Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, January 13, 1893, Image 3

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    Zchn Tage lang
Brachtku eine Anzahl Arbeiter in
einem vcthiieuku Schachte
ZU
Jn den sie sich vor eindringt-wem
Wassers gefliichm bat
ten
Ebe sie, gänzlich cnlkräitkt, von den
Rettuugsmannichaften grinst
den wurden
AND Wunderbare grenzt die Erret
tung von acht Bergleuten, über welche
aus St. Peteröburg unter dein 4. Ja
nuar vorn Cabel folgendes gemeldet
wird:
Vor 10 Tagen wurde eine Grube an
der Loch-Eisenbahn durch das Möh
liche Einftrörnen einer großen Was
sermenge überfluthet. Die Bergleute
hatten eine Sprengung vorgeno nmen
und der Explosion folgte sofort ein
solcher Wasserzuflusz aus irgend einem
Becken, daß die Pumpen nicht im
Stande waren, denselben zu bewälti
gen. Die Bergleute flüchteten sofort
an die Oberfljche und es gelang Llllen
bis auf acht, sich in Sicherh.it zu
bringen. Die Pumpen arbeiteten
Tag und Nacht und nach einer Woche
gelang es drnselben, eine tlbnalirne
des Wassers zu erzielen. Heute
wurde die Grube als gesahrfrei erklärt
und eine Anzahl Personen begaben sich
in die Tiefe, um die Leichen ihrer »Je
sährten zu holen. Sie durchsucht-m die
Gallerien, fanden aber leine Spur.
Schließlich stießen sie in einem seit
langer Zeit aufzegebenen Schacht auf
die Verungliickt.n, die sich allem An
scheine nach vor dem eindrinkiden
Wasser dorthin gefliichtet hatten. Sie
waren noch am Leben, aber Joenn ihre
Befreiung erst einige Stunden später
stattgefunden hätte, so wären sie dem
Zungrr erlegen gewesen. Jn den U«
agen hatten sie nicht einen Bissm zu
essen und sie waren so schwach, daß sie
taum sprechen konnten. Sie wurden
so schnell wie möglich an die Ober
fläche befördert, iro ihnen alle birgt-.
liche Hülfe zu Theil wurde. Die
Leute werden wahrscheinlich alle ge
rettet werden. Unter den Famisixn
der verloren Geglaubten herrscht die
größte Freude. da sie dieselben schon
als todt bztrauert hatten.
Fürst Biemarek tn Berlin.
Wie durch das Kabel gemeldet, hat
Fürst Bismatcl kürzlich aus der Fahrt
von Varzin nach Friedrichs-ruhe Berlin
passirt und dort aus dem Stettiner und
Lehrter Bahnhose je einen lurien Auf
enthalt genommen. Die erste Nachricht
von der Durchsahrt Bismarcks war
reitag in Bcrlin privatim eingetrof
en, aber erst Samstag Früh um 11
hr hatten Telegramme, die Dr. Chry
sander an einige Berliner Herren ge
richtet hatte, sichere Stunde iiber die
Zeit der Antunst gebracht, in weitere
Kreise hatte die Nachricht aber nicht
mehr dringen tönnen. Um 5 Uhr 51
Minuten trat d:r Altreichslanzler in
Begleitung seiner Gemahlin, seiner
Tochter, der Gräsin Ranszau, und des
Dr. Chrysander mit dem fahrt-unmä
ßigen Zuge in seinem Salonwagxn aus
dem Stettiner Bahnhos ein. Der
Fürst, der einen dunklen Ueberzieher
trug und ein weißes Tuch um den Hals
geschlungen hatte, lag schlafend in ei
nem Sessel, sein Haupt war mit einer
Jagdmii e bedeckt. Als der Zug hielt,
drängte Pich All s an den Salonwag:n,
und ein trästiges Hurrah weate den
schlummernden Fürsten. Schnell öst
nete er ein Fenst r, entblößte sein Haupt
und ries m.t lauter Stimme: »Dant,
Dant siir den Empfang« Damen
reichten ihm Blumen, und als Bismarct
darunter Chrysanthem n bemerkte, äu
ßerte er: »Schönen Dank, aber diese
Blumen liebe ich nicht.« Dann lehnte
er sich weit aus dem Fenster heraus
und sragte: »Ja, wo sind wir denn
eigentlich?« — »Jn Arlim Durch
lauchi,'« war die Antwort.—,.Ja, das
merte ich,« mein«e der Fürst, »aber aus
welchem Vahnhosk halte ich dgnn?«——
Hunderte von Stimmen ertheilten die
antwort. Als Alles wieder still war,
ries ein junger Hirt: «Nun, Durch
laucht, wie g.ht's denn?«-—-«Bis aus
das Alter ganz gut, das macht aber
Körper und Geist steis.« — »Dazu
iommt d:r Aerger,« erscholl es.——,,Nein,
meine Herren, ich ärgere mich nicht,«
entg nete der srühere Kanzler-»Aber
die nderen ärgtrn sich,« hiesz es aus
dem Publikum.—-—«Ach,« meinte Bis
mant, »das sollte mir her lich leid
thun.« Moman Sie auch in den
Reichstagi«-—sragte Jemand-»Ab
warten,« sagte .r Fürst.—.Dann,
bitte, sprechen Sie gegen die Biersteus
er.« Ein herzliches Lachen war die
Antwort sitmarat. Der Fürst schien
ermüdet zu sein, denn er meinte
«Wenn mich auch die Reise seht noch
nicht o sehr angegrissen hat, o tommt
das ähnen noch b.i mir, wenn die
Fahrt ihr Ende erreicht-« Die Polizei
war sowohl aus dem Stettiner als auch
aus dem Lehrter Bahnhose start ver
treten. Wenn sie auch nicht etnschritt,
kso war sie, wie auch das Eisenbahn
rsonal. in Bezug aus den Fürsten dein
Publikum auä nicht willsahrig, in o
ern keine ustunst ertheilt wur e.
.,Durcblaucht,« ri.s man daher dem
Fürsten u, »man hat Sie verleugnet.«
Ein Achselzucken war die Ent egnun
Bismarcks. Als der Wagen Hch na
dem Lehrter Bahnhos in Bewegun setz
te, ries man dem mit der Hand Ab chied
winkenden Fürsten zu: »wiedertom
men, hier haben Sie Freunde! Glück
Hi Weihnachten und Prosit Neu'ahrt«
us dem Lehrter Bahnhose tras der
Fürst 10 Minuten vor 7 Uhr ein, von
etwa 100 Personen erwartet. Als
ihm dort von Damen Rosensträuche
til-erreicht wurden, äußerte er: »Na,
jetzt sehe ich doch meine alten Rosen
wiedert« Und als der Stationsoorfte
her sich dem Fürsten näherte mit der
Frage, ob er etwas genießen wolle, ent
gegnete er: »Ich will einen steisen Grog
trinken.« Rasch vertauschte er die
Mütze mit dem historischen Schlapphut
und be ab sich nach dem Königszimmer.
Erst a s das Glockenzeichen zum Ein
steigen ertönte, kam der Fürst zurück
und stellte sich kurz vor der Absahrt an
das geöffnete Wagens:nster. Schon
setzte sich der Zug in Bewegung, da rief
man dem scheidenden Alttanzler zu:
»Durchlaucht, in den Reichstag kom
msnt« Mit lauter Stimme antwortete
er: »Ich bin nicht vergnügungssiichtig
Wenn man 55 Jahre dem Staate treu
gedient hat, so hat man damit eigent
lich sein Conto beglichenl Jch will ...... "
Das Hurrahrus-.-n der Menge übertönte
die weiteren Worte——und der Fürst war
den Blicken bald entschwunden Sein
Aussehen war vorzüglich, sein Gang
stramni und elastisch.
WEin sehr trauriger Unglückssall
ereignete sich an einem der letzten Vor
mittage auf E l l i s J- s l a n d, indem
einer der dort im Einwanderer-Depot
angestellten Tagelöhner von einer Trep
pe herabfiel und das Genick brach
Thomas seines, ein dreiundscchzigjäh
riger Mann, welcher in Jrland geboren
war, aber schon vor so vielen Jahren
hirübergetommen war, daß er den
Bürgertrieg mitmachen konnte, hatte
unter Anderem das Reinmachen des
Hauptgebaudes auf der Einwanderu
insel zu besorgen. Als er nun die
steile Treppe, w.lche von d.m E.sen
bahniDepartement nach dem oberen
Stockwerk führt, hinaufsteigen wollte
und unFefähr die Mitte derselben er
reicht ,atte, verlor er plötzlich das
Gleichg wicht und fiel nach hinten über.
Er stürzte die Treppe hinab und wurde
dort in bewußtlosem Zustande von ei
nigen Angestelltxn des Departements
aufgehoben und nach der Hospitalabi
theilung gebracht. Wenige Minuten
später virschied der Unglückliche, da
er sich den Hals gebrochen hatte. Man
tenachrichtigte seine in New York woh
nend: Frau, welche sosort tam und irn
Laufe des Nachmittags siir die Fort
bringung der Leiche nach einem Lei
chenbestatttr Sorge trug. Der Ver
storbene hinterläßt außer seiner Frau
drei kleine Kinder
»Alttlassifche Bronzewerle. Prof
Furtwängler hat einige merkwürdige
Bronzen in den ,,Bonner Jahrbüchern«
abgebildet und beschrieben, die sich im
Museum zu Speyer befinden und bis
her wenig beachtet worden sind. Das
erste ist der Kon eines Centauren in
Naturgröße. Furtwiingler hält ihn
siir das Wert eines Schülers des be
rühmten Vildhauerz Lysipp aus Si
tyon, von dem wir zwar Nachrichten,
aber kein einziges Bildwerl besitzen
Lystpp war ein älterer Ze tgenosse
Alexander des Großen. Gesunden
ward dieser schöne Kopf, dem Furt
wängler den berühmten »Olympischen
Fausttämpfer« an die Seite stellt, zu
Schwarzenacler, einem Dörfchen an der
Blies, zwischen Zioeibriicken, homburg
und Blieslasteb Hier diente er zu En
de der Römerzeit in einem Metzger-la
den als Gewicht. Er ist mit Blei aus
gegossen und hat oben eine starle Oese
mit beweglichem Ring. Der zweite
Kopf—1.8,5 Cim. hoch-ist ein männ
liches Porttait, gleichfalls ein Wert von
großer Schönheit. Es ist esn junger
Römer aus der ersten Kaiserzeit darge
stellt. der nach seinen Zügen der Kaiser
familie der Julier angehört. Furt
wangler vermutlset in diesem Brutne
topf die Büfte des Kaisers Caligula.
Dieses Stück wurde bei Hafenbauten
zu Ludwigsbafen im Bette des Rheins
gefunden und gelangte erst liirzlich in
das Museum nach Speyer.
-—----Dek sünsundsiinszigjährige Mark
Edwards in Sag Harbok auf
Long Island, ein nichignutziger Sof
s l, bewohnte allein ein von dem Dorfe
abgelegenes Häuschen Jn einer der
letzten Mächte geri th dasselbe in Brand
und wurde vllständig eingeäschert.
Am folgenden Morgen wurde Ed
ward’ö verkohlte Leiche unter dem
Brandschutt gesunden. Vermuthlich
war er in der Nacht betrunken nach
Lause gekommen und hat in der
tunkenh it den Brand des hauses
selbst verschuldet.
—Die Nationaldant ron M e tv d e r
rh, S. E» hat eine noch am 1. Ja
nuar zu zahlende Dividende von 50
Prozent erklärt. Disg wird ihren
Uebetschusz um N5,000 vermindern
und ist eine Folge der Politik der ge
genwärtigen SinntsiAdministtation in
Besteuerung der Banken, welche dese
veranlaßt ihr steuerbares Eigenthum
zu teduziren.
W
Der Todten-sank
. Draußen heulte der Novembersturm,
rauschte in den Pappeln, die den st.llen
Friedhof umsäumten, riittelte an den
Grablreuzen, als wollte er sie von ih
ren Fundamenten reißen und sang pfei
segd und brausend seine schaurige Me
o te.
Meister Klas, der ehrsame Todten
gräber, der im Diensthäuschen auf dem
Kirchhofe selbst wohnte, ließ sich von
dem Unwetter draußen nicht anfechten.
Seine Frau hatte sich nicht ganz wohl
gefühlt und sich schon mit Einbrnch des
Abends in’s Bett gelegt-jetzt saß
Meister Klas in dem behaglich durch
wärmten Stiibchen bei der h llstrahlen-·
den Lampe, rauchte aus seiner langen
Pfeife Barinas-Kanaster und las dazu
sein Lieblingsblatt. Er hatte ein gu
tes Gewissen, unser Klas, dazu ein
furchtloses Gemüth, und so saß er,
während es draußen auf dem Friedhofe
unheimlich sauste und brauste, höchst
behaglich und selbstzufrieden tei seiner
Leitiire.
»Kla—app——rack, racl, rack!« ging
das da plötzlich· Der Wind hatte ei
nen der Fensterladrn losgemacht, gegen
die Hauf-wand geworfen und aus seiner
halbverrosteten Befestigung gerissen.
Klas sah unruhig von seiner thtüre
aus: ,,Hm——sanmach:n kann man das
Ding heute Abend doch nicht wied.r—
also müssen wir s lassen! Es wird eine
wilde Nachtt«
Und den Tabai fester in den Pfeife n
kops herabdrückend, ging er an den
Tisch zurück, aber d:e Lust am Lesen
wollte nicht wiedxr in ihm aufkom
men
»Hu — i —— i———i——ih!« pfff es
draußxn um die e.serncn Grablceuze—-—
ein Kijuzleinrus klang s.t«,rill dazwi
schen, ein s.1tsam tlagender Ton folgte
unsern Klas fröstelte do.h etwas:
»He-txt sind alle bösen Gester losl« Na,
Gott behüte jed;n guten Christent«
Er ging an die Kammertl,iir, dje nur
angelehnt war und fah vorsichtig hin
ein. Seine Frau schlief——-mit tiefen
ruhigen Athen;ziigen.
,,Wohl dem, der in dieser Nacht ru
hig schlafen tann!« murm exte unser
Klas, zog de-: Sch! asrock fester um die
Hüften und rat an das nun des schli
tzcnden Laden-Z enttleidete F nster, um
hinauszubliclen auf die stille Stätte der
Todten.
Die hohen Chpressen bogen sich un
ter der Wucht des Sturm-s, die am
Himmel jagenden Wolken vrdectten
und enthüllten in schneller Aufeinan
derfolge den blassen Mond, so daß des
sen fahles Licht kommend und ver
schwindend, die Gräber mit ihrem
Kreuz- und Tenlmalsschmuck zu bele
ben schien Dazu rasselte das große
eiserne Thor des Friedto ses bei jedem
neuen Windstoß schaurig, und schrill
tönte immer aufs gNeue dazwischen der
Käuzchenruf
Immer aufmerksamer schaute Mag
aus das düstere Nachtbild. Da zog
wieder eine schwere dunkle Wolke ihren
Schleier von Luncks Antlitz und-fast
hätte Klas vor Entsetzen ausgeschrieen
—--war’s nicht eine hohe, diirre Gestalt,
die dort zwischen den Gräberr.ihen h7r
aufkam? Eine Sekunde hindurch hatte
das helle Mondlicht sie so deutlich be
leuchtet, daß ein Schauer über Klas’
Rücken nieselte. Und dann verhüllt:
sich aufs Neue der Mond und es wur
de alles wieder dunlel.
Mit pochndem Herzen wartete un
ser Klas aus den nächsten solin Licht
streisen vom Himmelsgewölkr. Die
Schreckgestalt war reischwunden, abxr
dasiir begannen de Augen des Schre
ckens etwas zu sehen. Klaö schalt sich
einen absoluten Narren-er, kei seinem
Berufe, konnte doch keine Furcht ken
nen!—und doch, stand nicht aus jenem
inarmoreingesaßten Grabhügel ein
schußliches Gerippe, hohnlachend seine
sle.schlosen Kinnbacken aus und nieder
klappeith
Klas trat, sich schüttelnd, rom Fen
ster zurück-: »Bin ich denn toll, daß
ich mich wie ein Kind selbst mit Gespen
steraeschichten quäle?«
Er ging zum Tische zurück und woll
te mit Geivalt seine Gedankm von dem
Wahnbilde zurückdrängen. Ida-mit
einem leisen Schrei suhr er empor und
seine Glieder bebten—so hohl und
; dumpf, als pochte e«.n lnöcherner Fuger
« an die Pforte, hatte es soeben gepocht
! »Alle gut-n G ister!«—·Der Todten
« « röbxr wischte sich den Schweiß ron der
»Einem-»Ich glaube, es ist am Besten,
ich aehe auch zu Bett-, und ziehe mir di:
Bettdecle über’s Gesicht. Jn d eser
Nacht scheinen die Todten aussrsiehen
; zu wollen. Und eine Angst preßt mir
die Seele zusammen, als drohe mir in
sdieser Nacht noch das Schreoklichste!«
Es hielt ihn nicht am Tische, sein er
regt s Blut trieb ihn wieder zum Fen
ster· Jn diesem Moment schien der
IJJiond voll und klar. Er zeigte sein
Iletztes Matt-Gesicht »Aesst mich
denn alles?« sagte sich Klas. .,Sieht
»der alte Bursche, der Mond, nicht geka
jde so aus, wir mein Gehilfe, wenn ek
sein Pseischm schmaucht?« Und sckon
wollten steundlichzre und ruhigee Ge
H danken ihn überkommen, als eine lese
!te Stimme draußen »Kla3!« ries.
; Er knickte zusammen. Deutlich hatte
see’s gehört. Eine sürcht tlfche Angst
sübetkam ihn. Wären dxnn die alten
sMärchen von den Gespensserm von dem
IG«rattet Klapperbein wirklich wahr?
fund scat- ihu v e h utige Nacht wsknich
mit diesen grausigen Bildern bekannt
machin?
Ui——i——i——i—i——!
Der kalte Schweß trat unserem
Klas aus die Stirn, denn mitAautem
Knall sprang die doch fest eingeklinkte
s—-o«·i- .·-·.-·-·---. « s --- -s,.. «-..--...-·--»
Heu-eher auf. und mm ienie e- michs
einmal, viel näher, heiser und rauh: i
»Klas!« « i
Der Todtengräber griff sich an dies
Kehle. Er brachte keinen Laut her-J
aus. Sein angsterfiillier Blick war?
aus die Tiihr gerichtet-er wußte, jetzt.
mußte etwas durch dieselbe kommen-,l
was einem ungeheuren Schrecken süri
ihn gleichtam. s
Und r.chtig———ein Stoß-die Thürl
sprang aus-Hin Käuzchen schwirrte
herein und um die Lampe. Klas’ Herz
stockte —-- denn nun erschien in der
Thüröffnung eine lange hagrre Gestalt
mit einem spihen Gesicht, m.t funkeln
den Auges und einem Munde voll.r
Zähne.
, Es war seine Schwiegermutter, die
unerwartet auf Besuch lam!
Eine unter-gehende Thierwelt.
Die merkwürdige eingeimische Ihn-E
weit NeuseelandJs ist im allmiiligenl
Aussterben begriffen. U. a. sind dies
Kiwis oder Schnepfenstraußx (Ap-s!
wrny die noch vor fünfzig Jahrens
häufig waren, jetzt auf wenige genau?
bekannte Oertlichleiten b.schräntt.3
Aehnlich steht es m.t dem einst so tret
verbr.iteten Erdpapagei (Strigops»
habroptilus) und dem eigenthümlicheni
Huravogel (Heteralocha acutiroftigJJ
dessen Federn d.n Maorchäuptlingen
zum Lchmiiele dienten und der dadurchJ
au-gezeichn.t ist, dafz das Männchen
einen sehr lang.n, das Weibchen einen;
sehr kuizen Schnabel hat. US sinds
die-g alles Formen, die nur auf Neu-H
sseelaud vorkommen und nur alZ Ueber-l
Tteste des Thule-ens- vergangener Zei-i
ten auf uns glommzn sind. E
Ter Wunsch nach Urhaitung dieser;
nierliviiidigen Thierwelt ist schon von
verschiedenen Naturforschern ausge-j
sprocheii iooid.n, arger vergebens. EI-«
ist daher erfreul.ch, daß, we »Globus«:
berichtet, jetzt auch der frühere Goii-«;
verneur des Landes, Lord Onglow, inj
einer d.n beiden gesetzgebenden Hauserii
der Doppelinsel üverreichten. Denk-T
schrift fur den Schutz der einhximischen
Fauna eingetreten ist. Er legt klar»
daß die Hauptursache ihres Untergang-Hi
die Einführung fremder Thiere sei, de-"
nen g genüver die neuseeländischen
nicht Stand hatten könnten. Die
Attlimasations-Gesellschasten sührtenk
zur Vertilgung von Insekten fremdes
Vögel ein, w.lche an Stelle der ein-:
heimischen traten, gerade so, wie ders
weiße Mensch den Mauori verdrängt. z
Ein Fingerz·ig sür die Erhaltung
der Thiere giebt aber die Thatsache,s
daß untergehende Arten aus einsamen,
Jus-In am längsten überdauern. So»
hat sich auch die eigenthümliche Riesen-i
eidechse Neuseeland’s (Sphenodon;
punctatum), ein Uebxrbleibsel eineri
längst verschwundenen Reptilienfauna,«
aus d:n kleinen benachbarten Jnseln er
halten, während sie auf der HauptinseH
durch die wilden Schweine, die nach den«
kleinen Inseln nicht lamen, vertilgt«
worden ist. Zur Erhaltung der un-J
terghenden Thiere ist es daher noth-»
wendig, sie unter staatlichen Schutze
auf passenden Jnseln anzusiedeln, und
Lord Onslow empfiehlt hierfür die
kleine Panier-Insel im Norden undj
Resolution Island im Süden. Z
—Ueber die hochzeitöfeier der »Re-:
gimentstochter« des russischen Kexhol
mischen Grenadierregiments wird jetzt
bekannt, daß die Werbung des Kornets
Schlemmer um die Hand der jungen
Dame sieh in origineller Weise voll
zogen hat. Da die Regimentstochter
leine le.blichen Eltern besaß und vom
Ftexholmer Offizierlorps adoptirt war,
mußte Kornet Schlemmer seine Wer
bung bei demselben einbringen Zu
diesem Behuse beri;s Oberst Reichen
bach als ältester Vormund des Mad
chens sämmtliche Ossiziere zusammen
und legte ihnen die Bitte Schlemmer-I
vor. Letzterer mußte daraus die Ge
schichte seiner Liebe den zahlreichen
Adoptivvätern seiner Auserwählten,
von denen viele dem Alter nach ihre
Brüder sein konnten, augsiihrlch er
zählen; er berief sich aus die lobenden
Zeugnisse seiner Vorgesetzten und Ra
ineraden und führte als wichtiges
Moment zur Erfüllung seiner Wünsche
die volle Uebereinstimmung der »R-gi
mentstochter« mit ihm ins Feld. Dem
vermochten die Kexholmer Offiziere ihre
Anerkennung nicht zu versagen, trotz
der hinter dem Rücken d.r Adoptiv
väter bereits erfolgten heimlichen Ver
lobung und einstimmig wurde Kornt
Schlemmer die Genehmigung zum
Ehebiindnisse ertheilt.
D e r S ch l u sz. Führer: »Sehen
Sie, meine Herrschaften, in dkeser Burg
hauste vor vierhundert Jahrin d.r
schreckliche Ritter Dagobert von Eisen
lnauf mit seiner wunderschönen Ge
mahlin. Der Ritt:r ward im ganzen
Lande sehr ge..·.!« —- Prosessor: »Ja,
mein Lieber, das dauert viel zu lange!
Erzählen Sie uns nur den Schluß der
Geschichte!« —- Führer: »Den Schluß?
Sehr wohl!... Und nun, meine Herr
; schasten. bitte ich für d.ese grausige aber
wahrhaftige Geschichte um ein kleines
:Trinlgeld.«
» Verschnapptf ec: Denken
sSie, lieber Freund, was mir neulich
»an b·r Jaad passiri ist! Ich trete aus
;einem Gebüsch, einem Gebüsch, da lau
.fen mir zwei Wildschweine ent«-,egen...«
T—B.: »Ach, das haben Sie mir ja
jvorgestwn schon etzählt.«———A-: »Un
möa7sch! Jch hab’s ja selbst erst gestern
,gehsrt!«
O
Der »t«nsenoiäyrike« Ins-usw«
von Hildejheiuu
Wert Tilgt Rundschau)
»Der tausendjährige Rosenstoet am
Donie zu Hildesheim in s.iner botani
schen Bedeutung und in seiner"Bezie
hung zur Sage« lautet der Titel einer
turziich von dem als Forscher und Po
litirer bekannten Senaior Dr. Roeiner
in Hildesheini v.röffentlichten«Schrist,
welche zwar die Geschichte dieses sagen
umwobenen Strauches nicht auftlart,
aber doch zu etwas b.stiminteren Er
gebnissen hinsichtlich seines Alters ge
langt, als sie bisher vorlagen. Nach
dem aus dem 12. Jahrhundert stam
mend.n Bericht eines ungenannten Ver
fassers, den man als den sachsischen
Annalisten (Annalista Saon bezeich
net, soll das Bisthum H.ldesheim von
Ludwig dem Frommen an einer Stelle
gegründet worden sein, wo nach Ab
haltung einer Messe im Freien die an
ein.n Baum geh«ngten Meliquien der
Mutter Gottes wunderbarerweise nicht
wieder herabgenommen werden konn
ten. Dies-r Baum wäre nun nach der
Sage, so wie sie heute erzählt wird,
even unser Ros.nstock. Roemer weist
ind-ssen darauf hin, daß es unerlläriich
sein würde, warum der sächsische An
nalist den Rosenstock nicht erwähnt,
wenn derselbe schon zu seiner Zeit vor
handen gwesen wäre. Ferner zeigt
er, daß auch in den zahlreichen Aus
zeichnungen, die wir aus der Zeit des
U. und 12. Jahrhundert besitzen, be
soiidrs in den ausführlichen Lebensbe
srhreivungen des Bischofs Bernioaid
(-i- 1022) und des Bischofs Godehard
(-le 1038) niigends des Roseiistocks,
dieses größten Kleinods der Kirche, ge
dacht ist. Jm Jahre 10x6 brannte
der Dom ab, aber teine Chronik er
wähnt, ob der Rosenstoct bei diesem
Brande zerstört oder gerettet worden
sei. Ware er nun damals nicht zer
stört worden, so hätte er doch, wie Rhe
mer zeigt, bei dem Wiederausbau des
Domes zwanzig Jahre später vollstän
dig vernichtet werden müssen.
Die erste Schrift, in welcher der Ro
senstock erwähnt wird, ist ein late:ni
sches Gedicht des Arztes Joh. Heinr.
Cohausen (eines Ahnen des bekannten
Liniegsorschers Obersten v. Cohausen.)
Dasselb: besteht aus vier Distichen und.
beginnt so:
Rosen der chprischen Göttin, ihr seid
verschwunden, doch diese «
Rose Mariens am Dom dauert schon
achthundert Jahr.
Dieses Gedicht dürfte um 1690 ver
faßt worden sein. Ossenbar muß der
Rosenstock schon längere Zeit vorhan-;
den gewesen sein, bevor d.r Dichter ihn:
besang und ehe die auch von diesem
schon erwähnte Sage von d;r Rolle,
die der Rosenstock bei der Gründung
Hildesheims spielte, sich verbreiten
konnte. Nehmen wir nun an, das-,
hjerzu der Verlauf eines Jahrhunderts
genüge, so erhalten wir sür den Rosen
stoct das immerhin für einen Strauch
gewaltige Alter von 800 Jahren.
Sachverständige haben nach Besichti
gung des Strauche-s erklärt, daß er
dieses Alter sehr wohl haben lann. Wir
dürfen dasselbe mithin so lange als er
wiesen halten, als es nicht gelingt, nach
zuireisen, daß des Ro·enstocks in einer
noch früheren Zeit Erwähnung gesche
hen ist.
Der ursprüngliche Stamm der Rose
ist heute nicht mehr zu sehen; es sind
nur noch drei Ausläuser da, wxlche al
lerdings dem noch vorhandenen, wenn
auch vom Erdreich vollständig bedeckten
alten Wurzelstoie der Rose entsprossen
sind. Sie stammen aus den Jahren
1861. 1877 und 1884. Zwei älteren,
abgestorbenen Auöläufern werden die
Geburtsjahres 1789 und 18«9 zug:
schrieben. Als man 1888 den Wur
zclstock freilegte, um ihn mit besserer
Erde zu umgeben, lonnte auch festge
stellt trerden, taß er nicht, wie d e heuti
ge Sage annimmt, sich durch das Ge
mäuer der Apsis in das Jnnere der
Domgrust fortsetzt. Bemerknstoerth
ist endlich, daß der Rosenstock durchaus
teiner edlen Art angehört, sondern,
we dershervorrag ndste ieutsche Rosen
tenner, Dr. Christ in Basel, sestgestelli
hat« »ein recht plebejisches Röslein« ist,
nämlich eine Form, und zwar die am
allerhäufigsten austretende Form der
Hecken- oder Hundsrose tRosa canina
L·) Da der Rosenstocl gerade amMits
telpunlt: des Halbkreises ter Dom
Apsis steht, so ist es nicht wahrschein
lich, daß er sich daselbst zusällsg aus
einem Samenkorn entwickelt habe.
Roemer nimmt vixlm hr an, daß Je
mand, entweder um ein Grab zu
schmücken (ienn es ist ein Kirchhof-—
der St. Annen-Friedhof«—der sich an
dir Apsis anschleßt), oder um diesen
leeil der Krypta zu zie.en, dort eine
veredelte Rose gesetzt habe, und daß
nach dem Absterben dieses ver:delten
Stammes aus dem Wurzelstocle des
Wildlings neue Aus-läuft hervorge
sprossen seien, die sich dann an d:r
Chor-wand entwickelten und die Ueber
tragung der Sage des sächsischen An
nalisten aus den Rosenstock veranlaß
en.
»Ja-wels- tn Ungarn.
» Bis jetzt stand an der Spitze des un
anrischen Ministeriums stets ein hoch
Iadeliger Magyar. Doch jetzt ist Un
garn in Bezug auf den Stand seins
ersten Ministers zur Ueberliefetung
von 1848 zurückgekehrt Zwar wurde
an die Spiye d s damaligen selbststän
digen ungarischen Ministeriums zuerst
auch ein hochadeliger Magyar, Graf
Batthhanhi. gestellt; aber bald nonv
der bürgerliche und ni t von M
gahrin, sondern von lovaten abs
Istammende Kossuth das eigentliche Re
s gierungsoberhaupt.
; Seit Kurzem glänzt als erster Mi
inister Ungarn«s ein Mann, der schon
»durch sxinen Namen anzei t, daß er
’lein hochadeliger Magyar it. W:ckerle
——das klingt ja ganz und gar bür er
lich und noch schwäbischer alJ die a
men Weckerlin und Welerlin.
Jn der That ist Weckerle der Sohn
eines aus Württemberg in Ungarn ein-—
gewanderten Gutsverwalter3, Also ein
,,Schwob« in des Wortes eigentlichster
Bedeutung, wogegen man freilich in
Ungarn jeden Den-schen einen
,,Schwob« nennt.
Auch Weclerle’s Laufbahn in Un
garn gleicht weit mehr der eines beson
ders begabten deutschen Beamten als
der eines magharischen Geburtsaristo
traten. Jn vollswirthschaftlichen und
verwandten Fächern aus ungarischen
und anderen Universitäten gründlich
gebildet, stieg er allmälig aus der Lei
ter des Finanzbeamten empor, wurde
mit der Zeit Finanzminister und der
schasfte sich durch seine glänzenden sa
männischen Leistungen in diesem M -
nistreium, besonders durch die große
That der Abschaffung der vorher ge
bräuchlichen Defizits im ungarischen
Staats aushalte großes Ansehen,
ebenso urch seine Beredtsamkeit und
sonstige parlamentarische Gewandt
heit im ungarischen Reichstagr.
Nun ist er ungarischer Premier-Mi
nister mit einem glänzenden Schweife
zum Theil hocharisiolratischer Colle
gen; cr dirsicht aber zugleich als über
aus fleißiger Mann auch nach wie vor
das Finanzministerium
Jn seinen politischen Ansichten ist er
durchaus kein Anhänger Kossuth’s, wie
er überhaupt unter die Achtundvierzi
ger nur insofern gehört, als er im Jah
re 1828 geboren wurde. Er ist viel
mehr ein Schüler des großen ungari
schen Staatsmannes Teak, der vor ei
nem Vierteljahrhundert den Ausgleich
Ungarns mit Oesterreich zu Stande
gebracht hat, und dabei entschieden li
beral und für Festhalten am Dreibund
zwischen Oesterreich-Ungarn, Deutsch
land und Italien, sowie für völlige
Religionssreiheit, sür Civilehe u. s. w.
Als ungarischer Staatsmann wird
wohl Wetterle für das vom Magayren
thum zurückgesetzte Deutschthum in
Ungarn nicht viel übrig haben. Im
merhin ist es hübsch von ihm, daß er
seinen deutschen Namen nicht magyari
sirt hat, wie es so mancher deutsche po
litische Streber in Ungarn thut.
—Einen jähen Tod haben im
Pflerchthal in Tirol die Führer Jo
hann Windisch und Josef Mühlsteiger
neulich aus der Gemsenjag gefunden.
Sie hatten früh 5 Uhr ihre Wohnungen
verlassen, um von Anschen aus die
Pfeiferspitze zu ersteigen, und sind bis
zu den sogenannten Bärenflecken ge
kommen. Hier müssen sie ein Winds
brett (eine Vertiefung, die mit zusam
mengewehtem Schnee verglättet ausge
füllt ist) haben überschreiten wollen.
Die Unterlage ist gebrochen, die Un
glücklichen sind abgestürzt und von den
nachstürzenden Schneemassen begraben
worden. Als sie Abends nicht zurück
gekehrt waren, entstand in Pflerch gro
ße Sorge um sie. Sonntag früh ver
kündete der Pfarrer von der Kanzel
herab die Sachlage. Nach beendetem
Gottesdienst begaben sich 28 Männer
auf die Suche. Sie gingen den Spu
ren der Beiden nach, kamen zu der
Lawine, aus der die Hand des Mühl
steiger hervorragte und gruben die
Leichname aus. Windisch war an
Kopf, Arm und Brust fürchterlich zer
schlagen. Er muß noch einige Stun
den gelebt haben, da er am Kopfe in
einer ausgehauchten Höhle lag. Mühl
steiger zeigte geringere Verletzungen.
Die beiden Verungliickten zählten zu
den besten Führern Tirol’s und sind
vielen Alpensreunden durch gemeinsa
me Bergfahrten lieb und werth gewor
den. Windisch war erst am 13. No
vember aus dem Kaulausus zurück e
kehrt, wo er mit dem Dr. Merzbacher
« aus München elf bis dahin noch uner
stiegene Eisgipfel bis zu 4550 Meter
Höhe erstiegen hatte.
s »Daß Sträflingtn in einem
Staats-Zuchthause theatralische Auf
führungen gestattet werden, ist nur in
unserem geobten Lande der Freiheit
möglich. Dieser Tage fand in der
Srtsanstalt in C olumbuö O.,
eine »Minstrel« - Vorstellung durch
Sträflinge statt, welcher sämmtliche
Beamten der Anstalt einschließlich des
Direktors, sowie viele Gefangenen bei
wohnten. Der Taschendieb Csrles
Miyers und drr Einbrecher Thomas
Wing, beide aus Cincinnati, nahmen
diese Gelegenheit dazu wahr, durch das
Dach durchzubrechen, sich in der Woh
» nung dzs Direktors mit dessen Anziigen
sneu einzulleiden und sadann zu ent
wischen. Der Wachtposten vor dem
;Thore der Anstalt hatte sie siir Besu
icher gehalten. «Erst nach einer iyigen
LVerfolgung wurden sie zehn eilen
E von der Stadt wieder eingesangen.
; —Der Farmer Leon Thomas Grif
lfitts aus der Umgegend ron W i ch i t a
sin Kansas ist über das schreckliche En
ike seiner drei tl«inen Kinder wahnsin
nkg rewordem Er hatte in der Stadt
z6"e·chäfte zu besorgen und schloß die
Klnder für di- Dauer feiner Abwesen
z - spin haus ein. Als er zu
Hrkacehrtg fand er an der Stelle seines
iHaufes nur rauchenden Brandschutt
sund unter diesem die vertohlten Let
lchxsf seiner meinen.