» R"emelis. critilaatsseichichte -- Vvu — Friedrich Friedrich iertievmth Ich habe mich in diefer Angelegenheit «rrt, erwiderte Urban, übrigens halte Sand nach wie vor für unfchuldigl Sie find ein sonderbarer Schwärmer, bemerkte Wenzel lächelnd. Uebrigens wird der Jäger dennoch verurtheilt wer den, denn Häuser in Brand zu stecken ist eine gefährliche Passion, und solch ein diplon wie der Jäger ist, muß beruhigt werden. Das wird das Zuchthans be wirken-verlassen Sie fich darauf. Es ift zwar durchaus lein homdopathiichcs Mittel, allein es hilft. Urban antwortete nicht. Des Richters fcherzhafte Worte schienen ihn zu ver l i drießen. Wann wird der K nabe zurückkehrean fuh« Wenzel fragend fort· Jch weiß es nicht. Sind Sie seit feiner Flucht nicht auf sein Gute gewesen? Nein. Sie find doch Hausarzi indem Schlosse nnd ich darf wohl sagen-Sie waren; auch Hausfrennd. Jch war Witwe-B Freund,entgegnete Urban kurz· Als Arzt bin ich dort nur bei Krank heiten nb«big —- nian bat mich nicht ge rufen. · Haben Sie den Doktor Brandt ge sprachen? Er war heute bei mir und brachte rnir die Nachricht von des Knaben Briefe. Und was fagt er nun? Nichts, als daß er dein Knaben nicht verbenken lönne, gefloben zn fein. Weshalb? fragte Wenzeb Jch weiß es nicht —- vielleicht, weil ihm die Liebe feiner Mutter gefährlich werben könnte. Damit brach Urban das Gespräch ab und ging fort, einen nothwendigen Be fuch bei einein Kranken vorfchiiyenb Wolss saß mit mehreren seiner Genos sen in dem Hinterstitbchen eines Wein kellers beim Spiel. Sie waren in heiter ster Stimmung, denn sie hatten mehrere junge"und reiche Kaufleute hinzugezogen und einige derselben bereits tüchtig ang gebeutet. Wolfs legte die Bank, und das Gliick schiert an diesem Abende ihm besonders günstig zu iein. Er ließ Champagner ans Champagner kommen und in heiterster, lustigster Stimmung forderte er Alle zum Trinken aus« Seine Wangen gliihten, allein olichon er viel trank, hatte er vor den Miifpieleudeu den Vorzug voraue, daß er ungleich mehr als sie vertragen konnte· Sein Kopf war nach völlig klar, seine Hunde noch gleich sicher und geschickt beim Mi schen und Abheben der Karten. Und er besaß eine außerordentliche litt-schicklich .eit darin. Vor Allen hatte ein junger Kaufmann Namens Stamm bedeutend verloren. Seine Börse war erschöpft. llnniuthig stand er aus, um das Zimmer iu ver lassen. zsleiben Sie, rief Wolfs ihm gn. Sie sehen, das Glück ist heute Abend mir günstig, ich werde mir tin Ver gnügen daraus- machen, Ihnen zu bor gen. Der Ungeredete lehnte ea ab. ch bin müde, sprach er, und ich weiß au , daß mich heute Abend das llngliict nicht verlassen wird! Sie müssen ihm trotzen, dann bekommt es Nespektvor ihnen, erwiderte Wolss la chend. Jungen Mädchen und dem Glücke muß man kühn und trotzig entge entreten, dann gewinnt man sie ain eichtesten. , Trotzdem verließ der junge K ausmann das Zimmer und den Keller. Einer von Wolss’o Gefährten erhob ch und sliisterte ihm in’o Ohr: Laß uns at hören, Assessor, tchtraue dem Men schen nicht! Was meinst Du? fragte Wolfs. Ich besürchte er verrath uns-· Thorheitt rief Wolss leise· Der Narr würde sieh selbst ja in der Falle mitsangen. Sei ohne Sorge. Er ärgert sich, weil er verloren hat —- sein kcascheugeld ist für lange Zeit zum Ku M-iibrigeno haben wir ihn zum er sten Male gerupst. Sorglos fuhr er in dein Spiele wie der fort. staunt zehn Minuten später, stürzte der Wirth erschreckt in das Zimmer; ehe er indes ein Wort hervorbringen kannte, hatte ihn der ihm folgende Polizeieoms Mr zurückgeschoben und stand unmit r var dein Spanische Mit dem unwilligen, halb unterdrück ten Ausruset Berdammtt sprang Wolss W« Es thnt mir leid, Sie in Ihrem Ver nügen stören zn müssen, sprach der oligeicommissar niit spöttischeni Lächeln, zumal da Sie heute Abend seyr itn Glücke gn sein scheinen. Wolss blickte sich nach der Tlnir nm. Dieselbe war bereits durch einige Poli jeibeamte belebt. Das Blut wich ans den Wangen des Icssessors. Jede Möglichkeit der Fluchtl war ihm abgeschnitten. Es lam noch hin Ilt, daß er mit dein Polizeieonnnisfar einst einen heftigen Streit gehabt hatte,( da sie sich feindlich gegenüber ftandenl tm er deshalb nicht die geringste Scho· nnng erwarten konnte. D «nnse Kaufmann Stamm drängte er . Izu-i eben den Polizeibeamten durch in s— ——1 Der War bemerkte ihn und wars ihm einen Blick des glühendsten Hasses zu. Also Ihrem Verrathe verdanken wir diese Störung, sprach er, indem er sich zusammennahtm Ja wohl dieser Herr hat mich hierher geführt, entgegnete der Commissur. Ich vermuthete es sogleich, erwiderte Wolss in spöttischer Weise, denn durch eigene Klugheit würden Sie uns sicher lich nicht gesunden haben. Der Commissar preßte die Lippen aus einander. Ich habe bereits oft genug bewiesen, daß ich die Anfenthaltsorte von Verbre chern zu finden weiß, entgegnete er. Er betonte das Wort»Verbrechet« be sonders stark. Wolss schien es zu überhören. Jn leichtsertiget, spöttischer Weise zuckte er mit den Achseln und leerte das neben ihm stehende gefüllte Chaitipagnerglag. Jeh habe dem Herrn Commissar auch mitgetheilt, mit nelcher Geschicklichkeit Sie zu spielen wissen, rief Sman Sie glaubten, daß ich Sie nicht durchschane —-Sie sind ein falscher Spieler und Be trüger! Wolss zuckte sichtbar zusammen. Ha stig trat er aus den jungen Kaufmann zu. Jch werde Genngthuung sür diese fre che Lüge verlangen, verlassen Sie sich daraus! rief er mit erbitterter, bebender Stimme. Freilich sprechen in der Regel Knaben, die durch eigene Dummheit ihr Geld verloren . haben, von falschem Spiele! Ehe Sie Genugthuung verlangen, werden Sie sich von der Veschuldigung des Betruged zu reinigen haben, wars »der Commissar ein. Ich kenne das IGliich durch welches solche Summen ge Iwonnen werden, wie hier aus dem Tische liegen! i Wolss wars ihm nur einen verächtli ichen Blick zu. Untersuchen Sie den Herrn, wandte der Commissar sich an die neben der Thür stehenden Polizeibeamten Diese traten an Wolss heran· Zzurücki ries dieser und nahm eine dro ende Stellung an. Welches Recht haben Sie, mich untersuchen lassen zul wollen? Die Frage können Sie sich selbst be antworten, entgegnete der Commissur, indem er das aus dein Tische liegende Geld einsteckte-. Sie wecden wissen, daßs jeder Verbrecher nntersiicht wird. Wenni Sie sich weigerii, werde ich Gewalt ans-i wenden und Sie schließen lassen Wolff’e Lippen zuckiem er schloß dies Augen halb nnd erfaßte krainpshast initi der Rechten die Lehne eines Stuhles. l Wagen Sie es! ries er halblaut-—l er ivar tauin iin Stande, diese wenigeni Worte hervorzubringen Ich werde es wagen, entgegnete der -Co.niiiissar ruhig und gab den Beamten ein Zeichen. Drohend erhob Wolss den Stuhl, nnil sich damit zu vertheidigen· Ehe er indeß dazu laiii, hatte ihn der eine der Braut-( ten bereite ooii hinten umfaßt nnd preßte ihm die Arisie fest an den Kör per. Vergebens war Wolfs’s Widerstand« Selbst die Verzweiflung veriiiochteseineiii! verlebten Körpe: teiiie Kräfte zu ver-s leihen. Jn wenigen Secnndeii warens ihiii die Hände auf den Rücken ge-» sesseli. s Sie haben es so gewünscht,sprach der Coniiiiissar, nicht ohne ein genugthuens des Lächeln. Er durchsnchie Wolss’g Taschen und( fand darin mehrere Spiele gestilschter Karten Aha! Die Gehiilsen Jhres Glückes-, fuhr er fort. Es ist hohe Zeit, daß Ih ren Betriigereieii beiiii Spiel ein Ende gemacht wird! Oder glauben Sie viel leicht, mir seien dieselben unbekannt ges bliebenP Sie wissen, daß die Polizei aus diejenigen Menschen, welche leine Stel lung nnd tein Vermögen haben und doch viel Geld verthiin, ein besondere scharfes Auge hatt Wolsf erwiderte kein Wort. Werden Sie nun noch Genugthiiuiig von mir verlangen, weil ich Sie einen Betrüger genannt habe ? rief Staniin vor ihn hintretend. Sie haben niich heute nichtziiui ersten Male betrogeni Jch selbst setze michdurch meine Aiizeige der Strafe aus, weil ich an eineni ver botenen Spiel theil genommen habe —ich werde ste gern ertragen, nun ich meine Absicht, Sie als Betrüger zu ent larven, erreicht habe. Diesinal wird das 8iichthani, welchem Sie nicht ent-; eheii werden, mir Genugthiuing ver-i ans-us i Wolss schwieg auch Ietzt noch. . Er wollte eine spöttische wegwerfendei Gleichgiltigleit zur Schau tragen, allein seine bleichen Wangen, dass Zuclen sei ner Augen, das leise Zittern seiner Hände widersprach derselben. Gefesselt wie er war, wurde ermit den ixlbrigen Spielern zur Polizeiwache ge ? lehrt-— « Der Commissar begab sich am folgen den Morgen zu Wenzeh unt ihm die Verhafteten zur weiteren Untersuchung und Bestrafung zu übergeben. Er erzählte ihm den Austritt bei der Ver« hastnng. Wenzel war überrascht fast bestürzt. Wolss hatte ihn in der letzten Zeit so sehr stir sich einzunehmen gewußt, daß er ihm eine solche Handlung nicht mehr zu getraut hatte. Der Mensch hat mich erst noch vor kurzer Zettversichert,baß er einer un reblichen Danblun unfähig sei und ihm Niemand eine sol naichfagen lönnel ries er. Und Sie ben ihm geglaubt? wars der ceanni ein. —;s Ich habe ihm eglaubt. Er sprach et mit einem so o enen und ehrlichen Gesichte aus, daß ich von der Wahrheit feiner Worte fest versichert wart Hatten Sie ihn so gut gekannt als ich, so würden Sie sich nimmermehr durch ihn hassen täuschen lassen, bemerkte der Com mi ar. Ich halte ihn jeder That fähig, er ist freilich klug und versteht sich zu verstel len. Seit Jahren ist er ohne Stelle und ohne jede Beschäftigung, Vermögen be-s sitzt er nicht und dennoch hat er jährlich mehr Geld verthan, als wir beide zud sammen Woher hat er dasselbe? ( Seine Schwester hat ihn unterstützt und er soll viel Schulden haben. s Er hat viel Schulden, seit Jahren» leiht ihm indesz Niemand mehr. Seine! Schwester hat ihn allerdings utiterstiitzt,’ allein durchaus nicht so bedeutend, dasj« er ein solches Leben hätte führen iönnen, Durch falsches Spiel hat er sich das Geld erworben! Jch bedauere seine Schwester, sprach WenzeL EH muß einen entsetzlichen Eindruck auf sie machen, wenn sie er fahrt, daß ihr Bruder dem Zuchthauie nicht entgehen wird-sie scheint viel auf ihn zu halten. Sie wird schon vorbereitet darauf sein, bemerkte der Commissur. Vorbereitet? wiederholte Wenzel er staunt. Jch verstehe Sie nicht. Glauben Sie tvirtlich,daß Frau von Hörner mit dem Leben ihres Bruders nicht vertraut ist, daß sie nicht weiß, wie ausschweisend er lebt und auf welche Weise er sich das Geld zu diesem Leben erwirlt? Nein das weiß sie nimmermehr! rief Wenzel lebhaft. Jch bin überzeugt, daß sie nicht einmal eine Ahnung davon hat. Sie müßte ihn verachten! Der Commissar guckte schweigend mit den Achseln. Auch ich habe mich durch den Men schen täuschen lassen, fuhr Wenzel fort Jch bin in der letzteren Zeit öfter mit ihm zusainniengeloinmen und durch sei tsen Geist hat er ntich fiir sich eingenom men· Es ist mir peinlich, daß ich ihn jetzt verhören muß ich würde viel darum geben, wenn ich dieser unange nehmen Pflicht ausweichen könnte. Sie schenken ihm eine größere Theil nahme ale er verdient, warf der Cont tnissar ein, denn er hat aus dein falichen Spiele ein Geschäft gemacht. Uebri gens werden sie nicht viel mit ihm zu schaffen haben. Er kann sein Vergehen nicht leugnen. Jch habe ihn denn Hazardipiel überrascht und die gefalsch ten starteu in seinen Taschen gefunden; außerdem ist der junge Stamm Zeuge seines falschen Spiele-. Es bleibt kein Ausweg sitr ihn, ans dem er Ihnen ent schlüpsen könnte, und ich muss ihnen os sen gestehen, ich gönne ihm die Bestra fung. Vielleicht wird das Zuchthauss und die Schande ihu bessern. Wenzel schüttelte mit dem lt opfe. Er ist ein trotziger Charakter, um sich zu bessern - er ist verloren· Ich be dauere seine außergewöhnlichen Fähig keiten und seine Kenntnisse. Erst vor wenigen Tagen habe ich von der Schärfe und Getoandtheit seines Geistes einen glänzenden Beweis erhalten. Sie mis sen, daß er als Zeuge gegen den Jäger Sand aufgetreten ist, er hat den Jäger kurze Zeit oor dem Feuer aus dem Gar tenhause kommen sehen. Der Jäger, gleichfalls ein schlauer tiops, behauptete-, daß Wolfs an dein Abende nicht in dem Parke gewesen sei. Es geschah vor tue nigen Tagen. Beide blieben Anfangs bei ihren Aussagen und behaupteten dieselben einander mit der grössten Be stimmtheit und Ruhe in’e Gesicht. Da bat mich Wolfs, dem Jäger verschiedene Fragen verlegen zu dürfen. Jch ge« stattete es und habe in der That seine außerordentliche Gewandtheit und Si cherheit im anuiriren bewundert. Ich verhielt mich nur als Zuhörer dabei und muss Jhnen gestehen, daß ich von dem Manne noch lernen kann. Mit größter Ruhe und geistiger Schärfe ging er in seinen Fragen Schritt für Schritt weiter, dann mit einein Male that er einen Sprung, der ihn aus ein ganz an deres Gebiet zu siihren schien, und doch hing Alles sestgegliedert zusammen. Mehr und mehr trieb er den Jäger in die Enge und wenn derselbe auch nicht gestand, so gelang ihm doch, was ich vergebens versucht hatte, er brachte ihn in Verlegenheit und Verwirrung, sodaß Jener es verzog, zuletzt gar nicht mehr zu antworten, um sich nicht mehr zu verrathen. Jch bin sein Feind, bemerkteder Cum nrissar, aber ich habe ilnn nie seine ker szen Fähigkeiten abgesprochetn er hat sie leider nur in sehr schlechter Weise angi wandt. Er hätte ein sehr tüchtige-r Be anlter werden können, wenn er nicht ein durchaus liederlicher Mensch lvare nnd von jeher eine unliberwindliche Arbeits scheu gehabt hätte. Der Comnlisfar hatte Wenzel die Geldsnnime, welche er ans dem Spiel tische gesunden hatte, ausgeliefert nnd entfernte sich dann. Die Verhafteten wurden noch an denk selben Morgen in das Gefängniß lznr Untersuchungehast geführt. An demselben Tage noch verhörns Wenzel den jungen Kaufmann Stamm Jn ruhiger Weise erzählte derselbe den ganzen ergang. Wie Jud Sie in die Gesellschaft der Spieler gerathen? fragte WenzeL Ich pflegte öfters in dem Weinkeller Abends ein Glas Wein zu trinken, er ählte Stamm. Dort lernte ich Wolss , da er gleichfalls in dem Keller viel verkehrte. Er fesselte mich durch seine angenehme Unterhaltunke abe, i medepttenberelte verschiedene sent-e r—. H zusammen ein Glas Wein getrunken, ehe er ein Wort vom Spielen erwähnte, Scheinbar zufällig brachte er eines Abends das Gespräch darauf. Ich theilte ihm mit, daß auch ich gern spiele, und er forderte mich auf, an einem Spiele in dem Hinterzimmer,· in dem be reits mehrere Herren, welche er kannte, saßen, Theil zunehmen Jch hattenoch keine Ahnung davon, daß ich unter eine Gesellschaft falscher Spieler gerathen war. Ehe ich mich an den Spieltisch setzte, gestand ich offen, daß ich nur we nig Geld bei mir führte. In der offen ften und liebenswürdigsten Weise erklärte er mir, daß es ja nicht die Absicht sei, uns gegenseitig das Geld abzunehmen, und daß ich ja auch mit wenigem Gelde gewinnen könne. . Es kommt Alles dar auf an, daß Sie Glück haben, fügte er hinzu. Und ich hatte an dem Abende Glück. Ich gewann fünfmal soviel, als ich bei mir trug. 'Sie spielten HazardP warf Wenzel ein. Ju Wer legte die Bank an dem Abende? Wolfs. ( Bitte, erzählen Sie weiter. Jch freute mich über den Gewinn, fuhr Stamm fort, weil ich nie in meinem Leben soviel gewonnen hatte, und ich ließ mich deshalb gern dazu bereden, am folgenden Abende wieder zum Spiel zu kommen. . Wied r in demselben Keller? . Ja, wir latnen ziemlich sriih zufam imen Die Herren, welche am Abend zu vor mitgespielt, hatten mich fämmtlich mit größter Zuvorkomtucnheit behandelt, auch das zog mich an —- ich hielt sie sämnitlich für durchaus ehrlich. Jcht hatte mich an dem Abende hinreichendf mit Geld versehen. Wolff legte wiederf die Bank. Anfangs gewann ich, baldf indeß verließ mich das Glück, und ich blieb fortwährend im .««erluft. Ich wollte aufhören, ehe ich mein sämmtli ches Geld verloren hatte, allein sWolff! wußte mich zu bereden, weiter zu spielen weil sich das Gliict mir wieder zuwen- i den werde Es schien ihm sogar unan genehm zu sein, daß er so viel gewann Er ließ Champagner bringen und schenkten-it fortwährend ein. Der Wein und das Spiel trieb niir dasz Blut im mer aufgeregter durch die Adern. Wolfsz außerordentliche Geschicklichkeit, mit der er die Karten mischte-, fiel mir anf. Jch betrachtete tlni aufuterlsant und glaubte wahrzunehmen, dasz er einige Ratten mit anderen verwechselte; noch mochte «ich indes; nicht an Betrug glauben. Bald Idarauf hatte ich mein sämmtliche-Z Geld lverlorein Jch konnte meine Aufgeregts heit nicht verbergen. Wolsf suchte mich zu beriihigen und brachte mich sogar bis vor meine Wohnung. Er suchte mich zu übeireden, am nächsten Abend wieder zu spielen, um das Verlorene znriick zu gewinnen; ich lehnte ei- ab —- meine Easse war ohnehin erschöpft, nnd das mochte ich nicht eingestehen. Bis gestern Abend hatte ich niit ihm nicht wieder ge spielt. Fester und fester hatte sich indeß der Gedanke bei mir eingenistet, das; Wolsf falsch gespielt habe, und ich spielte gestern nur mit, um ihn genau zu beob achten und wenn ich meine Vermuthung bestätigt fände, ilin anziizeigem Können Sie sich entsinnen, tvann es war, alo Sie zuerst Wolffs falsches Spiel bemerkten? fragte WenzeL Der Tag hat sich mir sehr genau ein geprägt, weil ich viel verloren hatte-— es war am Abend des sechsten Juni, in derselben Nacht, als auf dein Gute das Gartenhaus abbrannte. Jn derselben Nacht, sagen Sikl wie derholte Wenzelsp Sie müssen sich geirrt haben. Jch habe mich nicht geirrt-ich weiß es ganz genan! Der Richter schüttelte zweifelnd mit dein Kopfe. Wann haben Sie an dem Abende mit dem Spiel begonnen ? Es mochte sieben Uhr sein. Und wann haben Sie aufgehört? Des Morgens nach drei Uhr. Und Sie sagen Wolff habe die Bank geleg;? Gewiß. War er die ganze Zeit zugegen : Die ganze Zeit. Dann kann ich Ihnen doch beweisen, daß Sie sich geirrt habe-n, sprach Wen zel. Jn der Nacht, als das Gartenhaus abbrannte, san-i Wolff nicht mit Ihnen gespielt haben, denn er befand sich zu derselben tfeit aus dein Gute seines Schwa ger5, des Herrn von Böriier. Ich irre mich nicht, fiel Stamm ein, Jch erinnere mich noch ganz genau, daß der Feuerliirni zu uns drang, tvir ließeni uns indefi nicht dadurch stören. Sie haben den Fenertarni jener Nacht ,ani Spieltische gelfbrtP tief Wenzel er staunt. Er strich mit der Rechten über die Stirne hin, denn Gedanken auf Ge danken stiegen dort anf. Dann kann Wolff nicht dabei gewesen feini Er toar dabei, versicherte Stamm. Der Wirth trat iii’ö Zimmer und sagte it)m, daß dass Garteechauö auf dent Gute sei nes Schwagers brenne -— er erwiderte richig, ohne sich im Spiel stören zu las sen, daßee dann ein gefchinackloses Ge bäude weniger gebe. s Das hat er gesagt? rief Wenzel auf: igeregt einvorfpringend und auf- und abschreitend. Nein-es ist nicht mögs lichseö muß dennoch ein Jrrthuni vorliegeni Etwa-an jenem Abende nicht in dem Parle——-setn Zeugniß—— sein Eid—ich kann es nicht glauben. »Wer spielte an jenem Abende noch mit? fragte er hastig, indem erdicht vor Stamm hintrat. Jch möchte die Anderen nicht angeben, um sie nicht in Strafe zit bringen« erwi derte dieser. , Es handelt sich nicht darum, fuhr Wenzel fort-ich möchte nur ihr Zeug niß über einen Punkt haben — nichts weiter. Es waren mehrere Herren zugegen, welche nicht mitspielten, sondern nur zu sahen. So nennen Sie mir diese. Stamm kam der Aufforderung nach, dann wurde er entlassen. Des Richters Interesse wurde mit einem Male auf ei nen ganz anderen Gegenstand gelenkt. (Fortsetzung solgt.) Die Heilsarmee in England. »General« Booth hat kürzlich über« die Erfolge der Heilsarmee in Englands in einer Versammlung in Berlin nähere Angaben gemacht. Man habe ihm bis jetzt 1ini,0t)() Pfund Sterling (85«'30, Wu) zur Erreichung seiner Ziele gege ben, und er habe fein Werk begonnen, dessen ganze Kosten er auf etwa 6 Mil lionen Mark veranschlagt habe; in Lon don habe man jetzt 17 Obdachhäuser, in denen die Nachtherberge 8 Pfennige, Abendessen, Frühstück und Bett 2 Pfen nige kosten; über 4000 Menschen schlie fen dort; 209 Häuser seien eingerichtet zur Verabreichung von Lebensmitteln n. fis Mil. portionen Essen seien ge reicht worden; sechs Arbeitssabriken be standen in London, in denen Bürsten, Matten, Webereien Stühle und andere Waaren hergestellt würden; auch sei ein Arbeitsnachweise-Bureaii mit 6 Zweig anstalten gebildet worden, in denen 26, 000 Leute Arbeit nachgesucht, 6000 Arbeit gefunden haben; ferner seien Arbeitsstätten fiir entlassene Gefangene, sowie 14 Heimstätten für gefallene Mädchen gegründet worden; 1500 Frauen und Mädchen seien in 18 Mo naten gerettet worden; sehr praktisch sei das »Nachweisebnreau, das die Verlo renen auffuche«; für die Landkolonie habe er an der Mundung der Themse 1500 Acker Land sür 4(),0()() Pfund Sterling (8200,0()()) angekanft mit Fischteiehen, Atisteriibänken und Mu schelplätzen, mit 100 Morgen Garten land, 50 Morgen Obstgarten nnd einer Fabrik siir eingeniachte Friichtez es gebe auch Thousager auf dem Besitze, woraus man Ziege-l und Terrakotten herstellte; man habe schon Schlafsäle siir 400, ein Bersaunnlungstshang für HW Personen gebant, auch fei eine Eisenbahn im Bau, an der 350 Personen augenblicklich be schaftigt seien; fiir das in den iibersee ischen Colonien anznkaufende Land habe er bereits eine halbe Million Marki in der Bank von England hinterlegtH die ganze englische Gesellschaft, Herzöge’ nnd Parlanientarier, unterstützten die Bestrebungen der Heilsarmee sDas glückltchste Land der Welt. Ein originellee Staatswesen befindet sich auf der Insel Pitcairu, die mitten iim Stillen Ocean gelegen ist und aus iwelcher erst vor einigen Wochen neue Nachrichten nach Europa gelangt sind, »was sich nur in jedem fünften oder sechs sten Jahre einmal ereignet. Vor mehr salg hundert Jahren wurde ein Theil Ider menternden Bemannung des eng-U lischen Schiffe-Z »Bounty« strasweise am Strande von Pitcairu an’sz Land gesetzt; er beschloß auf der Jnsel zu bleiben, da dieselbe als reich und fruchtbar befunden worden war. Die auf so eigenartige Weise gegründete Eolonie zählt heute fast dreihundert Seelen; die Einwohner ssprechen englisch, kennen alle Fortschrittej der Civilisativn, erfreuen sich auch vie ler Kenntnisse, leben jedoch mehr oder minder wie Robinson aus seiner Insel. Sie ernähren sich von Früchten nnd Wildpret; Geld besitzen sie zwar, doch zirkulirt es nicht innerhalb der Repitblik, da jedes Geschäft auf der Grundlage des Waaren- und Güteraustauscheg ab geschlossen wird. Hin und wieder wirft ein fremdes Schiff vor der Insel Anker » um Mundvorrath zu erstehen; das Geld ’da3 hiesiir eingeheimst wird, wird wohl verwahrt und später siir Bücher, Mu nition, Jagdgeräthe und Schiesztvaffen inne-gegeben Die Regierungs-gemalt ruht in den Händen eines Präsidenten, der nur für ein Jahr gewählt wird und j»der erste Mann des Staates« genannt wird; er steht in hohem Ansehen, wenn jedoch seine Herrschaft zu Ende ist, so wird er zur Rechenschaft gezogen, und das Volk urtheilt, ob er gut oder schlecht regiert hat, ob er gerecht oder ungerecht war, ob er Lob oder Priigel verdient. Das Leben auf der Jnfel ist so fried lich und ruhig, daß die Bürger der klei nen Nepublit als die gliicklichsten Men schen der Welt betrachtet werden dürften ——wenn die Sache sich wirklich so ver hält, wie sie in den Blättern geschildert wird. Juden Savoner Alpen gelang es dieser Tage einein kiihneu Alpenjäger Namens Vignale, ein unter einem mach tigen Felsvorsprnng angebrachtes Adler nest auszunehmen; nachdem er das Ad lerweibchen ersihossem fand er im Neste den jungen Adler, dessen Flügeltveite be reits anderthalb Meter betrug. Der Bo den des sehr geräumigen Restes bestand aus dicken Bauinästen, welche mit Reisig und Blättern bedeckt waren. Jn dem Neste konnten sechs Personen bequem Platz finden. Der Jäger fand in kein Neste ,solgende Speisevorräthe: Große Mengentheils frischen, theils faulen Fleisches, einen eben getödteten weißen Hasen, 27 Gemsensiisze, 4 Taubeusiiße, 30 Fasanensiiße, s Hühnerköpse, 11 Hühnersliße, 18 Köpfe von Rebhühueru und weitere Ueberreste von anderem Geflügel, dann Schlangen und Theile von Munnelthiereu. q« Landwirthschastliqeh MehrFutter,mebrProsit. - Bei der Versammlung der Milch wirthe Jllinois’ sagte Hr. E. E Meri wether Folgendes: »Ich bin der An sicht, daß wir unseren Kühen nur is des Futters geben, das sie erhalten ollten und wir würden besser ab sein, wenn wir mehr fütterten und alle Kühe, die sich nicht bezahlen, zum Mehger senden. 5000 Pfund Milch von einer Kuh per Jahr, d. i. nur 20 Pfund pro Tag während ungefähr acht Monaten, und eine Kuh, die das nicht geben kann, bezahlt sich nicht. Zwei meiner Na - barn, die auf gepachtetem Lande Mil - wirthschaft betrieben, gaben mir ihre Futterrrationeu an. Jch fütterte nun eine gute, frische Kuh nach der mir an gegebenen Art und dieselbe gab 30 Pfund Milch per Tag. Jch vermehrte nun die Menge des Futters, ohne die Zusannuensetznng zu ändern und brachte dadurch den Milchertrag auf 40 Pfund pro Tag, d. i eine Vermehrung um sxzti Prozent, wobei die Kosten pro. Pfund nur halb so groß waren, als bei den ersten 30 Pfund. Dadurch, daß ich die Kuh auf ihre höchste Leistungsfähig keit brachte, erhöhte ich den Reinge winn von dem, durch die Fütterung in der Kuh investirten Capital um 12 Procent Ein anderes Mal fütterte ich dieselbe Kuh mit einer Nation von Korn zu 45 Cis» Hafer zu 32 Cts., Mühlenabfälle zu 75 Cts pro 100 Pfd. und Oelkuchen zu 81.25 pro 100 Pfund. Es war das gerade nicht eine am öko nomifchsten zusaminengesetzte Nation; dennoch gab die Kuh bei einem Kosten aufwande von 23 Ets. pro Tag für Futter, 44 Pfund Milch zu s1.25 pro 150 Pfund, d. i. ein Reinprofit von 213 Ets. pro Tag. Bei den gegenwär tigen Preisen für Schlachtochsen würde das ein guter Preis pro Pfund sür 4 "i«1uigochsen sein. T u r ke h z u ch t. Auf jeder Farm findet sich all das Futter, das die Truthühner nöthig ha ben; es besteht dies in Kornmehl, Quarg von sauer Milch, gutem reinen Weizen und gemahlenem schwarzen P feffer. Ich habe während vier Jah ren eine ziemliche Anzahl bronsener Turkehs bei dieser Fütterung großgezo gen und mein Verlust an jungen Hühn chen betrug keine 10 Prozent. Den grössten Verlust hat man immer durch Diarrhoe (Durchsall). Quarg und Pfeffer ist nun ein gutes Mittel dage gen, deshalb soll das erste Futter aus trockenem Quarg und gestoßenem Pfef fer bestehen. Das Kornmehl wird mit saurer Milch gemischt, etwas Soda bei gegeben, etwas Pfeffer zugesetzt und das Ganze dann gut getrocknet. Diese Ku chen werden in kleine Krummen zerrie ben, abwechselnd mit dem Quarg gesitt tert und zwar in der ersten Woche alle drei Stunden. Später füttert man alle 4 Stunden, bis die Hühnchen 3 Wochen alt sind, von welcher Zeit an man nur Z mal im Tage füttert. Jetzt kann man auch mit der Fütterung von reinem Weizen beginnen. lDie Tränken anlangend, soll man den Hühnrhen so viel Wasser oder süße Milch geben als sie wollen und zwar in reinen irdeneu Schüsseln. Die Haltung betreffend, soll man auf jeden Fall ver hindern, daß die jungen Hühner naß werden. Der Stall muß vollkommen trocken und gegen Eindringen von Nässe geschützt sein. Die erste Woche soll man die Henne eingeschlossen halten und nur die Jun gen herauslassen, später laßt man sie mit der Henne in einem eingefenzien Raum, bis sie ungefähr 7 Wochen alt sind, wo man sie dann schon allein aus laufen lassen kaun· Während der ersten 5——i; Wochen soll man die jungen Hiihnchen sowohl als die alte Henne 2 oder It nial die Woche mit Dalmation Jusektenpulver einblasen und dadurch eventuelle Läuse tödten. Ein Liebhaber im Record. Ein Kvinet wurde im September 1531 für Louise von Savohen, die Mutter Franz I. von Frankreich, indirekt die Ursache ihres Todes. Sie bemerkte Nachts eine ungewöhnliche Helligkeit in ihrem Schlafziuuner, ließ die Gardinen öffnen und sah nun einen glänzenden Kometen am Himmel. Ueberzeugt daß das eine iible Vorbedeutung sei, befahl sie, die Gardinen wieder zu schließen und Alles fiir ihr bevorstehendes Schei den von dieser Erde vorzubereiten. Der herbeigerufene Leibarzt der Fürstin erklärte zwar, daß deren Gesundheits zustand eine solche Befürchtung gänzlich ausschließe, und auch sie selbst bekannte, sich zwar ganz wohl zu fühlen, wenn sie nur nicht jenes Vorzeichen ihres nahen Todes gesehen hätte. Und in der That schloß Louise von Savohen, ein Opfer ihres Aberglaubeus, drei Tage später»die Augen fiir immer. Die Bevölkerung Italiens belief sich am Ende des abgelaufenen Jahres auf :3«,:3 l:,;)kil Seelen, wag einer Vermeh rung nnc l,l«-«.»s«,lsl() iin Laufe des letzten Jahrzehnte-s gleichkommt Das Jahr lsxll allein hat einen Ueberschuß der Geburlen über die Todesfälle von :Z:36, 775ergeben Es starben nämlich in nerhalb desselben 791.i,:387 Personen, während in demselben Zeitraum 1.,»52, lass elseliche nnd W,()4«l uneheliche Ge burten zu verzeichnen sind. In der letzteren Ziffer sind librigens auch die ausgesetzien Kinder enthalten. Die Eheschließungen im Jahre 1891 betru gen 227,548. Diese Ziffern besagen, daß trotz der starken Aunwanderuns und des wirthschastlichen· Nothstandes die Bevölkerungsbewegunq in Italien im Wesentlichen normal geblieben ist.