T ; sum Baang R o m a n» v o n Meint-old Ortmann. H. K a p i t e l. (ssortsetzung) Als Egon wieder in den Solon zu rücklehrte, kam ihm der Generalliente nant in unverkennbarer Aufregung ent gegen und hatte große Mühe, seine Ins sung zu bewahren, als ihn sein Sohn von der Aenßerung des hohen Herrn in Kenntniß setzte. Einen so nnglilcklicheu Tag, wie den heutigen, hatte Graf Holz haufen seit vielen Jahren nicht mehr ge habt, und es war ihm vielleicht nicht gar zu sehr zu verübeln, wenn er sich setzt . beinahe darnach sehnte, einen Blitzablei ter für seinen großen Zorn zu finden. Hatte er schon vorher seine wichtigsten Oausherrnpfiichten versäumt, um eine Gelegenheit zu ungestörter Rückspraehe mit dem Professor zu finden, so beo bachtete er ihn jetzt erst aufs Schärfsie, und als der oiei unidräugte Künstler endlich in einen von hohen Saite-unpar tieren fast vollständig oerdeckten Erter trat, augenscheinlich in der Absicht, sich dort in der Einsamkeit ein wenig zu er holen, folgte er ihm rasch und redete ihn mit mühsam erzwungeuer Höflichkeit an: »Sie haben uiir bisher noch keine Ge legenheit gegeben, Jhnen für die Genüsse zu danken, welche Sie meinen Gästen und mir oerichafftenl Lassen Sie mich diese Pflicht hiermit nachholen. « »Sie beschämen mich, Herr Graf,« antwortete er in ruhiger Liiescheidenheit »War mir doch dag ganze Arrange nicut nicht eine Miihewaltung, sondern ein Vergnügen. « Der General war außer Stande, sieh noch länger zurückzuhalten »Ja der That?« fragte er. »Ich begeg ne also beiJhnen derselben Auffassung, die sich zu meinem Erstaunen auch in wei teren Kreisen geltend zu machen scheint. Man ist nämlich vielfach der Ansicht, daß Sie mir die Ehre vIhrer Vetheiliguug an diesem Feste nur erwiesen haben, weil es ihnen ein ivilllonnneueo Mittel zum Zweck erschien-« Professor«’Ter-ibei-g iah erstaunt auf die erregten Züge des alten Mannes. »Wenn ich Phie Worte richtig ver standen habe, Herr Graf, so bedeuten sie einen Vorwurf gegen mich, auf den ich mich wohl werde oertbeidigen können Darf Ich deshalb unt eine nahrere irr tlärnng bitten?« »Es wäre Inir lieb, wenn Sie tnir dieselbe erließen. Sie wissen, daß ich Sie sonst ats Menschen wie als itiinstler scheide, und dasz es mir äußerst peinlich ist, eine solche Erörterung herbeiführen us müssen. Uni wag es sich dabei han delt, werdin Sie sa wissen! Ihr letztes-i Bild niag sa künstlerisch ganz ausgezeich net gewesen sein, abervngenressen war es -—- wenigstens an dieser Stelle — nichts-« »Ich bedauere das, Herr Graf, wenn ich auch Ihre Auffassung nicht theilen tann. Aber Sie selbst waren bei den« letzten Proben zugegen —« »Mag sein, daß das Gebetdenspiel der mitwirkenden Personen auf diesen Pro ben weniger deutlich war, als heute, genug, ich wünschte, Sie hättest nna die-« fes lehte Tableau erspart, oder doch wenigstens eine andere Dame als gerade meine Tochter gewählt! Vielleicht, Herr Professor, hätten Sie überhaupt etwas weniger unvorsichtig und etwas-« besser jener Verpflichtungen eingedenk sein sol len, welche Ihnen mein Vertrauen nnd Ihre Situation als stt meines hause-it auferlegte « Nun konnte Dernberg nicht länger zweifeln, wohin sich die Worte des Gio fen richteten. Er wurde wohl unt eine cchattirung bleicher, aber er behielt doch seine volle, männliche Fassung »Jch glaube Sie zu verstehen, Herr Graf, nnd ich bin nicht in der Lage, die Befchaldigung lurzweg als eine unbe gründete zurückznweisetn Aber es dürfte hier wohl kaum der richtige Ort für meine Erwidert-as sein, und ich bitte Sie des halb um die Erlaubniß, Jhnen morgen Mittag meine Aufwartung zu machen-« Dieses unnmwundene Eingeständniß erschien dein General in seiner gegen wärtigen Gereiztheit nicht als männlicher Freininth, sondern als eine beispiellose Unverschätntheit, und er brauste darum ohne jede weitere Rücksichtnahme anf: »Sie werden sich gegen den Vorn-urs, die Kaintesse toutpromittirt zu haben, so wenig morgen als heute ersolgreich bei mir vertheidigen lönncni Ich wüßte nicht, welche Entschuldigung Sie sür Ihr Ver halten geltend machen könnten-« »Die Entschuldigung meiner Liebe!« sagte Herbei-t, dem jeht auch d«tt Blut zum Herzen zu strömen begann, rasch: »Ich gebe Jhnen die Versicherung, Herr I- Gras —« — »Ersparen Sie sich Ihre Versicherun - geni« unterbrach ihn der Generallieutex nant, der im ersten Augenblick wie ver . steinert dagestauden hatte-, heftig: »Ich muß Ihnen gestehen, daß ich daraus denn -· doch nicht gefaßt gewesen bin! Sie sagen .- Inir also itt’s Gesicht, was man sich ver s« stehlen bereits in allen Kreisen der Ge H sellschast zuzuslllstern«begann,- uud Sie .- lpaben die Stirn, mich noch um eine be sonder-e Unterredung über diesen Gegen s stand zu bitten! Gehört das etwa auch « noch zu Ihrer WettetM H »Ich weiß nicht« von welcher Wette ;Sie sprechen«, erwiderte der Professor-, —- sich stolz anseichtend, »aber ich sehe, Herr J Gras, daß- Sie augenblicklich nicht in j der Stimmung sind, meinen Werten die ise e ich einen Anspruch zu haben glaube Jch möchte Sie davor bewah ren, Jemand zu beleidigen, der Jhnen keine Veranlassung dazu gegeben hat « Keine Veranlassung? Herr, ich weiß in der That nicht, wo ich die Erklärung fiir Jhi Benehmen suchen soli! Seien Sie versichert, daß ich mit vollster Ueberlegung spreche, und daß ich Ihnen noch o ndrein alle Rücksicht zuTheil wer sden ink, « ich einem Gaste schuldig bin. iWallte ich meinen Sohn von dein Ge jscheheiien in Kenntniß sehen, er würde wahrscheinlich mit den Waffen in der iHand Rechenschaft von Ihnen verlan sgeii!" T Die Brust des jungen Maiers hob ’,sich in raschen Atheiiizügeu, und eine heiße Röthe goß sich bis an die Haar wurzeln hinauf übei seiti Gesicht J »Sie beschimpfen mich, Herr Graf, ohne mich gehört zu haben und es wäre sniir darum beinahe lieber, wenn ich statt Ihrer Ihren Sohn vor niir hätte, deni zich in gleicher Weise antworten könnte! Ich habe zugegeben, daß ich eine tiefe und innige Neigung siir Konitesse ifisa empfinde, und füge hinzu, daß es das höchste Lebensglück siir mich bedeuten würde, sie als meine Gattin heimzufüh ren. Wenn an dieser Werbung etwas auszusehen ist, so ist es wohl nur der Ort, an dein ich sie vorbringe, iiiid die Fami, zii der ich durch Umstände ge nöthigt werde. Ttasür aber fällt nicht so sehr mir als Ihnen selbst, Herr Graf, - die Verantwortungzu, und ich glaube wohlAntworh aber nicht eine Beschim pfung verdient zu haben!« Zwar iniponiite dass männlich stolze Selbstbewußtsein des jungen Mannes dein alten General, aber sein Ae eri wurde dadurch nicht geringer und Hin Ton nicht freundlicher, a·s er sagte: i »Nun gut, Herr Professoi, die Tint wort sollen Sie haben, nnd es wirdg lieu · anmutige-g zi- iezkuekm mii ebenfalls nichts anderes an ihr auszu setzeti sein, als die Form, in welcher ichl durch die Umstände genöthigt wei·.ide cie lautet liirzwegt Nieinaigi Wären Sie als ein ehrlicher Mann zu rechteri Gelegenheit zu mir geloninicii, uin mir Ihren sonderbaren Antrag vorzubringen, so hätte ich Sie in allei Liöslichleit dar auf aufmerksam gemacht, daß Sie ;«’ihie Gedanken auf etwas Uninögiiches ge richtet haben, daß sich gewisse Klassenun terschiede nun einmal selbst bei der größ ten Vornrtheilgiosigkeit nicht aus der Weit-schaffen lassen, nnd daß Sie selbst unter deii Konsequenzen einer so unsin iiigeii Verbindung hätten ani meisten iet den nennen, weint ich rurznchitg genug gewesen wäre, tneine Einwitlignng zu geben. Das Alles hätte ich Ihnen sehr ruhig und sehr höflich auseinanderge ith, und wir wären höchstenahrseheinlich die besten Freunde geblieben. Aber Sie haben zur Erreichnng Ihre-;- Zieles einen Weg eingeschlagen, aus weichem Sie die Rücksichtnahme nicht mehr beanspruchen dürfen, die man einem Gentleman zu Theil werden läßt. Sie haben meine Tochter nnd meinen Nennen zu kompro mittiren gesucht nnd haben Ihre wahren Absichten von mir geheim gehalten, bis tnich ein Zufall und die Aufmerksamkeit ttteiner Freunde dahinter kommen tieß. Diese Handlungsweise würde ich Nic mand verzeihen, und wenn er meinem Herzen noch so nahe gestanden hättet Darum wiederhole ich Ihnen noch ein mal: Niemals! Niemals-P »Und sie geben mir diese Antwort, ohne Jhre Tochter auch nur zu befra gen?« »Ah! Haben Sie etwa bei ihr ans Beistand gerechnet? Nun, ich hasse, dasz mein Kind nicht ehrvergessen gering ist, anders als mit Entrüstung ans einen Antrag wie den Ihrigen zu antworten! Sollte ich mich darin aber getäuscht ha ben, so lassen Sie sichs gesagt sein, Herr Professor, daß ein alter Soldat nicht durch Weiberliinste oder Weiberthriinen über den Hausen gewarten wird, nnd ehe ich meine Einwilligung zu diesem Wahn sinn geben könnte, eher soll -—-——« « »Es ist genugt« fiel ihnt der Maleri mit tun-r einrichtet-sahen ins Won. ; ,,Jhre Erwidert-its Herr Gras, war auch ohne weitere Betheuerungen deutlich ; genug! Ihre grauen Haare und die Hoch- ; achtung, welche ich Ihren Verdienstenl zolle, halten mieh ab, Jhnen ans die un- s gerechtere unter Ihnen Vorwürfen die sjenige Antwort zu geben, zu welcher mich mein Herz drängen möchte. An der Thatsoche, daß Sie mich mit aller Ent schiedenheit znriickcveisen, ist damit in nnch nichts mehr zu ändert-. Jch werde Ihr Haus natürlich vorläufig nicht mehr betreten, aber ich hege die Zuver sicht, daß Sie .ii’ointesse lslsa von dem Verlauf unserer Unterredung unter-richten l werden« »So-ve« ich es fiir gut halte-—ge wiß!« »Gut-eh diese Einschränkung würden Sie mich zwingen, es statt Ihrer zu thuni« »Ah, das ist stark! Aber ich nntßJhr Versprechen haben, daß Sie jede Ver bindung mit meiner Tochter aufgeben werden« nnd ich halte Sie noch immer slir rechtschaffen genug, ein solche-z Ver sprechen nicht zu brechen. Darum er theile ich Ihnen die Zusage, daß ich die Komtesse von Ihrer Wetbnng nnd von meiner Antwort aus dieselbe wahrheits gemäß in Kenntniß sehen werde-« »Ohne sie dar-n zu verhindern, mir ihre Meinung darüber initzntheilen?« Der Generallieutenant fuhr abermals zornig auf. »Herr! Wie können Sie daran den ken, mir solche Vorschriften zu wachem-· »Es ist nur eine Forderung der Bil liskeit, hie Sie mir nicht abschlagen -«,» - —--»— »----——WWH—S iwerdem wenn Sie verlangen, daß auch ich korrekt handeln sollt« Seine ruhige Entschiedenheit blieb nicht ohne Wirkung auf den Grafen Er schwieg eine kleine Weile und sagte dann, wenn auch mit einigem Widerstre ben: « »Meinetwegen denn! Wenn meine Tochter selbst den Wunsch danach aus spricht, so soll sie Jhnen schreiben dür seiixwohlverstaudeu einmal —- und Sie geben mir Jhr Wort daraus, dasz Sie ihr weder antworten, noch sonst eine Verbindung mit ihr aufrecht erhalten werden.« »Ich verspreche Ihnen, mich der Kom tesse niemals ohne Jhr Vorwissen zu nähern-« »Sie geben mir Jhr Wort darauf-« »Im-So wäre denn wohl unsere Unterredung zu Ende«, sagte der Pro fessor mit einem Klang von schmerzlichen Bitterkeit in der Stimme, »und eH fällt mir nur noch die Aufgabe zu, mich so geräuschlos als möglich aus eine111.li1«eise zurückzuziehen, den ich besser niemals be treten hätte. »Ich verabschiede mich von Ihnen, Herr Gras; aber ich gebe damit noch nicht die Hoffnung auf, Ihnen noch einmal in würdigcrer Situation gegen iiber zu stehen« Er machte dem Generallieutenant, welcher in diesem Augenblick beinahe etwas Mitleid sür den jungen Mann empfand, eine höfliche Verbeugung und trat aus dem halbduntlen Erler in die hellerleuchteten Festräuine zurück. Wäh rend er langsam durch die stattliche Flucht der glänzenden Salons dahinschritt, suchten seine Blicke die Geliebte, die wohl noch nicht die leiseste Ahnung von der Entscheidung hatte, die während der letzten Minuten über ihre Zukunft ge fallen war. Erst in dem großen Kon zertsaal, in welchem sich die jüngeren Damen und Herren schon seit gekannter Zeit dem Vergnügen des Tanzes hinga ben, wurde erihrer ansichtig. Sie tanzte mit dem Marquis du Verdy, und gerade dieser Anblick war dem Maler wie ein steuer Stich in das verwundete Herz, ob wohl es der schönen Tochter des Hauses wohl anzusehen war, wie wenig Vergnü gen ihr der feurige Walzer im Arme gerade dieses Tänzers machte. Der Professor lehnte sieh an eine Säule, welche einem aus Marmor gebildeten Liebesgotte zum Piedestal diente, lind folgte ihr mit den Blicken. Trotz des wirbelndeu Tanze9, in dem sie sich drehte, hatte sie ihn als bald wahrgenommen, nnd ein heller Strahl der Freude leuchtete in ihren Augen aus, als sie den seinigen begeg neten. ils-H war ein Blick uertrauensvoller, hingebender Liebe, den er aussangen durfte, ein Blick der (5«rcnnthigung und der Ansmnnterung, der ihn unter allen anderen Umständen wohl mit jubelnder Glückseligkeit ersiillt haben würde, der ihm aber jetzt die ganze Größe seines Verlustes nur desto schmerzlicher zum Bewußtsein brachte. Auch bemerkte er bald, dass er nicht unbeobachtet war Zer junge Gras Egou stand in geringer Entfernung und behielt ihn sowohl, wie seine Schwester istlsa scharf im Auge. Sein Gesicht hatte einen so seindseligen Ausdruck, daß Ternberg wohl fühlte, wie leicht-namentlich in seiner gegen wärtigen Stimmung-er mit dem jungen Grasen würde aneinander gerathen tön- . nen· Das aber wollte er um sedens Preis vermeiden; denn sicherlich wäre es: Elsa gewesen, die am meisten darunter zu leiden gehabt hätte. So wendete er sich mit einem oerstohleneu Seufzer schweigend ab, ging langsam hinan-J und schritt wenige Minuten später iu tHut und Ueber-rast die Treppe des vornehmen Grasenhaufes hinab, auo welchem man ihn schmählich verstoßen hatte, weil er, der in Niedrigkeit Geborene, es gewagt, seinen Blick zu der unerreichbar-km schwindelndeu Höhe zu erheben. Bis auf die Straße hintiuter beglei teten ihn die Klänge der lustigen, be rauschendeu Musik. Ale- er aber um die nächste Ecke gebogen war, umgab ihn die tiefe, nächtliche Stille der friedlich schlummernden Stadt. Ring-Z um ihns her war Alles so dunkel und todt, alSI könne sich nie wieder frisches-, warm pul sirendeo Leben uni und in den schwerfäl ligen, lichtlosen Häuser-n entwickeln, und gerade so dunkel und todt wrzr eo auch in seinem Herzen. 15· Kapitel Wenn auch der Marauie seine Aus nierksamkeit und all’ seine Galanterieu während dieser Nacht ausschließlich auf die Konstesse Elsa verschwendet hatte, bei der sie überdies noch nicht einmal sonderliche Aufnahme fanden, so ver hinderte das doch nicht, daß der schöne Franzose dao allgemeine Interesse-, namentlich der weiblichen Gäste, ans sich zog Dao Gerücht von seinem ungeheuren - Reichtbnm, von dem er mit vollen Hört-; den ansstrene, nnd von seinen ausge-« dehnten Besttzungen ini schönen Stil-enI Frankreichs hatte sich sehr schnell verbrei- J tet, nnd manche würdige, aristokratischeJ Dame, welcher die undankbar-e Aufgabef zugefallen war, sich nach einem passenden und edenbiirtigen Verderber um die Hand einer Tochter oder Nichte umzusehn-, sandte dein eleganten Kavalier mit den feurigen Augen nnd dem südlandischen Typus freundlich ermunternde Blicke zu. Aber er ging heute unangefochten durch alle diese lockenden Versuchungen, denn er schien, wie gesagt, nur Augen für Komtesse Elsa zu haben und war unans gesest mit solchem Eifer um sie bemüht, aß Niemand mehr zweifelte, er sei ganz ernsthaft in sie verliebt. Gleichzeitig aber konnte es auch keinem aufmerksamen i TBeobachter entgehen, ioie wenig Entge genkommen und Aufmnnterung seine Bemühungen bei dieser jungen Dame selbst fanden, nnd wie kühl, ja beinahe abwehrend sie ihren ttnermiidlichen Ver ehrer behandelte. Man deutete dies Use-nehmen sehr verschieden, und viele belächelten das nutzlose Liebes-werben des Marquis, während andere, nnd selt samerweise gerade die älteren nnd er fahreneren Leute, eine in nicht sehr ferner ’Zeit bevorstehende Verbindung prophe .zeiten. . Ernst nnd sorgenvoll saß der General . vor seinem Schreibtifch. Die aufregenden Vorgänge der letzten Stunden hatten ihn Jdoeh gewaltig erschüttert, und er war »aus dem liirmenden Treiben des Festes geflüchtet, weil er fühlte, daß seine Kräfte demselben nicht mehr gewachsen seien. Das plötzliche Erscheinen seiner Tochter liest ihn beinahe erschrocken zu sammenfahrcn; denn er kannte ihre Festigkeit und die Entschiedenheit, mit der sie unter Umständen bei ihrem Wil len beharre-n konnte, gut genug, um zn wissen, daß ihm hier noch ein harter Kampf bevorstehen würde. Wohl hätte er es für heute ganz vermieden, den pein lichen Gegenstand zu berühren, aber schon ihre ersten Worte zeigen ihm, daß dies ganz unmöglich sein würde. «Verzeihe mir, wenn ich Dich störe, Papa,« sagte sie, »aber ich erfahre oon Egon, daß Tut eine Unterredung mit dem Professor Dernberg gehabt, welche dessen plötzliches Fortgehen veranlaßt habe. Da ich vermuthe, daß auch meine Person in dieser Unterrednng eine Rolle gespielt hat, so darf ich doch wohl um eine nähere Mittheilung darüber bittern-« Er war dein ttlang ihrer Stimme anzu merken,daß sie den ganzenZusammenhang ahnte, und daß sie sich nicht ohne eine be stimmte Auokuuft zurückweisen lassen würde. Einen Augenblick dachte der General darau, da er sich wirklich er schöpft fühlte-, sie unter Hinweis auf sein Unwohlsein auf morgen zu ver trösten; aber das Eingesiänduiß einer Schwäche widerstrebte seiner soldati schen Natur zu sehr, als das; er sich da zu hätte entschließen können. So deu tete er denn seiner Tochter an, auf dem Fauteuil neben seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, nnd erwiderte: ,,Egon hat Dich nicht falsch berichtet, obwohl ich nicht weiß, woher er seine Kenntniß hat. Jch habe eine Unterhal tung mit dein Professor gehabt, und er hat es fiir gut befunden, infolge dersel ben ein Haue- rn verlassen, in welchem weitere Vortheile siir ihn nicht mehr zu erlangen waren. « Elsa sah ihren Vater angstvoll au. Die Röthr feines Gesichts und die dro henden Falten auf seiner Stirn weis sagten ihr nichts Gutes-. Sie zitterte vor dem, was ihr die nächste Viertel stunde bringen würde, und doch zögerte sie nicht, geradeuwego auf den gefähr lichen Gegenstand loszugehein »Er hat also um meine Hand auge halten?« fragte sie leise. »Und Du hast ihm eine ablehnende Antwort da rauf gegeben?« »Ich bewundere Dein Ahmmgsoer mögen!« brach der General los. »Ich habe ro ajso in der That mit einem wahrhaftigen Complot zu thun gehabt, nnd mein eigener- Kind konnte dazu bei tragen, die ungetrübte Ehre meines alten Namens durch das Gerede der Welt tu verunglimpsen. Fast möchte ich bedauern, noch so niilde gegen diesen Betrüger meines arglosen Vemsaueig aufgetreten tu lein. « - (f"lsa preßte die Lippen zusammen, um die Worte trotzigen Zornes zurückzu driingen, zn denen ihr Schmerz sie trei ben wollte. Sie fiihlte wohl, daß das jetzt, der Erregung des Vaters gegen über, nicht das rechte Mittel sein würde, über das Vorgefalleiie volle Aufklärung zu erhalten, nnd so bat sie ihn denn nach kurzem Schweigen mit leiser, be bender Stimme-, ihr zu erzählen, welcher Art seine Unterredung mit dem Profes for gewesen sei. Der General erinnerte sich des Versprechens, welche-:- er dem Maler gegeben hatte, und berichte-te, wenn auch nicht eben in wohlwollender Darstellung, so doch der Wahrheit ge mäß, iiber die Hergänge des Abends-. Mit hartem Vorwurf erwähnte er jenes lebenden Bilde-S, in welchem El fa’g Mienenspiel der ganken Gesellschaft zum Verräther ihres Herzenggeheiw nifsesz geworden war, und es entzün dete von Neuem seinen Zorn, als er der Deniiithigung gedachte, denen er von Seiten des Prinzen Herinann nnd des Herrn von Faber ausgesetzt worden. »Die Ungnade meines allerhöchsien Herrn ist mir so gut wie gewiß, wenn sich dass Gerede iiber diese skandalöse Afsaire noch weiter verbreitet,« sagte er finster-. »Habe ich darum ein makellosev Leben geführt nnd den Schild meiner Ehre durch mehr als ein halbes Jahr hundert so rein von allen Flecken erhal ten, wie er mir von meisten Vorfahren überliefert worden ist, um nun durch die Thorheit einer Mädchenlaune das ganze Werk meines Lebens gefährdet zu sehen? Nein, wahrhaftig, so lange ich der Herr meines Hauses und das Haupt meiner Familie bin, wird man niemals auf eine Kouitesse Holzhaufen weisen. —- Dn wirstdiesenMaler niemals wiederseheiil« »Ich weise nicht, ob ich Dir verspre chen kann, Papa, diesem Befehl zu ge horchenl« »Wenn noch ein Funken von Ehre in jenem Manne ist, wird es Deines Ver sprechens-z auch nicht bedürfen. Er hat mir gelobt, keine Annähernug mehr an Dich zu versuchen-« »Wie?« fragte sie todtenblaß. »Ist das wirklich wahrli« »Er hat mir fein Wart baran gege ben- Um seinetwillen will ich wünschen, daß er’s hält. « »Du mußt ihn mißt-erstanden haben, Papa! Das kann sein Ernst nicht gewe sen sein! Er kann nicht anf mich verzich ten, ohne daß uns wenigstens ein Wort des Abschieds, ein letztes Anssprechen vergönnt wäre!« »Ich habe ihm zugestanden, daß Du ihm noch einmal schreiben darfst — wohlverstanden, einmal Und einen Ab schiedsb«ief! Ich will darauf verzichten, denselben zu lesen; denn ich halte Dich nicht für ehrvergessen und ungehorsam genug, daß Du daran denken könntest, trotz meines entschiedenen Verbots eine Hoffnung in ihm zu nähren, die sich doch niemals verwirklichen würde. Von einem weiteren mündlichen oder schriftli chen Verkehr darf dann nie wieder die Rede fein. Jch habe sein Wort darauf nnd ich denke, meine Tochter ist wenig stens stolz genug, sich Niemand an den Hals zu werfen!«. »Das bin ich gewiß, Papa! — Aber ich vermag noch immer nicht zu begrei fen, wie er das versprochen haben sollte. Erinnerst Du Dich seiner Worte noch ganz genan?« »Alle Wetter, bin ich es, der hier ein Verhör bestehen soll? Jst Dir meine einfache Versicherung nicht genug? — Mit seiner Ehre hat er sich verbiirgt, daß er ohne mein Vorwissen keinen Ver such der Annäherung mehr machen wer de, und ich meine, das ließe an Deut lichkeit nichts mehr übrig-« Wie eine fliichtiger Sonnenstrahl war eH bei seinen Worten über Elsas tief betiimmertes Antlitz geglitten nnd mit neu erivachender Hoffnung erwiderte sie: »O nein, Papa, es ist deutlich genug, nnd Du darfst sicher sein, daß er seini Versprechen halten wird! Nicht heimlich und hinter Deinem Rücken wird er seine Werbnng wiederholen-, wenn ihm der rechte Augenblick dafür gekommen scheint, sondern offen und freimiithig, » wie es einem Manne von seiner Art ge- ! ziemt. Wenn aber die-sei Zeitpunkt dai ist« wirst auch Du von anderer Gesin- ! nung gegen ihn crfiillt sein als jetzt Darauf baue ich fest, und in dieser zu- i oerfichtlichen Hoffnung erkläre ich Dir, » Papa, daß ich niemals einem anderen Manne meine Hand reichen werde alss ihm! Aber ich sehe, daß Du müde bist, ; nnd es führt ja auch zu nichts, heute; noch weiter darüber zu sprechen, darum : gute Nacht, auf freundliched Wieder-l sehen!« s Sie war hinaus, noch ehe sich der altes General von feinem Erstaunen iiber ihre Fassung und iiber ihre zur-ersichtliche Sprache erholt hatte. Er mußte sich gestehen, daß die Szene, von welcher er T viele Klagen nnd Thräuxn befürchtet l hatte, viel glimpflicher abgegangen sei, « als er es nur immer hätte erwarten kön nen. Aber er war mit ihrem Verlan trotzdem nicht-J weniger als zufrieden; denn er fühlte wohl, daß hier einWider-» stand zu bekämpfen sein wiir,de der sich auf viel fester«ei Grundlage aufbante, als auf Klagen nnd Thränen Während er nachdenklich und schlum merlos in seinem Zimmer auf und nie der ging, saß Clsa in dein ihrigen und schrieb mit schwerem Herzen, aber doch mit gefaßtemSinne den letzten, inhalts reichen Vrief an den Geliebten. ·16. Kapitel. Viele Tage lang hatte Helene in tiefer Bewußtlosigkeit auf ihrem Krankenbette gelegen, und mehr als einmal schien es, als solle dem unbarmherzigen Würger Tod dieses junge, blühende Menschenle ben rettungslos zum Opfer fallen. Der Arzt selbst vermochte im Anfang nur wenig Hoffnung zu geben; er kam täg lich mehrere Male, um nach feiner Patieutin zu sehen; aber es währte lange, ehe er das erste geringfügige An zeichen der Besserung wahrnehmen konnte. Bei einer minder hingebenden und anfopfernden Pflege, als sie ihr hier zu Theil wurde, hätte ihre zarte Natur den schweren Krankheitsanfall auch kaum überwunden; aber sie war hier in dem Gartenhäuschen der Frau Beh rend, in Dernbergs Maler-Atelier, s» wohl aufgehoben, als sie eH nur im Hause der zärtlichsten Mutter hätte sein können. Während die eigentliche Kran tenpflege von einer Diakonissin geübt wurde, welche sich mit einer anderen barmherzigen Schwester in die Nacht wachen theilte, sorgte die alte Dame unermüdlich für die Befriedigung aller Bedürfnisse der Kranken, und auch der Professor hatte ihr eine nicht unbewacht liche Summe zur Verfügung gestellt, welche für die Pflege seines Schlitzliiigs, den er seit jener Nacht nicht wieder ge sehen, verwendet werden sollte. Während im ersten Stadium der Krankheit nur völlige Bewusztlosigkcit nnd wilde Fieberphantasien miteinan der abgewechselt hatten, stellten sich end lich, nach einer Reihe banger Tage und nach einem besonders heftigen Anfall, welcher der Arzt als die Krisis bezeich net hatte, ein tiefer und anscheinend ruhiger Schlummer ein« »Wenn sie aus diesem Schlununer wieder zur vollen, klaren Besinnung ge langt, ist sie rettet,« sagte den-Doktor. »Die Kräfte erden sich bei ihrer Ju gend schon wieder einfinden, wenn nur ihr Geist ohne Schaden aus der Kata strophe hervorgeht. Jed Isalldz muß sic zunächst noch mit großer s orsicht behan delt werden; denn es ist sehr wahrschein lich, daß sich m ihrer Vorstellung das wirklich Erlebte nnd die Truggebilder ihrer Fieberphantasien vorerst noch recht bunt durcheinander mischen werden. Bitten Sie sich darum, ihr in irgend - ——H-—, einem Punkte direkt zu widersprechen, und gehen Sie scheinbar anf Alles ein, « »ohn"e indessen solchen Reden, die Jhnen befremdlich erscheinen, eine Bedeutung beizulegen. « « Die Voraussage des ersahrenen Arz tes bewahrheitete sich in allen Stückens - Helene erwachte ans ihrem Schlummer bei völlig klarer Besinnung, und das verzehrende Fieber war beinahe gänzlich verschwunden· Jhre körperliche Schwä che war freilich so groß, daß sie kaum einen Finger zu rühren vermochte, nnd auch ihre Gedanken arbeiteten vorerst noch so langsam, daß sie kaum irgend welche Verwunderung über die fremdar tige Umgebung zu empfinden schien Mit einem dankbaren, aber matten Lä cheln belohnte sie sdie freundliche Wär terin, welche sich sofort angelegeutlich nach ihren Wünschen erkundigte, und nur durch eine leise, kaum merkliche Be wegung des Kopfes dentete sie an, daß sie nach nichts verlange und zugleich, daß es ihr noch schwer falle, zu sprechen. Mit offenen Armen nnd. doch wie träumend, einein Kinde gleich, lag sie stundenlang da, nnd kein Laut von dem geräuschoollen Treiben der Außenwelt drang in das stille Gartenhäuschen hin über, um sie aus ihrer Dämmerwelt eniporzuschrecken. Man hatte ihr Bett auf Anrathen des Arztes aus dem kleinen Kabinet, in welchem sie in jener ersten Nacht Ausnahme gesunden hatte, in das eigentliche Atelier getragen, das sich als ein hoher, heller nnd lustiger Iliauin ungleich besser zum Aufenthalt für eine Srhwertranke eignete; und meint auch eine niedrige, spanische Wand, mit welcher nian da-« Bett um geben hatte, ihr den Anblick der bunten und nialerischen Atelier - Einrichtung entzog, so fielen ihre Blicke doch dar- » über hinweg auf einige an der Wand hängende Gemälde, die sie unausgesetzt betrachtete und die sich allgernach mit ihren wachen Träumen zu verweben be gannen. Namentlich ein mitten unter diesen Bildern hängender weibliche-r Studien kopf war eg, aus dein ihre Augen be ständig ruhten. War doch die Lage des Gemäldeg eine solche, daß esJ sie eben falls anzusehen nnd ihr freundlich zuzu liirkieln schien! Es war eines jener Studienblätter, das der Professor als Vorarbeit für sein neues, noch nnvollendetes Geinälde aus geführt hatte. Anfänglich hatte es nur eine Skizze werden sollen; aber als der Kopf, fast ohne daß er eS selber merkte, unter seinen Händen immer mehr Elsa’s schalthaft liebliche Züge erhielt, hatte er sich nicht dazu entschließen können, ihn in dein Zustande eines flüchtigen Ent wuer zu belassen. War er auch als Studie für sein Geinälde unbrauchbar geworden, so wollte er ihn doch als selbstständige Arbeit ausführen, wenn er auch natürlich nicht daran dachte, ihn jemals der Oeffentlichkeit zugänglich zu tnachen So war das Bildchen entstan den, ein prächtigeiz, sprechendes Porträt der Komtesse, und der Zufall wollte, daß die Genesende gerade dieses ihreni Gedächtniß unanslöschlich einprägen mußte-. (Fortsetznng solgt.) —- Habt Jhr Zeitschriften oder andere Bücher einzubinden, bringt sie nach der «Auzeiger« Ofsice. "« »F ITOEING PllsElS known by molscutd « ji« perspikuuon cause interne noli-ins « iksn want-. This form and Bl ,"» » Jst-Joch or knownuvmo Aus-d Insan AT ovxti To For DR. sc-sAdl-I(0 s PILE ISUSDY, «II h not-« directly on part-s user-roch 1 nord- tun-org slla alt-thing esse-tm PJLEF »engres-gesäg-kosssgIrcksieraser H. sph. Tucker ö. tso., .lpotheter. Gartensamcn, Fujisa mcn. Blumen samcn. Das Feld und den Garten gut zuzu berciten für den Samen, ist von Bedeu tung, aber man iunß Gewißheit haben, daß der Same gut ist ——— d. h. keimt; sonst ist die Arbeit umsonst. Lederman hat eine große Sendung frischer Samen sorten ·fiir’o Feld und für deu Garten unterwegs, Samen voiu Norden, vom Osten und vom Westen. Er wird Sa Inen so billig verkaufen, als die Quali tät es erlaubt. 19---26 Dr. H. c. Minos-, Zahn-It rzt. since im ,,3ndcpisudent« WIijtwo-Hälmc schtuetzlog ausgezogen. sing 01 golden gute summi, 1lJoHN KUHLSEN. (5«igcntl)ümcr. HEFT-sie besten Getränke und Sigm rcn stets an Hand qumkrkiame Bedienung! z·