seitagene Beträgen Roman von Nrinltold Ortmann. ( kstsrtsetzunat Der Andere hatte vergebens versuchtJ die heftig hervorgestoßenen Worte des Erzürnten zu unterbrechen, oder ihmi wenigstens zur Mäßigung seiner über-l lauten Stimme zu veranlassen. Aus seinem breiten, häßlichen Gesicht wech selte der Ausdruck grimmigster Wirth mit dem Versuch, eine versöhnliche Miene anzunehmen, und als-jener ge endet, hatte er die Herrschaft über sich genügend wiedergewonnen, um ihm in anscheinend freundlicher Weise zu erwi vern: »Deine Ereiferung ist mir vollkom men unverständlich, mein Bester! Was ich gegen die junge Dame einzuwenden habe, ist doch wahrhaftig keine Beleidi gung für sie, und w.nn es Dir Ver gnügen macht, noch länger in dieser un behaglichen Zwitterstellung ihr gegen iiber zu verbleiben, so habe ich gewiß nichts dagegen einzuwenden, denn ich zweifle nicht, daß Du in Deinem eige nen Interesse Dein Versprechen, ihr nichts zu verrathen, halten wirst. Aber es kann mir nicht sehr angenehm sein, aus jedem Deiner Worte die morali schen Anschauungen dieser ehrenwer then Dame herauszuhören Eine Ver pflichtung, die man einmal übernom men hat, muß man meiner Ansicht nach voll und ganz erfüllen, und wenn Fräulein elene nichts von unseren Plänen weiß, so können wir uns bei deren Ausführung auch unmöglich nach dem richten, was sie vielleicht von ihnen denken würde. Jedenfalls ist es vorläufig am besten, wenn wir sie aus dem Spiel lassen nnd uns statt dessen uber die Ausgaben verständigen, welche Dir zunächst bevorstehen.« Obwohl die zornige iirregung des angeblichen Marquis noch keineswegs vollständig beseitigt war. ließ er sich doch herbei, aufmerksam den Mitttei lungen zuzuhören, welche ihm sein Freund Schiele oder wie er jetzt hieß, ilhlig, mit vorsichtig gedämpfier Stim me zuflüsterte nnd es war bereits lich ter Morgen, al- sie einzeln das Haus rerlieient der Marquis, um sich nun wirklich in das vornehme Hotel zu be geben, in welchem er Wohnung ge nommen, Uhlig aber, um in jenem Ge wirr von Gassen, Höfen und Durch gsxngen »in verschwinden, in welchem Laster und Verbrechen mit Vorliebe eine Zufluchtsstätte vor den Verfolgun gen der irdischen Gerechtigkeit suchen und finden. 4. K a p i t e l. Seinem Versprechen gemäß wollte Graf Egon am folgenden Mittag den Marguis zu einem Sparierritt abho len. Der Franzose empfing ihn in der verbindlichsten Weile, bedauerte aber, ihn nicht begleiten zu können «Jch habe da eine alte Schußwunde im Bein, ein Andenken an ein nicht ganz glückliches Duell, in welchen ich nus Gründen der Ritterlichleit auf den VortlieiL welchen mir meine überlegene Sicherheit im Schießen bot, verzichtet hat«-e. Die Wunde ist zwar vollständig vernarbt, aber die Kugel steckt noch darin und macht mir zuweilen zu schaffen. Jch darf an solchen Tagen nicht daran denken, ein Pferd zu be steigen und muß deshalb auch heute auf das Vergnügen verzichten, mit Ih nen zu reiten. Jch bedaure es unend lich; aber es läßt sich hoffentlich bald nachholen.« »Ich will es aufrichtig wünschen. Der zweite Theil unserer Verabredung wird indessen durch Jhr altes Leiden hoffentlich nicht alterirt. Mein Vater und meine Schwester sind auf Jhren Besuch vorbereitet. Jn zwei Stunden hole ich Sie ab." . . — Der Marquis gab durch eine Ver-« beugung sein Einverständnis-, zu er-I kennen und vollendete während der nächsten Stunde mit ganz besondereri Sorgfalt seine Toilete. Als Graf! Egon endlich wieder erschien, lonnte ers sich nicht enthalten, seinem neuen( französischen Freund ein aufrichtig ge ineintes Kompliment iiber seine vor-l treffliche Erscheinung zu machen und: icherzend hinzuzufügen, das; er voraus-l sichtlich noch manchem Frauenherzen inI der Residenz gefährlich werden würde. »Sie sollten sich eine unserer jungen Damen als Gattin mit in Jhre franzö-» sische Heimath nehmen," scherzte er.s »Ich lenne manche, die sicherlich nicht abgeneigt fein würde, als unumschränk te Herrscherin irgend ein romantisch gelegenes altes Schloß im schönen Süden Frankreichs zu beziehen· Sie triirden die Wahl haben unter den er sten Töchtern des Landes« Du Verdy lehnte lächelnd ab, und n e er its-uns oestiegen iie den unten harrenden Wagen des alten Grafen, dessen ausgezeichnete Pferde sie an das Ziel ihres Weges brachten. Als der Marauis vor einem hohen Wandspiegel des Vorzimmerö noch ein mal einen raschen. prüfenden Blick über seine ganze Erscheinung gleiten lier schien es ihm selbst, alJ ob sein Gesicht etwas bleicher sei, alg gewöhn lich und als ob sich in seinen Zügen eine gewisse Spannung nnd Unsicher heit bemerlltch mache. Er nahm sich d halb energich usammen und zwang zu einem ä ln, dessen Unbefan genheit felbst fiir den f iirf ten Beob achter til-er jeden Zwei e er den sein musztr. Die zwanglo ge Jodialitiit, mit we r ihn Se. Ereellenz empfing, hätte in überdies selbst tlber eine wirkun- øeeW Wien mti en, denn der Generallieutenan s hie ihn mit o viel Wärme willlom » men und plau erte mit so viel Frisch ! und Lebhaftigleit von allen mögliche« « Dingen, für die er bei seinem Gas einiges Interesse voraus etzen konnte, daß es diesem sehr leicht wurde, sitt, oon einer angenehmen und gewandten Seite zu zeigen. Als nach einer kleinen Weile auch Komtesse Elsa erschien, war der Marquis in dem gräflichen Hause bereits so heimisch geworden, daß nick die klein te Spur von Befangenheit n seinem enehmen zurückgeblieben war Du Verdh hatte in der That Mühe, die Zurückhaltung zu bewahren. Die Atmosphäre, in welche er sich da mit einem Male versetzt sah, hatte etwas Betäubendes und Berauschendeg fiir ihn, und während er den Hauch von Vornehmheit und Noblesse, welcher ihm von den Personen und Gegenstän den seiner Umgebung auszugehen schien, mit einer gewissen Begierde ein sog, vergaß er zuweilen, sein eigenes Benehmen in volle Uebereinstimmung mit dieser Vornehmheit zu bringen. Namentlich die Liebenswürdigleit der Komtesse Elsa übte eine seltsame Wir lung auf ihn aus. Ebenso wie die Farbe auf seinem Gesicht in raschem Wechsel ging nnd lam, wenn sie ihn an redete, wenn ihr unnachahmliche5, silberhelles Lachen ihre Worte be gleitete, ebenso schien auch seine Stimmung ihr gegenüber zu wechseln, und die versteckte Leiden schaftlichleit, welche mitunter aus sei nen Worten heransllang, war sicherlich bei der Kürze der Belanntschast ebenso befremdlich und unpassend, als die bis zu beinahe beleidigender Kälte gestei gerte Gelassenheit, welche oft unmit Jtelbar auf einen solchen verstohlenen HAusbruch folgte ? Unterdessen hatten sich nach einander s noch einige andere Gaste zu dem Diner )eingefunden, an welchem auch der sMargnis theilnehmen sollte, und Kom iteisc Etsa was sichtlich froh, ais vie Unterhaltung jetzt eine allgemeinere z wurde und als- sie sich endlich in « wie sie meinte -—— unanffiilliger Weise einem heimlichen Zwiegespräch mit einem ans deren Gaste, dem Professor Dernberg, Ehingeben konnte. E Ter Maler hatte den Fremden von Anfang an mit einer beinahe m ßtrau i:ict) erschdinenden Ausm rlsnmteit be strachtet und sich b:i der geienseitigen thorstellnng aufsallend tiihl nnd ge messen benommen. Als ihn Elsa nach der Ursache die set Erscheinung fragte, sagte er mit seinem Achselzuckem s »Ist dem Wesen und in der gan-, en stliersönlichteit dieses Mannes liegt et ;wag, wag mich unangenehm und pein s lich berührt. Man wird als Maler all gemach auch ein wenig Physiognomileh Hind wenn man von mir verlangte, daß sich offen beichten sollte, welchen Ein Tdrnct mir die Physiognomie diese-S Franzosen macht, so irürde ich in einige Verlegenheit gerathen. Er sieht ans wie Jemand, von dem man Alles, nur nicht-z Gutes erwarten dars, und ich möchte mir seine Züge wohl für den Fall stizzirem daß ich einmal unt das Modell zu einem grausamen, rikniis schen Imperator oder zu einem persi schen Lairapen in Verlezenheit sein sollte. »Sie sehen natürlich wie gewöhnlich Alles in der düstersten Beleuchtung,« lachte Elsa. »Einem harmlosen franzö sischen Landwirth wegen seiner Adler nase und seiner Faltenaugen zum blut dürftigen Perser zu stemp ln, ist wie der- einmal ein Meisterstück Ihrer titinstlerphantasie. Vielleicht tönnen Sie unseren neuen Bekannten in einer dieser Gestalten noch bei unseren leben den Bildern unterbringenR »Ich hoffe, daß das nicht Ihr Ernst ist Komtessy und ich würde es sehr be dauern, wenn dieser Herr so große Fortschritte in der Gunst Jhrer Ange hörian machte, daß etwas DerartigeI möglich würde. Auf meinen Widerstand lönnte man immerhin gefaßt sein.« »Ei, ei, Herr Professor! llnd doch· haben Sie kaum mehr als zwei Worte mit dem gefährlichen Menschen gespro chent Zu so schnellen Verurtheilungen eines Nebennienschen pflegt uns sonst nur eine Leidenschaft zu verführ n, von der Sie ja vollständig frei sind.« »Und welche Leidenschaft wäre das, Kointesses" »Die Eifersucht, hochweiser Profes sor, « flüsterte sie ihm zu, ihre snnteln den Augen schelniisch aus sein ernstes Gesicht hestend «Wollen Sie etwa in dem schwnriloctinen Apollo einen ge sährlichen Eltebenbuhler gewittert her-i ben?« »Ich wiirde mich wenigstens nicht sittnderrh wenn er es würde,« versetzte Ternberg, und er wollte noch etwas l;inzusüaen, als Egon aus sie zutra und nach einer kurzen Entschuldigung gegen den Professor zu seiner Schwe ster sagte: »Der Marquis wird Dich zu Tisch führen, Elsa, er ist ein charnmnter Ge sellschafter und ein echter Kavalier, wenn auch seine Manieren mitnnter etwas ungebundener sein mögen, aliii es bei uns zu Lande sür zulässig gilt Er mag wohl aus seinen Besitzungei ein wenig ver»aueri sein, darum dar man nicht jedes seiner Worte auf dii Goldwage leaen.« ,,Sind Sie von der Existen nz diese B sitzungen des Herrn Marauiö wir ltch ganz sest überzeugt h rr Gras ' ira te der Maler, der sich wfihrend de Lobpreisung des Franzosen ein wen versieht hatte. Aber Gras Egon sa’ tlm verwundert an und sagte mit etwa scharfer Betonung:de »Der Vicomtede Lisette, Attach der its-Wesen sktichsi it welcher ds igenen Namens in unseren Klub ein » ührte, hat alle feine Papier-e zu amt s icher Prüfung in den Händen gehabt, ’ ind aus seinem Munde, nicht aus dem-. - enigen des Marquis, stammen die Jtittheilungen iiber dessen angesehenel iamilie und seine ausgedehnten Be ßungew Jch wüßte überdies nicht, ! oodurch Jhnen unser Gast den gering » tent Anlaß zum Argwohn gegeben s )a e.« Die Worte ,,unser Gast« waren so I iachdriicklich betont worden, daß der Brofessor nicht zweifeln durfte, Graf Lgon werde es als eine persönliche Be-« « eidigung auffassem wenn er ohne trif-i tige Beweise noch einen weiteren Ver ; Jacht gegen den Marquis äußern wür f :e. Er beschränkte sich deshalb auf ei-« i ne vieldeutige stumme Verbeugung und zog sich zurück, als er jetzt denselben Mann, von welchem soeben die Rede ieiresen, auf sich zukommen sah. l s Komtesse Elsa wars ihm einen etwasl » unwilligen Blick zu. Es wäre ihr viel . Ieicht lieber gewesen, wenn er das Vor recht einer früher ertheilten Zusage geltend gemacht Und den Tischplatz an ihrer Seite beansprucht hätte. Aber sie selbst durfte ihm darin natürlich nicht entgegenlommen und konnte lei nen Einwand erheben, als der Marauis ihr jetzt seinen Arm anbot, um sie zur Tafel zu führen. Dernberg schaute ihnen mit finster zusammengezogenen Brauen nach. Er« hatte den Berfuch gemacht, sich selbst zu überreden, daß seine Abneigung gegen den schönen Franzosen nur aus einer unmotivir ten Voreingenommenheit entspränge und eine tadelnswerthe Ungerechtigkeit sei; aber er brauchte nur einen Blick auf das Gesicht des Marquis zu wer »fen, um sich immer wieder zu sagen, daß ihn seine Beurtheilungsgabe dies mal doch nicht vollständig trügen kön ne. « i Am liebsten hätte er sich jetzt ganz zicriiclgezogen; aber der Verstoß gegen ren auten Ton wäre ein geradezu un verzeihlichcr gewesen, und so mußte er es denn iiber sich ergehen lassen, dafz ihm der neckische stobold Zufall einen Platz dem Franzosen gegenüber gab. Elfa war über diese Fiigung nicht we nia erfreut, aber ihre Befriedigung verwandelte sich bald in das Gegen theil, als die Unterhaltung zwischen dem Marquis und dem Professor von vornherein einen ziemlich gespannt-en Charakter annahm. s Jtarauis unter der Bürgschaft seines i Herr du Verdi) war es, welcher die Provolation durch eine ganz unmotis virte spitzige Bemerkung herbeigeführt hatte, und der Professor fiihlte sich um so weniger veranlaßt, seine innerliche Gereiztheit zu rerbergen, als er nicht der herausforderndeTheil gewesen war. tflsa tber begriff nicht, was ihren Tischnachbar zu einem so befremdlichen Vorgeljen vetsnlaßt haben könnte. Sie hatte ja teine Ahnung davon, mit wel cher Aufmerksamkeit und Unruhe er Vorhin jede ihrer Bewegungen verfolgt und wie er sie während ihrer leisen und angelegentlichen Unterhaltung mit dem Maler fast mit den Augen verschlun gen hatte. Was bisher noch keinem Andern in der Gesellschaft ausgefallen war, das hatte sein scharfer Blick so fort erkannt, und er zweifelte nicht, daß zwischen der tiomtesse und dem jungen Maler ein stilles Einverständ nifi bestand, das der Welt verborgen bleiben sollte. Obwohl er sich über die widerstrei tenden Gefühle, die in seinem eigenen Innern stürmten, völlig im Unklaren fühlte, und obwohl er sicherlich nicht die mindeste Ursache hatte, der Komtesse und dem Professor ein Leid zuzufügen, drängte eg ihn doch unwiderstehlich, seiner Entdeckung in möglichst boshaf ter Weise Ausdruck zu geben« und nach dem einige feinere Spitzsindigleiten von seinem Gegenüber mit schlagender Gei stesgegenwart abgeiertigt worden wa ren. sagte er vlöylich, nachdem er vor her hastig einige Gläser Wein hinunter gestiirzt hatte, mit erhobener, vernehm licher Stimme: I »Ich höre, Herr Professor, daß Jhre bewundernswiirdige Kunst in den Krei sen des hohen Abels sehr geschätzt sei, und ich bin darum einigermaßen er staunt, zu finden, taß Sie nicht längst innigere Verbindungen mit einigen dieser Adelösamilien angeknüpft haben. Einen Bewerber von solchem Ruf und solcher Erscheinung würde man doch gewiß nirgends zurückweisen und Sie» würden eben das Entgegenkommen,s das Sie heute in Jhrer Bescheidenheit· vielleicht noch als einen Beweis von» Herablassung und Gunst ansehen, als« ein ebenbürtig Gewordener beinahe; Jerlangen tönnen; der andern äußerenf Bortheile, die mit einer solchen Heirath« Jerbunden sein mußten, nicht zu ge-! )enlen.« i So liebenswürdig und scheinbarls mnz absichtlos diese Worte hingewor ·en waren, so wenig konnte doch irgend Ferne-nd die lränlente Absicht in ihnen. perlennen und namentlich Elsa und« Dernberg mußten den Stachel, wel her sich gegen sie richtete, doppelt chmerzlich empfinden. Eine dunkle Iiöthe hatte das Gesicht des Profes ·orö bis iiber die Stirn hinaus bedeckt; as silberne Messer welches er in seiner iechten hielt, zitterte ein wenig Und iur seine ausgezeichnete Erziehung und eie männliche Klarheit und Festigleit eines Charakters liesken ihn die Herr ·chast über sich selbst nicht verlieren. »Man pslegt Spelulationen so nichtswürdiger Art bei uns jenen Kliicksrittern zu überlassen, die zu chwach oder zu geistesarm sind, sich sus eigner Kraft eine Achtung gebie-! teure tellung zu etringen·« sagte er gis-M W W« g I mit unverlennbarer Beziehung. ,,c ist mir nicht bekannt, wie man in J rem Vaterlande darüber dentt, He Marquis; aus dem Munde eines Den schen wäre mir Jhre Zumuthung ab jedenfalls gleichbedeutend mit einer B leidigung gewesen« Der Angreifer fühlte, daß er für de Augenblick geschlagen sei und daß i nicht weitergehen dürfe, wenn nicht ei offenbarer Skandal herbeigeführt wer den sollte. Er beschränkte sich also dc rauf, seinem Gegner einen funkelnde Blick des Hasses zuzuwerfen und sic dann mit verdoppeuer Liebenswiirdig leit zu seiner schönen Nachbarin z wenden. Aber er fand hier nicht meh jene heitere Aufmerksamkeit u. Freund lichkeit, die ihn vorhin in einen förmlc chen Rausch versetzt hatte. Komtessi Elsa war plötzlich sehr ernst geworde und behandelte ihn mit unverhüllter abweisender Kälte. Wenn er noch gezweifelt hätte, daß zwischen ihr unt dem Professor verborgene Beziehungen bestanden, so mußte er jetzt, wo sie ihn die Kränkung des Malers so fühlbar entgelten ließ, felsenfest davon über zeugt sein. Seine Feindseligleit gzgen den blonden Künstler steigerte sich durch diese Wahrnehmung bis zum ingrim migsten Haß und in seiner Brust wühlte eine Eifersucht, die ihm zwar selber als völlig unsinnig hätte erschei nen müssen, deren Einfluß er sich jedoch nichtsdestoweniger überließ. Es konnte seine Stimmung nicht verbessern, als er bemerken mußte, daß sich Komtesse Elsa nach erhobener Ta fel von seiner Seite zurückzog und feine Annäherungsversuche kaum irgend welcher Bedeutung würdigte. Auch der Generallieutenant und Graf Egon schienen durch den Zwischenfall an der Tafel, ver von Niemand unbemerkt ge blieben war, ein wenig verstimmt zu sein und die frühere Heiterkeit und Zwanglosigteit der Unterhaltung war jedenfalls empfindlich gestört. Zwar gelang es der sprühenden Leb haftigleit des Franzosen, den unange nehmen tsindruck bei den beiden Herren wieder zu beseitigen und von der alten Exzellenz sogar eine Einladung zu der nächsten Kostiimprobe der lebenden Bil der zu erhalten; aber feine Hoffnung, daß ihm auch die Komtesse noch einen freundlichen Blick schenken und auch ihrerseits dem Wunsche, ihn wiederzu sehen, Ausdruck geben würde, ging nicht in Erfüllung. Elsa war vielmehr sehr bald, nach dem ffch der Professor empfohlen hat te, ebenfalls aus dem Salon ber schwunden und der Marquis hatte so mit nicht einmal Gelegenheit, seine vor herige llngeschicklichkeit und Uebcrei: lung beim Abschiede durch eine ange mesfene Entschuldigung wieder gut zu machen. Als er endlich in den weichen Kissen des gräflichen Wagens faß, um in sein Hotel zurückzutehren, sprach er nach einer langen Weile finsteren Nachden tens mit dem Ausdruck einer rücksichtss losen Entfchlosseuheit vor sich hin: »Ich habe keinen Grund, mir eine Untreue gegen Helene vorzuirerfen, kenn ich liebe diese stolze Aristolratin nicht; aber wenn ich den hochmiithigen Farbenllekser um seine wohlfeile Beute zu bringen beriuijchte, wahrhaftig, ich weiß nicht, was ich dafiir zu opfern im Stanke wäre.« 5. Fi a p i t e l. Clristoph Weis-heraus Nichte hatte in der Hauptstadt bald ein anheimeln: res und freundliches Stäbchen gefun den, das sich jedenfalls sehr vortheilhaft von der unheimlichen Hoswohnung un terschied, welche sie bisher mit dem tranken Oheim inne gehabt. Allerdings gingen auch hier die Fenster nicht auf die Straße hinaus; aber sie gewährten dnÆ den Ausblick aus eine Reihe kleiner Gärten, die mit herbstlich buntgefärb tem Laub dem hinausschweifenden Au ge manchen erfreulichen Ruhepunkt darboten. Auch die Fensterbänke hatte das junge Mädchen mit blühenden Tovfaewächsen geschmückt, iiber dem Niihtischchen schmetterte ein goldgelber Kanarienvogel seine übermüthigen Triller, und mancher andere bescheide ne, aber sinniae Schmuck des kleinen lltauines gab Zeugnisz von den Neigun gen und dem guten Geschmack seiner Bewohnerin. In dem Testament, das sich nach dein Tode des alten Weißberger vorge aesunden hatte, war Helenen eine Summe von dreitausend Thalern aus aesistst worden, mit der Bemerkung des (5rblafsers, daf; das Berniächtniß bei seiner Liebe für die Nichte ficheriich ein griineres gewesen wäre, wenn er sich niait der Hoffnung bingäbe, das-. sie binnen lurzem die Gattin seines Soh nes und damit Mitbesitzerin seiner gan zen Nachlassenschaft werden wiirde Jxm Uebrigen war die aanze Erd-J schaft in Bruno’5 Besitz übergeganan und der junge Mann hatte die Höhe» derselben sehr richtig abgeschätzt, wenn« er damals seinem Freunde Schiele ge genüber geäußert hatte, daß sie die4 Summe von zehntausend Thalern je denfalls kaum übersteigen würde. An rere Verwandte oder Freunde, denen er liiitte etwas aussetzen können, hatte (5l7riftopl) Weißbericr nicht gska««t Er irar sein Leben lang ein armer Mann »einesen, der nicht mit Unrecht für einen babgierigen Wucherer gegolten hatte, und mit dem darum Niemand etwas zu schaffen haben mochte, der nicht durch eine Geldverleaenheit dazul geswungen war. Sicherlich waren viel mehr Fläche und Verwünschunaen ge aen ibn aescbleudert worden, als man ibrn Gutes regönnt hatte, und es bitte nicht an Stimmen gefehlt, welche mttl unverhehlter S ugthun von einer srechten Strafe des Himmels espro en hatten, als vor wenigen åahren s gut verbürgte Gerücht aufgetaucht ar, daß Weißberger bei dem Panie Jtt eines auswärtigen Bankhauses .-in ganzes, auf so wenig ehrenhafte .ife erworbenes Vermögen bis auf nen ganz geringfügigen Rest einge rißt habe. Es war darum keineswegs befremd .ch gewesen, daß in dem Testament « einer anderen Persönljchkeit gedaiht s ar, und einigermaßen auffeLllig ei I shien nur die letztwillige Verfügung, I f aß die Nachricht vom Avleuen its jrblassers sofort an Herrn Edm«.nd Lournay in Brüssel gesandt werden alle. Weder Bruno noch Helene hatten tiefen Namen je zuvor aus dem Munde ! es alten Weißberger vernommen, nir ends fand sich in den nachgelassenen .!apieren des Verstorbenen eine An ,eutung über geschäftliche oder per sönliche Beziehungen zu jenem Herrn inurnatx Nichtsdestoweniger war der ietzte Wille des Wucherers gewissenhaft :rfiillt worden. Die Todesanzeige war nach Brtissel abgegangen, aber nach Verlan von acht Tagen war der Brief als unbestcllbar zurückgekommen, da snan den Adressaken in der belgischen Hauptstadt nicht hatte ausfindig ma chen können. Die wenigen und beinahe werthlosen Möbel, welche Weißber:«er hinterlassen, waren um einen Spottpreis verkauft worden, und Helene war nicht wenig überrascht und erfreut, als Bruno die ganze ihm zugefallene Erbschaft nicht, wie sie befürchtet hatte, innerhalb einer kurzen Frist vergeudet, sondern sie vielmehr bei einem Bankhaufe deponirt hatte, um, wie er lachend sagte, damit den Grund seines künftigen Haushal tes zu legen. Auch sie selbst hatte na türlich ihr kleines Besitzthum nicht an gegriffen. Sie erwarb sich vielmehr hier in der Hauptstadt durch die Er theilung von Klavierunterricht und anderen Lettionen ohne allzu große Schwierigkeiten die geringen Mittel, deren sie fiir ihre bescheidene Existenz bedurfte. Bruno’s Besuche empfing sie sie nur selten. Er hatte ihr gleich nach ihrer Ankunft mit heiterer Miene mit getheilt, daß es ihm gelungen sei, in einem Geschäftshanse eine sichere und einträgliche Stellung zu finden, aber er hatte doch hinzugefügt, daß ihm die Fülle der zu überwältigeiiden Arbeit verbieten würde, sich ihr eifriger zu widmen Helene war damit um so eher einverstanden gewesen, als sie bei ihrer Berlassenheit ängstlich auf die Erhal tung ihres guten Rufes bedacht sein mußte, und sie gestattete aus diesem Grunde auch niemals Besuche zu einer anderen als der in der Gesellschaft da fiir üblichen Tageszeit (J’fortsetzuiig folgt.) ----Jn Mc m p h i S, Tenn» starb an Nu den rims VWHUUXS Pws Flarl LUt. stardx eni hervorragender NUMRL Lanhlmtteeme bumgw Vergangenheit hinter sich. Als gebore ner LDesierrencher zog er nut deni späte ren ,,.ltaiser« Ajtarimilian nach Mexi co, too er die Cztelle eines sdoskapell ineissers inne hatte. Uzon dort karn er nach den Ver. Staaten. Jn Mobile, Ala» gingen ihm bei einer Spazier sahrt dietherde durch,ioobeier einen Schadelbruch davontrug, von dessen Folgen er sich nie wieder erholte. Sein inusikdssckng Taknthattezwarleme Einbuße erlitten und seine vorzüglichen Leistungen sicherten ihm immer wieder neue Engageinents als Dirigent von Frirchen - Chörnu duuschen Cksang vereinen etc., aber seine hochgradige Vergeßlichteit und excentrisches Wesen verursachten ebenso oft seinen Rücktritt nnd daherlanier un aufeinen grünen Zweig. Er wurde 69 Jahre alt. —Vor dem Brüsseler Appellhose wurde dieser Tage eine erbauliche Ent hiillung an das Tageslicht gefördert. Jn Antiverpen war ein gewisser Jan Defordt verhaftet worden, weil er ge fälschte Gemälde alter und neuerer Meister verkaufte; er hatte angebliche Rubens, Franz Hals u.s. w. an den Mann gebracht. Der Antwerper Ge richtshof verurtheilte ihn zu 14 Mona ten Gefängniß. Er legte die Beru fung ein, und die neue Beweis-aufnah ine ergab, daß es in Antwerpen ganze Fabriken zur Fälschnng von Gemälden giebt. Selbst ein Fischhändler be schäftigt sich mit deren Absatz; ein An tiqnitätenhändler beherbergt bei sich junge Maler, deren Gemälde sodann als Verlat, De Braeleleer u. s. w. in den stunsthandet kommen. Der Ge richtshof bestätigte das Urtheil erster Instanz. Ein Priester Namens Blasel, an geblich ein Deutscher, hat in seinem am Ianiculum bei Rom gelegenen Wein berge nach kurzem Wortwechsel seinen Winzer und dessen Schwager niederge schossen. Als er verhaftet werden soll te, schoß er sich eine Revolverkugel in die Schläfe und blieb sofort todt. . ----- JnChicago batsich unter dem Namen »Non Alcoholic Beer Brewina Co.« eine Gesellschaft incorporiren las-» sen, welche ein Gebriiu herstellen wills das das Aussehen und den Geschmacks des Bieres haben will, aber keinen Al-» cobol enthält. i -—Der Schooner ,,Electric« scheiterte» aus der Fahrt von Bonaccio nach M o-s b i l e, Ala» am Ostende der Bonaccio Klippen. Ein Wann von der Besatz w- und ein Passagier ertranken. Der Rest der Mannschag erreichte in Si cherheittbooten das and. l «-«.".-.. Bachs-fang in Alaska. Wer es noch nicht gesehen, kann sich gar keinen Begriffs davon machen, wie dicht die Flüsse des arltischen Terri toriums Alaska in der Zeit von Mitte Juli bis Anfangs September mit dem herrlichen großen Königslachs gefüllt sind, schreibt ein Neuengländer, der zum erste Male den Lachsfang daselbst und zwar denjenigen durch Eingebore ne beobachtet hat. Der Capitän unseres Dampfers kiindigte uns eines Tages an, daß wir morgen eine echte Eskimo-Fischpartie« haben sollten, in Gesellschaft unseres eingeborenen Dolmetschers Ungurula.. Das war uns eine hochwillkommene Kunde, und ich rüstete mich in gewohn ter Weise gründlich für die Tour aus und nahm all’ meine Geräthe mit Das war allerdings, wie ich mich bald überzeugte, vollkommen überflüssig. Dean der Capitän erklärte mir, unsere Dolmetscher werde das Fischen ganz allein besorgen, wir würden aber trotz dem Unterhaltung genug haben. Ungurula versorgte sich mit dem ein sachsten Fischereigeräthe, das ich je ge sehen habe. Er beschaffte sich ein Brett ron 5—6 Fuß Länge und etwa 7 Zoll Breite. An dem einen Ende schni t er einen Grlff derart zurecht, daß das Brett bequem und fest mit beiden Hän den gehalten werden konnte. Nun wurde der Schiffszimmermann gel;olt, welcher etwa 20 lange Drahtnägel, die längsten, die zu finden !raren, in re gelmäßigen Abständen durch das Brett trieb,.so daß die langen spitzen Enden wenigstens noch vier Zoll an der unte ren Fläche des Brettes heraus-standen »Wie viele Pische?« fragte Ungurula -——der ebenso, wie die anderen Einge borenen, kein f auszusprechen konnte-— während sie das seltsame Möbel prüf ten. O, so viele« antwortete der Ca pitän, indem er seine zehn Finger drei mal öffnete und schloß. Jch stellte keine Fragen mehr, sondern wartete ab, bis mir die Ereignisse Alles erklären wür Den Es war die Jahreszeit der Mitter nachtssonne, und wir hatten daher be ständiges Tageslicht und konnten uns zu jeder Stunde an den Fischfang ma chen. Um 4 Uhr Morgens wurde das Steuerbord-Boot vom Dampfer nieder gelassen, und wir ruderten rasch meh rere Meilen die Bai von Clarence hin auf, bis wir die Flußmündung erreich ten; dann ging es noch zwei oder drei Meilen flußabwärts. Ungurula war in Allem unser Führer, und auf sein Geheiß landeten wir an einer Stelle, wo der Fluß sich theilt, zogen unse. Boot an’s Ufer und gingen dann den kleineren Stromarm entlang etwa 100 Fuß aufwärts· Das Schauspiel, das sich uns darbot, kann keine Feder beschreiben. Wir hat ten schon weiter unten kolossale Men gen Fische gesehen, sodaß wir Uns wun derten, daß unser Führer nicht -.schon dort das Vergnügen eröffnete. Aber hier schien der ganze Fluß nur noch aus Lachsen zu bestehen! Man konnte wirk lich sagen, daß diese Fische, wie die Häringe zusammengepfercht waren, und sie schienen einander förmlich aus dem Wasser hinaussudrängen Wir waren so verblüfft, als ob wir plötzlich in die Märchenwelt versetzt worden scien. Aber für Ungurula war dieser Anblick etwas sehr Gewöhnliches, und er hielt sich keinen Augenblick mit der Bewunderung aus, sondern er ent ledigte sich seiner Stiefeln, Strümpfe und Hosen, nahm das geheimniszvollev Brett in die Hand und ging in den Strom bis zu einer Tiefe von drei Fuß. Dann erhob er das Brett, so hoch er konnte, mit der Breitseite nach unten gerichtet, und schlug es mit so großer Gewalt, wie er überhaupt mit seinen zwei Armen ausüben konnte, wuchtig aus das Wasser. Darauf zog er das Brett, mit einer Bewegung nach unten, nach sich, und als er aus dem Wasser kam, sahen wir vier große Kö nigslachse an das Brett gespießt. Wieder und wieder ging er hinein, und nach wenigen Minuten waren die gewünschtzn 80 Stück gefangen. Das Wasser war eiskalt, aber der Führer war dagegen abgehärtet, und als er die letzten Fische geholt hatte, stellte er den stockenden Blutumlauf in seinen Beinen durch tüchtiges Reihen wieder her. Das Eisbad schadet-e ihm nicht in Geringsten. Das war dke merkwürdigste und im Verliältniß zur Kürze der Zeit glück lisbste Fischexpeditiom die ich je mitge macht hatte. Wir hätten dieses Fischen no«b Stunden lang fortsetzen können, ohne die Zahl der Lachse sichtlich zu vermindern. Da wir aber Alles hat ten, was wir wünschten, so kehrten wir mit unserer B ute nach dem Boat zu rück, stießen ab und erreichten glücklich unsern Dampf-en Wie armselig kam mir nach einem solchen Erlebnilz selbst das phänomenalste Fischeraliick in Neu- » england vor! Unsere :?0 Lachse waren lauter Prachtterle und woan 8 bis 16 Pfund; ihr Fleisch hatte die tiefste Lachsfarbe und war in gekochtem Pe itande so weich und üppig, wie Rahm butter. Mit solchem Genuß hatte ich noch niemals Lachs rersie st. Jm E iser. Geheimpolizist: ...... Ihr Verdacht gegen Jhren Cassirer be stätigt sich, wie mir scheint, nicht und können Sie seiner Ehrlichkeit wegen ru hig sein. Er treibt keinerlei Aufwand, lebt allerdings anständig......! Prinzipal tihn unterbrechend): Ja, aber.......dag ist es ja eben;—von dem« Gehklh »den Ich ihm ebe, kann- er ab- - Hi « sspu