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About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (Jan. 6, 1893)
W Belwgknc Bkiriiget. Raums cui Rthiliold Lrtmatm ( kim lichungJ Der Marquis war es, welcher ihnen mit seiner weltmännischen Sicherheit in Ase kam. » lauben Sie mir, meine Herren, Sie der Baronin Dimani vorzustel len, einer außerordentlich gütigen Da me, welche uns ohne Zweifel einen Theil ihrer Wohnung diese Nacht zur Verfügung stellen wird. Sie haben nun Gelegenheit, lieber Graf, sich bei dem guten Genius selbst zu bedanten·« Die herren wechselten einige ver bindliche Redensarten mit der angeb lichen Baronin, welche ihre Kompli mente wie eine Frau vom bxsten Stan de entgegennahm, und ließen sich auf ihre Einladung in einem zweiten Sa lon nieder, wo ihnen derselbe Diener, welcher sie hinauf geleitet, in silbernen Mem Rheinwein und Champagner fervirte. Nach einer kurzen und na turgemäß etwas gezwungenen Unter haltung zog sich die Dame zurück, und der Marauis wurde selbstverständlich fest mit Fragen bestürmt, welche Be wandtniß es mit diesem geheimniß vollen Hause habe. »Ach, meine Herren, ich denke, die Sache ist einfach genug!" erwiderte er lächelnd. «Der Adel dieser Dame ist vollkommen echt; und ihr Gatte war ein Edelmann aus bester Familie. Aber er hatte, wie man mir erzählte, einige menschliche Schwachheiten, die dauer hafter waren, als sein Vermögen, und ihn schließlich, als er sich vollkommen ruinirt fah, sogar nöthigten, sich eine Kugel vor den Kopf zu schießen. Die Frau Baronin kam damit in eine recht schlimme Lage, denn sie empfand durch aus keine Neigung, auf die Annehm lichkeiten ihres bisherigen Lebens zu verzichten, und sie sah sich somit der ächwierigen Aufgabe gegenüber-, einen andesgemiißen Haushalt ohne alle legitimen Einnahmequellen zu führen. Sie haben ja jetzt eine kleine Probe davon, wie ihr das gelingt. Sie stellt anständigen Leuten ihre Salons zu Verfügung, für welche Gefälligteit sie natürlich am folgenden Tage eine Geldsendung von nicht geringsiigigem Betrage erwartet, und beschäftigt sich nebenbei mit Heirathsvermittelung nnd anderen ebenso einträglichen als vornehmen Erwerbszweigen. Dabei würde sie es als eine tödtliche Beleidi gung empfinden, wenn man es jemals an dem fchuldigen Respekt für sie fehlen ließe, und der Rücksichtslofe würde ohne Zweifel für immer von der Schwelle ihres Hauses verbannt sein. — Diese kurze Mittheilung, welche ich selbst der reundlichkeit eines hier lebenden andsrnannes verdanke, wird Sie hof fentlich überzeugen, meine Herren, daß wir nus hier gänzlich zwanglos unserer Unterhaltung hingeben können!« Nach einigen naheliegenden Scherzen über die Persönlichkeit dir industriisen Frau Baronin nahm die kleine Gesell schaft denn auch in der That das Dor hin unterbrochene Spiel wieder auf, und auch jetzt war Niemand so ausge regt und eifrig als Graf Egon. Wäh ced man im Klub durch die dort beste henden, unumstöszlichen Regeln an ge wisse unverfängliehe Spiele gebunden war, hatte man sich hier, wo keine Kon trolle geübt wurde und keine Rücksicht zu nehmen war, rasch für ein Hazard spiel entschieden, bei welchem dem Marquis die Rolle des Banthalters zugefallen war. Seine schlanten Fin ger mischten die Karten mit so bewun derungswiirdiger Geschicklichkeit, daß man wohl erkennen mußte, wie geläu fig ihm die Beschäftigung sei. Er hat te sein Fauteuil ein wenig vom Tische weggeschoben und sich damit fast au ßerhalb des Lichtlreises gebracht, wel chen die rothen Glasglocken des Kron leuchters ohnedies nur gedärnpft auf die Spielenden warfen. Ein hinter ihm auf dem Kaminsims stehender Armleuchter trug noch mehr dazu bei, seine Hände in scharfem Schatten zu inssern und nur am Ausblitzen seines» Brillantringeö ließen sich die raschen Vewe ungen derselben verfolgen. I An änglich hatte das Spiel wenig susregendes. Die Gewinne fielen ziemlich gleichmäßig an die verschiede-" uen Theilnehmer, und man fing an,. die Einsiitze erheblich zu steigern, um Summen von einem Belang in Ziem iation kommen zu lassen. Plötzlich aber trat eine entschiedene Wendung zuj Ungunsten des Grafen Egon ein. Das-. Glück, welches ihn während der ganzen Nacht begleitet hatt-, schien ihm pros cich untreu geworden, und die Geldrokk « - leer und Kassenscheine aus der vor ihmi « den silbernen Schale verschwan noch ungleich schneller, als sie in seinen stit gekommen waren. Wenn er schon vorher mit großem Eifer bei · Im Spielsetoesen war, so steigerte sich . seine heilnahme bis zur Leiden - Sein hiibschei Gesicht wurde — die Bewegung der Schwert-art W oetrieth das Wisse Beben sei st Lippe-, und wenn er sich hin und Weg einein Scherzwort zwang, Xb s Stimme einen Northum ;.; Mem M M . - MMMWM saß unten-Y Wurde-· W gen nach dem gerirksien Anzeichen einer mgewöhnlichen nspannun gesucht haben. Als er sah, daß der raf seine letzte Bantnote verloren hatte, fragte er gelassen: »Bel1ebt es den Herrn, daß wir auf shören, so bin ich felbstverstiindlch dazu bereit. Jch glaube fast, daß uns die Stunde zwingt, ein Ende zu machen.« Die beiden andern Kaval ere schienen nicht abgeneigt, ihm zuzustimmen; Graf Egon dagegen proteftirte heftig und fügte, eine le.chte Verlegenheit be kämpfend, hinzu: »Es wäre nicht billig, wenn Sie mir nicht wenigstens Gelegenhxit gäben, die ungetreue Glücksgöttin wieder mit mir auszusöhnen. Allerdings führe ich lein baares Geld mehr bei mir, aber Sie werden ohne Zweifel bereit sein, lieber Marquis, mir einen etwaigen weiteren Verlust aus Ehrenwort bis morgen früh zu treditiren!« ·»Es ist mir eine Ehre, Herr Graf,'« versetzte du Verdy mit einer Verbeu gung. »Ich bitte Sie, ganz über mich und mein Portefeuille zu versiigen.« Das Spiel nahm seinen Fortgang, nur mit dem Unterschied, daß Graf Egon die Summen, welche er einsehte, mit dem Bleistift aus den Rückseiten seiner Visitenlarten markirte, und daß diese Karten dann stets statt des ban ren Geldes in die Hände des Banthal ters übergingen. Wenn er aber gehosst hatte, durch seine Beharrlichleit die Laune des Glücks wieder zu seinen Gunsten zu wenden, so hattn er sich empfindlich getäuscht, denn auch jetzt fielen die Karten beständig gegen ihn, und es war angesichts seines hartnäcki gen Mißgeschicks wohl begreiflich, wenn seine fieberhaste Erregnng mit jeder Minute wuchs und wenn er sich immer weniger Mühe gab, sie zu verbergen. Draußen begann das sahle Grau der Morgendämmerung bereits in helles Tageslicht überzugehen, als sich die vier Herren endlich anschickten, das gastfreundliche Haus der Baronin Di miani zu verlassen. Graf Egon sah ebenso, oder vielmehr in noch höherem Grade, als seine beiden Kameraden, übernächtig und angegriffen aus. Un ter seinen Augen lagen duntle Schat ten, und seine sonst so blühende Ge sichtsfarbe hatte einer krankhaften Blässe Platz gemacht. Er fragte den Marquis nach der Höhe der Summe, welche er ihm schuldig geworden sei, und warf dann mit nervös bebender Hand einige Zeilen auf ein Blatt Pa pier, welches er aus seinem Notizbuch gerissen hatte. , 4 »Diese: Ehrenschetn ist Jynen sur die pünktliche Erstattung sicherlich Bürgfchaft,« sagte er, »ich werde mir um die Mittagszeit die Ehre geben, Sie aufzusuchen, unt Jhnen den Be trag persönlich zu händigen.« Der Marquis weigerte sich zwar, den Schein anzunehmen; aber als der Graf in etwas gereiztem Tone bemerk te, daß ihre Bekanntschaft doch wohl eine noch zu kurze fei, um die Angele genheit lediglich nur als Vertrauenssa che zu behandeln, legte er, ohne weiter ein Wort zu erwidern, das Papier in seine Brieftasche, um sich dann mit dem Grasen den bereits vorausgegan genen Kavalieren anzuschließen. Auf der Straße gab es einen sehr kurzen und worttargen Abschied, und namentlich der junge Graf ftürrnte mit so raschen Schritten davon, daß einer seiner Kameraden kopfschüttelnd be merkte: »Wir hätten der Sache doch früher ein Ende machen sollen, denn es will mir scheinen, als bedeute dieser heutige Verlust für holzhaufen eine arge Fa talitiit.« Jn der Gegenwart des Marquis, welcher fast allein der Gewinner gewe sen war, enthielten diese Worte eigent lich eine verletzende Tattlosi leit, aber der elegante Franzose gab si den An-" schein, als habe er nichts gehört. Er rief einen eben writbersahrenden Droschtenlutscher an und sprang in das Gefwrt den anderen ein verbind lichet »Auf Wieder-sehen« zurufend. 7.Kapitel. Es war eine ziemlich ungewöhnliche Erscheinung, daß Gras Egon seinem Vater und seiner Schwester schon beim Frühstück Gesellschaft leistete-. Wenn ihn nicht seine dienstlichen Verpflich tungen dazu nöthigten, sich schon in früher Morgenstunde zu erheben, pfleg te er bis zum Mittag zu ruhen, und es geschah gar nicht selten, dasz seine An gehörigen erst um die Dinerstunde sei ner ansichtig wurden. Heute hatte der junge Offizier eine Ausnahme von dTeser Regel gemacht; als er im Frühstückszimmer erschien und sich nach einer kurzen Begrüßung an Elscks Seite niederließ, konnte sich der Generallieutenant, nachdem er ihn eine kleine Weile schweigend betrachtet hatte, nicht enthalten, zu bemerken: »Mir scheint, lieber Egorn ein paar Stunden gesunden Seh ases wären Dir gerade heute recht dienlich gewesen. Du siehst nicht eben aus, als hä test Du die Nacht sehr vernünftig angewendet.« Gras Egon fuhr mit er band über die Stirn, als wolle er eine unangeneh me Erinnerung wegwischen. »Ich habe allerdings nicht viel ge schlafen,« sagte er ausweichend, «a r ich wollte Dich gern an diesem Morgen sprechen, Papa. Darum machte ich m frühzeitig wieder auf, und ich e, Du wirst ein paar Minuten sitt ich Ebrig haben.« Das sooiale Gesicht des alten Gra sen wurde um eine Schatttruna ernster, PRINT-M »Ist M - Ist-· aber er W its WI desto Es weniger freundlich. und W er seine zweite Tasse Kassee geleert, erhob er sich und bedeutete se nen Sohn, lihm in sein Arbeitszimnier u folgen. s Graf Egon drehte lebhat an den zEnden sein:s blonden Schnurrbarts, ials er hier dem alten Herrn gegenüber ssasi und lehnte die Zigarre ab, welche kihm sein Vater anbot. »Es ist eigentlich eine satcxle Affaire, mit der ich Dich belästigen muß, Pa .pa,« sagte er, »aber ich weiß mir im gAugenbiick nicht anders zu helfen, und Jich meine, Du wirst vorurtheilssrei ge Inug denken, mir die Gefälligkeit, die lich don Dir erbitten möchte, nicht zu verweigern.« »Die Einleitung klingt, offen gestan den, nicht sehr oertrauenerweckend, - mein bester Egon,« meinte der General, »und bevor Du mit der Hauptsache «herauskomtnst, erinnerst Du Dich viel sleicht srenndlichst einer Unterhaltung, die wir vor mehreren Jahren hier an dieser Stelle über eine gewisse Ange legenheit miteinander geführt. Du " wirst mich nicht zwingen wollen, Dir zu wiederholen, was ich Dir damals sa . gen mußte.« - Obwohl diese Warnung ohne Zwei fel sehr ernst gemeint war, gab sich Egon doch den Anschein, als fasse er sie von einer scherzhasten Seite auf. »Ich sehe, dasz wir uns sehr rasch verstehen, lieber Papa, und ich war auch von vorn herein daraus gefaßt, daß Du ein wenig brummen würdest. Als gehorsamer Sohn bin ich auch gern bereit, Deine Strafpredigt iiber mich ergeben zu lassen, wenn Du nur die Freundlichkeit haben willst, mir zu helfen. Es handelt sich da um eine recht beträchtliche Summe, die ich je denfalls bis Mittag haben muß. Du kannst sie mir wohl bei Deinem Ban iier anweisen, oder sie vielleicht gele gentlich Deines Vormittagsspaziers ganges selbst erheben." »Das heißt, Du möchtest Deinen nächsten Monatszuschuß schon im Vor: aus haben? Nun, dazu bedarf ich nicht erst meines Bankiers. Jst es aber wirklich nöthig« daß Du die ganze Summe erhältst? Du wirsi Dir infolge dessen während der nächsten Wochen manche empfindliche Einfchr··.niun-1 auferlegen müssen.'« « Er hatte daher ein Jach seines Schreidtisches geöffnet und roar eben im Begriff, demselben einige Gelde-Ell chen zu entnehmen, als Graf Egon die hand leicht auf seinen Arm legte und in wachsender Verlegenheit sagte: »Nicht um einen so geringfügigen Betrag handelt es sich diesmal, Papa. Jch sagte Dir ja schon, daß ich eine be trächtliche Summe brauche; ich habe Unglück gehabt -—" .Das will sagen; Du hast gespielt und Verluste gehabt. Nun, mein Lie ber, daß ich dafür kein Geld. habe, soll test Du nachgerade wissen. Sieh zu, wie Du Dir aus der Verlegenheit hilfst. Eine Anweisung aus meinen Bankier wirst Du jedenfalls nicht erhalten« Mit einer energischen handbewe gung hatte er den Schreibtisch wieder geschlossen und war zugleich von seinem Arbeitssessel ausgestanden, damit deut lich genug zu erkennen gebend, daß er das Gespräch nicht fortzusetzen wünsche. Auch der junge Gras hatte sich erhoben. Seine Wangen waren leicht geröthet und in seiner Stimme zitterte mühsam unterdrückter Zorn. als er aus die rauhe Zurückweisung erwiderte: »Wenn das wirklich Dein letztes Wort gewesen-ist, Papa, so will ich wünschen, daß Du es niemals zu be reuen habest. Es könnte doch mehr fiir mich auf dem Spiel stehen, als Du fiir m« lich zu halten scheinst." Die charsen Faltenaugen des Gene ralö hefteten sich siir einen Moment, durchboher aus die Züge seines Soh ries ,,Du wirst entschuldigen, Egoiy wenn ich derartige Andeutungen durch aus nicht verstehe! Für einen Grasen Holzhaufen, der zugleich deutscher Of fizier ist, kann doch wohl niemals et was auf dem Spiele stehen, das ihn zwingen könnte, zum zweitenMale um eine Hilfe zu bitten, die ihm einmal rundweg abgeschlagen ist. Oder sollte ich mich darin gerade bei meinem eige nen Sohn betrogen haben?« Gras Egon warf sich straff in die Brust. während seine Linie das Ge siiß seines Säbels fest umklammerte. »Du hast recht, Papa,« sagte er mit sicherer Stimme. »Ein Gras holzhau sen wird jedenfalls nicht vergessen, was er der Ehre seines Namens nnd dsm Rock des Kaisers schuldi ist!« Er grüßte militäriscä drehte sich kurz um und ging mit starken Schrit ten sporentlirrend hinaus. —Jrn Vor . zimmer traf er aus seine Schwester El »sa, welche mit ihrer gewöhnlichen sorg i losen Heiterkeit in’s Gesicht schaute und klachend fragte, oh die Konserenz mit dem gestrengen Papa glücklich verlau isen sei. Egon war galant genug, sie seine iible Laune nicht entgelten zu lassen. Er gab eine ausweichende Ant wort und wollte an ihr vorübergehen. Aber die Konitesse hatte noch etwas aus dein herzen und liesz ihn nicht davon. »Du denkst doch daran, Egon, daß wir heute Nachmittag nach einmal un sere lebenden Bilder prohiren. Du wirft hoffentlich nicht auf Dich warten lassen, und wenn ich es wagen dars, Dir troh Deines grimmigen Gesichts eine ganz ergebene Bitte vorzutragen, so möchte ich Dich seierlichfi ersnchen, diesmal ohne Begleitung Deines fran zösischen Freundes zu erscheinen. Er iii als Unheiheiligter mindestens til-er slssiiti W« »Ich meine, er ist M im Ue e.« vers-die Oasen ist-L Der got ihm ein flir allemal unser us« geöffnet und da ihm die Zuschauer rolle bei unseren Proben offenbar viel kVergnügen machte, so sehe ich wirklich nicht ein, wie ich ihn fernhalten soll, sfalls er den Wunsch hat, sich heute ein zufinden.'« »Ah, wie schwerfällig Du bist!« schmollie Elsa. »Es sollte Dir doch ge nug sei-il, zu hören, daß ich ihn lieber nicht sehe. Uebrigens ist auch dem Professor seine Gesellschaft nicht ange nehm. Du bist ja wiederholt Zeuge des tattlosen Benehmens des Herrn Mar quis gewesen« »Ich kann mich unmöglich in die Streitigkeiten usid Meinungsverschie denheiten der beiden Herren einmi schen,« war seine gemessene Antwort, »ich werde den Marquis nicht einladen, ab.r ich werde noch viel weniger etwas thun, was einer Verletzung unserer gastfreundlichen Verpflichtung gleich-. sehen lönnte." Er erwartet eine weitere Erwiderung seines Schwesterchens nicht ab, sondern verließ das Zimmer und gleich daraus auch das Haus. Von der nächste Straßenecke aus führte ihn ein Droschle in ein ziemlich entlegenes Viertel, das überwiegend von kleinen Geschäftsleuten und ehrsamen Hand werter-it bevöllert wurde. Es war ein einfach und höchst respeliabel ausse hendes haus, vor welchem der Wagen hielt. Freundliche weiße Gardinen und blühende Topspflanzen wurden überall hinter den Schesben sichtbar und der Messinggriff des Glockewuges ne ben der Hausthür, über welchem aus einem Porzellanschildchen der Name »Justus Klinlhammer« zu lesen war» glänzte so blitzblanl, als würde er nut selten rson den Händen Einlaß Begeh wider berührt. Das freundliche Häuschen schien aber trotz seiner anheimelnden Auszen-« seite teinen sehr angenehmen Eindruck aus den junge-n Grafen zu machen, denn er ließ seinen Blick finster über die blanken Fenster schweifen und riß dann recht ungestüm an dem Glorie-n-v zuge Eine alte, sauber gekleidete und ber schmitzt aussehende Aufwärterin öff nete ihm die hausthiir und ließ ihn mit einigen unterwürfigen Knixm in eine Art von Vorzimmer eintreten, or-« mit sei-nen weißgescheuerten Dielen, seinen altmodischen, aber wohlerhalte nen Möbeln und den eingerahmten, schlechten photographischen Bildnissen an den Wände-i durchaus den Eindruck eines anständigen tleinbiirgerlichen Wohnraumes machte. »Herr Klinihammer ist noch beim Frühstück,« sagte sie, »ich werde ihn natürlich sofort benachrichtigen und er wird sehr erfreut sei-I iiber die Ehre. den Herrn Grasen bei sich zu fehen.« Sie entfernte sich mit hastigen, Schritten. Egon aber warf sich in ei nen aus Korbgeflecht hergestellten Lehnsessel und betrachtete mit düste rer Miene die Spitzen feiner Reiter ftiefei. Ein langsam näherlommens des Hiisteln verkündete das Erscheinen des Herrn Justus Klinthammerz die Thiir öffnete sich und auf der Schwelle wurde die zusammengesuniene Gestalt eines alten Mannes sichtbar, dessen Antlitz auf den ersten Blick etwas Ver trauenerweckendes und beinahe Patri archalisches hatte. Erst wenn man den herrn etwas genauer in’s Auge faßte, bemerkte man einen eigenthiimlich ver lniffenen Zug um die Mundwintel, der seinem Gesicht einen, namentlich beim Sprechen schärfer hervortretenden Ausdruck von Berschlageniheit und Här te gab. Graf Egon hatte es nicht als der Mühe werth erachtet, sich beim Eintritt , des Hausherrn zu erheben. aber here Klinlhammer nahm dessen ungeachtet sein Sammetläppchen mit großer höf lichteit ab und begrüßte den vornehmen Besucher mit einem Schwall von un terwürfigen Worten. Der junge Ofsizier machte diesem Ergoß mit einer nicht fehr verbind-; lichen Dandberoegung ein Ende und sagte, indem er es vermied, den Ande ren anzusehen: , · »Schon gut, herr Klinrharnmerc Sie wissen wohl, daß man Sie eigent lich nicht aussucht um das Vergnügen Ihrer Gesellschaft zu genießen. hrecn guten Gedächtniß wird ja fi rlich nicht entfallen sein-, daß wir heute ei niges Geschästliche mit einander abzu inachen haben.« »O, wie sollte rnir das entfallen sein« gnädigster Herr Graf! Jch bin ja ein armer Mann, der mit jedem Psan nig genau haushalten muß, und der darum lange Vorher über Alles bisw niren muß, was er einzunehmen hat. Warum soll ich es leugnen, daß ich den Her-m Grasen bereits mit großer Sehnsucht erwartet habe, denn ich bin selber in arger Verlegenheit und brau che das Geld so nothwendig wie das liebe Brod· Habe darum den Wechsel nebst Ehrenschein schon heute sriih zu mir gesteckt; wenn et dem Herr-I Gra sen beliebt, können wir das Geschäft äen in wenigen Minuten erledigt ha n.« »Nur sachte, here Klinthanuner,« unterbrach Gras Egon den Alten, wel cher in der That mit zitternden Fingern in dem Inhalt seiner abgearifsenen dickleibigen Briestasche zu wühlen be gann.· «Abinachm wollen wir das Geschäft allerdings, aber das Geld habe ich Ihnen leider nicht mitbringen tbnnem Sie rniissen den Wechsel gegen eine angemessene Entschädigung nech einmal dreien rent« j bet- Min nuner liess die "nde lsinten nnd sah seinen attstolta schen stifoeund mit gut gespieltem ist reitet- an. Ihr G st« Hauch » s am rn unm· ,sein, nödig er Herr Graf! Jch bin. swie gesagt, e n armer Mann, und auch wenn ich dem Hirn Grafen dienlich sein wollte, wäre ich außer Strude, die fSummc nur fiir ein-n einzing weite sten Tag zu stunden.« « »Das heißt also, Sie thllen fichi himmelhoch bitten lassen, um Jhres wucherifchen Bedingun en herauszu-! schlagen. Aber ich b.n Beute nicht auf- s sgelegt, darüber mit hnen zu streiteni tSagen Sie nur alo iurzweg, was? FSie verlangen, und wenn es menschen-i Emöglich ist, will ich den neuen Wechsel I unterschreiben.« i »Thut mir leid, Herr Graf, thut mirs iwikuich außerordentlich ten-! Aber eg; jgeht nicht, geht selbst bei meinem besten; Willen nicht! Jch habe bereits über dass Geld verfugt und muß es unbedingtk noch heute haben. Es lann Jhnen ja bei Ihren ausgezeichneten Verbindun en nur ein Kinderspiel sein, es anzu Jchaffen und mich armen Mann da-J mit vor fatalen Nothwendigteiten zu bewahrm, von diesen Papieren hier einen fiir beide Theile gleich unerfreuli-, chen Gebrauch zu machen." Jn dem Gesicht des Grafen flammte es zornig auf, aber er biß sich auf die Lippen und unterdrückte seine Erre-. gung. »Wozu sollen uns diese fruchtloseui Erörterungen, diese Wintelziige und versteckten Drohungen führen! Wenn ich meine Berbindungeni dazu ausniihrn · könnte und wollte, mir Geld zu ver schaffen, so hätte ich mich sicherlich nie mals an Sie gewendet. Sie wissen das übrigens so gut als ich und ich be greife nicht, was Sie mit Ihren Ein wendungcn noch zu erreichen denken, nachdem ich mich bereit erklärt habe, fiir die Prolongation des alten Wech sels und für die Hergabe einer großen-f neuen Summe jedes erdentiiche Opfer zu bringen.« « »Für was halten Sie mich, Herr Gras?" fragte der alte herr. »Glau ben Sie etwa, es mit einem jener hals abschneider zu thun zu haben, die lein anderes Bestreben tennen, als das, ihre Opfer immer fester an sich zu leiten? Nein, mein gnädiger Herr, damit ha ben Sie sich in dem alten Klinthammer gründlich getäuscht. Stände es in inei ncr Macht, so würde ich es jedenfalls gegen die landesübliche-n Zinsen und ohne Anspruch auf eine besondere Ent schädigung gethan haben. Aber ich wiederhole Jhnen zum fo und so viel ten Male, daß es mir rein unmöglich ist« Wenn der Wechsel nicht bis heute Nachmittag eingelöst werden kann, so bin ich genöthigt, ihn ebenso wie den Ehrenschein Ihrem verehrten Herrn Vater vorzulegen.« »Und ich soll alauben, daß das wirt lich Jhr Ernst ist?« fFortsetzung folgt.) essiu Jovis and Siidweitairika. Bald nachdem der PremieriLieute nant v. Francois, der seine junge Frau mit nach Südwestasrita genommen hat, in Windhoet angekommen war, erhielt er, wie das »Tagebl. s. V.« mittheilt, ein Schreiben von dem Häuptling der Hereros, Samuel Mal)atero, folgenden Inhalts-: »An Lieutenant v. Francoi5! Ostahanoya, d. 30. 9. 92. Mit diesen« Zeilen will ich Dir bekannt machen, daß ich gehört habe, daß Du von Deutschland zurückgekommen bist und daß Du getraut worden bist. So bin ich nun sehr unglücklich darüber, daß ich nicht Deine Hochzeit habe mitseiern können. Du mußt nun so gut sein und mir s Flaschen Wein schicken, damit ich auch des Tages gedenken tann, an wel chem Deine Hochzeit gewesen. Weiter sende ich sür Deine Frau als Geschent vier Hammel. Weiter riiße ich Dich und Deine Frau und ilhelm Schul meister grüßt auch Dich und Deine Frau. Jch bin Capitiin Samuel Ma harero.« —- Bei einem Besuche, den 14 Tage später zwei Henkoleute, Wil-. helm Schulmeister und sein Bruder in Windhoet machten, um Frau Else v. graneois zu begrüßen, zeigten sie viel nieresse für das schöne Hauö und die chehagliche europäische Einrichtung und baten unausgesetzt die junge Frau, ihnen Kluft-r vorzuspielen, woran sie große Freude hatten. Wilhelm Schul-k meister, der etwas Roten kannte, ver sah Ritterdienste, indem er galant die Blättsr umzuwenden versuchte; er stagte wiederholt, warum Klein - Ca-« pitiin —- Lieutenant v. Franrois wird von den Eingeborenen daselbst so ge nannt, zum Unterschied von seinem« Bruder, dem« Hauptmann v. Francois,« der Großeauitän genannt wird —sei-: ne Frau aus dem »moyen« (hiibschen)s Deutschland nach Asrita gebracht hätt-, wo nichts zu sehen wäre-; wenn er Gelds hätte, würde er siir sein Leben geen; einmal nach Deutschland reisen. Dies beiden Hereros, die ele ant getleideti war-en und gut aussa n, verließen« nach demv üblichen Traitement sehr bes tieg-ist ds- hque m »Klein-inspi-! tän.« l ---«--Jm Hofe des Syngrcs - Gefäng nisses wurden neulich sieben zu der Bande des Räuberhauptmanns AM-v matopulo gehörende Briganten hinge-« richtet, da der König von Griechenland( sich geweigett hatte, die Begnadigung, auszusprechen Es ist dies seit vielenz iJahren der erste Fall einer hinrich-» ;iung, die dort voraeuommen wurde,l fund der König beabsichtigt auch feste-e kbin an jedem zum Tode Verurtheilten sbat Urtheil vollstrecken zu lassen, um dem überhanbnehmenden Räubetwesen entgegen In treten. Der erste Agitator site ten fa name-Gemal. « Der Tod des ersten Agitatort sitt due Bau eines Panama-Kanalz und des Gründers der Bau-Gesellschaft sällt zusammen mit dem moralischen Fiasko der letzteren, welchem der si nanzielle Zusammensturz schon längst vorausgegangen war Dieser Agita tor war der stanzösische Mar ne-Lieu tenant Lucien N. Bonaparte Wyse, der zu Can11e6, in Frankreich gestorben ist. Er war der Sohn von Lätitia Bo naporde, einer Tochter von Lucian C» dem zweiten Bruder Napoleons des Etstms, der den Titel Fürst von Ca nino führte. Sein Vater war der Jrs ländei Thomas Wyse, (gest. 1862 als enlischer Gesandter zu Ath.n.) Er war 1844 in England geboren, kam aber in seinem 15. Jahre in die Ma riens-Schule zu Brest in Frankreich. Jn 1868 besuchte er Peru, wo er aus das Projekt eines PanamaRanals kam und alsdann drei Monate lang aus dem Jsthmnö verweilte, um eine gute Kanal-Route zu finden. Der deutsch-frantzösisch3 Krieg ver hinderte ihn an weiteren Studien be züglich seines Projetts. Nachdem als dann die Untersuchungen amerikani scher FlottenOffizTere unsd Ingenieu re über die besten Linien eines Pana masKanals bekannt geworden waren, bildete er mit seinem Schwager, dem General Torr und Anderen eine Ge sellschaft zur Erforschung des Jsth mus, und leitete alsdann persönlich mehrere Forschungs-Touren dorthin, und entschied ssch für die Linie, auf welcher später die Kanalarbeiten statt fanden, weil auf derselben ein Kanal im Niveau beider Ozeane d. h. ohne Schleusen hergestellt werden könnte. Er ging dann nach Bagota, der Hauptstadt der Ver. Staaten von Co lumbia und sicherte sich eine Lenzes sion für den Kanal-Bau, und that dann vorläufige Schritte zum Anlauf der Eisenbahn auf dem Panama-Jsth mus im Februar 1879· Nun lehrte er nach Europa zurück und berief einen sog. internationalen Kongresz nach Pa räs« um angeblich die besten Linien für den Kanal aus dem Jsthmus prüfen zu lassen, aber in der That um der von ihm gewählten die allgemeine Jndos sirung zu verschaffzn Daraus erst wurde De Lesseps Mitglied der Nasenl Gesellschaft und am 11. Juni 1879 Inhaber der Konzession der Colum bischen Regierung. Lieut. the wurde lonsultirender Jngrnieur und Direktor der Gesell schaft, die aus 60 Personen- bestand, wofür er jene Konzession erworben hat te. Zu jenen 60 gehörte auch General Torr und der Bankier Reinach, der so eben zu Paris Selbstmord begange« hat. Lieut. Wyse war bei Kaiser Na poleon d:m Dritten sehr bel:ebt, aber nicht bei der Kaiserin Eugen3e; er hatte nie ein Hofamt und seine Forschungs Touren bestritt er aus eigensn Mitteln, da er eine reiche englische Dame geh-i rathet hatte. Als die Arbeiten am Kanal aufge hört hatten und der Termin der Kon zession im Februar 1893 abzulaufen drohte, ohne dessen Vollendung ermitt te the eine Erftrectung der Frist zu Bogota, falls die Arbeiten wixder auf encmmen würden. Zu dlesem Zweck suchte er noch turz vor dem Ausbruch des Standals eine neue Gesellschaft gu bilden, die wenigstens scheinbar an ie Arbeit gehe. Aber es war zu spät. Voll Trauer über das Mißglüaen seines großen Projetts schrieb er na? turz vor seinem Tode nach Paris, da nur die elendste, gewissenloseste Ber schwendung demselben den Untergang bereitet habe. Daß dessen Ausfüh rung we en der ungeheuren Kosten und der Aus rchtslosigleit auf entsprechende Profite unmöglich ist, gab er auch im letzten Augenblick noch ntcht zu. the war ein höchst gebildeter, uns , ternehmender Mann, mehr Englander wie Franzose in Gestalt und Wesen, used durch seine Sprach-Kenntnisse (be sonders des Spanischen) wohl geeignet, für sein Projekt zu Bagota geneigtei Gehör zu finden. »Der Detan der Berliner medizi nischen Fakultät macht durch Anschlag am schwarz-n Brett der Universität Folgendes bekannt: »Die Cholera Kommission des Senates in harnburg spricht in einem an den unterzeichneten Detan gerichtet n Schreiben allen Stu direnden der Medizin, welche in schne rer Zeit bei der Betämpfung der Cho lera - Epidemi: mitgeholfen hab:n, ihren Danl aus Und giebt den All-mich zu erkennen, allen Denjenigen, welche in der Voraussetzung für ihre Thä tigleit mit 20 Mart für den Tag bono rirt zu werden« in den Hamburger Kranlenhäuiern thätig gewelen sind, das Konorar nachträglich zukommen zu la en.« — Die preußifche Regie rung, hat allen Choleraärzten, welche auf en Quarantäne- und Uontrollstai tionen th3tg waren, von vornherein 20 Mart täglich und den heilgehtitfen 10 Mart täglich bewilligt. Auf Umwegem Spielen Sie Karten? Nein! Aber Billards Auch nt t! So lege n Sltf Noch weniger! . Zaun gehen Ste wohl viel tns Thea er Ganz und gar ntchll Soll Da können Sie tntr ja ganz leicht 20 Mark putnpenl