Keim-jene Betraurt ! N O m a n v o n Reinhotd Ortmaun. »F u 11111 I el. XX (Forlsetznng) lf«Der Sekundant war einigermaßen betro ’ n von dieser Forderung seines Fr«eiinde?t;«.«aber er wußte, dasz dieselbe nicht ohne xIzgxingeade Nathwendigkeit ausgesprochen sein würde, und theilte sie ohne Zögern dem Ofsitier, welcher dem Grasen selundirte, mit. Das Er staunen aus der anderen Seite war na türlich ein nicht viel größer-eg, und wenn auch der Osfitier daH Ersuchen iiußerlich mit großer Höflichkeit entgegennahm und durch eine stumme Verbeugung seine Zustimmung erklärte, so war es doch seiner Miene ebenso wie dem-, kurzen spöttischen Auflachen des Grafen Egon deutlich genug anzumerken, wie sie über die unerwartete Veribgerung dachten. Aber der Professor war in diesem Augenblick nicht gesonnen, sich um die gute oder schlechte Meinung setnes.Geg ners zu kümmern. Er rang noch im mer mit der ungeheuren Bestürzung über die Wahrnehmung, daß Elsa’o Verlabter, daß der Mann, um dessen Willen sie ihm den Schwur ewiger Treue so bald hatte brechen können, ein Betrüger sei, ein Berbrecher vielleicht von der schlimm sten Art. Noch vermochte er die Fragen ni tauszudenken, welche seine Enthül lung für sie und für ihre ganze Familie nach sich ziehen mußte, aber daß diese isitthüllung nothwendig erfolgen müsse, stand mit unutnstößlicher Sicherheit in seinem Herzen fest. Ein Zweifel be wegte ihn nur noch in Bezug auf die Art, in welcher er sie herbeizuführen habe. ist nahm den jungen Bildhauer ausl die Seite nnd fragte ihn hastig: »Du erwähntest niir gestern eines Villets, daß Tir der Marquis du Verdy in Sachen des Duells geschrieben. — Bist Du noch im Besive dieses Briefes-?M » Gewiß!« gab der Andere mit wach sender Verwunderung zurück, indem er den zusantmengesaltenen Umschiag des Billets aus der Tasche zog. »Hier ist er, Herbert!« In höchster Spannung entsaltete der Maler das Blatt, dao nur wenige, rasch hingeworfene Zeilen mit einer an und für sieh gant gleichgiltigen Mittheilung enthielt. Es genügte, um ihm die lebte Bestätigung für die volle Berechtigung seines Verdacht-S zu geben, denn es teigte unverkennbar die nämlichen Schriftzüge, wie der Brief Bruno Weistbergers an Helene. Nun war an ein Zögern oder an eine Rücksichtnahme irgend welcher Art nicht weiter ru denken. Jn fliegender Eile, und nur bei den wichtigeren Hauptsachen oerweilend, theilte Herbert dein Bild hauer seine Entdeckung mit, seinen Rath erbittend, in welcher Weise er dieselbe unter den obwaltendeu eigenthürnlichen Verhältnissen zu net-werthen habe. Der Freund war kaum weniger betroffen als der Maler selbst, wenn die Enthiillung auch bei ihm nicht wie bei jenem tief in das eigene Geschick eingrifs, und ihn darum nicht mit derselben mächtigen Er regung erfüllen konnte. Auch er war natürlich der Meinung, daß der Betrü ger unverzüglich entlarot werden müßte; aber er kam in einige Verlegenheit, als er den rechten Weg dazu angeben sollte Plötzlich aber faßte er doch einen raschen Entschluß und wendete sich mit lauter Stimme an die Gegenpartei1 »Noch den Mittheilungen, welche mir mein Freund, der Professor Dernberg, soeben gemacht, bin ich der Meinung, daß der Zweitamps nicht vor sich gehen könne, ehe über einen sehr wichtigen Gegenstand zwischen dem Herrn Grasen Holzhaufen und meinem Freunde eine Verständigung stattgefunden hat. « Ein leichter Ausruf der Ueberraschung kam beinahe gleichzeitig ans dem Munde der beiden gegnerischen Sekundanten Gras Egon aber ließ sehr vernehmlich ein Wort fallen, das ganz wie »Feig heit« klang, und das dein Professor, welchem es keineswegs entgangen war, eine heiße Nöthe in die Wangen trieb. Aber rasch hielt er an sich und wartete mit zusatntnengepreßten Lippen das Er gebniß der Unterhandlungen ab, welche drüben zwischen dem Grasen und seinen beiden Zeugen gepflogen wurden. Sie waren sehr rasch beendet, und der Offi zier sagte: ,,·T er Herr Graf kann sich var Aus tragung der Ehrenangelegenheit ans eine Verständigung irgend welcher Art nur einlassen, wenn dieselbe eine far tnelle Abbitte des Herrn Professorb in sich schließt. Nur in diesem Falle könnte er sich, falls ihm die Form der Abbitte genügt, zu einem Verzicht aus eine Entscheidung durch die Waffen her beilassen".« »Es handelt sich weder um eine Ab bitte oder einen Widerruf, noch etwa um einen Wunsch, dem Herrn Grafen die erbetene Genugthuung zu verwei ern. Aber ich bin in der Lage, eine ufllärun sit geben, welche für Sie, Herr Graf, nnd für Ihre Familie wahrächeinlich von der höchsten Wichtig keit i ." Graf Egon blickte unentschlosfen auf seine Sekundanten; denn der bestimmte Ton seines Gegner-s konnte nicht ohne Einfluß aus ibn bleiben; auch der Os fizier schien nicht abgeneigt, dem Vor da a er näherte sich der Morastlo- in dessin dunklen Augen es bei Dernbergs Worten eigentbümlich drohend ausge leuchtet hatte, dem Grafen nnd flüsterte ihm einige Worte zu, die offenbar so fort einen vollständigen Umschwung in seiner Stimmung hervorbrachten. Sein Gesicht nahm wieder den beleidigend hochinbrenden Ausdruck non vorhin an, nnd den Kopf stolz in den Nacken wer send, sagte er mit unverhehlter Gering schätzung: »Ich halte es sür ganz unmöglich, s daß mir wichtige Aufklärungen, welchel meine Familie betreffen, ans thensl Munde kommen könnten. Am Wenig- s sten bin »ich gesonnen, dieselben setzts entgegen In nehmen, so lange ein Ehren handel zwischen untz in der Ochwebe ist Wenn Ihr Herr Sekundant davon nn tenichtet ist so bleibt es ihm ja nnbe-'; nommen, auch mich nachher in Kenntniß in schen. Zuvor aber bitte ich nnt die Jnnehaltung unserer Verabredung wenn ich diesen Platz nicht sosott ver lassen soll.« i ! Der junge Bildhauer wollte eine; rasche, unwillige Antwort geben, aber; der Prof-soc hielt ihm davon zuriickJ indem er i i leise zuraunte: j »Wenn ich ’fa.lle, weißt Du, was Tui zu thun hast! Der alte Graf Hotihinus sen muß von Allem unterrichtet iverdenH aber im Uebrigen hast Du Soige zu tia gen, daß dieAngelegenheit geheim bleibt.k Es wird Dir nicht schwer werden, diesen Z falschen Marguis zu schleuniger Adreisei zu veranlassen, sobald Du ihnt zu ver- E verstehen giebst, daß Du ihn vollständig I durchichaut hast.« ; Damit trat er « «-«"-7 .:- Platz, derl durch einen in die ; - keiften Spa- i zierstock schon oorf;;r- isxarkiri worden ivar, und nahm aus der Hand seines? zweiten Sekundanten die geladene Piii stoleentgegen. Graf trgon folgte bie sem Beispiel mit der Sicherheit eines Kavaliers, die eine solche Assaire, weils sie ihnen längst keine Neuheit mehr ist, I nicht mehr aus der Haltung zu bringen ; vermag, und es zuckte sogar wie eins spöttisches Lächeln um seine Lippen, da s er wirklich nichts anderes glaubte, algs daß jene angeblichen Erklärungen nur; ein Vorn-and gewesen seien, um das Duell hinauszuschfeben oder woniöglith ganz zu vereiteln. Die wenigen Formalitätem welches noch zu erfüllen waren, waren rasch er ledigt. Die Sekundanten thaten Alles, was in ihren Kräften lag, um die Aus tragung der Affaire zu beschleunigen, da die Dämmerung bereits in völlige Tageshelle übergegangen war, und die Gefahr einer Ueberraschung durch unbe ruscne Personen viel näher lag, als zu einer früheren Stunde Nur der Form wegen richtete der Ossizier an die beiden Duellanten die Frage, ob noch ein gütiger Ausgleich möglich sei, und erwartete ihr »Nein-« kaum ab, uin sich gleich den Anderen in den schützenden Bereich der untgebeiideii Bäume zurückzuziehen, und ihnen das bedeutunggschwere »Also sertigk« zuzu rufen. Hoch aufgerichtet und bewegungslos wie aus Stein gehauen, einer dem ande ren ohne ein Zacken der Wimpern fest in’s Auge sehend, standen sich die beiden; Gegner nun gegenüber· J »Ich werde bis drei zählen, meines Herreii!« ries ihnen der Offizier, dies vereinbarten Bedingungen des Zwei- « kampfes wiederholend, zu. Bei dein Kommandoruse ,,Zivei« sieht es Ihnen frei, zu zielen, bis an die Baiiiare zu aoancieren, bei dem Floniniandoriise »Oui« haben sie gleichzeitig zu seiiern. s Also ich beginne zu zählen: l »Eine» l Laut und scharf wie ein Befehl aufl dem Ererzierplah schallte das kurze Wörtchen durch den stillen Wintermor- i gen, und in der kurzen Pause, welches daraus folgte, herrschte ringsumher ein so tiefes Schweigen, daß man ganz deut-; lich von einer der Baumkronen herabl das Knieken eines dürren Zweigleing vernehmen konnte, welches eine strähe beim Ausfliegen zerbrochen hatte. Dies beiden Sekundanten des Malen-, weiche ; zum ersten Male bei einein Pistolenduell E sungirten, konnten den Schlag ihress eigenen Herzens hören. Unberiihrt schie- ; neti nur die beiden Gegner selbst nndl der kommandirende Ofsfzier, welcher denl Blick unverwandt auf den Sekuiidenzei ger seiner Taschenuhr heftete. ..Rwei!« Keiner der beiden Gegner rührte sich von der Stelle, obwohl es ihnen diirchi die Regeln des Kampfes gestattet war, s die Tistance durch Vorwärtgschreiteiig noch uni fiinf Schritte zu oerritigern Der Professor machte überhaupt keine-; Bewegung, während Graf Ggon lang sam in einer schniirgeraden Linie dies Pistole erhob. Jn demselben Augen- « blick, in nselcheiii er seinen Arm in einei wagtechte Haltung gebracht hatte, er-· tönte das Coniniando » Drei«, und nochly ehe der Widerhall desselben erklungens war, siel ein Schuß! Nur einer — denn der Professor hatte seineWasfe sticht erhoben! Fest und bewegungslos-, als wäre er nicht aus Fleisch nnd Blut, sondern nur eine ledlose Scheibe-, w aus seinem Platze geblieben, die to - dringende Pistole in der schlaff herab hängenden Nechten haltend. Auch ato der Schuß seines Gegners gefallen war und eine dichte Wolke blauen Pulver dampses sich voni Plane des Grafen aus zu den kahlen Baumwipfeln empor ivälzte, stand er hochausgeeichtet wie zuoorz aber die linke Hand, welche er nim- aus den Rlicken gelegt, lag nun iestanf seiner Brust, und uin seine Lippen guckte es dann wie ein körper licher Schmerz. Seine beiden Sekundanten glaubten nicht anders, als daß Graf Egon fehl geschossen habe, aber der Ossiziey wel cher mehr als einmal im Kngelregen nor dem Feinde gestande hatte, warf dem Grafen einen ernsten, bedeutsamen Blick zu und gab dann dem Arzte einen nicht rnißzuverstehenden Wink. Der junge Bildhauer war rasch aus seinen Freund zugeeilt, um ihm die Hand zu drücken, aber gerade, als er an des Professors Seite trat, fah ihn dieser» mit unendlich wehmiithigem Lächeln an, seufzte tief und stürzte wie eine vom Blitz gefällte Eiche in Boden· Ter treue Freund konnte einen Aus ruf des Entsetzens nicht unterdrücken und warf sich fassnngslos neben dem Verwundeten auf den kalten Erdboden in die Knie, aber der hinzugetretene Arzt schob ihn freundlich bei Seite-, nnd beugte sich selbst auf den Gefallenen herab. Während sich auch der Lfsizier der kleinen, traurigen Gruppe zugesellt hatte, stand Graf Egon etwas abseits jin Gespräch mit dem Marauis. Dass issesicht des Letzteren trug einen unver hohlenen Ausdruck triumphirender Scha denireude, während das Antlitz des jun gen Grafen doch um Vieles ernster und bleicher geworden war als vorher. E-: waren für alle Betheiligten qualuolle Minuten, welche während der Untersu chung derWunde vergingen. Als derDok tor seine Sande in die gleich unterhalb desJ Herzens sichtbar werdende Schuß stelle einführte, stöhnte der Verwundete noch einmal tief auf und richtete einen schmerzlichen Blick zu dem triibseligen, grauen Winterhimmel empor, dann schloß er die Augen und verlor augen scheinlich das Bewußtsein. Tei Arzt aber schüttelte ernst den Kopf und wen dete sich an den jungen Bildhauer, wel cher jede seiner Bewegungen mit dem Ausdruck ängstlicher Spannung ver folgt hatte. »Es sieht nicht gu ut aus um Ihren Freund. Tte Lunge ist ohne Zweifel verletzt und die Gefahr einer inneren Verblutung sehr naheliegend. Wir müssen ihn mit größter Vorsicht in den Wagen zurücktragen und dann langsam in das nächste Krankenhaus bringen Bis zu seiner Wohnung ist es ohne Frage zu weit und ich fürchte beinahe-, daß ihm schon der kurze Transuort ver hängnißvoll werden wird. Der junge Mann, welcher mit herz lichster Liebe an seinem Freund hing, war der Verrweiflung nahe; aber er behielt doch männliche Fassung genug, um den Kopf nicht vollständig zu ver lieren. Während der Arit sich bemühte, das seht ziemlich hastig ans der Wunde hervorbringende Blut zu stillen, richtete er sich auf und trat auf den Grafen zu. Er war durch den unglücklichen Ausgang tief erregt und empfand einen so hefti gen Groll gi gen den hochmüthigen jun gen Aristolraten, daß er nicht mehr die geringste Rücksicht Zu nehmen gedachte und fest entschlossen war, ihm die furchtbare Enthüllung in Gegenwart des Betrügers gerade in’et Gesicht zu sschleudern. Er hörte eb n noch, wie der Offizier dem Grafen den ungünstigen Ausspruch der- Arztes beiichtete und sah, wie der Urheber des Unglückg sich mit einein flüchtigen Blick des Bedauerng auf den Verwundeten abwandte, uin den Platz zu verlassen. Die offenbarte Herzlosig teit entfachte feine Ernpörung zu hellen Flammen und er trat dein Grafen ohne Weiteres in den Weg. Nur die Rück sicht auf die Nähe seineo armen schwer verletzten Freundes zwang ihn, seine Stimme zu diimpfen als er sagte: »Welche Gründe Sie auch immer fiir diese Heldenthat gehabt haben mögen, Herr Graf, sie wird sicher keinen Ehren tag in der Geschichte Jhres Lebens bedeuten! Sie haben einen Ehrenmann aufgeopfert einem Betrüger zu Liebe und einen wahrhaftigen Freund Jhreg Hauses vernichtet, um einein Schurken bei der Durchführung seiner Pläne nützlich zu sein. Jch hoffe, Sie werden bald genug bitter bereuen, wag Sie gethan.« Graf Egon maß den Sprechenden, mit dem er nie zuvor ein Wort gewech felt hatte, mit einem kalten, abweist-n den Blick und erwiderte »Ich will Jhrer Freundschaft für den Professor Dernberg die Tollheiten zu Gute halten, welche Sie da reden. Sie würden aber doch in Jhrein eigenen Jnteresse gut thun, meine Geduld nicht auf eine zu harte Probe zu stellen.« Diese kalte Zurückweisung war atn wenigsten darnach angethan, den jungen Künstler zu besänftigen, und der helle Zorn blitzte ihm aus den Augen, als er rasch entgegnete: »Es ist mir höchst gleichgültig, ob »Sie die Geduld verlieren oder nicht nnd Ihr Unwille hat für mich nicht die mindeste Bedeutung. Aber mein Freund ver sprach Ihnen eine Enthiillung, welche Ihre Familie betrifft, nnd da er leider nicht mehr reden kann, sa will ich Jhnen dieselbe denn auch nicht schuldig bleiben. Der Verlobte Ihrer Schwester — « Er kam nicht weiter, denn der Gras fiel ihm in’s Wart und sagte rauh: »Sie sind von Sinnen, Herr, das; Sie mir in diesem Augenblick und an diese-n Platze mit irgend welchem Wei bergewäsch kommen wollen! Wahlen Sie sich einen anderen Ort, wenn Sie Jhr Geheimniß durchaus an den Mann bringen wollen; hier werde ich Sie aus keinen Fall weiter anhören!« ’ Es wäre vergebliche Mühe gewesen, ihn zurückhalten zu wollen; denn er ging rasch auf dem Fußwege, welcher zwischen den Bäumen hindurch zu der Haltestelle der Wagen führte, davon, und es lag unverkennbar in seiner Ab sicht, sich so schnell wie möglich von der sauste-keinm- zu entfernen Der Om zier hatte sich ihm angeschlossen, und nur der Marqitis du Verdy war zurück geblielen. Er legte seine Hand auf den Arm des Bildhauers, als dieser dennoch Mienej machte, dem Davonfchreitenden zu fol-! gen und schaute ihm mit zornsunkelnden( Augen, die von innerer Erregung unna türlich erweitert schienen, gerade in’s! Gesicht. s »Was für Enthülluiigen sind das, t welche die dem Grafen machen wollen?«s fragte er init heiserer Stimme. »Und was hat dei Verlobte der Komtesse da mit zu thun?« »Ich denke, sehr viel; detiti ich tvollte? dent Grafen sagen — und werde es in nerhalb der nächsten Stunde seinem Va-s ter wiederholen —- daß der Verlobte ders Komtessr Elfa nicht nur ein Betrüger-J sondern auch ein Freund und Bundesge-« nosfe von Raubmördern ist, daß wir ints Begriff stehen« ihn der Polizei zu über-» liefern, oder sollteii Sie etwa selbst, »Herr Bruno Weißberger, Lust haben, diese Bestellung auszurichten?« Das Taschentuch, welches der angeb liche Marquis in seitier Hand hielt, tvar nicht weißer-, als fein Gesicht bei den lebten Worten des Bildhauers geworden war. Wenn ihti auch die vorhin ange drohten Eiiihiillungen des Malers iitit einiger Besorgniß erfüllt hatten, so war er doch nicht darauf gefaßt gewesen, daß« ihm die schwere Beschuldigung so under-i hüllt in’-J Gesicht geschleudert werdenl würde, und fiir den Moment verlor e i t dieser furchtbaren Anklage gegenüber all’ feine Fassung. Er verbarg seinen jähen Schreck hinter eittetn höhnischen Geläch ter, dag- viel zu gezwungen und unna ttürlich klang, um nicht an dem angebli chen Franzosen selbst zum Verräther zn »werden, itnd sagte dann nach einer Weile !in frischem und briislein Ton: »Sie sind toll, mein Lieber, oder sthöricht genug, nachzubeten, was Ihnen sein Tzäahntvitziger vorgesprochen hat! Ach verstehe keine Silbe von Ihrem alberncn ,Geschuiätz!« Seine selbstbewußte Sicherheit würde »dem nnerfahrenen Künstler ohne Frage impotiiri habet-, wenn ihm nicht fein unglückliche-r Freund feine Mittheilung vorhin mit einer Bestimmtheit gemacht shätte, welche jede Möglichkeit des J-tr thumS ans-schloß. Er ließ sich darum nicht einen Augenblick irre führen und - mass seitt Gegenüber mit einem unsäglich Ioekächiiichm Blick. »Wir werden ja sehen, ob Sie sich in einer Stunde und vor denjenigen Pers orien, die ein Recht aus Jhre Ent chaldigungeu haben gegen meine An s klage werden vertheidigen können —- vor fAlleui gegen den Verdacht, einen Theil der letzten Nacht in einein verborgenen Schlupfwinkel in der Gesellschaft eines sRaubinörders und seines Kamplizen zu gebracht zu haben « ; »t«)irnverbrannte Narrheit!« knirschte sder Franzose und seine Ziihne presrten ssich in namenloser Wuth aufeinander. s »Aber ich will verflucht sein, wenn ich stFuch das nicht gedenke « ? Er wendete sich kurz um, und schlug den nämlichen irusrniad ein, welchen vor Iwenigen Minuten Mras irgon und sein JBegleiter gegannen waren. Der Bild-» hauer zauderte e-« n Augenblick, ob er. ihn nicht gewaltsam zuriickhalten und ihn auf eigene Faust zu seinem Gesange-« nen machen sollte, aber er dachte an das: Versprechen, welches er seinein armen Freunde gegeben hatte, die Entdeckung vor jedem Anderen als der Familie des Grafen Holz haniin geheim zu halten, und ehe er iicii noch hätte darüber klar werden könnt-: i ni- un itiruch dieses Ver- l sprechens durch Du- llinstände gerechtfer-! tigt schien, war der entlarvte Betrüger’ bereits ver s.titi)iiiideii· Mit der wilden IHast eines Verfolgtens war er davon geeilt dein Fahrwege zu» auf welchem die Wagen hielten Graf lfgon und der ihm befreundete Qfsiiier erwarteten ihn dort bereits mit Unge duld; aber Bruno dachte nicht daran, den Heimweg in ihrer Gesellschaft zu riickzulegem »Ich habe Ftovfschineizen und werde iu Fuß in die Stadt gehen!« rief er ihnen zu, ihren Abschiedggrusz lauin er widernd, als sich die Pferde ihres Wa gens jetzt zu raschem Laufe ii Bewegung setzten Er sah ihnen nach, bis sie hin ter der nächsten Biegung des Weges ver schwunden waren, dann trat er, statt asufl der näheren und bequenieien Chaussee zu bleiben, auf einem anderen Pfade wieder in das Gehölz zurück und näherte sich langsam auf beträchtlichen Uinrvegen der Stadt. Mit Hilfe deg· hetbetgerufenen stut scherH hatten unterdessen der Artt und die beiden Sekundanten den Ftötper des bewußtloer Professor-g aufgehoben nnd unter Aufwendungen äußerster Vorsicht zum Wagen getragen, wo man alle itn Bereich der Möglichkeit liegenden Vor kehrungen getroffen hatte, ihn vor stär keren Erfchütterungen zu bewahren. Zum Glück war die abgelegene Wald parthie während der ganzen Zeit völlig tuenfchenleer geblieben nnd selbst das Geräusch des weithin hallenien Pisistr lenschusses hatte weder einen Neugie tigen noch einen Sicherheitgbeamten herbeigelockt. Unbehelligt und unbe merkt kannte auch der Wagen mit dein Verwundeten den Platz verlassen und bald herrschte an der unglückselige-i Stelle wieder die ganze unheimlich tiefe Ruhe eines düsteren und windftillen Winter-morgens. 26. Kapitel. ’ Höchst erstaunt und nicht ohne einen »gesiffen"Unwillen hatte Frau Bebt-end « « den Kopf geschättelt, als ihr Fräulein Helene mittheilte, daß sie in Be leitung des Prasessors am Samstag argen eine kleine Spazieriahrt zu unternehmen gedenke. Auch an diesem Morgen selbst ließ sie es an Warnungen nicht fehlen, da ihr das Aussehen des jungen Mäd chens und »der beständige Wechsel der Farbe aus ihrem Gesicht kaum eine Be stätigung dafür sein konnten, daß sie einer solchen Anstrengung bereits ge wachsen sei· Als sie aber sah, daß sie es mit einem bestimmten, fest gefaßten Entschluß zu thun habe, und daß ein weiterer Widerspruch, zu dem sie ja auch vielleicht gar nicht berechtigt war, wahr scheinlich schlimmeren Einfluß aus die Geinüthtzstimdiung des Mädchens üben würde, als die kurze Fahrt ihrem Körper schaden konnte, so gab sie nach und war Helenen sogar selbst beim Ankleiden behilflich Schon eine Viertelstunde oor der festgesetzten Zeit harrte das junge Mädchen in Hut und Mantel auf das Erscheinen des Professors, und ihre Angst und Unruhe äußerte sich immer lebhafter, als derselbe nicht erschien. Sollte er ihre Verabredung vergessen haben? Das war bei der ganzen Art sei nes Wesens nicht anzunehmen, ja, es er schien ihr völlig unmöglich, und so konn ten ihn nur Krankheit oder eine an dere dringende Verhandlung abge halten haben, zu erscheinen. Was aber sollte sie nun eigentlich begin nen? Ebenso vergeblich wie sie jetzt aus den Professor, wartete ja in den näm lichen Minuten Bruno aus sie, und die Mittheilungen, welche er ihr zu machen hatte, waren sicherlich von der bedeut samsten Wichtigkeit. Versänmen durfte sie diese Zusainmenkunft unter keinen Umständen, denn auch ihr Herz war es, welches sie zu derselben trieb, und deut licher als jemals stand gerade an diesem Morgen die Erinnerung an die Sterbe stunde deH alten Weißberger und an das Versprechen, welches sie ihm damals ge geben, vor ihrer Seele. Als die Zeiger unerbittlich immer weiter über die be stimmte Stnnde hinaus verrückten, ohne daß der Professor oder auch nur eine Nachricht von ihm gekommen wäre, litt es sie nicht länger in der qualvollen Un thätigkeit der- oergeblichen Harrens. Sie erhob sich und bat die verwunderte Frau Wehr-end, ihr einen Wagen holen zu lassen, da sie die Spazierfahrt allein anzutreten wünsche, und als die alte Dame einige Einwendungen dagegen er hob, wiederholte sie ihre Bitte mit zit ternder Stimme und mit Thränen in den Augen. »Sie sind doch noch sehr reizbar und nervös, mein liebes Fräulein«, sagte die wiirdige Matrone mit aufrichtiger Be sorgniß. »Wenn schon der Gedanke, eine so bedeutungslose Sache, wie es eine Spaziersahrt ist, für heute aufzuge ben, Sie in eine solche Erregung zu ver setzen vermag, so ist es mit Jhren Kräf ten ganz gewiß noch recht schwach bestellt. Ich will Sie ja nicht zurückhalten, denn Sie sind Herrin Jhrer Handlungen,aber Sie sollten wenigstens das Mädchen zur Begleitung tnitnehtnen.« »Nein, nein!« sagte Helene mit herz licher Bitte. »Die Gegenwart des Mädchens würde mich nur noch ncrvöser machen. Lassen Sie mich nur diecnnal nach meinen Wünschen handeln, «liebste Frau Behrend, nnd seien Sie versichert, daß mir unterwegs, auch wenn ich allein bin, kein Leid geschehen wird.« Wenn auch die Bedenken der alten Dame keineswegs beseitigt waren, er kannte sie doch, daß es umsonst sein würde, noch weiter zu widersprechen, nnd schickte das Mädchen zu einem nahe ge legenen Dt«oschkenplatz. Wäre sie selbst nicht durch zwingende Umständer Hause zurückgehalten worden, so hätte sie eH sich gewiß nicht nehmen lassen, die ihrer Obhut Uebergebene zu begleiten, aber sie mußte darauf verzichten nnd sich daraus beschränken, der Davonfahrenden ihre besten Wünsche mitzngebem nnd sie zu einer recht baldigen Rückkehr zu ermah nen. Kam es doch feltsamer Weise in dem Augenblick, da sie Helenens Hand in der ihrigen hielt, wie eine Ahnung über sie, daß sie sie niemals wiedersehen sollte! Auch lDelenenet Stimmung hatte nichts von der freudigen Genugthuung über einen erfüllten Wunsch. Sie wußte, daß es kein wonnevolles Wiedersehen war, dem sie entgegenging, und daß ihr jetzt vielleicht die schwerste Stunde ihres ganzen Lebens bevorstand. Aber sie hatte sich vorgenommen, muthig und ge faßt zn sein, was auch immer geschehen möge, und trotz der Schwäche, die von ihrer Krankheit zurückgeblieben war, glaubte sie sich stark genug, diesen Vor satz zur Durchführung zu bringen. Aber sollte sieihre Kräfte nicht dennoch weit überschätzt haben? Sie selbst war es, welche sich diese bange Frage verlegte, als sie vor dein wohlbekannten freundlichen Vorderhäus chen aus dem Wagen stieg und sich an schickte, die Treppen zn ersteigen. Ihre Knie bebten und ihr Herz schlug so hastig, daß sie fast den Athem verlor, und sich wiederholt an dem Geländer festhalten mußte, unt einen heftigen Schwindelansall vor-übergehen zu lassen. Ihre gutmüthigc Hauswirthin, die sie seit einer so langen Zeit nicht mehr ge sehen hatte, öffnete ihr die Thüre, und hieß sie in ihrer redseligen Weise mit einer Art von freudiger Rührung will kommen. »Ach, du mein lieber Himmel! Fräu lein Odem-Sie sind es wirklich! So hat der junge Herr also recht gehabt und mir nichts vorgelogen, wie ich schon glauben wallte als er sagte, das Fräu lein habe ihn hierher bestellt und er müsse es hier erwarten! Nein, aber wie verändert Sie aussehen, wie schmeckst-et gig und wie bleich! Die junge Dame bei der Sie verpflegt wurden, hat mir-TH sreilich wohl mittheilen lassen, daß es Sie so sehr mitnehmen würde, hatte ich doch nicht gedacht;——und Sie waren doch vorher so frisch und blühend! Mir ist noch immer, als wenn ich es gar nicht glauben könnte!« Während des Redestronis hatte die biedere Frau Helene, welche so angegris-" sen war, daß sie kaum ein Wort hervor zubringen vermochte, in ihr Zimmerchen , geführt und sich dann mit außerordent licher Hast und unter lauten Schreckens rufen entfernt, da aus der Küche ein sehr verdächtigei Geruch von angebrannter Milch zu dringen schien. Die Thür war hinter ihr zugefallen, und Helene sah sich mit dem Manne, der sie seit ge raumer Zeit erwartet hatte, allein. Sie war erschrocken und todtenbleich einen Schritt zuriickgewichenz denn der jenige, welcher sich bei ihrem Eintritt von seinem Sitz erhoben hatte, konnte unmöglich Bruno Weißberger sein. Wohl hatte er seine Größe und Gestalt, auch seine feste, elegante Haltung, eben so blond wie der dichte Vollbart, welcher sein Gesicht nmrahmte, und nur die schwarzen blitzenden Augen waren ganz und gar diejenigen Bruno’s. Helene wollte die Lippen zu einer Frage oder auch zu einem Hilferuse öff nen: aber die Stimme versagte ihr und nur das starre Entsetzen in ihrem Blick redete eine deutliche Sprache. Sie ließ es ohne Widerstand geschehen, daß der Mann die Thür hinter ihr verschloß und die Schlüssel derselben abzog. Dann riß er die blonde Perrücke vom Kopf nnd sie sah nun Bi«uno’s schwarzes,aber ganz kurz geschnittene-Z Haar. Sie erkannte jetzt auch die Züge seines Gesichts und sah die wilde, verzweifelte Erregung, die sich plötzlich in demselben malte. Mit einer flehenden Geberde warf er sich ihr zu Füßen und rief mit gedämpster Stimme, aus der die Seelenangst, welche ihn verzehrte, deutlich genug herauszu hören war: »Halte Erbarmen mit mir, Helene!« ——Jch bin ein Verlorenerl Nur Du allein kannst mich retten! O, sei barm herzig, und vergicb mir, was ich an Dir gesündigt!« Noch immer fand sie kein Wort der Erwiderung, und Bruno sah, wie sie schwankte und umzusinken drohte. Er schlang seinen Arm um sie Und führte sie an das Sopha, aus das er die wil lenlos Nachgebende niedergleiten ließ. Dann kniete er abermals zu ihren Füßen auf den Boden und sprach mit erhöhter Leidenschaft auf sie ein: »Frage mich jetzt nichts-, Helene! Das Geständniß, das ich Dir machen müßte, würde Dich tödten und mich zum Wahn sinn treiben. Aber ich schwöre Dir, daß Dir trotzdem nichts- verborgen bleiben soll, daß Du Alles erfahren sollst, Alles, und daß ich jede Buße auf mich nehmen will, welche Du mir auferlegen kannst! Nur heute laß mich schweigen! Nur heute steh’ mir bei, ohne mich zu fragen, und gieb mir den Beweis, daß, wenn auch nicht die Liebe, aus welche ich steinen Anspruch mehr habe, so doch wenigsten-z eine Neigung von Mitleid für mich in Deinem Herzen zurückgeblie ben ist!« Jhre sieberhafte Hand lang in den seinigen, die so kalt wie Eis waren und sie machte keinen Versuch, sie ihm zu entziehen. ,,Womit-soll ich Dir helfen-« fragte sie tonlos, indem sie starr in das Leere blickte. »Gieb mir das Kästchen, welches Dir Uhlig in Verwahrung gegeben,« slüsterte er, sich dicht an ihr Ohr neigend, aber sie schauerte zurück, wie vor dein Zischen einer Schlange. »Ich kann es nicht,« erwiderte sie mit tuckenden Lippen. »Das Kästchen wurde seinem Eigenthümer zuriickgcstellt.« »Unglückliche! Du hast es Uhlig aus gehändigt -« Sie schüttelte den Kopf. · »Nicht llhlig — seineiii Eigenthümer-, Briuto; denn ich erfuhr, daß die Kost barleiten, welche es enthielt, gestohlen seien.« Das Wort schnietterte ihn nieder wie ein Keulenschlag Er verbarg sein Gesicht in den Falten ihres Kleides, und ein krampshaftes Schluchten eischüttette seinen Köiner Plötzlich sprang Brutto empor und alle Muskeln seines Gesichts waren ent setzlich verzerrt. »Ja, ich bin ein Verworfener, ein, Elender!« stieß er hervor. »Ich bin nicht werth. daß Du Dich meiner er barmst, nicht werth, das; niich die Erde noch länger unter ihren Geschöpfen trägt! Feigling, erbärmlicher Feigling, der ich mai-, nicht aus der Stelle zu thun, was inir noch allein zu thun übrig bleibt!« Mir einer wilden Gebet-de stürzte er »zur Thiiie; abct ein schwacher Ztiruf aus sHelenenS Munde hielt ihn zurück z Fortsetzung folgt l l »Es giebt eine Salbe iiir jede Wunde.« Ttkirverweisen auf Te Wirte Witch Hazel ji-albe, sietuiiit Brandwunden Quetschutn gen Schnittwunden nnd alte Neschwiire Ju die Nasenlöcher eingeiieben knrirt sie tsacarrh Sind heilt stets Hämorrhoideik A W Buch eit. Bilder von der Wettansstellnng. Die St. Joseph ös- ("«mnd Island R. R (Union Laeifie Rome) hat ein iuustrirtes Weltansstellnngs : Pamphlet herausgegeben, welches colokirte Bilder a·ller Gebäude nnd Karten von tsyicugo enthim, die für ange kende Beincher der g rö ß t en a l·l e r A us te llu ng e n von nnaussprechlnkem Wet the sind. deren S. M. Adsit, U. ’. A» St. Joseph, Bo» wird es Vergnügen machen Jhnen ge en Empfang einer l:L5ent-Matke, um das Lotto n bezahlen, eine Copie del Pamphletd zuzuFchickem