Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, February 17, 1893, Image 9

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    Hi verfkhmtkr Beruf. .
sen Dr. s. Ismene-um
Die modernen Strafsgesehe sind, dem i
Geists unserer Zeit ent brechend, milder T
morden, indem sie die Stihne dein
bre en anpassen. Selbst das Leben
der Ver recher w rd nicht me r ale ver- »
ilchtlicheo Ding behandelt. le Todes- ;
strafe ist nur aus eine kleine Anzahl
schwerer Verbrechen beschränkt worden, ;
und auch bei dieser mildert nicht selten i
die Gnade des Monarchen die verwirlte f
Sühne. Trohdem kommen aber in-;
richtungen oft genug vor; die Bolziei
nng des Urtheils ildet einen Alt der!
ere tigkef. Wie gegen die Berbre-’
cher, o sind unsere rlrijchauungen iiber ?
das rgan der Strafjustiz milder ges j
worden. Der Hochrichter gilt nicht I
mehr fiir ehrlos tin biirgerlichen Sinne, I
allein er nimmt immer noch eine Son- !
derstellung ein infolge seines blutige-is
andwerkeb, das nicht immer gefahrlob f
it, wie die Einrichtung Ravachols ge- s
zeigt hat. "
ie Scheu, mit der man
em Scharfrichter allgemein begeguehi
ist gewiß ungerechtfertigt, nnd manch-J
Vertreter des unehrlichen Handwerkee i
den ed iin ihren Zeiten zu einer gewiss !
en Popu aritiit gebracht. Der russische T
Henker Froloiv, das Werkzeug Katha- l
rinas ll·, war eine bekannte und gest
furchöete Persönlichkeit; auch Samson, i
der ariser Henker der Revolution, ers s
freute sich einer gewissen Berühmtheit. I
Mit ausgesuchter Bosheit ließ er seine :
Opfer, die Adeligen, die vom Konvent
san Tode verurtheilt werden waren,
odebqnalen ausstehen, indem er zögerte, »
dad Beil der Guillotine fallen zu lassen.
Die Erfindung dieser tiopfmaschine
hat das Handwerk bedeutend erleichtert, i
und ed finden sieh Leute genug, die sich
um eine vaeant gewordene Scharfrichter- ;
stelle bewerben, iveil ihr nichts linehr- T
liches mehr anhaftet. In früheren
Jahrhunderten dagegen war es gerade- .
n unmnglich, einen freien Mann zuri
ebernahme des Henkeramtes u bewe- i
Elen, wie gegenwärtig noch in riechen-— i
nd, wo etwa hundertsiinfzig schweres
Verbrecher ihrer Hinrichtung vergeblichj
harren, weil kein Henker vorhanden ist
und sogar Zuchthäueler sich weigerii, den ;
ihnen angeboteueii Dienst anzunehmen ;
In Preußen war das Scharfrichter- (
handwerl nur so lange entehrend, alb:
man eo augubtr. Eo führte sogar ges i
raden Weges zur arztlicheu Praxis-. I
Henker-, die hundert Hinrichtuugen hin- i
ter sich hatten, durften sich als Aerztej
niederlassen, verniuthlich, weil man an- ’
nahm, daß sie mit dein Bau det- menschi I
lichen Körpers besser vertraut waren, s
als die gelehrten Doktoren Jn ihrers
Einsamkeit mochten sie sich auch mit»
ärztlichen Studien abgegeben haben. (
i
(
Der Leibchirurg det- ttouigö Friedrich l. «
soll ein ehemaliger Scharfrichter gewesen »
«ein. In der Mitte des vorigen Jahr
hunderts hat ed noch manche Aerzte ge- j
gedeu, die zwar ihre Toltorpriisuug des T
standen, ihr medizinisched Wissen aber
aus den Erfahrungen ihres Vaters oder
Großvatero, der Henker war, schopften.
Weicht man auch heute noch der Bei -
ruhrung mit dem Henker and, fo galt i
Letzterer noch zu Ende des vorigen Jahr- !
uuderw in erliohtcm Muße ald ein
Schrecken Er gehen-te schon eine ge-’
wisse Starlgeistigleii ruin, bereit nicht
jeder fiihig war, in ten Heuterblnechteu
auch Menschen zu sehen. Herzog tiarl
August von Weimar bildete eine ruhm
liche Ausnahme von der allgemeinen
Regel. Alc- er einmal der Sektion sei
need Lieblingepserdeo beigeivohut, ließ ei- !
dem hantirenden Henkerolnecht einen i
Thaler reichen· Der Leibjiiger aber
scheute sich, due liieldftiiit dein uneier
licheu Gesellen iii die Hand zu geben»
utid legte es aus einen Platz, daiiiit ev (
der Beschenite nehme. Tariiber wars
Karl August sehr angehalten. »Albern
lieit,« ries er entriistet, nahm den Tha- i
ler und reichte ihn eigenhändig drnii
Manne. »Da, t«andsmanu,« sagte er,
»nimm eni Trinkgeld von mir!« Die
Rührung des aruien Menschen kann
mati sich wohl denken. »Ich bitt nur
ein sehr armer sen-,- versicherte er,
»aber dieser Thaler soll iii meiner Fa
milie sich vererben und niemals klein
eniacht werdeii.« Wer das llngliiet
gotte, von einein ciPeiiker berührt zu
werden, mußte si) unter allerhand
Ceremonieu wieder ehrliel sprechen las
sen, denn sonst wurde er selbst von sei
nen allernaehsten Verwandten gemieden.
Niemand verkehrte mit dem Unglück
licheii, so daß ihm selbst die schwerste
Sühne leicht diinleti mußte, wenn er
nur die Ehrlichkeit wieder erlangte.
Das Scharfrichtertlsum mit deni Ma
kel derllnehrliehteit ist keine gernianische ;
Einri tuiig, sondern eine römische, die
erst mit dein komischen itriminalprozejse
in Deutschland zur Geltung kam. L ei
den alten Germanen betrachtete man die
Todeosiraie old Sühne siir ein begatt
geneo Verbrechen, wodurch die Götter
versöhnt werden sollten. Deshalb wur
den die zum Tode Verurtheilten durch
Priesterhand an einer der heiligen Eichen
ausgelniipst. Ia man im Alterlhuin die
auch heute noch beliiiupste Theorie von
der erblichen Belastung und der Geistes
trankheit der Verbrecher nicht tannte,
iwar et- selbsiversieindlich, daß man
strenge Vergeltung übte, Auge um
Auge, Zahn um Zahn. lind der Voll
trecker des Todeoiirtheilo beging einen
it der Gerechtigkeit, deshalb traf ihn
keine Schande. Auch im Mittelalter
war der Dienst des Hochrichterd etiie
Würde. allerdings eine solche« inn die
sich Niemand bewarb, weil die Sezeu
vor menschlichem Blute in der men eh
lichen Natui be i·«i'indet ist. Jude· en
entzog sich mich Ziieinand seiner Pflicht
so unangenehni sie auch war. sit den
meisten Stadien siel die Ausübuu des
Scharfrichter-unte- dem stingsten thos
sen, in anderen dein ungsten Eheinann
zu. So lange die D richtung nicht zu
einein fis-di , an die Perfou gebun
denen Dies t Weben war, konnte sie
keine Schande bilden.
Die Geschichte bewahrt nnd manche
Thatfache anf, daß das Hochrichteranit
nicht als Schande, fondekn als ein Ver
dienst angesehen wurde. Der Stamm
herr des baierifchen Zi«iitiigshanfes, Otto
o. Witteldbach liebte es, eigenhändig
kafehe aniiz zu üben. Er suchte die
Veibte er in ihren Schlupfwinlcln, in
Wäldern nnd Sunipfgegenden anf, nnd
wurde er eines Schnapphahneo habhaft,
To knüpfte er ihn eigenhändig anf. Auch
Magnns nnd Heinrich von Matten
burg führten wie Ltto von Wittelsbach
eine Auswahl von Stricken nun Hän
en mit fich. Heinrich erwarb fich den
hientitel »der Henierew ei hieß
,,1Iinrjcas sitnpiengok.« Ekwlschte cc
einen Verbindet-, fo rief er ihm bei der
Prozedur zu: »Du most ini dorch den
Ring kieken.« Viele Ritter fahen ec
als eine Ehrenpflicht an, die Wege von
Gefindel zu säubein nnd nahmen keinen
Anstand, Richter nnd llrtheilsvollftres
cker in einer Person zu fein.
sn England betrachteten es die Lorde
sogar als einen angenehmen, aufregeni
den Sport, dem Henker iirs blutige
Handwerk zu pfuschen. So soll Karl I
dureh einen als Scharfrichter verileides
ten Edelutann gekopft worden sein.
Was den Scharfri ter nuehrlich machte,
waren die Nebenbe chaftignngen, die mit
dem Amte verbunden waren. Wie heute
war auch früher die Abdeckerei das ein
triiglichere Geschäft des Henker-s. Trotz
dem fanden aber Viele heimlich den Weg
in die Scharfrichterei, in die Behansuug
des Henkers, weil dieser indem Rufe
stand, allerhand geheime iiiinste auszu
üben. Die »«ias·auer sinnst-« des
Scharfrichters iu s assau war im l7.
« ahrhundert in ganz Europa bekannt.
er schlaue Mann verkaufte Amnlette
gegen Hieb, Stich und Schuß fiir
theueres Geld nnd scharrte ein großes
Vermögen Lusammein Auch Freiiugelu
glosseu die scharsrichter und fanden viele
bnehmer. Neben den Heilmitteln und
Zaubertriinlen verkaufteu sie auch an
dere unschädliche shmpatliische Mittel
wie etwa Splitter voin Holzstabe, der
liber dein Armensiinder zerbrochen wird.
Die Alraunwurseh die aus den letzten
Thriineu unschuldig Gehenkter hervor
sproßte, wurde theuer bezahlt.
Scharfrichter-ei nnd Rabenstein waren
unheimliche Orte, die Jeder gern mied.
Jn ersterer gingen die Geister der Ge
köpsten, Gehenkten und Geräderteu um,
sie rasselten utit den Ketten und die
Richtschwerter ilirrten in den Schran
leu. Den breiten Illingen mit den
frommen Sinuspriichen wohnte eine be
sondere Zauberiuacht inne. Sie gaben
einen klagenden Ton von sich, ehe eine
Hinrichtung stattfinden sollte und flirr
ten schrill in dem Augenblick, darin
Verbrechen begangen wurde. Es ge
hörte übrigens eine große lssefchieklichleit
zur Handhabung derselben; fehlte der
Scharfrichter mit dem ersten Hieb, so
lief er Gefahr, vom Pobel, dem eine
inrichtung ein besonderes Fest war, in
Qtlicke zerrissen zu werden« lind der
ieb ging ost schl, weil der Heuier vom
s iitgefiihl fiir den Berurtheilten liber
mannt wurde. Justizinorde waren fi·ii
her sehr hiinfig und der Heuler kam nicht
selten in die Lage, au der Schuld des
Delinqueuteu zu zweifeln, da er einen
schärfere-i Blick hatte, als die Richter,
und beispielsweise bei den Hexenprozes
sen sehr wohl wußte, was es mit der
Zauberei auf sich habe.
Die Todesarteii standen nieht am
gleicher Stufe; die Hinrichtung durch
das Schwert war weniger infain, als
das Crdrosseln aus dem Galgen. Rad
und Scheiterhausen waren dagegen niii
formale Todesai«teii, da der Henker die
Telinquenten vorher in uiiaussalligei
Weise erwiirgte.
Deut Scharfrichter, seiner Familie
und seiiieti Gehilfen wurde das Leben
sauer genug gemacht, da Niemand iiiit
ihnen verkehrte, aber auch selbst im
Tode inied ihn alle Welt ; es hielt sogar
schwer, die uothivendigen Leiehentriiget
auszutreiben Man glaubte den Schar-s
richteru noch eine besondere, unverdiente
Ehre zu erweisen, wettti man sie als
Le te zuiu Abendmahl zuließ.
ie Ehrlichfprechuug des Heuteiss
war nicht schwierig, besonders ibeiiti dei
Scharfrichter sieh einen Zehrpfennig zu
fammengespart hatte. Ue belatinteste,
wenn auch sagenhaste Ehrlichfpreihnug
ist diejenige des Schelm oder Heuters
von Bergen bei Frankfurt a. M» der
als Ritter verkleidet, itiit der Gemahlin
tlaiser Friedrichs, des Hohenstauseti, un
Römer getanzt hatte und dann zum
Ritter geschlagen wurde.
In unseren Tagen ist der Scharf
richter keine uiiehrliche, aber immer noch
eine merkwürdige Persönlichteit. Die
Bersehuinng ist von ihm genommen.
Jedenfalls gehört fein Beruf heute
schon zu den kulturgeschichtlich met-l
wiirdigen Einrichtungen und er zehrt
nur noch von dein sagetihast gewordenen
Ruse seiner Amtsvorgiinger.
Emil Zola hat sich niiläiigst bewe
gen lassen, iu einein ihiii vorgelegten
»Es-N iles ieiiiifonnitisis,« Wic sie lll
Frankreich beliebt sind, die gestellten
Fragen mit kurzen Uinzeichuuugen zu
beantworten Besonders interessant
sind unter Anderem die folgenden Ant
worten· Als Charattereigenschasten
ehiitzt er am höchsten beim Manne die
renherzigleit uitd bei der Frau liebe
volle Zärtlichkeit Seine rieblingobei
chtlstigung ist «Arbeit.« sein Gliietseligs
eitsideal aber isi das rllichieihnu Ge
sund eit betrachtet er ato das höchsie
Glll , und nichts surehtet er mehr als
religiöse «weisel. Seine Liebliiigcisarbe
tt roth, eine Lieblingsblnnie die Rose
assenige, was er nicht zu besitzen ain
meisten bedauert, ist Beredtsaixiteii.
Sein besonderer Wunsch ist ein own
licher Tod nnd sein Wahrspruchx Null-:
dies sind linke-.
Unsekennt
Die wirkliche oder eingebildete Macht
der französischen Untersuchungsrichter ist
unter dem Zeichen der Panatna-Ent1)ül
langen zum Gegenstande eingehender
Erörterungen in der Pariser Presse ge
macht worden. Der ,,Jntranjigeant«
benutzt diese Gelegenheit, um folgende
Anetdotejn Erinnerung zu bringen
Zur Heu des Katserretchs wurde
Bi ein sant. der Begründer des Glückes
des » garo,« eines Ta es in einer
Duellangelegenheit als »euge vorge
laden. Als ihn der Untersuchungs
richter lange Zeit im Borzimmer hatte
warten lassen, wandte sich der Journa
list ärgerlich an den Thürhiiter mit den
Worten: »Haben Sie die Güte, dem
Herrn Richter zu sa en, daß ich, falls er
mich nicht binnen tins Minuten ver
nehmen wird, zu meiner « eitung zurück
kehren werde. Ich habe kichtigeres zu
thun, als hier Posten zu stehen l«
Der Richter, der diese Worte gehört
hatte, trat jetzt erregt aus seinem Ar
beitszimmer nnd snhr Herrn Bill-einei
sant heftig an. »Sie werden hier ble
ben, Verehrtester, so lange es mir ge
iillti Sie scheinen die Macht eines
ntersnchungsrichters no nicht zu ken
neni Sie scheinen gar n cht zu wissen,
daß ich, wenn ich morgen den Prinzen
Napoleon vorladen nnd er meiner Vor
ladnng nicht Folge leisten würde, das
Recht hätte, ihn von zwei Gendarmen
hierher bringen zu lassen i«
Villemessant bewahrte jedoch trotz
dieser »sensationellen« Verkündigung
seine vollständige Ruhe nnd antwortete
gemessen: »Und doch, mein Herr,
würde ich, wenn ich in Ihrer Haut
steckte, den Prinzen Napoleon nicht ver
haften lassen. Er kann ja, wenn der
zitonprinz stirbt, Thronerbe werden
ab esehen davon, daß er Senator.
Divisions eneral und Generalgonver
neur von « lgier ist.«
»Sie scheinen noch nicht recht ver
standen zu haben,« wars der Unter
suchungsrichter lebhaft ein. »Ich sagte
nur, daß ich, falls ich wollte, auch im
Stande wäre-«
»Sie können thun und lassen, was
Sie wollen,« erwiderte Billemessant
phlegmatisch, »aber den Prinzen Natio
leon verhaften zu lassen, das ist doch
eine zu ernste Sache i«
»Aber ich habe ja kein Wort gesagt.
daß ich daran denke ——«
»Und,« suhr Villemessant mit Ge
lassenheit sort —- »wenn der Kaiser
wüßte, daß Sie seinen nächsten Ber
wandten von zwei Gendarmen wollen
vorsiihren lassen !«
»Aber nein, nein, nein l« schrie del
Herr Untersuchungsrichter, der ganz
außer sich gerieth.
»O, was mich betrifft,« bemerkte
Viilcinessant dazwischen, »so kann ich
Ihnen nicht verhehlen, daß mich diese
unsere iinterrednng nnbeindtg interessirt
hat nnd unseren Lesern dars ich solche
Erlebnisse nicht unter-schlagen —-«
Weiter kani er nicht. Ter erschreckte
Richter führte ihn sofort in sein Privat
zuniner, begleitete thu, nachdem er ihn
verhort hatte. bis zur Thür, verbeugte
sich dort nnter ;ahireichen halb gestam
melten Entschuldigungen und bat ihn
inständig, iiber ihre Unterrednng Still
schweigen zn bewahren.
-
Wie Blücher seine Spielschuld be
zahlte. Wir lesen im ,,Vär«: »Es
dürfte weni« bekannt sein, daß der-große
Marschall Vorwärts ein passionirtei
Hazardspieler war, und daß eine in
schlesien ansüssige Familie dieser Lei
denschaft des Fürsten ihren Wohlstand
verdarett. Das kam so: Eines Abends
verlor dek·alte Haudegen in einem klei
nen schlesisehen Städtchen an einen
ebenfalls deu- Spielteufel ergebenen,
alten, pensionirten Rittmeister das hüb
sehe Stimmchen von 27,«00 Thalern.
Wissends daß sein Partner arm war
und sehr bald wieder das gewonnene
Geld nn Spiel verlieren würde, beschloß
er, dem von Fortuna so Begünstigten
feiuGlück zu erhalten, und während
man noch beim funkelnden Wein den
Sieger feierte, ließ der Marfchall heim
lich einen Notar kommen und veranlaßte
diesen, sogleich einen Kontrast aufzu
sehen, den er seinem Partner zur Un
terschrift vorlegte. Bevor er dies jedoch
that, fragte er den Rittnieifter, ob er
ihm wohl eine Bitte erfüllen wolle, und
als dieser betheuerte, daß ihm der
Wunsch des großen Feldherru Befehl
sei, forderte der Fürst, daß ihm der
Rittmeister das Ehrenwort daraus geben
solle, nie mehr zu spielen. Anfangs
weigerte sich der glückliche Gewinner-,
sein Wort zu geben, aber Bliicher ließ
sich nicht erweichen nnd überreichte sei
uem Gläubiger als Bezahlung der
Spielchuld ein gestempeltes Papier zur
Unter christ. Als der djiirtnieister das
Schreiben gelesen hatte, war er tief ge
rührt. Es war ein teoutratt, laut wel
chem er sich verpflichtete, für die geivon
neneu 27,00() Thaler Besitzer eines lsin
tes zu werden, das sofort zu kaufen
war. Freudig unterzeichnete er den
zwntrakh entsagte dem Spiel und hat
es niemals bereut, dem fürsorglichen
Partner sein Ehrenwort gegeben zu
haben.
Geistesgegenwart. Der berühmte
Feldmarschall Suwaroff liebte es, uner
wartete, rasche Fragen an feine Solda
ten zu stellen nnd freute sich dann jedes
mal sehr, wenn diese, ohne sich lange zu
besinnen, antworteten. Eines Tages.
oder vielmehr Nachts durchwandelte er
das Lager bei prachtvolleni Sternele
schimmern Vor einer Wache stehen blei-·
end, wies er hinaus nnd fragte: »Wie
viel Sterne sind am Himmel?« -- Der
also Angeredete stutzte, faßte sich aber
sogleich nnd erwiderte: »Zwölftausend
iebenhuudertvierunoachtztg, Durch
lauchtl« —- »Das ist nicht wahrl«
sagte der Feldinarschall. — »Gewinn
Em Durchlau t, nur nachzuzählen,«
war die schlaue ntwort des Soldaten.
—-I-.
-- Qsdso · s
sei- stimme-ask
Man schreibt der «skbln. Ztg.« aus
» London: Das Bestreben, für die arbei
Itenden Klassen eine würdigere Existenz
i zu schaffen, tritt immer mehr zu Tage;
see dürften daher einige Angaben über
Jeine neue derartige Unternehmung in
;England nicht ohne Interesse sür den
’ deutschen Le er sein. Der Kastenpunkt
; hat immer chwierigkeiten bereitet, und
« einzelne kleine Häuser zu bauen, welche
srentabel sind, hat nicht recht gelingen
:wollen. Dagegen scheint »The- Arti
ssntks Dwelling Compsny« oder Ge
ssellschast für den Bau von Arbeiter
swohnungen Glück gehabt zu haben in
sihren Bestrebungen· Herr Farrant,
JLeiter des Bauers-, und Gras Rowton
shaben in London einen Palast ausge
ssührt, der nach jeder Richtung hin die
J höchsten Erwartungen übertrifft. Rom
ton Honse ist an der Band-Straße im
Stadtviertel Vauxhall gebaut und hat
: eine Front von 45 Meter. Es ist vier
s Stock hoch, hat ein sehr gefülltges Aus
Ehen und ist nur für unverheirathete
rbeiter bestimmt. Im Erdgeschosz be
ginden sich der Speisesaal, der genügen
en Raum für 192 Personen bietet;
dort befinden sich vier Küchenherdr. an
denen jeder Arbeiter seine Speisen sich
selbst bereiten darf, und zwar kostenlos;
wer nicht für sich selbst kochen will, kann
seine Speisen zum Selbstkostenpreis in
» zubereitetem Zustande von der Anstalt
s e iehen; dieses Essen wird in einer
I besonderen Küche verabreicht. Auch ein
ischänes Rauchzinrmer steht znr Ver
isügnng Der Waschraunr enthült 44
kWaschbecketn eine Anzahl Fußwannen
sowie Bollbäder, kaltes und warmes
lWasser ist zu jeder Zeit zu haben nnd
szwar wird Alles unentgeltlirh hergesJ
s eben. Schmutzige Wäsche kann eben--l
s Falls im Hause von den Besitz-ern ge-;
! waschen werden, auch ist ein Raum zur L
I Desinfeition von itleidnngsstiickcn vor- i
-handen, ferner eine Barbierstube und
ein Raum wo Stiefel geputzt werden.
Im ersten Stockwerk befindet sich das
Lesezimmer, 21 Meter lang und 5.5
) Meter breit. Es enthält eine sehr gute
Bibliothet, Schreibtische, sowie Lehn
stühlez hübsche Bilder riercn die Wände
iDie cchlafräume 460 an der Zahl,
isind hnchft zweckmäßig eingerichtet
sMit wenigen Ausnahmen hat jeder
Arbeiter ein eigenes Zimmer, das von
dem des Nachbarn durch eine Wand ge
trennt ist. Jeder Schlafraum hat ein
großes Fenster, ist mit Gas versehen
und ivird durch Lustheizung gewärmt.
Die Bettstellen sind von Eisen, die
Matratzen von Roßhaarenz jeder Ar
beiter erhält eine enügeiide Anzahl von
Decken, Betttiiegern nnd Koftislein
An den Wänden befindet sich eine sin
zahl Haken zum Aufhiingen der Kleider,
außerdem ist ein verschließbarer Kasten
vorhanden. Jeder Miether bezahlt fiir
den Tag t; Penee oder 50 Pfennig
Hiefiir erhiilt er außer dem Essen Alles-,
während in der unmittelbaren Nachbar
schaft. der Arbeiter fiir eine eleiides
Schlassielle, die er mit vielen Anderen
theilen muß, 4 Penee oder 34 Pfennig
bezahlen muß. Schließlich sei nochz
bemerkt, daß die Anstalt einen Gewinns
s von « Prozent abwerfeii soll. 4
s — . .. ..
’ Ein »Jagdabentener·« Ausl
; Indien erzählen englische Blätter-:
IVJiehrere englische Offiziere waren vor
Kurzem ausgegangen, um Tiger zu ja
gen. mußten sich aber gegen Abend ohne
Beute aus den Heimweg begeben. Da
ihre Wagen sämmtlich noch geladen wa
ren, bes flossen die Herren, sie linker
ioegez nach irgend einem Ziele abzuschn
ßen,-" uni sich nach deni verfehlteii Jagd
vergiiiigeii durch solchen Wettkampf eine
kleine Zerstreiiung zu machen. Sie
mußten an einein Felde vorbei, auf dem
einige Eiiigeboreiie arbeiteten ; bald dar- l
auf sahen sie am Boden einen großenl
irdeiieii Krug von der Art, wie die Hin
diis ihn zum Wassertragen benutzen s
uud da ein solches Gefäß niit wenigen l
liupsermiinzen dein Besitzer ersetzt irer- »
den konnte, nuirde es einstimmig zur!
Zielscheibe erwählt. Alcherren waren l
in gleicher Weise als vortreffliche Schil
tzeii berühmt. Nummer Eins begann
zu schießen: feine Kugel sireifte die
rechte Seite des lsiefiisch. Nummer
Zwei schoß gerade dariiber hinweg-(
«inmmer Drei, ein wenig zu sehr nach
links, traf gerade den Erdboden unter
dein Kruge und bedeckte diesen init
Staub. Jn diesem Augenblick erhob
sich in seinem Innern ein klägliche-J Ne
schrei, nnd als die erschrockeneii Schü
tzen näher traten, entdeckten sie darin
ein unglücklich-IS - — Hiiidukiiiibleiin das
die arbeitende Mutter zur besseren
Sicherheit vor gefährlichen Thieren iin
seruge geborgen hatte, nin das leind
nach beendeter Arbeit wieder hervorzu
holen. Erst der leerte Schuß hatte das
kleine Wesen ans seinem gesunden Schlaf
erweckt. Daß das Echießen nun anf
horte nnd die Herren ihre bisher ritter
hiirte llngeschiitliillleit iin Treffen dank-«
dar priesen, ist selbstverständlich; aber
es verdient noch der Erwähnung, das-:
das Feind der erklärte Schiitzling der
stiziere ist und nnn ans deren sevsten
aufs Sorgsainslc erzogen wird.
Berlin ans der Wander
schaft. Goldene Zeiten stehen dem
,.åiehpeksonal« Berlins bevor-, wenn
si das bewalsrheitet, was iibcr das be
vorstehende Osterqnartal ain 12. Ja
nuar im ,,Berliner Haiisbesihervereiii«
verlautete. Darnach sind ain 1. Ja
nuar nicht weniger als 12u,0()03iu«
digungen von Miethern an die Hausbe
ki er ergangen. Der Berliner ist kein
eghaster Mensch: »weil ich inir verän
dern wollte« ist schon ein hinreichender
Grund, um das Logis zn wechseln. Jn
einer solchen Völkerwanderuiig, wie sie
setzt bevorsteht- spricht sich aber doch
noch W ans » ein wachsendes Unbe
ha en mit den bestehenden Wohnungs
zu tänden.
Schauspiel-rochen
Jn einem seiner Vorträge im Platz
Igoers Klub hatte der genaue Kenner des
englischen Theaters, Herr T. Grein, var
Kurzem behauptet, daß unter den
Schauspielern Englands eine ganz ex
eeptionclle Anzahl früher und unglück
licher Chen abgeschlossen würden, nnd
er suchte die Ursache davon in dem Um
stande, daß junge Schauspieler und
Schauspielerinnen so oft Liebesseenen
mit einander auszuführen hätten. Ein
nuternehmender Reporter hat nun eine
Reihe von Bühnenkünstlern und Künst
lerinnen über ihre Erfahrungen in die
sem Punkt interviewt, erhielt aber von
Allen eine Antwort, die dem Liebesstr
nen-Spielen alle Gefahr abstritt nnd ini
Allgemeinen die Theorie vom Unglück
der Schauspieler-Chen als ein Märchen
bezeichnet. So erklärte Miß Jefsie
Bond, »fie sei eher geneigt, zu denken
Schauspieler und Schauspielerinnen
sähen so viel von ihren gegenseitigen
Schwächen, daß dies, verbunden ntit
ihrer Kenntniß von der prekären Natur
alles Biihnenverdienstes, sie vorsichtiger
als gewöhnliche Sterbliche mache.« Mr·
Warnen ein Held iin Melodrama, ver
sichert, »daß Liebe aus der Bühne in
den meisten Fäden rein vom Geschästss
standpnnkte aus betrachtet werde. Die
· eiratheu von Schauspiclern mit Schau
pielerinnen seien meist gliicklich.« Herr
Charles Wyndham, der Direktor des
Criterion-Theaters, meinte, »daß ins
solge der Reibereien und Eisersiichte
leien. die nothwendig entstehen, zwei
junge Leute, die ,Licbende« mit einan
der spielen, selten Freunde sind.« Herr
Heuri Neville glaubt weder, daß es so
viele unglückliche Schauspielerehcn gebe
als Herr Grein versichert, noch halt er
etwas von dein angeblichen Grund.
»Ein rechter Künstler-« sagt er, ,,wird
immer iu seine jeweilige Heldin so sehr
verliebt sein, als ihm nur möglich ist,
aber er wiinscht keineswegs, sie alle zu
heirathen·«« Und zum Schluß höre man
noch Herrn Edivard Compton: »Ich
erinnere mich kannr an ein Beispiel von
jungen Künstlern, die sich deshalb hei
ratheten, weil sie mit einander Liebe-Z
scenen anssiihrlen. Ehen aber unter
Leuten desselben Berufs und derselben
Gesellschaft find nach meiner Erfahrung
sehr glücklich gewesen —- darnuter auch
meine eigene.«
deute Herr — Morgen Knecht.
Jn drastischer Weise illustrirt fol
ende verbürgte Geschichte aus Minne
fota den Wechsel im menschlichen Schick
sal: Vor etwa 13 Jahren kam ein nicht
unbeinittelter deutscher Farmer nach dem
Ned Wider-Thal und crwarb dort 160
Acker Land, und zwar für baar Geld.
Er baute ein Haus, kaufte Vieh und
Maschinerie und stürzte sich auf die
Farinerei. aber auch für letztere in
Schulden. Als seinen Ftnecht miethete
er einen Jrländer, dem er 8250 das
Jahr und Kost gab. Die Schuld, statt
kleiner zu werden, vermehrte sich von
Jahr zu Jahr, bis unser Fartner nach
7Jahren zusehen mußte, wie sein gan
zes Hab nnd Gut unter dem Hammer
verkauft ward. Und wer war der
Käufer? Rein Anderer als der besagte
irifche Knecht, der freilich nicht die ganze
Raufsumme zahlen konnte und fiir einen
Theil derselben eine Hypothek gab.
Als unser deutscher Faruier die Faun
jetzt verlassen wollte, ohne so recht zu
wissen, was er anfangen sollte, machte
fein früherer Knecht nnd jetziger Eigen
thiimer der Fartn den Vorschlag, wenn
es ihm recht sei. könnten sie ja die Rol
len taus schen nnd Michel nahm den Vor
Pflug an Die Fran des Letzteren
iihrte die Haushaltnng So arbeite
ten die Beiden -' Jahre lang weiter.
Michel erwarb sich and seinem Verdienst
ein 40 Ackerftiick nebenan und bearbei
tete dasselbe mit Hilfe seiner vrtau und
seinen diindein Abends nnd Sonntags
legte sich anf den Anban von Zwiebeln
und ähnlichen Sachen nnd prospe
rirte. Unser Patrick. mit der Hypothek,
vermochte anf keinen griinen Zweig zn
kommen nnd war am Schluß der 5
Jahre dahin gelangt, daf; auch ihm die
Faun vom Stierifs verkauft ward.
T iesed Mal kaufte Michel, der deutsche
Knecht nnd früherer Besitzer-, die Farni
wieder, aber Patrick hatte keine Lust
mehr, die Rolle zu tauschen und zog
von dannen ——— in die Wälder-, wo er
heute als Tagelöhner arbeitet.
Ein neneanftballon. Vom
General-Licutenant Wiltiam Feyers in
England ist ein Sicherheitsballon paten
tirt worden« Wie man seit zwei Jahr
zehnten ini Kriegsschiffsban durch die
Fellenkonstrnttion ittt eingetanchten
Schiffskntnpf die Wirkung einschlagen
der Geschosse oder Torpcdos zu lotalisi
ten sticht, indem ntir die getroffenen
Abtheilnngen voll Wasser laufen, dem
Schiffe aber die Schtviinmfähigkeit er
halten bleibt. so erhält der nene Ballon,
der die Gestalt eines hohlen Ringes hat,
eine Anzahl gaödichter Abtheilnngen.
Der Erfinder ist der Ansicht, das; detf
Ballon hinreiehettdc Tragfähigkeit be
hält, wenn eine der TIlbtheitnngen dnrelt
eine (S)etvehrkngel oder auf sonstige
Weise einen Riß bekommen sollte.
Gleichzeitig trägt der Ballen eine be
wegliche nnd adnelnnbare Hülle iider
dein hohlen Ring, welche sieh beim Fal
lett des Ballons andfpannt nnd fo, als
Fallschirtn wirkend, den Abstan des
Ballonö verhindert. Sollte der Ballon
in die See fallen, so soll er ald Ret
tnngsboje wirken ttnd die Gondcl mit
ihren Jnsassen iiber Wasser halten.
Die netteste Erfindung,
so schreibt man ans Ann Arbor, Mich-,
bildet ein elektrischer Barterzeu er,
»The- 1Iiwute Umonst-« genannt. er
Gegenstand ist eine Art Vjtittiatitrbatte
rie nnd selbstverständlich patentirt. Er
wird unter der Oberlippe getragen nnd
macht besonders bei den dortigen Stu
denten großes Furorr.
s
sitt Wiss-I W
t kürzli nach dein Pariser »Dein
amilie F amniarion, der bekannte
kger Astronom, von einer seiner leiden
s astlichsten Bewunderinnen bekommen.
Eil e junge Giäfin, die sich mit Wissen
schaften befas ind speziell die Werke
Flammarions in Bottiebe las, lud die
sen im verflossenen Sommer zu einem
Aufenthalte aus ein ihleni Geh-ten gehö
riges Schloß im Jiusa Der Gelehrte
folgte der Einladung, denn die Dame
die weitaus jünger war als ihr Gatte
nahm sein Intelesse in Anspruch. Ner
pos, schwärmetisch nnd an die Mehrzahl
der Welten glanltend, sprach sie, in dem
Bewusstsein an Schwindsncht zu leiden
«n1it einer sanften Philosophie von ihrem
Ibaldigen Tode. Die Zeit verstrich und
Hain Abend vol dein Abschied sagte die
Gräsin zu dem Gelehrten: »Ich werde
Ihnen ctwaJ späten einen Gegenstand
übersenden, den Sie nicht zuriickweisen
dHirsen ohne mich schwer zu beleidigenf
tFlatnmarion hatte das geheimniszvolle
lBersprechen schon längst vergessen, ais
zer eines Tages ein Packet, begleitet von
Fejnem trauergeränderten Brief empfing.
Das Pairet enthielt eine weise, weiche
Haut, »die beim Befiihlen eine Art elek
trischen Fluiduins ausströmte.« Der
Brief gab die Erklärung dazu. Er
slautete: »Theurer Meister! Jch erfülle
Ihier den Wunsch einer Todten, die Sie
sausnehmend verehrt hat. Sie hat mir
’den Schwur abgenommen, am Tage
nach ihrem Tode die Haut ihrer schönen
Schultern Ihnen zu iibersenden. Die
Todte fügte den weiteren Wunsch hinzu,
Sie mögen in diese Faut das erste
iExemplar des ersten erles, das Sie
Inach Ihrem Tode publiziren, binden
Ilassen. Ich übermittele Ihnen diese
Reliquie, getreu dem Schwure, den ich
gethan. Dr. V. —- Was machen mit
dem ,,Andenken ?« war die Frage, die
sich Flammarion zuerst vorlegte. Ab
lehnen? »Ich hatte dazu allerdings
lzuerst die Lust, dann aber überlegte ich
und sagte mir: ,Weshalb soll ich den
Wunsch einer Fran, deren Erinnerung
mir so angenehm, nicht erfüllen P« Ich
sandte die Haut zur Bearbeitung und
volle drei Monate lang wurde sie der
sorgfältigsten Behandlung unterzogen.
Jch erhielt sie unverletzt zurück. Zur
selben Zeit war mein Buch ,Terre et
cie i« erschienen; ich ließ ein Exemplar
in der von der Todten gewünschten
Weise binden und es hat einen prächti
gen Band gegeben. Der Schnitt des
Buches ist roth, mit Goldstcrnen über
säet, zur Erinnerung an die Sternen-.
nächte meines Ausenthaltes im Jura.
Auf die Haut der Schultern der Gräfiii
habe ich außerdem noch die Worte in
Goldlettern pressen lassen : ,Erinnerung
an eine Todte«.« Auf das sonderbare
Gefühl iibergehend, welches sich ihm bei
der ersten Berührung der aut der
Todten mittheilte, gab der Ge ehrte der
Ueberzeugung Ausdruck, daß es eine
Art menschlicher Elektrizität gebe, die
der Wissenschaft noch fremd sei.
Schwere Ladung.
; Mit dein Dainvfer ,,Gardapee« kani
neulich in Baltimore eine ,.gewichtige«
Sendung sur den Weitertransport nach
Ehicago an : allerhand Gegenstände von
Krupp für die Ansstellung. Die Riesen
tauone, welche man, zufolge einer miß
verstandenen Nachricht, erwartet hatte,
war es freilich noch nicht, aber dafür
etiug anderes Material, dessen Aus
Zchissung die etwas enttäuschten Vani
inorer rasch wieder mit neuem, berech
tigtem Interesse erfüllte. Es waren
Lafetten für die (—55eschütze, Panzerplatteu
von tolossaler Stärke, ungeladeiie Pro
z jektile, Danipspunipen, Eisenbahnniates
rial, Lokoniotioentheile, kurz eine so
. vollständige Abtheilnng der Kriipp’schen
Werte, daß sich mit ihr eine ganze Ge
schützgiesierei größeren Stilcs einrichten
ließe. llm sieh von den (.85ewichtsquaii
titiiien, welche ans dein Laderaum des
Schiffes gehoben werden mußten, eine
Vorstellung machen zu tonnen, sei hier
nur angeführt, das; die Lafette fiir das
124 Toiiiieii-Gescl)iitz :38,5(i(i Pfund nnd
das Geriist dazu 55,(;()(i Pfund wiegt.
Dazu kamen iioth je eine ikafette nnd
Geriist siir eine Mk Eciitintetechanotie
mit ZUJJW Pfund, siir eine Zl Gemi
iiietei·-siaiiotie mit 1·.),—i«.n) Pfund und
für einen beweglichen 85 Tonnen-strahlt.
der init Zubehor hi;,i;5(i Pfund wiegt.
Die »Pennsislvania Bahn,« welcher der
Transport dieser Riesenladnng anver
traut wurde, hat hierfiir eigene Waggons
koiistruiren lassen. Der ganze Zug
besteht aus 22 Waggons se Sitz Fuß
lang. Die drei Lafetten sind die groß
ten der Welt. Ter Wagg0n, «an wel
chem das noch unterwegs auf dein Ozean
befindliche Riesengeschiitz nach Ehicago
transportirt werden soll, hat 32 Räder
nnd ist in feiner Art ebenso ein Uiiilniii,
wie das lsieschlitz selbst. Das Gewicht
dieser Waggons mit Ladung allein
wird auf etwa «-l-l.«),-.i»u Pfund geschätzt.
Y Die Schnupsstadk par excel
s jun-o scheint Peoria, Ill» zu sein,
! wenn immer die wenig schmeichelhasten
» Ausführungen der dortigen ,,Sonne«
Hauf thatsiichlieher Grundlage beruhen.
I Besagted Blatt schreibt: »Von den Al
: tol)olsn·iimen, welche in Peorianer
: Brennereien produzirt wurden, nahm
Tdie Bundesregiernng während der in
’den Schoosz der Zeit gesunkenen zwölf
J Monate die enorme Summe von 822,
I ()78,225.65 ein. Am stärksten waren
! die Einnahmen während der letzten drei
WITonata Der Sehnaps stimnlirt na
t lürlicy auch die Vanieirkulatioin welche
s um 44 Prozent gegen das vorhergehend
)Jahr zugenommen hat, so daß Peoria
in dieser Hinsicht vor allen anderen
Städten des Landes an der Spitze der
Civilisation marschirl.«
! Die Negerbevölkerung unse
les Bandes betrug Eil 1860 4,441,830,
18704,880,000, 1880 6,580,793 und
1890 6,944,ls15 Seelen. '
, »