einer Entdeckung aussetzen wollte, und so mußte ich mich denn wohl mit dem Wenigen begnügen, wag sich erhaschen liest. ,,Nachdem die Gesellschafterin, welche sich in einer sehr großen Angst zu befin den schien, wiederholt vergeblich auf eine Beendigung des zärtlichen Beisam inenfeing gedrängt hatte, entschloß man sich endlich, Abschied von einander zu nehmen. Erst als ich mich vergewissert hatte, daß sich Niemand mehr im Park befand, trat auch ich den Heimweg nach meiner Wohnung an, in meinen Ge danken aufS Eifrigste mit der Erwägung der Frage beschäftigt, wie sich meine nnbezahlbare Entdeckung in Deinem und meinem Interesse am besten ver rverthen ließe. »Diese niedrige Berechnung entspricht nur Deinem Charakter,« sagte Ernesto verächtlich, »aber Du rvirst Tir’H in diesem Falle schon gefallen lassen müs sen, daß ich Deine Anschläge durchkreuze und meine Haridlungsiveise so einrichte, als- ich es meiner gegenwärtigen Stel lung zu der fürstlichen Familie schuldig bin. Jch werde der Fürstin und ihrem Bruder von der Verirrung der Prinzeik sin Mittheilung machen nnd werde es ihnen überlassen, zur Berhindernng einer Wiederkehr solcher Vorkommnisse dieje nigen Maßregeln zu tressen, welche sie der Ehre ihres Hauses schuldig sind. « » »Bravo, mein Lieber, bravo!« rief JSchielc ,,(85erade dasJ ist ec- ja, was sich von Dir erwarte und wag ich Dir in Nur-schlag bringen wollte. Aber es ioird sich darum handeln, für eine solche .Mittheilnng den richtigen Zeitpunkt zu sivählen, nnd ich hoffe, daß Tu Dich in sdieser Beziehng anch diesmal meiner Weitnng anvertraust. Jn der Haupt sache stno wir sa nntenranoer einber standen, und wenn ineine Beweggründe aurh vielleicht andere sind, alH die Tei nigen, so rund das nicht verhindern, daß rvtr itn besten Winverttehtnen unt ent iander handeln. « i Auf weitere Erklärungen wollte er sich trotz Ernestas Andrängen nicht ein lassen, aber er theilte ihtn tnit, daß sich nach der Aussage de-) fchivatzhasten Lnigi das Stelldichein ant heutigen Abend wiederholen nnd l5«1·nes·to dabei Gelegen heit haben würde-, sich auf die bequentste Weise von der Richtigkeit seiner Mitthei lnng zu überzeugen Ter von leiden schaftlicher Eifersucht entstannnte junge Mann stimmte unbedenklich Allein rn, denn er brannte vor Begierde, seiten glücklichen Sterblichen zu sehen, welchem Marglseriti1’g Liebe als ein köstlicheg Geschenk zugefallen fein sollte. Doch Schiele hatte auch diesmal seine bestimmten Bedingungen, deren An nahme er alg eine nothwendige Voraus setzung für seine Mitwirkung bezeichnete-. Ernesto mußte ihm das feierliche und bündige Versprechen geben, daß er sich während des zu beobachtenden Rendes Ivous ganz still verhalten nnd durch keine Unvorsichtigkeit irgend welcher Art seine Anwesenheit verrathen wolle. Sie ver abredeten tnit einander, daß sie sich nach dem Eintritt der Dunkelheit hinter dem von Schielc bewohnten Häuschen im Parke treffen wollten. - 39. Kapitel Herr Thibaudin hatte mit feiner Frau und Tochter, wie mit deren GesellschM« terin in einem ruhigen- Privathause z Nizza Wohnung genommen· Helene fühlte sich in der Umgebung dieser was ckeren Menschen so glücklich, als es nach dein Vor-hergegangenen überhaupt mög lich war. Jhr jugendlicher Zögli»g, Zärtlichkeit und Liebe an Helene ange Jschlossen, und ihre Eltern priesen »sich glücklich, in sener eine soivorzügliche Ge fährtin für ihr Kind gefunden zu haben. Da sich Madame Thibaudin während der ersten Wochen ihres Aufenthalts in Nizza sehr leidend gefühlt hatte, so waren auch Hortense und Helene nur selten über die nächste Umgebung ihres Hauses hinansgekoninien, nnd sie hatten noch keine Gelegenheit gehabt, Bekanntschaf ten zu machen. Von der Ver-mietherin des Hause-J, einer alten, alleinstehenden Französi»i, hatten sie allerdings gehört, daß einige Pai«terreziminer der kleinen Villa von einem Deutschen bewohnt seien, der sich indessen in sehr leidendem Zu stande besände. An einem herrlichen Vorniittage gin gen die beiden jungen Damen in dem großen Park spazieren, dessen Benutzung von dein Besitzer allen Fremden auf das Bereitwilligste gestattet wurde. Dieser Part suchte an Schönheit in der That selbst auf diesem geiegneten Erdstriche seinesgleichen. Die jungen Mädchen hatten sich von den Wundern der Natur halb berauscht auf einer der in dunklem Laubwerk versteckten Ruhebänke nieder gelassen, als sie durch ein leises Geräusch aufgeschreckt wurden. Als die jungen Damen anfsahen, gewahrten sie den Die ner ihrer Hanswirthim welcher einen anscheinend sehr leidenden Herrn, offen bar ihren Haugbeivohner, in einem Roll stuhl vor sich herschob. Aber trotz der furchtbaren Veränderungen, welche in seinem Außer-i vorgegangen waren, hatte Helene ans den ersten Blick erkannt, daß der Mann in dein Nollstuhl ihr keines wegs ein Fremder sei; trotzseiner geister bleichen Geiichtrssarbe, trotz seiner einge sunkenen Wangen und seiner tiefliegen den Augen hatte sie in dem Kranken den Professor Dernberg erkannt. Ihre Bestiirzung war eine so groß-e, daß sie vorerst nicht einmal Kraft genug hatte, sich zu erheben und den Professor anzureden. Erst als sich der Stuhl un mittelbar vor ihr befand, und als Dem berg seine bis dahin geschlossenen Augen zu ihr anffchlng, fano sie die Herrschaft über ihren Willen wieder. Auch er mußte sich bei ihrem Anblick ihrer frühe ren Begegnungen erinnert haben, wenn auch sein Erkennen vielleicht noch kein vollständiges mar. Aber als sie nun mit ausgestreckten Händen aus ihn zu trat, keines Wortes mächtig und mit Thränen in den Augen, da erkannte er sie ebenfalls, und ein wehniiithiges Lächeln glitt iiber seine von Gram und Krankheit entstellten Züge. Er reichte ihr seine Hand, welches kraftlos und trotz des schiviilen Tages eiskalt in der ihrigen lag, nnd äußerte uiit schwa cher Stimme seine Freude über das un verhoiite Wiedersehen. Helene befand sich in der peinlichsten undsehmerzlichsten Lage, und sie hatte große Mühe, die Thränen wriiikdrängem welche ihr heiß in die Augen stiegen. Sie wagte nicht einmal eine Frage nach den Ursachen nnd der Natur seiner Krankheit, und er selbst mai- e(3, der ihr, nachdem er wieder »in Atliein getmnmen war, eine augsiihrliclie Anststnnst darüber gab. i,;arise1,«nng iolai ) Horte-rie, hatte sich mit der innigsten f ) » I Yorddeutscher Islayzx tsccgelmäjxixxc Von Tancpnchjfifahrt von Yaktimore nach Yremem durch du- nuusn jkostdampfcr erster Masse-. UhulchrtL Nem. TrcgdnL L«ldcnburg. chm1r, Fnrmsladt Stummen .Ic(11«l-3rnhc. Abfahrt von Etmltinmns set-in Mittwoch, um Vrcmm Inn-n Jksnnkrsum Tie obtain .: tauldnmuiu sntd imnmtlim um« sum vormahchitrr Bau-In und m alten Tlntlm bequem cumocnjnvh Wumc illfs l«T-;Etts:,Vu«11r IN Fuss Elektmchc «L(clni.1nu1m m allen Maximenv Es- Auf dss Vspuuntknfctt und annmtwn der ssmums Mr zwischenbutsiszazucrc 1st bn Eint-Wuan und Auesmimug Nmsc Tenwa ebenfalls besondere Sorgfalt Urkunan Wutka An-«kunst ulhulcn dns Mcnpmlkmentm s. Schutt-amec- sc Co « HrHsprc -: J·i!l(:::10u« Tsip J. Ros. Efchmburm xus ,»-s«l; ’i««:-n.1( MHHJJ Jiilx oder dereistrstsrtkrho-JsIl-1I-ksk. I t Johannes crotzky. Maler nnd Dekoratcnn Z," silli .·: Wntmnnh Ikiilnqrndkn Hi »st- .1 us» -«!1««»1(«;c«».n-»Hu « hulm « . »Du-ph- Iskspccrnu ..«1-»nutkmmtut um« um "«"-11-;: Nu »"xi(1v-·k-k««- u .n’1-!U(,H«n JukvwwsxfI . » --’ Jlumukkck1·-nnm m Tun nnd-UND - Ins-n nhchclscn mernt ( « crand lsland äMÅRBUE -:—WURK8 1.-k.k.41pm s- oo.. Eig»»kk,. Grabsteine und Monumente von Marmor und Granit, aller Arten. Alle m das Joch schlagt-»den Arbeiten werden von uusj billigt-r geliefert als von irgend einer Firma in Uentrai.NebragktL MIAII WANT IEIMsMs