Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (Dec. 9, 1892)
Trick-eigene Yotritger Flor-Inn o« iiieinToldL einen-ins l -'· ' l 1.napieel.l Es war um die vierte Nachlnittagsstunde,s die einzige Zelt, in welcher die Sonne einige Mrllche Steab.en in den hosraune des dil Ieren alten Vorstadlhauseg zu senden ver sachte Sie glitten an der von Regen, Staub I Staub und Nuß geschioiirztcn Mauer hernie- 1 der und schliipsten in ein Fenster, dessen. ttllbe Scheiben ihnen nur widerwillig den Einlaß zu gestatten schienen. Das Zimmer entsprach in seiner dürftigen Einrichtung vollständig dein armseligen Aussehen des hausek Zchmulzige Tapeten bedeckten die Wände, verschossene Stossilberzüge das alt:’ modische Soblsa und die wenigen Stühle. Alle Gegenstande, aus welche das Auge tras, trugen die deutlichen Spuren jahrzehnte-J langen Gebrauchs und beginnenden Verfalles, und selbst der langsame Pendelschlag der al ten Wandnljr klang so schläfrig und verdros- - sen, als müsse er im nächsten Augenblick vollständig verstunmieu - Ebenso allergschkvach und hinsiillig wie iese Umgebung, erschien auch die Gestalt nes Man-lis, welcher schlafend in einem ehnstuhl neben dem Henster saß Lssenbar baten es schwere Traule die ihn beiing- J ’stigten, und unter der Wirkung ess. ues solchen Traumes suhr er denn auch endlich m t einem Ausscheei iu die höhe· . »Was war das, Helene7« leuchte er. »Sahst Dn ihn-» » -Wen, lieber Onkeli« sragte eine zarte Stimme aus dem Hintergrunde des Zim eiert, und die zierlich schlanke Gestalt eines setngen Mädchens von etwa einnndzwanzig Jahren trat neben den Lehnstuhl des Alten. Sie war einsach, aber keineswegs diirstig gekleidet, und ihr Angesicht trug den Aus drutt der Sansilseit nnd herzeiiIgiitr. -Wen soll ich gesehen habe-ni« wiederholte sie freundlich. »Es ist seit mehreren Sinn-« den Niemand hier gewesen, und Du hast wohl geträumt -Ja———sa, geträumt!« nickte er rnii einem« erleichterten Ausnthmetn »Aber dieser Krampf hier im wenns-dieser Schmerz-o, ei ist unerträglichtss »Es wird wohl vorübergehen, lieber On lel,« tröstete das junge Mädchen. »Ich mache Dir gleich Deinen Beruhigungstrant zu rechtl« Dabei goß sie aus einer Medizinslasche weiche hinter dein Stuhl des Ilten aus einem Tischchen stand, einige Tropfen in ein Glas Wasser und bot es dem Kranken dar· .Jch danle Dir, helene,« sagte er mit lschroacher Stimme. »Du meinst es gut mit iInit. Aber Du solltest mich nicht schlasen inssem wenigstens nicht am Tage, denn es ist schon genug, dasz mich diese entsetzlichen Traume in den endlos langen Nächten sol tern!—-Schon wieder habe ich geträumt, dasz ich sterben müßte-. - lind das ist doch eine Thorheit——«nicht wahrt-Der Doktor hat’s sa gesagt, dasz meine Krankheit nicht tödtlich sei, und ich will auch noch nicht sterben, nein, nein, ich iin nichts Beinaise schreiend hatte er die letzten Worte hervorgestcssxen Unverlenndar war es eine sitechteriiche Seelenangst, die sie ihm aus-: drehte, nnd das junge Mai-ihm beeilte sich, ihn mit liebevollen Worten tu berithigetr, osbinolil ihr ernsteg Gesicht und ein verstoh lener Sen-zer, der ihren Busen hob, wohl erratheu ließen, dass sie selbst die Zuversicht nicht tbeiite, welche sie drin Kranken einzu sldsen trachtete. Da erllang drauszen e:n elasiismer Man nesschrim ein Schlüssel dich-e sich in der Thitr des Vorgeikiachg, und eine schlanle Ge stalt erschien aus der Schwelle des Zimmers. Der tiintretende war vielleicht siinsund zwanzig Jahre alt, und seiner äußeren Er scheinung nach lonnie man ihn eher siir einen Südländer als inr einen Deutschen halten. Sein schars geschnittenes Antiitz war leicht gebrannt, aus der Oberlippe sasz en leitet schwarzes Schnurrbartchen, und das dichte dunkle Haar siel lockig bis ties in den Nei cken hinab. Auch seine Augen zeigten seneg Feuer und sene eigenthiiniliche Lebendigkeit des Ausdruäs, die man sonst nur bei den Kindern des sonnigen Siloens sin-det,-und ßcherlich hatte man ihn ohne Bedenken alt einen aussallend schbnen Mann bezeichnen deinen, wenn nicht ein Zug don Berichlagens heit und Grausamkeit seinem Gesicht in man chen Augenblicken etwas beinahe Abstoszendei zegeben hatte· Elende Philisterbrut!« stieß der sunge Wann, der sich anscheinend in sehr libler Laune besond, wie zu sich selbst redeno, zwi schen den Zähnen hervor· »Sie mögen einen Anderen ais mich in ihre Tretntiible bindeni Ich habe dieses Jammerleben satt!- Und gleichsam zur Bekräftigung seiner Worte stieß er mit dem Fuge gegen den Tisch, dass dieser um ein ganzes Stück weiter in das Zentner slog, und daß der Kranke in seinem Lehnstuhl erschrocken zusamtenzuetta »Was ist Die geschehen, Brunois sragte est das sunge Mädchen saust. »Wie kommt es, das Du zu einer so ungewöhnlichen Stun de airt dem tioniptoir zuteile-liebent .Wie es lotnnttis gab er hohnisch zueum .Einsach genug, weil es mir nicht behagt, mich noch länger in diesem Frohitdimste zu plagen und mich site einen Oundelnbn don wenigen Groschen wie eine Maschine be handeln zu lassen. Ich wars meinem deren Prinzipal seine Kontoblichee tuczioeg vor die Füsse nnd ging meines Weges Das einzige, was mich dauert, ist nnk, daß ich »O nicht schon längst gethan« Der Alte atn Fenster stöhnte ties atts nnd sagte mit zitternder Stimme: »Aber hast Du auch daran gedacht, Brunn, was Du damit erreichsti istinnerst Du Dich denn nicht mehr, wie unjiiaiiche Mühe es kostete, ehe Du diesen Buchsaiterposten erhiel test-—-tdie man Dich überall ainvies, weil Du aus der ganzen Zeit Dei-its Ausenthattes in der Fremde nicht ein einziges Zeugnis aus-weisen konntestss »Und weil mein Vater uttqiiickiicher Weise ein Geschiist den-ist« das man in anständiger Gesellschaft nicht gerne nenntis siiate der sunge Mann mit beißendem Sariasmus hinzu. Einen Bucht-alter mit dem Namen des stadtdeiannten Wucherers Weißt-reger wollte eben keiner in seinem Aanwtoir dul dient-— Vont Fenster her antwortete nur ein schmerzliches Rechten nnd das junge Mädchen te dann mit sanstetn Vom-urs -Wie häßlich Du sprichst, Vrnnoi Das tat Dein dates nicht tun Dich verdient, am wenigsten seht, tao Die sein sit-Land doch die ardsite Schonung snc Pflicht machen sollte-« Lake-un sa verschont mich mit steten limi Cchtesttteifeeeiesis sah er sann-this In ---·--- --——.fo «--- --- —« sa riick. Ohr W, daß ich von diefen Dlngeni ein ftir allemal nichts hsren willi- I »Und doch hat Dein Vater wohl ein Recht, Dir darüber Vorwürfe zu macheni Drei Jahre lang waren iv r ohne Nachricht don Dir geblieben, und noch heute hast Du« nicht gesagt, wo Du wahr-up dieser drei Jan-i re eigentlich gewesen. « Brand drehte in sichtbarer Erregnng ani seinem Schnur-hatt und der harte Zug in, seinem Gesicht trat immer ausgeprägter her- i Ists »Ein ich etwa ein Schulittaidse, der Euchs Rechenschaft dariiber schuldig wäre, til-et jeden feiner Schwiel- inirschte er ingrim-i mig. »Wind dieses Fragen denn nirmalsi ein Ende nehmen, nachdem ieh shundert Mals erklärt habe, dafz ich ieine Lust verspüre, Euch eine Antwort daraus zu get-etw Ein scharfer Anschlag der ziemlich derb gezogenen Thiikglocle unterbrach das uner quickliche Gespräch, und Oelene ging hinaus, um nach dem Einlaßbegehkenden zu sehen. Jn der nächsten Minute ertönte im Neben zimmer eine ranhe Männerstimnie, dei deren heiserem Klang Vrnno nie el ktrisirt aus dem l Sophn in die Höhe fuhr. Mit zwei hastigen Schritten war er gerade in dem nämlichen Augenblick an der Thür, in welchem sie sich öffnete, um einen ärmlich neileideien Mann von untersetzim sbrieiter Gestalt und mit einem sehr stariknochigen gelblich fahlen Gie sicht auf der Schevelle zu zeig-en. Mit einem ividerwäriigen, ver-traulichen Grinfen öffnete der Fremde eben den Mnnd zu einer sbegriißenden Antwort, als ihm Bru no mit einer sehr energischen Handbetvegung bedeutete, zu schweigen, mäheend er sich zugleich kurz und unfreundlich an Helene »Diese-.- herr ist einer meiner Bekannten und hat sedenfalls den Wunsch, mich unter vier Augen hu sprechen. Es wiire mir lieb, wenn Du dafür sorgen wolltest, dasz wir wah red der nächsten halben Stunde nicht gestört werden.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, drängte er den Fremden wieder in das Vorgimmer hinaus. hier redete er ihn mit leiser, aber vor Aufregung liebender Stimme an: »Ich bin außer mir, Schielel Was soll es heißen, sdasz Du mir hier in’s haus fällst, ohne mir vorher eine Nachricht zu gaben? —-Willft Du mich etwa mit Deiner ehrenwer then Person vor meinen Angehbrigen kom-» protnittiren7« Der mit Schiele Ungeredete ließ fich durch den unfreundlichen Empfang nicht im min deften beirren. Er streckte sich vielmehr be haglich auf einen Snihl,——-und aus feinen kleinen, schng geschlitzten Kalmlickenaugen flog ein rascher-, dritfender Blick iiber die Gestalt det- dor ihm stehenden erzürnten jungen Mannes Sehr gross scheint fa Deine Freude ilsber unser Wiedersehen nicht eben zu sein«-« meinte er, seine heisere Stimme ebenfalls dampfend, »aber ich mache in dieser Hinsicht keine gro ßen lilnspriiche und will Dir selbst den Vor wurf der lindanlbatieit ersparen, den ich wohl mir einigem Recht erheben idnntel Es ist genug, daß ich da b:n, und daß wir nun endlich an die Vingfuhrung unserer Plane gehen Minnen-« Genuas Aergee machte einer gewissen Verlegenheit Platz. ikr vermied es, Zchiele aniusehen und sagte zögernd: »Ich verstehe Tich nicht! Was liinnen das flir Pläne fein, die wir miteinander alt-fuhren sollen L« Zchiele liest eine-i langgezogenen pfeisenden Ton vernehmen und blinselte mit den Augen. »Ah! -- Ziehen die Zarheu si? —-- Tit hattest also toirilich isrrgeiieih worüber wir uns durch mein Mauseideh in unserer Zel lenivand su Matseille zkoiixs volle Monate unterhalten habeniss »Oininiel und hütlckss fuhr der andere auf, »willit Du schioeigen!—Eoll ich mein Geheimnis nur darum so lange bewahrt haben, damit eJ jetzt du:ch Teuie albern-r Schwanhastigteit an den Tag lommii -— Nein, ich habe es mir anders ilbeelegt und will ein ehrlicher Kerl bleiben.« »Ein lobeiijerther Vorsatz, den ich Dir um jeden Preis augeeden möchte! Nur schade, dasi Du Tein ehrliches Leben wohl oder übel mit einem Meineid beginnen mußtest »Wie lannit Du wagen, mir daz zu sagen? --Wie lonnnst Du zu dieser Tollheitis »Du hast ein turzeg liiedachtiiifi, mein Lie berl Oder sollte mich vielleicht das meinige so sehr im Stiche lasseni Was gelobteft Du mir doch in sener Nacht, da ich Dir mit der größte-n Selibfwerleugnung den Weg zur Freiheit gebahnt hatte, während ich selbst in dem verfluchten Loch sitzen bleiben muhtei War es nicht ein feierlicher Eid, oder habe ich nur in meiner leichtgläubigen Dummheit es dasilr gehaltenis »Warum sprechen wir von den alten Ge fchichtenis unterbrach ihn Bruno finster. .Jch liebe es nicht, daran erinnert zu wer renszn weiht so gut alt ich, das ich da mals meine Freiheit nicht erlangt und file die Folge nur desto schlimmer daran wart .Ja, mein Bester, das weiss ich!-- Aber es ist eine sehr seltsame Moral« wenn Du Dich deshalb Deiner Verpflichtungen gsgen mich zu entbinden glauin War eh etwa schuld daran, dasi der Anschlag mifilangi War es nicht Deine eigene Ungeschicklichteit, die ihn berdarbis .Wir wollen setzt nicht daruber streiten, Schielel —- Genug, Du wirft mich meines Versprechens entbinden! — Jch vermag ei nicht zu haltenls »Wie Tn ioilllt!--—Die Ehrlichleit schlägt Dir also gut aus«-Du befindest Dich in sehr glänienden Verl)iilttiissen——ivle«i« »Im litegentheib ich iiihle mich in meiner gedkiictten Lage gans entsetzlich unglücklich·« »(.-»i, tvie iiberkaschend!——ilsnd dennoch willst Du kurzer band die Möglichkeit sit-l rücktveilen, ohne ionderliche Gefahr alle GH nüer des Lebens zu durchloiten nnd mit ver-; ilchtlichem Lächeln ans das Gesindel herabzu ieliem von dem Du Dich Ietzt schnitt-intean luilen inußtl Du bitt ein sonderbarer DeilH get geworden, mein Sohnls i Te itand qui und machte eine Gemeint-im alt wenn er sich ver-beugen wollte, aber Leu-i no legte ihm die Hand cui die Schulter und« drängte ihn noch einmal auf feinen Sitz tin-litt »Wir wollen nicht in geleistet Stimmung auseinandergehen, Schlelez denn es ilt wahr-, daß Du eigentlich ein Recht haft, die Jnnehak tnnq meines Versprechens sn erwarten; aber selbst, wenn ich dazu geneigt wäre-es liegen doch llmltiinde vor, die ei illi- den Augenblick eben unmöglich muchenl«—— ? -dnil — und diese Umstände wären's «Da lfi vor Allem mein heiter-J- » «Delien Du seither niemals ander-, als unter dem Elteentitel eines gewissen Wucher eet gedachteftls «Gleichviell — Sein Gewerbe mag nicht den der anständiqlten set gewesen lein, nnd M »--.-— ..--..-- . — ich mtihte lägen, tvenn ich sagen wurde, daß ich eine besondere dochachtung vor ihm ent psiinde, aber er ift doch immerhin mein Va ter. Er leidet an einer unheilbaren Krani heit, und so lange er am Leben ist, briiehte ich's nicht fertig, ihm auch das noch anzu thuni« »Du sbift ein tugendhafter Sohnl Und wie lange hat der würdige Mann mit der unheilbaren Krankheit noch zu leben"?« »Er hat ein Herzleiden von der langwie rigstcn Art. Der Arzt meint, daß er unter günstigen Umständen wohl noch eiu Jahr lang sich damit herumschleppen könne-· »Das wäre siir meine Geduld allerdings viel zu lange! — Und vorher ianu ich nicht aus Dich rechnean »ilnter feinen liniftänden!«« »Wer war denn die junge Dame?« fragte Schule- ,,Jedenfalls se eine Art von Pflege sehwester oder lsousine?« .,Allerdin·qs, aber wie kommst Du zu dieser Fremd-« »Weil ich überzeugt bin-, daß sie es ist, welche Dich zum illiortbriichigen macht. Du hast muthmaszlich me Absicht, sie zu heira then oder etwas dergleichen? Habe ich recht?« »Zum Teufel-ja! Eie hat jahrelang treu auf mich gewartet und ich miifzte ein elend-er Tropf sein, wenn ich sie jetzt um Teinetvegen im Stich lassen wollte.« »Um meinetwillen? —- Pah, mein Lieber, das ist doch nicht Dein lfrnsti Du weißt so gut als ich, daß es sich dabei viel mehr um Deinen Vortheil handelt, als um den meini gen. Ich bin weit entfernt, eine Siefiilliep leit von Dir verlangen, aber ich hatte ge rade ietzt eine vortreffliche Gelegenheit ge habt, Dir und mir mit einem Schlage zu ineichthum und Ansehen zu verhelfen. Ich habe gut vorgearbeitet nnd die Aufgabe, oie Dir zugefallen wäre, hatte in wenig mehr als etwas Schauspielerei bestanden. Aber wie Du willst! Fiir solchen Gewinn bei fo geringem Einsatz finde ich wohl auch einen andern Komödianten!« - Brutto überlegte u. als jener fast schon diel Thüre erreicht hatte, sagte er, ihn zurückhal tend, ntit unsicherer Stimme: »Es thut mir leid, aber ich kann es nun einmal nicht thun, so lange der Alte am Le- - ben ift,und ich fürchte, ich werde auch später wegen meiner Psiegeschwester, mit der ich so gut wie verloln bin, die größten Schrote rigieiten haben, Dir zu Diensten zu sein« »Nun, was das anbelangt, so tviirde sich doch wohl Rath schaffen lassen. Wenn die junge Dame wirklich von so iiberaus strenger Gesinnung ist, so braucht man sie fa nicht eben fik- Vertrauen zu ziehen; jedenfalls liirne es auf einen Versuch an, sich zu arran giren. Willst Du mich nicht übrigens Dei ner Braut vorstellen?« Bruno zögerte, ehe er eine gnftimmende Antwort gab. lfndlich entschlon er sich doch, feinen Bekannten in das Wohnzimmer zu führen; aber an der Thiire hielt ihn dieser noch einmal zuriiet und fliisterte ihm zu: »Hast hätte ich vergessen, Dir mitzutheilem dass ich nicht mehr Schiele, sondern bis auf» Weiteres Franz llhlich heisse. Stelle mich doch gesalligst unter diesem Namen der jun-i gen Dante vor und gieb ein wenig Acht,l das-. Du Dich nicht verplauderst!« ! Wenn der Mann ein empfindliche-§ Ehrge-J siihl gehabt hätte, so wäre er von der liiJlsn Erwiderung, die sein liirnsz bei Oelene fa »s-. sicherlich getränlt worden. Das-« jiiize »Und-« then gab sich wenig Mich-, den W--)enoillen zu verbergen, den ihr seine Erscheinnni ein strikten Auch der Kranke hatte die Autod desselsben nur niit einein Rotifnirken ern der: und starrte nun schweigend und theilninth vor sich hin. Scheinbar zufällig hatte Schiele feiner Platj hart neben jenem Tischchen gewählt auf welchem die Medisinsiaichen und diH Trinlglae des Kranken standen. In dir-er iiae des Zitntners herrschte fast vollständige Tnnlellnit und eI war schwer, die Veto-run gen des dort Sitzenden genau zu beobachtet« Nach wenigen Minuten lautioser St ile ums Echiele aus, um sich zu verabschieden. Werth sarn aus Furcht, dass ihm dieser Enxchiuß wieder leid werden möchte, erhob N) arch» Brutto, unt seinem Beispiele tu soiien nnd ihn-wie er sagte-ein Stückchen Bei-g zu begleiten. J »So gingen sie denn miteinander fort; und wieder blieb der Kranke mit dem junge-: T Mädchen allein. »Was ist es mit diesem Menschen?« fragte er plötzlich. »Er gefiel mir nicht. Es war etwas Unheimliches in feinem Wesen, und ei ne Gesichtsfavbe wie die seinige habe ich nurl ein einziges Mal gesehen. Es war bei einem Menschen, welcher zehn Jahre im suchthaus gesessen hatte! Mich peinigt die Angst, daß Brutto in schlimme Gesellschaft gerathen feil Er darf mit diesem Menschen nicht langer verlehreniss Jhren eigenen Argwohn .zuriickdriingend, suchte Helene ihn zu beruhigen und zugleich trat sie an das tleine Tischchen, unt ihm die Arznei zu bereiten. Sie benutzte das Glas aus welchem der liranle vorhin getrunken! hatte und reichte es ihm, ohne vorher dies wenigen, toasserhellen Tropfen bemertt zu» haben, welche ans dem Boden des Glase-i lagen. s Mit dankbarem Blick setzte der Alte dag; Glas an die Lippen und leerte es in raschen Zügen- Aber die Wirkung Des Tranke-Z wart diesmal eine ganz andere, als geioöhnlichJ Während er mit der linken hand in säher,. lrampshaster Bewegung nach dem llherzen fuhr, schleuderte er mit dir rechten das leere illlas von sich, daß es aus dein Fußboden des Zimmer-I in tausend Splitter zerschellte.» Jn den Zügen seines- aschsahlen Gesicht arbeitete ein hesttger Schmerz. Schaumfloh eten traten aus seine Lippen und ein röchelth des Stöhnen rang sich mühsam aus seinerI Brust. Jn tödtlicher Angst kniete Helenes neben seinen Stuhl nieder, seinen kraftlos; ztcrilelgefallenen ltoPs etnporrichtend und ver zweislungsvoll bemüht, ihm eine Erleichter ung zu verschassen. Aber der verglaste Aus druck seiner ans den eingesunlenen Höhlen tveit hervortretenden Augen, das Erkalten seiner blinde und das pseisende Gcrsusch des immer kurzer werdenden Athems ließen sie fürchten, dass iltre Bemühungen vergebens bleiben würden »Das ist der Tod-· leuchte er. »dils mir, Helene, hils mir, sonst must ich sterben· Geh, schnell, schnell! cole mir den Doltotl Nein, nein, bleib’ bei mir, laß msich nicht alleini« Die letzten Worte hatte der Sterbende vergeblich der Davoneilenden nachgerusen. Der Kranke, der nun allein im Zimmer war, streckte einen Arm von seinem Lager aus und sprach mit matter Stimme: »Delene-—-ich sterbe! Jch weist eg. Du liebst Brunoi Verlaß ihn nichtl DIE mir zu, ich halte Dir etwas zu seinem-« Im Fieber tvahne und im Nahen der Todesstunde glaub te der kranke, Delene sei bei ihm, nnd leisel sltisternd sprach er mit großer Instrenqungs .·»........,-.... ..-.. ..-..... i folgende kurz abgebrochene Worte in die Todesstille des dunklen Ermordet ,,Dai Sprechen wird mir so schwer, — aber ich matsz sprechen, und wenn ich auch hundert Eide geschworen hütteläLBruno ist nicht arm, unsd er trägt keinen verachteten Namen, wie er glaubn-Vor vielen Jahren ——er war noch ein kleines Kind-da kam ein Mann — — oh Gott, Helene, hilf mit! —kneine Kraft will mich verlassen!—Es war ein Franzose, und er gab mir eine große Summe-aber ich mußte ihm mit einem fürchterlichen Eid geloben, daß ich nichts ber rathen wollte, bis an meine Sterbestundei Ich habe es gehalten: aber ich iann nicht mehr-ich isann nicht sterben mit diesem Ge- , heimnis3!——-(Lr muß es ersahren,—Helene, ( daß seine Mutter-eine Fürstin-eine ita lienische Fürstin———daß ihr Name —To-—To- s nie-er ihr liebe — der Fremde weiß Alles; — Testament-schrei(ben—s ucheni —- O — iitott —- ich —- tann —- nicht — weiter-is —— Hörst Du —- eine Fürstin —- eine —- oh, Allbarmhekzigm hils, hilf mii·! disk-— Mit einein ianggezogenen Schmerzensrus fiel er zuriiit, ein letzter angitbollxr Seufzer hob seine Brust: dann gab seine steis aus gestreckte, reginigglosc Gestalt nicht mehr das kleinste Zeichen von Leben. z Nach to nigen Minuten that sich die Thiir aus und Heime betrat in Begleitung ein« jungen Mannes das Zimmer. ,,Hossentlich ist der Ansall inzwischen vorü bergegangen,« sagte Helene, indem sie aus das Lager des Todten zuschritt Ein Blick in das erstarrte Gesicht mit den im Tode ver glasten Augen sagte ihr Alles. Mit einem Angstcns der Verzweiflung stürzte sie vor dem Lager aus die Kniee, sprang dann wie- » der aus nnd bengte sich über das etkaltende lsiiesicht des Todten. Als sie fühlte, daß kein I Athemzug mehr aus seinem Munde kam,! warf sie sich laut schluchzend über ihn hin. »Herr Doktor, « sprach sie dann, die thrä nenfeuchten Augen flehend auf den Arzt rich tend, Jst denn nichs, gar nichts mehr zu machen-? Jst er wirklich todt?« Der junge Arzt hatte sich inzwischen bei dem Leichnam zu schaffen gemacht. l »Es ist vorüber; er hat ausgelittenlss sagte er. »Aber dies jähe Ende überrascht mich nicht wenig· Erzählen Sie mir, wie ist das Alles gekommen?« »Die Shmtome,welcheSie mir da sagen,« sagte er, nachdem ihm Helene Alles-, was sie gewußt, ersählt hatte, »sind ganz ungewöhn lich bei seiner Krankheit, und man könnte dabei auf die wunderlichsten Vermuthungem tommen We che Nahrungsmittel hat Jhr Lukel während der letzten Stunden vor sei nem Tode zn sich genomtnen?« »Nichts als die Medizin, Herr Doktor« welche Sie selbst ihm ver-ordnet haben.« » ,,t’)tn .—-und wer hat ihnt diese Meditiu gereichtiss »Ich selbst, Herr Taumel-Er empfing nie etwas ans anderen Händen, als aus den tueinigen.« »Sind Sie dessen ganz gewisi?« »Ich vermöchte einen lfid darauf zu lei sten, denn ich hahe die-«- Zinttner seit heute Morgen nicht herlassenl« »Und erinnern Zie sich noch, wie viel Tropfen Sie in ein Was Wasser gahcn?« »Ist-hu bis fünfzehn, wie Sie es verschrie den hatten. Jch verfuhr dabei mit der größ ten «llengstliehteit!« ,,·Eeltsaml Erktsatulss wiederholte der Arzt. »Weil-sit Sie tnir nicht geiälligft das lktlas zeigen, welches Zie zu eht benutztean »Das vermag ich nicht, denn es entglitt der Hand desLnle15, als er dett Trank su sich genommen hatte, dort asn Boden lie gen noch die Schattenb Ter Toltor fah das junge Mädchen einige Selnnden scharf und prüfend an, aber die nnaetrnbte Unschuld nnd Unbefangenheit ihrer kziiae ninszte wohl aui der Stelle den nngehenerlichen Verdacht zerstreuen, welcher Für einen Moment in seinem Meiste aufge: taucht war, dann sagte er einige triistende Worte und ging, noch in der Thiire mit Brutto zusamtnentreffena der in ziemlich iihler Laune von seinetn Spaziergange heim kehrte. Er versärbte sich zwar ein wenig, als er erfuhr, toas in seiner Abwesenheit geschehen war, aber es war doch mehr Ueber raschung als Schmerz, nas sich in seinen Mienen onst-ragte Auch gab er sich lelne Mühe, eitle Betrübniß zu erheucheln, die er offenbar nicht empfand Als Helenes Thränen gar nicht siegen wollten, legte Brutto seinen Arm um ihren Nacken und sagte statt allen Troste3: »Warum toollen wir uns- init nnniitzem litriinieu plagen, lieber Schatz! Wohl ihm, daß er’5 überstanden hat und von monate langen Leiden verschont geblieben ist« Da sein Leiden doch einmal ein unheilbares war, konnten wir ihm taum etwas Besseres wünschen, als einen baldigen Tod. Darum weine nicht, und last uns lieber an unsere Zukunft denken!« »Hier itn Angesicht dieses Todten ?——Nein, Brutto, ich vermag in diesem Augenbliel keinen andern Gedanken zu fassen, als den an unsern Verlustl» »Diese Trauer macht Dir sa alle Ehre,« sagte er niit einem schlecht verhaltenen An flug von Ungeduld, »aber eine einzige Frage tvirst Du mir vielleicht trotzdem beantwor ten lönnen. Jch habe nicht den Wunsch, hier in diesem kleinen elenden Nest zu ver sanern. Auch wird es mir schwer werden, hier mein Fortlommen zu finden, und die Hinterlassenschaft meines Vaters ist sicherlich nicht gros-, genug, dasz ich als Rentier davon leben könnte. Ich gedenke in die Haupt stadt iibersusiedelm Witrdest Du mir dahin solgen".« Brutto liißte sie ans die Stirn und griss dann hastig nach seinem Oute, uni, tvie er sagte, sogleich die nöthigen Vorlehrungen fiir oag Begräbnis; seines Vaters zu»«trcsieii. issJ utar nur ein Zufall, das; ihnt in un mittelbarer Nähe des Hauses sein Freund Zehicie abermals begegnete. Jtn leisen und eiseigen Gespräch gingen sie nebeneinander her, und als sie endlich vor der Thiir Les lESasthoseZ »Zum grilnen Bau1n«, iti welchem Heer Franz Uhlich logirte, stehen blieben, sagte Brutto: »Ich wiederhole Dir, dasz ich nur dann nieinc vZustimmung gebe, wenn Helenc sich bereit finden lässt, mich zu begleiten. Sie braucht nichts von unseren Plänen zu wissen; aber ihre Nil-he kann ich unter keinen Umstän den entbehren-« «Meinettoegen,« gab der Andere gleich miitbig turiieb »Sie kann vielleicht einmal nutxlich sein, ohne dass sie selber eine Ahnung » davon hat,——-und wenn Du ihrer überdrüssig - wirst, toird sieh immer ein Mittel finden lassen, sie aus dem Wege zu schassen. Wenn i Du nur Mann genug bist, auch ihr gegenili’ bee reinen Mund zu haltenl« » »Mache Dir darum keine Sorge! —- Ue brigens weist ich setzt sa vorläufig selbst noch nicht einmal, was ich hier verrathen könntes «Du wirst es zeitig genug ersahreni hast T Du während Deinei Aufenthaltes in Frank reich jemals den Namen eines Mai-qui- du Verdy giehörti« »Allerdinng!« erwiderte Vermo. »Man spricht in Marseille von ihm als von einem der reichsten Grundbesitzer.« »Nun wohl! Traust Du Dir Geschick ge nug dazu, ein paar Wochen oder Monate lang in der Hauptstadt aufzutreten,—var ausgesetzt, dasz man Dir die Mittel gewährt, während dieser Zeit wirklich als Grand feigneur zu leben, — daß man Dich mit genügenden Legitimationen versieht und Dir auch sonst alle immer nur nöthigen Unterstü tzungen zu Theil werden lilsztiM »Und wozu soll diese Masterade dienen?« »Das bliebe voriäufig noch mein Geheim niizl Vorläufig verlange ich eine Antwort aus meine Frage: Traust Du Dir die erfor derlichen Fähigkeiten zu?« »Ich glaube wohl! —- Aber die haupt sstädtitsche Polizei hat scharfe Augenl »Pah! —— Jch sagte Dir sa, das; man Dich mit dcn erforderlich-n Papieren ausriisten wird-« »Mit gesäkschten Papirren natlirlich?« »Nein, mit unanfechtbar echten Datu menten!« »Wie bist Du in deren Besitz gelangt?« Tag ist nicht Deine Sorge, mein Lieber-! ----Je weniger Kopfzerbrcchen Du Dir machst, desto angenehmer wird Deine Ausgabe sein!« »Gut! Wir werden nach der Beerdigung meines Vaters weiter darüber reden! — Der arme Alte! Noch vor einer Stunde hätte ich mir nicht träumen lassen, daß es so rasch mit ihnezu Ende sein würde! Das Schick sal selbst ist Deinen Wünschen zu Hilfe ge kommen, Schielel Doch nun lebe wohl! Es wird Zeit, daß ich das Begräbnis bestellel« Er ging. Um die breiten, wulstigen Lip pen des Zurückbleibenden aber zuckte ein höhnisehes Lächeln, und mit einer gewissen teuflischen Selbstzusriedenheit murmelte er vor sich hin: »Der Einsatz war vielleicht etwas hoch siir diesen Gewinn; aber ich mußte wohl dem Schwachkon zu Liebe ein wenig Schick sal spielen und hanidelnd eingreifen. Er ahnt ja nicht, wie unentbehrlich er mir siir meine Komödie ist« 2. K a p i t el Aus dem prächtig eingerichteten Garten salon eines der vornehmsten Häuser der Re sidenz klangen heiter plaudernde Männerstint men und silberhelles, sorgenloseg Frauenbi ehen. Der hohe und luftige Raum war in ein improvisirtes Künstler - Atelier um gewandelt. Auf Tischen und Sesseln lagen eine Menge non Traverien aus schweren kostbaren Stoffen, von seidenen und sammet- , nen Kostltmem während eine lange Tafel. vollständig mit Kostiimbildern und Kupfer stichen bedeckt war. An der einen Schmal seite des geräumigen Saales befand sieh einel Bühne, von welcher eben einige in prächtigei venezianische Nostiime gekleidete Damen und Herren herniederstiegen, um sieh mit der kleinen, sum Theil ebenfalls kostiiniirten Ge- » sellschaft im Saale wieder zu vereinigen Jnmitten einer eifrig plaudernden Gruppe, die bunt genug aus venezianischen Patri-l zieren, tnittelalterlichen Tronbadours und ganz modernen preußischen Ofsizieren zu sammengesetzt war, stand hochaufgeriehtet ein sel)lanier, aus-nehmend wohlgebauter Mann von etwa achtundzwanzig Jahren. lsin langer, seidenweicher, goldblonder Voll bart, welcher weit libcr seine Brust herab wallte, gab seinem ganzen Erscheinung et was Recienhaftes und Achtung gebietendes, während die Weichheit seiner edel gebilde ten lttesichtsziige, die beinahe frauenhaft satte Wölbung der Stirn nnd der sammetartige liilanz seiner grossen braunen Augen selbst dann auf den ersten Augenblick den Künstler verrathen haben wurden, wenn die Art sei ner Litendung und Haltung nicht deutlich genug fiir diesen Stand gesprochen hätte. lsr hielt einen Kupferstich in der Hand, wel cher ein als Meisterwerk bekanntes liiemiilde wiedergab, und erläuterte den llmstehenden mit ungemein weichcr und klangnoller Stim me die Stinrniungen und seelischen Vorgän ge, welche der Meister in einigen der darge stellten Figuren habe zum Ausdruck bringen wollen. i Ter tleine Vortrag erlitt eine Unterbreck)-s ung durch das Hinzutreten eines alten Herrn mit lurzgeschnittenem, schneeweißemj Haar und inartialischem Schnurrbart von' der nämlichen Farbe. Trotz seiner Zwil tleidnng belundete der Greis-, der von allen Anwesenden ntit ganz besonderer Augzeiclys nnng und Hochachtung behandelt wurde, in jeder Bewegung den Soldaten, und es warens ja auch in der That erst wenige Monate vergangen, seitdem der tstenerallieutenanti Graf Holzhausen wegen eines zeitweilig mit·v großer Hestigteit auftretenden Gichtleidensi trotz des wisderstrebenden Bedauerns seines« obersten Kriegsherrn den Abschied genontmens hatte. Die blühende Farbe seines« kühn geschnittenen, männlichen Antlitzes und der jugendliche Many seiner adlerscharsens Augen waren indessen Zeugen einer nochk iunner ununterbrocheuen Rüstigkeit, undi sitt diese Rüstigkeit zeugte auch die lebhafteE und unermüdliche Theilnahme, mit welcher. er heute der Probe zu einer ganzen Neihej von lebenden Bildern gefolgt war, mit denenl seine litäste demnächst bei einer grossen Soi-" ree unterhalten werden sollten. Man be trachtete diese Soiree, zu welcher auch ein Theil des Hofes erwartet wurde, als eine der hervorragendsteu gesellschaftlichen Ewig-· nifse der ganzen Saison, und die jungen Damen und Herren des hohen Adels der Re- I sidens sahen es als eine Auszeichnung an,« zur Theilnahme an den lebenden Bildern ein«-« geladen zu werden Dasz dieselben aus das Großartigste ge lingen würden, verbietet-te der Name des Malere» welcher das Arrangement übernom men hatte. tis war Professor Ternbera, trotz seiner Jugend einer der anaesehensten Künstler des Landes und der nämliche statt liche blondhaarige Mann, welcher eben von dem sovialen Herrn des Hauses, dem Grasen Holzhaufen, mitten in seiner tiinstlekischen Anseinandersetzung unterbrochen wurde. «Ver3eihnna, lieber Professor, wenn ich störe!« sagte der alte Herr- ,,Abier ietj habe· etwas an Ihren lebenden Bildern ausznsetzen, und als alten Kaballeristen treibt’s mich zur Attaque, wo ich den Feian zu Gesicht bekom me. Jch erkläre Ihnen also im Namen der Damenwelt, welche zu unserer Soiree ver sammelt sein wird, daß Jhren Tableaux eine Hauptsache, eine entscheidende Oauptsache fehlt, und dass Sie uns um den Effekt brin gen, wenn es Ihnen nicht noch gelingt, Ab hilse zu schaffen« »Noch dieser langen Rede, Ereellenz, btn ich allerdings ans etwas ganz Außer-ordent liches gesaß1,« versetzte der Maler lächelnd, »aber ich verspreche im vornhinein, daß dem Mangel abgehalten werden soll, sofern es in Mchensräften steht Was Us- III den Silvani ,,Sie selbst fehlen ihnen, Berehrtestert E- ist durchaus nicht genug, daß Jht wohl thätiger Geist über dem Ganzen schwebtl Wir wollen uns auch an der schönen Hülle dieses Geistes erfreuen und wollen Sie selbst als Siegfricd, Lohengrin oder Arminisns bewundern. Jch fordere also noch ein wei teres Bild, welches Sie nicht nur stellen, sondern in welchem Sie auch stehen sollen!« Aus der Mitte niahm jetzt eine schöne Dame mit ii«bermiithig blitzenden Augen und aller liebsten Griibchen in den Wangen statt des Malers das Wort: »Ach, Papa, wie garstig! Nun hast Du dem Professor und Egon und mir die aller beste lleberraschunig verdorben. Wir haben ja noch ein Bild, aber ihr Alle solltet es erst im letzten Augenblick zu sehen bekommen, denn es hat eine ganz besondere Bewandtnis damit!« Sie schlug ein helles lustiges Gelächter auf, als man sie von allen Seiten mit Bitten Um nähere Erklärungen bestürmte, nnd beiheuerte einmal iiber das andere, das sei ein Geheim uisz , von welchem nur der Professor selbst den Schleier heben dürfe. Als aber der Künstler ringsuin anf das heftigste bedrängt, in lo mischer Verstoejflung seine Einwiiligung zu weiteren lfnthiillnngen gegeben hatte, ließ sie sich endlich herbei, zu erzählen, daß es des Professors neuestes, eben erst dollendetes Ge miilde sei, welches man darstellen werde und das; der Maler-, ihr Bruder Egon und sie selbst die Mitwirkenden seien. Wenn damit auch zu allgemeinem Ergötzms das lange gehütete liteheimnisz preisgegeben war-, so wollte sich doch Komtefse Elsa Holz haufen—-so wurde die tiberniiithige junge Dame von den anderen genannt-durchaus nich-i dazu verstehen, das Bild vor den neu gierigen Augen der Gesellschaft zu probieren und unter allerlei Schergen und Neckereien sah man sich endlich genöthigt, darauf zu verzichten und der Einladung des Haus herrn zur Einnahme der im anstoßenden Sa lon servirten Erfrischungen Folge zu leisten. Nur die drei Personen, welche jenes viel er wähnte lebende Bild zus stellen hatten, baten um die Erlaubniß, etwas später folgen zu dürfen, weil noch Einiges hinsichtlich der Kostiime zu besprechen sei, und so waren nach Verlauf weniger Minuten die beiden Kinder des Grafen mit dem Maler allein. Graf Egon war Premierlieutenant in einem der vornehmsten Gar-de -Kavallerie Regimenter, ein eleganter, schneidiger Offi zier, dessen Gesichtsbildung auffallende Aehn lichkeit mit derjenigen des Vaters zeigte, wenn seinen weicheren und etwas blasirten Zügen auch der Ausdruck von Energie und Strenge fehlte, welcher jenem ein so charak istisches, manhaftes Ansehen gab. Er hatte offenbar nur ein mäßiges Interesse an den kurzen Erklärungen, mit welchen der Profes sor die Vorlegung einer kleinen Farben stizze seines Bildes begleitete, um daran die Beschaffenheit der dem vierzehnten Jahrhun dert nachgebildeten Kostüme zu erläutern,. und endlich sagte er in liebenswiirdigstem, wenn auch etwas gelangweiltem Ton: »Wisscn Sie, berehrtester »Herr Professor, ich verstehe von all’ diesen schönen Dingen so wenig, dasz Sie 1:-."..h Zu großem Dank verpflichten würden, wenn Sie mir den Anzug einfach nach Jhren Intentionen an fertigen lieszen und auf meine eigene Mit arbeiterschaft nur insoweit rechneten, als ich eine bestimmte Stellung einzunehmen und meinem litesirht——so weit meine ntitnisehen Talente reichem-seinen bestimmten Ausdruck zu geben habe! Nur dann sind Sie siehet-, das; Jhnen meine llngeschicklichieit nicht ir gend etwas verdirbt.« Ter Professor versprach lächelnd, diesen Wunsch beherzige-n zu wollen und machte nur noch einige kurze Andeutnngen liber die in der Stizke theilweise nur flüchtig ausgeführ ten Partien seines Bilde-J. tsrs f«ellte ein junges Liebespaar in reicher, hiisischer Tracht dar, das von einem minder glücklichen Ne benbnhler belauscht und überrascht « wird und der Eindruck auf die Zuschauer mußte ohne Zweifel ein sehr bedeutender sein, wenn es gelang, allen drei Gestalten jene frapuante Lebendigkeit des Ausdrucks zu geben, welche sie schon auf der Siizse des Meisters zeigten. Den zn den Füßen der jungen Dame hinge streckten Liebhaber hatte Graf Egon darzu ftellen, während sich der Professor die Figur des Nebenbuhlers vorbehalten hatte. Fortsetzung fobgt. Die Bauarbciten am lliaiser Wil helm-Denkmal auf dem Kyffhäuser nehmen rüstig ihren Fortgang. Die große Ringters rasse von 325 Fuß Durchmesser ift fertigge stellt, ebenso die von Eckthilrmchen flanlirten3 in diesem Jahre sollen die Arbeiten etwa bis zur Höhe des Reiterstandbildes fertiggestellt werden. Jn etwa vier Jahren hofft man das ganze Bau-wert zu vollenden. Ohne die der Fernwirkung des Tienkmats noch zu Gute tonuncnde Ringterafsenhöhe, wird das Ganze eine Höhe von 208 Fuß erhalten, also 16 1s2 Fuß höher, als die Siegesslinle in Berlin und doppelt so hoeh als das Ruder-wald denttnal sein. Das Reiterstandbild wird etne Höhe von ZZ Fuss l)aden. MS Vollma terial wird der aus der Stelle selbst und in deren nächster Nähe gewonnene tvetterseste Kysshäuser - Sandftein verloendetz die Fi guren werden in Kupfer getrieben. Das Innere des Thurntes erhält eine mächtige iibertvölbte, hell erleuchtete H-«ille, die als Versammlungs-faul benutzt werden kann usnd in der die Tenltnals - Modelle Aufstellung finden sollen. Zum Zinnentranz des Thur mes wird eine steinerne Treppe stil)ren. Der Erbauer des Dentntals ist Architekt Bruno Schutitz in Berlin, das Reiterstandbild und die Nebensignren werden von dem Bild hauer E. Onndrieser in Charlottenburg her gestellt Ein uralter indianischer Steinbruch, in welchem die Rothhäute ilir Koch- und Eszgeschirr ans Speastein ansertigten, ist in Br ist o l, Conn» aus einein Grundstück entdeckt worden, aus dem man llirzlich einen Stall errichtet hatte. Beim Ausschachten des litrnndes silr einen nachträglich unter - dem Gebäude herzustellenden Keller stießen die Arbeiter aus eine Specksteinader und in die ser aus einen Gang, in welchem eine ganze Reishe erst halbsertiger, noch nicht von ein ander getrennter Eszgesäße aus Speckstein gesunden wurden. Außer diesem giebt et östlich von den Felsengebirgen nur noch in Rhode Island und in West-Vitginien se einen derartigen Stein-bettel) mit Spuren in dianischen Steingeschirrs. Die Bristoler Specksteinader läust in der Richtung von Nord nach Stiv durch ganz Connecticut. Jn C a nto n, O» starb Win. McKinle Sr» der alte Vater des Gouvernean Mc Kinley von Ohio. Die ganze sat mllie war am Sterben-get versammelt