Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, September 30, 1892, Image 9

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    ·- —
, Zettel-V
Ein Roman aus Ostasrika.
Von O. Elster.
(Fortsetzung.)
Die Tochter Said ben Se» hatte jetzt
dan die Gestalt vollständig verhiillenden
Mantel abgenommen und auch den Schlei
er von ihrem Haupte entfernt. Die seine
biegsame Figur trat vollkommen hervor, die
zarte Rundung der Schultern und des Vu
sens, die mit goldenen Suangen geschmück
ten, tnattgelblichen runden Arme und die
sietlichett, lleinen, dianiatttengesihmiickten
hande. Lang herab wallte das schwarze
Haar, so daß es die lleine Gestalt sast wie ein
Mantel verhiilltez dar niärchenhast schöne
Antlitz war srei von dein häßlichen verhül
lenden Schleier, und bewundernd ruhte day
Enge Ellens ans der rosig angehauchten
Wange, den purpnrnen schwellenden Lippen,
zwischen denen die lleinen Perlenzähne her
darblitziem und aus den narhtsrhwarzem
sammettveichen Angensternen, die iiberwöibt
waren von den seit-gezogenen Bogen der
dunklen Brauen.
«Wie schön Du bist, Ferida,- sprach Ellen
in neidlkser Bewunderung. »Du würdest
in meinem Vaterlande die Herzen der gan
zen Mannerwelt bezwingen-«
Ferida seufzte ties ans. Ihre Stirn um
düsterte sieh, und leise grollend sprach sie:
Was bilst mir hier meine Schönheit? Jrh
atuß Sie verhüllen vor-jedem fremden
Unge, und bald wird sie vergraben hinter
den Mauern eines Haeems in Sansibar.
Könnte ich doch mit Dir in Dein Vaterland
sieben! Könnte ich srei sein wie Tal-«
.Dein Vater ist aut nnd milde. lsr wird
Dich nicht einem ungebildeten Manne zum
Weibe gebe-rn
.Einein ungebildeten Manne? Hat daß
Weib hier bei nng das Recht, zu lieben?
das Recht, srei zu wähleni Es folgt dem
Manne als seine Dienerin, als seine Skla
din, dein Manne, der den höchsten Kansvreis
zahlt; Schmach und Schande ist unser Lebt-,
wenn wir frei dein Zuge unseres Herzens
salgen wollen
,Wenn Tein Vater ein ikhrist tvlirde ..... «
«Said ben Sei ein Shriitti Tag wird
niemals geschehen, so lange die griinen Ber
ge von ilsaaara steheti!«
Eine Pause trat ein« Ellen getraute sieh
nicht, ihrer Freundin zu rathen, allein den
derhänanihvollen Schritt zu thun nnd den
Glauben ihrer Väter zu verlassen. Tiiiter
blickte Ferida var lich hin. Plöhlieh leuch
tete es in ihren dunklen Augen aus« und
leise sprach sie:
«Jch traf heute einen weißen Tit-inn, einen
Deutschen von der Station, im Walde.
Frei und ollen, kühn und niuthig war der
Hllrl feiner lichtbraiieiien Angen: feine
Stimme klang männlich, treu und wahr,
feine band schien itarl und leit, alle Gefah
ren zu besiegen Er liihrte mich auf den
rechten Weg nach der Mission zuriielsplennlt
Du den Manni
Ellen senkte, leicht erröthend das blaue
Inge.
Ferida hatte das Erröthen ihrer Freun
din bemerlt: sie hatte das leise Beben in
der Stimme lfllens gehört: ihre Augen
blitzten auf, ihre lleineOhand ballte lich
sur Nat-it, ein tieier Athetnznq hob ihre
Brust, doch sich gewaltsam zur Ruhe zwin
sent-, sprach fie:
.«tu lennii ihn— sund Du lieblt ihnls
,Ferida!
,Jch hab’ ez wohl bemerkt, ich lese es in
Deinem herzenl Du lieblt ihn, und Du
wirst fein Weib werden Du Gliiellichek —
.Jq. Ferida, ich will Tir's, meiner Freun
din und Schwester-, qefteisem dal-, ich Weiter
Ennlzolm von Kerzen liebe, und wenn er
vor mich hintritt, meine band zu fordern,
mit Freuden und Seligleit lege ich die mei
ne in feine hand, ihm zu Mng Wohin CI
auch lei
.llnglilellelige, das nsird niemals gesche
W
cie junge Araberin war von ihrem Sitz
einporaesptungen und ltand ietzt mit lench:
tendetn Auge und drohend erhobener hand
vor Ellen, als wolle iie lich im nächsten Au
genblicke aul die Freundin itiirzety wie der
gelchmeidlge schwarze Panther aui feine er
lcheeelte Beute
,Ferida, was sprichit Dass-—
Die Gestalt der Araberin sank zusam
men, dann liilrite sie vor Ellen qui die Kniee
nieder, verbarg ihr Antlitz in die Falten
von Ellens Gewand und weinte heftig, daß
ihr Schluchten ihren zarten Körper durch
bedie.
Alleine Fetidm meine theure Schwellen
lo bat Ellen. Jene mir, was Dir fehlt.
wes hat Die etwas II Leide gen-aut
«Niemand —- Riemand,s lchluchite die
Tochter Said’s. .Jch bin eine Untzlilelllche
—verzeihe nilr und werde glücklich, wenn et
Dich wieder Heini-O ihr glücklichen Chri
Ien. wie beneide ich euch unt eure Freiheit,
II eure Nebel-—
—-· «
i
ö
Aiiide Liebe.
Lieutenont Engheim besand Ich in einer
seltsamen Stimmung-. selbst die bedrohli
chen Nachrichten des Missionars iiber die
Vorbereitungen zu einem Auiitnnde vermoch
ten ihn derselben nicht in entreißen. is
thst allerdings mit alter iiietvissenhastigieit
seine Psiieht, meldete die Mittheiiungen des
Misionars weiter nnkh gelindert-, detstsrite
die Vesestignngen seiner Station nnd ver
schsrste den Wach- und Potrvniiiendienst,
Idee er thnt alles dieses mehr ans Gewohn
heit und dem ihm innewohnenden Pflicht
gesiihi, ais aus voller hingabe an sein Amt.
sieiiher hätte ihn die Aussicht auf Kam-L
Gesahren und Abenteuer seeudia erregt,
denn in seiner Natur lag eine gewisse Iden
teuetiusi, nleith einem Durst nach Gesahren
und Mithseiigieiten, weiche Einenichast ihn
sn auch svrt ans Deutschland in die serne,
unbekannte-Weit getrieben hatte. Doch seht
schien dieser kecke Uebermnth einer verdrieß
iichen Unruhe Platz gemacht tu haben, so
das ost seine Kameraden den Kods schiitteii
ien Idee ihn
.Weisz der Oirnrneh was Lietttennnt Eng
hpitn seit einigen Tagen hntis ries Gehlsen
Irgeriich ten-, ais er aus eine Frage von
Unitee eine kurze miterische Antwort erhal
ten. -Sehi, Mis, da net-L er nun wieder
Windencsiydiewesberdie
M——-.
schaltet-h den Julien an ver Seite; Inn-!
verklang streist er umher, aber glaubt Ihr-,
dass er ein Stliel Wilvpret stir meine Küche
mitbringtHvl ver deutet solche Kaps
hitngereil Jeh calculire, Lientenant Engholm
hat sich verliebt.«
«Das ist wohl möglich,« lachte Wolf. »Mlsz
Ellen Campbell ist ja die richtige Erinnye
stalt-——unter Larven das einzige Menschenge
sicht——liinnte man niit einiger Abänderung
unseres Friedrich Schiller sagen.«
Massen Sie mich Init Jhreni Schiller in
Rnlyl Das mag ein gans braver Mann ac
wesen fein, aber von Asrlla hat er keine
Ahnung gehabt
« Wolf lachte wiederum aus. »Da rniigt
»Ihr recht haben, litehlsem Um Afrila hat
zsrch der brave Schiller blutwenig geliinunert,
»vesto mehr um vie Liebc, unv wenn er Mis;
Ilillcn gelannt, hätte er sicherlich auch eine
I.lintsiiclnng an Ellen-· gevicl)tet.«
s »Nun sonnt thr auch noch anl« brummte
Iärgerlich tixehlsen in den Bart. «Miichte
molk-l wissen, wag solch ein sitnverlichcs Ding
von ,,Engel—3angesicht« hier im Urwalvc
thut. Doch mich gel)t’s nichts an, nnd
Lientenant lfngholm hat’5 mit sich allein
abztnnachen.«
MW-—, ——-.-.
Mit diesen Worten trat der alte Mattose
in das Hang zurück, und Wolf schritt nach
dem Waarenlager, um einige Tauschtvaaren
fitr eine in den nächsten Tagen anlouunende
Karatvane ansjnsuchem
Inzwischen ging Walter Engholm lang
sam den Jagdpfad entlang, auf dent er vor
einigen Tagen die Tochter Said ben Ses
getroffen hatte. Fast jeden Tag seit jener
Begegnnng war er diesen Weg gegangen:
mit geheimnisvoller Macht hatte es ihn stets
wieder nach jener Stelle gezogen, wo er in
die dunklen Augen geschaut. Hoffte er der
jungen Araberin hier wieder zu begegneni
Er war sich selbst nicht klar dariiber, oder
er wollte sich vielmehr nicht klar dartlber wer
den, denn er schämte sich seiner selbst, dass
er sich so rasch von demGlani der schwarzen
Augen hatte gefangen nelmten lassen. Er
rief die Erinnerung an Ellen Campbelh die
sanfte Lichtgestalt, in seine Seele zurück, aber
vergebens; die Gestalt Ellenz schien auf einer
leichten Nebeln-alle weiter zu entfchtoeben,
nnd an ihre Stelle trat die zierliche, schlan
ke arabische Maid mit den dunklen, verlan
genden, sehnsüchtigen Glutksaugen und den
vnrvurn leuchtenden, schtvellenden Lippen
Wie toar es nur möglich, daß ein solch kur
ier Augenblick iiber eines Menschen Denken
und Fiiblen entscheiden konntet
Walter linghalrn warf sich irr-das kurze,
saftige iilras in dem Schatten eines gewalti
gen Platanenbaumes nnd blickte träumend
in das dichte lilenssirr des litebiische8, in dein
der Wind leise säuseln Ter treue Sultan
hatte sich neben seinem Oerrn niedergestreckt
nnd legte schläfrig den Kon anf die Pfoten,
zuweilen nur nach einer zudriuglichen Flie
ge schnapvend Schtvtil briitete der Tag
über dem Walde, der fast lautlos do.ag;
nnr das Summen nnd Schinirren der Jn
sekten ertönte in itnunterbrrciiener liinsbr
niigleit durch die gritne Dämmerung in
die nur hier nnd da ein Strahl der Sonne,
gleich einein blitzende-i Pfeil, dinabfuist.
Plötzlich erhob der bund den Kopf und
liess ein leises Knarren bitt-en Walter leg
te die band auf den Kopf des Hundes
nnd schaute sich forschend uni. lsin stär
kerez Rauschen ward im litebiisch wahrnehm
bar, die Zweige theilten sich, und hervor
fchliidfte die schlanle lileftalt einer jungen
Negerin, die sich scheu und furchtsam um
blickend Walter näherte. Einige Schritte
vor idrn blieb sie stehen, schaute lich nochmals
rasch um nnd wars sich dann dein jungen
Mann zu Rüste-L
. Walter sprang empor. iir erkannte sent
riie junge Sklavin, welche die Tochter Saids
leblos hier int Walde gesunden nnd nach der
Mission gebracht hatte. tltiie ein Blitz durch
»zuckte ihn der Neoanler ,«Zolte sie ilnn
Etliachricht dou Rerida bringen« Er rede
ite sie aus arabisch an: Oktober lonnnst Tu,
Hund nnaH willst Tu von tniris Tuch die Ne
Enerin verstand die Worte nicht. schnttelte den
Koth nnd blickte Waiter bittend an. Jetzt
versuchte er eg, sich in der Siiabeiisdrache init
.dent Mädchen in verständigen: srendia zuck
te es in dein schtoarsen liiesichte derselben
aus, als es die bekannten Laute hörte.
Jch ionnne von meiner herein, der Toch
ter Said ben Ses’s,- sprach das Madchen
dann. «Eie bat niir das Leben gerettet,
nnd nun dars ich bei ihr bleiben. Ich soll
,dorauseilen nach der Schainba Said’5, inei
lne Herrin solgt mir dahin. tilber da sab
ich Dich hier iIu Walde sitteu, ich weiss, dass
auch Tit mir geholfen, dass Tn kein Freund
des arausamen canchiri den Salaain bist,
,und ich somme Tit su danken
I -Wo ist Deine Dei-rnit
- ·Jn kurzer Zeit wird sie bler sein« c,
sie ist traurig nnd hat viel geweint diese
Tage hindurch· lind des Nachts-, wenn ich
vor ihrem Lager lag, benterlte ich wohl, das
sie nicht Ruhe sinden konnte: schwere Trau
me snuskten sie quälen, sie seusste nnd weinte
fast und lange. Doch nun muss ich eilen
entlaise mich, Vanais
Jsteh und bestelle Deiner herein meine
Salanisls
»ich werde es nicht vergessen, Verri
biasch eilte das schwarze Mädchen davon
und verschwand im leise rauschenden Meer
der Blätter. Walier iknabolrn blieb in sie
fberhaster Erregnng gut-lich Er sollte sie
l
i
wiedersehen, die dunkelängige Maid, deren
iBild seine Traume der letzten Tage ersiillt
Hatte, so sebr er sich auch dagegen gesträubt.
iViekleicht bsrte er auch wiederum die Me
i lodie ibrer sansten Stiinnie--—-«blickte in
ibr leicht errötbendes Antlitz-————- nilberte
sich nicht bereits der rasche Schritt des Reit
tbieres, welches die schone Araberin trnns
)Nein, es war nur ein etwas starserer Wind
stoß, der in den Kronen der lirwaldbännie
)rauschte. Doch sent ertönten Stimmen!
"Walters bund wollte anschlagen, doch ein
leichter Schlag seines derrn liess ibn ber
stmnnien, und aeborsam duette er sich neben
Walter wieder ins Gras. Die Stimmen
näherten sich mehr nnd mehr. Dentlich er
kannte Walter die tiesen Kebllattte, in denen
sdie Cinaeborenen sprechen. Inzwischen er
stsnte zuweilen der sanste Klang einer weib
llichen Stimme.
! .(5s ist Feridals sprach Walter leise nnd
Itrat hinter ein Gebüsch, das ibn vollständig
sperbara.
i Noch wenige Minuten« nnd der schwur-se
Diener Feribas trat aus die Lichtuna hinaus,
das sieitibier am Zaum siiheend, welches die
verbiilite Malt der sanaen seaberin trun.
sIMis ariss Fetidas dand in die siiael und
hielt das thier an.
.Lasi uns hier einen Insenblies verweilen,
Julius- sprach se. Jsae es nicht diente-o
vie die Mist-see sanden nnd den treiben
M tresness
-Diet war es, der-leh- entgegnete dee
Schwarze. Ader wir dürfen nicht lange
!derweilen, wollen wie vor Einbtuch der
sNacht noch die Schamba Deines Vaters er
seeichenx
» Ferida achtete nicht ans die Worte ihres
iBegleitecs, sondern sasz regungslos da und
sblictte aus senen Platz, wo sie Walter zuerst
Ieeblickt Die Maid hatte den Schleier von
ihrem Antlitz entsetntt Walter konnte das
’edle Angesicht deutlich sehen. Es schien ihm,
als ob ein Zug unendlicher Traurigkeit das
schöne Antlitz verdiisterte, als ob das dunkle
Auge ivie in verhaltenen Thriinen schürt-s
inekte; eine selige Ahnung schlich sich in sein»
Heim dasz diese Traurigkeit, diese Thriiucn
ihm gelten könnten. Vergcssen war Allesj
nin ihn; vergessen die Kluft zwischen ihm
nnd der Tochter eines arabischen Händlers«
vergessen das lieblich kiihrcnde Bild lfllens
nur dieses schöne inattgelbe Antlitz sah
ei· vor sich, nstr in diese dunkle, seuchtschimi
Inernde Muth der nachtschwatzen Augen ver
senlte er seinen Vlies und sog das siisze litist
der Sehnsucht ans diesen dunklen Augenster
nen. Er hielt sich nicht länger nnd trat ans
dem Gebtisch herum-. Ein Schrei des
Schreckens entschliipste den erbleichenden
Lippen Fekidas: ihre Hand suchte zitternd
den Schleier vor das Antlitz zn ziehen, doch
Waltek erfaßte rasch diese Hand nnd sprach:
Antriebe niir noch nicht den Anblick Dei
nes Antlitze-B, Fecida!«
»Leer, Den-, wag thust Du?- ries droh
end der schwarze Diener und wollte zur
Waffe greifen, doch Ferida wehrte ihm und
sprach
.Last den Fremden, Jussusl Er hat uns
einen Dienst erwiesen und ist unser Freund
Dann aber machte sie sanft ihre Hand
von dem Griffe Walterg frei und zog den
verhtillenden Schleier vor das untere Unt
litz. Doch ihre Augen blickten drtlber bin
tveg den jungen Mann fragend und for
schend an. Ohne Worte zu finden, stand
Walter da, wie gebannt von dem Blicke die
sesr Ilammenaugen
»Geh voran, Jussus,« sprach setzt wieder
die Tochter Said’s, «wir folgen Dir. Der
Fremdling wird mich ein Stitel des Weges
begleiten, denn ich habe mit ihm zu spre
chen.«
»Wie Du besiehlst, Herrin,« entgegenete
der Schlvarze nnd ging mit eiligen Schrit
ten den Waldpfad entlang, bald den Blicken
der aniicibleibenden entfchtoiudend.
Eine Weile herrschte Schweigen zwischen
Walter und Feridm Dan fvraeh die Toch
ter Sanid’g mit seltsamen tief, fast drohend
llingender Stimme:
«Wag verfolgst Tn mich? Warum trittst
Du mir nochmals entgegen? Unsere Wege
trennen sich in doch hier fiir imnier!
-Tas darf Dein letztes ils-Fort nicht sein,
Ferida!« .rief Waltcr lingholnn »Unsere
Wege sollen sich nicht trennen, fie sollen ver
eint weiter lanfen,
»Du sprichst, um mich zu täuschen, Frem
der! Mit Du nicht ein tinrobäer nnd ein
lihristk Bin ich nicht die Tochter Said den
Seh-H des gläubigen Anhänger-S Allath
Wie lönnten sich die Wege unseres Leban
se vereinigen ?
-Dn glaubst an Allnh, ich an Nott, der
Oimmel nnd lfrde schuf. Tein Gott nnd
mein lilott find eins in der Liebe zu allen
Menschen ....... «
.So spricht auch der weiße Prieiter, der
Vater Ellensl Aber wenn dem so wäre nnd
unser Glaube uns nicht trennte, so trennt
uns die Sitte unseres Volkes und«--s-lfllen
(sa1nnbell!«
,lillen lsanwbelllls
.Siehst Tu. Nsremdling, das-. ich das lite
beimnifz keines Herzens lenne?« sprach mit
drohend sunlclnden Augen die Acad cin.
.Tn liebst Ellen Campbelh Tu willst s» zu
Deinem Weibe machen. und doch serfnigit
Du michl Hinweg bon mir -'T:eine Linken
ingeni
.Ferida'
Mit schnellem Griff hatte Walter ten
Zitgel des Reitthieres ergriffen, das Kersra
eben znm raschen Lauf antreiben wollte.
Das Thier bäumte sich ein wenig unter teni
festen Griff: plötzlich aber beugte fiib tie
cllraberin nneh vorn liber, ihre Sand fuhr
blinichnell ilber die band des Dentfliein
Walter fiihlte einen frlnieidenden -Jhnerz
in seinen Fingern, das Blut trotsfte in des
tilrctgs die Araberin hatte mit einem itei
nen scharfen Tnleh einen tiefen :rhnitt liber
feine cdand gezogen, die jetzt kraftlos die
fkllgel lrei liefe.
.«’ferida, trat bnli Du gethanis
Walter ftreette ihr die blutende Hand ert
gegen· In dein dunklen Auge des Mäd
ehens furtte es fehmerflieh auf, dann sprang
fle ans dem Sattel, ergriff Walten stand
und fnehte das Vlut fu ftillen.
Derselbe mir. verzeihe mir, ieh tktfite
nicht« was ich tbntl Komm. sehe Tich in
mir, dan ich die Wunde verbinde innm
lomrnls
Mit funfter lfleroait zog sie ihn nie-W sit-f
einem unigefturzten Vautuftamnh dann
lniete fie vor ihrn hin, nahnt ihren Schleier
und Umwand mit demselben feine verletzte
Hand· Welch und sanft legte fich das zarte
ltiewebe auf die Wunde und fttllte das Blut.
Wabe ich Tit großen Schmerz bereitet«.«
fragte die Tochter Said’5 und blickte mit
angfterfiillten Augen zu ihm anf. Sie dach
te nicht mehr daran, dafk ibr Antlitz der
Schleier nicht oerhitllte, daß der weite Man
tel von ihren Schultern ges-rufen nun nnr
d·.: glänzende-n fanftgeboge-.«.««. Vincken sstd
die runden spougengefhtnrltsiz til-nie ten
Blicken des Fremden frei g.-.:). tiin sanfte-H
hingebendes Weil-, fo tut-te fe xn fein—.«
Fititen
,lfiröf;eren Schiner-, nlg Terxt Messer-, isas
ben mir Deine Worte bereit-» eutgegnote
Walter, dem das Blut bei tun Hinblick de
fchönen Mädchens ftilrtnifch fu«-i Izeizek
wallte
»Und fagten meine Worte nicht dle Wahr
heiiis fragte leife nnd scheu Fertda, indem
fich ihre dunklen Augen fn Boden fentten.
.t.«iebft Du Ellen lsampbell nicht, und be
gehrft Du fle nicht zu Deinem Weil-ei
.(She ich Tit begegnet, erfüllte allerdings
das Bild des fanfteu blonden Mädchen
niein Ders. Aber die Gluthen Deines illu
ges haben die Erinnerung aus meiner See
le gebrannt-sich fehe nur Dich-sich liebe nur
Dich-« --— —
-Spriehft Du die Wahrheltis
.Jeh spreche die Wahrheit ....... ich liebe
Dicht
.Und wirft Du mich nicht auch vergessen,
wie Du Ellen Tantbbell vergessen hasti
Niemals-Nimmst
.Denie an meine Worte —- erinnere Dich
diefer Stunde, wenn Du femalz falfch fein
folltefthei Illlah fehtoiire ich Dir, dafi ich
nilch rschen toerdel Dich und Deine neue
Liede idlirdt ich defderbenb
»Mein-Du liebst mich-—
Der Athem ftoclte ihm vor übermächtiger
Erregnng. Er streckte die Arme aus, und
im niiehften Augenblick schmiegte sieh die zar
te Geftalt des Mädchens an seine Brust, ein
zahmes und doch sehenes Vögelchen, eine Ga
zelle, die Schutz gegen den Verfolger sucht.
Mit großen flammendem Blick sah sie dann
zu ihm auf, schlang ihre runden Arme gleich
geschtneidigen Schlangen um seinen Nacken
und duldete seine heißen Lieblosungen.
Die Sonne sank, nnd noch immer saßen
die beiden Liebenden von süßem Traume
umfangen im stillen Walde. Doch jetzt
rauschte es stärlck in den Wölbunqen des
Lairbdacl;e5; einzelne gellende Stimmen lie
ßen sich bereits vernehmen, die Vol-boten des
nahenden Abends. Jn den Büschen und
dem ilnterholz trachten diirre Zweige unter
den Tritten der wilden Thiere, die auf Raub
ausgingen oder zum snnipfigen Ufer desf
Wamiflnsses eilten. Aus den Luften tönte;
der helle Pfiff eines Neiers ,ans den »eier s
lliiften des Gebirges der dumpfe Donner:’
laut des erwachenden Löwen.
Ferida entwand steh den Armen Walters. i
»Ich muß nun fort, « sprach sie leise, «rnans
l
l
erwartet mich anf der Schantba meines Va
ters. «
»Ich werde Dich beaieiten ........
Nein, bleibe-ich hole meinen Diener?
bald ein; er wird mich nicht weit von hier!
erwarten Lebe wohl nnd denke an meine
Wortel Ich sende Dir Botschaft, wann toirs
uns wieder sehen können. «
Noch einmal warf fie sich an seine Brust s
Noch einmal fühlte er ihren heißen links
dann biillte sie sich in ihren Mantel, sprang«
in den Sattel des Thieres, das auf ihren
Zuruf herbeiaetrabt war, nnd verschwand
in der Dämmerung des Walde-.
Walter lsnaholm war allein. Er athmes
te anf, wie erwacht ans einem wunderbarenl
schönen Traum lanasam schritt er der Sta
tian zit, aber ein driickendeg nnheimlichess
MefiibL wie das einer schweren Schuld, la-;
ftete auf feinem Verzeih -
C.
But-tin- Amte-trink
-Wo nur Mr. Engholtn bleibt? Ich habe
ihn schon seit zwei Wochen nicht gqiheih
und sriiher sprach er doch jeden Tag vor
Sollte er jetzt so viel aus der Stamm zu
thun haben ?
Diese Worte sprach Mr. Canwbell, cl
er init seiner Tochter früh am Morgen aus
der Veranda den Thee nahm. Ellen, deren
liebliches ltlesichtchen in den letzten Tagen ei
nen ernsten,- nachdenklichen Ausdruck ange
noutnien hatte, senkte das Haupt, während
tiefe Röthe ihre Wangen überflog. Jhres
Vaters-( scharfem Blick entging diese Betäti
detnng ihres Antlitze-B nicht, doch sagte er
nichts, sondern strich nur leise nnd liebreich
init der Hand iiber den blonden Scheitel
Hutte-. Als er aber eine Thräne vorn Au
ge seiner Tochter niederperlen sah, sprach er
sanft und weich:
«i"s3rä1ne Tich nicht, mein Kind. Wenn
Dein Herz eine leise Hoffnung gehegt, sei
start und ntnthig, falls Dich ein trenloser
Mann darum betrogen
«Mein Vater ........ «
»Sdrich nicht· Ich habe ivohl in Deinem
Herzen gelesen; liegt es doch seit Deiner
Kindheit offen bar rnir wie ein aufgeschlage
nes Vuch, und kenne ich doch alle die Regun
gen Deiner reinen Seele. Deshalb habe ich
auch Vertrauen in Dir und Teiner Kraft!
In nsirst den Schmerz, den Tir eine verlo
rene Dossnung bereitet, In überwinden wis
seu in liebreicher Wirksamkeit siir Deine lei
denden Mitmenschen-«
Hllen hatte sich erhob-en und schlang ihre
Lirme unt den Nacken des Vaters. Tas
Oauvt an der treuen Brust des Vaters ver
lmrgen , weinte sie leise, und die linden
Thranen erleichterten fie, deren Seele seit
jenem Abend, an dein sie einen Blick in das
leidenschaftliche, wilde Oerj Feridag gethan,
eiue diisteke Ahnung von kommendem lin
Ygliirk bedrückte. Wohl wußte sie noch nichts
ivou dem Bündnis-» welches die Herfen fing
iholms und Feriday geschlossen, aber man
ihatte ihr erzählt, dasi Lieutenant ifngholin
jetzt fast tilglich seine Schritte nach der
iSchamba Said ben Ses""g richtete. Said
jwar aber von der Miste noch nicht zurückge
Jkehrt, wein anders konnten daher diese Be
fsuche Eugholms gelten, alg der Tochter!
»Auch dass keinerlei Nachricht von Rerida kam,
obgleich sie friiher mehrere Boten in jeder
Woche geschickt, mußte anssakiend erscheinen
und konnte die in dein Oerfen Ellen! auf
keimende Ahnung nnr noch bestärken.
..’ich werde stark sein, mein Vater,- flii
fterte Ellen. .Dein Wort und Dein Bei
spiel werden mir Kraft verleihen, auch das
Schlimmste zu ertragen.- z
»So ift’g recht, mein Kind. lind nun
komm in das Haus an unsere Arbeit
(5in tobendeg Geschrei, welches vom Dor
fe heraufdrang, hielt sie jedoch noch auf der
Veranda zurück. Eine dunkle Menge der
Eingeborenen wälzte sich den Berg hinaus
der Mission und der deutschen Station ju;
sondere Bewohner des Dorfes sliichteten mit
eilig zusammengeraffter Habe in den Wald;
die jungen Männer aber bewaffneten sich
.init Speeren, Keulen und den alten Geweh
ren, welche sie von den tmriiberjiehenden
Karawanen eingetauscht hatten, und ver
saminelten sich unt die diitte des Häuvtlings
Rhivangilm in der die Aettesten des Dorfes
zu einem «Schauri« iBerathungi zusammen:
gekommen waren.
In wenigen Augenblicken hatte sich der
«hof der Mission mit einer schreieiiden, hef
tig geftikulirenden Menge angefüllt, und
»Mir. Thonison, der jineite Missionar, be
tnuhte sich vergebens, ernung und Ruhe
.her4ustellen. Der Name Vuschiris und Said
ben Ses·s ertoute ost aus dem Wortschwakl
der anfgeregten Menge. kindlich trat eini
ger-nassen Ruhe ein, und Mr. Campbell er
fuhr jetzt auch die Ursache der Aufregung
uno des Familie-.
»Buschiri ben Salaarn und Ses nahen
mit einer betvassneten Schaum so berichte
te ein Mann, den Mr. Camvbell zu sich het
angerusen hatte. .Sie tragen Flinten und
Speere, inicht alg friedliche bandeislente
kommen sie, sondern alt blutdiirstige Krie
ger, und sie wollen unsere jungen Männer
nnd Weiber rauben und als Sklaven fort
führt-ins
»Du inuszt Dich itren,« sprach der Mis
sionar. ,Said ben Ses ist mein Freund;
er treibt keinen Sklavenbandek mehr-, und
vor Allem wird er nicht hier, nur einige Ta
gereisen von der Kitfte entfernt, mit Dasein
ri eine Jagd nach menschlicher Beute anstel
len. Wenn sle Beide wirklich mit dieser
schrecklichen Absicht umgehen, werben sie wei
tee nach dein Innern stehen, an den Ufern
des Nyassa- und des Tanganikmsees lie
gen die sungltltkkichen Jagdarttnde dieser
Menschertssger.s
Dort kommt der Bana mussunge wei
ßer herr) von der Stationl Er will mit dir
sprechen.«
Wirklich kam in diesem Augenblicke Lim
tenant Engholm in raschen Schritten auf
.die Mission zu. Scheu zog sich Ellen bei
seinem Anblick zurück. Wie hatte er sich
in den letzten Wochen verändert. Sein Ant
litz war finster und ernst gelvordenz in sei
nem Auge brannte ein düsteres Feuer, und
auf seiner sonst so freien und tlaren Stirn
lag es wie eine Wolke der Scl)werntuil).
,Mr. lsanipbell,« sprach er rasch und mit
verschleierter Stimmr, »es gilt setzt, Vor
sichtsinaßregeln zu treffen. Buschiri scheint
in der That feindliche Absichten gegen alle
Weißen zu hegen. Jn den Küstenftädten
ist der AusstnndWerejts ausgebrochen, das
erste Blut ist geflossen, die Beamten meiner
litesellschast vertrieben, einige ermordet, und
jetzt zieht Buschiri in das Innere, nm Bünd
nisse zu schließen nnd nenc Mannfchaften an
znwerben. Wir anf der Station sind ge:;
rüstet »zum Kampf; ich habe unter die Leute,I
welche sich unter meinen Schutz gestellt haben, ;
Waffen vertheilen lassen; wie steht es bei;
Ihnen? Wollen Sie sich in den Schutz nn-l
seter Station begeben, sie steht Ihnen selbst-s
verständlich osfen.« s
.Jch danke Ihnen, Mr. Engholm. Abe
vorläufig möchte ich die Mission nicht ver
lassen. Jumbe (Dokfhäuptling) Chipangi
lo von Aisolwe ist mein Freund, er wird:
nicht dulden, daß Buschiri mir etwas qu
Leide thut. Auch Said ist mir freundschaft
lich ergeben
Bei dem Namen des arabischen Händlers
zuckte es eigenthümlich über das weiterge
bräunte Antlitz Engholnis.
»Bei-trauen Sie der Freundschaft dieser
Schwarzen und auch der Araber nicht zu:
fest, Mr· Campbell,« sprach er dann, «Betrug I
und Täuschung ist bei ihnen an der Tages-J
ordnung-« J
»Wie leider in aller Welt!« entgegnete
Campbell; Walter Engholm aber wandte;
sich ab und betrachtete aufmerksam dens
Saum des Waldes, der sich weit in die Ehe-:
ne hinein erstreckte und durch den der Ka-i
rawanenweg nach der Küste fiihrte. i
-Wie Sie wollen, Mr. Campbell,« sprach»
er dann. »Ich habe meine Schuldigkeit ge
than. Sie gestatten wohl, daß ich mich wie- »
der zur Station begebe, meine AnwesenheitJ
ist dort nöthig. Aus meine Hilfe können
Sie natürlich jeder Zeit zählen-« I
lfr reichte dem Missionar flüchtig diel
Hand, sein Blick schiveifte dabei nach dem
hause, als suche er Jemand, dann wandte«
er sich leicht aufseufzend ab und schritt eilig
zur Statiau zurück.
; Das Schaut-i in der Hiitte des Jumbes
jbon Kisolioe war beendet. Jn kriegeri
ischer Niistnng, d. h. angethan mit einem lan
Hen rothen Zeuqstreifen als Mantel, auf
idem Haupt eine Federlmm am linken Arm
feinen breiten Schild aus« Leder und in der
»rechten Hand einen schweren Speer tragend,
jtrat der sczäiibtling ichibanailo aus der Hüt
ite, umgeben bon den jungen Kriegern sei
snes Stammes. Verschiedene Boten sandte
fer aus, mehrere junge Krieger Vuschiti ent
jgegen und je einen Boten nach der Station
s nnd nach der Mission. lingholm sowohl wie
fliampbell lies; er seine Freundschaft versich
Iern und um Unterstützung bitten. falls Bu
j schiri lrieqerische Absichten hegen sollte. Die
lse wurde ihm natürlich zugesagt, aber der
Missionär betonte nochmals, dafz er, wenn
irgend möglich, Frieden halten wolle.
Jetzt sttirmten die Vuschiri entgegenge
Isandteu jungen Krieger ans dem Walde zu
Jriick und eilten in das Dorf.
’ iFortsetzung folgt.)
I llsk
Die »Vossische Zeitung-« schreibt: Nun
sage noch Jemand, das; unser Berliner Kli
ma nichts tauge, daß das heiligen fliömischen
Reiches deutscher Nation Streusandbiichse die
Mark fei. Der ishrouift hat sich sicherlich ge
irrt, der miser schönes Land so unglimpf
lich verspottete, denn too Palmen im Freien
bliihen und Rriichte tragen, wo Vanaucu sich
so prächtig enttoickeln wie am Kilimand:
fcharo, wo die stolze Königin der Wasser-li
lien, die »Victoria regia«, sich anschickt, unter
freiem Himmel ihre duftigen Riesenblumen
zu öffnen, da kann doch unmöglich von einer
Streiisandbiichse die Rede fein. Viel eher
möchte man versucht sein, von einer Oafe im
Steiumeere Zu sprechen. Wenn unsere
städtische Parkberwaltuug so fortschreitet,
iann können wir noch an- lsnde des Jahr
hunderts erleben, das-. Berlin mit der Ri
viera konkurrirt. Ta sage man noch, Vers
lin könne nichts aufweisen, was andere
Städte nicht auch hätten. Auf dem Tön
hofsvlats tragen die Palmen jetzt die
schönsten Friichtr. Und das sind nicht etwa
llIfcudoralmein nicht Pflanzen, die derLaiens
nuverstaud Palmen nennt, sondern echte.
wirkliche Palmen! Wer hätte das dem Tön
hofssplatz vor zwanzig Jahren angesehen,
dass er einst noch blühende und fruchtende
Palmen tragen würde? Der Lbelisl mit
dem Löwen ift verschwunden, das ist gut,
denn dass waren Zeichen der Wüste. Jettt
wciren beide nicht mehr am Platze. Lange
genug hat der Löwe Wasser in die Sand
biichse gesoiecn, es war fruchtbares Wasser,
nun gelitten nnd blühen die Palmen daselbst.
Den Löwen sollte man sich selbst Zum Denk
mal setzen. Wo ist er geblieben?
Jtn Zoologischen Garten in Lyon ereig
nete sich am Zi. August eine schreckliche Ka
tastrophe. Mehrere Knan unterhielten sich
damit, grosse Steine in den Bärenzwinger
zu werfen. Plötzlich sprang der fünfzehn
jiihrige Oenri Perron über die vor dem Kä
fig befindliche Barriere und streckte dem gro:
ßen shrischen «Michat« einen Birkenast ent
gegen. In einem Nu hatte der Bär seine
gewaltige Taste durch das Gitter gesteckt nnd
mit dem Aste zugleich die rechte Hand des
Knaben ergriffen, die er mit den Zähnen
erfaßte nnd in gräßlicher Weise zerfleischtr.
Aus das entsetzliche Geschrei eilten zwei
Wärter herbei; es gelang ihnen jedoch nicht
mehr, dem Bären fein Opfer zu entreißen,
denn »Michat«« hatte unterdesz den Knaben
zu sich herangesogeiy ihn mit der Tatze um
krallt und ihm die hienickkuochen zerbro
chen. Da er wegen der ziemlich dicht bei ein
ander stehenden Gitteisiiibe den Leichnam
nicht in den lKäfig Herren konnte, begniigte
er sich damit, ihm die Nase nnd die Ohren
absubeisten «Michat«. der nur mit Brot
gesiittert wurde, wurde bisher von allen Be
suchern des Zoologifchen Martenz fiir ein
sehr gutmiithiges Thier gehalten.
Weibliche sungenseettgkeit.
Jetzt must ich aber gehen, lieber Onkel. Es
ist so kalt, daß Einem das Wort im Munde
sesisriett.«-·»Na, dann bedauere ich aber
Dei-, bee Dir bei Thautvettek begegnet
Reitstiere. «
—
Bei dem grauenhaften Zustand der Wege
im Jnneren von Afrita haben die Menschen
vielfach Versuche gemacht, Thiere zur Be
förderung von Lasten und Menschen in
Dienst zu stellen. Fast alle mißglückteu.
Nur ein einziges Thier hat sich bis setzt als
widerstandsfähig gezeigt· Es ist dies das
Rind, toie es in der Provinz Angola anzu
treffen ist und dort in einzelnen Züchtereien
käuflich ist«
Die Thiere sind etwas kleiner als unsere
europäifchen Rassen, aber von einer Körper
trast, Gewandtheit und Widerstandßsähig
keit, welche jeden in Staunen setzt.
Der deutsche Reichskomcnisfär v. Wißruann
hat auf dem Rücken eines solchen Reitstiers
fast seine ganze Reise quer durch Afriia
zurückgelegt. Jn Malange, der letzten por
tugiesischen Niederlassung von der Weftkiiste
Afrikas, traf der damalige Lieutenant Her
maun Wisunann mit dem bekannten Afrika
reisenden Dr. Vuchner zusammen, der eben
aus dem Lundareiche zurückkehrte Vuchner
hatte seine Reise auf dem Rücken eines sol
chen Stier-es zugebracht- Wegen seiner Wild
heit ftihrte der Stier den Namen »Malucko«,
der Wahnsinnige.
Da diese Stiere 'die Eigenthümlichkeit
besitzen, nur denjenigen auf ihren Rücken
zu lassen, der sie zu satteln versteht, so mußte
Wißmann erst das wilde Thier seiner Stärke
unterzuordnen und ihm begreiflich zu ma
chen versuchen, daß er fortan sein Herr sei.
An dem gerisselten Eisen, welches Malucko
durch das Nasenbein gestoßen war, befanden
sich die Zügel. Diese wurden von zweien
seiner Leute festgehalten und vier tlammerten
sich außerdem noch krampfhast an die Hör
ner des Thieres. Nun legte ihm Wißntann
den gewöhnlichen englischen Pferdesattel utn
und schnallte denselben fest. Bewaffnet mit
Peitsche, Keule und großen Sporen trat er
vor das Thier und gab seinen Leuten den
Befehl, das Thier so zu stellen, daß er es im
geeigneten Augenblicke besteigen könne·
Zwei Leute hielten an dem gerisselten
Eisen den Kopf in die Höhe, die anderen
zerrten die Biigelstränge rechts und links
auseinander und vier Mann hatten den
Schweif gepackt.
Wißmann, ein tüchtiger und geschulter
Reiter, schwang sich rasch auf das Thier und
gab ihm durch einen derben Schenkeldruck
zu verstehen, daß es einen Herrn gefunden.
Nach allen Seiten stoben Wißmanng Leute
auseinander. Malucko setzte ein und stiirmte
wie ein Wahnsinniger in rasendem Laufe
davon. Als dem Wiithenden die Luft zu
kurz wurde-, stieß er niit den Hörnern nach
den Schenkeln des Reiters. Einige derbe
Diebe uiit der Keule nach den Hörnern been
deten diese Uuart. lieber eine Stunde noch
blieb Wiss-nimm sitzen und trieb das Thier
bis zur äußersten Ermüdung Erst dann
ritt er zurück.
Jeden Tag wurden diese Reitversuche fort
gesetzt, so das; Malucto acht Tage später kei
nen Versuch mehr machte, sich gegen seinen
Herrn anfsnlehneiu Und nach einein Mo
nat war Maine-to so zahm geworden, daß er
seinem Herrn auf den ersten Ruf folgte, sich
ohne Litiderstrcbcn satteln ließ nnd seinen
Herrn ruhig dahintrug.
Zwei Drittel des Weges trug dieser Stier
Wisnnaun auf seinem Rücken. Alle Gang
arten hatte er sich angeeignet, sclbst in Ga
lopp und Karriere vermochte Wisunann ihn
zu sehen; ja sogar das Springen über Hin
dernisse hatte ihm der liihne kiieisende bei
gebracht. Vei dein Durchtoaten großer
Eiimvse zeigte er die größte Ruhe, und galt
cEI eine ziemlich steile Vöschung zu ertlettern,
oder einen steilen Abhang hinabzukomnten,
so trug Malncio seinen Reiter sicherer, als
es der beste Einhufer hätte thun können.
Auch ini Schwimmen war er Meister ge
worden und trug seinen Herrn ohne alle An
strengung über Flüsse von 50 bis 60 Meter
Breite.
Nach dem Berichte der Suez-.il«aual:Gesell·
schaft iiber das tiieschäftsjahr 1891 hat der
Verkehr wiederum eine nicht unbedeutende
Steigerung erfahren. 1891 durchfuhren den
Kanal 4207 Schiffe mit einem Inhalt von
12,«.117,iN5 Tonnen gegen 53389 Schiffe mit
9,7-l!),l«2li Tonnen im Vorfahre: an Menal
abgaben wurden entrichtet 83,422,121 Fran
len lgegen 66,98t,0()0 Franken. Von den
Schiffen kamen auf litroszbritaunien 3217,
Deutschland :l18, Frankreich 171, Holland
1—i?, Italien 116, Norwegen 55, Oefterreieh
51 u. s. w.: nach Prozetitsätzeu ausgedrückt,
nahmen demnach am Verkehr Theil Groß
britannieu mit 76,47 Prozent, Deutschland
mit 7,57, Frankreich mit 4,07, Holland mit
Tini-, Italien mit 2,7l3, Norwegen mit 1,31,
Lesterreiel)-llngarn mit 1,21 Prozent. 3711
Schiffe oder RR,21 Prozent der Gesammt
zahl passirten den Kanal zur Nachtzeit mit
Hilfe des eleltrischen Lichts-; die durchschnitt
liche Durchschnittszeit betrug 23 Stunden
Jl Minuten, «d. i. eine Vertilrzung der sitr
Wil) ermittelten Turchsehnittszeit um 55
Minuten. Mit Niirlsieht auf die günstige
finanzielle Lage idie Dividende beträgt 20
Prozenti hat die Gesellschaft beschlossen, die
Kanalabgaben vom 1. Januar lRfiZ an um
50 lieutimen herabzusetzen.
isine liihne Schwimmerin. Aus Lon
don wird berichtet: «Tie Heldin des Tages
ist eine zarte, 23jiihrige junge Tanne, Miit
Anna Leder, welche eine großartige
Sclnoimmtonr von Ketv nach iitreenwieh nn
ternahm· Die junge Dante legte die 18
englische Meilen betragende Strecke ohne Un
terbrechung in nicht ganz 5 Stunden zu
riict. Tie Schwimmtour war überaus an
strengend und Mist Anuie wurde, am Ziele
angelangt, halb todt aus dem Wasser ge
zogen. Ihre Leistung erregt die Bewunde
rung aller Freunde des Schwimmsport3.
Jrn litanzeu sind 41 Bergleute aus der
Pakt Sliti:Kohlengrtibe iu Slldwales, wo,
wie gemeldet, eine llilrubengasentzilndung
erfolgte, gerettet worden und 109 umgelomi
men, nachdem von den Geretteten noch zwei
gestorben sind. Die Königin druckte den
Hinterbliebenen der verungliiclten Bergleute
telegravl)isrl) ihr Belleid aus, und Here
Asgnith, der neue Selretiir des Innern«
begab fich an Crt und Stelle und hatte Un
terredungen mit den Merettetem
V om Kasernen hof. Ilnferoffl
zier: »Wie die Bande wieder daberkriechu
Wanst Kerls, ich werde sknch gleich Patria
itismng in die Füße brinqensss
» Das nothwendlaste Reqnlsit
»Aber, Sevv, warum www holt nit am ge
Jfrigen Sonntag In Dinqolferkirchen sum
Tanzp
.Kunnt nst, Andref’l, i hats meP Mksiei
vergesse-IF