Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, November 04, 1892, Image 3

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    --W
Scheinen ans der Insel bannt wie
dek til Vorbereitung
zu sein.
Die Gegner des Präsidenten Hippe
lyte haben in der Stille «
gekiijtel.
Die Corruptiou der jetzigen Regie
rung wirt- die Catastiophe
beschleunigen
Der Streit auss Oahti zwischen den An
hängern der Regierung des Generals Hip
polhte und denjenigen des Generals Magim
gal hat seinen Höhepunkt erreicht und man
nimmt an, daß bald eine Revolution gegen
inpolyte losbrechen werde. Alle bedeuten
deren Plätze aus Dami, mit Ausnahme von
Jacntel, haben Mehrheiten sitt die liberale
Partei gegeben und sie vegiinsligen die Be
wegung des libenernls Magingat. Präsident
Hippolhte kann seinen nächsten kiiathgebern
nicht trauen
Utiter den Mitgliedern des Cabiuets iit
eine Verschmäknng entdeckt morden in Ver
bindung mit den Flotteuoffiziereth Um
hipdolyte zu stürzen ttnd Magingat an der
Spitze der Regierung zn stellen. Es sind
verschiedene Verhaftungen vorgenommen wor
den. Ld die Verhafteten mit dem Leben
biiszen müssen, hängt wahrscheinlich von den
lsreinniisen der nächsten Tage ab. Die Ver
schtniirer hatten die Absicht, die Flotte zur
Meuterei tu veranlassen nnd dann die Schif
fe den Feinden der Regierung ansinliefern
Jn der Eintreibung der Zölle ist eine gross
artige ilnterschlagnng aufgedettt worden, die
Beamten Hippolyte’s haben die Gelder in
die Tasche gesteckt nnd dieser llntitcmd hat
die öffentliche ilnzusriedenheit vermehrt und
den Wunsch fiir eine Amdernng
Jidpsilsite hat bei England renionstrirt,
das-, nns Jamaiea oie Ilievxilution siegen ihn
angekettelt werde nnd die englische Regierung
den ltntitifchen Jreibeutern Unterstützung nnd
sitniitrliiqttng andinmen lasse. Der Partei
des tilenerals Mngith fehlen aber die lilelds
mittel, wodurch den Grilirten nui Jamaien
die Möglichkeit einer litt-edition abgeschnit
ten ist. hätte Maningat tileld zur Verfli
gnnn, so iritrde die kiievolution schon längst
ausgebrochen sein.
par den Zeiten bei-· , El Iiasn meet
war est-»so erzählt man uns-daß ein Bauer
alljährlich dein Pfarrer eine sinhre Holz
abzuliefern hatte; er erhielt dann nach altem
Recht und Brauch Brot nnd Iläse vorgesetzt.
An einem schonen Wintertaae lam denn
auch ein Bauer ntit seinem Fu aus dem
Psarrizdse an. cis würde eine gro e Unwahr
heit sein, wenn man sagen wollte-, daß diese
Psatrstelle zu den fetten Pfründen gehört
hatte. Und ihr Inhaber hatte sich etwas
ganz Besonderes zn gute gethan, da er sich
einen großen schönen Limbnrger Käse aus
der Stadt mitgebracht hatte. Nur Sonn
tags lant diese Telilatesse aus die Tasel de
Psarrherrm nnd sein und sittlich war das
Scheibchem das er sich eigenhändig sum Nach
tisch davon abschnitt, auch toar dieses erst
ein paar-mal geschehen. Der Bauer nun
hat richtig die Jahre ariiesert, hat sie eben
abgeladen und tritt seist in die Stube
Als er »Nimm Tags sagt, holt auch schon
der Psarrer, nachdem er den tiirnsk erwidert
hat, ein halbes Brot und den Limburger
herbei und stellt beides ans den Tisch. Ter
Bauer seist sich recht bedächtia nieder und
beginnt ebenso bedachtia zu essen: der Plat
rer steht neben detn Tische und silnat ein
srenndlich Gespräch an. Sein lHast nielt
nur manchmal day-, er ist selir beschlisliat,
seine Mühle tnahli sleiszig einen Bissen nach
detn anderen llein, nnd dem armen Pfarrer
wird bald anast nnd bange dabei. Es trib
belt ihm bald in den Fiiszen er trippelt nn
ruhia umher, aber dag wird nicht bemerkt.
Endlich lann er es nicht lassen, sn sagen:
»Aber-, lieber Freund, das ist Limburaer
Misels
Der Bauer nickt verständniszinniq mit
dem Haupte: »Ja, dat is hei, davor iit ick
en vol-, nnd laut weiter. lsine Weile der
nimmt man nichts, als das behagliche Ar
beiten der gesunden Zähne, dann beginnt
der Pfarrer wieder: »Der Mise lasiet dag
Psund sechlehn Menschenl«—»T-at glöw ick
gern, dat is hei vol wilrllich werth«, antwor
tet der liauende mit nndeehohlenetn Beisalt
Er lllsn sich die Leckerbissen nnn erst recht
schmecken nnd schneidet eine dicke Scheibe
nach der anderen ab, die aar bald hinter
dein Gehege seiner Zähne verschwindet Nnn
wird ei aber dem Psareer in aka, er saat
Tchmeeserarissen iiber das last eriilllie Schla
ssal seines Limbnraerlt »Lieb« Freund,
der Kllse wird aber bald alle seini« Da
trlistet ihn der aute Bauer mit den Worten:
»Na, wenn he all is, denn bin iel aol satt
Jn das Reich der Lüste.
Während ver letzten paar Monate, so
schreibt der Clevelanber Anseiger, sind ans
unserem Lande wieder eine ganze ilieihe
LustschissepUngliielttsriile gemeldet wurden.
So lange es nicht gelingt, vie Lujtschisi
fahrt wesentlich zu vervoiliotninnen, tvirb
dieselbe unter allen Umständen ein sehr wan
haisigeg Unternehmen bleiben-, sonderbarer
Weise aber ist iie qerabe in unserer Zeit mit
allen bisher erzielten Verbesserungen tnit
bedeutend mehr iingluckgsilllen verinlipst, als
seither-! Die ersten Lustsehisse waren bie ge
lungeniten soweit bie gliteiiiche Rückkehr zur»
Mutter Erbe in Betracht kommt.
Jnr Jashre 1870 noch lonnte ein Geschichtgs
schreibee der Lttstsehisssahrt seltsteklen, baß«
bis dahin, iin einem Zeitraum von 87 Jan-s
ren) nnk M Personen nachweile bei Lust-i
ballonsUnsiillen ihr Leben verloren hittect,s
-—seitbein ist aber reichlich das Doppelte ble- s
set Zahl umgekommen Die Wittragöbien
sind nicht nur absolut sondern auch ver
hältnis-mässig zahlreicher geworden.
Besanntlich liessen die Gebriiber Mont
soisiee am z. Juni 1783 den ersten Lust
ballon aussteigen, von welchem wir liber
haubt kreisen. sie bedienten sich noch ein
faches durch Feuer erwärmter Lust, unt den
Hallen zum Steinen sie bringen«-sein sehr
geschrliehes Verse-tren, das indes keine nen- l
neu-wehen Wespe-u im amph- hat-s
te, allerdian au« nicht sehe leinqe ln In- »
W blieb. Noch irn selben Jahre slillte
M «
M M diske risse-Irdis- Probe
fahrt- Wit; doch bebaut-Orten sich die Val
lons seines System-, die «ci)ariieten,« lmd
die »Montgolsieren« mit erhitzter Lust, lan
geee seit nebeneinander. Die erste sreie
Lustsahrt naternahtnen Pilatre de Rozier
ten-d der Marquik d’ArlandeZ im Oktober
1783 mit einem von Moutgolsier gebauten
Ballon, welcher eine itiallerie siir Mitrei
sende hatte; sie stiegen sit-W Fuss hoch und
die Welt war ganz ausser sich über das Re
sultat. Ehe das Jahr 1784 verslosz, waren
schon beinahe 100 Lustsahrten gemacht wor
den, ohne daß Jemand dabei umgekommen
war!
Eine der letzten Fahl-ten toar die denk
wiirdige von Charles und den Gebr. Robert,
die erste, welche unter wissenschaftlichen Be
obachtung-en erfolgte; es wurde dabei eine
Höhe von mehr als 11,30l) Fuß erreicht.
Mit der Zeit ging man nicht nur in die Hö
he, sondern auch immer mehr in die Weite.
l785 machte der große Lustschisser Blan
chard tnit Dr. John Jesfries von Voston
eine besonders gelungene Lustsahrt von
England nach Frankreich. Aber der ifrsolg
machte allzu liihn, und bald darauf ereigne:
te sich der erste große Ungliickssall
Der schon erwähnte Pilatre de Robert
’nnd Romaine Laine machten den tollkiihnen
Versuch, mit einer Kombination des Heiß
lnst- und des Msserstofsgas:Ballong iiber
den britischen Canal durch die Lust zn se
geln; aber das Wasserstossgas gerieth durch
die sur Erzeugung heißer Luft bestimmte
Vorrichtitng in Brand und die Ungliieilichen
stürzten Zwist Fuss hinab ans einen Fels
an der französischen Kiistr. Blanehard starb
1800 infolge eines Sinnes bei der Mi.
Lustsalsrtx seine nicht minder liihne Gattin,
die ihn meistens begleitet l)atte, setzte die
Lustsahrten ans eigene Hand als Erwerbs
Zweig sort, bis auch sie lRlsi bei ihrer 67.
Anssahrt den Tod fand. Fenerwertsiörder
ervlodirten gerade als sie ausstieg nnter ib
rem Lttstschifi, nnd der Wind trug das Feu
»er in den Vallom welcher platzte; die br
-n)egne Lustschisserin wurde aus einem haus
daeh zerschmettert!
Tier bekannte englische Lustschisser Greene
machte in Zie; Jahren ilidlt Aufsahrteng er ist
istoeiinal in das Meer gestürzt. Einen be
deutenden Namen machte sich der amerila:
nische Luftschifser John Wisc, welcher von
"Zt. Lonig nach Oeitderson, N. Y» (1150
HMrilrn wem in etwas nber il) Stunden
sing, also etwa eine Meile in der Minute
segelte- Wao die Hohe betrifft, so brachte
is Nun rsr Lussae leite-l aus i:i,«»» Jus-, und
Inn-gr- spater aus ·.«-',i,»»0 Fuß, itn Jahre
’i;-«i«.« aber nbertrasen itiiaishcr und isortoell
alles Dageweiene, indem sie 37,000 Fuß
stiegen, oder sieben Meilen iiber die Erde!
Lebende Vögel, die man aus dem Lastschiff
wars, sielen wie Steine abwärts und sollen
nahezu sechs Meilen weit gefallen sein, ehe
sie sich in der Atmosphäre behaupten konnten
Was nun die besonders Zahlkeichen Un
gliictssälle der neuesten Zeit betrisst, lo sind
dieselben Hauptsächlich aus die wahnwitzige
häufige Anwendung des Fallschitnies und
des Tradezes Zu Schanslellmmgsweeien in
Verbindung mit der LustballonsAnssahrt
zuriictzusiilzrm Schon der ältere Mont
qolsiek hatte den Fallschirm erfunden, aber
lediqiich, damit sich der Lustschisser im Falle
eines ungiinitigen Ausnangeä der Fahrt
vielleicht noch retten lönnr.
Aus die Benutzung Zu Schaustellungen ist
allerdings schon Manchan verfallen; indeszx
ist nirgends in solchem Maße davon Gebrauch l
gemacht worden, wie bei uns in den letztenI
Jahrzehnten- Trolk der vielen Menschen«-(
unser-, welche Fallschirtn und Tropez unter
solchen Umständen schon gefordert hoben, und.
wodurch schon manche iocale Behörden ver
anlaßt worden sind, Derartloes als Selbst
mordversuch» überhaupt zu verbieten, ist
die Zahl der lustier Wagehälse noch immer
im Annehmen Netzen wir doch auch einer
Weltansstellnng entgegen
-q-0UI-Utsc Allen-«
Tie Ver-· ciaotin fleiin setzt dot der Cin
lfnhcnng eures neue-n Puflsnfletn-5, ndcr dessen
spuluscnen wenn viel fuc nnd wider nennt-«
Juli links-. Lnsz da und duu .diatc Ber
slsotlntsfy Mc die zi«otfigczogsn.,.ett fis der
suec-en Jugend utc iiitiseile dcentfnisfcn ind
fgen, liegt uns-l auf der Panz-, ndce cinc nn
»parte1lui)e eins-cy- iunn nnin cisi gewinnen,
Jtdcnn dieses Hisfient ini Uligitneinen nnd
Junge-te Jelt beteue- ltn mai-ge sein unt-d.
Laut der iltkzlnis getroffenen Versugnnzx
des lsjencraixldnntcijtecs xivanacnnlek ncnssens
"also die »Oui«-Elfter in allen sonnen studiert
nnd zwing, in denen die Blier durch Post
»in-ten defokocrt weidet-, iesp., das slllniefr.
rungsiysteln herrscht, auf ljlinchen der But- z
get Posilastcn an den Hatt-Wurm derselbe-W
eindringen tasfen. ists isctkzt, daß die Ber
sngnng auf .·l,»»»,·n)U Belfuitsnngen intt
Lande teintdendung findet. Ueber zwei
saizre hat ei genommen, nni die Prnfnngenj
l
i
dct verschiedenen Systeme, welche eine Diom
niifsion adopiirte, der Will-leistet Ban
Cott von iiieto Wort weiland, vorznnehg
men· Es geschah dieses in Washington nndf
St. Louis. Jn St· Lonis nrnrden in zolgei
des neuen Systems vier Mai mehr Briefe in :
den an den häuseen angeht-achten Kästen de- f
ponikt, tvie früher in die Briefläften auf den l
Straßen. Was das neue Syfieln anbetrifft,s
so wird die Anbringung von lBriefiiiften an;
den Hänfern geschehen, sobald zwei Drittel
der iiicundeigentlfiiniek in einyn gewissen·
District damit einverstanden find. Die Ko s
ftcn werden nur eikea is siik den Kastean
betragen und dann werden keinerlei weiteres
islediilzren von den Hauseigenthiintem ver
langt nie-den. Die betreffenden Kästen wer
den in den Kostämteen sue Vejichtigung aus- «
gefteiit, nnd die Beamten haben Anweisung
erhalten, die Einführung derselben in feder
Weife zu befördern. DieTenigen tiirilndeiz
genthlitner, welche die neue Methode an ihren 2
häutet-n einfiitfken wollen, mtiffen den ihnen
paffenden Kofien onswäiilen nnd, toie bereits
oben bemerkt, dafiie befohlen. Durch die
neue Methode soll das System der dieetten
Ablieferung der Briefe nicht eingestellt wer
den, es handelt fich vielmehr darum, das
Dei-antun der Briefe zu erleichtern. Die
Idhoinng der Briefe aus den hanstiiftenl
foll in derselben Weise geschehen, wie es setzti
üblich ifi. !
i
Jesuitenqu »Von-sein«
MmsMinM, nie-m fie etwas reicher ge
worden find, alt ihre Nachbarn, ihre eigene
Manier, sc des-sit zu delisien; diese Ma
nier is sedoch sit-um eine viel weniger
odftosendq ais se bei Isoe meian Weisen
Die Kett-Wie hoben, ebenso wie andere l
Wi, W sie get-ist rieth keinen
W chnaster tat. bemerken-W ist
s. O. der brauch der coeli-saugenden si
toaschissindianer in Britisch Columbia, in
glinstigen Umständen ein sogenanntes »Bei-i
lateh« zu geben. Diese günstigen Umstände
können sehr bescheidener Art sein, sodaß das «
»Potl-ateh» ost den ganzen Gewinnst ver-!
zehrt,—aber ein bischen Spekulation ist
,,allcweil dabei-, nämlich politischer Natur-.
Da ver Loch-fang in Brinsch Eoiumbiai
dieses Jahr ziemlich spärlich angsiillt, soi
wird man heuer wenig von solchen Potlatches
zu sehen bekommen; voriges Jahr waren
diese Aeuszerungen des indianischen Klein
prohenthums allgemein im Schwunge, da.
viele Siioaschis mit dem Lache-sangen guten(
Lohn verdienten ssie arbeiteten nlimlich le-l
diglich siir Conservengeschiiste) und deshalbi
am Schlusse der Saison mehr ,,englischei
Linsen- in den isnpsersarbcnen Händen hat-s
ten, als sie gewohnt waren. Einer dieserj
brachteeg z. V. aus 1400 Tollarsz er ließi
sich dieses Geld ans einmal aussahlem ging«
hin nnd sauste acht Mnsteten und ein Dut
zend Kistrhen Zivieba(l; den ganzen Rest des;
Geldes, etwa 1200 Dollars, legte er in De ’
eten an Dann ries er alle Jndianer zusam- i
men, die er erreichen konnte, und lnd siei
ans eine bestimmte-: innde an einen bestimm
ten crt ein Die Decken wurden ans einem
Felde ausgebreitet, das swei Morgen großi
war, der Zwieback wurde auszenherum als
Jmhisz hingelegt, nnd die Musteten wurdeni
in der Mitte ausgestellt. i
Als nun der große Augenblick gekommen«
schritt der sreigebige Jndianer durch dass
Meer von Decken hindurch ans die Musketeni
in, stieg ans einen Kasten Und hielt eine Re
de, die länger als eine Stunde dauerte. Am
Zihlusz derselben nahm er eine Muskete nach
der andern nnd zerbrach sie über dem Ka
sten; dies sollte bedeuten, dasz jetzt alle mind
schast zwischen den Jiidianeistämmen siir
immer ein Ende habe, nnd daher leine Jllu
ten mehr henöihigt würden Mitilertveile
war der Zwiebael ungefähr aufgegessen wor:
den. Aus ein gegebenes Zeichen nahten die
Jndianerineiber von allen vier Zeiten eilig,
nnd Jede nahm nicht nnr ein Paar Decken,
sondern so viele, wie sie tragen konnten.
In wenigen Minuten war seine einzige
Decke mehr iihrig.
Das war ein cchtes Potlatch. Der Spen
der machte iich dadurch sehr beliebt, und
wenige Tage dar-auf wurde er zum Unter
hiiuptling seines Stammes gewählt-wie er
auch erwartet hatte. Allerdings schiitzte ihn
das nicht davor, vielleicht schon in wenigen
Wochen gänzlich ,,abgebronnt« zu sein und
einen Sack Mehl auf Pump laufen zu miss
sen. Ein anderer junger Jndianer, der nur
über 150 Dollars zu verfügen hatte, gab
ein Potlatch, indem er auf einen Heufchober
stieg, eine Rede von einer Stunde hielt und
dann das Geld, das in in lauter Silber-lin
aen bestand, ringsum seinen Stammes-genos
sen zumars
Vnut Oisiiier wen besser-arbeiten
Man erinnert sich, so ichrcibt das Neue
Wiener Tageblatt, noch jener fensattonellen
Affaire des ehemaligen F)usaren-Overlieute
nanks liarl German-h welche vor mehreren
Jahren die Lesfentiichleit beschäftigte. Her
mann hatte im Jahre lssfeine junge Dame
aus guter Familie gel)eirathet; die Ehe
des jungen Bootes war aber nicht von Be
stand, er traten ernste Zerwitrfnisse ein.
Herntaun wurde eines Tages wegen eines
schweren Verbrechen-z an feiner Frau ver
haftet und vom Landgerizht Wien zu einer
längeren Freiheitsstrafe verurtheilt. Sei
nem Vertheidiger gelatig es jedoch nach
träglich, eine Untersuchung feines Geständ
znitandes zu veranlassen, waran Hertnann
für geistesgeitiirt erllrirt wurde-, Dieses
litntachten der Aerzte hatte fiir Oenuann die
wohlthtitige Folge, daß das Urtheil des
Landesgerichts aufgehoben und das Verfah
ren gegen ihn eingestellt wurde.
Oermann tourde der Laitdesxflrreuanstalt
ubergebeu, entwich jedoch aus derselben und
sliiehtete uarh verschiedenen Jrrsahrlen nach
Nerli-h um llul Brot« tinlenberg itu Wegen-·
sahe zu den slliiener Aerzten als vollkommen
intetimunzisfiihig bezeichnete-· Aus iiiruud
dieses-. Nutaclneng itellte Oermann vom Ausri
laude aus das Begehren unt linttuiiudiguith
er ging nach Meig, liess sich dort abermal-:
uutersnehesh da aber dte islutachten der ein:
imsnonnneueu Sachverständigen widerspre
tlieud usarcu, so ist noch bis heute die Ent
ssheiouug des- Wtener ilandgeriehtss iu iktvii
saeheu liber das Begehren Oelntann’s nichts
gesalit worden. Nunmehr hat seine Frau;
belaa Feuctmde Oeuuamh die mittler-weites
ihre liiroszjährigleit erlangte, die Klage ausl
tshetreunung beim isivitgerieht eingebrachti
Zie begehrt, da beide Natten, die vor Sehliei i
szuug oer tihe latlioliseh learn-, sieh heil
Zehlieszung derselben isousessinusios erklärt
hatten, völlige Trennt-g und stittzt ihr Be
gehren aus die Thatsaehe, das-, sie seibit vou
ihrem Matten eitler strasbaren Handlung we
gen angrseigt wurde, die er begangen nnd
wegen ttseleher er auch verurtheilt worden
war. lieber die von Dr. heinrieh liilaser
im Namen der Frau überreichte Klage saud
aut LI. v. M., die Tattsatzuug statt. Der
Kurator hertttattti’5, Herr M. (sirlluhut,
itellte sedoeh bei derselben das Begehren um
Vertagung, dass ihm der Aufenthalt Der
mauu’g, der angeblich Oasenarbeiter einer
norddeutschen Hafenstadt sein soll, unbe
lannt sei. Das literirht tnillsahrte diesem
Begehren und vertagte die Verhandlung aus
dem Fi. d. M. Hoffentlich gelingt eg, den
Ausenthalt hermantsis in ernireu, womit die
Geschichte einer Ehe ihr von der Frau so
sehnlich ertvartetes Ende finden tvilrde.
Ilbert Futter-, einer der Morder des ehe
maligen Nationalobgeordneten Motgan,
welcher im Monat Juli ic Mississippi aus
einem Zuge der Illinois Central-Bahn
während der Reise zu dem demokratischen
Nationaltonvent ermordet wurde, hat sich im
Gefängnis- in Volly S vtings in Mis
sissippi, wie man glaubt, das Leben genom
men, unt dem Galgen w entgehen. Nach
der Behauptung der Gesangnihbeatnten aller
dings soll er einem schleichendem Fieber er
legen sein.
Chai. Miller in Naeine stürzte von
einem 25 Fast hohen Gerlist in Dauleh Bros.
mroeerielaben herab nnd spiesite sieh mit
Arm und Bein an den Fleischhaten im Le
den. Seine Verletzung ist leben-geschich
Stylbllith e. »seiner heutian Preis
leaeln gebührt die Palme dem Schweben-,
welche demselben in Malt eines Schwei
serltlses zu Theil mitbet
Ja det. Presse, anf:det Bühne nnd im
Roman ist der originelle selbstherrliche ame
rikanische Richter vom echten »milden, wollt
gen Westen-« noch heute eine beliebte Figur-,
und unerschöpflich ist der Anetdotenreich
thuin über ihn. Die Phantasie des Dichters
und des fensationghungtigen Correfponsdem
ten hat zwar Manches hinzugetragen,i aber
das Meiste ist doch ursprünglich der Natur
abgelauschk, und noch heute kann man da
und dbrt solche weltausstellungswlirdige
Rechtssprecher antreffen, denen man, was
auch der Nechtsgelehrte tiber sie denken mag,
jedenfalls nicht nachsagen kann, daß sie auf
den Kon gefallen sind. Tean hat noch in
seiner spätromanttsehea Zeit einige Nichter
Lriginale gezeitigt, weiche der Nachwelt nicht
verloren gehen sollt-en. Unter diesen sei
hiermit eines Deutschen, des iliichters Preu
s;er, besonders gedacht, über welchen neuer
dings erzählt wird:
Zur Zeit, als nach Fort Caucho im Couu-s
ty Tom Nreen eine Abtheilung Bundestrup- T
pen gelegt wurde, erstand auf der anderen
Seite des Flusses das Städtchen Sau Ange
lo, das bald einer der ,,interesfantesten«
Plätze seiner Art wurde. liiäntbler nnd
sineipwirthe bildeten hauptsächlich die stän
dige Bevölkerung, aber daneben sog stets ein
zahlreiches »Rindslii1nmel«- Element zu« nnd
ab, siir welches der sechsliiufige Revolver so
wichtig war, wie das tägliche Brot, und
mindestens ebenso viel gebraucht wurde, wie
Nabel und Messer. Einen Friedensrichter
mußte man aber auch l)aben,--und zwar
nicht wegen der -Zchießaffaireit, die sich meist
»von selber-« erlediglen, auch nicht wegen der
Pferdediebe, welche der Richter Wnch allein,
und swar sehr schnell, absertigte, aber im
merhin sur viel kleinere Händel. So kam
Richter Vreusier zu seiner Würde-. lsr war
ein lurz und stiimmig gebauter Teutone,;
mit kleinen, stechenden grau-en Augen, wel
che ebenso lebhaft von Fröhlichkeit, wie voni
Jorn funkeln konnt-km im Uebrigen eins
Mann non Vers und liiefiiLn
In der Ali-J leaung det- Nesetses hatte er
eine wahrhaft bewundern: werthe isouraae
nnd tlrfpriinglichleit. Ta hies; esJ auch:
,,!tieim’ dich, oder ich fres; dich» Zein!
Wort und sein urwtichiiger Ajteuscheuvetc !
stand waren das höchste Gesch. lsines Ta !
ges sprach er eine arme Frau frei, welches
verhaftet worden war, da sie ein Stück Epecki
aestoblen, und acacn welche iiberwiiltiaendel
Beweise vorlagen Jemand rief ihm zu:
»M, Richter-, das aeht nicht: das ist gegenj
das lUesetslss Da fuhr der kleine Richter voni
seinem Etuhl aus, schlug mit der »aust auf
das Pult und sprach das grosse Wort: «an
Deiwel lBesen! Gerechtigkeit brauche merk«
Damit war der Fall entschieden.
Bei aller seiner massiven Grobheit war
er ein grundguter Kerl. Mehr als einmal
verurtheilte er einen armen Teufel wegen
unordentlichen Betragens zu einer Geldstrafe,
bezahlte dann selber die Strafe nnd gab dem
Vorurtheilten noch Geld, daß er weiter-kom
men konnte Einmal wurden ihm Zwei
vorgesiihet, die sich gründlich vermabelt hat«
ten: dem Einen war der Kovs mit einem
Haudbeil ansgespalten, der Andere hatte ein
Lbr in wenig und seine NaseJonnte nur
mit löilse eines breiten Pslasters ihre Stel
lung behaupten. Der Richter hörte beide
Parteien theitnehmend an, und als er sand,
dasz der Streit durch ein gegenseitiges Miß
verständinsz verursacht worden war, entließ
er Beide tnit den waruenden Worten:
,,.ltnlnnit mer aner von Euch noch entol, steck«
ich eu sor e ganze Woch in’-,3 Loch-» Dann
mußten sie sich noch die Hand geben und
nebst den Zeugen eins niit ihm trinken.
Welinde Aufregung verursachte eines Ta
ges in der Ansichlnng die Kunde-, dass ein
gelehrter, geschniegelter und gebügelter jun
ger Anwalt ans dein Lsten gekommen sei,
nni sich hier niederzulassen.
Man war neugierig, von wem er den er
sten Prozeß kriegen würde. Zwei Com
voys bekamen miteinander Streit iiber das
Vesitzrecht ans einen Sattel, und sie wiirfeli
ten daknm, welcher von Beiden den Anwalt
haben sollte. Der junge Utechtspriester wur
de dann -eugagirt, nnd vor iiversiillien Hause
sand die Verhandlung statt. kliichter Preu
sxer hinter seinem Pult sah feierlicher, alI
gewöhnlich ans.
Der frisch ans dem Kollege gekommene
Anwalt sass vor einein Tisch, hatte einen
ganzen Hausen titeseisegbiicher vor sich ans
geschichtet nnd viielte sietnlich unsicher drein.
lss war eine grosse Anzahl Zeugen in ver
i:elnneu; als das Verbot endlich Juni Ab
schlusi gekommen war-, lsielt der Anwalt eine
seingedrechselte Ansprache im Interesse sei
nes tclientety und als Daupttrunips verlas
er schließlich eine Entscheidung des ameri
lanischen Bundesvvergericists in einein ganz
gleichartigen Fall. Dann setzte er sich mit
einem siegesgewissen Lächeln nieder, wäh
rend der Vetlagte sehr vernichtet aussah.
Jetzt er hob sich aber der gestrenge kleine
Richter nnd sagte init einer selbstbenntsiten
Antoeitätsmiene, welche sogar einen Ober
bnndesrichter sprachlos gemacht liaben wlirde
den gelehrte-n litriinschnaliel aber völlig zu
Boden schinetteete: »Die Entscheidung is nir,
ich rnle se: der Andere hat gewunne.«
So e verbliisste Gesichter hatte man schon
lange nicht inehresaesislien Wahrscheinlich
war dies der einzige Fall in der Geschichte
der Ver. Staaten, in welchem eine Entschei
dung des Bundesobergerichtes von einem
Friedensrichter ,,overenlt,, worden ist.
Juni ttnpitct tin IFlnwpasnnksrtei.
Hin den verbretheristischen Lebensmittel
dcrsälsehungen, die utn schnöder Gewinnsucht
willen deriibt werden, gehört ohne Zweifel
die Milehbersiilsehnng, und bei der Verbrei:.
tung von Krankheiten und Seuchen, nament
lich unter der Kindertvelt, spielt diese Ber
salsehnng eine besonders berhängnitzbolle
tltolle,--s—-nteist mittelbar, indem die Ernäh
rung der akuten Würmchen durch solchen
Mischtnasch schwer beeinträchtigt wird, nnd
see daher allerlei Krankheiten und Leiden
nnsteckender nnd nicht ansteckender Art viel
leichter zur Beute sollen, theils auch nnntits
telbnk durch Verwendung von Wasser, das
Seuchenleime enthält. Könnte festgestellt
werden, wie viele Kinder allein in den ante
rilanischen tilrnsiitädten durch gepantsehte
Milch schon gemordet worden sind: der Beth
lehentitische Kindermord tvlirde vermuth
lich dagegen als eine Kleinigkeit erscheinen!
Vor Kurze-m ging ein Artikel ilber Milch
versiilschungen im Westen, mit besonderer
Besugnahme aus die Weltausstellungsstadt,
durch die Presse; richten wir diesmal unsere
Blicke nach dem Osten, wo man wenigstens
etwas silhlbarer gegen einen Theil der
Schuldigen einschenken -
Foigende Miicheilnngem die noch ais sehr
unvollständig betrachtet werden immerhin
aber lehr-reich sind, so weit sie-gehen, sind
dem Jahresbericht des Staatsmeiereieow
missärs von New York entnommen.
Eine sehr« gewöhnliche Milchversiilschitng,s
die man mit dem bestehenden Gesetz gar nicht
erreichen kann, besteht in der Vermischung
von chhmmilch mit einem gewissen Pro
zentsat; abgerahmter Milch; dieses Prodnkt
wird natürlich als reguliire Rahmniilch ver
kauft, und wenn die Rahmmilch von Hause
aus gut genug ist, und die Versälschung nicht
zu toll betrieben wird, sinkt die Milch nicht
unter den vom jetzigen Gesetz vorgeschriebe
ner Mindestgehalt herab; daher kann selbst
bei der besten Aussicht nichts dagegen ge
schehen. Ost aber wird dieselbe, schon ver
fälscht-e Milch in anderen Händen noch ein
mal gepantscht, ehe sie den Consumenteu er
reicht, nnd daraus sind ainlisante Misihek
ligleiten zwischen den verschiedenen Klassen
von Pantschern entstanden. Denn Diejeni
gen, welche die zweite Pantscherei machen,
sind, ,,entrjistet« darüber-, wenn sie selber die
Milch nicht rein bekommen, und so ihre ei
gene Chancen, die Milch ungestraft zn fäl
schen, vermindert werden.
Ein (iirosz-Milchereimann hatte die Un
dersrorenheit, zu mir zu kommen und sol
gende Erklärung abzugeben: Er verkause
Milch im lizroszen und im Kleinen in Proof
lhn; manche der Farmer aber, von denen er
Milch erhalte, ersrechten sich, die Milch schon
mit Wasser zu pantschen, ehe sie dieselbe an
ihn abliefern-—und er fürchte, daß, wenn er
selber dann noch zu je 35 Quart reiner Milch
zwei Quart Tiinsser thue ssoviel gestand er
ausdrücklich zin, das Produkt nicht mehr die
gesehniäszige Güte habe, er also vom Meie
rei:is.ommissiir oder vom illesundheitsrath
verfolgt werden könne! Taher toiinsche er ge
gen den Betrug seitens der-Landwirthe ge
schützt zu werden, um seinen eigenen Betrug
gegenüber seinen Kunden mit Sicherheit be
treiben zn können
Ein anderer Milchereimann lieferte seine
Milch an einein Bahnhof ab. Der Agent
merkte zufällig, daß die Kannen alle nicht
voll waren und wollte von dem Manne, der
sie ihm übergab, eine Erklärung darüber ha
ben. Dieser antwortete ganz naiv, er habe
vergessen, die entrashmte Milch hinzu-zuschw
ten; er lehrte sofort zu der Milcherei zu
rtiel, tain dann wieder und machte die Kan-.
neu voll-jedenfalls niit dein Stoff, wel-.
chen er erst vergessen hatte. Jch bin zu derI
Ueberzeugung gekommen, daß bei vielen»
Verfälschnngen eine Entdeckung höchst sxhwie- -
rig ist, da sich der Schwindel hinter geschlos
senen Thtireu abspielt und dem Gesetz man
ches Schnippchen geschlagen werden kann
Soweit die offiziellen Mittheilungen, zu
denen eine landwirthschastliche Zeitung be
merkt:
kUm die weitreichenden Wirkungen dieser
beharrlichen Fälschnngen beurtheilen zu kön
jnen tzu den genannten Pantschereien kom
imen noch allerlei andere mittels billiger
itkhentitalieiy obwohl dieser Brauch an west
ilichen Plätzen häufiger zu sein scheint, als
ian öftlicheni, betrachte man die Sache ein
wenig fiffertnäßig Nach sorgfältiger
Schätzung werden täglich nach der Stadt
New York allein 5000 Kannen oder 200,000
f Quart Milch don der «(s,reameries Exchange«
»gesandt. Nehmen wir an ttdas sehr niedrig
gegriffen ist), es kämen im Durchschnitt nur
J Quart entrahmter Milch auf die Kanne,
so hätten tvir also täglich 25,000 Quart oder
625 Kannen von diesem Schwindelstoff al
lein. Das ift ein geradezu ungeheuerlicheg
liebeli Das Gesetz des Staates New York
sollte so geändert werden, daß der Händler
ebenso strafbar wird, wie der Former, und
der erforderliche 9-Ititidcstgel)alt der Milch
höher angesetzt wird.
Man bedeute namentlich, was obige Zif
ifern in bedeuten haben, wenn eine solche
tStadt in einer Zenchengefahr schwebt, oder
ianch nur in einer für Kinderertrantnngen
günstigen Jahreszeit!
Mit den italienischen Biihuen geht esJ
bon Jahr su Jahr schlechter- Das Nazione
Theater in tiiom ist nach 4 Ausführungen
von Flototoz ,,5el)atten« geschlossen worden;
der Direktor ist durchgegangen, sodasz Per
sonal und Beamte das Nachsehen haben.
Mit einein Tesirit von LtWW Lire hat da:
Teatro Zannazaro zu Neapel sein Dasein
beschlossen; in der neu erössneten Arena
tiiaribaldi zu Livorno endete die Freude
nach wenigen »Liorstrllnugen. Tao Theater
zu isatania steht bor dem Zusamtnenbrtnh;
in Biareagio und ttlsti sucht man vergeblich
nach neuen Unternehmern. Jn Bologna
wird die große Votthtilme, das Teairo
Brunetti, schon seit längerer Zeit zuut Preise
bon lTitWW Lire zum Flaus auggeboten
Von den Probinzialstädten scheint einzig
Pelor-ein gute lileschäste zu machen, woselbst
sur Zeit nicht weniger alI sechs Theate
gleichzeitig spielen.
Dein standalliisternen Publiiunt der tier
lisehen Hauptstadt steht ein besonderer Genuss
bevor: Ter Seheidnngsprozesz tilladrogheni
»stasehag, oei Leibarzteg des Sutt.ttis, gegen
seine Fran. Letztere, eine ehemalige Ttngel
tangel:.iietlnerin, hatte ihrem verliebten
Herrn Nemahl wiederholt Hörner ausgesetzt,
aber stets von Neuem Verzeihung erlangt.
Auch diesmal wiirde sie wohl mit blossen
Vorwiirsen davongetotnnien sein, htitte nicht
der Eultan ein Ijlachtwort gesprochen und
seinen Leibarzt vor die Wahl gestellt, ent
weder seine Frau oder seine Stellung aus
zugeben. Der kluge alte Herr entschied sieh
siir ifrsteres und hat sieh bereits getröstet:
wenigstens behauptet man, dasz er die sesche
tortutlente Dante die man setzt stets an seiner
Seite sieht, zu heirathen gedenke, sobald
das Patriarchat die Bande, die ihn an seine
Frau- fesseln, zerrissen haben werde.
Unter den Tataren des Gouvernements
Saratoto ereigniete sich jiingst eine Begeben
heit, die man aus enropiiischetn Boden kaum
siir möglich halten sollte. Unter den VII-;
tiatie: Tartaren im Bezirk Malmuick herrscht «
noch immer die Sitte, ihrem Stammesgottcs
jährlich ein Menschenopser darzubringen
Dieses Jahr schleppten sie einen Bauerni
Namens Matunin sort und hängten ihn
bei den Beinen an einem Baum aus. Dann
schnitten sie ihm den Hals ab, aber wohl
weislich nicht ganz, öffneten ihm den Brust- ·
last-n und rissen ihm mit den Händen dass
Vers heraus. Schließlich begannen sie um
das mit dem Blute des Opfers beschmierte
Götzenbild zu tanzen.
Das Oberstaatsgericht von J da h o batl
lereid sitr verfassungsmäßig erklärt. Danach!
sind die Marmonen bis zu einer Abände
rung des Gesetzes von der Theilnahme onj
den Wohlen ausgeschlossen ;
"th UIJOIOU III Uf «
MI- , .
ist allgemein bekannt. Napel-ou W
Siegesgöttin vorn Brandenburg-r The-r
genommen. Als nun Jashn einmal mir«
gen Turnern durch das Brandenburger M
ging, fragte er einen Knaben: «Wo ist M «
Vinokia get-lieben und was denkst Du Dir
dauert- Der Knabe gab zur Aktipr
»Die Franzosen haben die Bictoria geholt
iund ich deute mir nichts dabei.« Schw,
gab ihm Jahn eine derbe Ohrfeige M
sagte ihm: »Nun denkst Dus ein anderem-h
daß Du helfen mußt, daß sie von Paris
wiederkommt, und wieder aufs Brandenbur-—
ger Thon-« An der Richtigkeit der Ohrfeige
sahns zweifelte man bisher nicht. Fr. III-O
ster, Jahns Zeitgenosse und tnit ihm persön- «
lich bekannt, erzählt sie in seiner Geschichte
der Befreiungglriege, Treitschke gedenkt ihrer
in seiner deutschen Geschichte und noch visi
andere bis in die ueueste Zeit sprechen von
der Ohrfeige als thatsächlich ausgetheilt. Du
wird dsie Anetdote in der von Straub- her
aus-gegebenen «Jliustrirten Reise-Zig.» (No.
tW siir einen ,,Treppentvitz« erklärt. sJahtk
hab-e dem ihm vertrauten Freunde Wilhelm
Liibect erzählt, die ganze Geschichte berwhe
ans Erfindung Tenc steht aber ein anderes
Zengniß schnurstracks gegenüber. Jn der
»(««)artenlaube« 1856 No. 32 und 33 berichtet
der Schriftsteller Wilhelm Künstler, der in
Nanmbnrg a. S. lebte und mit Jahn viel
verkehrt hatte, in einem Aussatz: »Ehe Fahrt
mit dem alten Zahn-« auch tiber die Ohrfei
ge. Jahn hatte ihm von derselben erzählt,
ihm auch denNamen des liteohrfeigten ge
nannt, eines gewissen Dietrich, eines träu
merischen aber sonst ehrlichen li"aitzes. »Wenn
Eie aber künftig die Geschichte uaeherzählen,»
fügte Jahn seiner Erzählung hinzu, »wir
sie sich wirklich Zugetragem so reden Sie
aber weder von einem Narrenstreich noch vosn
einer Uliaulschelle, sondern von einer echten
deutschen Tarhtel, denn Dachtel kommt von
»denten«, ist also keine gewöhnliche, sondern
eine ,,DenksOhrseige-.
Sie ist trvar)usiuutg.
————— i
ccin Jlachtltld ani: ten-« kausncr Lebt-ich
Das «’«Ii. W· Tgbl.« erzählt das folgen-de
traurige Geschichten:
Die Waehmiinner stehen auf der in nächt
liches Dunkel gehiilltcn Straße, aufmerksam
gemacht durch ein lautes, erregtes Gespräch,
das zwei Personen miteinander führen. Ein
Mann nnd eine junge blasse Frau sind es,
die nun das Amtsgebändc betreten. Der
Mann fragt mit ringendem Tone nach dem
polizeiiirztlichen Funktioniiiy der auch rasch
sur Stelle ist«
»Herr Doktor,« beginnt der Fremde, dessen
Vegleiterin die Hände ringt, ich komme in
meiner Bedriingniß zu Ihn-eit, meine Gat
tin hier-»und der Mann macht eine be
zeichnende Haudbewegung nach der Stirne-—
«ist Ihrer lHilfe bediirftig.»
Theilnahingvoll blickt der Beamte die Urt
gliictliche an—-ihr lilesiihl trägt den Ausdruck
des tiefsten Seelenschinerzeå
Der Watte dämpfte seine Stimme zu vei
nem FliifternJ »Sie war schon in einem Je
renhause und wurde als geheilt entlassen
Jetzt ist das schreckliche Leiden wieder zum
Angbrnck gekommen. Jch habe heute furcht,
bar gelitten ............ sie wollte mich aus dem
Fenster stürzen ....... sie hat Alles l«
Die fnnge Frau unterbricht ihren Gatten,
sie will sprechen, der junge Mann jedoch eilt
»auf sie zu nnd streichelt ihr liebevoll die
Wange-. »Sei ruhig, Du Ärmel-« fleht
er sie an, und dann erzählt er dem Arzte
weiter die Lebensgeschichte seiner unglück
liche-n Frau.
lsndlich ist er fertig und jetzt nimmt sie
das Wort. »Herr Doktor, glauben Sie mei
nem lstattin nicht; ich bin gesund, aber er ist
krank. Jch habe heute furchtbar gelitten......
er wollte mich ans dein Fenster stürzen, er
war schon einmal im Jerenhause. Jch habe
ihn aus dein Jrrenhanse gegen Reders über
nommen: eine Zeit lang war er ruhig und
still, seht ist er wieder so böse geworden, und
ich bin meines Lebens nicht sicher.«
Der Arst weist nicht, woran er ist. Beide
sprechen vernünftig, beide bezeichnen sich
gegenseitig alLs irriiunig und rufen gegeneim
ander ärztliche Hilfe in Anspruch. Der Arzt
giebt den Wachlenten den Auftrag, das Ehe
paar iui Auge Zu behalten, und heißt die
Beiden einen Augenblick warten
Nach iutzer Weile tihrt er wieder zurück.
T ie polizeilichen Nachfrhlngebiieher haben
ergeben, das-; die Frau Recht hatte. Der
malte ist· ii·rsiunig. Der Arst ordnet den
Tranziport des Jrren auf die psychiatrische
-liliiiit an, die Fran- nimmt kurzen traurigen
Abschied von ihrem ungliiitliehen Gatten und
entfernt sich, leise weinend.
Die stiidtischen Vuligsehulen in Rttßland
sollen aus der isatuniuualvetwaltnng aus
geschieden und der Beaufsichtigung der Re
gierung unterstellt werden. Durch diese Re
form wird die polizeiliche Aussicht, welche die
rnssische klicgiernng iiber die höheren Lehran
stalten iin Reiche del-hängt, auch auf die
Bürgerschule-n ausgedehnt, wodurch das
Vischen Volksbildung, welches Alexander
der Zweit- seinen Unterthanen angedeihen
ließ, im Oandnmdrelsen beseitigt sein dürfte.
Tie Berichte dou dreizehn anieriianischen
lsnnfnln in Deutschland ergeben, daß der
Werth der Aus-fuhr nach den Ver. Staaten
von dort in den Monaten Juli, August Und
September d. J. sieh auf S15,510,ti00 be
laufen und den der Ausfuhr in demselben
Zeitranrne des vorigen Jahres um Q3,000,
Mit überstiegen hat. Diese Zunahme ist
der dermehrten Zucieeangsnhr zuzuschreiben,
tnelehe friiher durch den amerikanischen Zu
eiertruft gestört nun-den mar.
Die diesiährige liietreideernte im Groß
hersnathum Baden hat nach den bis Ende
August reichenden amtlichen Berichten im
Ganzen an lKörnern einen guten Erfolg
geliefert. Der Strohertrag ift iiber deme.
Dukehschnittsertrag geblieben. Von den ein
selneu tiletreidearten sind Speli, Roggen,
Weisen nnd Mischfriiehte gut gerathen, wäh
rend die Sommerfriichte infolge der Trockens
heit weniger gut gerathen sinds immerhin
ist der Ertrag an Nerste als ziemlich gut,
an Hafer weniger iiber Durchschnitt m be
zeichnen. Der Raps hat etwas mehr als
einen Mittelertrasg ergeben. Die bisherige
Futterernte kann als etwas iiber dein Durch
schnitt steh-end betrachtet werden. Die deu
ernte ist ziemlich gleichmäßig autgefallenz
der Menaeertrag an Nenerfuttee hat nirgends
den Mittel-ertrag überschritten Im Ganzen
erscheint der Ausfall der Futterernte in der
oberen Landesgegend etwas günstige-, als
in der unteren.