Many Rein-nnd crunann. gö. Kapitel. szortsehitiigs Er bemühte sich, die Spuren derJ schlecht verbrachte-i Nacht so gut es an- l gehen wollte, aus seinem Gesicht zu ver wischen und leistete der Aufforderung Folge. Aus dein Frühstücksfalan ver nahm er lebhaftes, heiteres Geplauder. Er hörte die Stimme der Fürstin und diejenige des Bischofs. Dazwischen aber klangen einige Worte, die ihn jäh zu sanimenzucken ließen und ihn auf die Stufen bannten, die sein Fuß eben be treten hatten. Genau so — mit dersel ben Betonung, mit demselben melodi schen, bestrickend süßen Klange hatte er schon einmal sprechen hören und die wunderbare Stimme hatte sich damals seinem Gedächtniß so fest eingeprägt, daß er sie immer und aus hundert an deren heraus wieder erkennen mußte. Er dachte nicht daran, seinen Weg fortzu setzen, sa, es erfaßte ihn sogar eine Re gung, als müsse er zurüekfliehen in sein Zimmer und alle Thüren hinter sich ver schließen. Aber auch, wenn er diesen wahnwinigen Vorsatz wirklich hätte ano fiihren wollen, so wäre es doch jetzt zu! spät dazu gewesen; denn die in dass Treppenhaus binausfühiende Thüres wurde non innen geöffnet Mdie Stimme, E deren Klang ihn so mächtig ergriffen hatte, sagte lachend: « »Bruder Crneflo scheint nicht eben große Sehnsucht nach rnir zu haben; denn er ist von einer ungalanten Lang sainkeit!« — und die Sprechende es war Prinzessin Margherita —--— trat über die Schwelle Kaum zwei Schritte von einander entfernt. standen sie fich Auge in Auge gegenüber-; lkrnesto mit todtenbleicheni Antlitz, keines Wortes mächtig und die Linie unwillkürlich auf das siürinisch pochende Herz pressend, « während Margherita zwar in der lleberraschung des ersten illugeiiblickes ebenfalls ver stummte, aber doch in keiner Miene ihres herrlich gebildeten Angesichtes die geringite Befangenheit und Bestürzung verrieth. Ter Gedanke, der ihn vorhin durch inckt, als ei· sie sprechen hört-, hatte volle Bestätigung gesunden. Es war dieselbe blendende hinreisiende Schön heit, die ans jener bedeutsamen Soiree bei dem Grafen Holihauseii aus den ersten Blick all« seine Sinne gefangen genoinnsieii hatte, obwohl er sie nur wenig länger hatte beobachten können als für den winzigen Zeitraum einer einri gen Minute. Niemand hatte ihm an jenem Abend ihren Namen nennen kön nen, und als er am folgenden Tage dem Grasen lsgon ihr Aeuszeres beschrieben und ihn gefragt hatte, wer die schöne Jtalienerin gewesen, da hatte jener gleichmütliig init den Achseln gezueti und ihm geantwortet, dasi allerdings die Töchter eines Grafen Bandello aus Rom zu der Soiree geladen worden seien, daß er aber bei der Mannigfaltigkeit seiner Obligenheiten nicht einmal bemerkt habe, ob dieselben wirklich erschienen seien. Jedenfalls könne die junge Dante nur eine dreier römischen Gräsinnen gewesen sein. Wie aber hätte er ahnen können, daß sie ihm wieder begegnen würde — und gerade setzt -— gerade in diesem Haufe und —- als seine Schwester! Mit fröhlicheni, glorkenhellen Anf lachen streckte sie ihm beide Hände ent aeaen und rief: »Viel tausendmal willkommen, inein fchiichterner Bruder! Und dein Himmel fet Tant, daß ich nun einen wirklichen Befchiiyer gegen die Gefahren dieses Lebens gefunden habe!« Sie hatte ihn nicht ertaniit, und er hätte foniit feinen Grund mehr znr Sorge gehabt. aber der belleniinende Truck wich nicht von seiner Brust and in ieinen Schleifen pochte noch immer ungeitäni das Blut. Verwirrt stanirnelte er einige Worte, deren Sinn er selber nicht begriff und nahm ihre weichen, fugendivarnien Hände in die seinigen, die uor der Aufregung eiskalt geworden waren. Ihr liebrei trndes Antliv war dein seinigen fo nahe, daß er ihren warmen Atheni fühlte — lenchiend und doch unergiiindlich tief strahlten ihm ihre herrlichen Augen ent gegen, und es trieb ihn wie mit magi fcher Gewalt, sie leidenschaftlich wild iii feine Arme tu pressen und feine Lippen in flaininendeni Kasse auf die ihrigen zu drücken. Toch hielt ihn eine unerklär liche heilige Scheu davon zurück, er be gnügte sich damit ihre Hände zu küssen und vermied es, ihren Blicken noch ein mal zit begegnen, nachdem sie Seite aii Seite in dat- Frühstllcksziutnier getreten waren. Aber den ersten unbewachten Augenblick benuhte er, unt in den Park hinaus zu eilen, ilber dein die ganze Pracht des italienischen Himmels mit feiner lristallklaren Luft und seiner tie fen, wolkenlose Blaue lag. Vor einer war-vornen Darstellung des Liebesgottes blieb er stehen, preßte feine fieberhafte Stirn an den kalten Stein des Sockels und muri-teile wie in bitterem, oerzweiflungsoollrm Schmerz vor sich hin: »Und fie soll meine Schwester sein — ineiiie Schoesterf —- Neiit, nein. nein, es ist unmöglichi —- Woher sollte ich die Kraft nehmen, das Uebernienschliche zu ern-sein« 36. Kapitel. Kapitiin Fred Patterson hatte sich kaum genugsam verwundern können über die Ergebung und scheinbare Ruhe, mit welcher fein weiblicher Passagier sich in dac- unvermeintliche Schicksal gefun den. So wenig vertrauenerweckend auch sein Aeußeres, in welchem sich der Ang drnck der Verschmitztheit mit demjenigen der Rohheit paarte, für Helene non vornherein gewesen war, so mußte sie doch aus seinem Benehmen bald die Ueberzeugung gewinnen, daß es ihr ge lungen sei, ihm Achtung abzunöthigem und daß sie nichts von ihm zu fürchten habe. Daß sich unter solchen Umstän den auch die Matrosen des achtungsvolk ften Verhaltens befleißigten, war selbst verständlich, denn Kapitän Patterson führte ein sehr strenges Regiment. So schien sich denn wenigstens diese Ueber fahrt fiir das unglückliche junge Mäd chen weniger qualooll zu gestalten, als sie es unter den ersten niederschmettern den Eindrücken gefürchtet hatte. Am vierten Tage ihrer Reise sprang der Wind plötzlich um, nnd die steife Brise, die sich in den Nachmittags-stun den aufmachte, fegte viel dunkles-, un heimlich drohendes Gewölk ;usammen. Die See sing an, recht hohl zu gehen und die Wellen durchnäßten mit ihrem hoch über dass Verdeck spritzenden Schaum die Bemannung deS Schiffes ohne Erbarmen. Es ächzte nnd knurrte in dem Takelwert der »Alice«, und selbst ihre festen Rippen trachten unter dem immer ungestümer werdenden An pratl der Wogen. Gegen Mitternacht, als der Sturm eben am heftigsten wüthete nnd die Verständigung zwischen den einzelnen Personen der Betnannung durch das Heulen des Windes und durch die tiefe Finsterniß beinahe unmöglich gemacht worden war, fühlte stupitän Patterson seinen Arm plötzlich stampf hait umklamnrert und eine angsterfüllte Stimme rief im zu: »Feuer an Bord, Kapitänk Die Waa renballen im Zwischendeck haben sich ent zündet nnd wir Beide, der Junge und ich, lönnen’s nicht ablöschen!« »Peft und Hölle!« fluchte Fred Pat terson ingrimmia und offenbar ganz gewaltig erschrocken. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Jm untern Schiffs raum stehen zweihundert Ballons mit ätherischen Oelenl« Ohne Besinnen packte er den Mann, welcher ihm die Meldung erstattet hatte und welcher zugleich Matrose und Schisfozimmermann war, bei der Hand und zog ihn mit sich sort. Sie wollten in das Zwischendeck hinunter, aber ein betäubender und beizender Qualm schlug ihnen entgegen, in dem sie unmöglich auch nur eine einzige Minute zu athmen vermocht hätten. »Zum Henker —- so macht doch, daß ihr mit den Aerten herankoninit!« schrie Patterson mit Stentorstimch die selbst das Heulen des Sturmes noch übertönte. »Und dann Stangen herbei! Wir müs sen versuchen, die brennenden Waaren in’s Meer zu werfen!« Es war bei dem Sturmwind und bei den furchtbaren Schwankungen deo Schiffes eine schwere Ausgabe, eine EOesinung in dasI Beideck zu hauen; und doch mußte es geschehen, wenn man dem erstickenden Qualm einen Abzug nach oben verschaffen und den eigent lichen Heerd des Brandes zugänglich machen wollte. ,,Bielleicht steigt eine Sturzsee hinein, die uns das Löschen erspart,« meinte Kapitän Patterson Aber er hatte sich in dieser Hoffnung leider getäuscht, In dein nämlichen Augenblick, in welchem die Lust zu dein Brandheerde Zugang erhielt, verwandelte sich die bisherige Hschwellende Gluth, welche einen so wi derwärtigen Rauch entwickelt hatte, in eine hoch emvorschlagende Flamme, die fich innerhalb weniger Sekunden über die ganze Abtheilnng des Zivischendecko verbreitete. Zum Glück bewahrte Kapitiin Pat teifon feine volle Neifteagegenmart nnd KaltbliitigkeiL Er gab den Befehl, die beiden an Bord befindlichen diletiuiigsi baate unverzüglich flott tu machen und schickte, da er felber auf dein Verdeck auch nicht eine einrige Sekunde zu ent behren mai-, einen feiner Leute in Hele nens Kaflite hinunter, nin die junge Dame von der Gefahr zu benachrichti gen und sie heraufiurufein Tag grö ßere der beiden Rettungsboote, das na turgemäß noch die meifte Sicherheit bot, war glücklich über Bord gebracht worden und hatte dag Wasser erreicht, ohne um zufchlagen, während die Matrofen die Taue festhielten; da hob eine mächtige Wage das leichte Fahrzeug auf ihren Rücken und schleuderte es init fo unge heurer Wucht gegen die Wandung des Schiffes, daß es krachend zerbaift und nun nicht mehr daran zu denken war, es zur Bei-gnug von Menschenleben zu be nutzen. Ein Schrei der Wuth und Ver zweiflnng kam aus dein' Munde der Schiffsmannfchaft, denn ihre Lage hatte sich dadurch gewaltig verfchlimniert. Das gebrechliche Fahrzeug, daa ihnen als ihre lebte Hoffnung geblieben war, bot kaum Raum genug fiir sie alle und war sicherlich überfällt, wenn keiner zurückbleiben sollte. Das brennende Schiff aber, dessen Vordertheil bereits nahezu bollftllndig in Flammen stand, mußte binnen kürzester Zeit sinken, fa daß zu langer Ueberlequng aber Unter handlung wahrlich keine Gelegenheit VII· Jm In esicht des beinahe mit Sicher eit bevarfgehenden Verderbnis begannen ch auch die Bande der Disziplin bei der Befayung der »Min« zu lockern, die bis dahin nach allen Befehlen des KapitänS willig und ohne Widerstreben Folge geleistet hatte· Zwar wurde dem Befehl des Kapitiins, das zweite » Ret tungsbdot klar zu machen, unverzüglich Folge geleistet, aber als es gelungen war, dasselbe in’S Wasser zu bringen, wollte jeder der Erste sein, der sich bin eindrängte und das Ringen darum schien zu einein Kampf auf Leben und Tod werden zu sollen. Kapitän Pattersan war nun freilich auch in dieser verzwei felten Lage nicht der Mann, jegliches Ansehen bei feinen Leuten zu verlieren und sie wichen unwillkürlich auseinan der-, als er mit einem mäch«igen Sprunge mitten unter ihnen war und die Strei tenden nach rechts und link-z zur Seite schleuderte: »Wollt Jhr auf der Stelle Vernunft annehmen!« donnerte er ihnen mit einem urkräftigen Kernfluche zu. »Das wäre eine neue Ordnung, wenn mir auf meinem eigenen Schiffe der Ge horsam aufgelündigt werden sollte. Den ersten, der mir einen Lärm anfängt, werfe ich mit eigener Hand über Bord und selbst wenn Euch die Haare auf dem Kopfe brennen wiirdeu, hättet Ihr mir Ordre zu pariren!« Er hatte underdessen selbst Hand an gelegt und man ließ es geschehen, daß auf seine Anordnung der Bootsmann zuerst an veni Lan hinuntergiiii, weiche den wild auf den Wellen tanzenden Kahn mit dem Schiffe verband und daß ihm die beiden ältesten Matrosen folg ten. Nun befahl Patterson dem nächst stehenden Matrosen, ihm bei dei Unter ’bringung Helenens behilflich zu fein; aber statt aller Antwort machte der junge Mann Miene, selbst in das Boot hinunterzuspringen Der Kapitän wie derholte seine Aufforderung; aber er erhielt eine rauhe Antwort und der Mann griff gleichzeitig nach dem Seil. Das alle ivar zu viel für Fred Polter song Langinuth ,,Verniiinschter Hund« rief er, außer sich vor Wuth und mit einer einiigen raschen Bewegung hatte er den Wider spitnftigen gepackt und ihn noch ehe Jener sich genugsam gefaßt hatte um anseineVertheidigiingzu denken, initRies senkraft über die niedrige Brüstung des Verdecks irr-Ei Meer geschleudert. Der unglückliche Matrose stieß einen lauten Schrei aus-; aber auch seine noch an Bord befindlichen Kameraden sahen dein blitzschnell sich oollziehenden Vor gang nicht unthätig zu. Der Geist der Empörnng durchbrach alle bisher noch mühsam aufrecht erhaltenen Schranken und mit drohenden tsleberdeu drangen die Männer aus ihren Vorgesetzten ein. ,,.Hol1ah, Kapitän — wer hat Euch ein Iliecht gegeben, ihn zu ermorden!« schrie ihm einer zu. »Laßt das Frauen zimmer zum Teufel gehen! In dein Boote da ist lein Platz siir sie! »Meinst Tin, Halliiiile".-« gab Pat terson zurück und in seinen Augen sprühte eS aus, wie in denen eines Tiger5. »Nun Höflichkeit gegen die andere! biet hast T u seine Lliitcvort!« lind mit einein fiiichterlicheiiF qFaust schlagettreckte er den Llussiissigen zu Bo den, Zugleich mit seinem eigenen Körper oerhindernd, dasi irgend einer sich des rettenden SeileH zu bemächtigen ver mochte. Helene hatte sich an seine Seite gefliichtet, denn die Gesichter der Makro sen hatten einen io niilden und unheim lich drohenden Ausdruck angeiioiiinieii, daß sie das Aeußerste von ihnen befürch ten inusitr. Jn der That ivaren die vor dein sicheren Untergange Stehenden bis zum Leuten entschlossen »Werft ihn doch ebenfalls in’o Was ser!« schrie Einer. »Foit mit ihm? tri« ist wahnsinnig! Wir brauchen ikzin nicht mehr in gehoi«chen!« brüllte ein Anderer. Teni iniitlienden Anprall der weit iiberlegenen Mehrheit mußte er notlti wendig unterliegen, abei er hatte Mei ,steggegentnatt genug, eo nicht erst dain Tom-nett in lassen. lfr streckte den lln gehorsatnen seinen rafch ans der Tasche gerissenendlievolver entgegen nnd drohte, den ersten, der noch einen Schritt weiter mache, niederzuschtefietn Ein Jung ntatrose, der diese Vetheißung wohl nicht ganz ernst nehmen mochte-, warf sich iisni dennoch mit hoch geschwttngener Faun entgegen. Da trachte ein Schuß, ein geliender Schrei wurde laut, nnd der Bermesiene ivälite sich in feinem Blute auf dem Verdeck. Auster Stande, die ser Grenelftene länger anzusehen, be deckte Helene die Augen init den Händen, aber fie hörte, wie Patteifon ntit voller anenkraft den erschrocken Zurückge wichenen zndonnertez »Zum Henker, Burschen! Glaubt »Un denn, daft ich spaße? So wie den beiden kliebellen ergeht es Jedem, der sich inn einivagt, ehe diese Dante sicher in dein Boot ist! In meinem klieoolver steifen noch fiinf singelns Ueber-genug, tun jede-n von Euch eine davon in den Leib zu jagen! Also richtet Euch danach! Ihr kennt meine Meinung!« Er schien zu wiffen, daß er fiir die niichften Augenblicke feiner Leute wieder vollkommen sicher fei, denn er wandte sich zu den Jnfaffen des Bootes und rief ihnen etwas zu, das sie trotz des Heu lens nnd Brausens dee Sturmes, trotz des Tal-end der See nnd des Knisierns der bereits bis zur Spihe des Haupt masies hinaufleckenden Flammen ver standen haben mußten, denn sie antwor teten ihm ebenfalls mit einein einstimmi gen lauten Zuruf, nnd im nächsten Augenblick sauste aus dem Boot das mit einer Schlinge oerfehene Ende eines Taues auf das Schiff hinüber. Der Kapiteln des Schiffes hatte es geschickt aufgefangen, nnd ehe Helene wußte, wie ihr gefchah und welchen Zweck die ganze Verkehr-uns haben sollte, hatte ee die Schlinge um ihre Taille be e tigt. Aber sie war ein-»die Stelle, an welcher-sie sich befand, wie mit eisernen Ketten festge ,schiniedet, und als Patterson sie ausspr ;derte, sich nun ohne Furcht an dem am ISchiffe befestigten Seil hinabzulafsen, smachte sie keine Bewegung, nin dieser -«21ufsorderung sie-folgen. Doch er hatte stricht Zeit, zu warten, bis sich diese Er istarrnng gelöst haben würde, in der sie isich befand und ohne sie erst zu fragen, ihr-b er sie empor nnd ließ sie aei der iAußenwand des Schiffes niedergleiten, idenen im Boote durch abermaligen Zu Jrus ein Zeichen gebend. Das junge iMädchen stieß einen schwachen Schrei saus. sen der nächsten Selunde fühlte sie die Wogen über ihrem Haupte zu sainmenschlagen —dann war ihr Be wußtsein geschwunden. Eine Wohlthat des Himmels war es cgeweseih die ihr die Besinnung genom »nien nnd es ihr erspart hatte, Augen .zeugin des Fürchterlichen zu sein, dag Hnun geschah. Als sie mit Hilfe des um Iihren Leib befestigten Seils von starken sArinen in das schwankende sliettungsboot ;emporgezogen wurde, ertönte gleichzeitig Hin Schisssraum der »Alice« ein fürch terlicher Knall, und ein glühender, lohender Flammeninantel schlug über dein dem Untergang geweihten Schiffe «zusammen. Tag Feuer hatte den un teren Raum mit seinen erplofiblen Waarenvorräthen erreicht, nnd dieselben waren mit so rapider Geschwindigkeit in Brand gesetzt worden, als hätte ein Blitzstrahl zündend eingeschlagen »Herr Gott im Himniel!« rief der Bootsmann ans. »Es ist zu spät! Sie alle sind verloren! Vorwärts ——das Tau gekappt! Denn wir selber miisfen vom Schiff ab, wenn wir nicht init ihm zu Grunde gehen wollen!« Seine Weisung wurde sofort erfüllt, llllU es was clll KAan Iulf Ulc cUclllgcll Jnsassench Boote-J, daß sie sogleich oon einer mächtig heranrollenden Woge weit in die See hinausgeschleudert wur den· Als ein Spielball der empörten Wellen wurde das Boot umhergeschlen deri, bald aus der schaumgekröiiten Höhe einer Woge schwebend, bald in eine Tiefe gerissen, in welcher sie be fürchten mußten, von den nachstiirieiiden Wasserbergen überfluthet und erstickt iu werden. Wie alle Schrecknifse der Welt niir ooii begrenzter Dauer find, so ging auch diese entsetzengoolle Sturinnacht zu Ende, und es war den schifibrüchigen Männern wirklich gelungen, sich i « rein schwanken Boot erfolgreich g· Wind nnd Wellen zu oertheidigen. Lill « im Osten der junge Morgen zu däm iiierii begann, ging die See iwar noch immer recht ungestüni nnd hohl, aber die Gewalt des Sturme-z war gebrochen, und die zum Tote ermüdeten Männer durften hoffen, derGefahr f-"ir ihr Leben glücklich entronnen tu sein. Uni die Aufmerksamkeit d etwa ovrüberfahrenden Schiffe so « als möglich aiif sich zu lenken, rich sie eines der überflüssigeii Ruder im ooie auf und befestigten ein weißes Tuch ani Ende desselben. Tann wendeten sie ihre Aufmerksamkeit der geretteien jun gen Tnme zu, die, bis auf die Haut durchiiiisi!, auf dein Boden desz Fahr zeugeg tun Zwar hatten die Mairosen mitleidig ilire Joppen iiber sie hinge breiiei, nhei mich diese Fileidunggstiicke waren diirchnijsit nnd konnten oaruin nur einen sehr uniureicheiiden Schutz gegen die schneide-we nächtliche Kälte gewähren Helene war noch immer von einer tiefen Ohnmacht befangen, ihre .lY-liedei imiien erstarrt und ihre Leidens Igefåhiten hielten sie bereits für todt. Este klagten untereinander darüber, daß vsie kein llciiiel besäsiem sich zn erwär nien uiid keines-, den brennenden Tiirsi Izu stillen, welcher sie alle peinigte. Unle regte sich oie ain Vooeu ite dende mestuli des jungen LIiädchenT jihre Augen hisueteu sich langsam und sein tiefer Seufzer hob ihre Brust. Zo sehr auch du- rauheii Seelente non ihrem eigenen Zrlncksal niedergediiickt waren, und so wenig tiiitterlichkeit sonst in ihren Gewohnheiten liegen mochte-, der stiim men und doch so beredten Zprache des Leidens ur diesem lieblichen Antlitz ge genüber konnten sie nicht ohne eine Empfindung nufrichtigsten Mitgesiihls bleiben. Ter Liaotginauu beugte sich zu Helenen hinab, fragte sie nach ihrem Besindeu und sprach ihr in feiner rauhen Weise Muth ein; aber als sie die Lippen bewegte, um mühsam das Wörtchen »Wasser« hervorzubringen, da war er genöthigt, ihr zu eisliii«eu, daß ihm kein "Mitiel zur Verfügung stände, ihre Lei Iden zu lindern. »Vielleicht bekommen wir wenigstens reinen tüchtigen fliegen,« meinte er mit einem schwachen Versuch, sie zu trösten. »Da läßt sich immerhin etwas aussau en, und ich verspreche Jhnen, mein Fräulein, daß keiner von uns seine Lip pen netzeu würde, ehe Sie nicht zufrie dengestellt warens-« Helene fühlte die ehrliche Theilnahme aucseinen Worten heraus, und wenn sie auch zu schwach war, ihm zu danken, so lächelte sie ihm doch freundlich zu. Und das niilde Lächeln, das ihr blasses, kummeroolles Gesicht für eiuen flüchti gen Moment erhellt hatte, schien eine ganz besonders belebende Wirkung auf den Seemanu zu üben. Er forderte die Mateosen auf, sich noch einmal tüchtig in die Ruder zu legen, und wäre es auch nur« um Kälte und Durst darüber zu vergessen. Und diesmal war seine Mahnung wirklich eine sehr wohl angebrachte ge wesen« Nach Verlauf einer Stunde wurden sie eines Schiffes ansichtig, das sich ihnen näherte. Nach einer weiteren halben Stunde vermochten sie ihr Boot anzulegen. Eine Schiffstreppe wurde Eriedergelassem und die Geretteten, von denen namentlich Helene kaum einer iBewegnng fähig war, wurden, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit völlig in Sicherheit gebracht. Sie befanden sich auf einem französischen Dampfer, dessen Kapitän sie mit großer Menschenfreund slichkeit aufnahm und behandeln. Man mer-sah sie mit trockenen Kleidern, er quickte sie mit Speise und Trank und räumte den Seelenten einige Hänge imatten im Zwischendeck ein, während jHelene in einer leerstehenden Passa gierkajüte ein Lager erhielt und von dem Schiffsarzt sogleich in Behandlung genommen wurde, deren ihre heftig er schütterte Konstitntion aufs dringendste bedurfte. Als der Tanipfer dann seinen Kurs fortsetzte. trieben ihm eine Anzahl ver kohlter Ballen und halbverbranrrtet Schissstrüminer entgegen. Es waren die letzten Ueberreste der schlauer .,«.)llice«, die noch vor wenigen Stunden so schmuck nnd stattlich über die Wellen des Ozeans geglitten war. , Us Kapitel s Tie ,,pslainboyaiite« war ebenfalls nach England bestimmt und hatte eine ziemlich erhebliche Anzahl von Passagie ren an Bord. Tie Schiffbrüchigen er regten natürlich dessen lebhaftestesz Kn teresse, großeTheilnahmef fand das-Schick sal der jungen Dame, deren Gesundheits zustand in der ersten Zeit zu ernsten Ve sorgiiissen Veranlassung gab. Beson ders eine ältere Danie, die sich mit ihrem Matten und ihrer fünfzehiisährigen Toch tei an Bord besond, äußerte sogleich den lebhaften Wunsch der Bedauern-Z werthen nach Möglichkeit nützlich und behiilflich zu sein, und sie erhielt denn auch noch ain nämlichen Abend von dem Arzt die Erlaubniß, die Kranke zu besuchen. Helene war wieder bei völliger Besin nung, wenn auch die Hinfälligkeit ihres Körpers eine sehr große war. Sie war im Stande, der freundlichen Danie, die sich ihr als eine Madame Thibaudin aus Marseille vorstellte, mit leiser Stimme aus alle ihre Fragen und theiliiehmenden lsrkuiidigungen eine klare Antwort zu geben. Die theilnehmeiide Frau er kannte wohl, daß sie hier eine doppelt "ickliche vor sich habe, und in ihrer -eriisten Weise drang sie nun in ne, ihr ihr Vertrauen zu schenken, sie gern bereit sei, ihr zudieiieii, so weit nur immer veiiiiöchte. Tag junge dchen fühlte sich aufUZ Vebhafteste zu sreund icheiiT aine hingezogen, aber sie ränkte iich darauf, ihr mit nthiilen, sie bisher in Deutschland ihren Un ter-halt alsJ Lehrerin getroiiiien habe. das; sie aber, nachdem sie infolge einer schweren Erkrankung ihre Schiileriiinen eingebüßt nnd nachdem ihr andere per sönliche Erlebnisse trauriger Art den Aufenthalt iii ihrem Vaterlande verleidet hätten, zu dein t5«iiticl)lusi gekommen sei, sich iii das Ausland in begeben. Tit ganze Ari, in welcher sie diese ein fache lsieschidite vorgetragen, iiberreugte Madame Thibaudin, diisev sie die volle s Wahrheit gespioeheii,1hi Gesicht iiiurde sehr nachdenklich nnd nach einer tleiiieii Weile kam sie inii eiiieiii Vorschliige heraus-. »Mein walte hat vor Kurzem ans Nesnndheitgriicksichten das Amt, welches er in Marseille innegehabt, niederlegen iniisfen,« sagte sie, »und wir sind im Begriff, in England meine schwer ers irankte Wintter anfeufucheih nni unr« dann fiir eine längere Zeit nach dem Süden Zu begeben. Wir hatten dir Absicht, in London eine tüchtige Errich erin Zu gewinnen, welche meiner Hor tenfe eine Nesellfchnfterin und iilteri Freundinsein könnte-. Wenn Sie nun Neigung haben, uns in dieser Eigenschaft rn begleiten, so glaube ich Jhnen ver sprechen zu können, daß mein Gatte, der mir in diesen Dingen vollständig freii Hand läßt, Sie sehr gern willkonnner heißen wird« Es war selbstverständlich, das; Helen· mit Worten des wärinsten Tanteg aus diesen Vorschlag einging nnd da sich jetzt, troh ihrer gegentheiligen Erklärung, di· Zeichen der Abspannung in ihrem Ilntlit sehr deutlich bemerkbar machten, so er: hob sich Madame Thibaudin, um sicx fiir heute non der Kranken zu verabschie den. Die unerwartete Theilnahme unt Freundschaft aber, welche diese nach all dein Traurigen der lebten Zeit hier« ge funden, war doch von nicht geringen Einfluß aus ihr Besinden. Sie ver brachte die Nacht in ruhigem und ei guickendent Schlummer und ale sie an nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sicl so weit gekräftigt, daß sie sich von ihren Lager erheben und ohne fremde Hülf ankleiden konnte. Mit begreiflicher Spannung erwarten sie den Besuch der Madame Thibaudin und auch diese war freudig erstaunt ale ihr die unter so seltsamen Umständen ge wonnene Gesellschafterin bei ihrem trin tritt in die Kasüte selbst entgegenkam. Sie nöthigte sie indessen, sich sofort wie der zu sehen und stellte ihreTochter Hor tense vor, die etwas zaghaft und schlich tern hinter der Mutter hereingeschlüpr war. Es war einan der Grean des Kindesalters siehench, zart und schlanl gebautes, junges Mädchen, mit einen hübschen offenen Gesicht und großen« halb scheu und halb übermüthig in dieWel blickenden Augen,welche die neue Freundii mit unverhohlener Neugier musterten »Meine Tochter ist an ein sehr einfacher und zurückgezogenes Leben gewöhnt denn die Stellung meines Gatten nnl die traurige Bestimmung des Hauses, it welchem er gezwungen war, mit seine Fatnicie zu wohnen, nöthigten uns zt großer Abgeschlossenheit und hielt M von aller Gesellsgleit fern. Of « war nämlich der Direktor des Zuchthatss fes in Marseille und Sie können - wohl denken, daß diese unerfreuliche Urt- Tg gebung nicht ohne Wirkung auf meist " HorteIIse bleiben konnte. « » Ein Klopfen an die Kajiitenthibspzss störte ihre Unterhaltung und gleich dar-; Fi auf schob sich der Kopf eines alten Herrn- 2 durch die halbgeösfnete Thür und eine "J sehr sovial klingende Stimme fragte, od es erlaubt fei, einzutreten. Mit ritter licher Zuvorkotnmenheit trat Thibaudin auf lHelene zu, bot ihr seine Hand und beglückiviinschte sie in herzliche-i Worten zu ihrer wunderbaren Rettung und zu ilner schnellen Wiederherstellung Eistr .z»ewinnendes Lächeln lag ans seinem mil den, wohlwollenden Gesicht und in sei uem ganzen Benehmen sprach sich wahre jMenschenfreundlichkeit nnd Herzensgiite aus lHelene pries sich im Grunde ihres sHerzenS überglücklich, diese liebens werthen nnd trefflichen Menschen gefun den zu haben, in deren Mitte sie am« iehesten hoffen durfte, ihre verlorene sfliuhe und den Frieden ihrer Seele zu sriickzugewiunetn ; Noch an diesem Abend sollte die I»Flamboyante« das Ziel ihrer Reise ;erreichen, uno da sich das Wetter inzwi Eichen wieder völlig aufgeklärt hatte, sa Ibegaben sich in den Nachmittagsstundetx bereits sämmtliche Passagiere auf das -Verdeck, um das Schauspiel der Lan-s kdung zu genießen. Auf den Rath des Arztes-, welcherf die fris sche Seeluft als isehrzntiäglichf ür seine so rasch gene lsende Patientin hielt, war auch Helene diesem Beispiele gefolgt, und sie saß jnun zwischen Madame Thibandin und IHortense in einem sehr bequemen Stuhl lan der geschütztesten Stelle des Mittel decks Bis vtur Landung des Schiffes rvar sie der Gegenstand aufmerksamster stlege und auch die Verwandten des T ehemaligen Zuchthaugdirektors, zu denen Isich die kleine Familie in London degab,. snahtnen die Erzieherin der jungen Her-— Htense mit größter riebengwiirdigkeit auf und ließen es, nachdem sie von ihrem ,Schicksal unterrichtet worden waren. · Frricht an allen erdenllichen Aufmerksam eriteu fehlen So konnte sie sich denn Zim Hause der wacker-In Menschen wenig zsteng körperlich bald vollständig erholew,» jwenn auch in ihr Herz noch immer nich-T ijener Friiede einziehen wollte, nach den«-i :tie sich so sehr sehnte und der ihr doch-: snun siir immer versagt zu bleiben schien , J T er Aufenthalt in der englischen Hauptstadt zog sich etwas länger hin, lalc es von der Familie Thibandin ur — !spriinglich beabsichtigt worden war, und erst nach Ablauf einer gerautnen Zeit -traten sie in Heleneno Begleitung, die setzt nnr wünschte siir immer mit diesen edlen Menschen vereinigt zu bleiben, die l zlieise nach dem Süden au, als dereit er Jstes Kul zliiZFa in tlngsicht genommen zwar. ; (F-ot·tsetzitng solgt.) l l Weltausftellunqsreifeude werden ed so habet-. Ins Publikum verlangt Durchreise CH in altvinerisch «Wagen Zn rvechieln.« Auf den Furch- ,,Solid : Bestibnle«i Zügen der (shicago, llnion G ziorrhroenern Linie vor-» oder in sihicagm Trnaha nnd den zwischen liegendcn Ztationen giebt es kein Mustequ Dies ist die ieinste nnd ichnellne Beförchttz zwischen den genannten Punkten. Etwas Außergcwohnliches. Tag reisende Publikum ist jetzt völlig zu der-« liebenengnng gelangt, daß die (5hrcagp«,. « llnion Paciiic G Northwesiern Linie den Rei i jenden die besten Akkoxrniodmionen von und zzn Lnral)a, Rhicago nnd den daxwii enlies genden Stationen oiierirc nnd das ni )t nnkj während der Ansstellung, sondern das gaan isxahr hindurch. s i Bitdcr von der Wette-nominiin Die St. Joseph G Nrnnd Island N. N. IiUnion »1 ariiic Nontei hat ein illustrirtes ; Weltangstellnngg Parnphlet herausgegeben, :welchesz rolorirte Bilder aller Nebände nnd »Um-n von Uhieago enthiiii, die iiir ange Ihende Beincher der g rö sit e n aller A n s i te! l n n gen von nnansjpiechliclmn Wer the nnd. Herrn Z M. :’ldsit, tö. P. A» St. Hosepr Mo., wird ed Vergnügen machen« Ihnen gegen Umwang einerl (Ce11t-’)Jiarke, Hnn das Porto in tbeiahleth eine Kopie des jskcnnphletg nmtichrcken I Die Weltauøstcllung. i sen k-« Jahren non jetzt werden sich idie Leute noch ei;i"il)lrn, mac- iie in Chi feaao in txt-Es aeielien habe-i. Und war-· Fiie ei-;iil)leii, niird merkl) irin, angehört lFu werden Tie Zeit« hohes Alter nnd »Ednoiiilns wird nichts ausmachen; iht «(sledäcl·nnii: wird lerne angenehineren ilskrinnernnaen anfknrueiien l)al)en, als diejenigen non der großen Ansstellung. "i sie herrliche Pracht der Ansstellunge ;ael)a"nde sdie Menaen fremde-h aus ,lijndn·il) aussehenden Volkes das Ver :rxrriii»ii-tr einer Weise nach lclncaao über ldie ,,Bnrlc"naton Nonne « Alles dieses snnd tausend andere gleich angenehme Themata werden immer nnd immer wie der besprochen werden. M. Weltmwstcllungsratm über die Burllngtom - Heute-, den gspsten April beginnend,. , macht die Burlington eine Rate von VII-ts- oon Grund Island nach Chi ; cago nnd zurück; IIIZLTZ nach St.. « Louis nnd nirück; gut für die Rückfahrt am oder vordem lö. November 1893., ; Tlios.l5oiirror. I Wenn Ihr ertragen könnt, von Kopfweh I und Verstopfun geplagt zu werdet-, dann , gebrauchtDe T itt’s tszarsly Ritze-ri- nl t, « denn diese kleinen Villen tutiten Ench. . I W. Buchhelt.