Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 19, 1893, Image 11

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    « Aus der Werth
Die großartige Flottenrevne, welche
in den jüngsten Tagen Kriegsschiffe
vieler Nationen. darunter auch zwei
deutsche, im New Yorker North Niver
vereinigte, verleiht einem kürzlich unter
obigem Titel erschienenen Aufsatze von
Pl. Oskar Klauszniann iiber die deutsche
Kriegswerst doppeltes Interesse nnd
wir hoffen uns den Dank nn·erer Leser
zu verdienen, wenn wir dieie Studie
hier ausführlich wiedergeben :
Deutschland hat drei Kriegstverften
nnd zwar in Mel, Wilhelinshaven und
Danzig. Die letztere ist die kleinere
nnd nur flir Reparaturen bestimmt ; die
Kielcr Kriegsmerft aber ist die größtein
der gan en Welt. Die Bestimmung
der Werften ist es, die ihnen zugewiese
nen Schiffe nnd Fahr-Zeuge nebst Zu
behiir zn erbauen, aufzubetvalnseth iu
Stand zu halten nnd zu reparireu, so
wie dav zur Ausriistung der Schiffe
nnd Fahrztnge erforderliche Inventar
Und Material zn beschaffen nnd bereit
zu halten.
An der Spitze der Werft steht ein
Kanne-Admiral oder siapitiin zur See
als Oberwei-ft-Tii«ettor, dein die Di
rektoren fiir Aridriistitng, Artilleric,
Schiffsbau und Hasenbau, sowie der
Navigationsi nnd Tot-pedo-T-ireltor
unterstehen
Die Hanptbedingung für die Anlage
einer Werft ist eiti guter Hafen, dann
aber eiit genügend großer Platz von
vielen Heltar Umfang, aus dem die Erob
lissements der Wer-it errichtet werden
konuein Der Besuch von Wersten ist
mir gegen besondere Erlaubniß dev
Oberwerst-Direktor6 oder des loiuinaui
direnden General-I der Marinesiatiou
gestattet, und iveun tvir mit dein Er
laubnißschein bewaffnet ant Hauptwe
tal der tnlt einer hohen Mauer mitge
benen Werft erscheinen, finden ivir zu
unserem Erstaunen «einen Berliner
Schntznianu vor, der uns den Passiv
schritt absordert. Da mit äußerster
Strenge auf den stricgewerften darüber
ewacht wird, dass gewisse Raume und
- btheilungeu von keinem Unberufeueu
betreten werden, sind nach Tiiazig liiel
nnd Wilheluishaven beständig zum
Wachtdienst eine Anzahl Berliner Zchutzs
leute iomtnandirt. Ein solcher Schutz
niatin übernimmt auch unsere Führung
und erweist sieh als sehr unterrichtet
über die vorhandenen Anlagen. Nach
dein wir das Hortal passirt haben, ent
decken wir einen Feiterioehrposten, der,
mit der Doppelart auf der Schulter,
vor der Feuer-wache auf und ab spaziert.
Die Feuerwehr wird auf Etaatdioiien
aus den Arbeitern der Werft gebildet.
Die Weist beschäftigt durchschnittlich
gegen sit-tu Arbeiter-, siir welche beson
dere Häuser, Speise-:)lustalten n. s. w.
errichtet sind. lltn zu unterscheiden, ob
man einen Arbeiter oder Unbernfeueu
vor sich hat. tragen alle auf der Weist
beschäftigten Arbeiter UmsormsMiihen
oder uietallene Abzeichen an der Rott
klappe oder Blechschilder an der Mühe
Vorn Hasen aus führt ein siaiiah die
sogenannte Einfahrt, itt die Werft hin
ein nnd mündet iit ein großes Bassin,
das AnsriistnithBassiih welches ntit
zahlreichen Magazinen und Gebäuden
umstellt ist. In diesen Magaiineu la
gern Geschützt, Boote, Ketten, Tau
werk, Segel, Bohlem Masten, Raaen,
Chronometey Kompassr. kurzum das
ge atntnte Schiffernaterial und Inven
tar. In dem Bassin selbst liegen be
festigt am Ufer eine Anzahl großer-s
Kriegsschisfr. die allerdings einen wenig
imposanten Anblick bieten. Sie sind
«außer Dienst gestellt.« Matt hat die
Maften und das gesammte Tau- und
Segelwerl abgenommen, die Geschütze
in die Magazine gebracht und Alles aus
dein Schiffe herausgenommen nnd ina
gazinirt, was nicht nieti und nagelsest
ist. Au "edent der Schiffe haust setzt
nur ein achten der besonders wegen
Feuersgesahr hier ist, und eine in
Reichediensten stehende Rahe.—Bon1
AusrüstungesBaksin führt eine Schleuse
nach einein eben o großen Ba sin, das
Lili- den Bau be timmt ist. in Ende
es Baubassind befinden sich vier große .
Docks, durch deren Kammerschleuseui
die küßten Kriegsschisfe gebracht wer- j
den önnen, wenn man unterhalb der!
Wasserlinie Reparaturen an den S if- s
ten vorn men lassen will. Drau en .
in Hafen legt verankert ein tolossalee l
Schwimmde weich-e ever-sau- die s
rdßten Krie ssehifse au nehmen kann. s
Desgleichen st das Bau sin umgeben s
von einer Reihe von Magazinen und
Warnen-se i
Unser Schu mann erklärt, daß ed
unter keinen ltnsttinden gestattet ist,
Mo azine nnd Werkstätten du betreten. »
Sei st hohe Ossiziere der karine und
der Landarrnee, die nicht direkt dienstlich
in digen Räumen u thun haben, sind
dont intrittaud eithlossem Wir mits
gn und daher eåniigem die großen
aulichkeiteu von uszen zu bewundern
und der Arbeiterlarrn, der aus diesen
Gebäuden tönt, laßt es uns wenig em
ladend erscheinen, näher u treten, da
hier von Hunderten von kril tigen Armen
ununterbrochen die schweren Hammer
eschwungen werden. Die Ambose
lingen wie ein kolossaled GlockenspieL
Die Schmiede, die Schloserei. die
Artillertetverkstatt, die Mas neun-erk
gn, die Werkstätte öiir das legen der
anzerplattem die olzs neiderei, die
e elinacherei, der Holzchuppem der
Ko lenschuppetn der tijiastenschuppem
die Gießerei, die Kesselschmiedh sie bil
den gewiss-»Nun e ne kleine Stadt sllr
geh, un .eceixtungasiihigkeit kann im
alle einer Mo iluiachung kolossal ge
steigert wertcm denn llberall befindet
sich elektrischea Licht nnd eventuell sind
Vorkehrungen getroffen, unt Tag und
Nacht die Arbeit nicht ruhen u lassen.
Wir finden ans dein wetten la noch
von Baullehteiten eine Gadansta t, ein
SM
Fadchrgewolr silr die Wasserleltung,
e peiseanstalt siir Arbeiter-, Be
amtenwohnnngen, das Hand für den
Oberwerft-Direltor, das Verwaltungs
gebände, das Kontrollgebiiude, Inven
tartnagazine, ein Spri enhaug, eine
Xampftation für die Lntleernng der
rockendocks, sowie ein Bnrean, in wel
chem die eingehenden Materialien ge
priist werden nnd in dem allerlei sonder
bare Maschinen znm Zerreißen von
Tanen, Brassen nnd Ketten aufgestellt
sind·
Endlich sehen wir lolosfale über-dachte
Räumlichkeiten, in denen die Seliffe
»auf dem Helling siehen«, d. l). im Bau
begrifer sind. Jn der Nähe des Ban
bassind befinden sich zahlreiche kleinere
Boote,Ta111pfet· nnd Schalnppen im
Ban. An einer Stelle, an der das
meisteLeben nnd Treiben sich conten
trirt, steht sogar eine ilrenzeriorvette
anf dem StapeL und ihre riesigen Di
mensionen erfiillen nnd mit Staunen
nnd Bewunderung. Leider ist auch das
nähere Herantrcten an diesen Werkplaiz
untersagt. Dafür wird nnd aber ge
schildert, wacz die Judienftftellnna eines
Schiffes bedeutet.
Die dentsche Flotte setzt aus ihrem
Schiffsbestand (in gewissen Perioden)
ganze GeschwaderMsammein welche den
Zweck haben, die annschaften auszu
bilden (das sogenannte ,,llebungsge
schwader«), nnd welche danit Reisen
unternehmen, die mindestens ein Jahr
dauern. Außerdem werden »tireu;er
geschwader« gebildet, welche neben dem
Uebungszweck für die Mannschaften
nndLsfiziere die Aufgabe haben, in den
fremden Meeren die deutsche Flagge tu
zeigen und würdig zu vertreten. Es
sind ferner einzelne Schiffe aits den tier
schiedenen ansierscnropiiischen Stationen
standig anwesend, während andere
Schiffe, vorwiegend Kreuzer nnd streu
zerkorvetten, im besonderen :’litstrage
zur Unterstützung politischer nnd diplo
ntatischer Trangaltionen bald hierhin,
bald dorthin geschickt werden. Die tticht
verwettdeten schiffe liegen, wie bereits
ertviihnt, itt den Auge-uswngsbassind
der Werften. Die Vjianuschaft nnd
Offisiere sind am Lande iasernirt nttd
thun eifrig Dienst, ebettfo tvie die Jn
fauterie.
Die Judienststellung eines Schiffes
ist nicht nur mit großen Kosten ver
knüpft, sondern bedingt auch später eine
große Zahl von Mehrandgaben Zo
ald ein Schiff itt Dienst gestellt ist- -
wac- nnr auf Befehl ded Kaisers erfol
gen lann---—-erhalten die auf demselben
befindlichen Mattitschaftett nnd Offi
ziere erhöhte Lohuung Die Dienstzeit
aitf Schiffen, die in Dienst gest. . sind-«
wird bei der Pensionirnng hoher san-;
rechnet, als die Dienstzeit am Lande.
Nehmen wir nun an, ro seien in
Ziidatnerika, in jenem ErdtheiL in dent
die Bürgernnruhen nnd Revolutionen
sa an der Tagesordnung sind, Streit
fälle zwischen irgend einer Regierung
uttd einem deutschen Konsul vorgekom
men. Matt hat vielleicht die deutsche
Flagge beschimpft, sich an dentschem
Eigenthum vergriffen, ntid die betref
fende sitt-amerikanische Regierung er
iliirt sich nicht ohne Weiter-ed bereit,
volle lsienngthuung zu leisten. Es er
halten dann die Schiffe, die sich in nord
oder siidamerilanischen Hafen befinden,
von Berlin aut- den telegraphischen Be
fehl, sofort nach dem betreffendenHafeu
zu eilen, utn dort evetttuell tnit Anwen
dung der Waffengewalt die Ehre der
deutschen Flagge wieder herzustellen
und dem zeonsul oder den Reiche-ange
hiirigen Recht zu verschaffen.
Zur Unterstützung flir solche Denions
strationeii stellt man aber auch ein Schiff
in Dienst nnd an die LberwerftiTts
rektion kommt die telegraphische Order :
Auf Befehl Sr. Masestiit ist binnen
acht Tagen die Kreuzerloroette »rein
zig« aiisznriisten und in Tienst zu stel
len· Wenige Minuten nach Eintreffen
dieses telegraphischeii Befehles eilen die
Ordounanzen durch die Werft, unt
sämmtliche Direktoren sofort itach dem
Burean des ObertverftiDirettoro zu
eitiren. Eine Viertelstunde später sieht
die ganze Umgegend des Anoriistnngds
bassino vollständig verwandelt ans
Der Wächter auf der Kreuzerkorvette
nnd die Reichskatze bekommen keinen
erin en Schrecken, wenn plötzlich 300
keuschen auf das Schiff stürzen und
auf demselben zu arbeiten beginnen, als
gelte es ihr Leben. Maler-, Austrei
cher, Schlosfer. Maschlnisten, Segel
inacher u. f. w· beginnen ihre Arbeit.
Aus den Magazinen werden die noth
wendigsten Jnoentarstlicke herbeige
schafft und weni e Stunden später sieht
man schon die i taften mit den Raan
aus dein Schiffe emporwachsen. Die
mii tigen Krähne am Ufer laden die
Nie engeschütze auf das Schiff ein, wo
dieselben auf die feststehenden, im Schiff
gebliebenen Lafetten gebracht werden
und ununterbrochen kreischen und fau
chen kleinere Kahne, durch welche Floh
len in das Schi« geladen werden. Se
el, Ruder, oote werden in das
chiff gebracht und an ihre Platze ge
stellt oder in den Räumen verstaut.
Jedes einzelne Eisen- und Holztheils
chen wird auf feine Oicherbeit und Fe
stigkeit geprüft, und nothwendi e Re
paraturen werden mit größter Beschleu
nigun vorgenommen. Am fünften
Tage Schon ift die Hauptarbeit gethan.
Das Schiff sieht allerdin s außen und
innen ent cylich unreinli aus. Koh
lenstaub liegt zollhoch herum und Decks
und Treppen, auf denen sich Tag und
Nacht 300 Menschen heruingetumnielt
aben, find nichts weniger als sauber·
s beginnt nun eilte energische Reini
gung. Zwei Tage lang schwimmtalles
In den verschiedenen Decks, in der Bat
terie und dem Zwischcndeck von Waffen
Alle Lucken sind geöffnet. Am sechsten
Ta e kann der Qberwerft-Direltor aber
ers einen und das blitzfaubere Schiff
man den Wust-Direktoren sich überge
ben lassen. Maschinen, Kessel, Auf
———I
enthaltsotte stir Matrosen und Offi
lere, Materialienvorräthe, Gefchtitze,
akelage, alles ist in s önster Ord
nung. Der Oberwerft- irektor teles
graphirt nun nach Berlin, daß das
Schiff bereits vor der festgesetzten Frist
ausgerüstet ist, dann wird durch einen
Schleppdampser die Kreuzerlorvette
»Leipzig« ans dem Ausriistungsbassin
na?J dein Hafen geschleppt.
n der großen Kaserne in der Nähe s
des Hasens herrscht ebenfalls schon seit s
Tagen lebhafte Bewegung· Am Nach
mittag erscheinen 400 Mann und 20
Osfiziere und Ingenieure, welche die
»Leipzig« befetzein Es ist dies die Be
sahnng, welche mit der siorvette nach»
Siidamerika gehen soll, um dort, wenn ;
es noch nicht zu spät, ihre Mission zu i
erfüllen Nach Vorschrift macht die
Kreuzerlorvettc mit voller Befatznngz
eine sechestiindigc Probefahrt unter-J
" Tam f; dann geht es nach dem Hasen
zuriii nnd die Manuschaft bezieht wie
der die Finserue d. h. nur flir die Nacht- L
denn am nächsten Morgen beginnen die .
Matt-osen auf dem Schiffe mit demsel
ben Eifer zu arbeiten« mit dem die»
Werftarbeiter hier in den letzten sechs
Tagen gewirthsehaftet haben. Es gilt
das Einnehmen von Mnnition, Pro
viant, Wasser nnd der Dinge, die fiir
Fortbewegnng nnd Erhaltung eines
kriegstiichtigeu Secschiffetz nothwendig
sind. Am dritten Tage ist auch diese
Arbeit vollendet.
giingen zusammengese t ist, willkom-;
Um 7 Uhr sriih haben die Matrosen
schon die vorgeschriebene Reinigung der
Schifses vorgenommen, obgleich dieselbe
bei der allgemeinen Sanberkeit über
flüssig erscheint. Jhr Frjihstiick haben
sie in der Siaserne eingenommen nnd
erst das Mittagsessen werden sie an
Bord erhalten, wenn das Schiff in
Dienst gestellt ist. Die Schifssetitette
schreibt vor, das; dieses Jndienststcllen
früh um U Uhr zn geschehen hat. Die
Morgenwaehe hat um 8 Uhr begonnen
nnd da eine Wache aus acht Glas d. h.
aus acht je halbstiindigen Zeitriinmen
besteht, so ist es unt 9 Uhr zwei Glas.
sinrz vor 9 Uhr erscheinen sämmtliche
Ofsiziere in voller Gaia aus deni Deck;
dann schrillen die Pfeier der Boot
mannsinaaten : »Alle Mann ans Teck,«
nnd wenige Minuten später stehen die
Mannschasten nach Mastdivisionen ge
ordnet in Paradeansstellung am Text
Es ist kurz vor 9 Uhr, der icapitiin be
findet sich aus der itonimandobriicke
Der erste Lsfizier, der Stellvertreter des
Kapitalis, ist aus Deck, jetzt zieht er den
Degen und kotntnaiidi1«t: »Stil! ge
standen ! Gewehr aus i«
Der erste Osfizier besteigt die ironi
tnandobriieke, salutirt vor dem seapitijn
nnd nieldet die Anzahl der Lsfiziere
nnd Mannschaften, sowie dasi das
Schiff fertig zttr Jndienststeilnng sei.
Bis an den Rand der Brücke tritt
nnn der itapitan oor und rnst tnit weit
schaiiender Stimme: »Aus Befehl Er.
Masestät des ilaisers stelle ich hiermit die
zirenzepilorvette ,Leipzig« in Dienst i«
,,Aehiung ! Präsentirt das Gemeier
kontmandirt der erste Osfizier von der
Brücke ang.
,,Zwei Glast« zwei Schläge, die
Schiffsglocke verkündet die neunte Mor
genstnnde.
,,.Hißt Flagge nnd Wimpel l« tönt das
iionimando, und ttnter den Klang-en
des Präsentirtiiarsches, unter dem don
nernden Hurrah der Mannsehaft steigt
am Hauptmast die deutsche Kriegs
slagge empor, während ant itrenimast,
deni Hinten Jst des Schiffes, der schmale
Wink ei eint or geht, tnn sofort lnstig in
dem frischen Morgenwinde zu flattern!
Die scierliehe Ceremoine des Jn
dienststellene ist vollzogen.
,Achtnng! Gewehr ad! Alle Mann
aus das Hinterdeckl« befiehlt der erste
Offizier.
Das Deck dröhnt von den gleich
niäszigen Schritten der Mannschafteins
die steh ans dem Hinterdeek in einemj
roßen Hal skreis ausstellen. In diesen s
Zaibkretd txitt der Kapitali, ntngebens
von seinen Lffizierem nnd heiPt diei
Mannsehast, die ihm unterstellt i t und !
die and den verschiedensten Dienst-Jahr- I
men. In kriistigen orten mahnt er
sie znr Pflichterfüllung und entläßt siei
dann, unt ith atra tand n begeben
und dem Admiral, der als tationdchef -
snngirt, zu melden, daß die Kren er
korvette »Leipzig« bereit sei, a n
dampsen. Eine Stunde s iiter en en»
Trommeln, Hörner und seisen der
Bootmannsinaaten die Mannschast wie
der aus Deck. Vom Lande her kommt
eine weiße Gig. an deren Feck die
Adiniraldflagge weht. Der tatianss
ches besichtigt das SJZiss unmittelbar
vor der Abstgrt l it Musik nnd
präsentirtem ewehr wird er empfan
en. Wenn er das Schiff naeh der
esithtignn verläßt, donnetn die-Ge
schätze den alut·
Bald darauf vereint das erste, beson
ders gute und reichliche Mitta essen die
Mannschaften zum ersten Ma e in den
verschiedenen »Backschaften.« Dann
erfolgt noch ein kurzer Landurlaub und
eine Stunde später erscheint der »blaue
Peter-« am Vormast der »Leikzig,« d. h.
eine blaue Flagge, welche be eutet, da
das Schiff unmittelbar vor der Abrei e
stekh und daß alle Mann der Schiffs
be a nn sich an enblicklich an Bord zu
bege en gaben. in Fla gensignal teigt
am Vormast auf, es wir von der lag
antation des afens beantwortet.
. as erste Signa war die Fla ge des
Kapitiins, ob er abdampfen dürfe, nnd
das zweite von der Station her der
Befehl des Abfahrens. daß das Schiff
in See gehen soll. Die Anteetetten
rasseln vorn Grund anf an Bord des
Schiffes, die Anker werden geborgen
Die Schiffsmafchine springt an, und
langjjim unter dem donnernden Hurrah
der s iatrosen auf decn Schiff und den
zahlreichen Bootsinsassen, die dasS iff
umgeben, seht sich die »Leipzig« in. e
wegung.
-..- «—
Um vergoldete Sachen zu
reinigen, mische man eine Messer
spitze voll Borax mit ungefähr 60
Gramm Wasser nnd trage die Mischnng
mittelst eines Schwammes oder einer
weichen Viirste ans. Man spüit die
Gegenstände in reinem Wasser ab nnd
trocknet sie mit einem recht weichen Lein
ivandlappen.
Gegen Zal)t1schmerz. Häu
fig vergeht Zatntsrlnncrz, wenn geriebe
ner Meerrettig (st»retin) als Pflästerchen
hinter das Ohr der entgegengesetzten
Seite gelegt wird. Auch kann man,
wenn der sclnnerzhafte Zahn beschädigt
i"t, eine Kleinigkeit Meerrcttig in die
Leffnnug drücken, anderensaliö an’s
Zahn-fleter legen.
Die Blasen an den Fiifzen,l
welche zuweilen durch enges Schuhwcrh
sowie durch anhaltendes Marschiren
entstehen, kann man schnell heilen, wenn
man Hilhcerin anwendet, welches man
mit Tilrniiatinktur (etwa 1 Theil auf 3
Theile lszlheeriiU vermischt hat« Auch
Einreibungen mit tiampherfalbe oder
Kampherol sollen sich bei diesem Leiden
recht gut bewähren.
We st f ä l i s cher Kartoffel
pfannenkuchen. Man reibt rohe
geschulte Kartoffeln, schüttet etwas
Wasser darauf und thut es zum Ablau
fen auf ein Sieb oder in ein Tuch, dann
gibt man in einer Schüssel einige Eier,
saure Zahne und etwas Salz hinein
und baekt von dern Teige in reichlich
Butter kleine flache Kuchen, etwa so
gros; wie Beefsteats, recht gras;. Wer
den gleich verspeist.
Fenster un d Spiegel zu
r einige n. Will man Fenster-scheiden
oder Spiegel recht klar haben, so nehme
man ein wenig pulverisirte Weide, gieße
Wasser darauf, riihre einige Male um,
schütte das Wasser recht langsam wieder
ab, tauche ein wollenes tfiippchen in das
abgegosiene Wasser, mische damit iiber
das Spiegelglas-, lasse es ganz trocken
werden nnd reibe dann das Glas mit
einem reinen Tuche klar.
Heilkraft d e s Eiweißes.
Für Echnittwundeu gibt es leiu schnel
ler heilendeo Mittel als ein Uebersng
von roheui Eiwcis;. Es ist dem Moto
diutn vorzusiehen nnd hat auch noch
den Vor-theil, augenblicklich zur Hand
zu sein. Bekanntlich wird eine Ver
schliinniernng der Wunde durch den Zu
tritt der Luft hervorgerufen. Das
schnell trockene Eiweisz bildet aber eine
Haut, durch welche die Einwirkung der
Luft abgeschlossen und die Heilung der
Wunde beschleunigt wird. Ferner ist
das Eiweisi ein sehr wirksames Mittel
gegen Dyssenterie (heftige Tat-nientziin
dung, Ruhr). Mit oder ohne Zucker
zufannnengcschlagen nnd dann einge
nommen, wirkt das Eiweiß einhiillend
nnd die Entziindnng des Magens nnd
der Ein· eweide besänftigend. Zwei
oder hö stens drei Eier genügen an
einein Tage bei gewöhnlichen Ziifiillen.
Beinerkenswerth ist, daß das Ciweiß in
diesem Falle nicht nur als Arzneiinittel
dient, sondern auch als eine leichte Nah
rung, wie sie fiir den Patienten in fol
cheii Fällen ant passendsten ist.
S a v o y e r - st« o h l. Seiten findet
man den Kohl so trefflich zubereitet wie
in Bayern, wo er auf die folgende
Weise gekocht wird. Man befreit die
Kohlköpfe von den harten äußeren
Blättern, schneidet sie in Viertel nnd
kocht sie nun in siedendem Wasser halb
weich. Dann zieht man die Blätter
durch kaltes Wasser, entfernt die harten
Striinke und formt jedes stol loiertel zu
aufgerollter Eiforni. Ein efäß wird
alsdann mit Speckscheiben belegt, die
Kohlstiicke nebeneinander hineingelegt,
mit Salz bestreut, mit Wurzelscheiben
und einigen ganzen Zwiebeln belegt, mit
Butterftitckchen bestreut, mit sechs Los
feln kräftiger Bouillon ans Liebigs
Fleischextra t überfällt nnd oben wieder
mit Speckscheiben bedeckt. Man stellt
den Kohl au sehr gelindes Feuer, legt
oben einen eckel mit einigen glühenden
Kohlen auf und dämpft den Kohl gar.
Der magere Bauchspeck wird für sich
gekocht. Der Kohl wird kranzfärmig
angerichtet, mit dein ekochten in Schei
ben geschnittenen anchsgeck garnirt
und nun in die Mitte run e gebratene
Kartoffeln gethan. fuletzt wird die
Kohlbriihe verd ckt mit raunem Butter
mehl, auch etwas Bouillon vorn Spei.
ugethan und diese dicke Sauee in be
sonderer Sauciere nebenher gereicht.
Das Salz als ansmit
tel. Kochsalz erweist ich in vielen
Fällen als nützliches Haut-mittel. Jn
Spiritus, Branntwein oder Salmials
eist ausgelöst, entfernt es Fettflecken.
isll man irdene oder gläserne Gefäße
schnell abkühlen, sogetze man sie in lal
tes Salzwasser. in Theeliissel voll
Salz in den Oelliehälter einer Petros
leumlampe eschlittet, erhöht die Leucht
krast det- etroleums. Zum Putzen
von Messinggegenständen dient mit
Essi angeseuchtetes Salz. Schwarzes
Tucg bleibt bei der Wäsche in Salzwaf
ser unbeschiidi t in der Farbe und läu t
nicht ein. tro matten und Korb
waaren, auch ge ochtene Stuhlsitzr.
nehmen nach dem bblirsten mit Salz
wasser ein neues Aussehen an. Zur
Beseitigung von Nost- nnd Tintew
fle en laßt man Salz in Citronensast
unter der Einwirkung voller Sonnen
tviirme zergehen und reibt damit die
Flecken weg. Teppiche halten sich srisch
in der Farbe, wenn man sie vor dem
Kehren mit seuchtem Salz bestreut,
oder sie nach dem Klopfen mit Lappen
abwischt, die in Salzwasser angefeuchi
iet wurden. Man sieht ans diesen vie
len Beispielen, daß dal- Sal im Haue
alt keineswegs einzig zum ürzen der
peisen dient.
Kleider zu p u nen. «Man
mischt 8 Grm. Schwefeläther und 16
Grin. Salmiakgeist unter 49 Liter
Wasser. Damit dürstet man den Stoff
oder die Kleider und hängt sie, ohne sie
auszuringem zum Trocknen auf.
Behandlung des Gemlise
Lamend Die Zeit, wo die verschie
enen Sämereien in die Erde gebracht
werden müssen, ist da nnd da wird ein
Nath, die Art nnd Weise der Samen
legnng betre fend, manchem Leser dieses
Blattes ni t nnerwiinscht sein. Ge
wöhnlich besäet man die ganze Fläche
eines Beetes gleichmäßig mit dem Sa
men. Es empfiehlt sich, statt de sen
auf den Beeten der Länge nach in b
stiinden von etwa 5 Cratimeter 4 bis 5
Centimeter tiefe Rillen zu ziehen nnd
den Samen in diese hineinzuxtreuein
Die Vorzüge des Verfahrens estehen
darin, daß der Same, Wenn er in die
erwähnten Rillen gestrent ist, also tie
fer als sonst, und infolge dessen feucht
liegt, der Gefahr des Berwelsents, die
namentlich auf leichtem Sandboden häu
fig zu befürchten ist, nicht ausgesetzt ist
und daß er, weil er feucht liegt, leicht
keimt. Auch das Jäten wird durch
dieses Verfahren sehr erleichtert, da die
Saat, weil sie in Reihen aufkommt,
von dein Unkraut leicht zu unterscheiden
ist. lieber das Legen des Radiessa
mens bemerke ich noch, daß es sehr prak
tisch ift, in die Rillen einige Salzkörner
zu streuen, ehe man ihn säet. Die Ra
dies werden zarter nnd kommen nicht
so leicht in die Gefahr, von Insekten
gefressen zu werden.
Jauche auf Wiesen. Der
günstige Einfluß der Ianchediingung
aus den Ertrag der Wiesen ist sowohl
durch die laudwirthschaftliche Praxis
wie auch durch genaue wissenschaftliche
Versuche längst festgestellt. Besonders
zeigen die hierbei gemachten Beobachtun
gen, daß durch die Jauehediingung der
Ertrag der Wiesen an Masse wesentlich
erhöht wird, und die Erklärung hierfür
ist auch nicht schwer ; dieselbe ergiebt sich
daraus, dafz Jauche bekanntlich reich an
Stickstoss und Itali, zwei Hauptbestand
theilen des Grases, ist. Bei einem ge
nau durchgefiihrten Versuche ergaben
zwei Wieseuparzellen, von welchen die
eine sehr stark mit Jauche gedüngt
wurde, die andere ungediingt blieb, die
gedüngte Parzelle 5 Tons, die unge
diingte dagegen nur Ll Tons Hen.
Zudem war der Neihrstofs des Heues
von der gedüngteu Fläche ein wesent
lich höherer-. Dabei ist aber zu be
merken, dasz der Einfluß wiederholter
Janchediingnng allein besonders auf
den Niihrsloff des produzirtcu Futters
kein andauernd giinstiger ist; im Ge
gentheil hat sich ergeben, daß sich nach
mehrmals wiederholter Janchediinguug
allein ein grobstengeliges, wenig nahr
haftes Gras entwickelt. Der Grund hier
fiir liegt darin, das; Jauche wohl Stief
stoff und Itali, aber keine Phosphaie ent
hält. Es empfiehlt sich deshalb, iiberall
die Wiesen außer mit Jauche Zugleich
mit Phosphaten zu diiugen; dann ist
der Erfolg stets ein sehr guter und
dauernder. Als eine nuverzeihliche
Nachlässigkeit ist es jedenfalls zu be
zeichnen, wenn man auf Farmen sieht,
wie man die Jauche aus den Ställen.
die so werthvolle Nährstofse enthält
ganz einfach weglaufen läßt. Die
Arbeitstosten, die das Aufsangen der
Jauche und Ausführen derselben ver
ursacht, werden durch die Vermehrng
des Ertrages leicht hereingebracht. Be
sonders in Verbindung mit geeigneten
künstlichen Diingern ist sie als ein höchst
werthvolles Material zu betrachten, wel
ches nicht verloren gehen sollte.
Der Umgang mit Bienen.
Wer ersolgreich Bienenzucht treiben
will, muß sich zu allererst an den Um
gang mit den fleißigen Thieren gewöh
nen. Eine nnerfchiitterliche Ruhe : sd
Besouuenheit muß ihn vor der F. .-1
des Bienenstachels bewahren. Lille
Bewegungen und Hantirnngen am Bie
nenstocke und im Innern müssen lang
sam und ohne Hast ausgeführt werden
Der Anfänger mag sich beim Beginn
seiner Zucht durch eine leichte Bienen
haube, einen Tüllfchleier so gut wie
möglich gegen den Bienenstich zu schli
tzen suchen. Allmälig muß er sich aber
bemühen, ohne Furcht frei und selbst
ständig mit seinen Lieblingen zu ver
kehren. Er ewähne sich an den Um
gang mit denselben in einer wohlberech
neten Reihen olge. Zuerst stelle er sich
seitwärts vom Flugloche auf und beob
achte von dort ans unbeweglich das
Thun und Treiben der Bienen. Lang
sam und ohne unruhige Bewegung
nähere er sich immer mehr dem nächsten
Flugkreise, bis er sich unmittelbar vor
dem Flugloch selber befindet. Viele
Bienen werden sich, um auszuruhen,
auf ihn setzen, einzeln auch forschend
und prüfend ans ihm herumlaufen. Er
kennen sie aber in dem ruhigen Beneh
men ihres errn, daß sie von ihm keine
feindlichen ngriffe zu erwarten haben,
o werden sie ihnjgewiß angestochen las
en. Jst so seins iuth fester geworden,
o lege er ruhig und langsam dieFände
aus das Flugbrett und lasse die ienen
über seine Finger gemiithlich hin- und
her spazieren. Glaubt er si mitunter
von der einen oder anderen iene miß
traulsch umschwirrt, die ihm in’s Ge
sicht zu fahren droht, so hüte er sich ja,
sie,gewaltsam mit den Händen von ich
abzuwehren, sonst wäre das Spiel lir
ihn ver oren. Er bleibe vielmehr unbe
weglich wie eine Bildsäule stehen und,
wenn es ihm an Zuversicht und Muth
Bdrichh so ziehe er sich langsamen
chrittes zurück, und wiederhole diese
Uebungen so lange, bis er keine Furche
mehr hat, wenn auch die Bienen ein
Haupt in Schwärmen umkreisen. u
mälig lernen auch die Bienen ganz
genau ihren Herrn kennen und werde-il
hn bald ni t mehr beachten, wenn er
sich am Sto e zu schaffen macht.
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