e , . s habi, ihr durchaus ächt weibliches Ge Verlangen anders erklären ? MNettiesis. critninalsseschtchte Entsetzung ) Weshale fragte Menzel erstaunt. Er wollte mir den Grund nicht ange ben, allein aus seiner innern Unruhe nnd Angst aus einigen Andeutungen die er wider seinen Willen machte, schloß ich, daß er sich vor seiner Stiefmutter fürchtetl s Der Knabe ist toll! rief Wenzel Jch begreise nicht, was er von ihr zu sürch ten haben könnte! Urban guckte ausweichend niit den« Achseln Er weigerte sich, sich näher darüber auszusprechen Der Knabe ist durch den Tod seines Vaters aufgeregt, er mar von jeher ein nervenschwachestiind Börner hat oh nehin seinen Geist zu sehr anstrengen lassen, sollten die Aufregung und der Schmerz der Klarheit seines Geistes ge schadet haben? Nein. Ich habe ihn genau beochnchtet. Er antwortete auf andere Fragen, die ich ihm vorlegte, mit voller Klarheit und Sicherheit. Wie wollen Sie des Knaben thörichtes Urban schwieg einige Augenblicke, ehe er aus diese Frage antwortete Frau von Börner ist seine Stiefmut ter, sprach er dann langsam, jedes Wort beionend. Glauben Sie, daß sie den Knaben liebt? Weshalb sollte sie ihn nicht lieben? Jch habe erst noch heute Gelegenheit ge müth zu bewundern. Ich hatte sie für ebenso gut, ..ls sie schön ist. Urban schwieg. Sie schweigen. fuhr Wenzel fort. Sollten Sie wirklich diese Ansicht nicht theilen? Der Jäger sei stets freundlich und liebevoll gegen ihn gewesen. Er habe mehr als einen Beweis-U daß derselbe unt seine Gesundheit besorgt gewesen sei, er habe deshalb unmöglich sein Leben einer solchen Gefahr aussetzt-n können. Er sprach dies Alles mit einer ausfallenden Bestimmtheit ane. Wenzel schritt nachsinnend ini Zimmer aus und ab. Dann hat der Jäger die Thiir viel leicht verriegelt, um ihn zuruckzuhalten —— ihtt gleichsam zu warnen, sprach er halblaut zu sich selost. Es scheint mirl dies natürlicher, ale die teuflische Absicht, des Knaben Lesen zu oeanichteu. Allein wo bleibt da die Absicht, sich zu rei chen? Er wußte recht gut, daß Börner der Verlust des baufällige-n Gartenhau fes nicht den geringsten Kummer verur sacht haben iszrdek Das eine Rath sel scheint mir gelöst zu sein, wandte ei sich an Urban, und sogleich erhebt sich ein neues dahinter Hatte mir der Knabe dies Alles selbst mitgetheilt, so würde ich vielleicht wenig Werth darauf gelegt ha ben, aus Ihrem Munde scheint es mir viel gewichtiger. Jch theilte es Ihnen ganz in dem Sinne und der Weise rnit, in der es mir gesagt ist, Der Knabe beftreitet, daß Sand das Feuer angelegt habe und be hauptet mit derselben Bestimmtheit, daß es seinem Leben gegolten habe· Dann widerspricht er sich selbst! rief Wenzei. Es ist überhaupt thöricht, auf des Knaben Aeusierungen einen solchen Werth zu legen. Er hat sich nicht widersprochen, warf. Urban ein. Er hält nur an dein Glau ben fest, daß ein Anderer das Feuer an gelegt habe, um ihn zu tödten! Das ist die Thorheitl Alle Beweise sprechen gegen den Jäger, er selbst hat eingestanden an dem Abende spat in dem Parke gewesen zu sein. Frau von Bör ner und ihr Bruder haben ihn aus dem Gartenhause kommen sehen, und nun soll dies Alles über den Haufen gewor sen werden, nur weil ein itnabe nicht daran glauben will, ohne daß er im Stande ist, für seinen Zweifel einen ein zigen vernünftigen und geltenden Grund anzuführen ?——Doctor, ich räume ein, daß es einen eigenthüinlichen Eindruck macht,«wenn der Knabe Einen mit seinen roßen dunklen Augen fest ansieht, mir selbst ist es so ergangen, es scheint in seinen- Blick- eine wunderbare Kraft zu liegen, wie ein unauegesprochenes Ge heimnis- leuchtet es daraus hervor, aber dabei bleibt es doch Thorheit, inehr da rin suchen zu wollen. Ter Junge ist frühzeitig entwickelt, er hat viel gelernt, ia mehr als seinem Alter dienlich ist, er ist noch nicht im Stande, Alles zu be wältigen, was seinem Kopie eingeprägt ist, deshalb bekommt er thörichte, phan tastische Gedanken-das ist Alles! Nun lassen Sie uno davon schweigen. Wenn Sie ihn selbst gehört hätten, würden Sie doch anders urtheilen, wars Urban ein. Der Knabe ist iiber seine Jahre hinaus entwickelt, die Angst, welche ans seinem Gesichte sprach, ist keine eingebildete. Glauben Sie mir, auch ich habe bereits manches -Gesicht und manchen Charakter in meinem Leben kennen gelenkt — doch Sie tunnschen, daß wir hierüber schweigen Jch hielt ses sitr meine Pflicht, Sie non des Hina ben Wunsche in Kenntniß zu sehen, nnd ich werde all meinen Einfluß ausbieten, daß er ban dem Gute entfernt wird wäre es auch nur, um ihm selbst mehr Ruhe zu .verschafsenl Er brach das Gespräch ab und verließ Wenzel kurze Zeit daraus. Dieser legte ausdie ihm gemachten Mittheilungen weni sWerth Er begriff nicht, wie ein so annener nnd ther Mann, wie » Urban, sich bit-O die Thorheit eines — Knaben gefangen nehmen lassen konn te. — Die Untersuchung gegen Sand hatte ihrens ruhigen Fortgang genommen, ohne daß sie ein weiteres Resultat er geben. Wolff und Bertha waren als Zeugen vereidigt und hatten ihre früheren Aus sagen vollständig bestätigt. Alle Bemühungen Wenzel’s, den Jä ger zu einem offenen Betenntnisse seiner Schuld zu bewegen, waren vergeblich ge wesen. Sand behauptete noch immer seine Unschuld und hatte sich durch alle Fragen zu keinerAussage verleiten lassen, welche mit seinen früheren Behauptun gen in Widerspruch stand. Sie haben Recht gehtbt, sprach Wen zel zu Wolfs, mit dem er jetzt öfter zu sammen lam,det Mensch besitzt eine große Schlauheit. Jch habe mich vergebens bemüht, ihn durch Hin- iind Herfragen zu verwirren, uin ihm die Wahrheit zu entlocken —- nicht mit einem einzigen Worte hat er sich verrathen. Er ist indeß zahiner geworden. Die Gefäng nißlust scheint ihm nicht zu behagen. Sein großer, starker Körper erscheint wie gebrochen, und es wird nicht lange mehr währen, so ist auch seine geistige Kraft gebrochen. Er tritt bereits we niger trotzig auf, als im Anfange, seine Heftigteit hat sich verloren. Diesen Eindruck übt das Gefängniß fast auf einen Jeden aus, der es zum ersten Male kennen lernt. Es ist eine beson dere Lust, die in einer Gefängnißzelle weht. Sie mag ebenso viel Sauerstoff, wie jede andere Luft enthalten, so drückt sie dennoch und legt sich wie Bleigewicht auf die Brust. Sie übt einen morali schen Druck ans. Ich habe Verbrecher in Untersuchung gehabt, welche in den ersten Tagen durch diese Lust fast zum Wahnsinn getrieben wurden. Sie riit: telten niit verzweislungsvoller Kraft an dem Gitter vor ihrem Fenster und an der Thür, sie suchten sich sogar an der Wand den Schädel einzurennen bis sie endlich zu der Ueberzeugung kamen, daß Gitter und Thiiren fiir die straft zu fest waren, als sie einsahen daß eine Ge sangnißniauer sich auch mit dein Kopfe nicht einrennen läßt, da wurden sie klein mitthig Ich habe die größten und rohesten Verbrecher in dem Gefühl ihrer Ohnmacht weinen sehen, wie ein Rind. Solchen Zustand der moralischen Zer knirschung muß man als Untersuchungs richter benutzen, denn in ihm pflegen sie meistens zu gestehen nnd ihre ganze Schuld zu bekennen. Läßt man diesen Zustand unbenutzt vorüber geben, so tritt meistens eine dumpfe Gleichgiltig keit ein, welche zuletzt in trotzige Frech heit ausartet. Und welche-Z Stadium hat der Jäger erreicht? warf Wolff ein« Er hat nicht all diese Stufen in ders angegebenen Weise durchgemacht. Er scheint noch darauf zu hoffen, daß er durch Schlauheit seine Freisprechung erreichen werde. Das Gefühl der Ohnmacht und Zerknirschuug wird bei ihm wahrscheinlich erst eintreten, wenn er verurtheilt ist und einsieht, das-z für ihn keine Rettung mehr vorhanden ist. Jch mochte Sie um die interessanten Beobachtungen, welche Sie machen ton: nen,beneiden, bemerkte Wolfs. Jeden falls gehört der angeborene, scharfe Blick, den Sie besitzen, dazu. Ob ich denselben besitze, möchte ich bezweifeln. Die Verbrecher haben eine schwere Aufgabe, wenn sie Sie täuschen wol len. — Wenzel wollte noch einmal den Ver-l such machen, Sand zum offenen Be kenntniß seiner Schuld zu bewegen undt er ließ ihn zu dem Zwecke durch den Ge richtsdiener auf sein Vureau führen. Langsam trat Sand ein. Seine große Gestalt war vorn über gebeugt und er schien wie gebrochen. Seine Wangen» waren bleich, seine Gesichtgzüge matt,s fast augdruikelos. Nur aus seinenx Augen leuchtete dann und wann nochs die alte Gluth und in dein leifen Zitterns und der hasttgen Bewegung seiner Hände, machte sich eine fast fieberhafte Unruhes bemerkbar. l Wenzel ließ einige Secunben lang den Blick aus ihm ruhet-. s Sind Sie endlich zu der Ueber-zeugng gelangt, daß Ihr Leugnen anen nichts helfen wird? . sprach er· In Jhrem l eigenen Interesse möchte ich Sie noch’ einmal darauf aufmerksam machen, daß Sie durch ein offenes und volles Geständ niß Jhrer Schuld die Strafe mildern werden« Jch habe nichts zu gestehen, erwiderte Sand, ohne das Auge, welches auf dem Boden haftete, emporzurichten. Jch kann nur die Wahrheit tagen nnd ich have vom ersten Tage an behauptet, daß ich von dein Brande nichts weiß. Glaubens-hoffen Sie denn wirklich durch thr Leugnen inich von Jhrer Un schuld zu iibetzengen? warf Wenzel ein. Sie wissen, welche Beweise gegenSie vor-· liegen. Ztoei Zeugen haben Sie tiir.-,e«» Zeit do dem Vrande ans dem Garten hause kommen fehent Sie haben gelogen! rief Sand auf-l fahrend. Bis jetzt haben Sie mir dte1 Namen dieser Zeugen nicht genannt. Jch verlange, daß sie mir genannt wer- i den! ich will sehen, ob Jemand dieDrei stigteit haben kann, mir diese Lüge in’s Gesicht zu iagent Jch habe das Garten haud nicht betreten. Wer hat die Lüge gegen mich ansgeiagt7 Zwei Menschen an deren Glaub toitrdigkett nicht zu zweifeln ist, deren eugntß deshalb doppelt schwer in das ewicht fällt. Ich will Jhnen diesel ben nennen: Frau von Börner und ihr Bruder, der frühere Messer Wulst. Sand’s Gestalt hatte sich bei diesen Worten hoch etnporgerichtet. Er trat ei nen Schritt näher an den Richter heran und seine Augen waren starr, durchdrin gend auf ihn gerichtet. Wer —- wer soll die Lüge gegen mich ausgesprochen haben? fragte er. Wenzel wiederholte beide Namen. Hahai Sie wollen mich täuschen — Sie scherzen! rief er. Jch scherze nicht« Beide haben ihre Aussagen beschworen. Die Frau von Börner hat gesagt, sie habe mich in der Nacht aus dem Garten hause kommen sehen? rief er.———Sie-— hat dies gesagt? —- Nein — ich glaube es nicht, ich kann es nicht glauben! Es ist ja unmöglich,dasz sie dies gesagt haben kamt! Sie hat es beschworen-weshalb zwei feln Sie daran? Sand fuhr sich mit der Rechten über der Stirn hin, als befürchte er, den Verstand zu verlieren und wolle mit Gewalt die Klarheit seines Kopfes be wahren. Sie-sie hat es wirklich gesagt? fragte er noch einmal. Ich beschwöre Sie, sprechen Sie die Wahrheit-—-sie—--sie kann es nicht gesagt haben! Sie hat ihre Aussagen zu Protocoll gegeben —- in diesem Hefte hier sind sie enthalten. « Und sie hat dieselben beschworen? Sie hat den Zeugeneid geleistet. Hat sie nicht auch gesagt, ich habe die Thiir von außen verriegelt? Jch habe einen Stein, der neben dem Hause lag, vor die Thür gewälzt ? Das nicht. Hat sie nicht hinzugefügt, ich habe das Feuer angelegt und das Alles gethan, um den unschuldigen Knaben. den Hein rich zu verbrennen, ihm das Leben zu rauben, weil ihm das Gut gehört, weil er allein Alles erbt, wenn er erwachsen ist? Hat sie das nicht auch gesagt und beschworen ? Er hatte die Worte mit der größten Leidenschaft gesprochen. Mit Erstaunen hörte Wenzel ihn an. Ich begreife Sie nicht, erwiderte er donn. Haiiak Sie begreifen mich nicht, fuhr Sand mit derselben leidenschaftlichen Aufregung fort; dann werden Sie noch weniger zu fassen vermögen, daß sie »sp sie-—s-die Frau von Börner das Garten haus angesteckt hat, dafz sie die Thiir ver riegelt und den Stein davor gewälzt,da mit der arme Knabe verbrenne! Nicht wahr, das vermögen Sie noch weniger zu fassen? Sie ivagen es, Ihre Schuld auf die Frau von Börner zu werfen! rief Wen zel entrüstet. Ja, ich tvage es! entgegnete Sand. Jch habe sie an jenem Abende beobachtet; damals ahnte ich freilich nicht, was sie dadurch bezwecke. Ich sehe sie noch im Geiste, wie sie sich mühte. den Stein vor die Thür zu wälzen. Eingeschlosi sen sollte der arme Slnabe werden, ster ben sollte der unbequeine und verhaßte Erhel Sie blicken mich so erstaunt an. Sie begreifen nicht, wie ein Weib so wiiiider bar schön und doch so teuflisch sein könne! Oh, ich habe es auch nicht begriffen bis zu dieser Minute! Ja, sie ist schön! Sie kann so zauberisch lachen, ihre Au: gen können so unschuldig bicken sie hatten mir es auch angethaii, so daß ich keine Ruhe mehr fand und ich mein Leben hingegeben haben würde für einen einzi gen Kuß von ihren Lippen, für ein süßes Wort von ihrem Munde! Sie ist schon wie ich nie ein Weib gesehen habe! — Sie hat beschworen, daß ich in dem Gar tenhause gewesen sei! Oh-—sie ist ein Teufel——sie ist schlimmer-, als ein Teu fel! Und doch hat sie mir selbst gestandeii," daß sie das Feuer angelegt habe. Sie konnte es nicht leugnen, weil ich sie be-» obachtet hattet Sie gestand mir, daß sie es in einer unglückseligen Minute der Aufregung und Leidenschaft gethan habe. sie beschwor mich, sie und ihre Kinder nicht in’s Ungliick zu stürzen -——- sie ver hieß nur ihre Liebe und ihre Hand, sie sah mich so flehend und lieb an — ihre Augen leuchteteii, so daß ich geschworen hätte, sie meine es aufrichtig! —- Und nun giebt sie mich als den Thäter an, und wälzt sie ihre Schuld auf mich! Ein Teufel ist sie! Das wäre freilich das leichteste Mittel, einen Mund durch dass Gefängniß zu verschließen! Ob sie wirts lich geglaubt hat, meine Liebe zu ihr sei so groß, d.«ß ich schweigen und für sie die Straße ertragen werdet Ich würde es vielleicht gethan, ich würde sie niius mermehr verrathen ;haben, hätte sie nur nicht zu dem teuflischen Mittel gegris fen, mich als den Brandstifter anzuset gen! Wenzet hatte tyn schweigend anqe hört. Sein Gefühl schwankte zwischen Bestiirzung und Entriistung. Tec Jägers Aufregung war eine zu nnge liinstelte, seine Entriistnng durchaus natürlich, er konnte sich hieraus nicht vorbereitet haben, weil er ikicht gewußt hatte, daß Fr u von Börner gegen ii)n gezeugt hatte. Oder sollte er dies den noch vermiithet haben? Er war klug. Er liebte sie-—---er liatte vielleicht erwar tet, dass sie ihn schonen nnd nicht verra then werde--—-nun sie es dennoch gethan, verwandelte sich seine Liebe in ebenso» glühenden Haß. j So mußte es sein. Wenzel machte sich Vorwürse, daß er nur für einen Au-i genblick den Gedanken in sich hatte aus«-i kommen lassen,daß des Jägers Worte-; wahr sein könnten. » Hoffen Sie vielleicht, ich werde Jhiems Märchen Glauben schenken? wars er; halb spöttisch ein, Ich verarge es Ihnen nicht, wenn es Ihnen als Märchen erscheint, daß ein Iso schönes Weib so schlecht sein könne, Hentgegnet Sand. Jch habe dennoch die svolle Wahrheit gesprochen! Sie wissen nicht, wie hart und misleidslos ihre schönen Augen blicken können-sich habe es gewußt, allein ich habe sie dennoch ge liebt! Jch glaube, ich würde ihr auch jetzt noch vergeben und sie lieben können, wenn sie ein freundliches Wort zu mir spräche. Auch jetzt noch weicht ihr Bild im Schlaer und Wachen nicht von mir ———doch nein-—ich will nicht an sie denken! Jn Haß will ich meine Liebe umwan deln, jubeln will ich, wenn sie dasselbe Gefängniß betreten muß, in welches sie mich bringen wollte! Stellen Sie mich ihr gegenüber, dann soll sie mir txt-ever holen, daß sie mich hat aus dem Hause kommen sehen! Tann will ich sie aber auch an die Stunde erinnern, in der ich sie zum letz ten Male gesehen habe --— snhr Sand fort, es. war an dem Begräbnisztage ihre-I Manne-J, dessen Tod schwer auf ihrem Gewissen lastet, weil sie denselben oerschuldet hat. Ich trat unerwartet in ihr Zimmer, sie sprang erschreckt empor und wollte zur Glocke greifen, um die Dienerschait zu rufen und mich hina s werfen zu lassen -—-- ich sah es ihren Augen an. Da rief ich ihr rasch und leise zu, dasz sie das Gartenhaus ange steckt habe, daß sie von mir beobachtet sei, und sie ließ den Arm sinken, das Blut wich aus ihren Wangen und starr ruhte ihr Auge auf mir. Jch sah sie zittern und wanken, ehe ich indeß hinzu sprang, sie zu unterstützen, hatte sie sich bereits wieder gefaßt. Mit leise beben der Stimme bat sie mich, sie nicht zu verrathen. Jch verlangte als Preis für mein Schweigen ihre Liebe und ihre Hand-—sie versprach mir Beides. Oh, die Schlange, sie hatte bereits in dem Augenblicke daran gedacht, mich zu ver derben, um nicht Wort halten zu müs sen! Wenzel hatte ihn ungestört ausspre chen lassen. Der Jäger spielte seine Rolle gut. Und welche Beweise haben Sie für Ihr »Märchen? fragte er. « j Welche Beweise! wiederholte Sand. - Gilt mein Zeugnis- weniger, als das der JFrain die ihren eigenen Stiefsohn hat Iertnorden wollen? i Gewiß gilt es weniger, erwiderte »Weu,i,el bestimmt. Sie sind der Ange llagte und Sie vergessen, daß auch das Zeugnisz des Assessor Wolff gegen Sie » spricht! s Sand lachtete laut und bitter auf. s Ich kenne die Vergangenheit dieses sMenschen, entgegnete er. Er ist an je ineOn leende nicht indem Parke gewesen i----ich würde ihn gesehen haben. i Weg-halb haben Sie, wenn Jhre Aus sagen auf der Wahrheit beruhen,nicht so Ygleich Anzeige davon gemacht? fragte Wenzel Jch wollte Die, welche ich so glühend liebte, nicht in’«s Unglück stürzen ——— ich hoffte auch, durch dies Geheimniß ihre Liebe erlauer zu können. Sie haben bei dein Manne der Frau von Börner jahrelang in Dienst gestan den. Sie haben selbst gestanden, daß Herr von Börner stets inilde und gut gegen sie gewesen sei und jetzt, nun er todt ist, scheuen Sie sich nicht, seine Gat tin fälschlich zu beschuldigen und ihr ein Verbrechen aufzubiirden, welches zu be gehen sie unfähig ist. Hahat Auch Sie scheint sie mit ihren Augen verblendet und gefesselt zu ha ben, fiel der Jäger ein. Ja, diese blauen Augen können so unschuldig blicken! Wenzel richtete an Sand noch meh rere Fragen, dann ließ er ihn in seine Zelle zurückführen Der Verstand des Gefangenen mußte gelitten haben, sonst konnte er nicht wagen, eine Frau, auf der nicht der geringste Flecken haftete, in der Weise zu befchuldigen, sonst konnte er unmöglich hoffen, durch ein solches Mittel seine Freiheit zu erreichen! Und doch war die ganze Art und Weise seiner Darstellung nicht die eines Wahnsinni gen. Wenzel wollte die Gedanken an diese Beschuloigung der schönen Frau als thöricht von sich weisen, und dennoch kehrten sie immer und immer wieder gleichsam niit Gewalt darauf lZurück. Er erinnerte sich der dunkeln, geheimnisvol len Andeutungen deø Doktor Urban, er dachte an das Verlangen Heittrich’s, von dein Gute entfernt zu werden, an die Uni ruhe und Furcht desselben, an seine Be hauptung, daß Sand unschuldig sei und daß das Feuer seinem Leben gegolten habe. Dies Alles flosz in seinem Kopfe zusammen. Er hatte denselben auf die Hand gestiin und blickte starr vor sich hin· Sollte dennoch die Frau von Bör ner ? Unwillig, um seinen eigenen Gedanken zu entfliehen, sprang er auf. » Das Teuslische dieser Beschnldigungf steckt au! rief er. Weil sie etwas Unge-i heitre-z enthalt, fesselt sie die Gedanken! Es ist unmöglich, daß die Frau ein sol ches Verbrechen begangen haben kannl unmöglich, daß ihre Augen liigen, un-· möglich, daß ihr Mund mit der Ruhe ei nen Meineid geschtooren! Sie war in all’ ihren Aus-sagen so ruhig und sicher. Nicht das geringste Zeichen einer innern Unruhe habe ich bei ihr bemerkt. Jch müßte die ganze Natur für eine Lügne rin halten, wenn diesee schöne Wesen, die Unschuld, welche aus ihr spricht, nur eine falsche Maske wäret Es kann nicht sein-»und es ist nicht! Er verließ das But-mu, denn seine Ruhe zum Arbeiten war verschwunden. Er hoffte durch die ihm aus der Straße begegnenden Menschen Zerstreuung zu finden, allen seine Gedanken blieben an demselben Gegenstande haften. War nicht Heinrich der alleinige Erbe des iGuteee fiktihm nicht eures zu, sobald ’ er erwachsen und mündig war? Börner Ihatte nur so lange den Nießbrauch des IGutes gehabt, seine Frau und deren Kinder konnten auf die reiche Besitzung keinen Anspruch machen. Die Ein »tünfte des Gutes waren bedeutend, allein Börner hatte stets viel und glänzende Gesellschaften gegeben, sein ganzer fHaushalt war in großem Maßstabe an gelegt. Er erinnere sich, daß Börner’sl fAnwalt und Geschäftsführer einst eine »Aeußerung habe fallen lassen, woraus er entnehmen konnte, daß Börner lein. Vermögen tesaß. Starb Heinrich, sos fiel das Gut Börner und dessen beiden Kindern anheim, dann waren sie beide reich. Weiter und weiter spannen sich seine Gedanken, sobald sie indeß bei dem Punkte anlangten, daß die schöne Frau das Verbrechen begangen habe, zuckte er erschreckt zusammen (Fortsetzung folgt). Der franzZsischAedSchiedsrichter in der Beheingsmeer-Frage. Präsident Carnot hatte nach dem zwischen den Ver. Staaten und Groß britannien abgeschlossenen Vertrag über schiedsgerichtliche Beilegung des Beh ringsstreites einen der Schiedsrichter zu ernennen, und er hat die nicht leichte Aufgabe vortrefflich erfüllt. Ogleich es in Frankreich durchaus nicht an aus gezeichneten Juristen fehlt, war die Aufgabe eine schwierige deshalb, weil es unter ihnen nicht viele Männer giebt, die in der englischen Sprache beschlagen sind, die Verhandlungen des Schiedsge richts aber in der englischen Sprache und nur die Protokolle auf Französisch geführt werden sollen. Der von Präsident Carnot ernannte Vaan Alphonse Chodron de Courcel besitzt eine fiir einen Franzosen unge wöhnliche Sprachlenntniß. Er ist 57 Jahre alt. Durch französische Lehran stalten möglichst gut gebildet, machte er ivon seinem neunzehnten bis zu seinem zweiundzwanzigsten Jahre aus den itlniversitäten Bonn, München und Ber lin rechtswissenschastliche uud besonders iauch sprachliche Studien. Nachdem er sich in Bonn den Grad eines Doktors beider Rechte erworben hatte, trat er in den dipiomatischen Dienst seines fran izösischen V «terlande7. Er wurde wäh rend des zweiten Raiserreiches Attache bei der französischen Gesandtschaft in Brüssel, dann bei der in St. Petersburgi später Sah-Direktor und unter derjetziii gen Republik Direktor wichtiger Ab theilungen im sranzöschen Ministerium sdes Auswärtigen. Von 1881 an war er längere Zeit der Berliner Gesandte der stanzösi schen Re publik Jns einer so überaus wichtigen undi schwierigenStellung als Botschaster in Berlin entwickelte Courcel einen bewun derungswiirdigen Takt. und arbeitete, was in seinen Kräften stand, um ein freundlicheres Verhältniß zwischen dem deutschen Reiche und der französischen Republik herbeizuführen; ebenso that er sich in Berlin durch sein ieiches wissen schaftliches und völkerrechtliches Wissen und durch seine Gewandtheit iin Deut schen wie im Englischen hervor. Als jedoch im Jahre 1886 Boulanger als damaliger Kriegsniinister die berüchtig ten Säbelrasseleien begann, legte der Friedenssreund Courcel den Gesandten posten in Berlin nieder. Er ist seit ei nigen Jahren ein Mitglied des französi schen Senats. AsDas Schiedsgericht wird im Oct. in Paris zum ersten Male sich ver isammeln ; (J11 St Zig) s Gewöhnlichen Sterblichen mag die Größe der Welt imponiren, sür den C h i c a g o e r giebt es nichts Impo santeres, als Chieago. Kein Wunder, daß unter Umständen der soeben erschie nene Adreßkalender von Chieago, wel chen die »Thieago Directory Co·« pub licirte, zu den Weltwundern gerechnet wird, denn er ist nachweisbar umfang: reicher als der New Yorker und selbst verständlich viel sorgfältiger zusammen gestellt. Das Werk enthält 2000 drei spaltige Seiten, von denen 1640 aug schließlich als Geschäftsanzeiger dienen. Aug dem Buche ist zu ersehen, daß das fremdgeborene Element numerisch be« deutend stärker ist, als das hiergebore ne. Die Bevölkerung Chieagos beträgt dem ueuen Adrefzkalender zufolge 1, 42t),(.)0» sog. Seelen. Der neue Schul census hat ihre Zahl auf 1,428,:le festgesetzt Beide Zählungen haben also nahezu dasselbe Resultat ergeben. Un ter den in Chicago lebenden Vollma inilien ist die der Johnson ani stärksten vertreten. Sie verfügt über eine Armee Von 4900 R öpfen. Jhr am nächsten stehen die Smithsz niit 4200 Repräsen tanten, während die Browns sich mit :32()() begnügen müssen. Die Jones sind durch 1000 Naniensvettern ver-— treten. Der Festaugschuß deg- Deutsch-ameri kanischen Tages in S a n F r a n c i s c o ladet die Sänger des deutsch-ameri kanischen Dichtertvaldes zur Theilnahme an einem Wettbewerb uni die Abfassung eines, den Zweck der Feier behandelnden Gedichtes ein, und hat dafür ztvei Preise ausgesetzt, und zwar: 820.()() für den ersten und Blum für den zweiten Preis. Das Gedicht soll nicht weniger als 60 und nicht mehr als 80 Zeilen enthalten und bis zum 21. September d. J. in versiegeltem, und mit einem Motto ver sehenen Unischlag an C. A Kern, 852 Market Straße, eingeschickt werden. Der erfolgreiche Dichter muß selbstver ständlich mehr in der Ehre als in dem Geldpreis seinen Lohn finden. Der Selbst-wri- tn Ismene-esse Das tapfere Bergvolk der Motenei griner betrachtet den Selbstmord als die größte Feigheit, die ein Mann be gehen kann. Seit Menschengedenlen hat sich denn auch kein Bewohner der Schwarzen Berge das Leben genommen und es schien, als ob der Selbstmord in Montenegro gänzlich aus-gestorben . sei. Vor einigen Wochen aber versuchte f ein gewisser Ljezar, der sich vor seinen Gläubigern nicht mehr zu retten wußte, seinem Leben durch eine Kugel ein Ziel zu setzen. Der Selbftmordversuch miß lang. Ljezar wurde nach dem Hospital gebracht, wo man ihm die Kugel auszog und er seiner Genesung entgegensteht. In ganz Montenegro erregte der Vor fall ungeheures Aufsehen. Fürst Ni kita eilte persönlich nach dem Hospital und überhäufte Even Verwundeten mit Vorioiirfen ob seiner feigen That« Lie zar flehte dem Fürsten um Verzeihung an und schwur ihm, daß er sich seiner niedrigen Handlungsweise sehr wohl be wußt sei. Aber die Peinigungen seiner Gläubiger hätten ihn fast um den Ver stand gebracht, und so habe er in einems Augenblicke des Wahnsinns zum Re volver gegriffen. Nikita wurde bei der Erzählung des Unglücklichen von Mit leid gerührt. Er ordnete an, daß Lie zar’s Gläubiger aus der fürstlichen Kasse befriedigt würden, gebot aber zu gleich dem Unglücklichen, nach seiner Genesung das Fürstenthum zu verlassen und seine Schande im Auslande zu ver bergen. Wenige Tage später erließ der Fürst eine Verfügung, in welcher es heißt: Alle Diejenigen, welche Hand an ihr eigenes Leben legen oder auch nur versuchen, dies zu thun, sollen für ehr los erklärt und ihre Leichname während 24 Stunden öffentlich am Galgen auf gehängt werden. Denn es ist eines Montenegriners unwürdig, sich eigen mächtig des Lebens zu berauben, über welches nur Gott zu gebieten hat und das nur auf dem Schlachtfelde, zur Ver theidiguug des Vaterlandes, geopfert werden darf.« Das Ende einer Vtelgehaßtm. Aus Berlin schreibt man: Ihr letz tes Stündlein naht heran-so lautet verheißungsvoll eine Nachricht aus kun digen Kreisen; das letzte Stündlein der furchtbaren, vielgeschmähten Schleppe. Aber nicht der Agitation ihrer Gegner fällt sie zum Opfer, sondern einer neuen Laune der Mode, die sich gegen den jetzt herrschenden Keilrock wendet und damit zugleich gegen die Straßenschleppe, die, wie die Modekundigen sagen, ein ,,fol gerichtiger, nahezu unentbehrlicher Ap peudix« der engen Röcke ist. Allerlei Zeichen sollen arn Modehimmel stehen, die der Laie nicht zu deuten vermag, während sie dem Sehetblick des Fach inannes die Zukunft offenbaren. Der Sachverständige weiß-so ver lautet aus diesen Kreisen-daß die Mode nicht aus einmal bedeutende Um wälzungen vornimmt, sondern sich im Anfange mit kleinen, »barmlos« er-· scheinenden Madisikationen begnügt, bis die erstaunte Welt sieht, daß sie damit ganz neue, überraschende Erscheinungen eingeleitet hat, die »folgerichtig« jenen »Modifikationen« folgen mußten. So verfährt man mit dem Keilrock: man beginnt damit, ihn nach oben etwas wei ter zu schneiden und den Stoff rings um die Hüften einzureihen. Hat man sich daran gewöhnt, so macht man den zweiten und letzten Schritt; an die Stelle des Keilrocks tritt der weite, saltige Rock, und mit dem Keilrock ist sein »solgerichtiger« Appendix, die Straßenschleppe, gefallen. Sie würde hinsür dem Spott, dem Hohngelächter aller modekundigen Damen verfallen. Hoser wir, daß den Diplomaten der Modekunst der geplante Staatsstreich gelingt-sie könnten dadurch Absolution erlangen sür viele der Sünden, die sie schon begangen haben. siürzlich machten Dr. S. Knapp, Charles Hopkins und Andere eine Fuß wanderung nach dem zu Präsident Jack son’s Zeiten erbauten, aber seit mehr als einem Vierteljahrhundert vom Mi litär aufgegebenen alten Fort Pite bei N e w O r l e a n s. Knapp und Hop kins fanden dort eine Anzahl alter Ki sten, welche anscheinend mit Staub, Schmutz und Erde gestillt waren. Als sie sich darüber beugten, um den Inhalt zu untersuchen, fiel ein Funke von einet brennenden Cigarrette in einer det Kisten und es erfolgte unmittelbar da raus eine gewaltige Explosion, durch welche Hopkins um das Leben kam und Dr. Knapp Knapp zwanzig Fuß weit liinweggescljleudert wurde. Vermuth lich hatten die Kisten zuriickgelassenes Schiefzpulver enthalten, welches trotz des zerstörenden Einflusses von Wind und Wetter seine Sprengkraft bewahrt hatte. DiekleineElstaß mit ihrer Mutter in dein Eisenbahnwagen. Der Hausarzt fuhr dieselbe Strecke und fette sich zu ihnen. Nach einer Weile fragte er, ob er rauchen dürfe, was ihm bereit willigst zugestanden wurde. Einige Ta ge daraus sprach man von einer Verord nung des Arztes und die kleine Else be merkte: »Ach, der Doktor versteht ja gar nichts.«»Aber Elsel Wie kannst Du das sagen ?«-- »Na, er weiß ja nicht einmal, ob er rauchen darf; er hat erst die Manta sragen müssen l« Die künftige Schwie er m u t te r. Mutter· »Wie weitsbi t Du eigentlich mit dem Professor Müller ?« ——Tochter: »O, das kannst Du Dir leicht denken; man macht ja in der Oe seuschast schon Witze ttber Dicht«