Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, November 11, 1892, Image 3

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    W« »zw
Jst in Wortlaut-, Orkan-» der bei
tülnule Forscher Lieulenant l
i
i
Schwanku.
Eine allzufkatke Losis Leindannnyf
das er gegen ein Leiden j
brauchte,
Führle unzweifelhaft den Ton diese-g
verolenten Mannes
herbei.
Aus Poetlaim, Oregon, kommt die tran
rige Nachricht von dem Tode des Lientenant
Frederiek G. Schmollt-, des bekltbmten Füh
kekg der lFxpedition, die vor Jahren auszog,
um nach der Sir Joyn Franklin’schen Ex:
pedition zu suchen
iik wurde am 2. November früh 3 Uhr
von einein Polizisten auf der Straße gefun
den. Reben ihm lag eine halbgelecrke Isla
fche Landannnk isr befand sich im Zustande
ver Betäubung nnd tourde sofort nach dem
St. Ghaties Qotei gebracht, too man ihn
auf einen Stuhl setzte. Zuerst tourde ange
nommen, der Lientennnt sei betrunken, als
es aber immer schlimmer tout-de, brachte man
den Kranken nach dem Barmherzigen Sa
tnariterhospimi, wo er trotz aller angewand
ten Mittel nach wenian Stunden starb.
Schloqtka hatte seit Jahren am Magen ge
litten nnd pflegte zur Lindernna seiner
Schmerzen Landanntn in kleinen Quantitä
ten, gewöhnlich 15 bis Z« Tropfen, tu neh
men. At- Ubend vor feinem Tode hatte et
wieder über heitige Manenfchmerzen geklagt
Er ging in eine Apotheke und forderte zwei
Unzen Landmann Der Avotheler fragte,
ob er ein Recevt habe. Schtoatla verneinte
die Frage, sagte aber-, er könne eines fehreiben,
da er frlbet Medlsiner fei. Daraufhin gab
ibm der Avotheler das London-um« Sehn-at
la ging weg, besuchte einen politischen Clnb
und wurde nicht mehr gefehen, als bis er
halb bewußtle auf der Straße gefunden
wurde.
Tr. Niellin, ein intinier effreund des Ver
storbenen, fagte: »Ich fdeifte geftern Abend
mit been Lieutxnant nnd verließ ihn gegen
7 Uhr. Er war bei guter Laune, llagte
aber über Magenfchmerfetn Seine Aus
sichten litt die Zulnnft waren gut. Er hoffte
in Milde Abweichungen zu Ende zu bringen«
die ihn nach Merieo führen follten, um mit
einer niexieanifchen Landgefellfehaft in Ver
bindung In treten. Geftern Abend wollte
er in einer politischen Versammlung reden,
das Programm wurde jedoch abgeändert
Im Laufe des Abends fah der Avothelek
W. E. Pullman den Lieutenant, der ihm
fagte, fein Magen mache ihm viele Schmer
3en, er habe aber Laudanum genommen
und befinde sich viel besser. Genaue Nach
fvrfchungen ergaben, daf- Sehwatla nichts
getrunken hatte. Seine intimen Freunde
behaupten, er habe keinen Tropfen Whigleh
getrunken, feitdetn er fieh vor etlichen Mona
ten einer Kur in Port Totvnfend unterzog.
Schwatla lam im vorigen Mai ans dem
cften und lief; feine Frau und eine fecht
Jcthre alte Tochter in Rock Island, Jlls.,
bei deren Eltern streitet ist ging nach Coob
Bat-, dann nach dem Sand und machte eine
kurze Reife nach Alaska. Später unternahm
er eine Vorlefetour durch den Nordweften
und lehrte am 25. September nach Portland
zuriieL Dr. Wheeler erklärte, daf- der Dien
tenant an einer zu großen Dofis Landmann
geftorben fel.
Fr. Sehtmtla war ji«-m in Miene-, Jll»
geboren und lam ist«-Z mit feinen Eltern nach
Oregon. 1867 bezog er die Endettenfehule
in Weil Point. Von 1871—lsi78 diente er
in der Bundesrat-allerle, dromovirte auch als
Arzt und Advolat. Von lRTsi---lt700 leitete
er die Erdeditiom welche nach der verschone
nen Polarforschungggefellfchaft Sir John
Franllins auszog. ·
Eine zweite Ervedition fiihrte ihn im
Auftrqu der Bundesregiernng nach Alaska,
unt den Anton Fan zu erforfchen. Weitere
Berühmtheit erntete er, als er 1889 im nord
lichert Meriro die Wobnftötten der hohlen
betvohner erforfchte· Jnfwifchen war feine:
Gesundheit durch die vielen Sirup-im die!
er auf feinen gefahrvollen Fahnen erlitt,
untergraben worden.
--——-——-—-———————— l
Ttu Saturn-legen
Das Volksvueh vom Tili Eulenspiegei,
dessen aiteste bekannte Ausgabe vom Jahr
1513 sich itn Besitze des Britischen Museum zu
London befindet, ist wie der Reine-te Fuchs
heutzutage in aller Decken Uander bekannt.
Ursdritngiieh, wahrscheinlich Miss, in nie
der-deutscher Mundart abgesaszt, wurde es
ini Hause der Jahrhunderte nach einander
ins Dochdeutsche, Niederlandische, Franzö
sischr« Lateinischa Tanische, Politische,
Englische, Böhmische, und Schwedisehe liber
setzt. Die meisten Nationen haben mit den
Sehn-ankern die dem beiden des Buches
vom Volke anaediehtet werden, auch seinen
Namen übernommen Der seidstbewuszte
Franzose allerdings machte sich ihn bald
munidgererht, als »Bei i'Esdiegle,« während
John Bull den .Eulefpiegie« in einen
Mr. .dowlealas- verwandelte. Bei die
sem wahrhaft eurapiiischen Muse unseres
Landsmannes aus Kneitlingen in Braun
schiveig erscheint es unt so wunderlicher,
dass til-er die Bedeutung seines Namens un
ter den Sprachgelehrten eine Uchereinstiw
munq noch immer nicht erzielt worden ist.
Frither nahm man an, dass .Eulenspiegels
ein Beinarne sei, den das Uoit einem lusti
hen Landsahrer Till gegeben habe; und man
versuchte, diesen Veinamen symbolisch in
den-ten- Noch Bilmar und Kluge behaup
ten, dass das Wort bildlieh zu nehnmi sei
und aus der im M. Jahrhundert gebräuch
lichen Nedensart beruhe: Der Mensch er
kennt seine Fehler evenso wenig, wie ein
Isse oder eine Eule, die in den Spiegel
sehen, ihre eigene hastiichkeit erkennen-!
Dast diese Erklärung höchst gezwungen ist«
wird sedem Unheiangenen einleuchten. Bei
wein das Volk Pathe steht, der erholt einen
Namen, den man ohne Sprichwdrterlekita
verstehen kanns
Inzwischen sian nun verschiedene Ve
leae siir das Vorkommen eines Geschlechts
nontens Gutes-spiegel neiget-rathe Co wird
uns aus dem Jahre 1481 gemeldet, dass ein
Hause Ullenspeigele von dem Osterwolde
nor l voder sole 12 sch.« erhalten habe.
Daher diirste es am nächsten liegen, auch
unseren Stil als den tviirdigen Sprossen
Eis-m- Wlle .s-cntmirise·k«« cui-Wu
der seinen ererdten Rennen später sie so
bot-en Ehren brachte, das er heute an Glanz
nur nach von den sschildbiirgetns til-er
trvssen wird. Damit ist viel gewonnen;
denn die Erklärung des Eigenthümer
,,Eulenspiegel« oder wie er auf nieder
drutsch lautet: »Uienspiegei,« ist schon
leichter. Wie jeder Kenner der deutschen
Literatur im 14.nnd15, Jahrhundert
weis-, wurden um diese Zeit zu Familien
nninen besonders häufig Jmperativbiidnm
gen verwendet. Aug der Literaturgesri)ichtg
stnnde ist wohl noch Peter Suchenwirt in
Alter Erinnerung der Verfasser mehrerer
lehrimster und historischer Tedichie un
l40iu Wie dem ersten Träger dieses
Namens, vielleicht wegen feines anzuhän
sigen Kneivenbesuche5, von der Straßen
sugend einst nachgerufen sein muß: Such
den Wirth! so ist auch der Ahnherr der
Titienspiegel sicher einmnl nngeherrscht: Ui
den Spiegel! Aber wag haben wir damit
gewonnen? Statt eines unverständlichen
Wortes nun deren drei! Kein Geringerer,
ais Jah. Heini-. Vosz biist uns ans der
Noth. an seinen Anmerkungen zum
»Siebenziqster Geburtstag-« schreibt der
Dichter: »Uhien heißt bei 1Ins:rnit der
Uble, dem borstigen Wandbesen, Staub
und Spinnengetnebe abfegen. Kiovstock
schreibt Eule, weiches dem Hochdentschen
nicht verständlichet ist und kein Handlungs
tnort »mien- zuläßt Die »Hu-ideale
wird auch heute noch mancher Hausfrau!
ais Beteichnung des Handbeseng beiannt»
sein. Ui den Speegeii würde demnach;
heißen: Putz den Spiegel!
Das Keiieliviel in Rusti· nd.
! Zu den mancherlei Dingen, welche deut
sche Kolonisten nach Ruszlansd verpflauzt ha
ben, gehört, wie matt uns schreibt, auch das
jltegelspieh das in Petersburg ganz heimisch
igetvorden ist und sich namentlich der Gunst
sder Lssiziere erfreut, die es besonders im
Itzager sehr eifrig pflegen-Es sithrt im Za
renreieh den echt russischen Namen Kegli.
Aber der Rasse, versteht es nicht, sich an dem
.lriistigen und gesunden Spiel selbst allein
zu ersreueu. Es hat siir ihn erst dann den
rechten Reiz, wenn es sieh gleichzeitig um
einen hohen Einsatz dabei handelt. Unge
toöhulich hoch tout-de zu Zeiten des Kaisers
Nikolaus in der Petersburger Garde ge
spielt, trotz der strengen Strafen, mit denen
der ;«;ar.die Mitasipieler zu bedenken pfleg
te. Die grösste Summe aber, die toohl liber
haupt beim Kegeln verloren ist, hat der
Sohn jenes alten Jakobletv zugesetzt von dem
seiner Zeit berichtet wurde, daß er das jetzige
Winterpalais mit Eisenbleeh gedeckt hat und
in der Gunst des Kaisers Nikolaus sehr
hoch stand. Lieutenaut Jakoblew, der im
Gegensatz zu seinem Vater- Vater und Söh
ne! ein wüster Lebemaun war, verspielte
im Jahre 1840 aus der Kegelbahn an einem
einzigen Nachmittag rund eine Million Ru
bels iss toar unmöglich, dem Zaren das zu
verheimlichen· Nikolaus toar ausser sieh vor
isntriistung und lieh den jungen Ver
schtoenderfsasort aus der Lilte der Armee
sinke-J « Aber der Alte that ihm leid und
er sandte deshalb zu diesem einen Adjutam
ten, der ihm die Strafe io schauend als
möglich ntittheilen und den Alten zugleich
der dauernden Gnade des Zaren versichern
sollte. Der Adintant sand Jakobietv an sei
nem Arbeitstisehe iiber den Büchern sitzen·
Er übermittelte ihm den Gruß des Kaisers
und riiekte dann mit seiner liugliicksbotsehast
heraus, dass der junge Jakobleto seine Ent
lastung bekommen habe. Wie vorn Schlage
gerührt sank der Alte in den Lehnstuhl zu
rück. Endlich rasste er sieh aus, und zitternd
und den kaltei Schweiß aus der Stirne stag
te er: »Um Gottes-willen, tuas hat er ver
brochen7« Der cssizier erzählte den Vor
sall von der verlorenen Million. Da schöpf
te der Alte ties Athen« trotknete den Schweif-.
und sieh erhebend, sagte er: ..s·tottlob, dasz
fes nur das ist! Jeh glaubte Wunder, was er
verbrochen habesslber meinem Sohn so
hart zu strasen um solcher Kleinigkeit wil
)len!« Der Alte wurde damals aus achtzig
sMillionen geschätzt Der Nikolaus liesz die
Bahn abbrechen: beim Abschied des jungen
iJakobletv verblieb es.
Wandern-eigen eines Sarges.
Man schreibt aus Floren; unterm l7. Lit.
Das hiesige Staatsaesängnisz, welches sruh
er das NonneitIloster Ean Teresa war, wird
qegenusariig in ein kiuchthaus utngebaut.
Die ehemalige Klosterlapelle ist sur einen
Arbeitssaal bestimmt, und Inau hat besj
reits mit dem hierzu nöthigen Umbau be-?
gonnen. Dabei stiesi niau unter dein steisi
netnen Fußboden der Kapelle aus ein Grab,’
in welchem, wie sich herausstellte, die irdi
schen Reste ber Prinzessiu Violante Beatrice»
von Bayern ruhen. Dieses liirab hat seine’
Geschichte Die Prinsessin Violante war mit»
dem Kronprinzen Ferdinand von Toskana,
dem Sohne Casimo des dritten vermählt.
Die Ehe war eine sehr unglückliche Kron-·
prins Ferdinand starb, ohne den Thron
bestieaen zu haben, und seine liiemahlin
vermochte sich so wenig mit seinen Andenken
ausjusöhnem daß sie im Tode nicht neben
ihm ruhen wollte, sondern bestimmte, man
solle sie in der Kapelle des Klosters San
Teresa beisetsen.
Als die Prinzessin im Jahre 1731 starb,
wurde ihrem Wunsche Rechnung getragen,
und ihr Grab blieb bis sum Jahre 1810 un
gestört. Unter der napoleonisehen deresehast
aber wurden die Klöster aufgehoben, und
damit die Gebeine der Prinzessin vor seder
Einweihung bewahrt blieben, ordneten die
skansösisehen Behörden die Uebersllhrung
des Saraei nach der Basiliea di San Lo
renzo an, wo er in der Grabrapelle der
Medielier beigesetzt wurde. Es kam die Ne
stauration, die Klöster wurden wieder aus
getham und die Nonnen von San Teresa
verlangten den Sarg der Prinsessin Violante
zur-lia- Jhrem Wunsche wurde stattgegeben.
Bei der erneuten liebersiihruna der Leiche
nahm man wahr, das- das Grab der Prin
zessin geschansdet worden sei. su- dem
Sarge waren alle Schmuckaegenstiinbe ver
schwunden, insbesondere wurden zwei gol
dene Medaillont und ein lostbares Kreuz
vermißt, Geschenke einer badischen hersogin
an die Peinsessin Violantr.
Weniae Jahre später wurde das Gebli
berioatbum Tosecma dem Kbninreiche Ita
lien einverleibi, das Kloster-Sau Teresa
wurde artig-haben und in ein Gesananisz
verwandelt Die italienischen Behörden,
weniger ritasichtsvoll als im Jahre 1810 die
sranibsischm, liessen das Grabaetvbkbe der
Veinsessln summieren schassten den Grab
stein bei Ceiie und flimmerten sich lm Ue
Wen nicht weiter um« den Steg der dayeris
schen Pttnsesiim Erst in dieer Tagen hat
man ihn, wie Eingangs erwähnt, wieder
aufgefunden. Es find natürlich Zweifel da
rüber entstanden, ob der Arbeitssaal eines
Zuchtbaufes die rechte Grabitätte für die un
glückliche Wittelsbacherin« fei und in den
fiorentinifchen Blättern wird dem Wun
fche Ausdruck gegeben, der Sarg Violante'5
möge endgültig in der Grabkapelle der Me
diriier beigesetzt werden- Die zuftändige
Behärde scheint indessen vor den Kosten zu
riickzufcl)recken.
Ein Rseicnstconeuh
Zu einem Monfter-Coneert zum Besten
Hamburg-Altonag hatten sich kürzlich die
dreiunzivanzig Mufileorps des ltlardeeorps
im Zoologifchen Garten in Berlin zufam
inengefunden. Das wohlthätige Berlin
hatte sich in hellen Schaaren eingefunden,
und Zehniaufende promenirten in der war
men, sonnenilaren Verbillqu Der präch
tige Garten war bis in seine verstecktcften
Winel musitdurchllnngem die dreiund
zwanzig Mnsiltorps hatten sich zn sieben
großen Lrcheftern vereinigt, die in den bei
den Padillons an der Oanvtpromenade, auf
der Rampe vor dem Pavlllon, am Ufer des
großen Geflügelteiches, an der Promenade
hinter dem großen Raubthierhanfe, an der
Waldfchiinte nnd auf der Anhöhe gegenüber
dem neuen Affenhaufe poftirt waren und
in muri Zonen-« gleichzeitig eonzertirten
Befchauliche Winlel gab es im ganzen Gar
ten nicht, und die fonft an ungestörte Ruhe
gewöhnten Affen und 6tazellen, Pelirnne
nnd Auerochsen wußten wohl taum, wie ih
nen im Abendtrubel nnd Tropetenge
ichmetter geschah. Das musikalische Pro
gramm tvar ebenso abwechselngsreich wie
die Voltgmenge und die Herbsttoiletten rings- »
um· Die Unisorm war sehr start vertre-«
ten, Ossiziere aller Wassengattungen, auch
herren aus dem iaiserlichen Militiircabinet
waren zur Stelle. Allgemeinste Aufmerk
samkeit erregten zwei von (iiarde-Dragonern
slanlirte ungarifche Reiterossiziew jeden
’sallg Theilnehmer an den Distanjritt Der
lgrosze Momentses Abends kam erst, all
Lnach Absolvirung der musikalischen Einzel
prograrnme die gesatnmten Musiltorpg in
Stärke von 750 Mann sich um das haupt
orchester am großen Teich gruppirtem wo
ein in deutschen Farben drapirteg Meigen
tenpodium ausstaqte. Armee-Musikin
eient Rossberg betrat 20 Minuten nach 6 Uhr
das Podium nnd hielt eine kurze keenige
Ansprache an die ibn umringende Armee
,von Musikan, den wohlthätigen Zweck des
Jskoneertg betonend· lind nun intonirte das
;Riesenorchester als einleitende Pieee den
iKaisermarsch von Richard Wagner-. Das
J bekannt. Tontoerk zu grandiöser Wir
kung. namentlich die in ungeheuren Ton
.vollen ausklingenden Echlnßiätze des herr
.lichen Marsches entziickten die Tausende-,
die sich, vom Lichte des Vollmondeg und der
selettrischen Lampen übergossen, am Haupt
Lqrosie Restaurationsterrasie Kopf an Kopf
lstillten. Der Beifall stieg von Nummer zu
jNunirnert namentlich die Klänge des Ra
detzly- nnd des VrenfzemMarsches elektrisir
« ten die Menge, und der große Zahfenstreich,
in Wieprecht’scher Bearbeitung schloß das
Monitre-isoneert wiirdig ab. Der Hilfs
ionds siir Hamburg-Altona diikste durch
das Concert im Zoologischen Garten eine
inanibaste Bereicherung erfahren
i TCMUICMAU
i titektrische Uotomotivr. Tier gute Erfolg,
den der elektrische Betrieb der straszenbahns
wagen fast itberall erzielt, hat die Jngr:
nieure nicht ruhen lassen, auf Mittel zu lin
nen, auch die gebrauchlichen isifenbahnlokos
iuotiven durch elektrische Lokotnotiven zu
ersetzen. Dir Schwierigkeit die darin be
stand, dass eine so erheblich grosze Kraft liber
tragen iorrden mußte, scheint jetzt überwun
den su sein. Von der Londoner Firma
Zieniens Bros. und iso» ist der City nnd
South London lflertric Railioah die bis jetzt
größte elekrtische Loloinotive iuit einer Stär
ke von 100 effektiven Pferdekräfte-n gelie:
fert worden, die eine ("iteschtvindigkeit von
iiber 40 Kilometer in der Stunde erreichen
foll· An jeder Lokontotive befinden sichi
Iwei Dynornarnaschinen, die direkt auf die’
ttlchsen wirken. Die Lokomotive ist in run
der Zahl -t ein halb Meter lang, :·« Meter
breit, zu Meter hoch und hat 2 Meter Nab
stand. Sie ist mit allen übrigen Sicher
heitzvorrichtungen versehen und kann mit
tels einer Hand: und einer Westiitghouse’:
schen Lustdruekbremse in ihrem Laufe ge
hemmt werden. Der elettrische Strom wird
den Dynamomaschinen durch eine Erdleitung
zugeführt Bei einer genauen technischen
Untersuchung der Lokomotive auf ihre Lei
stung ergab sieh ein sehr sparsamer Betrieb:
die entwickelte Kraft betrug fiir eine Lokomo
tive bis zu 119 Pserdekraft: es ergab sich
dabei die hohe Nutzleistung von 92 Pro:
sent. Der Verlust hat sich als llufzerst ge
ring herausgesteklt Durch diese Erfolge ist
die Wahrscheinlichkeit der Verdrängung un
serer jetzigen Dampflokomotive durch ihre
elettrisehe Kollegin um ein Bedeutendeg nä
her gerilckt. Es ist nicht zu bezweifeln, dass
die Verwendung der iflektriiitlit sieh noch viel
gtinstiger gestalten tvirkd, wenn erst der Be
trieb unld bie Betriebsmittel sich den Eigen
thilnelichkeiten der elektrischen Kraft mehr
angepaßt haben werden. Dies ist aber le
diglich eine Frage der Zeit
Der gröfzte von stinf Löwen, welche zur
Zeit in Ba lti In ore auggeitellt werden,
ertranlte dieser Tage, und Lberst Boone,
der Eigenthümer und Bändiger der Thiere,
rief einen Thierargt herbei, der beschloß,
dem Löwen eine Behandlung niit Elelrti
zitiit zu Theil werden zu lassen. Der Löwe
wurde von Lberst Boone aus seinem Käfig
gefiihrt und hielt ruhig still, während ihm
ein Halsband mit ftarler Kette umgelegt
und seine Beine gefesselt wurden. Die gal
vanisrhe Batterie, die zur Elektrifirung be
nutzt wurde, war von ungewöhnlicher
Stätte und bestand aus drei Zellen. Der
Löwe blieb anfänglich ganz still; als aber
der Strom ftiirter wurde, ward er unruhig
und als derselbe voll angedreht wurde,
sprang er mit lautem Gebrüll auf die Beine
und schleuderte feine Peiniger von sieh.
Die anderen vier Löwen briillten natürlich
gleichfalls und eine Zelt lang herrschte ein
entsetzlicher Lärm. Oberst Boone beruhigte
die Thiere dureh Zufpreehen und siihrte den
lranlen Löwen, nachdem dieser noch Arsenil
erhalten hatte, in seinen Käfig zurück.
act-u Heuch. Kutschen »Mein
Damen, ich mach’ Sie aufmerksam, dafz wir
soeben umgeschniiff’n halsart
« s v;-7-., »
Die Oeeees i see-treatme- tee
Deutschland-.
Das Bekanntwerden des Inhalts der hec
res-Borlage, welche in Deutschland die Ar
inee um nahezu 100,000 Mann im Frie
dens-Zustand vermehren und die Kriegsstör
te aus 4,4W,0W Mann erhöhen soll, hat
große-«- sttussehen gemacht. Die Vorlage
war von Kanzler Caprivi an den Bundes
kath eingegeben worden und sollte nicht eher
bekannt werden, bis sie an den Reichstag
gelangte
Diese Geheimhaltung hatte sicher darin
ihren Grund, dass man gar nicht wissen kann,
in welcher Weise die Vorlage vom Bundes
rath ntngestaltet werden mag. Auch die
Möglichkeit ist nicht ganz ausgeschlossen, dass
sie von demselben ganz abgelehnt werden
tann, nicht sowohl wegen der Vermehrung
der Streitträfte, als wegen der damit ver
bundenen Kosten. Dass die größeren deut
schen Staaten von Haus aus dieser Vorlage
nicht giinstig gesinnt waren, ist betannt, und
ob sie sich setzt günstiger dazu stellen werden,
ist noch immer fraglich. s
Jhre Negierungen hat man durch besonde-!
re Agenten, namentlich durch den Staats-«
setretiir des Reichs-Schatzamts, Freiherrn
von Maltsahm dasiir zu gewinnen gesucht.
Dabei war natilrlich die Oauptsrage, ans
welche Weise die Kosten aufgebraucht nscrden
sollten. Herr von Maltzahn mußte die Er
fahrung machen, daß weder die Erhöhung
der Biersteuer noch die der Tabaksstener in
Sitddentschland-—Steuer-Vorschläge, welche
Seitens des Kanzlers mit der ,,Vorlage«
verbunden sind—-Beifall fanden.
Die Folge davon war, dasz Kanzler Ca
vrivi, wie uns die neuesten KabekDepeschen
von drüben berichten, die Kosten der Maßre
gel möglichst herabgestrichen hat« Immer
hin würde anch danach die erste Einrichtung
nahe an 14 Millionen Dollars und die jähr
liche Mehransgabe 16 Millionen betragen,
Man nimmt durchschnittlich an, Preußen ha
lbe eine solche Oberhand iin Bund durch seine
vielen Stimmen nnd durch seinen Druck aus
die Kleinstaateth daß es jede Maßregel, auch
sgegen die Opposition der größeren Staaten,
durchsehen könne. Aber bei Geld-Fragen
hört auch bei den Kleinen die Gemlithlich
teit s— d. h., hier der unbedingte Gehorsam
gegen Berlin aus,
Tser Wunder-roth besteht aus 58 Bevoll
mächtigten der deutschen Staaten, mit eben
so vielen Ztim·men. Preußen hat 17, Baig
ern ti, Sachsen und Wiirtteniberg, je 4, Ba
den nnd Oessen je Z. Diese letzten 5 grö
ßern Staaten haben zusammen 20 Stint
tnen nnd wiirben Preußen niederstinnnen
lönnen, wenn nicht die kleineren Staaten mit
ihren Jl Stimmen durchschnittlich aus der
Seite Vreusseng ständen. Diese 31 Stint
men sind wie folgt vertheilt: Mecklenburg:
ichwerin nnd Braunschweig se 2, die übri
gen lT -ltleinstaaten se l Stimme. Wenn
sich von diesen 21 Kleinstaaten nur 9 mit
den 250 Stimmen der Opposition den gro
ssen Staaten vereinen, so idiirde diese iiber
29 Stiintnen gegen 28 aus preußischer Seite
aebieten.
Doch ist es nicht wahrscheinlich, daß selbst
die gewaltige Finanz: und Steuersrage die
preuszische Vorlagrs—-die als die von Kaiser
nnd Kanzler auftritt-im Bunde-stach in die
Minderheit dringen wird. Was ihr Schick
sal im Elteichgtag sein wird, lässt sich unmög
lich voraussagen, doch scheint ihre Niederlage
immer wahrscheinlicher-, da nicht bloß die
Lpnnsiliongpartcieu, die Nationalliberalcn
eingeschlossen, entschieden Front dagegen
machen, sondern auch die Konservativen und
die Zentrnmspartei darüber nicht einig sind.
Die Vorlage wird dadurch begründet, daß
Frankreich jetzt schon liber 4 Millionen Mann
an Krieggstärle habe und Russland in 4,
—l·m,»00——--und, daß namentlich die deutsche
Jnsanterie und Artillerie vermehrt werden
müsse. Die aktive Tienstseit soll nur siir
die gelibterrn Mannschasten auf 2 Jahre be
schränkt werden. Dadurch wird aber die
Wissens-Stärke gegen jetzt l490,00s)) ver
mehrt werden
Wenn die Vorlage nicht angenommen wer
den sollte, so kann man auf eine Auslö
sung des Reichstags rechnen. Dazu soll
Kaiser Wilhelm entschlossen sein, ja zur Aus
lösung jedes neuen Reichtgtags, bis die Vor
lage angenommen sei. Wenn dieselbe ange
nommen wird, tollrde sich die Friedensftörke
des deutschen Heeres im Vergleich mit
Frankreich wie solgt gestalten:
Frankreich Deutschland Deutschland
liber nsnt eiserne-V klage)
·«Vataillune « is Vataillone "- II Vataillnne
»I« Schwadronen -«l's Es eint-abr. -74 -rlnoadi«.
N sie dbntteisien ( ( Reldlmtter "l Feld-teilten
100 Festnnaslmtt lWlllnxsfinrt l« llv Fuiiart
Its Ko. tisehn Tr. A( I n. trrh.1r« W( zip tech. Tr
Die -Kölnische Zeitung-« war es, welche den
geheismgehaltenen Inhalt der Vorlage publi
zirt hat. Sie soll jetzt Rechenschaft darüber
geben, woher sie denselben erhalten hat. Sie
sagt, Jegendjemand habe ihr den Inhalt
zugeschicky sie wisse nicht Wer.
Tit Sterblichkeit on Cqsudm
( ,.kilsi:ui-:s Ztaatszcitnng «
Bei der im April 13591 in Canada vor
genommenen Vollgzählung, wurden auch die
im abgelaufenen Jahre vorgetommene To
degsälle gezahlt, um mit der Bevölkerungs
zahl und der Jahl der Geburten verglichen
zu werden. Zum Zwecke möglichster Ge
nauigkeit sind die provinziellen Auszeich
nungen und die Angaben einer grossen Zahl
von Aerzten, denen Fragebogen zugeschictt
wurden, mit herangezogen worden. Auch
wurde zur Anspornnng des Eifers jedem
Vollszlthler eine besondere Belohnung von
3 Eents stir Auszeichnung des Namens je
des Gestorbenen bewilligt.
Es sanden in den am 6. April endenden
ztvöls Monaten in ganz csanada 67,688 To
dessltlle statt, gegen 63,413 die bei der Zäh
lnng des Jahres ltW ermittelt wurden.
Die Todesfälle haben also um 6.75 Prozent
zugenommen, während die Bevölkerungs
zahl um Il.73 Prozent gewachsen ist, woraus
man, die Richtigkeit der Zahlung vorausge
setzt, aus verbesserte Lebensbedingungen
schließen kann. 1890——91 starben 14.l von
se lWO Bewohnern, 1880—81 15,34 oder
ietzt se einer aus 7l, damals je einer aus
Gä. Die Sterblichkeitsrate beträgt in Eng
land 19.5, in Schottland 19.7, in Jrland
15.2,t n Australien IS
Jn der Provinz Ontario starben 1890——
91 nur 11.s von je tausend Bewohnern,
also einer von se 88. In Ouebee starben
im Ganzen 28,154 Bewohner-, d. h. 18.9l
von se 1000. Die Auszeichnytgen der katho
lischen Getstltchleit . sben eine noch höhere
Zahl der Todesslllle, schliessen aber, da sie
ans den Begräbnißscheien beruhen, nlleY
aus den Staaten herübergebrachten Leichen
ein, und deren Zahl ist nicht gering. Unter
den Katholiken in Ouebec war die Sterb
lichkeitsrate 20.1, unter den Protestanten
nur 10.8. Auch in der Provinz Ontario
ist ric Zierbliehkeitsrate unter den Rathau
leu größer als unter den Protestanten (14 zu
1().!"L), wofür jedenfalls die geringere allge
meine Bildung der fransösischen Canadier
und die ost sehr nnhygienischen Verhältnisse,
unter denen sie leben, verantwortlich zu ma
chen sind.
Nach der Zahl der Todesfälle unter je
Will Bewohner ordnen sich die Theile Ca
nadas wie folgt: Nrrdwestterritorien 7.32,
Manitoba 10.37, Ontario 11.30, Prince
lfdward Island 12.26, Neubraunsrhweig
13.36, British Columbia 13·94, Neuschott
land 14.57, Quebee 18.91. Die niedrige
Zahl filr die Nordwestterritorien erklärt sich
mehr alg aus dem günstigen Kiima wohl
daraus, daß den Tekritorien vorzugsweise
erwachsene Leute in den besten Jahren zu
strönien, die es mit dem Sterben nicht so
eilig haben. Den größten Fortschritt gegen
die Zahlung von 1881 hat British-Colnmbia
zn verzeichnen: von 20.35 aus 13.49.
Unter den Todten des Jahres 1890—91
loarcn 35,493 männliche gegen 32,195 weib,
liche.
eDie Sterblichkeit der Kinder unter einem
Jahre hat in den leisten Jahren nicht un
merklich zugenommen Diesmal 136 von
ie 100, vor sehn Jahren nur 119. Die
istsorsehnng der Ursachen dieser Erscheinung
liegt außerhalb der Rahmen dieser Mit
liegi außerhalb der Rashmen dieser Mit
muthungen stützen. Die geringste Sterb
lichkeit der Säuglinge hat Neu-Schottland,
94 von 1000; die größte Quebee: 182. Die
anderen Provinien weisen 100 bis 109 aus.
Wie in den meisten anderen Ländern ist die
Sterblichkeit der männlichen Säuglinge
etwas größer als die der weiblichen. Ca-«
nada weist in Bezug aus die Situalings
sterblichieit giinstigere Verhältnisse aus, alg
Deutschland, Italien, Holland, die Schweiz4
Frankreich, England, Belgien und Däm
marl, steht als-er Norwegen, Schweden,
Schottiand und Jrland nach.
Von allen Gestorbenen des Jahres 1890
--—91 in isanada standen über zwei Fünftel
tm Alter von weniger als fünf Jahren; ein
Viertel waren 5 bis 45 Jahre alt, ein Neun
tel über 45 bis 65; ein Zwölftel 65 bis 75;
ein Neuntel über 75. Letztere Zahl er
scheint besonders günstig und beweist, daß
Klima nnd Lebensberhältnisse in Canada
der Erreichung eines hohen Alters günstig
sind. Ein Mensch unter je 1000 wird im
Durchschnitt in Canada tiber hundert Jahre
alt.
Nach der Beschäftigung gehörten 41.13
Prozent der Gestorbenen dem ackerbauen
den Stande an, 15.18 den Gewerbe-m 14.14
dem Arbeiterstande, 10.-40 dem kaufmänni
schen Stande an, 2.7 gelehrten Berufsarten
u. s. w.
Der Sterblichkeitsrate von 14.1 für ganz
«(sa11adn steht eine litebnrtsrate von 283 per
Tausend gegenüber. Auf die 67,688 Todes
fälle kamen 13i5,8—tki Geburtem Bei wei
tem die höchste Geburtsrate weist Ouebec
anf, 36.86, dann kommt Manitoba mit
32.53. Die anderen Theile des Landes
weisen Zahlen um 24 hernm auf. Ver
gleicht man die Todes- und Geburtszahlen
der einjelnen Landestheile mit einander, so
ergiebt sich, daß die natürliche Vermehrung
nach den Zahlen fijr Nilus-til am größten
in Manitoba ist«
Nach dem Glaubensbekenntnisz betrachtet
entfällt der höchste Sterblichkeitssatz auf die
Katholikem 18.3; der niedrtgste auf die
Methodisten, 10.4. Bei den anderen Kon
fessionen bewegen sich die Zahlen zwischen
ist-R nnd 11..0.
Robert Fra n.
-.«’ill tniiti Hitz)
Robert Franz, einer der sinnigjien deut
schen Liedercoinponisten utid uberhaupt einer
der besten Musiker der neueren Zeit, dessen
Bearbeitung des anndeuschen subilates
ioir im AliisitocreinssCoiicert aui Dienstag
zu hören beiaiiien, ist in Halle, ivie ja das
Cabel schon meldete, aus dem lieben geschie
den.
Franz, geboren am Zö. Juni lölci zu
Halle a. Z» sand init seinen inusitalischen
Neigungen zuerst Widerstand bei seinen El
tern, erieichte es aber schließlich, daß er nach
Dessau zu Friedrich Schneider gehen durfte
ilesäli3), uin seine tnusilalische Bildung zu
vervollständigen Jwei Jahre blieb er dort
und machte grundliche roiitrattliehe Studien
wenn ihm auch die trockene Lehre Schneider
nicht recht zusagte. 1837 ging er nach Halle
zuruck und widmete nun, da es ihm nicht
lgelang, ein Antt zu erhalten« oder sur seine
sliotnpositionen einen Verleger zu siiiden, all
sscine Zeit dein Studium Bachs und Händel-,
sderen Werte er später, durch nieisterliche Be
arbeitung des instrumentalen Theils, unse
rer Zeit besser zugänglich machen sollte. Nach
langjahrigem Harren tourdc er endlich zuerst
Lrgaiiist an der lllrichglirche, dann Diri:
gent der Singalademie nnd schliesslich Uni
Eversitiitsinusitdirekton 1834 erschien das
erste hest seiner Lieder, das zwar zunächst
nur von wenigen, aber desto bedeutenderen
Männern iSchuniann, Liszt) voll gewürdigt
wurde; schnell folgten nun weitere beste, und
Franz war bald einer der bedeutendsten Ly
riXer, insofern eine eigenartige Stellung
einnehniend, als sich in ihm Schumanns
Romantil mit einer an Bach gemahnenden
.coiitvapunltlichen Setztveise verbindet. Jni
Ganzen sliat er iiber 250 Lieder herausgege
ben. Leider stellte sich schon 1814 bedeutende
Schwerhörigkeit ein, die, 1853 durch hinzu
tritt eines allgemeinen Nervenleidens ver
schlimniert, allmählich einen solchen Grad
erreichte, daß er 1868 zur Niederlegung sei
ner Aemter gezwungen war. Die nun über
ihn hereinbrechenden Nahrungssorgen siir
seine Familie wurden durch eine hochherzige
Schenkung von Liszt, Joachim, und Frau
Magnus (.'-t().000 Thaler, Ertrag einer Con
eerttour 1872 zum Benesis von Franz)
gehoben. Nicht gas geringste Verdienst von
Franz sind seine Bearbeitungen Bach’scher
nnd HändePschen Werte, nämlich von Bach
MatthäsiiS-Passion, Magnisieat, Traurode,
zehn Cantaten sowie viele Arien und Duft
te; von handel: Jubilate, »L’Allegro, il pen
sioroso ed il moderato,« Opernarien nnd
Duette Außerdem sind noch besonders her
znheben die Bearbeitungen von Asiorgag
Stabat Mater nnd Durantes Magnisikat.
Von Many eigenen Compositionen sind noch
zu ertvltshnem Der 117. Psalm siir Dabei
chor, eine Khrie siir Csbor und Soli, sowie
Chor-lieder- sllr gemischten und siir Mauer
eher-.
Anläszlich des 70. Geburtstages des Dr· .
Freiherrn v. Muan in Wien, Begründers
der Idortigen Freitvilligen Rettiungssgesellk
schast, veröffentlicht Theoder Billrotsh, der
selbst in den nächsten Tagen ein Doppelstr
bilänsm feiert, in der Neuen Freien Presse
einen Aufsatz, dein wir folgende tiefsinnigen
Betrachtungen entnehmen: Wie hoch man
die Zaun-me seiner Lebensarbeit anschlägt,
hängt von dem Standpunkte ab, aus welchen
man sich dabei stellt. Vom natukloeltlichen
Standpunkt aus, ans welche-m man mit Mil
liarden von Jahrtausenden alS Ein-heitere
rechnet, kommt das ganze Mensengeschlecht
alg eine nur vorübergehende Kombination
der Materie gar nicht in Betracht; es ist gar
kein Grund anzunehmen, daß gerasde die
Spezies ,,l)onio« ansidauernder sein sollte,
als so viele ansdere hochorganisirte Thierge
schlechter, die schon längst zu Grunde gegan
gen sind.
Auch der nienschen:toeltliche Standpunkt
gewährt toenig Behagen; denn die Gesammt
geschichte des Heerdenthiereg »Mensch-« von
den prälsistorischen Zeiten an nmsaszt im
mer noch einen viel zu kolossalen Raum, als
daß darin die Bewegungsresultate eines Ein
zelnen siir Unsere Waljrnehsmungssähigkeit
erkennbar wäre. Bescheiden wir uns also,
auf den kleinen, menschlich historischer
Standpnntt herabzustrigen nnd unser Trei
ben von da aus zu beobachten. Da meine
ich denn, daß man häufig zn viel Gewicht
asus die sogenannten praktischen Erfolge legt,
welche ein einzean Individuum zu erzielen
denn-ag, respektive erzielt hat« Einige legen
den größten Wertle ans die wirkende-n Per
sönlichkeiten nnd siilslen sich stolz, daß der
Mensch durch seine Herden sich« seine Ge
schichte selbst macht. Andere betrachten die-se
Herer nnr als von der Zeitseele her, oder,
wie man seither zu sagen pflegte, vom Zeit
aeiite vorgeschobene Postens sie vergleichen
eine Zeitepoche etan mit einem Vanme, bei
welchem nicht nnr der Standort und der
Boden, sondern anch noch viele andere auf
zdie Vegetation eintvirlende Momente dazu
ibeitrageth ob der Vanm riesengroß wird
oder klein bleibt, oder ob diese oder jene
»vorgeschobenen Zellengrnppen sich gerade zu
iVliithen nnd Früchten oder Fn Blättern und
Ranken entwickeln
Man rennt gewöhnlich an, wenn anan
den Vorgängen iti der Natur tnit einem
,,(7ntweder——oder« entgegentritt· Jch sinds
daß Beides richtig sein kann nnd nicht UM
einander in Widerspllkch liebt Es ist für
mich keinem Zweifel unterworfen- daß Vik«
Menschentvelt genau so aussehen würde, wie
setzt, wenn auch kein Alexander, kein Cäsar
tein Nationin kein Janus Watt, kein Gal
vini eristirt hätte. Die Entwickelung derv
menschlichen Gesellschaft nimmt, wie alle
in Verlegeniheit kommen kann, ihre uns un
bekannten Zwecke unsd Ziele zu erreichen.
Was der Weltgeist durch die frijher ge
Vorgiinge in der Natur, ihren Fortgang
nach den im menschlichen Organismus verei
nigten Eigenschaften und Bedingungen ihrer
psychophylogischen Krastenthaltung Wollen
wir der Natur den menschlichen Zweck- und
Hsielltegriss auszwingen, sie persönlich machen,
mar- ein immer wiederkehrendes Gefühls
liediirsuiß selbst siir die Verständigsten zw
sein scheint, so müssen wir Zugleich zuge
ben, daß sie iilierreich an Mitteln ist und nie
nannten Herd-en erzielt hat, hiitte er wohl
auch aus viele andere Weisen selbst ohne be
sonders hervorragende Persönlichkeiten er
reichen können, wenn er gewollt hätte. Auf
der anderen Seite nnterschätze ich aber die
Wirkung der Persönlichkeiten in der jedesma
ligen Gegenwart keineswegs- Sie wirken
als Thpen ihrer Zeit dadurch magnetisch,
dass Andere an ihnen iiber sich selbst klar wer
den, niimlich iibser dag, was ihnen gefehlt
hat, was sie selbst eigentlich wünschen und
wollen. nnd wie sie im gegebenen Momente
das litt-wünschte erreichen können. Doch auch
von diesem Gesichtspunkte ans lernen wir
durch die lileschichte, das-, die größten per
sönlichen Leistungen innner nur einen, kaum«
die kleine Spanne Zeit eines Jahrhunderts
iiberdanernden Werth behalten. Der
Schwerpunkt unserer eventuellen Leistungen
scheint ntir wo anders zu liegen.
Dich will versuchen, in einem Bilde aus
srndriieteth wag ich meine. Unsere Maschi
nen können ans allerlei Material allerlei uns
angenehme und nützliche Dinge machen.
Wir schätzen den Werth einer neu-en Maschine
nnd ihrer Produkte monientan gewöhnlich
enorm hoch, jedoch nsur so lange, bis sie durch
eine nen-e noch bessere ersetzt ist. Was aber
bleibt-? Was ist das andauernd gleich Wir
kende? Die motorische Kraft. So meine
ich, ist auch beim Wirken der Menschen der
Motor die Hauptsache nnd dieses rastlose
,,Perpetnnnt mobile-« im Menschen ist das
Streben nach dem Höchsten und Besten, der
innere Zwang, es sur Anssiihrnng zu brin
gen, so weit die Kräfte dazu ausreichen und
in diesem Meiste durch Beispiel ans möglichst
weite Kreise zu wirken. «
Am Ueberlassung des Originals des Wi
iingerschifses sür die Ausstllung in Chi
oago hat die Regierung der Vereinigten
Staaten die norwegische Regierung versucht.
Die amerikanische Regierung will sitt den
Fall, daß ihrem Ersuchen entsprochen wird,
den Transport des Wikingerschisfes durch den
Kriegsschiss überwachen lassen. Gutem Ver
nehmen nach ist das Universitätholleginnr
Christiania siir Ablehnung des (51esuchs,
indem es besttrchtet, daß das Schiff während
des Transportes eine Beschädignng erieid n
könne.
Ernst Keenard, ein stühriger reicher Ein
siedler-, wurde in Chicago mit gespalte
nem Haupte vor einem Pulte in seiner Bib
liothet sitzend gesunden. Die Tragödie er
eignete sich in der Vorstadt, Melrose. Rand
war augenscheinlich die Ursache des Ler
brechens. Die Teppiche im Hause waren
ausgerissen, als ob die Räuber nach verbor
genen Schätzen gesucht hätten. Die Leiche
wurde zuerst von einem Miether des Ermor
deten entdeckt, der gekommen war, um seine
Miethe zu zahlen.
Jn N ew Y) o rt hat Gouverneur Flower
beschlossen, den Chors-es E. White, der in
Cheyenne, Wyoming, seiner Frau 8100,000
gestohlen haben soll, at die Behörden jenes
Staates auszuiieserm
Jm letzten Sommer sind in Raeine
300 nene Gebäude zum Gesammttverthe don
8500,000 errichtet worden.