Kelmgene Beträgen Neinholv Ottnumm III. K apttrL (zortsehung) Schwer wie ein Keulenschlag war jedes feiner Worte auf Bruno’s Haupt niedergefallen und er war außer Stande, den durchdringenden Blick des Priesters zu ertragen. Jn einein Moment aber, wo er erbleichend die Augen niederschlug, fühlte er die Hand des Sündengenosfen auf seinem Arm und die einzige Spanne Zeit, welche ihm blieb, während sich der Bischof dem Kruzifir zuwandte, benutzte Schiele, um ihm kaum merklich in’g Ohr zu rannen: »Nimm Dich zusammen! — Schwöre! —- Alles hängt davon ad. Auf mich allein die Verantwortung! « llnd derselbe Mann, dessen häßliches, starkknochiges Gesicht die unverwisch bare, sahle Farbe des langsabrigen Zuchthausstråflfngs trug, dessen Hände befleckt waren von allen Sünden und Verbrechen, welche die irdischen Gesetze verfolgen und strafen — derselbe hob jetzt ohne Scheu feinen Blick zu dem Getreuzigten empor und legte feine Fin ger ohne Zaudern auf das heilige Sym bol. Nicht ein einziges Mal stockte seine Stimme, während er dem Priester die Worte des schweren Eides nachsprach Bruno sah nun wohl ein, daß ihm keine Wahl mehr bleibe. So trat auch er an das Kruzifix, legte feine Hand auf dag selbe und leistete den Eid, dessen einzelne Worte ihm der Bischof vorsagte. Als das »Rosen-« über feine Lippen gekom men war, ergriff Fürst Klemeno feine Hände, zog ihn sanft an sich und küßte ihn aus beide Wangen »So sei mir denn gegrüßt, Sohn meiner Schwester,« sagte er in milde rem Ton als bisher. »Mit diesem Kuß nehme ich Tiich auf in den Kreis unfe rer Familie. Der Herr fegne Teinen Eingang und Preis und Tank sei ihm, doii er alles so herrlich geführt hat! — Eie aber, mein Fern-« — wandte er sich mit großer Hö ichkeit an Schiele, ,,werden der Fürstin und mir hoffent lich Gelegenheit geben, Ihnen unsere Dankbarkeit zu beweisen, und Sie wer den eo nicht verschmähen, vorerst auf Schloß Miraflore der Gast der Fürstin tu fein!« Eine Stunde darauf war der Bischof meinen-Z mit feinem wiedergefundenen Neffen und mit dem vermeintlichen Wohlthöter desselben auf dem Wege nach Schloß Mit-often sti. Kapitel. Nras Bander gehörte dem ange irhcniten Adel der italienischen Haupt stadt an, und Bischof Aletnens hatte eine vorzügliche Wahl getroffen, alg er gerade ihm seine Nichte anvertraute Ter Gras war reich und unabhängig, ein vornehmer seinsinniger Mann und ein treuer Tiener der Kirche. Mit Freuden hatte er seine Zustimmung er theilt, als ihn seine Tochter nach ihrer Rückkehr von der großen Reise mit Bit ten bestürmte, Margheiita noch sür einige weitere Monate nach Rom ein laden zu dürfen, aber er war doch ein wenig überrascht gewesen, als diese Ein ladung ohne Weitereg angenommen und von der Fürstin, die sich vor zwei Jah ren nur mit so schwerem Herzen von ihrem Rinde getrennt hatte, gutgehei seen worden war. Gegen seine blinder ließ er zwar noch nichts von dieser Verwunderung merken, aber zu seiner Gemahlin sprach er sich unumwunden darüber aus· »Diese kleine Piinzessin ist schwer zu durchschanen,« sagte er. »Jn Deutsch land schien sie unter einem so heftigen Heimweh nach ihrer Mutter zu leiden, daß wir um ihretwillen die Vorbereitun gen zur Abreise beschleunigten, und taum aus italienischem Boden angekommen, iasit sie schon wieder den ifntschlusz,deii selben zu vei·lassen.« Die lsiräsin lächelte sein. »Ich glaube eine Erklärung sür diesen schein baren Widerspruch gesunden zu haben,« erwiderte sie mit einiger Beziehung »Margherita’s Heimweh war gewiß von größter Aufrichtigkeit, aber ich glaube fast, daß es nicht so sehr die Mutter war, der eg galt. Sie ist eben in einem Alter, in welchem die Kindesliebe nicht mehr die erste Stelle im Herzen eines jungen Mädchens einzunehmen pflegt-« »L, Tu meinst also, daß die Neigung iür einen jungen Mann im Spiele sein konntet-· »Ich bin überzeugt und müßte mich wirklich schlecht aus Frauenherzen ver stehen, wenn ich mich dennoch täuschen sallie.« »Und wer ist der Glückliche« dem Derzund Hand unserer lieben Marghe rita gehören sollt« »Darliber bin ich allerdings zur Stunde noch völlig ini Unklaeen. Alle meine Vermuthungen in dieser Hinsicht haben sich bei enauer Beobachtung als trügerische erip sen, denn keinem Gaste unseres pauses gegenüber trat Marghes rita bisher aus jener Zurückhaltung, die ich stets als eine ihrer vielen vortresslis chen Eigenschaften geschäbt habe. « Diese Versicherung war allerdin s beruhigend einig und Gras sande o machte sich eine Sorge seiten Weder er, noch seine treffliche Gemahlin konn ten ja eine Ahnung davon haben,wie we lnig in der Hinsicht die Wirkliche-n ihm selsensesien Zuversicht entsprach. Es war am Abend des zweiten Tages nach Margherita’8 abermaliger Rückkehr aug Schloß Mirasloie. Jm Kreise der Familie Bandello und einiger intiuier Freunde des Hauses hatte man mehrere heitere Stunden in tranlichem Geplander zugebracht und draußen war bereits die Dämmerung des Abends hereingebro chen, als man sich im Speisesaal zum Sonper zusammensand. Die kleine Ge sellschaft halte sich in mehrere heiter scherzende Gruppen ausgelöst underst als man sich an der Tafel niederließ, machte man die Wahrnehmung, daß Margherita fehlte. Sie hatte sich zu der Zeit, da die Familie und ihre Gäste den Speise saal betraten, in der That aus ihr Zim mer iurückgezvgen und ihre vertraute Gesellschafterin Mademoiselle Tcresa war ihr dorthin gefolgt. Jn dem klei nen lnruriös ausgestatteten Vondoir aber-, welches die Prinzessin in drin gräf lichen Hause inne hatte, war dann eine sehr ernste Unterhaltung geführt worden. Während nämlich Margherita eine leichte Sviyenmantille um Kopf und Schultern legte und sich so augenscheinlich noch für einen Weg ins Freie rüstete, versuchte ihre Gesellschafterin und Freundin, sie mit ängstlichen Bitten davon zurückzu halten« »Sie sind im Begriff, eine große lin vorsichtigteit zu begehen, theuersle Prin zsfsin,« bat sie beinahe weinend, »und Sie verstoßen gegen das Versprechen, welches Sie mir einst gegeben. Gelob ten Sie mir nicht damit, daß jene Zu sammenkunst mit dem jungen Manne die leyte sein sollte, welche Sie ihm ohne Vorwissen des Grafen oder Ihrer Mutter bewilligen wollten? Jst die Verantwortung, welche ich gegen meine Pflicht durch mein Schweigen aus mich genommen habe, nicht schon ohnedies schwer genug. als daß Sie sie durch ein solches Beginnen noch vergrößern müssenW Margherita siel der alten Dame nin den Hals und verschloß ihr den Mund mit einem Flusse. »Liebste, beste Teresa, ich habe nichts von alledem vergessen und ich weiß gut genug, wie schwer das Opfer ist, das Du mir bringen mußt. Aber Tit darfst es mir nicht abschlagen, mich jetzt zu be gleiten! Zwei endlos lange Jahre haben wir uns nicht gesehen und die Hoffnung. daß ich ihm hier im Hause des Grafen begegnen könnte, ist durch Nicai«do’g letztes Auftreten int Parlamente für lange Zeit, wenn nicht gar für immer zerstört· Du, meine liebe Teresa, bist nicht so grausam, mir die schmeizliche Freude dieses Wiederseheno zu rauben.« »Unglückseliges Kind,« jammerte die alte Dame, ,,wie blind macht Sie diese Liebe! Kein besseres Schicksal würde Ihnen bevorstehen, als eg einst Ihrer Mutter zu Theil geworden ist, die nur durch den Tod ihres Gatten mit ,ihi·cr Familie wieder ausgesiihnt werden konnte! Doch nein — was sage ich Noch tausendfach schlimmer wiiide es Jhnen ergeben, denn der Mann, wel chem Sie Ihre Liebe geschenkt haben, ist nicht nur ein llnebenbiirtiger, er ist auch ein Feind Ihrer Kirche und damit ein erbitterter Feind Jhres OheimS. Ich will Ihnen durchaus nicht verhehlen, Prinzessin, daß mich die berühmte Par lamentsrede, von der jetzt alle Zeitungen voll sind, mit Beforgniß erfüllt hat, sein Ehrgeiz möchte größer sein, als seine Liebe zu Ihnen « »O, wie schlecht kennst Zu S)cicardo, meine gute Teresa, und wie schlecht kennst Du inich. wenn Tit alauben skannst, daß ich ihn hindern möchte, lei lnei lieberzeugung zu folgen und das izu thun, wag er fiir seine Pflicht halten must, selbst wenn die Erfüllung unserer Wünsche dadurch hntauggeschoben wer den miißtel Nein, nein, ich werde mich eilen, ihn zu begriistem denn ichon sind zehn Minuten iiber die bestimmte Zeit vergangen und wenn seine Sehnsucht, mich wiederzusehen, dei ineimgkn gleicht, so wäre es eine Grausamkeit, ihn noch länger harren zu lassen. « Es klang so viel sreudigc Zuversicht und zugleich so viel Bestimmtheit ans ihren Worten, daß sich Teresa jede-z weiteren Widersprucheg begab und ihrer Herrin, wenn auch mit einein schweren Seufzer selbst behifiich war, ihre Man tille zu befestigen, um sie fiir den heim lichen Ausslug so unkenntlich als möglich zu machen. Auf einer wenig betretenen Hinter trepae eilten sie in den Garten hinunter-, welcher hinter dem Hause deei Grafen Bandello lag. lingehindert überschrit ten sie die Stufen der Marmortreppe-, welche in den Garten hinunterfiihrte Jetzt eilte Margherita so schnell durch die Laubgänge dahin, daß die weniger behende Teresa Miihe hatte ihr zu fal gen. Ter ziemlich ausgedehnte Garten war an feiner hinteren Seite durch eine etwa manneshohe Mauer abgeschlossen, deren weiße MarmorsQuadern schon von Weitem durch das grüne Laub der Busche schimmerten. Ueber diese Mauer hatte sich schon var einer Viertelstunde ein schlanker, elegant ausfehender junger Mann mit dunklem Haar und Vollbart und mit scharf markirten, aber nicht un schilnen Gesichtszügen geschickt in den Garten gesehqu en. Als er ihr helles Kleid zwischen en dunklen Büschen erblickte, machte er einige rasche Schritte aus sie zu und streckte ihr beide Hände entgegen. »O Margherita, wie danke ich nen, daß sie meiner Bitte Folge elei tei haltendn rief er mit leidenschaftlich be wegter stimme aus. »Verzeihen Sie meine beispiellose Kühnheit, aber ich wußte mir in der That nicht anders zu helfen und die entsetzlich lange Tren nung, zu welcher Sie mich verurtheilt hatten, muß meine Vergessenheit ent schuldigen. « »Ich habe ihnen durchaus nichts zu verzeihen, « flüsterte sie zurück »O, «ivie glücklich bin ich, Sie endlich, endlich ;wiedereuseben!« ; ,,T«aif ich ihnen gestehen, Marghe ritt-, daß ich dies sem, seit vierundzwanzig IjMonaten mit aller Inbrunst meines LHerzens ersehnten ersten Zusammentref fen dennoch nicht ohne Bangen entgegen gesehen habe? Fürchtete ich doch, daß Sie mir wegen meiner letzten Parla ·tnentsrede zürnen müßten, die ntir das sWohlwollen Jhrer Familie ebensowenig eintragen wird, wie dasjenige des Gra fen Bandello. Ich habe lange und schwer getämpft, ehe ich mich zu diesem Auftreten entschloß, aber ich vermochte dem Gebote meiner Pflicht nicht zu wi derstehen, und Sie selbst, Margheritn, sind oon zu hoher und edler Gesinnung, als daß Sie mir deshalb im Ernste zür nen könnten. Wie könnte ich mir Jhre Liebe durch ein Verhalten gewinnen, wegen dessen ich mich selber verachten müßte!« »Ich danke Ihnen sür dies Vertrauen, Ricardo,« erwiderte sie einfach, »unt Sie haben sich nicht in mir getäuscht! Ich verstehe nichts von nll’ diesen politi schen Dingen und ich weiß nicht, auf welcher Seite Recht und Unrecht ist! Tag aber weiß ich, daß jedes Wort, was Sie gesprochen, aus Ihrem inner ften Herzen gekommen ist nnd daß Sie feinen anderen Wunsch gehabt haben als den, Jhrer lleberzeugung Ausdruck zu geben. Jhre Gegner selbst, wenn sie ehrenhafte Männer sind. müssen Achtung empfinden vor der Lauterteit nnd dem Ernste Jhres Strebens-. Jch habe eine zu hohe Meinung oon detnEdelsinn mei nes Oheiiiis, als daß ich glauben könnte, er möchte geringer von Ihnen denken, weil Sie nicht für seine Sache keimt-sein« Ter junge Mann schüttelte traurig den Kon nnd sagte mit dein Ausdruck ichmerzlicherBitterkeitz »Es gnb eine Zeit, Morgherita, in der auch ich thö richt genug war, so zu glauben; aber seit wenigen Tagen weiß ich, daß es ein verhängnißooller Jrrthum war. Daß ich keine Einladung mehr in das Haus des Grafen Bandello belain, hätte ich begreifen, obwohl mir vielleicht gerade das deti einpsindlichsten Verlust bedeutet; daß aber der Groll des Grafen sa weit gehen würde, ohne Weiteres in geradezu beleidigender Weise mit mir zu brechen, hätte ich nicht erwartet. Er ließ meinen achtuiiggvollen Gruß ohne Erwiderung und hat damit jeder weiteren Verständi gung mit voller Absichtlichkeit den Bo den enzogen. Und Ihr Oheini. Bischof Klemme-« hat sich gegen einen Bekannten über ntich tnit so ungerechter Härte ge iiiisiet«t, daß ich nicht zweifelst kann, welcher Art feine Gesinnung für mich ist. Er haßt mich wie einen erbitterten Feind und ich sehe kein Mittel, ihn unt zustitnmetr « :liicardo’g unverlennbare Niederge schlagenheit wirkte ansteckend auf Mar gheritri. Sie feufrte tief und es trat ein lurzeg Schweigen zwischen den bei den jungen Leuten ein« Ein leises Knisiern in den Zweigen ließ sie er schrocken zusatnmenfahren, denn sie hats ten guten Grund, eine Ueberraschung zu fürchten. Aber es war nur Teresa, welche jetzt endlich ganz athemlos nach gekomtnen war nnd die nicht unthin konnte, noch einmal ihre Klage über die Unoorsichtigkeit der jungen Leute anzu stininien. Toch der Advolat, welcher sie äußerst achtungsvoll begrüßt hatte, ließ sie nicht aus«-reden und sagte: »Alle ch BOTIUUst Wclcyc Olc gcgcll mich erheben können, mein liebe-H Fräu lein, linbe ich niir bereits selber und vielleicht tnit ungleich lsiirteren Worts-n gemacht, alsz sie Ihre Liebengcviirdigleit übe-PS Herz bringt· Aber ich bedurfte dieser letzten geheimen Unterredung mit Margheritn unbedingt —- wärc eg mich nur, nm ihr das Versprechen zurückzuge ben, das ich einst unter anderen, glück licher-en Voraussetzungen von ihr un pstiig.« »L, :iticardo, dieses harte Wort ton ncn Sie nicht im Ernst gesprochen tin ben, « sagte Marqherita in tiefer Bewe gung. Wie sollte ich unt dieses ersten Hindernisseg willen an unserer Ort-be verzagen! Nicht wahr, :iticardo, Tit liebst mich noch immer so tief und ani richtig, wie an jenem Tage, da Tu mir auf dieser Stelle ewige Treue ge lodtest"t« · »Ich wäre ein Elsrlofer, wenn es on ders wäre,Margi)erita! Doch woin diese grausamen Zweifel? Es wnr wohl ein schweres Unrecht, dass ich mich damals starkgenug wähnte, Dein Schicksal an das meinige zu fesseln!« »Es war kein Unrecht, Rieardos Du schwörst also bei den ewigen Eternen dort iiber unserem Haupte, bei dem An denken an Teine Mutter, daß nichts Fremdea sich zwischen Dich und mich gedrängt hat, weder das Bild einer Frau, noch Dein Wunsch, wieder frei und unabhängig zu fein wie zuvor-? Du schwörft mir, daß Dir meine Liebe nicht als etnmniß erscheint für Dein Vorwärts reden und für die Erfüllung Deiner Pflicht?« »Ich fchwöre es Dir, Margherita —— bei Allem, was mir auf dieser Erde hoch und heilig istl« »Wohlan, Ricaedo, und ich fchwöre Dir-, daß ich nimmer von Dir lassen werde, und wenn eine Welt sich zwischen uns würfe, uns zu trennen! Dir habe ich mich zu eigen ge eben und wenn wir uns niemals angeh ren können, so wird doch nie ein anderer Mann meine Hand erhalten! Du sagst, dasi Du gekommen bist, um die Entscheidung über unsere Zukunst in meine IHund zu legen — nun wohl, es soll an dieser Entscheidung !nicht fehlen! Weiche nicht um eines kHaares Breite von dem Wege ab, den F Du iür den rechten erkannt hast! Folge ««T-einer Pflicht und Deiner Ueberzeugung Sohne Furcht vor den Menschen und ohne Rücksicht aus meine Angehörigen und laß den Gedanken an mich niemals auch lnur die geringste Deiner Handlungen ’beeinslussen! Das allein ist es, was ich von Tit verlange! Alles Andere müssen wir dem Himmel anheimgeben und ich bin gewiß, er wird uns auch nicht ver lassen!« Mehr noch als der Jnhalt ihrer Worte war es die tiese seelenvolle Jn nigkeit, die rückhaltlose Hingebung, welche aus dem Klang ihrer Stimme ;sprach, die aus das Herz des jungen lMannes- von wahrhaft überwältigender Wirkung war. Noch ehe sie geendet, war er vor ihr aus den Boden niederge sunten und hatte ihre Hände in glühen Ider Leidenschaft an seine Brust und Lip pen gepreßt. Aber die Worte versagten ihm und nur ihren Namen vermochte er stammelnd hervorzubringen »Margherita! O, Margherita!« rief ier aus,aber eineWelt vonEmpsindungen, Hoon hochaussauchzender Seligkeit und Eiiberströmendem Dankgesühl lag in dem Heiniachen Namen. Sie aber neigte sich ’zn ihm nieder und für eine einzige Se Ikundc fühlte cr ihre weichen Lippen aus sseiner brennenden Stirn. Noch hatte er !nicht die Fassung gewonnen, ihr eine ZAntwort zu geben, da crtönten rufende ISiiinnien aus der Tiefe des Gartens, sin der Ferne wurden Windlicher zwischen sden Gestiäuchern sichtbar und lauter und .immcr lauter schlug der Name Marghe rita an ihr Ohr. Sie entzog dem Knie enden ihre Hand und Ricardo selbst gsprana empor. i Teresa zitterte am ganzen Körper und Ioermochte vor Angst kaum die rechten lWorte zu finden. »Um Christo Barm Fherzigkeit willen, Herr Doktor, fliehen lSiel Man sucht uns-! Jn weniger als stvei Minuten müssen sie hier sein! HWenn inan Sie findet, isl die Ehre der EPrmiessin unrettbar komprosnittirtS O, mein Gott! Und Sie haben nicht einmal Heim- Leiter! Wie wollen Sie denn über idiese himmelhohe Mauer gelangen?« ) »Meine Sorge liebes Fräulein!« rief der junge Mann mit beinahe übermüthi «,«gei Zuversicht. ,,Lebe wohl, Marghe irita mein hochherziges, edles Mädchens llnd sei gewiß, daß ich Deiner alle Zeit würdig bleiben werdet-« « Mit einer Kraft und Behendigkeit, die der alten Dame geradezu wunderbar erschien, hatte er sich auf die Mauer ge zschwungen und in der nächsten Sekunde Zwar er hinter derselben verschwunden Es war freilich hohe Zeit dazu gewesen, denn Teresa’5 Vertnuthung ging buch ftäblich in Erfüllung Die rufenden Stimmen und die Windlichter waren ganz nahe gekommen und die beiden Damen fanden kaum Zeit, ihnen einige Schritte entgegen zu gehen, als man sie sanch schon von verschiedenen Seiten l«ivahrgenomimsn hatte. »Mein Gott Maraheritm « rief eine der jungen Töchter des Grafen Ban dello, »in welche Angst nnd Aufregung hast Du uns ivwisehtf «Lsas in der Welt treibt Dich in den einsamen Garten, während mir Tich drinnen beim Souper erwarten «.- « ;;r-ni waren ana) oce Anderen nayer gekommen uuo der Gras trat mit einem verschlossenen Prater m der Hand auf Margheina ru. » Zie haben ung sehr geängsngt, mein liebe-H tiind,« sagte er freundlich, »denn mir suchen Sie nnd Ihre mütterliche Freundin vergeblich im ganzen Hause-. Aber wir sehen ja mm Gott sei Tant« daß Sie wohl aus sind und daß nun-re Sorge eine iibeiiliiisigs war. Es ist ein Telegramm von Seiner Durchlaucht dem ksiirsten Kleinen-J iiii Sie angelangt; aber Sie brauchen nicht zu erschrecken, denn eine Tepeschiz welche ich gleichreitigerhielt, hat mich bereit-z benachrichtigt, dasi eg nur eine hohe lFreudenbotschaft ist, welche Eie da er halten!« Die letzten Worte unten allerdings snicht ganz iibersliiisig gewesen, denn zMargherpa hatte mit grosier Bestiirzung knach dem Telegrannn gegriffen und trotz der Beruhigung des Grasen ;itterte ihre Ihand ein wenig, als sie es erbrach. iAlS sie es aber hastig iiberslogen, stieß ssie einen Nus der Ueberraschung aus Hund reichte es der noch immer völlig geknickt dastehenden Teresa, die nun Vauch ihrerseits in die höchste Aufregung «gerieth. s War das Telegramm doch auch in der iThat ganz darnach angethan, die beiden ’Damen in Verwirrung in setzen, denn seine wenigen Worte lautetenz »Fahre ungesäumt hierher zurück! Dein todtgeglaubter Bruder Ernesto ist wiedergefunden nnd weilt bei Teiner Mutter, voll Verlangen, vDich zu sehen. Schloß Mir-aftore. Dein Oheim Kle Mens.« In dieser Nacht wurde inr Palast des Grasen Vandello von keinem seiner Bewohner ein Auge geschlossen. Tag außerordentliche Ereigniß hielt Alle in Athem und Spannung und wenn nicht die Gräfm ein entscheidendes Machtwort esprochen hätte, würden ihre Töchter cherlich nicht mit Bitten nachgelassen haben, bis Margherita ihnen verspro chen hatte, sie ohne weiteres am nächsten Morgen mit sich nach Schloß Miraslore zu nehmen. Davon aber durfte nach dem Willen ihrer Eltern nicht die Rede sein und die Prinzessin mußte ihnen, als sie in früher Morgenstunde des folgen den Tages mit ihrer Gesellschafterin abreiste, nur geloben, ihnen gleich aus das Genaueste über den so unverhofft wiedergefundenen Halbbruder zu be richten. sit-. Kapitel» Als der Wogen des Bischofs an dem herrlichen Sorrento vorbei, liingsz der Küste des neapolitanischen Golses in der Richtung aus daH Schloß Mirnflore zu rollte, gingen im Herzen Bruno’s, der sich ja jetzt daran gewöhnen mußte, den Namen Ernesto zu hören, gar wunder same Dinge vor. Obwohl er aus das Festeste überzeugt war, diesen gesegneten Fleck der Erde niemals gesehen zn haben, tnuthete ihn doch Alle-J, was er sah, so seltsam bekannt nnd vertraut an wie Etwa-Z, das er einmal im Traume er schaut hätte, und das nun plötzlich zu seiner Verwunderung leibhaftig In die Erscheinung träte. Als nun aber aus« einer kleinen Anhöhe die schlanken weißen » Thürtnchen des Schlosses über dem dun-; telgrünen Laubwerk sichtbar wurden, durchzuckte eH ihn wie ein elektrischer Schlag, und ohne Besinnen wendete ers sich an den Bischof: ! »Bitte Stimme in meinem HerzenJ mein Qheim, sagt mir, daß jene-I Ge- » bäude dort Schloß Miroflore sei, und; ich glaube nicht, daß sie mich getäuschtl habe-« ! »Jn der That, sie hnt Tir die Wahr-l heit berichtet, mein Sol)n,« war die» Antwort des Prämien ,,Jn weniger: als einer Viertelstunde wirst Du Deinei Mutter in die Arme schließen-· Die milden Worte klangen dem jun gen Mann ganz eigenartig in der Seele. Nach einmal wollte es ihn beschleichen swie Reue iiber den ungeheuren Betrug, sden er unternonnnen, zugleich aber er fuute ihn eine Regung bisher angewan ter, ahnungsvoller Freude. Jetzt, wo see ani Ziele stand, wollte er sich durch stein tleinliches Bedenken mehr in dem svollen Genufse jener Lebensfreuden be ;einträchtigen lassen, die ihn in uner sschöpflicher Fülle erwarteten. Er wollte jfich daran gewöhnen, jene fremde Frau, fdie er seiner Ueberzeugung nach zum Hersten Mal im Leben erblickest würde, als seine wirkliche Mutter zu betrachten, sie, wenn es sein könnte, en lieben, und unter allen Umständen die Vortheile fest zuhalten, welche ihm ein gutes Glück mit so verschwenderischer Freigebigkeit in den Schoß geworfen hatte. Von diesen Vorsiitzen erfüllt, sprang Ier aus dein Wagen, als dieser» vor der storte des Bartes von Miraflore hielt. i Sie durchschritten den Park und betra ten dasJ Vestibul des Landhauseci. Ein Diener erschien, um sie zu benach richtiaen, das; sie von der Fürstin erwar tet winden, und Bruno hatte die Treppe, welche in die Gemächer der Schloßberrin emporfiihrte, noch nicht ganz erstiegen, als ihm Beatrice, die ihre brennende Ungeduld nicht länger zu bezähmen ver nioehte, mit einem lauten Freudenschreis entgegeueilte und ihre Arme um seinens Nacken schlang. Er fühlte es wie eineus tsslutftram durch seine Adern riefean und fiir einen kurzen Augenblick versagtek ihm unter der Wucht dieses bedeutsame-us Augenblicks der Atliein. I s Seine Lippen bewegten sich, uin irgend i iiiie angemessene Aiirede hervorzubrin-l salu, aber seine soiist so schlagfertiges iBeredsainkeit hatte ihii gänrlich verlas- ! seii iiiid iiui die Worte: »Meine Miit- s ter! Meine Muttei!« kamen ein Paari Mal ui·.sicher nnd siainnieliid aus seinem Munde MinnieiilangliieltihnBeatiiese so fest in ihrer Uiuschlingung, alH wollte sie ihn nie mehr aus ihienAimeii lassen i und ein heftiges Schluchzeii eihschiitteitez ihren .liörper. Taiiii bog sie deii Kopr znriick nnd heftete ihren Blick so sest auf seine Züge, als könne sie selbsts aus dem leisesteu Fältcheii heraiisleseii, J ob er in Wahrheit dei aus« dein Illleiche der Schatten Wiedererstaudene sei E »O, iiieiiisolsii!«« iiefsie aus. »Ja, I ich erkenne Dich und ich hätte T ich eis kannt aus den eisteii Blick lfg ist iiii jeder Linie das Antlitz Teineo Vaters-!l i L, mein theur,er mein geliebter Lohnk« Tei· Bischof hatte bis dahin dei Wie i derseheusss Zzeiie als ein stuininei Zeuge beigewohni, iiiid unten am Fuße der; Treppe hiitteii sich neugierig die Tieueri ziisaiiiuieiigedräiigi. Schiele hatte es; unterdessen fiir giii befunden, die Zu-« schaiier bei der rühreiiden Fainilieiiszeue, welche nicht sonderlich nach seinen Ne schmack wai nicht noch um einen oiilligs Uebeisliissigisn iii veiinihiiii nnd war statt » dessiii iii den llait hiiiabgegaugen So waren deiiii die drei Verwandten ganz allein, und nachdem die Fürstin ih ren liruesto neben sich auf deiiTioan nie dergl-zogen hatte, iiberschiltiete sie ihn niii einer Fluth uoii Fragen, in dereii Beantwortung sie ihm bei ihrer lliigeduld und .t;1ei«zenssreiide kaum die Zeit lasset-. konnte. Dabei begann sie iiuiiier wieder von Neuem ihn zu liebkosen uiid ihrer grenzenlosen Seligkeit in allen erdeiitli cheii Ausrufungen des Entziickeug Aus druck zu geben. Briiiio — oder, wie er jetzt wohl genannt werden muß » l5·riiesto —ließ Alles ivie iii einein Traume über sich ergehen. Er hätte es nimmer für möglich gehalten, daß er sich so schnell daran gewöhnen könne, eine fremde Frau nicht iiue mit deii Lippen, sondern auch mit dein Herzen Mutter zu nennen. Freilich, etwas älter und ehrwürdiger hatte er sieh diese Mutter wohl gedacht Tioh ihres grauen Haares war sa Beatrice nichts weniger als eine Greift-» und gerade heute, wo ihre schönnen dunk len Augen im Abglanz innerer Glück seligkeit strahlten und wo die Er regiing ihre sonst so bleichen Wan aeii mit einer seinen Röthe überzogen hatte, sah sie schöner nnd jugendlichen aus als je zuvor. Es drängte sie un Twiderstehlich, ihm ihr ganzes Herz aus zuschüttem und Bischof Kleiner-e sah bald genug ein, daß es unmöglich sein würde, sie daran zu hindern. So ließ Fürst Kleinens denn Mutter und Sohn allein, und erst nach mehreren Stunden fanden sich die Bewohner nnd Gäste von Schloß Miraslore wieder an der gemeinsamen Mittagätafel zusam men. Auch Schiele empfing ietzt die Danksagungen der Fürstin, aber es war ihr anzutnerlen, daß sie sich ihm gegen iiber nur zur Freundlichkeit zwang. Sein Aensessres hatte einen mehr als ungiinstiaisn Eindruck aus sie gemacht, und sie iuipsand etwas wie einen Schau der bei itsiner Berührung, als sie ihm beim ersten Gruße siir einen Moment ihre Fingerspitzen überließ. Sie sprach ihrem Sohne auch bald die Bitte aus, den Aufenthalt seines seltsamen Wohl thäters auf dem Schlosse nach Möglich keit abzntiirrem da ihr seine Nähe auf die Dauer gewiss unerträglich werden würde. Auch seist Oheim gab, als sie· kurze Zeit mit einander allein waren, den nämlichen Wunsch kund, welchen die Fürstin in Bezug auf Schiele oder Röde ler, wie er hier hieß, geäußert hatte. Ernesto war in peinlichster Verlegenheit, denn au hier mußte er sich aus die all gemeine ersicherung beschränken, daß er die nämliche Empfindung habe, und daß er mit seinem Freunde darüber reden werde. Derselbe sei allerdings, fügte er vorsichtig hinta, im Punkte der Ehre sehr entpsindlich und sein Oheim dürfte nicht überrascht sein, wenn sein Ver such, ihm das Unzuträgliche seines hie sigen Aufenthaltes auf Umwegen klar zu machen, nicht sogleich von Erfolg sein sollte. Am Abend, Als lich Beatrice Und FürstKlemenH in ihre Schlafgemächer zurückgezogen hatten, fand sich endlich die ersehente Gelegenheit für ihn, unbe lanscht und ohne Furcht vor Ueberra schung mit Schiele zu sprechen. Er sagte ihm unumwunden, welche Aufträge seine Verwandten ihm gegeben hätten. Schiele lachte ihm äußerst gleichmiithig in’s Gesicht nnd blies den Rauch seiner Zigarre gegen den liinstlerisch gemalten Plafond des Geinaches. »Ich werde mich bemühen, der Anforderung, welche diese vornehme Sippschaft an mein Anf treten stellt, nach Möglichkeit gerecht zu werden. Wenn das aber heißen soll, daß ich in einem fort vor ihnen sahen bnckeln und mich bei ihren Mahlzeiten nicht sattessen soll, bedanke ich unendlich, ihren Wünschen nicht nachkarnmen zu können.« »Du hast also wirklich die Absicht, Dich hier noch weiter aufzuhalten, ob gleich man Tir sagt hat, daß Du lästig bist! Ich möchte Tir nicht gern etwas Unangenehmch sagen, aber ich muß doch gestehen, daß ich eine solche Hartnäckig keit Ziemlich stark finde-. « ,,Vortrefslich, mein Besier,« erwiderte der Andere, ohne sich inilileringsten aus seiner Ruhe bringen zu lassen. »Du fängst frühzeitig an, hier den Herrn des Hauses zu spielen, nnd und ich bin ganz gewiß der Letzte, der etwas dagegen ein zuwenden hätte. Aber Du wirst gut thun, Tich oaian zu er,innern das; ich es bin, deniT Tu diese Herrlichkeit verdankst. Ein Wort von tiiir undT u bist wieder ein ebenso armer Teufel wie ich selbst. Laß Tir also nicht in den Sinn kom tnen, mir siiathschläge zu geben oder gar Befehle zu ertheilenl Jch werde aus tie seni Schlosse verweilen, so lange ich es fiir gut finde, und die iible Laune der Frau Fürstin wird mich ebenso wenig ver treiben wie die schiefen (85e,sichter die mir der geistliche Herr zu schneiden beliebt Jch habemeine bestimmten lsiiiinbe da zu und wenn es Dir beliebt, kannst T u ihnen diese Antwort wörtlich angrichten.« Diese (5·rwidernnq hatte siir Brutto eine schlechte Nacht zur Folg-A Der Einzelheiten seiner bösen Träume zwar vermochte ei« sich nicht ntehr zu erinnern, aber die ängstliche Bettennnung, welche sie iti ihm erzeugt hatten, lag ihm tioch immer schwer auf dem Herzen utid als er sich erhob, thaten ihm die schmerzen den Glieder nur miihsant den Dienst. Es war ihm, als habe ei« eine schwere Krankheit überstanden nnd er erschrak von seinem eigenen bleichen Gesicht, das ihm so krankhaft verstört aus dem Spie gel entgegenschaute. Erst in ziemlich vvrgeiiicktet Vormit taggstiinde hatte er seine Toilette beendet. Ta vernahm er im Hause das Geräusch lebhaft durcheinander tönender Stint nien, und gleich nachher klopfte einer der Diener an seine Thiir mit der Meldung, das; ihn die serrschaiten unten erwarte ten. da die dsitizessin Margherita aus Ziioni znriitpgekehrt sei. , ·(Ä0t1lt’titlllg soliUJ Freie Fahrtsmeh der Wermuts stellunq an die Person hell-Eurem lioiinth, welche den »Was-leis Pair Jluzis l'ii«.l(e" bis »zum »J. Julians die nieiste nnd verschie denartigste Weise löst. tsin herzzerrei stendcr Buch Ein angenehme-Nr Weg, einen Abend en verbringen, kann nicht qesnndcn weiden. lsr rtvalisirt gegen sdie Anziehuugskraft des berühmten Pigs m Oluvisi l'ti-,zl(-. Laßt diese Geleqem heit nicht voi«iibe1geheii, nicht nui um umsonst nach Chieago zu gelangen, son dern unt einen der anziehendsten Puzzlos der Zeit zu erhalten« An irgend welche Adresse versandt gegen lFinfendung von 25 Centek Agenten verlangt. 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