Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, December 23, 1892, Image 9

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    Äuscünviichepiqchricipteu.
Brandenburg.
Jn P o t s d a m starb unlängst die
Frau des früheren Rittmeifters im Re
girnent der Gardes - du - Corps von
Arnim, gebotene von Alvensleben, an
der Diphtheritts. Die Dame pflegte
einen ihrer an der Diphtheritiö erkrank
ten Söhne und beging im Gefühle vol
len Muttergliicks über die glücklich be
standene Krise des Kindes die Unnat
sichtigkeit, das Kind zu küssen, und
sog so den Keim des Todes ein, gerade
wie ihrer Zeit die Großherzogin Alice
von Hessem
Berlin. Der »indische Augen
«arzt« Golinan Kader ist endlich von
seinem verdienten Geschick ereilt wor
den. Nachdem die Staatsanwaltschaft
erklärt hatte, daß die angestellten Er
mittelungen keine Handhabe für ein
ftrafrechtliches Verfahren wegen Kör
perverletzung oder Betruges bieten, hat
das Polizeipräsidium Golman Kader
aufgefordert, binnen 24 Stunden Ber
lin zu verlassen.
Der 25 Jahre alte Barbier Gutzke
von Berlin, ein jun verheiratheter
Mann, sprach dieser age seinem
Weibchen gegenüber den Wunsch aus,
mit seinem Freunde einen Ausflug zu
machen. Als die junge Frau hiergegen
Einwendungen erhob, ging Gutzke in’s
Nebenziinmer, mit den Worten: »Jetzt
Lhänge ich mich auft« Natürlich glaubte
die Frau, das sei nur im Scherz ge
sagt; als sie aber nach einiger Zeit
nach ihrem Manne sah, fand sie ihn
todt; er hatte sich am Fensterkreuz er
hängt! — Jnfolge des ersten Disputs,
der überhaupt in ihrer Ehe vorgekom
men war!
Die Gründung einer vegetarischen
Aktiengesellschaft wird gegenwärtig in
Berlin angestrebi. Dieselbe soll sich der
Errichtung von vegetarischen Stiefmu
rants in allen großen Städten widmen.
Bisher haben sich zwanzig Theilneh
mer gemeldet, welche mit einem Kapi
tal von 10,000 bis 12,0()0 Mark bei
treten wollen, darunter sind auch zwei
Damen, von denen eine 1000 Mart
gezeichnet hat, ferner will ein Volls
schullehrer in den Rheinlanden eine
Actie von 500 Mart übernehmen. Mit
der Ausführung des Planes soll be
gonnen werden, sobald das gesetzlich
vorgeschriebene Minimal von 20,()0()
Mart erreicht wird. Jn Berlin tritt
eine ständige Zunahme von vegetari
schen Speisehäusern ein. So sind in
diesem Herbst zu den schon bestehenden
zehn wiederum sieben neue hinzuge
kommen.
Zchlesicm
L a n d e ci. Der wegen schweren
Sittlichteitsverbrechens inhaftirte Ren
tier H. T. von hier hat sich in seiner
Gefängnißzelle erhängt.
Beuthen a. O. Der Rendant
der hiesigen Sparkasse, in welcher kürz
lich bei Revision der Jahresrechnung
pro 1888——89 ein Deficit von 18,000
M. festgestellt wurde, ist jetzt gestorben.
Die unterschlagene Summe beträgt
nach den bisherigen Ermittelungen
27,700 Mark.
T a r n o w i tz. Der Bauer Ste
phan Lyssik in Hanussel bei Friedrichs
hütte soll seine stark dem Trunte erge
bene Frau erschlagen haben und ist
verhaftet worden. Lhssit behauptet,
daß die Frau betrunken gewesen, ge
stürzt und in Folge dessen gestorben
et.
G old b e r g. Der bekannte Fisch
züchter in unserem Kreise, Nitterguts
besitzer Kühn in Göllschau, wird auf
den Wunsch des Herzogs von Württem
berg den etwa 800 Morgen umfassen
den Fischteich des Herzogs in Caris
ruhe in Oberschlesien für eine geregelte
Fischwirthschaft einrichten.
N e i sz e. Auf dem Garnisvn-Fried
hos sind die Grabhügel der am 10.
August bei einem Probeschwimmen von
etwa 200 Freisrhwimmern der beiden
hiesigen Bataillone des OB. Jnfanterie
Regiments und der drei Bataillone des
28. Regiments ertruntenen sieben Sol
daten zu einem einzigen Grabhügel
umgeformt u. ist in der Mitte desselben
ein prächtiges Denkmal aus Marmor,
in Form eines Obelisten mit einem
Kreuz, daraus errichtet- worden. Das
selbe trägt auf der einen Seite die
Namen der Verunglückten, darunter
den Spruch: »Sei getreu bis in den
Tod, so will ich dir die Krone des Le
bens geben.« Offenbarung Johannis.
Auf der anderen Seite befindet sich
die Inschrift: .,Gewidmet ihren im
Dienst gestorbenen Kameraden von den
Offizieren, Unteroffizieren und Mann
schaften des Jnfanterie - Regiments
von Winterfeld.«
Poten.
B r o m b e r g· Der Metzgermeister
Dräger aus anel ist bei einer Rausc
rei im Dorfe Wirza erstochen worden;
der Mörder ist verhaftet.
Posen. Wie die »Orendownil«
behauptet, besteht unter den größeren
polnischen Zeitungen in Preußen ein
«Ring«, zu welchem »DEiennil«, »Ka
ryer Pozn.« und »Gaz. s orunsla« ge
hören. Diese drei Zeitungen stehen
unter dem Einfluß der polnischen »Has
partei«, d. h. der herren von Kosciels
ti, Komieropölt etc.; wenn es erforder
lich ist, erhalten sie Weisungen, was
sie zu schreiben und nicht zu schreiben
haben; die Ebes - Redakteure müssen
sich darnach richten, widrigensallt ihre
Existenz bedrobt ist. Dieser Nin be
gann sich im vorigen Jahre zu bi den;
die zu demselben gehöri en Zeitun en
nd besirebt, das Aug-In der po ni
cben hofpartet in der ’ entltchen Mei
nung zu erhalten und in beben und
die Sache so darzustellem als könne
diese Partei für die Polen bei der Re
gierung positive Konzessionen erwirken
chcpkcugcsk
Marienwerder. Jn Kiewo
sind 5 Personen an der Cholera er
krankt. Es heißt, daß sie einem bacil
lenhaltigen Teiche Wasser entnommen
hätten. Dieser Teich ist jetzt desinfi
cirt. Das Dorf ist nach außen ge
sperrt. Jn Klein - Czysie sind 7 cho
leraverdächtige Fälle vorgekommen.
Tho rn. Ueber die Cholera im
Gouvernement wird aus Radom ge
meldet: vom 8. bis zum 12. Novem
ber 91 erkrankt, 38 gestorben; Lublin
vom 10. bis zum 14. 52 erkrankt, 28
gestorben; Siedlec 78 ertranli, 30 ge
storben; Abnahme schwach. Jn War
schau und dem Gouvernement Kielce
ist die Seuche dem Erlöschen nahe.
Am Bollwerk des Weichselusers wer
den jetzt wieder große Posten der welt
berühmten Thorner Pseffertuchen nach
Danzig verladen, von wo aus sie ihren
Weg in alle Welt, wo man Weihnach
ten feiert, nehmen· Der Dampser
-Brahe« lud neulich nicht weniger als
205 Kisten Honigiuchen aus einer
Fabrik im Werthe von 15,000 Mark
für das Ausland.
Pommkrm
Stolp. Die Möbelfabrit Becker
ist ganz niedergebrannt. Jweihundert
Arbeiter sind deschäftigungglos. Ein
Feuerwehrmann wurde lebenggefähr
lich verletzt.
P o l b e r g. Der vierjährige John
Ostar des Rentiers Krohn kletterte
am Winterhasen in eins der dort lie
genden Fischerboote, fiel in’s Wasser
und ertranl.
Lauenburg. Vom Fischfan e
heimkehrend fanden vier Fischer a s
Karwen ihren Tod in den Wellen.
Kaum 100 Meter vom Strande brachte
leine Sturzsee das Boot, in dem sich
sechs Fischer befanden, zum Kentern;
zwei von diesen retteten sich durch An
tlammern an Schiffgtheile und wurden
so an’s Land gespült, während die
übrigen vier vor den Augen ihrer am
Strande harrenden Angehörigen er
’tranten.
Z S te t t i n. Während aus allen
sTheilen Deutschlands das Erlöschen
der Cholera gemeldet wird, ist die Seu
che in Demmin von Neuem ausgebro
chen. Vor 8 Tagen erkrankte dort
eine Todtenfrau an asiatischer Cholera
und turz darauf zeigten sich bei einem
jungen Mädchen choleraverdächtige An
zeichen. Das Mädchen starb nach weni
gen Stunden. Die Universität Greifs
tvald hat asiatische Cholera festgestellt.
Die Behörden arbeiten der Ausbrei
jtung der Seuche träftig entgegen.
öchtevwigsbolstkim
i
I Ottenfen Die Metallwaaren
ifabrit von Georg Haller ist innerhalb
svier Stunden niedergebrannt, wodurch
1120 Arbeiter brodlos geworden sind.
sDer Totalschaden an Maschinen und
Waaren beträgt ca. 250,000 Mart
,Der Gebäudeschaden ca. 110,000 M.
Reinfetn Als ukhehek ver zahl
reichen Brandstiftungen, von welchen
der Flecken Reinfeld und die Umge
bun desselben in den Monaten Febru
ar bis Mai dieses Jahres in Schrecken
erregender Weise heimgesucht wurde,
ist jetzt vom Altona’er Schwurgericht
der hiesige Fuhrmann Ernst Siemers
zu 12jähriger Zuchthauöstrafe verur
theilt worden«
Altona. Für die Ytothleidenden
Altona’s find bis jetzt über 300,000
Mart in Baar und außerdem große
Zusendungen an Lebensmitteln einge
gangen.
) Die ,,Altona’er Darlehenstasse von
»1892« s—— das ist der Name der vom
shiesigen Unterstützungsinstitut zu dem
Isweck gegründeten Kasse, kleineren Ge
;schästsleuten und Gewerbetreibenden
JAltona’s, deren Geschäfte durch die
sCholeraseuche in’s Stocken gerathen
xsind, durch Darlehen eine Unterstützung
Izu gewähren —-— hat nunmehr ihren Be
trieb eröffnet. Die Kasse wird Dar
flehen im Betrage von 200 bis zu 3000
IMark zu dem Zinsfuß von 3 Procent
ljährlich vergeben.
s spannt-ves
l E m d e n. Das Ergebniß des dies
sjähriaen abgeschlossenen Heringsanges
list um ll,0()() Tonnen günstiger als
;im Jahre 1891. In diesem Jahre be
»trägt der Fang 26,55() Tonnen gegen
zwle Tonnen im Vorjahre.
i H i l d e L- h ei m. Wegen Unter
schlaaung und Concurgvergeheng wur:
de der Procurist Kaufmann Lucis von
shier zu drei Monaten Gefängniß ver
.nrtl)eilt. Der Staatsanwalt hatte auf
ein Jahr und drei Monate beantragt.
Lucis war 18 Jahre lang im Dankge
sckkiit von Emil H. Meyer hier thätig.
lMeher war vor einem Jahre zahlungs
Iunsiihig geworden nnd hatte sich er
schossen. Lucis hatte im Laufe der Zeit
eine Reihe Depositen weggegeben und
eine Cautionshhpothel von 100,000
lMart gewährt, obgleich er wissen muß
. te, daß die Firma schlecht stand.
Göttingen iir Gauß und
IWeber, das berühmte öttinger Freun—
despaay soll an der Stätte ihres Wir
kens ein gemeinsames Denkmal errichtet
werden. Ein Ausschuß für die Aus
.sühtung dieses Werkes versendet ge
gemoättig einen Aufruf, der von der
hetvorragendsten Naturforschern, Mo
thematilern und Techniletn nicht nu«
Deutschlands, sondern der ganzen Wel
unterrichnet ist; insbesondere sin«
auch ie eusstschen und französischer
Fachmänner aus der iibet 850 Namen
imfafsenden Liste bemerkenswerth ver
:reten.
H a n n o v e r. Die deutsch - Ost
Isrikanische Plantagen - Gesellschaft
hat ein größeres Quantum ihrer Pro
Iukte zum Verkauf in den Markt ge
bracht; es sind dies 116 Packen ostafri
tanischer Tabak, Marke »P. G. Lewa«.
Die Rohtabak - Handlung und Cigar
ren - Fabrik von J. G. Einert hier
empfing eine Durchfchnittstype obiger
Tabake, über deren Beschaffenheit sich
1zwar ein eingehendes Urtheil ohne
IVorlage einer größeren Menge nicht
-fLillen läßt, die aber einem kräftigen
Sumatra - Tabak von gutem Brande
kgleichkommen und daher hauptsächlich
f zu Deckblättern verwendbar sein dürf
« ten. Da von den deutschen Tabakhänd
jlern dem Neu - Guinea - Tabak ein
Z großes Entgegenkommen zu Theil wur
ide, so dürfte dieses Erzeugniß unserer
szlonien in scharfer Concurrenz gut
bezahlt werden.
Provinz Samt-Im
Ei s le b e n. Professor Wanderer
in Nürnberg erhielt von der Stadt
Eisleben den Auftrag, Luthers Sterbe
haus stilgerecht einzurichten und mit
.Malereien auszuschmiicken. Jn einem
; Raum wird ein Katafalk errichtet, wel
cher das noch vorhandene echte Leichen
tuch Luthers trägt.
E r f u r t. Vom hiesigen Schwur
gericht wurde die 22 Jahre alte Dienst
niagd Therese Kallenbach welche ihr
fünf Wochen altes Kind mittels Ein
flößens von Petroleum und Wasser,
in welchem Streichholzkuppen aufge
löst worden waren, getödtet hat, wegen
Todtschlags zu zwei Jahren Gefäng
niß verurtheilt.
Heiligenstadt. Der Lehrling
und das Dienstmädchen des Kauf
manns Bodungen begaben sich mit of
fenem Lichte in den Keller, kamen dem
Benzinbehälter etwas zu nahe und ent
fachten hierdurch einen mächtigen
Brand. Das Feuer übertrug sich
schnell aus den Saalbau des »Preußi
schen Hofes« und die Nebengebäude
des Papiersabrikanten Lovis. Jn
Folge Wassermangels konnte erst nach?
längerer Zeit das Löschungswerk be-i
ginnen. Eine größere Zahl angrenYz
zender Hintergebäude wurde noch miti
eingeäfchert. Der verursachte Schaden
wird auf 150,000 Mart bemessen. ·
Weißenfels. Jn den Alten der
hiesigen Psarre ist ein Schriftstück. ge
funden worden,welches über die denTod
und die Bestattung des bei Lügen ge
sallenen Schwedenkönigs Gustav A-«
dolf begleitenden Umstände neuesl
Licht zu geben scheint. Während man·
bisher immer annahm, daß die einhol
samirte Leiche des Königs nach Schwe-;
den geschafft wurde, das Herz aber die
Königin in einer goldenen Kapsel mit«
sich nahm« bekundete hier Einer, der bei
der Sektion zugegen war, daß am 8.
November 1632 lam S. war der König
bekanntlich gefallen) »das Herz, so ls
Pfund und 20 Loth gewogen, unteri
der Kanzel hiesiger Stadtkirche, und:
zwar so, daß gleich der Pfeiler genann-!
ter Kanzel daraufftehet, das Einge-l
weide in die (jetzt abgebrochene) Klo
steriirche unter Lösung der StückenI
lKanonen), wie auch Trompeten- und
Paukenschall begraben« sei. i
i
Weswtmtem
M ü n st e r. Zwischen der Provin
zialverwaktung von Westfalen und der
Stadt Münster schweben gegenwärtig
Verhandlungen über die Hergabe eines
Bauplatzes für ein westfälisches Pro
vinzialmuseum Die bis jetzt ange
sammelte Bausumme beträgt bereits
44s),000 Mark.
W a r b u r g. Jm nahen Osfen-s
dors ist der Pfarrer Jubilarpriesterk
Anton Strunz im Alter von 81 Jahren:
zur letzten Ruhe entschlafen. Der Ver
storbene wirkte zunächst 24 Jahre als
Vitar in seiner Heimath Delbriick undi
wurde dann im September 1859 alss
Pfarrer nach Ossendorf berufen, wo ers
Its Jahre segensreich gewirkt hat. l
W e r d o h l. Die hiesige Firma ,
stugel und Berg hat 15 ihrer ältesten;
Arbeiter, welche 25 und mehr Jahrel
daselbst thätig gewesen sind, je eine!
goldene Remontoiruhr überreichen las-!
sen.
Jn der Pulverfabrit von Schmidtl
und Grothe zu Viesenberg erfolgte eine!
Explosion. Ein Theil der Fabrik wurde-!
durch Feuer zerstört. Ter Meister Weiß!
tain dabei um’"5 Leben. Als das Feuch
gelöscht war, wurden von der Leiche
nur noch wenige Derlohlte lleberreste
Vorgesunden. Die Ursache der Explo
sion ist noch nicht bekannt.
H ii st e n. Unter sehr zahlreicher
Betheiligung namentlich des weiblichen
Theiles der Bevölkerung fand hier das
Ittjährige Anitgjubiläum der Lehrerin
Fri. Alivine Reuther statt. Früher in
Sundern und Paderborn thätig, kam
Fri. Reuther im Jahre 1846 nach Hü
sten. Seitdem hat sie ununterbrochen
hier gewirkt, und während die Mädchen
Jer Obertlasse noch heute ihrer bewähr
ten Leitung anvertraut sind, waren de
ren Mütter und Großmütter ebenfalls
hre Schüler-innen Nach dem Festgot
esdienst fand Gratulationscour statt,
bei welcher der Jubilarin zahlreiche
verthvolle und sinnige Ehrengeschenle
iberreicht wurden. Die weltliche Feier
Tand Nachmittags iin Aszheuer’schen
Zaale statt und bestand der Hauptsache
iach in einem großarti en » utterkas
’ee«, u dem sich die a ten und jungen
Zchü erinnen der Jubilarin in Schau-«
sen eingefunden hatten. «
Uhmwwviiw
Jn Brüg en bei Diisselbotf hat
sich der sahn fiverroaltser Lesers vor
einen gerade einfahrenden Eisenbahn
zua auf die Schienen geworfen und
ist von der Locomotive überfahren und
gräßlich verstümmelt worden.
Trier. Einen plötzlichen Tod
fand neulich der Commandeur der 31.
Jnfanterie - Brigade, Generalrnajor
v. Stuckrad. Der General, der gewohnt
war, vor Antritt des Dienstes einen
kleinen Spazierritt zu machen, verließ
wohlgemuth seine Familie und ritt
dem Walde hinter Schneidershof zu.
Jn der Nähe des Drachenhauses schien
der Reiter umkehren zu wollen« Bei
seiner energischen Wendung machte das
. feurige Vollblutpferd aller Wahrschein
ilichleit nach einen Seitensprung, und
lder unglückliche Reiter stieß mit voller
Wucht an den überhängenden Ast eines
Apfelbaumes, wodurch ihm die ganze
Schädelseite zerschmettert wurde. Der
zu Todte Verwundete stürzte vorn
Pferde, welches ihn noch ungefähr 30
Schritte weiter schleifte. Dort fand
ihn der Förster des Drachenhauses.
» Die rasch herbeigerufenen Aerzte konn
sten nur noch den Tod des Generalma
fjors feststellen. Generalmajor v. Stu
ckard stand im 52. Lebensjahre. Er
war zu Erfurt geboren und trat seine
militärische Laufbahn als Seconde
lieutenant im 28. Jnsanterie - Regi
ment an. 1867 wurde er als Premier
lieutenant Lehrer an der Kriegsschule
Hin Ersurt, den deutsch - französischen
sFeldzug machte er als Hauptmann im
JGeneralftab des 4. Corps mit. Nach
einem raschen Avancement als Major
und Bataillonscommandeur im Infan
terie - Regiment 115 wurde er 1883
Director der Kriegsschule in Erfurt.
Nach einer kurzen Wirksamkeit als
Chef des O. Corps in Schleswig stand
der zum Oberst Befördertc an der
Spitze des 4. Grenadier - Regiments
und wurde alsdann Commandeur des
Cadettencorps. Am 24. März 1890
zum Generalmajor ernannt, wurde er
im vorigen Jahre mit der Führung
der Bl. Jnfanterie - Brigade betraut.
zöksscnsviassam
M a r b u«r g. Hier soll ein Todten
gräber Leichen ausgegraben und deren
Schmuck und Kleider verkauft haben.
Die Anzeige ist bereits beim Cillier
Kreisgerccht erstattet, und der Todten
gräber hat, wie verlautet, sein furcht
bares Verbrechen ein estanden.
F r a n k f u r t. ürzlich wurde
vom Hauptbahnhof ein Zug abgelas
sen, in welchem höhere Beamte eine
Probefahrt nach Berlin antraten, bei
der mit der Geschwindigkeit von 90 Ki
lometern in der Stunde gefahren wur
de. Der Zug bestand aus der Ma
schine und vier Wagen. s
K a s se l. Jn der neulich hier abge
haltenen Sitzung der Aerzte - Kammer
für Hessen - Nassau wurde besonders
die sanitätspolizeiliche Beaufsichtigung
des Milchhandels erörtert. Man sprach
sich für eine strengere Controle aus in
der Weise, daß nicht nur die zu Markt
gebrachte Milch, sonder auch die Milch
an den Productionsstellen, von wo sie;
zum Versandt kommt, kontrollirt wer-l
de. Eine längere Debatte wurde über
die Frage geführt, ob die Kindermilch
noch einer strengeren Controlle unter
worfen werden solle. Herr Professor
von Hensinger beantragte, daß als
Ziindermilch entweder blos sterile oder
nur Vollmilch, niemals aber abgerahm
te zum Verbrauch kommen solle, sowie
daß die Vertäufer verpflichtet sein
sollen, durch einen Thierarzt alle 14
Tage die Ställe und das Vieh untersu
chen zu lassen, ferner daß ein Arzt alle
Diejenigen, welche mit der Milch zu
thun haben, Melker, Warten Händler,
auf ihren Gesundheitszustand unter
suche. Es wurde eine Polizeiverord
nung vorgeschlagen; die geführten Ver
handlungen nebst den angenommenen
Thesen sollten dem Herrn Oberpräsi
deuten zur Berücksichtigung überwie
sen werden. Regierungsrath von sieh
ler legte dar, daß die Tuberkulose die
jenige Krankheit sei, die als besonders
gefährlich beim Milchhandel zu betrach
ten sei, und besürwortete ein Eingrei
fen der Disziplinar - Gewalt beim
EljtilchhandeL
Königreich Sachsen- »
!
P e n ig· Jn Thierbach wurde der«
trieschirrfiihrer tiieszling bereits Vater
von fünf Kindern, durch Drillinge,
drei Mädchen, erfreut. Mutter und
Hitnder befinden sich wohl.
D r e s d e n. Ein ehemaliger Stu
dent einer hiesigen Hochschule, auf den
schon längere Zeit gefahndet worden
mar, wurde kürzlich hier betroffen und
verhaftet. Er hatte hier mehrere Per
sonen in betrügerischer Weise ange
borgt, unter anderen auch eine Kell
nerin um einen namhaften Betrag;
ferner hatte er dem Dienstmädchen sei
ner Wirthin eine goldene Uhr abge
borgt, um dieselbe dann schleunigst zu
versehen.
H e r r n h u t. Jn den äußeren Ber
nältnissen der Herrnhuter Brüderge
meinden in Deutschland, die bekannt
lich mit größeren gewerblichen Unter
nehmungen in Verbindung stehen, wer
den einschneidende Veränderungen vor
bereitet. Eine iiingst in Herrnhut zu
sammengetretene »Synodalcommissi
on« hat die Ausgabe, vor allem einen
»llaten Einblick in die sinancielle Lage
der deutschen Brüdergemeinde, in die
»jährlichen Einnahmen und Ausgaben
; der einzelnen deutschen Gemeinden und
der Gesammigemeinde und in deren
Vermögensstand zu gewinnen und ei
’nen Uebetblick libet dieselben herzu
stellen. Au Grund ihrer Feststellun
gen wird e sesie Vorschläge wegen
Neuokdnung der bestehenden Verhält
nisse zu machen haben.
I :Brannfchweig.
E Schöppenstedt. Die Stadtw
-lizeibehörde erläßt folgende Bekannt
I machung: Der Schneider Rudolf Thie
le, am 10. Aug. 1848 zu Vordamrn
geboren, zuletzt in Groß - Wennig
stedt, hat seine Kinder in hilfsbedürf
tigster Lage zurückgelassen und lebt in
unbekannter Abwesenheit, weshalb um
Mittheilung des jetzigen Aufenthalts
;ortes des Thiele gebeten wird. Schöp
penstedt, den B. November 1892. Die
Stadt - Polizeibehörde.«
T r e s e b u r g. Am 15. November
erfolgte die Uebergabe des hiesigen Ho
tels »Zu: Forelle« an Herrn Palmie
aus Braunschweig. Das Hotel soll
vom zeitigen Besitzer Herrn Mäclel für
100,000 Mark verkauft sein.
Etwa 20 Minuten abwärts an der
Bode ist jetzt von der preußischen Forst
behörde ein Forellen - Teich angelegt,
in welchem alte Forellen zur Gewin
nung von Laich erhalten werden sollen.
Der Laich wird ähnlich wie in Wende
furth künstlich ausgebrütet werden und
die jungen Fische sollen dann in die
Bode, da diese jetzt recht mangelhaft
bevölkert ist, ausgesetzt werden. Falls
sich das Unternehmen bewährt, was
bei der großen Nachfrage nach Forellen
im Bodethale nicht zu bezweifeln ist,
wird die preußische Forftbehörde die
jetzt gemachten Anlagen noch bedeu
tend vergrößern.
:I.Iiectlcnvurg.
R o st o cl. Die Direktion des Lloyd
macht bekannt, daß die Quarantäne
für die Postdampfer in Gjedser gänz
!lich aufgehoben ist. Die Nachtsahrten
zzwischen Warnemünde und Gjedfer be
Igannen fahrplanmäßig in der Nacht
vom 20. zum 21. November.
Giist ro w. Unser Bahnhof, der
demnächst einen großen Umbau ersah
ren wird, erhält eine Verschönerung
dadurch, daß die Geleisanlage, auf
welcher bisher die von Plan einlaufen
den Ziige einfuhren, beseitigt wird.
Das Terrain erhält dort eine Erdauf
schüttung und darauf eine Anlage von
Ziersträuchern.
S ch w e r i n. Amtsgerrchtsdiener
Ahrens, früher Feldwebel im 2. Ba
taillon des Meellenburgifchen Füsi
lier - Regiments, Inhaber des eisernen
Kreuzes, sowie der Kriegsmedaille von
1870——71, feierte sein 25jähriges
Amtsjubiläum.
G a d e b u f ch. Bei der Bürgern
präsentantenwahl wurden für die aus
scheidenden Repräsentanten neuge
wählt: Kaufmann Gehrle, Ackerbiirger
Blohm; wiedergewählt wurde Schmie
demeister C. Neumeister.
Beim Schulzen Peeel in Breesen ver
nngliickte Maschinist Mellich aus Rat
zeburg, der eine Dampfdreschmaschine
zu bedienen hatte. Mellich gerieth mit
dem rechten Arm in das Getriebe, wo
durch derselbe zweimal gebrochen wur
de. -
Tischlermeifter Grube in der Wit
tenburger Straße No. 85, hat sein
Grundstück an den Posthalter Giebel
verkauft. Letzterer will seinen um-»
fänglichen Fuhrbetrieb noch bei-größerm
Oldetiviirg. «
Brootstreek. Die Frau des(
Heuermanns Schmitz wurde mit meh-«
reren Schnittwunden am Kopfe in’
dem Stockshagen - Bach todt aufge
funden; in der Nähe derselben wurde
ein Messer entdeckt. ’
Brate. Jn dem benachbarten«
Boitwanden brannte das Haus des
Bäcker Friedrichs nieder. Die hiesigem
Spritzen wurden in kürzester Zeit zur
Brandstelle geschafft, doch blieb ihnenT
nur noch die Aufgabe, das Feuer auf»
feinen Herd zu beschränken. Das
Haus, ein geräumiges Bauernhaus mit
weicher Dachung, war bereits ein Raub:
der Flammen. t
Oldenburg. Die mit der dro-«
henden Choleragefahr eingeführte
Bahnhofssperre dauert fort, obwohl
die Choleragefahr seit langer Zeit nicht
mehr bestand. Endlich ist die Sperre
auf Veranlassung des Großherzogli
chen Ministeriunts wieder aufgehoben
worden. ;
Im benachbarten Tungelermoor
wurde das Haus des Arbeiters Kale!
ein Raub der Flammen, und drei kleine;
Kinder, die in dem Hause eingeschlossen;
waren, konnten den Flammen erst Mit-Z
rissen werden, als sie durch dieselbens
bereits schrecklich gelitten hatten. Zweil
davon sind an den erlittenen Verletzun-!
gen gestorben.
Freie Licio-« s
» L ii b e ci. Jni nächsten Jahre feierts
’unfere Stadt das Fest ihres 750jahri-i
igen Bestehe115. Auf Antrag Dr. A:
tBrel)iner’5 hat die Bürgerschaft be-»
"schlossen, daß aus diesem Anlaß eine?
Ivürdige Feier durch Senat und Bür
gerschaft vorbereitet werde. Auch im
Verein fiir liibeckische Geschichte und
Alterthuinslunde finden schon seit ei
niger Zeit Besprechungen über die zu
veranstaltenden Festlichkeiten statt.
B r e m e n. Der »Norddeutfche
Lloyd« hat bei Schichau in Elbing
für die Reichsposidampferlinie einen
neuen Dampfer mit einer Fahrge
fchwindigkeit von 14 1s2 Meilen, fer
ner in Newcastle einen großen Passa
gierdampser von 14 Meilen Fahrt be
stellt. Der Kauspreis für den letzteren
beträgt 2 Millionen Mark. Der neu
erbaute Doppelschrauben - Schnelldam
pfer wird einem Beschluß des Auf
sichtsraths zufolge, zu Ehren des Be
gründers des Lloyds den Namen »h.
H. Meter« führen.
H a m- b u r g. Das Exekutivcomite
für die Lindetung des Rothsiandet
kann seht über nahe drei Millionen M.
- ————.——-.——— -—-«-. ., -
quittiren. Ein sehr erheblicher Theil«
entfällt hiervon auf unsere auswärti
gen Freunde. Das New Yorker hilfs
Comite sandte seine Schlußabrechnun
an das hiesige Comite; dieselbe schließ«
mit 142,892 Mark ab. Es mag jedoch
bemerkt werden, daß die Sammlungen
zum großen Theil von Deutschen in
New York ausgingen. Der eigentliche
Yankee hat sich an der Unter-·tükung
fast gar nicht betheiligt.
Einen Unangenehmen Eindruck
macht es in der Bevölkerun ,
daß die Polizeibehörde jetzt damit
beginnt, die Kosten für die Cholera
transporte einzuziehen. Meistens
handelt es sich um Arbeiter und weni
ger gut gestellte Leute, denen die Bezah
lung dieser Kosten, die sich häufig b s
zu 40 M. erstrecken, jetzt natürlich
recht schwer fällt, wenn auch Ratenzah
lungen zugestanden werden.
Bauer-u
M ii n ch e n. Auf dem hiesigen
Standesamte fand die Vermählung
des verwittweten Herzogs Ludwig von
Bayern mit Fräulein Antonie Barth
statt. '
Ludwigshafen. Die Familie
des Fabrikarbeiters Hanselmann ist
nach dem Genuß eines Stückchen
Fleisches unter Anzeichen der Vergif
tung erkrankt; zwei Personen starben,
die übrigen Familienmitglieder sind ge
reitet.
H o f. Zwischen den bayerischen und
sächsischen Staatsbahnen, den öster
reichischen Staatsbahnen und der
Buschtjehrader Bahn ist eine Verein
barung zu Stande gekommen wegen
Umbaues der Station Eger. Die Ge
sammtkosten stellen sich aus 3,563,700
Mark. Hiervon entfallen auf die öster
reichischen Staatsbahnen 798,500 M.
Der Bau wird von den bayerischen
Bahnen ausgeführt.
Wurttcmvetsg.
Stuttga r t. Nach amtlich fest
gestelltem Wahlergebniß stimmten bei
der Oberbürgermeisterwahl von 11,
281 Wahlberechtigten 9464 ab. Ober
steuerrath Riimelin erhielt 5410, Dr.
Göz 4081 Stimmen, zersplittert wa
ren 13. Riimelin ist also gewählt.
Die Regierung beabsichtigt die Auf
hebung der Gesandtschaften in Peters
burg und Wien. Wie es heißt, werden
beide Posten schon im nächsten Etat
nicht mehr erscheinen.
Ulm. Durch ein dieser Tage ge
troffenes Abkommen zwischen dem
Deutschen Reich und Württemberg
sind die beiden Ulmer Jnfanterie - Ka
sernen und die ganze Wilhelmsburg
sammt den zur Unterhaltung erforder
lichen Fonds aus dem Besitz des
Reichs an die württembergische Mai
tärverwaltung übergegangen. Man
will hieraus schließen, daß der Festung
Ulm seitens des Reiches eine vermin
derte Bedeutung beigelegt wird.
Von der Strafkammer wurde der
Cassirer Schwarz, von der Bank für
Handel und Gewerbe in Blaubeuren,
wegen der Unterschlagung von 195,000
Mark» Urkunden - Fälschung und Be
trug zu 5 1s2 Jahren Zuchthaus und
1200 Mark Geldstrafe verurtheilt.
Vadcn.
Baden - Baden. Vom Stadt-«
rath wurde beschlossen, für nächstes
Jahr wiederum 50,000 M. zur Sub
ventionirung der vom Jnternationalen
Renncomite veranstalteten Jffezheimer
Pferderennen in den Voranschlag ein
zustellen.
Der Heldentenor des Stadttheaters
in Freiburg, Herr Hopstock, ist
durch traurige Umstände um’s Leben
gekommen. Er war Hundeliebhaber,
ließ sich gern von seinen Hunden bele
cken und hat dadurch die sogenannten
Hundswiirmer in die Leber bekommen,
die nach langem schmerzvollem Leiden
seinen frühen Tod verursachten.
Schwein
S o l o t h u r n. Der Regierungs
rath hat am 24. Oktober die ihm ein
gereichten 4000 Unterschriften fiir das
Proportionalverfahren zurückgewiesen
und tags darauf den Beschluß gefaßt,
daß solche Unterschriften von den Ge
meindeatntmännern beglaubigt werden
müssen.
Jn T h u n wurden Versuche mit
einem neuen, von dem Belgier Marga
erfundenen Gewehr gemacht; dasselbe
hat 6,5 inm. Kaliber, 5s—-—6000 Meter
Tragweite und einen sehr einfachen
Ujiechanisiniis.
B a se l. »Genosse« Wullschlegler,
Großrath und Socialist, vermahnte die
Griitlianer von Bözingen, nöthigen
falls auch nicht vor der Beihilfe öffent
licher Rebellion zurückzuschrecten, wo
für der Redner sich auf die blutige Re
volution in Tessin berief.
Bern. Der Verband der schwei
zerischen Presse, der Verein fchweizeri
scher Buchbruckereibesitzer, der fchweiz.
Typographenbund und der schweiz.
Buchhandlerverein richten einen ge
meinsamen Aufruf an die Behörden,
Lehrer, Angehörige der Presse und
das gesanimte Publikum, es möchte
»vom 1. Januar 1893 an nur noch die
»sogenannte preußische, in Duden’s
I«Orthographischem Wörterbuch« fest
geseyte Orthographie zur Anwendung
kommen.
Der Director des internationalen
Transportbureau, Numa Droz, erhält
ein Jahresfixum von 18,000 Fr.; sein
Generalfecretär G. Farner, von Ober
stammheim (unter Welti erster Kanz
ler des Eisenbahndepartemeniy 12,000
Fr.; zwei weitere Beamte dieses inter
nationalen Bureau bekommen je 8000
Fr