— N o m Gelingeue Betraurt-Z ! I I Reinholv Sturm-Im i Ministerium ste. Kapitel. carnpugnn tolle-o nennt der Jialiener die Landschaft Neapel, und wahrlich, es würde schwerfein, eine treffenden Be zeichnung für sie zu finden. Blinden-lich teiien der Schöpfung scheinen über « die ses paradiesische Stückchen Erde ausge streut zu sein. In der Nähe Sorrentos und am Ufer des Meeres hin erhebt sich eine stattliche Anzahl von Villin und Schlösfern, in denen glückliche Sterbliche die Herrlichkeiten der Erde in vollen Zügen genießen. Das schönste dieser vornehmen, schimmernden Gebäude ist olfne Zweifel das Lustschloß Miraflore, halbwegs zwischen Sorrenta und Amalfi gilegen, und uiit seinen schlankem schnee weißen Thürmchen, die iin Glanze den la chenden Sonnenschein-s freundlich aus dem dintlen Grün der Lorbeern, Orangen uid Pinien emporsteigen. weithin die Lindschaft beherrschend. Die Besitzerin vin Mirasiore ist die Fürstin Beatrice TeluggisToniacello, eine Aristokratin, dren Namen jedem Jlaliener als der ieiige eines der ältesten Geschlechter be taint und geläufig ist« und in der Land sclaft Neapel weiß jeder Bauer und Fscher von den ungeheuren Reichthü meri zu erzählen, welche der alte Fürst Txmaeello, der ebenso wie seine Gemah lii schon ooreinet Reihe von Jahren vestarli, seiner verwittiveten Tochter hin teilaisen hat. Trotz ihrer sechsundvien zip Jahre kann die Fürstin Beatrice noch ininer für eine stattliche und sogar für eite schöne Erscheinung gelten. Seit viieii Jahren wohnt die Fürstin, ob wchl sie in Neapel selbst ein prächtiges Shloß befihn init ihrer Tochter Mar ghrita Sommer und Winter auf Mira ilire, und der Bischof si-lemens, ihr in itlm lebender Bruder, ist fast der einzige Binchen welchen sie empfängt.——8choii ziiLebzeiien ihres Gatten hatte sie sich nit dein lieblich heranblühenden Kinde iiidie herrliche Einsamkeit von Mira fl re iuiilrkgeioaeii, und alle Versuche da Fürsten, sie zu einer Theilnahme an den lustigen gesellschaftlichen Treiben in Dom und Neapel zu bewegen, waren vegeblich geblieben. Er hatte seine Leinühungen endlich aufgegeben und scn Leben ohne sie zu genießen gewußt, bS ihn die Folgen früh begonnener Aug siiiveiiungen auf ein Ksraiitenlager war fei, von dem er sich nicht wieder erhob. Fürstin Beatrice hatte ihn milhreiid fei nr Leidenstage treulich gepflegt. lxr bit sie wegen seiner zahllosen kleinen Sünden uni Verzeihung und sie beugte sch über ihn,um einen Kuß auf seine Lip ien zu drücken· Mit einer Entfaltung wn ungeheurem Pomp war er in Nea rrl beigesetzt worden, und die Thüren ron Miraflore hatten sich noch fester als zuvor für die Austenwelt geschlossen. Nach eifriger als bisher ividniete die Fürstin sich jetzt der Erziehung ihres « Töchterchens Margherita, von dessen l Schönheit man des Preisena gar kein Ende finden konnte. Sie erhielt die le ausaeieichnelsten Lehrer, und die Fürstin Itheilte sich mit ihrem Bruder, dein i Bischof, in die Ausgabe, die Ausbildung ., ihres Geistes und Geinüths init dersel ,ben gewissenhaften Sorgfalt durchzu führen, wie diejenige ihres Körpers , Bis zu ihre-n achtzehnten Jahre war die Priniessin Margherita ausschließlich auf den llmgang mit ihren Erziehern und ) ihren beiden nahen Blutsoerwandten an gewiesen, und wenn eo nach den Wün schen ihrer Mutter gegangen wäre, so , wäre die Mauer des Paris oon Mira fiore vielleicht auch fernerhin die Grenze s ihrer kleinen Welt geblieben. Aber dei ) Bischof selbst war es, welcher diesen winterlichen Wünschen auf das Nach s drücklichste entgegentras » »Mir scheint, Schwester, daß Tu in denselben Erziehungsfehler verfallen 1 willst, den unsere gottseligen Eltern Dir gegenüber begingen,« sagte er. »Auch sie glaubten Dich gegen die Gefahren und Verlockungen der sündigen Welt ; genugsam zu schirnien, indem sie Dich in strenger Obhut iind Aufsicht hielten, und doch mußten sie nur zu bald erfahren, wie unziireichend dein Dämon der Ver fllhrung gegenüber selbst die aufmerk « samste Fürsorge ist. Darum laß uns auf ein besseres Mittel sinnen, das Kind; . zu bewahren, und las; uns nicht zögern,s das Rechte zu thun, auch wenn eo» Teinern Herzen stir eine kurze Zeit ein; schweres Opfer auferlegen sollte.« « Tie Fürstin beugte demüthig dass Haupt, denn sie kannte die Willens iestigteit ihres Bruders und sie wußteJ daß Alles geschehen wurde, was er ein-s inal beschlossen habe. llni nichts Gess ringeres handelte es sich, als daß sie sichs sür eine lange Zeit-aus Monate oderi vielleicht sogar aus Jahre-von ihreri Tochter trennen und dieselbe der Obhut fremder Leute anvertrauen sollte. DerJ Bischof wünschte Margherita für eini e Zeit in einer vornehmen römischen Fan- ij lie unterzubringen, in welcher sie sich an zwei gleichalterige Töchter-« anschließen und die harmlosen Freuden eines harm losen geselllgen Verkehrs kennen lernen konnte. such hegte peri- heimlich das Oberhath dieser Familie, die Absicht, binnen Kurzem uiit seiner Mil- und seinen beiden Töchtern eine lan e Ieise nach seantreiih nnd Deuts nd zu r « unternehmen und Bischof Meinens war der Meinung, daß eine Theilnahme an dieser Reise unter der Aussicht und Ob hut der Familie Bander den eigent-. lichen Schlußstein in Margherita d Er- « ziehuiig bilden konnten. So geschah es. Margherita hatte bei ihrer Mutter mit den Töchtern des Grafen Bandello oft Besuche inSchloß Mirafcore gemacht und jedesmal war sie strahlender, glücklicher und schöner gewesen. Es schien fast, als sei sie in den wenigen Wochen ihres Aiiienthalteo noch gewachsen, und sung fräiilich reifer geworden so wunderbar blühte sie aus in der veränderten Lebens lust Daß die Veränderung, welche mit Margherita vorging, nicht eine äußerliche sei, daß auch in ihrem ganzen Wesen etwa-z eigeuthümlich wechselt-alled, bald scheu zurückhaltendeö, bald übersprudelnd glückseligeg liege, das sie vorher nochs nicht an ihr gekannt, wollte der Fürstin freilich zuweilen ausfallen; aber sie setzte auch das aiif Rechnung des noch unge wohnten Verkehrs in dei« großen Weit nnd machte sich wenig Sorge daiiidei . Tann war auch der schwere Tag deri Trennung gekommen nnd vorüber ge gangen Margherita hatte mit der Fa- ; Inilie Brinder die große, ans nichts weniger als zwei Jahre berechnete rtteise nach Frankreich und Deutschland ange treten nnd Paris war dazu ersehen, die erstere größere Station des interessan teren Weges zu bilden. Allwöchentlich kam ein langer Bri-f von Margherita, und es war weder an der Ausführlichkeit ihrer Berichte noch an der Zärtlichkeit deo Tones, in welchem sie schrieb, auch nur das Geringste augzusehen gewesen. Trotzdem aber war die Fürstin nicht von ihnen befriedigt worden. Sie hatte sich des Eindrnckg tiicht erwehren können, daß etwas Gezwuiigenes und Frenides in die sen Briesen sei, daß Margherita ihr etwa-z verschweige, das ihre eigenen Ge danken fortwährend beschäftigte. »in Paris hatte die Familie Bandello nahezu ein Jahr gelebt, dann hatte sich der Gras niit seinen Angehörigen einige Monate ani Rhein aufgehalten, uitt nonl dort auo verschiedene deutsche Hauptstadtei zu besuchen, in denen iie bald kürzeran bald längeren Aufenthalt nahmen. » Endlich, nach zwei vollen Jahren, welche den jungen Damen wohl wie ini Fluge vergangen sein mochten, die aber der ein- i samen Frau in Schloß Miraslore wie eine Ewigkeit erschienen, trafen die An zeigen ein, daß man sich zur Heimkehr rüste. J H i i i Bon diesem Augenblicke tm gewannen Margherita’s Briefe an die Mutter ein gänzlich veränderte-Z Ansehen. Sie waren voll der ausgelassensten Fröhlich keit und nicht einziges Wort des Be dauern-s wurde alP den glänzenden und rauschenden Festlichkeiten gewidmet, die gerade jetzt, in den Wintermonaten in der deutschen Hauptstadt beinahe Tag um Tag aufeinander folgten. Auch in Schloß Miraflore herrschte auf die Nachricht von der beoorstehendens Heimkehr der Prinzessin ein freudiges Leben. Jhre seit so vielen Monaten; verwaist gewesenen Zimmer wurden zur» Aufnahme der jungen Herrin hergerichtet, i und die Fürstin ließ es sich nicht nehmen, i selbst nach Rom zu fahren, um allerleii kleine Kostbarkeiten und Kunstwerke aus zusuchen, mit denen diese Gemächer zur fröhlichen Ueberraschung der Antonimem den ausgeschmückt werden sollten. Alles wag Beatrice während dieser zwei Jahre über den vermeintlichen Mangel an Vertrauen bei ihrem Kinde, an Mißstimmung und Trüb-riß empfun den haben mochte, Alles war bis aus die letzte Spur weggeweht und vergessen, als sie die schöne, stolze, sugendfrische Er scheinung mit überströmendem Wonne-» gesiihl in ihre Ai me schließen konnte. ] Doch auch diesmal sollte cin leichteri Schatten in die hellen Sonnenstrahlen( ihrer Freude fallen. Margherita äuß-» erte zwar das aufrichtige Entzücken über i die Umwandlung, welche ihre Zimmer erfahrewhatten und über alle die herr lichen Dinge, mit welchen die Liebe rhrerj Mutter dieselben ausgeschmückt; aber es; mischte sich doch eine gewisse unverkenn bare Verlegenheit in ihre Dankes-saßen ungen, und plöhlich warf sie sich der Fürstin um den Dau, um ihr mit schmeichelnden Worten zu gestehen, daß sie ihren Freundinnen, den Töchtern des» Grasen Bandelle, das Versprechen gegeben habe, noch ein wei teres halbes Jahr — oder vielmehr den Nest dieses Winters bei ihnen in Rom zu bleiben, daß sie dann ganz gewiß ihr liebes, gutes Mütterchen auch nicht für einen einzigen Tag mehr verlassen würde Fürstin Beatrice war von dieser Mit theilung so betrofseit, daß sie im ersten Augenblick kein Wort iu erwidern wußte. Aus einen derartigen Wunsch ihrer Toch ter war sie allerdings nicht gefaßt gewe sen und eine schmerzlichen Kränkung als diese hiltte ihr Laune zu Theil werden können. Es erschien ihr wie eine gütige Fügung des iminelc, als gerade heute der Vischps "-«lemeng erschien und ihr durch einen ihrer Diener sagen ließ, daß er Ie in einer itußerst wichtigen Angele gergeit aus der Stelle sprechen müsse. ie deeilte sich, in den Salon hinab zugeherh in welchem der geistliche Herr sie erwartete. Er ging mit starken Schritten und sichtlich in großer Erre gung aus und nieder-, und altt Beatrice gleich nach der ersten Begriißung anlan gen wollte, von ihrer Tochter zu sprechen, wehrte er mit einer kurzen energischen andlmoegnng alt und forderte sie aus, »»»ch zu sehen. »Die Mittheilung, welche ich Dir zu machen habe, Schoester,« sagte er sicht ilich niit Anstrengung nach den rechten sWoeten suchend, »reine unter gewissen Verhältnissen von einer Bedeutung sein, die sich in diesem Augenblick noch gar nicht absehen läßt. Aber nach handelt es sich dabei um nichts als Vermuthum gen und Ansprüche, deren Berechtigung bislang dinxch nichts erwiesen ist, nnd die wir sorgfältig priisen müssen, ehe wir uns dem Glnuden der Wahrhaftigkeit hingeben, was man uns da erzählt. Darum warne ich Dich im Voraus mit vollem Nachdruck, keine trügerische Hoff nung in Dein Herz eintiehen zu lassen und Dir Ruhe nnd Fassung durch die Ungeheuerlichkeit der Mittheilung nicht rauben zu lassen. Willst Du mir das versprechen, Beatrice?« »Um Gatteswillem Kletnens,« bat die geängstigte Frau, ,,erkläre Dich deutlicher: Was ist es, das Du mir zu sagen hast? Betrisst es mein Kinn-« « a! Wenn auch nicht dasjenige, an welches Du wahrscheinlich bei Teiucr Frage gedacht hast«-« ·,Heilige Jungfrau! Doch nicht — dag andere —- doch nicht —- meinen (5r-testo?« Der Bischof nirtte und ehe er es harte verhindern können, war die Fürstin vor ihm auf die Kniee gesunken und hob beide Hände zu ihm empor. »Klemenö!« flehte sie mit hochge rötheten Wangen und mit wogender Brust. »Wenn Du barmherzig bist, so rede ohne Zögern! —Was ist es mit Ernesto?—-Erlebt? O, all’ ihr Heili gen, er lebt?« Der Prälat runzelte die Stirn und hob die Knieende empor. »Wenn Du Dich trotz Deiner Jahre nicht besser zu beherrschen weißt, Schwe ster-s, sagte er»mit strengem Ernst, »so wird kein Wort über meine Lippen kom men. Sogte ich Dir nicht« daß es sich nur um leere Vermuthungen handelt, und daß wir vielleicht nur das Opfer eines Betrügerg werden sollen? Wiel l i i willstDu die Enttäuschung ertragen,wenn Dich die bloße Andeutung einer entfern ten Möglichkeit schon in einen solchen Zuitand zu versetzen vermag. « Die Fürstin wußte wohl, daß es dem strengen Manne Ernst mit seiner Droh- s ung sei und sie bot ihre Kraft auf, dies Leidenschaft, welche in ihrem Jnnernj wühlte und welche ihr die Brust zu zer spreiigen drohte, zurückzudräiigem ,,-Sprich!« sagte sie, hoch aufgerichtet oar ihm stehen bleibend und die Zacken den Lippen fest aufeinander pressend, während ihre Augen mit glühendeni Eifer an jeder Bewegung seines Mundes hingen. Die Vergangenheit stieg vor; ihr aus: Sie fah, wie sie, ooin’ Fluch ihres Vater-I verfolgt, dein Drangei ihres Herzens weichend, mit ihrem Miisiklehrer das Elternhaus heimlich verlassen, wie sie kurze Zeit in Armuth, aber vom Glück der Liebe beseligt mit ihrem Gatten gelebt, bis ihr ein Sohn,i der in der Taufe den Namen Ernesto ei-i hielt, geschenkt ward. Bald darauf? starb ihr Gemahl und ihre Familie hattes mit Gewalt und List ihr Kind genannt men und in Paris erziehen lassen. Dort sei es gestorben, hieß ed. Aber ihr Mutterherz glaubte es nicht« Jii den freudlosen Jahren ihrer zweiten Ehe» hatte sie immer an der Hoffnung festge halten, ihren Zahn wieder zu sehen. Und jetzt sollte ihr Sehnen sich erfiillen!·t Der Bischof zog nun einen Brief hervor und sagte, denselben mechanisch zwischen seinen Fingern drehend: »Es sind wenige Monate vergangen, seitdem ein Mensch bei mir erschien, der allem Anchein nach auei Frankreich oder doch auo einem französisch sprechenden Lande kam, und der sich erbot, mir Ent hüllungeii über den Berbleib Teines erstgeborenen Sohnes Ernesto zu machen. Er behauptete, derselbe sei nicht gestor ben, sondern aus den Antrieb eines ge wissen Jerome Tuplessis, der, wenn ich nicht irre, Teiii Kainnierdiener war, aus Paris entfernt und ihm selbst zur weite ren Erziehung übergeben worden« Der Todteiischein soll demnach eine Fälschung uad die ganze Erzählung von seiner Krankheit und von seinem Tode nichts als ein Märchen gewesen sein. « Die Fürstin war außer Stande, noch länger an sich zu halten« und —- beide Htinde aus die Brust drüaend, fiel sie initc liebender Stimme ein: »Ich habe es geahnt— o mein Gott-— ich habe es geahnt! Und eine Stimme in meinem Herzen sagt mir, daß es die volle Wahrheit ist! —Aber warum kam er nicht zurück7—Wo ist er's-Wann werde ich ihn sehens« « »Nun, so höie denn weiter! Jener Mensch, der sich selbst datu bekannte-, aus Duplessis’ Antrieb den Todter-scheut geiälscht zu haben, wahrscheinlich iveil Dein ttanunerdiener beabsichtigte-, aus Grund des BetrugeS später einmal große Summen von Tir zu ei«pressen, gestand mir weiter, daß er den Knaben bald nachher einem Mann inDeutschland .übergeben und daß er dann im Verlauf der ganzen zwanzig Jahre nichts mebr »von ihm gehört habe. Er wollte niir den Namen und Wohnort des deutschen iManneg nicht nennen, und verlangte nur »die Zusicherung einer großen Belohnung, five-in es ihm gelänge, Deinen Sohn Haussindig zu machen und vollgiltigen Beweis dafür zu erbringen, daß wir es Hvirklich mit dem angeblich Verstorbenen izu thun hätten. Diese Belohnung sglaubte ich ihm zusichern zu dürfen, da »ich überzeugt war, daß es nicht gelingen Iwürdtz mich zu hintergehen, und so reiste der Mensch nach Deutschland ab. Jch hörte nichts mehr von ihm. Nun aber empsin ich gestern einen aus Siena da tirten gries, der inich zwingt, dei- Ange legenheit näher zu treten und auch Dir davon Mittheilung zu machen. ier ist er-— ich ersuche Dich, ihn sei st zu llesen.« Mit liebender Hand empfing die Für stin da? Papier uttd es verging eine ge raume Weile, ehe sie int Stande war, den in etwas unbeholfenem Jtalienisch geschriebenen Jnhalt zu entziffern. Das bedeutsame Schreiben enthielt die einfache Mittheilung an den Bischof, daß der, welchen man gesucht habe, gefunden fei,daß zwar derMann,welcher am ehesten berufen gewesen wäre, alle Zweifel über die Echtheit seiner Person zu beseitigen, nicht mehr unter den Lebenden weile, daß aoer der Schreiber des Briefes im Stande sei, sich durch vollständige Dokumente und eine Anzahl von Briefen des ehe maligen Kammerdieners Jerotne Dap leisis als der rechtmäßige Sohn der Für stin Tomaeello ztt legitimiren. Er un terschrieb sich denn auch mit stolzen ttnd festen Buchstaben: »Ernesto, Prinzipe di Tomaeello« und ersuchte den Bischofs ihm Ort und Stunde für eine Zusam tnenkunft zu bestimmen, da er die Frau Fürstin, seine Mutter, nicht durch ein unerwartetes Erscheinen in gar zu ge waltige Aufregung versetzen wollte. Beatrice stieß einen Jubelrus aus, als sie den Brief zu Ende gelesen und drückte in strömen-er Seligkeit das Blatt an ihre Lippen. »Er ist es! Er ist es! Er ist es!« rief sie einmal über das andere. »Die Stimme meines Herzens sagt mir, daß er es ist.und sie hat mich noch niemals betrogen! —-— O, laß uns eilen, Kle mens, ztt ihm zu fahren! Wenn ich den Schmerz ertragen konnt-e, ihn zu verlie ren, wird mich auch die Freude, ihn wie der gefunden tstt haben, nicht zu Boden werfen! — Noch in dieser Stunde tttüssen wir nach Siena; denn nicht das Glück, aber Qualen der Ungewißheit und Er mattung würden tnich tödten, wenn ich hier bleiben ntiisite!« »Und dennoch wirst Du Dich dazu entschließen tniissen,« sagte der Bischof mit großer Bestimmtheit ,,Frauen «— und namentlich, wenn sie Deine Natur haben —— sind nicht dazu gemacht, in solchen Dingen ruhig und mit scharfem Blick zu priifettk Tsir gegenüber würde ein Betrüger leichtes Spiel haben! Hier können wir nicht nach Gefühls Jntpulsen handeln, sondern der nüch terne Verstand allein darf fiir unsere Entschlusse bestimmend sein. Jch selbst werde nach Siena reisen uttd aus mei nettt Nittnde tvitst Du erfahren, ob jener ein liharlatan oder ob er wirklich Dein Snbtt tft.« Gegen eine Willensäußerung, welche er einmal mit solcher Entschiedenseit ausgesprochen hatte, gab es keinen Wi derspruch mehr,—— das wußte die Fürstin sehr wohl, und darum unterwars sie sich auch diesmal ohne eine weitere Einwen dnng seiner Entscheidung. Sie stand am Fenster, als unten aus dein längs desj- Strandes dahinsahrens den Fahr-rege die Equipage des Bischofs davonrollte, und so feurig auch die Rasse ausgrifsem — sie bewegten sich siir die vergehende Ungeduld der Fürstin viel zu langsam von der Stelle und sie hät ten Flügel haben müssen, wenn sie mit « ihrer vorauseilenden Sehnsucht gleichen. Schritt halten sollten. 33.Uavttel. i Von destnAugenbttck an, tvo sie ins Ourhaven die »Aha-« des trapitiinj Patterton verließen, hatten Brutto uttdI Schiele kein anderes Hin-l ittt Auge ge-’ habt, als dac, auf dein tiirzesten Wege nach Italien zu gelangen Tie Auf-i gabe war namentlich fiir den Lehteren eine keineswegs let-tue gewesen. Eg, war eitt Steckbrief litttter ihtn erlassens worden, der ihn ttrttiirlich auf seiner Flucht tticht wenig gefijljtdete· Am vor theilhaftesten wäre eg jedenfalls gewe sen, wenn sich die beiden Freunde ge-l trennt ttnd ein Zusammentreffen ans einent sichern Orte nußerljab Deutsch lands vereinbart hätten; aber von einent ; solchen Arrangement wollte Brutto trotzz der Gefahren, denen er itt Schiele’s’ Gesellschaft ausgesetzt war, durchausi nichts wissen. Daß er selbst nicht ver-; folgt tvurde,war er bald inne geworden, E denn er erfuhr aus den Zeitungen, daß « der Generallieutenant Graf Holrljattjen plötzlich verstorben sei und dass die jttnge Kotnteije die Hauptstadt verlassen habe-, unt einett längeren Crholnngganfentljalt in einettt milder-en Klittta zu nehmen. Was aus dem Professor geworden war-, hatte er nicht erfahren. Bei dieser Sachlage schloß es immerhin eine gewisse Aufopietung in sich, den Reisegefährten eines stcckbrieflich Verfolgtett tu machen. Wohl nntren sie einige Male ttalje genug daran gewesen, den Behörden in die Hände zu fallen, aber jederzeit hatte Schiele noch zur rechtett Zeit die geeig- «: jneten Mtttel zum Entwifchen gefunden iund obwohl man fast btg zur Grenzei auf feiner Spur geblieben war, hatten i sie dieselbe doch glücklich überschritten und sie durften damit jede unmittelbare Gefahr als beseitigt betrachten. Aufs diesetn langen Wege hatte Schiele Zeit( genug gehabt, Bruno in alle Einzelhei-s ten seiner Auf abe einzuweihen. Nach- ; dein sie sichdur vorsichtigeErtundigungen informirt hatten, daß in den Verhält nissen inzwischen keine Veränderung ein- ’ getreten sei und daß die Fürstin Beatrice ; omacello noch immer aus ihrem Schlosse Miraflvre bei Sorrento lebe,I während Bischof Klemens seinen Aus enthalt in Rom enommen habe, hatten sie sich in dem ätiidtchen Siena, also dem Wohnsitz derFtirsiin möglichst nahe, niedergelassen, und von dort aus hatte Brutto aus S tel« Anweisung jenen Brief an den ischof geschrieben, der sur die Fürstin eine Quelle so großer Angst und so namenloser Aufregung ge worden war. Sie hatten eine Ausspr derung erwartet, sich unverzüglich nach Schloß Miraflore zu begeben und sie waren nicht sehr angenehm überrascht, als ihnen ein Telegramm des Mschofs Klemens dessen persönliches Erscheinen in Siena ankündigte. Statt seiner er schien aber um die angegebene Zeit in der einfachen Osterio, in welcher sie abgestiegen waren, ein Pater, der sie im Auftrage seines Priors ersuchte, unvor ziiglich in das nahe gelegene Franziska nerkloster zu kommen, wo man sie unbe dingt zu sprechen verlange. Jn der Begleitung des Franziskaner Mönchs betraten sie das ehrwürdige Klostergebäut·e. Bruno konnte sich einer leichten Beklommenheit nicht erwehren, während freilich sein Genosse in einer langen Schule der Verstellung nnd des Verbrechens gelernt hatte, sich gegen jeg liche Einwirkung äußerlicher Dinge auf sein Gemüth zu verwahren. Der Pater » geleitete sie in ein hohes-, ebenerdiges Gemach und forderte sie auf, hier zu warten, während er selbst sich entfernte. Sie mußten fast eine halbe Stunde lang harren, ehe sie draußen auf dem Gange den langsam iiähe1-kointt1enden Schritt eines Mannes vernahmen. Die Thür wurde von demselben Mönch gIöfsneh welcher sie hierher geführt hatte, aber hinter ihm erschien auf der Schwelle die hohe gebietenko Gestalt des Bischofs Klemens selbst. Sein klare-J falten scharfes Auge ruhte eine kleine Weile prüfend auf den beiden Fremden, deren bescheidenen Gruß er nur mit einer geringen Bewegung der Hand mit einem kaum merklichen Neigung des Hauptes erwidert hatte Der Bischof war es, welcher zuerst das Wort ergriff. Er trat einen kleinen Schritt auf Brutto zu und fragte ihn mit seiner tiefen, volltöuenden Stimme, ob er es sei, der da behauptete, die Für stin Totnacello seine Mutter nennen zu dürfen. Der Angeredete hatte kaum die Fassung, mit einem vernehmlichen »Ja« zu antworten nnd statt seiner begann Schiele, welcher von dem Benehmen seines Genossen eine ernstliche Gefähr dung ihres ganzen Unternehmens zu be fürchten anfing, mit großer Beredtsam keit auf den Fürsten einzusprechen, aber verstummte schon nach den ersten Sätzen wieder vor dem oerweisenden Blick des Prälaten Zum Glück gewann der junge Mann allmälig die Sicherheit seiner Haltung wenigstens zum Theil zurück, um dem Bischof jenes Märchen zu erzählen, das sie einander oft genug wiederholt hatten. Soweit seine Erin nerungen reichte-t, sagte er, sei er in den Händen fremder Leute gewesen, die ihm wohl hier und da dunkle Audeutungen getnacht hätten, daß er von hoher Geburt sei und aus einem fremden Lande statu me, von denen er aber niemals eine volle Aufklärung über seine Herlunft erhalten habe. Er habe eine traurige und freudlose Jugend durchlebt, denn er sei von dem Einen zum Andern gestoßen worden und habe sich schon frühzeitig sein Brod selbst erwerben müssen. Be sonders schlitnme Tage seien über ihn hereingebrochen, alsJ auch sein letzter Wo lthäter vor wenigen Monaten mit den Tode abging und er würde vielleicht gänzlich zu Grunde gegangen sein, wenn nicht Herr Roedler, ein edler und unei- , gennütziger Mann — nnd dabei deutete er auf Schiele — sich seiner angenom men und ihn vor dem Verderben bewahrt hätte. Durch den Eifer dieses Mannes und durch eine Verkettnng seltsam glück licher Zufälle sei es ihm auch allein möglich geworden, jetzt an dieser Stelle zu stehen. Nun erzählte er eine sehrs geschickt ersundene und höchst rührendel Geschichte, durch welche wunderbarei Fügungen er die Bekanntschaft des in einem titankenhause auf dem Sterbebette liegenden Belgicrs gemacht habe, der seiner Spur gefolgt sei und noch gerade i indem Augenblick, wo er im Begriff gewesen sei, ihn aufzufinden, beinahe zu Grunde gegangen wäre, ohne seine Ab sicht erreicht zu haben. Er wußte verschiedene Kennzeichen an zugeben, welche den Bischof nicht in Zweife· lassen konnten, daß wenigstens ein Theil dieser Geschichte unbedingt auf Wahrheit beruhen müsse und auch das Aeußere des Sprechenden schien diese Annahme zu unterstützen, da das Gesicht des Prälaten immer sinnender und nachdenklicher wurde, se länger und aufmerksamer er den jungen Mann be trachtete. ,,L?tes inog woyl Wuytyett scin,«, sagte er endlich; »aber wet« ist mirs Biirge dafür, do ich keinen von Euchs jemals gesehen habe und die heutiges Welt voll Trug nnd Falschheit ists Sind doch dein Menschen die höchsten Dinge nicht nicht- heilig — wie solltel ich du eine so ubenteuerliche Kunde ohne gewichtigere Beweise als Euer Wort ans Treu und Glauben hinnehnienW »Auch die geivichtigeren Beweise sind vorhanden, Durchlaucht,« niischte sich setzt Schiele, der sich nicht länger mehr zurückzuhaltenvermochte, in das Ge spräch· »Ist dem Nachlusse des Man nes, bei welchem sich mein junger Freund, der durchlauchtigste Prinz Tonmcetlo, zuletzt aufgehalten, fanden sich oet s-chie dene Dokutnentc, die uns zwar damals unverständlich und bedeutungslos er schienen, die aber eine hohe Wichtigkeit gewannen in dem Augenblicke, wo wir uns in dem Besitz der Enthüllungen des verstorbenen Belgiees befanden. Wol len Eininenz die Gnade haben, diese Dokumente selbst einer Durchsicht zu unterziehen« Er legte die Briestasche, welche et« schon lange bereit gehalten, aus den Tisch und begann die Papier-e und Briefe, welche dieselbe enthielt, auf dem Tische suszubeeltem Da feind slch eine i sa Reihe- voii Brieer des verstorbenen Kammerdieners der Fürstin. »Diese Brieie mögen wohl echt sein,« sagte der Prälat nach aufmerksamer Prüfung, »denn die Verhältnisse, welche in ihnen Erwähnung finden, entsprechen einigermaßen der Wirklichkeit, und es ist mir sogar, als wenn ich eine gewisse Aehnlichkeit der Handschrift entdeckte. Aber was beweisen sie? —- Könneu sie nicht durch einen Zufall in Euere Hände gerathen sein und Euch veranlaßt haben, ein Gaukelspiel in’s Werk zu setzen, das meine Schwester und mich bethören soll? — Ich würde mich kaum zu einer Anerkennung entschließen können, wenn Eure Ansprüche nicht auf festeren Füßen ständen.« « « »Dein-den E ire Eininenz die Prüfung nur fortzusetan « sagte Schiele geschwei dig, während Liiuno einige Schritte zu rücktrat und durch ias Bogenfenster au den öden, trostlosen Kloster-has hinaus starrte. Bei der Untersuchung der Papiere war er ja überflüssig, und es lag nur vollständig im Charakter seiner Rolle, wenn er sich den Anschein gab, als ob ihm diese Unterhandlungen außer ordentlich peinlich seien. Es waren in der That ganz unwiderstehliche Beweise, die da in einer Reihe von unscheinbaren Blättern zu Tage kamen· Ein gar ge wichtiges Schriftstück war ein Todten schein, ausgestellt vor mehr als zwanzig Jahren von dein Doktor Dumont in Paris über das Ableben des vierjährigen Anatolc Bisson, der an der Bräune ge storben sei —- ein Attest, das von der Polizeibehörde mit ihrem Siegel beglau- . bigt war. Tieser echte Todtenschein war das Modell gewesen, nach welchem der Belgier damals das gefälschte Attest über Ernesto’s Tod ausgesertigt hatte. Er hatte das Vorbild bis aus den Na men nachahmen können. Aber die Kette der Beweise war damit noch n:cht zu Ende, und immer gewichtiger fügte sich Glied an Glied· Sinnend und mit gesenktem Haupte stand Fürst lKleinens an dem Tische — nachdenklich bald das eine, bald das andere der Papiere durch seine schlankem weißen wohlgepflegten Finger gleiten lassend. Er richtete sich plötzlich in seiner vollen iniposanten Größe empör und winkte den am Fen ster stehenden jungen Manne, ebenfalls an den Tisch zu treten. Mit durchboh render Schärfe heftete er seine Blicke aus die beiden Fremden und sagte dann in so langsamem, feierlichen Tone, als stände er vor dem Altar, um ein Hoch amt zu zelebriren: »Nnr Gott der Allmächtige, der in seiner Allwissenheit jeglicher Kreatur bis ins innerste Herz zu schauen vermag, kann hier die Wahrheit entscheiden! Jch bin nur ein schwache-r, kurzsichtiger Mensch, dessen Augen das Dunkel nicht Zu durchdringen vermögen, mit welchem sündige Menschen hier ihr Werk umhül let haben! —- Lasset mich hoffen, daß es die volle Wahrheit gewesen sei, was ich von Euch erfahren! Legt Eure Hände auf dieses Kruzifix und schwört mir bei dem Bilde des Gekreuzigten nnd so wahr Gott Euch gnädig sein möge in Eurer Stier-bestunde, das; Eure Erzählung so wahrhaftig gewesen, wie alle diese To kuinente lauter und echt sind. —- In welchem Bekenntniß auch immer man Euch erzogen habe —- die furchtbare, ungeheure Sünde eines Meineides muß Euch von Kindesbeinen an vor das Ge wissen geführt worden sein, ’nnd unt Eures eigenen Seelenheiles willen gebe ich mich der Zuversicht hin, daß Jhr lieber reuig umkehren und unbehelligt von dannen ziehen werdet, wenn ein Falsch in Euren Worten ist, als daß Jhr den Namen des Allerhöchsten miß braucht und Euch selbst um Euer ieitiich Glück und um Eure ewige Seligkeit be triigt!« Fortsetzung folgt-) »e. sjäinorthoiden können tnriri werden, Oä inoikhoiden werden knrirt werden nnd Hä inorrhoiden sind kurirt worden mit Te Will s Witch anzel Salbe. Hin ausgezeichnete-g Mittel gegen alle .i,3aiitfiaiikl)eins.n A. W. Buchl)cit. — Weltausstellungcreifeude werden es so haben. Das Publikum verlangt Durchreise Es ist aktvätcrisch »Wagen in wechsean Ani den Durch « Solid Beitibule« Zügen der (5hicago, Unionöz Jtoithwejicin Linie von oder zu 6hicago, x tnalm nnd den zwischen liegenden Staiionen qnsbt es kein llmneiqen. Dies ist die feinste nnd ichnellnes ; ciöi··deiung Zwischen den genannten Haku-n Burlinqton reduzirte Mater-. Für die folgenden Dreian wird tnc Nu lington Unumwu- LXillcke Iixr(-Is1(-««·ial)1111nd cin Tut-et nach dem Nttmfath Hast un kanicnz Dounmtton Y. l'. d. (’. lsI , .I»«sm11ngy, vom Bl. Mem bisj TI. Jlth Wilh-I Irrtum vom th. März biss- «.I, April. Frau-z Umstnumi Hocnnusrcial («"o«gicn, DIRme Umh, W. APUL Billet Bei-kam vom 21.b1L-".’l. leuL Haus-jährliche chammlung, Nrnjelnac A « l'. W . Ymcohh Neb» vom U. bis Isi. Mai. Billet Beifalls vom S. bis Iz. Mat. Einsannnlunq der Nebraska Mrdikinijchen Ntsjrllidmit Nebraska Nka Neb» vom 1(;. bis Is. Mai. Billet««zke1"h11tf vom Itz. bts M. 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