Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, December 16, 1892, Image 9

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    Wösssp a IV. sichs-Mo
Deutschland-.
bestimmbar-O
Gaben. Das stiidtische Schlacht
ns wurde dem Verlauf iiber eben.
asselbe liegt im Norden der tadt,
dicht an der Neisse, und bedeckt einen
Raum von 15,000 Quadratmetern.
Berlin. Es ist nunmehr amt
lich den Ofsizieren und Mannschasten
des deutschen Heeres der Gebrauch des
Fahrrades sowohl im Dienst wie außer
Dienst gestattet worden. Ueber das
Tragen der Seitengewehre beim Rad
sahren sind allgemeine Anhaltspunkte
gegeben, ohne sie in die Form einer
bestimmten Vorschrift zu fassen. Jn
wieweit das- Radsahren in Straßen
nnd aus Promenaden zuzulassen ist,
hängt von den verschiedenen örtlichen
Verhältnissen ab und wird durch die
Gouvernenre bezw. Kommandanten
bestimmt werden.
Eine aus sieben Herren. zumeist Ge
ichisistsztreibcndem bestehende Gesell
schaft. die in einrm Lokal in der Ro-l
senthalersttasze Slat zu spielen pflegt,«
hatte den Jnhalt ihrer Spiclcasse zumi
Anlauf eines Viertellooses der preußi-!
schen Lotterie verwendet. Die Herrens
hatten das Glück, daß das Loos rnitI
einem Gewinn von 40,0()0 Mark gezo
gen wurde.
Esel-leiseste.
L i e g n i t. Der Regierungspräsi
dent Prinz Handjerh, hat dem Ministe
rium sein Resignationsgesuch unter
breitet. Gerüchttveise verlautet, der
GrafZedlitz-Trützschler. der nach Groß
ler’S Rücktritt Kultusmintster wurde
und gleichzeitig mit dem Sturze seines
Schulgesetzentsvurss von diesem Posten
zurücktrat, solle sein Nachfolger wer
ben· n i
Liebau. Ueber die Verhaftung
des katholischen Pfarrers Thiel von
Trautliebersdorf bei Liebau meidet die
»Schlef. Ztg.«: Von diesem Geistlichen
hatte eine Frau seiner Gemeinde be
hauptet, er habe sich in einer von der
Kanzel herab gehaltenen Rede der Ma
jeftätsbeleidigung schuldig gemacht.
Der Pfarrer belangte die Frau gericht
lich, und dieieche wurde infolge der
von dem Geistlichen beschworenen Aus
sa«;.e, daß deren Behauptung auf Er
findung beruhe, vom Schöffengericht
verurtheilt. Hierauf traten jedoch
mehrere andere litemeindemitglieder
auf, welche die Majestätsbeleidigung
in der Predigt gleichfalls gehört haben
wollen. Jnfolge dessen ist nunmehr
der Pfarrer wegen Verdachtes des
Meineides verhaftet und nach Hirsch
berg überführt worden; er wurde je
doch, wie gemeldet, gegen Stellung ei
ner Caution aus der Untersuchungs
haft entlassen.
Kirttotvitz. Ueber die Ursache
zum Selbftmord des Landesältesten,
Rittergutsbefitzerg Baron von Rhein
baben auf Michallowitz erfährt der
»Oberschl. Anzeiger« Folgendes-: Elen
de, jeder Grundlage entbehrende Klot
ichereien führten Anfang August d.
J. in der Familie des Banns Rhein
baben zu Zerwürfnisfen. Derselbe
führte Wochen lang ein vollständig zu
rückgezogenes Leben und empfing au
fzer der Dienerschaft keine einzige Per
son, selbst nicht an seinem Geburtsta
ge tEnde September). Am 31.. Oktober
gab Baron Rheinbaben plötzlich die
Absicht kund, nach Italien abzureisen
und nahm an der Gruft seines vor
zwei Jahren verstorbenen Töchter-ebens
einen herzbewegenden Abschied. Von
Unruhen getrieben, kehrte der Baron
jedoch bereits nach viertägiger Abwe
senheit —- muthmaßlich aus Oester
reich —- zuriick und schloß sich weiter
vorn Weltverkehr ab, bis ihm Freitag
in der fünften Nachmittagsstunde ein
Pistolenfchusz die ewige Ruhe brachte.
Der plötzlich Tahingefchiedene stand im
Alter von 45 Jahren, war reich begü
tert und befand sich in vielen Ehren
ftellungen.
Poles-«
K o m o r n i t. Der wegen Ermor
dung des Fleischernieifierg und Grund
besitzer-s Degursti in Bleioist in Unter
fuchungshaft befindliche Wirthgsolxn
siurasz hat nunmehr die That einge
räumt und gleichzeitig das Geständnißs
abgelegt, daß er vor zwei Jahren ins
Plezoisl die unverehelichte Mariannaj
Verz, welche bei feinem Bruder gedient«
hatte, errnordet habe. Die Leiche desi
Mädchens wurde ihatföchlich damals-s
gefunden; es gelang iedoch nicht, den
Thöter zu ermitteln. «
B i r n b a u m. Der.Steinietzer Lin-i
dolf Zielet besuchte am 29. Augusik
d. J. seine Braut Martlx Rimanns
um mit ihr wegen der bevorstehenden;
Hochzeit Verschiedenes zu besprechent
s
i
Bei dieser Gelegenheit ergriff er ein
an der Wand stehendes, dem Bruder
der Braut aehöriges altes Pertnffionsi ;
geweht und machte damit einige militii- i
rische Griffe. Plö lich trachte ein
Schuf-» die Schrotadung drang der-s
Braut in den Hals nnd kühne den sa-!
fertigen Tod des Mädchens —herbei·;
Stieler wurde von der Posener Straf-i
lammer zu einiägiger Gefängnißfirafes
verurtheilt. f
F o r d o n. Die Arbeiten am Bau j
der biesinen Eifenbahnbriicte itber dies
Wachse-, der rannten Deutschlanng
schreiten rasch vorwärts. Jn den leis-,
ten Monaten ist besonders der Aufbau
der Stromvfeiler 2 und 3 und der;
Vorlandpfeiler 15 bis 19 fertiggestellik
worden« Es ist interessant, daß die«
Brücke genau so lan ift, wie die Ver-s
liner Linden, niiinli 1325 Meter. An
—-.-k
der W arbeiten augenblicklich 9201
Arbeiter, während die durch ehntttliehe
Urbectersahi nur 800 betr gt. Den
Bau leiten 23 technische Beamte, ein
Bautnspettor, drei Regierungzbaumet
ster, zwei Ingenieure, acht Bauassistens
ten u. s. w. Die Verlehrsiibergabe
der Brücke, deren Herstellung-kosten sich
auf neun Millionen Mark belaufen, er
folgt im Herbst 1893.
L fwrcufiem
L a B d e h n e n. Die Dampfschnei-,
oemiihle der Herren Quassowski und«
iso. in Massuilen ist vollständig nieder
gebrannt.
L ö tz e n. Eine in den lehien Tagen
vorgenomme Revision der hiesigen
Kreiscommunalcasse hat zur Verhaf
.ung des Rendanten Kropat geführt.
Die Veruntreuungen sind bereits bis
zur Höhe von 15,000 M. festgestellt
K a u l e h m e n. Jm nahen Rau
kehnelen starb dieser Tage der israeli
tische Handelsmann Kahn im Alter·
-.on 110 Jahren. Seine Frau, mit der’
er 80 Jahre lang glücklich, wenn auch«
in ··(mlichen Verhältnissen lebte, hat
100 Jahre ebenfalls schon überschritten
und ist noch ziemlich rüstig. «
Ehdttuhnen. Der vor Jahres
frist von dem Jnsterburger Schwenge
richt wegen Verbrechens im Amt zu 2
Jahren Gefängniß verurtheilte Eisen
bahn - Assistent Wilhelm Frank von
hier, ist im Gerichts - Gefängniß dem
Wahnsinn verfallen und mußte der Je
ren - Heilanstalt zu Allenberg zuge
siihrt werden. :
Wirstvreuszew
Tho r n. Der Oberlehrer a. D.
Professor Dr. Faßbender, langjähriges
Vorstandsmitglied des Kopernilus
Vereins, ist im Alter von 75 Jahren
plötzlich gestorben.
T i e g e n h o f. Sanitätsrath Du
Wiegemann l,ierselbst, ein in weiten
Kreisen hochgeschätzter Arzt, beging
mit seiner Gattin das 50jahrige Ehe
jubiliium.
G o l l u b. An Stelle des nach Mo
gilno gewählten Bürgermeisters Saal
Inann wurde der Stadtsecretär Mein
hardt aus Pr. Stargard einstimmig
»zum Bürgermeister gewählt.
Elb i n g. Der Bau unseres neuen
Rathhanses, mit der Front nach der
Friedrichsstraße und mit dem Giebel
nach der Junterstraße und dem Lust
garten, ist jetzt fertiggestellt, so daß die
Bureauräume bereits bezogen werden
ionnten.
T usch e l. Jn der Nähe des Dorfes.
Gostoczyn ist ein mächtiges Brauntoh
lenlager entdeckt worden. Die Kohlen
find von vorziiglicher Beschaffenheit
und werden schon jetzt von den Bewoh
nern der Umgegend in großen Mengen
getauft.
G r a u d e n z. Beim Neubau des
tiiarnisonlazareths stürzte eine Mauer
ein und begrub unter ihren Trüm
mern fünf Mauren Zwei von ihnen
waren sofort todt, drei sind verletzts
Der Bautechniler Olschewsti. welchem
die specielle Beaufsichtigung des Neu-J
baues des Garnisonlazareths über-·
tragen war, ist von hier verschwundem
Hammer-m
Lauenburg Daß es vergrabe-l
ne Schätze bei uns giebt, beweist der
durch Bohrungen festgestellte Kiessund
auf der Gemartung des tttittergutes·
Lischnitz, Lieutenant Gebel gehöring
Das Lager hat nach einer amtlichen
Schätzung einenWerth von 150,000 M.
Herrn Gebel sind denn auch schon be
deutende Offerten gemacht worden. Er
will jedoch die Ausbeutung allein un
ternehmen, da er namentlich in der
Bahnverwaltung eine ausgezeichnete
Abnehmerin finden dürfte. Die Uns
tersnchung der Riesproben hat ergeben,
daß das gesundene Material zu dem
besten existirenden Kies zu rechnen ist.
S t a r g n r d. Unter zahlreicher
Betheiliqung aus der Stadt und Um
gegend fand hier die f;t-0;äl)rige Jubel
seier unserer lljiarientirche statt. Einge
leitet wurde die Feier am Sonnabend
Abend durch eine liturgische Andacht,
die Superintendent Haupt abI"-ielt. Am
Sonntag früh 7 Uhr ertönten vom
Thurm der Kirche Choriile. Um 10
ilhr sand die Hauptseier in der Jubi
läuinstirche statt« an welcher außer dem
tionsistorialpräsidenten Richter der
tommandirende General v. Blornberg
nnd das Osfizierlorpg der Garnison
theilnahmen. Nachmittags fand ein
Festessen im Stein’schen Saale und
später noch eine Versammlung in der
Aula des Gymnasinms statt.
Kolbe rg. Es liegt im Plane,
das Münder eFort abzubrechen und an
seiner Stelle eine Lootsenstation zu er
richten. Damit würde das letzte Wahr
zeichen von Rolbergs ruhmreicher Ber
gangenheit und gleichzeitig ein Punkt
unseres Strandes verschwinden, auf
welchem die Blicke der Einheimischen
sowohl wie auch unserer Badegäste al
lezeit mit Wohlgefallen geruht haben.
Wenn eine zwingende Nothwendigleit
rorliegen sollte, gerade an jener Stelle
eine Lootsenstation zu errichten, so
müßten am Ende wohl alle anderen
Bedenken schweigen: da dies aber of
senbar nicht der Fall ist, so glauben
wir uns sicker der Hoffnung hinzuge
ben zu dürfen, daß man auch vielleicht
nicht aus Gefühl filr pittoresle Schön
lseit, so doch die Pietät site die glanz
volle Vergangenheit den Sieg til-er et
waige andere Forderungen avontra
gen und Fort Miinde uns erhalten
bleiben wird.
Schleswicsxwlktrim
A l t o n a. Das Schwurgericht ver
urtheilte eine Bande von neun Perso
nen, darunter drei Weiber, die mehrere
Kirchen in der Umgegend hamburgs
ausgeraubt hatten besto. auszurauben
versuchten, zu Strafen bis zu achtl
Jahren Zuchthaus.
W a n d S b e ck Die Milchveruoev
thungss Genossenschaft der vereinigten
Landleute von 1890 hat in ihrer leh-;
ten Versammlung beschlossen, die nach
Vornahme reichlicher Abschreibungen
auf 18,000 Mark festgestellte Unter-I
bilanz durch eine Umlage zu decken.!
Von jedem Genossen soll ein Nachschußl
von 120 Mark eingezogen werden. Ei-:
ne andauernde Verbesserung der Ver
hältnisse glaubt die Direktion in sichere
Aussicht stellen zu können. Z
Kiei. Vom dänifchen Vostdam
pfer wurde in der Dunkelheit vor der
Flieler Förde ein Segelschiff umge
rannt. Bei dein Unfall, der mehrere
Menschenleben kostete, sollen die see
iorfchriftlichen Maßnahmen seitens
er Schiffslenler nicht beobachtet wor
den fein. J
Beim Seeamt in Flensburgk
ist die amtliche Mc eldung eingegangen, -
daß der aus einein spanischen Hafen
nach New York ang fahrene deutsche, »
iner Kieler Firma gehörige DampferI
,,Alarich« während eines heftigen
-turmes auf tem atlantischen Oceans
zu Grunde gegangen sei 1
.c:0 a u o: r) -.- e« .
Celle. Hier starb Generalmajors
a. D. Frhr. v. Bülow, vom 1. Aprils
1887 bis 22. Januar 1891 Commanås
deur des 7. Jnsanterie - Regiments
,,Ptinz Georg« No. 106.
hildesheimBischofDr Som
merwerl hat die ihm persönlich zuge
fallenen sämmtlichen Sperrgelder im
Betrage von 111,150 Mark für milde
Zwecke in der Diörese Hildesheim be
stimmt und dem bischöfl. General
Bicariate zustellen lassen.
C la u s t h a l. Jtn tiefsten Winter«
treten nur höchst selten so mächtige
Schneeniedergänge ein, wie in den letz
ten Tagen hier im Gebirge. Jn hand
großen Flanten fielen die Flocken nie
der Und bildeten sehr bald eine schnell
wachsende Decke. Jm Oberharz liegt
der Schnee durihssrhnittlich einen Fuß
hoch, und man hat dort schon allgemein
zum Schlitten als Verkehrsmittel grei
fen müssen. -
H a n n o v e r· Die srädtischen Kol
legten haben beschlossen, den Magistrat
zur Führung eine-«- Prozesseg mit dem
bisherigen Direktor des Lebensmittel
Untersnchuiigspntes Dr. Schnutz zu
ermächtigen Als Dr. Zchnutz am 182
November v.·J. in Disziplinar - lin
tersuchung gezogen und seine Amtsent-«
hebung — ausgesprochen wurde, ward,"
dem Gesetze entsprechend, sein Gehalt
irsiihrend der noch sortdauernden Un
tersuchung auf die Hälfte herabgesetzt
Von dieser Hälfte machte der Magistrat
noch Abzüge, weil Schnutz Ausgaben:
siir das Jnstitut gemacht, zu denen ers
nicht vorher ermächtigt war. Jn einem
Falle hatte Dr. Echnutz, der mit Hiilfes
eines Gerichtgvollziehers den Geld-!
schrant im Kassenlokal der Stadt
pfiinden lassen wollte, es durchgesetzt,
daß ihm der abgezogene Betrag aus
gezahlt wurde. Auf Compensation
wollte Dr. Schnutz sich nicht einlassen,
sondern hat den Magistrat auf voll-s
ständige Zahlung seines Gehaltes zur?
Hälfte verklagt «
Provinz Zamscw
W i i t e n b e r g. Jn der Friedrichs
stadt wurde der Bahnarbeiter Wasserg
leben und sein Schwager Gröbe beim
Ausschachten eines Brunnens von dem
nicht gehörig abgesteisten Erdreich inl
einer Tiefe von fünf Meter verschüttet.l
Beide Männer konnten nur als Leichenj
zu Tage gefördert werden. Beide wa-l
ren verheirathet und hinterlassen ihre
Frauen nnd ie vier Kinder.
G raditz (bei Torgau). Die hier
abgehaltene Versteigerung ausrangir
ter Vollblutpserde nahm folgenden
Verlauf. Percuna, gedeckt von St. Ga-·
tieri, 12,000 Mark (Käuser Freiherr
v. Falkenhausen); Junker 7150 Marks
filtittmeister Suermondt); Pfalzgraf;
4600 Mark tLieutenant v. Schier-?
fix-wh; Aussctte 4400 Mark (Majok v.!
Tchmidm Weltstadt und Aeblissin je
4000 Mart lGras Redern); Cicero
J3140 Mark (.Herr von Hoboken); Hö
dur 3100 Mark iLieutenant v. Schier
städt); Spartaner 26730 Mark (Hobo
ten); Petersburg 2600 Mark lHerr
Haniel); Gassenhauer 2200 Mark
(Lientenant v. Grövenitz und Turtel
tanbe 550 Mark lDomänenpächter
Lücke). Gesammtergebniß 56,070 M.
«I,»- « . .
.,,s«i.-·. 7s —...
Bei B i l le r b e ck wurde der Land
mirth Vieper von zwei Wegelagerern
überfallen und beraubt. Die Strolche
fpnnnien das Pferd vom Wagen und
flüchteien nach Holland·
Der Lehrermnngel in der Provinz
Mefifalen wird immer bedrolflicher.
Nach Meldungen aus dem Regierungs
bezitl Arnsberg fehlen dort an 170
Lehrer. Zur Aughiilfe verwendet man
Candidaien der Theologie. Jn den
Kreisen Hörde und Dortmund sind de
ren viele als Lehrer angestellt.
J fee l o lin. Bei den Sind-idee
ordnetenwahlen siegten in der zweiten
«?kbthei!ung die freisinnigen Candidaten
si. Stamm, H. Tempelmann und Ad.
Becker neuen die Condidaten der Natio
nal - Liberalen und des Genuqu Jn
der ersten Abtheilung wurden die
Nationalliberalen Geh. Commetzien
ratl) Ebbinghaus und Commetzienraih
Herbers wieder-, Dr. Schliiie neuge-;
wählt. I
——I
M li n st e r. Der Provinzialratl
der Provinz Westfalen besteht nach de
jüngst vom Provinztalausschuß vorge
nommenen Wahl für die nächsten -
Jahre aus den Herren Flehn d. Schor
lemer - Alst, Ehrenamtmann Schulze
Vellinghaufen (Langendreer) und Fa
britbesiitzer vom Heede (Halver). Z1
Stellvertretern wurden gewählt di
Herren Rentner Karl Berger (Witten
und Commerzienrath Cofack (Neheim)
Burgsteinfurt. Einer, der es
nicht nöthig hatte, nämlich Atmenun
terstijtzung zu beziehen, war ein jet
verstorbener blinder Klavierstimmei
Derselbe hat nicht weniger als 60 Jah
re feines Lebens Unterstützungsgelde
aus der Armenkasse erhalten, zufam
men 21533 Mark. Jn seinem Testamek
««.at er dem Armenfonds 1000 Max
vermacht, während der Rest seine
Vermögens — etwa 6000 Mark — de
einzigen in Münster lebenden Schweste
ibertraaen war. Damit sind jedo«
unsere Stadtväter nicht einverstanden
"e haben be"schlossen, auf Auszahluns
des Unterstützungsrestes von 1138 LU(
fnspruch zu erheben, wenn nöthig, aus
gerichtlich-km Wege.
:t;t)ein«,i:«o.s.iiti3. (
Köln. Die Ritter des eisernen
Kreuzes im Kölner Veteranenverein
haben beschlossen, an den Reichstag
eine Petition wegen Gewährung eines
Ehrensoldes von 450 Mark fiir die Jn
haber der ersten Klasse und von 150
Mart fiir die Inhaber der zweiten
Klasse zu senden.
Elbe r f e l d. Ein ruchlofer Bube
von 18 Jahren, aus Velbert und seines
Zeichens Fabrikarbeiter, wurde von der
Straftammer zu fünf Jahren Gefäng
niß verurtheilt, weil er zwei Ackereru
in der Velverter Gegend Wohnhaus
und Scheune angezündet, vier raffi
nirte Betrüger-den« drei Betrugsver
suche, sieben schwere Urtundenfiilschun
gen, einen Diebstahl und eine Unter
schlagung begangen hatte. Durch die
Brandstiftungen war ein Gesammt
schaden von fast 10,0«I)0 Mark entstan
den. Der Junge war bereits früher
wegen -si.-a:ir,slei--;::i;. z: ;«:· Diebstahl-J
bestraft worden.
A a ch e n. Der Rentner L. H. Os
fergelt zu Ronheide hatte die evange
lische 5"tirchengemein«de zu Aachen zur
Universalerbin feines nicht unbedeu
tenden Vermögens eingesetzt. Nach
seinem Tode haben seine gesetzlichen
Erben die Gültigkeit dieser Testamente
unter der Behauptung angefochten, daß
der Erblasser zur Zeit der Abfassung
der Testainente wahnsinnig gewesen sei.
Jn dem hierüber beim Landgerichte er
hobenen Eltechtsstreite gaben die ärztli
chen Sachverständigen ihr Gutachten
dahin ab, daß Offergelt seit 1865 bis
zu seinem Tode geistestrant gewesen
sei und daß die Art seiner Geistes
trankheit lichte Zwischenräume aus
schließe. Daran wurden durch Ur
theil des Landgut-bis die beiden Testa
mente für nichtig erklärt. Gegen dieses
Urtheil legte die evangelifche Gemeinde
Berufung ein, worauf hin das hiesige
Oberlandesgericht das erste Urtheil
aufgehoben hat. Den Erben bleibt
nun das Rechtsinittel der Revision an
das Neichsgericht.
Ein Brand auf dem Hüttenwerk
Rothe Erde brach auf bisher nicht er
mittelte Weise in dem einzigen massi
ven Bau des Werkes, in der früheren,
jetzt als solche nicht mehr benutzten
Drahtzieherei aus, die gegenwärtig zur
Aufbewahrung von alten und Reserve
niaschinen benutzt wird; auch war in
dem Gebäude die Abendschule fiir die
Minder der Hüttenarbeiter unterge
bracht. Bei der Schnelligkeit, mit wel
cher die Flammen um sich griffen, konn
te an eine Rettung des Gebäudes nicht
cedacht werden; es brannte bis auf die
timfassungsmauern nieder. Der ent
standene Schaden ist nicht beträchtlich,
auch ist der Betrieb des Werkes nicht
gestört. Von Aachen waren zwei Com
dagnieen der Feuerwehr mit der
Tampsspritze ausgerückt, die den größ
ten Theil der Nacht hindurch in Thä
tigteit blieben. Jnsolge des gewalti
gen Feuerscheins hatten sich Tausende
»-on Neugierigen zur Brandstelle bege
ben.
.·«·ses·s.se-.·«.lla-T.-iri. l
Kassel. Hier wird gegenwärtig
-ine schaurige Familiengeschichte, iiber
nelche noch qeheimnißvolles Dunkel lex-s
sert, viel besprochen. Bei der Abhaltung
einer fiskalischen Jagd im Habichts-.
-«alde, in der Nähe des sogenannten
·!uhberges (siidlirh vom Wilhetmst
her Schloßpart) wurde von einem Trei
iser unter einem Taiinenbaum, mitten
im dichtesten Tannenwalde, eine männ
Tche Leide, die schon start verwest war,
nfnesunden Ehe sich die Jagdgesell
fchaft von ihrem Entsetzen erholt hatte,
wurde in Laub verscharrt eine zweite
-«ciche, diesenige eines lojihrigen Mäd
shens, ausaesunden, welche in eine ge
iiictkte wollene Decke einaehijllt war,
leishsnn um sie vor den Einflüssen der
Witterung zu schützen. Nach erfolgter
All-»meine wurde durch amtliche Ermit
telunaen alsbald festgestellt, daß es
der seit R Wochen spurlos verschwun
«-ene Postassistent am Kasseler Haupt
smstamh Albert Probst, nnd dessen 10
Eithriges Töchterchen aus erster Ehe
waren ,die man im Walde erschossen
-ni-"gesrtnden hatte. Vrobst hatte sich.«
wie man der »B. B. th.« schreibt, mit;
leinem Kinde unter dem Vorwande,"
oinen Spaziergang zu machen, am 89
Oltober aus seiner Wohnung entserntJ
nnd Beide waren seitdem spurlos ver
schwunden. Alle Nachforschunqen blie-i
ben erfolglos, obwohl Verwandte sichs
ingehend darum bemühten, den Auf
nthalt zu ermitteln. Die Mutter des
t. wohnt in Braunschweig; hier so
oohl als in Hanau und anderen Or
en, wo er thätig war, wurden die um
assendsten Ermittelungen angestellt,
llein vergeblich, so taß man schließlich
lauhte, P. sei nach dem Auslande
ach Amerika, geflüchtet. —- Wie der
Iefund zeigt, hat der Vater dem Kind
-1m Spielen, um es abzulenken, einen"
«haler in die Hand gegeben und das?
-:uf die mörderische Waffe gegen sich
elbst gerichtet. P. war erst 37 Jahres
.lt und seit Jahresfrist zum zweitens
«ale mit einer Kasselerin verheirathet l
tit der er jedoch, wie man wußte, ins
ehr unglücklicher Ehe lebte. ;
störet-»freiij Sa-;Hrfcts. l
B a u tz e n. Zwei Pulverhäuser der»
ichsifchen Pulverfabrik - Aktien - Ge-,
ellschaft in Bautzen sind in die Lufti
,eflogen. Drei Arbeiter sind dabei ver-l
:11glückt. .
P e g a u.« Allgemeinste Theilnahme;
indet die Rathskellerwirth Preußen-«
.he Familie hier, deren 13jährige ein-i
ige Tochter dieser Tage an den Folgen!
ser Brandwunden, die sie sich vor Hi
Zagen bei einem Sturze über ein Ge-.
Ziß mit siedendem Wasser zugezogen»
iach schwerem Leiden verschieden ist.I
Großenhain.Aus der Stamm-Z
schäferei des Rittergutsbesitzers Rich-;
ter auf Baselitz, die schon manchesl
iuchtthier dem Auslande geliefert hatJ
ist abermals ein Schafbock fiir 3000
Mark ausgerauft und nach der südasri
canischen Republik, früher Transvaal
genannt, abgesandt worden.
Tlitirinocm
Ko burg. Hier ist der bekannte
Theatermaler, Professor Gotthard
Brückner, der fast alle größeren Theater
Deutschlands, auch die Bahreuther
Festspiele mit seinen Dekorationen
versorgt hat, gestorben.
G re i z. Vom hiesigen Landgericht;
wurde der Fleischer Zorn in Zeulenro-I
da wegen Vergebens gegen das Nah-«
rungsmittelgesetz zu 150 MarkGeld-j
strafe eventuell 15 Tagen Gefängnißi
verurtheilt. s
E i fe n a ch. Eine in das Bauwesenk
tief einschneidende Erfindung haben;
die Herren Hugo Dittmar in Eisenach!
und Guido Staffel in Witzenhausen;
zur Patentirung angemeldet. Dieselbe;
besteht aus Pappe zu Bauzwecken, wel-j
che aus Papier, Lumpen, Torf undY
titork hergestellt wird.
Or «« . .«.«-..-- .'.1
« «-2-.s;.,es.LL»-o
Braunfchweig Als der Se-l
cretiir des hiesigen herzoglichen Land-,
gerichts, Otto Albrecht, sich vor einigenf
Wochen das Leben nahm, hieß es allge-«
Inein, daß der altbewährte und sehr
diensteifrige Beamte in hochgxzdigerI
nervöser Reizung in den Tod gegan-;
gen sei, weil er die ihm übertr :»::1en;
Arbeiten nicht mehr zu bewältigen der-Z
mocht habe. Die ersten oberslachucheni
Nachforschungen ergaben zwar sin: uns
aemein große Unordnung der Bücher,
Veruntreuungen waren jedoch « ..,t
festzustellen Jetzt endlich Ikc man zu
einem ganz iiberraschenden Grgziiißt
gelangt. Es hat sich nämlich heraus-F
gestellt, daß Albrecht, gleich seinem
Collegen Khbitz, der sich wegen hier-;
schlagung zur Zeit in Untersuchungs-;
haft befindet, und L. Richter, der
kürzlich wegen des gleichen Verdre-f
chens zu vier Jahren Gefängniß der
urtheilt wurde, das in ihn gesetzte Ver-s
trauen aus das Schmählichste miß-s
braucht hat. Zahlreiche dem A. ander-«
traute Depositen, zum Theil in be-.
trächtlicher Höhe, sind verschwunden.t
Bislang beläuft sich die Fehlsumme auf«
etwa 53000 Mark, doch ift die Untersu-l
chung noch nicht abgeschlossen. Den!
durch die Unterschlagung angerichtetent
Schaden wird der Staat zu decken ha
ben. Es wird wohl ein Gebeimniß
bleiben, wag den gutsituirten Beatntent
Du dem schweren Amtsvergehen bewo
gen hat.
kl’teckti-Iktr:is.«ks,. .
W 1 sm ar. Der Bau der hiesigen·
Molkerei ist jetzt so weit vollendet daß
demnächst der Betrieb derselben begon-j
nen wird. I»
I
No stock Jn der hiesigen Maschi-»
nen- und Schiffsbauanstalt brach eine
Feuersbrunst aug, durch welche die Sä-;
serei und die Tischlerwerkftadt in Aschel
ieleat wurde. Das Hauptgebciude bliebi
verschont
Strelitz. Der 77jäl1rige Fuhr-;
Trann Zander hatte das Unglück, beim
Tutterholen ausJ der Bodenluke herab
uftiirzen. Die Verletzungen, die er sich
durch den Sturz zugezogen hatte, wa
ren so schwer, dasz er bald darauf ges
storben ist.
W a r i n. Jn dem zwisch en hier und
J eulloster gelegenen Neumiilil brannte
es. Viehhaus und Scheune des Mül
lers Burmer wurden ein Raub der
Klammern Sämmtliche Futter- und
Fiornvorräthe sind mitverbrannt. Auch
sind 24 Schafe und etwa 80 Tauben
in den Flammen umgekommen.
Jst-m Tiger-«
B r e m e n. Der Schnelldampfer
,,Lahn« ist wegen ungünstigen Wasser
standes unterhalb Nordenham festgera
iben. Der Lloyd hält iregen zwanzig
tägiger Quarantäne alle Zwischende
cker, die nicht amerikanische Bürger
sind, von den Schnelldampfern zurück
und befördert sie mit besonderen Dam
pfern nach Baltimore.
H a m b u r g. Der Senat von hier
überreichte der Bürgerschaft den
Staatshauöhalt für 1893. Er schließt
» ..«-.---«-·.--. —«. M
nit einem Fehlbetrage von 4,278,888
Mark ab.
Die Hamburg - Amerikcnische Pa
cketfahrtsAWien-Gesellschaft hat mit
Zanssen und Schmilezsty, Aktienge
ellschaft in Hamburg, den Bau eines
ogenannten Wasserdampfers kontra
irt. Das Fahrzeug soll die sämmtli
en Dampfe-; der Gesellschaft bei An
lunft und Abgang mit keimfreiem, aus
«em artesischen Brunnen der Bill
trauerei bezogenen Wasser versorgen.
Die Fertigstellung wird so sehr beeilt,
aß sie schon zum 1. März 1898 er
olgt.
Bauern.
Jn Pfrontenberg ermordete
der Tischler Stemmel seinen alten
ater und seine Schwester, weil die
elben sich weigerten, all ihr Eigen
hum ihm zu übertragen. Es gelang
wem Mörder zu entfliehen; er wurde
jedoch bald wieder eingefangen.
Nürnberg. Gräfin Lilli Pücks
ler - Limpurg die den Sommer zur
Erholung bei ihren Eltern im benach
barten Schloß Burgfarrnbach zuge
bracht hat, reiste vor Kurzem nach
Ostasrika zurück. um ihre Thätigkeit
als Krankenschwester im deutschen
Kriegslazareth zu Bagamoa wrede
aufzunehmen. -
Reisbach. Die 27 Jahre alte
Näherin Maria Haber, ein braves
Mädchen und die eifrige Stü e ihrer
Eltern, wollte kürzlich nach töhren
gehen. Jhre schwere Nähmaschine un
term Arm, trat sie bei Nebel früh 6
Uhr ihren Berufsgang an und hatte
bei der Vruckmühle einen Steg über die
Vils zu passiren. Auf demselben rutsch
te das Mädchen aus, stürzte in den
Fluß und wurde von ihrer schweren
Maschine in die Tiefe gezogen. Das
Geräusch der nahen Mühle und des
Wasserfalles ließen Hilferufe des Mäd
chens nicht vernehmen. Einige Stunden
später wurde vom Obermüller ihre
Leiche am Rechen aufgefunden.
Linde-L
Karlsruhe. Nachdem das
Scheffel - Denkmal in Heidelberg schon
seit längerer Zeit aufgestellt ist, wurde
kürzlich auch dasjenige in Karlsruhe,
der Vaterstadt des Dichters, feierlich
enthüllt. Das Dentmal erhebt sich
auf dem viereckigen, mit Anlagen be
deckten und von schönen Villen umgebe
nen Kunstschulplatz. Sein Eindruck
ist außerordentlich reich und poetisch.
Auf einem weißen, mit Bronzeorna
menten gezierten Marmorsockel ruht
die sprechend ähnliche Kolossalbüste
des Dichters, unter welcher sich Palm
zweige kreuzen. Am Fuße des in’s
Viereck übergehenden Sockels sitzt auf
einem Bronze - Stuhl in sinnender
Haltung die ScheffePsche Muse, eine
wunderbare Frauengestalt. Sie ist
begleitet von zwei Putten, deren einer
soeben den Bogen abgeschossen hat,
während der zweite eine Weintraube
darbietet: Liebe und Wein. Die
schalthaften Gesichter versinnlichen den
Humor der Scheffel’schen Dichtung.
An den beiden Seiten des Sockels be
finden sich die Hochreliefs, deren eines
die Scene vorstellt, wie Ettehard die
Herzogin Hadwig über die Kloster
schwelle trägt, ein figurenreiches und
mit seltener Feinheit ausgearbeitetes
Bild, während auf dem entgegengesetz
ten die Kirchensrene dargestellt ist, wie
Ettehard gefesselt wird und die Herzo
gin voll Entrüstung sich entfernt, eben
falls eine dramatisch bewegte Gruppe.
Das ganze Denkmal hält als Kunst
werk weit mehr, als das Modell ver
sprochen hat, wie dies von einem Künst
ler, wie Volz, nicht anders zu erwarten
war. Bekanntlich hatte Volz in dem
Wettbewerb den zweiten Preis erhal
ten. Das mit dem ersten Preis ge
krönte Heer’sche Denkmal ist in Heidel
berg zur Ausführung gekommen und
stellt Scheffel in ganzer Gestalt als
Wanderer dar, ebenfalls ein geistvolles
Werk, welches aber durch den poetischen
Gehalt des Volz’schen übertroffen
wird.
Die badische Regierung hat die Be
zirlsämter angewiesen, vor Genuß un
gelochter amerikanischer Fleischwaaren
öffentlich zu warnen und verordnete
die Nachprüfung aller importirten
amerikanischen Fleischwaaren aus Tri
chinose auch dann, wenn ein amerikani
sches Gesundheitszeugnifz vorliegt, un
ter strafrechtlicher Haftung der Im
porteure nnd Verkäufer. Die Regie
rung scheint ten amerik. Gesund
heitszeugnifsen wenig Vertrauen entge
gen zu bringen.
Oksicrrciesu
Wie n. Ein dieser Tage zu wohl
jhiitiaen Zwecken von einer humanitä
ren Tischgesellschast der westlichen Be
zirke veranstaltetes Distanzwettgehen
hat in den verschiedenen Kreisen der
Wiener Bevölkerung unerwartet leb
haften Anklang gefunden. Es hatten
sich weit über 20") Personen, darunter
viele Turner, zur Theilnahme an dem
Marsche gemeldet nnd ihren Einsas
von einem Gulden entrichtet. Damit
erhielt der humanitäre Zweck der Ver
anstaltung eine finanzielle Grundlage.
Unter den Anaemeldeten befand sich
auch ein als tüchtiger Distanzgeher be
kannter lsngländey der die aus vier
Stunden Normalmarschzeit berechnete
Strecke Ottalring - Königstetten in
2 Stunden und 15 Minuten zurück
legte.
——-Jn T a c o m a, Wash., hat sich
der Countyassessor Cool, dessen Amts
termin kürzlich ablief, als Dieb erwie
seistf Er stahl 87000 aus der Countyi
a e.