Nemesis. Erstaunt-Geschichte —von— Friedrich Friedrich. (ertseerg-) Fast eine halbe Stunde blieb Sand bei ihr. Als er ihr Zimmer wieder berliß, blickte sein Auge freudig leuch tend Wieder steckte die Dienerschaft flü fiernd die Köpfe zusammen. Weil Sand feine errin mit zu verliebten Augen anges aut hatte, war er von Börner seines Dienstes entlassen und jetzt lehrte er wieder, nachdem Börner laum in die Erde gebettet war, er durfte unangemel bet in das Zimmer der Herrin treten, welche noch Niemand außer ihrem Bru der gesprochen hatte, er blieb lange Zeit bei ihr —- beide sprachen halb fliifternd miteinander-. Die Dien pannen aus diesen Wahr nehmungen eine lange Ges ichte zusam men, an derenWahrheit keiner von ihnen zweifelte. Sie lauschten an Bertba’s Thür und hörten sie im Zimmer auf und abschreiten. Das pflegte sie nur zu thun, wenn sie aufgeregt war. Jetzt wallte jeder der Diener bemerkt haben, daß ihre Herrin die glühenden, verlieb ten Blicke Sand’ö gern gesehen und so gar erwidert habe. Die Phantasie des dümmsten Dieners ist lebhaft und erfindungereich wenn es -gilt, über die Herrschaft eine Geschichte zu erfinden oder auszuschmiiaem der dünnste Faden retcht hin, um daraus ein großes Netz zu gestalten. Durch heftiges Mingekn VerthaUz wurden die Diener in ihrer Unterhaltung gestört. Bertha verlangte ihren Bruder zu sprechen, und die Diener eilten aug einander, den Assessor im Schlosse und im Parle zu suchen. Der Untersuchungs-richtet Wenzel hatte am folgenden Morgen kanm sein Bureau betreten, als der Assessor Wolff gemeldet wurde. Wolfs? fragte Wenzel den anmelden den Gerichtsdiener erstaunt· Der fru here AssessorP Derselbe. Und er hat Ihnen nicht gesagt, welche Angelegenheit ihn zu mir führt ? Er hat mir nur mitgetheilt, daß er Sie zu sprechen wünsche-»daß er Sie in einer wichtigen Angelegenheit sprechen müsse. Wenzel sann einen Augenblick nach, welche Angelegenheit dies sein konnex Er hatte mit Wolff nie auf einem sreund-j schastlichen Standpunkte verkehrt. Dep« Assessors wüsteg, ausschweifendes Leben war ihm bekannt und es war ihm jedes- ! mal peinlich gewesen« wenn er in den Gesellschaften bei Börner mit ihm zusam men gekommen war. Auf der Straße hatten sie einander kaum gegrüßt. Ei nige Secunden lang zögerte er, ob er ihn vorlafsen sollte, ehe er den Zweck seines Besuches kenne, dann sprach er kurz zu dem Gerichtsdienen Bitten Sie den Herrn, einzutreten. Kaum eine Minute später trat Wolss mit leichtem und doch festem Schritte in das Zum-ter. Er grüßte freundlicher« als er sonst zu grüßen pflegte. ! Wenzel empfing ihn mit einer schwei-! genden Verbeugung und forderte ihn« dann durch eine Bewegung der Hand auf, auf einem nebenstehenden Stuhle Platz zu nehmen. Wolff ließ sich nieder, bequem, nach lässig. Ich wurde mir nicht erlaubt haben, Sie zu stören, sprach er, wenn nicht die Angelegenheit, welche mich zu Jhnen treibt, sehr wichtig wäre. Wie ich ver nommen habe, leiten Sie die Untersu chung wegen des Brandes. Es haben sich Thatsachen herausgestellt,welche mit Ge wißheit annehmen lassen, daß das Feuer durch verbrecherische Hand angelegt ist, und ich möchte mir zuerst die Frage er lauben, ob sie schon irgend eine Spur des Thiiterö entdeckt haben, Jch glaube, Sie sind mit den Pflichsj ten eines Untersuchungsrichters zu genaus bekannt, als daß Sie nicht wissen sollten, daß derselbe das Etgebniß seiner Unter suchungen geheim zu halten hat, erwi derte Wenzel ziemlich kalt. Gewiß, gewiß, fuhr Wolfs fort, ohne daß ihn tiese Worte im Geringsten zu verlesen schiene-. Ich habe nniiberlegt efragt, zumal Sie unmöglich wissen önnen, in welchem Zusammenhange diese Frage mit dem sieht, was mich zu Ihnen führt. Es- war nicht meine Ab sicht, eine Pflichtverletzung von Ihnen zu verlangen. Sie werden bald eilen nen, daß nur eine gewiß oerzsihliche Neugier mich zu dieser Frage verleitet hat. Jch lointne nämlich, uni Ihnen den Namen des Tlnitero in nennen, und es interessirte mich, Vorder in er fahren, ob Sie durch Ihre linkerimlsinig schon auf die richtige Spur gekommen seien Wenzel lioichte überrascht ani. Sie kennen den Mater? jun-W ist-. s Ich glaube ilsn zu kennt-in ««;.t.1c-z;kilste’ Wolfs. Wollen Sie nur neitmtcxj d.1s;. ich Ihnen Alles erstlile Ich us uxz frei H lich etwas weit ausholen. H Wenzel niclte zustiinniend mit dein; Kopfe ; Es iit Jlsnen vielleicht ninn eiitqmc—" gen, indes-der Asseisor fort, daß icts mitI meinem Schwagie nicht in dein irennd ’ sichs-ca Bechern-ins staut-. Es wirst-ei mich zu weit führen nnd get-unt anchi nicht zur Sache, wenn ich Ihnen erzäh ( len wollte, wodurch dies heivotgerusens is. Wenn ganz unparteiisch sein M, muß ich agen, wir trugen beide ei nen Theil der Schuld. Mein Schwa ger ertrug indeß die-« Verhältnis weni ger ruhig, als ich. Bei all den Vorzü gen, die er besaß, hatte er doch einen» leicht erregbaren und heftigen Charakter Durch eine Geringfügigkeit gerieth ichs vor einiger Zeit ziemlich heftig mit ihm ; zufammen, und er deutete sogar an, daßs fmein Besuch ihm unangenehm fei. Es Thatte dieser Andeutung nicht bedurft, ich würde ohnehin das Schloß in gerau mer Zeit nicht wieder betreten haben. Meiner Schwester war dies Verhältniß peinlich, nnd sie bot Alles auf, eine Ver söhnung zwischen uns herzustellen. Wie’ mein Schwager ihre Bemühungen auf gefaßt hat, weiß ich nicht, ich habe die selben allerdings zurückgewiesen, weil ich mich zu sehr beleidigt fühlte und ver langte, daß mein Schwager selbst den ersten Schritt zur Versöhnung thue. Ich glaube auch,daß er ihn schließlich gethan haben würde, wenn er am Leben geblie ben wäre, denn er war durchaus nicht unversöhnlich. Um mich friedlich zu stimmen, forderte meine Schwester mich brieflich zu einer Zusammenkunst mit ihr im Patle auf. Um ungestört zu sein, wählten wir die späte Abendzeit. Es gelang ihr auch, mich versöhnlicher zu stimmen und ich versprach ihr, meinem Schwager freundlich entgegen zu kom men, wenn er mir zuerst die Hand zur Versöhnung reiche. Sie war glücklich darüber. Langsam schritten wir durch den Pakt hin und ich begleitete sie bis; zum Schlosse-. Als wir an dem Garten- E hause vorüber kamen —---- es mochte unge fähr einige Zeit nach elf Uhr sein,--fahen wir einen Mann hastig aus dem Gar tenhanse treten —— es war der Jäger Sand —-— Sand? unterbrach ihn Wenzel Wolff nickte zuftimmend niit dem Kopfe. Meine Schwester erfaßte meinen Arm und zog mich schnell fort, um von ihm nicht gesehen zu werden. Sie erzählte mir, daß der Jäger sie bereits feit lan gerer Zeit mit glühenden, liebenden Au gen verfolgt habe. Er habe sich endlich soweit vergessen, daß er ihr seine Liebe gestanden. Natürlich habe sie ihrem Manne alles mitgetheilt und von ihm Schutz verlangt, und Börner habe den Jäger noch in derselben Stunde aus sei nem Dienste entlassen. Sie befürchtete, daß er ihr auch jetzt noch nachstelle, die Leidenschaft des ohnehin leidenschaftli chen Menschen, welche ihn fast bis zum Wahnsinn getrieben hatte, ließ das Schlimmste erwarten, deshalb suchte sie selbst in meiner Begleitung seiner Be gegnung auszuweichen Jch suchte sie zu beinhigen nnd begleitete sie bis zum Schlosse. Dann kehrte ich zur Stadt in meine Wohnung zurück. Keines von usw beioeii dachte im geringsten an ir gend eine verbrecherische That — um zwölf Uhr ungefähr ist das Feuer-in dem Gartenhause ausgebrochen. Diese Mittheilung hatte Wenzel sicht bar aufgeregt. DUnd Sie haben sich in der Person des Jägers nicht geirrt? fragte er. Sie wiss sen genau, daß er es war, den Sie gese hen haben? Wir waren kaum einige Schritte von ihm entfernt. Sowohl meine Schwester als ich haben ihn genau erkannt. Hat er Sie bemerkt? Ich weiß es nicht, ich gla ibe es indeß kaum. Weshalb haben Sie mir nicht sosort davon Anzeige gemacht? Die Rücksicht aus meine Schwester hat mich zurückgehalten Jch wollte so fortan dem Tage nach dem Brande zu Ihnen kommen, meine Schwester bat michs es zu unterlassen, weil sie befürch tete, verhört zu werden und sie war in der That in diesen siir sie so schweren Tagen außer Stande dazu. Jch würde mit meiner Anzeige vielleicht noch einige Tage gezögert haben, allein gestern Nachmittag ist der wahnsinnige Mensch wieder in das Zimmer meiner Schwester eedrungen und«hat sie mit seinen Liedes versicherungen gepeinigt. Das dars nicht wieder geschehen, sie muß gegen den Wahnsinn dieses Menschen gesichert werdet-l Wissen Sie, wo der Jäger sich aus hält? wars Wenzel ein. Hierin der Stadt, gab Wolss zur Ant wort und fügte eine genauere Bezeich nung der Wohnung hinzu. Ich werde ihn heute noch verhaften lassen, suhr Wenzel fort· Jetzt kann ich» Ihnen mittheilen, daß ich bereits Ver-l dacht gegen ihn hatte, daß es niir nur noch an einein bestimmteren Anhaltspunkt sehlte. Bei einein so scharsblickenden Manne wie Sie sind, war es zu erwarten, daß sein Auge sogleich die richtige Spur ers kennen werde, bemerkte Wolss niit schinei chelnder Artigleit. Ich bin sest iiber zeugt, daß Sand dieThat begangen hat. Jeh kann die-z gegen Sie uin so unbefan geiier aussprechen, aliz ich iiieisi, daß Siei dadurch aus Jhr eigene-z ilithiil leincii Einst-Jst sitt-Julien lassen tin-iden. Wer sagt Jtiiiisii das-? mai-i Wen-zel, der ungleich freuiidliilier gegen xtkokfi ge- ! fiiinuit mar, lacht-lud ein« In dir-sein« Falte eisilieiiit iiiii liiuiii eine unt-Frei Annahme-, ali- daß der Dinger Inst »ein-ei ringt-Legt h il.ii-, iiiisciliin Wissiii Zie," weshalb er die That begangen hat? Wiilfs zinite aiisznienheiid niit den Achielii. l Welches Motiv zir That veriiiiitheiH Zie? iiiideite Weiizel seine Fragt-. i Mein Schioager hat ihn nnd dein Dienste entlassen — ee ist nnzunehnieii, daß es zwischen beiden zu einein liestigeu Austritt geloniiiieu sein wird, denn nur wenige Maiiner diirsten ganz ruhig blei ben, wenn sie erfahren, daß ihr Jäger» ihre Frau mit Liebesanträgen besturnit.i Ich würde niir zqu wenigsten in solchens lFalle Ruhe nicht zutrauen. Sie wäre auch nicht natürlich, bemerkte der Richter. Der Jäger ist ein äußerst leidenschaft licher Mensch, ich halte ihn sogar für halb wahnsinnig, er wird sich an meinem Schwager haben rächen wollen, da bat er das Haus angesteckt. Da der Mensch meine Schwester liebt, wird er ohnehin meinen Schwager schon aus Eifersucht gehaßt haben. Jch vermuthe dieselben Motive bei ihm, sprach WenzeL Allein weshalb hat er die Thüre des Oartenhauses von außen verriegelt und durch einen davor gewälzten Stein verschlossen? Ich glaube, Sie gehen zu weit, wenn Sie bei einem halb wahnsinnigen Men: schen, wie Sand es offenbar ist, fiir jede seiner Handlungen nach einein Motive suchen, warf der Assessor ein. Hierin kann ich Ihnen nicht beistim men, entgegnete WenzeL die Wabnfinnis « gen handeln meist mit einem unverkenn baten Scharfsinn. Jch glaube auch nicht, daß es bei dem Jäger ein wirklich krank haft ausgebildeter Wahnsinn, sondern eine nur bis auf’s Aeußerfte gestegertei Leidenschaft ist. Und wenn seine That nur ans Rache hervorging, weshalb steckte er nicht das Schlon selbst in Brand! Wolff schwieg und schien nachzusiw nen. Der Mensch haßte meinen Schwager, sprach er halb zu sich selbst, gleichsam den in ihm aufsteigenden Gedanken folgend, doch laut genug, daß Wenzel ihn ver stehen konnte; in dem Gartenhausei wohnte Börner’s Sohn, er wußte, daß-» Börner mit ganzer Liebe an demselben hing, daß er sein größter Schatz war, daß er Alles, Alles lieber hingegeben! haven wurde, als das Leven seines: Sohnes—wenn ihn seine Rache nun ans dem empfindlichsten Punkte treffen sollte,! wenn er drrch das Feuer, durch dass Schließen der Thiir das Leben des Jena-J ben —-— — doch nein ——— nein! Sie se-» hen, ans welch’ teuflische Gedanken man gerathen kann, toenn man der Phantasie freien Lauf läßt, wenn man Sachen er gründen will, für welche man noch keine feste Anhaltepunlte hat. Legen Sie hieran keinen Werth -- esz war nur ein Gedanke-, der in mir ausstieg-ich habe nicht einen einzigen Beweis dafiir nnd, glaube ich bestimmt, dasz Sand das Feuer angelegt hat, so möchte ich ihn doch nicht tiefer in·s3 Verderben fiihren, als er ver dient hat, und ihm nicht mehr zur Last legen, als ich beweisen kann. Beruhigen Sie sich, erwiderte Wenzel lächelnd. Jn mir ist bereits derselbe Gedanke aufgestiegen.———Haben Sie über diesen Punkt schon mit Jhrer Frau Schwester gesprochen? Nein. Si« ift auch noch nicht im Stande, ihre Gedanken so weit zu sam meln. All’ ihr Denken ist miteiner sich gleichbleibenden hartnäckigen Starrheit auf den Verlust gerichtet, den sie erlitten hat. Sie weiß nicht, daß ich Jhnen diese Mittheilung gemacht habe; wenn ich indeß eine Bitte an Sie richten darf, so ist es die, schonen Sie, wenn es Ih nen möglich ist, die Unglückliche zum we nigsten noch einige Tage. Jch hoffe, daß sie ruhiger und gefaßter werden wird; ich werde, wenn Sie es gestatten, Jhnen gern Nachricht geben, wenn sie ruhiger geworden ist. »I Seien Sie versichert, daß ich so viel Rücksicht nehmen werde, alø ich irgend nur verantworten sann. Vor der Hand genügt Jhr Zeugnisz, um den Jäger ver haften zu lassen. Dann werde ich sehen, in wie weit ich ihn zum Geftändnisz bringen kann, wie viel ihm zu entlocken möglich ist. Sie wissen, daß ich in Jhre Klugheit wahrhaftig keinen Zweifel setze, rief Wolfs; allein ich vermuthe dennoch, daß Sie in dieser Beziehung wenig erreihen werden. Der Mensch ist sehr schlau« Sie werden sehen, wie unschuldig er sich’ zu stellen versteht, wie gewand er den Verdacht auf Andere lenken wird, ich ken ne ihn und bin überzeugt, daß er mit größter Ruhe leugnen wird, in jener Nacht im Parke gewesen zu sein. Das Leugnen wird ihm wenig nützen er muß sein Alibi beweisen können. Sie haben Recht. Wann werden Sie ihn verhaften lassen? Sofort. Ich werde dem Gerichtsdiener sogleich den Austrag dazu geben. Wolfs erhob sich. Dann will ich Sie nicht länger stören und abhalten. Jch glaube, die Bitte, die Angelegenheit mit möglichster Ener gie zu betreiben, habe ich nicht nöthig, an Sie zu richten. Ich ivtirde nicht auf die Bestrafung des Jäger-«- dringen, wenn est nur seine Absicht gewesen wäre, daH Gartciihaue niederznbrennen, und wenn inein iiiigliicktirher Schwager bei dem Brande nicht das Leben eingebiiszt lliiiici Wurzel streckte ihm die Hand eiiige gen. . Sie wissen, das-. ich niit Vtiiner be fi-i«iiiidet unir jein Tod visiiangt gi iutuit sinnt-idem entnehnete er. Jtniin dnnle iiii iiii Ihre V.«tiitiii·iliiiig, diiinT Zie hat«-n iisir die Untersuchung denkt-is ei·te«hi-»ii uicsi issxs iehgie :ni«-.· ins dahin iiiil jedem ieniui Jlishiiiiiiinntitu i JJJ has-e nnr nie.iie Pfliin erfiilli, eiiiiideite Winsi. den 7Oiiiii lacht-lud eis teiniend nnd ieiiie Rechte fest in die din gereiitne Hund dec- kiiichtersz legend. Zi batd iih irgend eiiuae erfahre, was inirs in dieser Angelegenheit von Bedeutung zu sein scheint, werte ich iuir erlauben, Sie davon in Renniiiisz zu setzen. Sie verpflichten mich dadurch zu Dant. Wolfs ging fort. Eine Opernnielodie pfeifend, schritt er langsam til-er die« Straße dahin. Ein zufriedenes Lächeln lag aus seinem Gesichte. Ein Bekannterl begegnete ihm und machte ihm Vorwür fe, weit er sich iu den letzen Tagen vokl seinen Zech- und Spielgenossen nicht hatte ( sehen lassen. Freund, erwiderte Wolfs, Du vergißt,s daß ich einen Schwager verloren und be graben habe. Jch bin jetzt meiner Schwester Rechts- und Familienbeistand und außerdem Bruder. Zum Spiel habe ich in der That keine Zeit gehabt, und den Durst suche ich mir vorläufig aus dem Keller meines seligen Schwa gers zu stillen. Du weißt, daß ich nicht auf dem besten Fuße mit ihm stand, allein de mortuig nil nisi den«-es sinden sich in seinem Keller einige Sorten, welche wirklich vorzüglich sind —- herrliche. Tropfen! l Und die willstDu allein trinken? warf der Andere ein. Ich Ende die Absicht, es zu thun, fuhr· Wolsi for-. Eule Zunge istnn schlechtere Sorte-u gewohnt und weiß das Gute nicht zu nuirdigeu. Komm mit mir in die Weiniiube -—— deg- Morgens schmeckt der Sect cm besten· Du bist mein Gast! Beide gingen in eine nahe gelegene Weinstube. Wolss war in der heitersten Stimmung. Er bezahlte den Wein mit Gold. Freund! rief er, glaubst Du an Ver geltung? Halb und halb, erwiderte der Andere. Du bist ein Thor, fuhr Wolff fort( Es giebt nur Pech oder Glück, außerdem gilt die Schlauheit Der schlaue Mann lebt durch seinen eigenen Witz! Sieh, die ganze Vergeltungstheoiie haben nur! die Schwachköpfe aufgebracht, welche sich einbilden, für jedes Lich, welches sie sich in ihren dummen Schädel stoßen, einst mit einem Stück Seligkeit belohnt zu werden. Sie sehen den Himmel nur als ein großes Heftpflaster für die irdischen Leiden an. Deshalb halten sie in gläu biger Dummheit geduldig still, wenn ihnen Filiigere das Fell über die Ohren szhen Ich kenne nur eine einzige Tod siinde, das ist die Dummheit. Wie die dummen Schafe dein iliigeren und stär ieren Wolfe zur Beute werden, ebenso auch die dummen Menschen ihren klüge ren Brüdern oder Colle-gen Das ist ganz in der Ordnung. Deshalb fiill’ Dein Glas und stoß’ an aus die Schlau heit! Die Gläser klangen an einander. Du weißt, daß vor wenigen Tagen aus dem Gute meines Schwagers das Gartenhaus abgebrannt ist, fuhr Wolfs, durch den Wein immer erregter werdend, fort. Das Feuer hat sein früherer Jä ger angelegt, und der Spaß wird ihn mindestens einige Jahre Zuchthaus to sten. Ihm geschieht Recht. Jch habe nie an solchen hellleuchtenden Passionen Vergnügen gefunden. Jst es bereits erwiesen, daß der Jäger das Feuer angelegt hat? warf der An dere ein. Es ist erwiesen. Der Untersuchungs richter Wenzel leitet die Untersuchung, der ist ein kluger Mann und gilt noch fiir zehn Val klüger als er wirklich ist, man sagt ihm sogar nach, er habe es im Geruch, ob ein Mensch unschlldig sei oder nicht. Jch selbst glaube es -—— ich glaube heute überhaupt Alles, und tviirde es für Wahrheit halten, wenn Du versichertest, dieser Wein sei gut! Der Jäger wird heute noch verhaftet. Die Gerichtgdiener statten ihm vielleicht in dieser Minute einen Besuch ab und laden ihn freundlichst ein, ihnen zu folgen. Der Mensch wird Augen machen. Jm Gefängnisse wird er Zeit gewinnen, iiber seine Jlluminationsbestrebungen nach: ziisinnen-— Nun trink aus. Ich sehne mich nach der Lust. Siehst Du nicht, wie hier der Weindunst in Gestalt von kleinen Teufeln aus dem Boden, aus deu Tischen und Stuhlen aufsteigt! Wie die Kobolde grinsen und lachen! Komm — komm an die Lust! Beide verließen die Weinstube. Wolfs hatte Recht gehabt ———- in der sselben Stunde wurde Sand in seiner Wohnung durch die Gerichtsdiener ver haftet. Er weigerte sich, ihnen zu folgend Den einen von ihnen erfaßte er und warf ihn zur Thüre hinaus ;während dem wurde er indeß von den zwei anderen: itberwältigt und gefesselt. Mit gebunde nen Händen wurde er durch die Stadt geführt. Er ging fest, sicher, nur aus seinen Augen leuchtete ein unbändiger Trotz und Zorn. Noch an demselben Tage wurde er zu Wurzel gesiihrt. Wenzel saß zuriickgelehnt in seinem Sessel, als Sand in fein Bnrean gebracht wurde-. Er liebte es, die Verbrecher, wenn sie zum ersten Male zum Verhör geführt wurden, einige Seeunden lang zu beobachten, um auf ihrem Gesichte zu lesen, welche Weise des Berhörg er ein zufchlagen habe, uin ihnen das zu ent-! locken, was er zn wissen wünschte-« Jahrelanae Uebung hatte ihm einen scharfen Blick verliehen nnd er wußte, in wie verschiedener Weise die Verbrecher sich zu uerstellen pflegten, nni von vorn herein auf ihn einen günstigen Eindruck Fu machen Einige traten isiiiglichst unbefangen und um sichert-in Schritte ein, um da durch ihre Unschuld nnd innere Ruhe daizuthuih Andere spielten die Deniii ihigen und durch die Verhaftnng tiefz Berti-hien, wieder Andere traten trohigl und entrüstet anf, weil ihnen die :Zit)itiaih der Verhaftnng angethan war, ohne daf; sie sich einee Ver-gehend beiviisjt waren. Die gefährlichste-n Berbrecher, welche nicht zum ersten Male vor dem Unter ! suchungsrichter standen, bewahren äu ßerlich die größte Ruhe. Aue ihrem lauernden, schnellen Blicke war mir zu» erkennen, wie sie ans ihrer Hut waren,1 um sich auch nicht die geringste Blösze zuil geben und sich gegen alle Fragen und Winkelzüge des Richters rechtzeitig zui decken. Sie glichen einem geübten Fech ter, der das Auge fest auf seinen Geg ner gerichtet hält, um jeden Schlag des selben zu pariren oder durch einen zwei ten Schlag zu erwidern. Die unangenehmsten Verbrecher wa-? ren ihm diejenigen, welche mit einer gläubigen frommen Miene eintraten und das Auge klagend gen Himmel erho ben, weil ihnen ein so grofses Unrecht widerfahren sei, ohne Schuld in das Ge fängniß geführt zu sein. Wenzel kannte alle Verstellungskünste der Verbrecher, und in der Regel pfleg ten sie die erste Art ihrer Verstellung auch in den übrigen Verhören beizube halten. Sand trat hochaufgerichtet rasch in das Zimmer. Bis auf zwei Schritte näherte er sich ihm. Sein Auge war flüchtig und nur oberflächlich durch das Gemach hingeglitten, er blickte erregt zornig. »Herr Richter, « sprach er, ohne Wen zels Anrede abzuwarten, was die zu Ver hörenden in der Regel zu thun pflegen, ich verlange zu wissen, weshalb ich ver haftet bin. Die Gerichtsdiener, welche mich hierher gebracht haben, haben sich geweigert, mir den Grund anzugeben. Sie haben sehr recht daran gethan, erwiderte Wenzel, übrigens habe ich ihnen den Grund Jhrer Verhaftung selbst nicht mitgetheilt. Also Jhnen verdanke ich dieselbe? warf Sand erbittert ein. Wenzel zuckte mit den Achseln. Jch denke Sie weiden wissen, wem Sie dieselbe zu verdanken haben — ich habe den Befehl zu Ihrer Verhaftung ertheilt—-ertheilen müssen, fügte er mit Nachdruck hinzu. Ertheilen müssen? wiederholte der Jäger. Ich verstehe Sie nicht und bitte um Aufklärung. Jch ersuche Sie ruhig zu sein, fiel Wenzel ernst ein« Sie scheinen zu ver gessen, daß Sie hier sind, um verhört zu werden und nicht, um Fragen an mich zu richten. » Nein, ich bin nicht hier, um mich ver hören zu lassen, ries Sand. Jch werde »Jhnen auf keine Frage antworten, ehe ich erfahren habe, weshalb ich verhaftetl bin! Wir haben Mittel, Sie zum Sprechenf zu bringen, bemerkte Bsnzel f Versuchen Sie es, Gewalt auszuü-s ben! rief der Jäger heftig. Jch werde» mir eher die Zunge abbeißen, ehe ich mir durch Gewalt ein Wort abringen ließe! s Schweigen Sie! unterbrach ihn der; Richter. Antworten Sie mir in Ruhei auf meine Fragen! » Jch werde nicht antworten! rief Sand. Schweigend ergriff Wenzil die vor ihm auf dem Tische stehende Klingel und schellte damit. Der Gerichtsdiener trat » ein. Führen Sie den Verhafteten in seinef iZelle zurück, sprach er. Er erhält nurl IWassek und Brod! Haha! Eine Hungerkurl rief Sand mit erbittertem Lachen. Sie irren sich, wenn Sie hoffen, mich dadurch zahm zu machen ——- ich werde indeß einst Rechenschaft dafür von Jhnen ver langen! Wenzel antwortete nicht. Er gab dem Gerichtsdiener ein Zeichen und wandte sich ab. Der Diener wollte Sand, der regungs los dastand, am Arme erfassen, um ihn aus dein Zimmer zu führen. Fort! rief Sand laut nnd heftig, die Hand des Dieners zurückstoßend Jch habe gelernt allein zu gehen und ich werde deshalb allein gehen! Sein Auge leuchtete finster drohend. Unwillkiirlich trat der Gerichtsdienkr einen Schritt zurück. Wenzel wandte sich um. Zeigt der Mann sich widerspenstig, so lassen Sie ihn schließen, sprach er laut. Sand schrit aus dem Zimmer ohne ein Wort zn erwidern. ( END-IMPLIED Dieser Tage hat der Oberbundesaw walt bei dem Bundesgericht von Utah den Antrag gestellt, alles der Bundesre gierung verfallene und gegenwärtig in den Händen eines Massenverwalters be findliche mornionische Kircheneigenthum an die Regierung herauszugeben, da die zu Gunsten der letzteten ergangenen Urtheile rechtskräftig geworden seien; der Anwalt der Mormonenkirche wider sprach denc Antrage mit dem Bemerken, daß gegen die ergangenen Entscheidun gen bei dem Oherbnndeggericht Vern fnng eingelegt werden würde Das in Rede stehende Eigenthum hat einen Werth von mehr als einer Million Dollarsznnv besteht ansz einer lKirche« einer Farin, mehreren hundert Acri-Hi werthvoller diohlenliindensien nnd Grn lieu, kiiiishiinsern nnd kirihliilien Anitsz l rannten. Obgleich eit« stetgs hei der Mor l nmnenkirche Lille war, alle Prozesse initl der kliegiernnghiis vor dar Ohervnn z dessgerirhl zn bringen, filnsinen doer mehrere«- .ssi;"in«.!tcr der sUimnconen einer-s Berufung an tin-I OberInindesgerieht in dein Vorliegendein Falle nicht geneigt zn .- - spl « » Iein, weil ne der lielnsizengnug nnd, daß das- Overvunder-geruht die Vor entscheidnngen lediglich beslaiigen werde. Die Depntirten.aminer hat den von der Regierung fiir die Kosten von Frankreichs Theilnahme an der Welt auestellnng in Ehieag o verlangten Extra Credit von 8 Millionen Franken »bewilligt. Eine gehn-wolle Schwimmpnrtte. Ein, selbst sür einen vortrefflichen Schwimmer tollkühnes Wagniß voll brachte der Schwimmlehrer Kearneh Spedbh in St. Louis, der in der Glas-P schen Schwimmschule angestellt ist. Ein noch junger Mann, besitzt Speddy doch große Muskellrast und ist ein Meister in der Schwimmkunst und im Tauchen. Gelegentlich einer Unterhaltung mit be freundeten Ruderern und Schwimmern war eines Tages die Rede auf den Brückensvringer Steve Brödie gekommen und Speddy hatte sich anheischig gemacht, den Sprung von dem Mittelbogen der Eadsbrücke in den Mississippi zu voll führen. Jn aller Stille, um die Ein mischung der Polizei zu vermeiden, wurden die Vorbereitungen getroffen und neulich früh gegen 7 Uhr sprang der kühne Taucher von dem mittelsten Bogen der Brücke hinab in die brausen den Fluthen des Stromes. Trotzdem eine große Anzahl von Personen um das Vorhaben wußten, hatten doch Alle rei nen Mund gehalten und nur zufälliger weise hätte beinahe ein Polizist, der un bewußt zur angegebenen Stunde über die Brücke schritt, den Sprung verhin dert, wenn nicht Speddy mit großer Entschlossenheit den Sprung vor der verabredeten Zeit gethan hätte. Wäh rend nämlich der junge Mann selbst nur mit einem Freunde, Frank Barry, auf verschiedenen Seiten die Brücke beschritt, um alles Aufsehen zu vermeiden, ruderte nnter derselben ein Boot stromabmärts, um den kühnen Springer aufzunehmen, resp. ihn zu retten, falls dies nöthig sein iollte Barth, der die Südseite der Brücke entlang ging, trug ein etwa 5 bis 6 Fuß langes Brett unter dem Arm, welches er, an der vereinbarten Stelle der Brücke angekommen, vom Ge länder aus nach den Drähten der Tele graphenleitung hinüberlegte, damit sein Freund von diesem Sprungbrett gefahr los abspringen könne. Gerade als Barry das Brett angelegt hatte und Speddy, der in Schtoinimkleidung war, sich zum Sprunge fertig machte, nahte sich ein Polizist« weshalb Speddy sofort sprang, ohne das mit den ini Rettungs boote sitzenden Ruderern verabredete Zeichen abzuwarten. Jm Absprung schlug er mit dem Fuß an einen der Drähte und überschlug sich infolge des sen mehrmals in der Luft, doch gewann der geübte Springer schnell die Herr schaft über sich und langausgestreckt — wie ein Pfeil vom Bogen —- tauchte er mit dem Kopf zuerst in die Wellen, um gleich darauf wieder an der Oberfläche zu erscheinen und gemüthlich stromab wärts zu schwimmen Die Ruderer in dem Rettungsboote, das sofort an der Seite des Schwimmenden war und die sen auch später, nach einer Schwimm tour von nahezu 2 Meilen, aufnahm, waren Win. Standard und Walter Jones; am Stern des Bootes stand im Schwimmanzug Herr Hermann Gallwitz, der erste Schwimmlehrer der Schwimm schule, bereit dem kühn-n Springer nach zuschwimmen und ihn zu retten, wenn solches nöthig sein sollte. Herr Gall witz hat denselben Sprung von der Brücke in den Mississippi vor einigen Wochen erst vollbracht. Auf dem Dam pfer ,,War Eagle« beobachtete Herr Win. Clark, der Eigenthümer der Schtvimmschule, den Vorgang. Die Bewohner von Elzulan in dem mexikanischen Staate Guadalajara wurden seit drei Monaten von einer Räuberbande unter der Führung von Martial Cafillag einem der verwesen ftenStrolche inMexiko, in Angst u. Schre cken gesetzt. Die Räuber verübten viele Mord- und Raubthaten Neulich Abends aber wurde der Sammelplatz der Bande entdeckt, wobei zwei der Räuber getödtet und drei verwundet wurden. Casillas wurde gefangen genommen, nach Elzulan gebracht und dort erschossen, nachdem er zuvor den Versteck einer großen Menge der geraubten Sachen verrathen hatte. Col. Henrh Clay King, welcher am l(). März 1891 aus öffentlicher Straße in M e m p h i s in Tennessee den ange sehuen und reichen Anwalt David H. Pofton vorsätzlich erschofsen hat, istdieser Tage von deni Oberstaatsgericht von Tennessee wegen Mordes zum Tode am Galgen verurtheilt worden, den er am 12. August erleiden foll. Er hörte das Todesurtheil mit stoischer Ruhe an Seine hochherzige Frau hatte während aller Gerichtsverhandlungen neben ihm gesessen und eine wundervolle Selbstbe herrschung an den Tag gelegt; nur als sie nach der Urtheilsverkündigung den isterichtssaal verlasseii""wollte, überkam sie eine Anwandlung von Schwäche, so das; sie lzur Thiir geführt werden mußte. Der Mord war dadurch herbeigeführt worde11,das Pofton iting’ H frühere Ge liebte, eine Frau Pult-ni, der er Tedeu tende-;tsirimdeiqentlnun geschenkt hatte, in einein P-. Jst-sit uin Jurückgnbe dieses Wirtindeiseinttnun U mat und sich durch i- sue Nin und Aussiiitirnngeii behufs feenidjiimst »Zum-g- Eineks Morgens lvsnerte vidiug iinu in Sticeinsiliiis an einer Tit-His» teile nan setzte ihm eine Pistole auf d.e Lin-it und ieuette heuan ein .’! i is der Jsarniuu Hin Pnfton erlag einige Tage spann cnsr Schiifnnuude. C. Bli. Veufun nninn Te übel, daß ihm tkiIinL Hing wegen seines Tiiufens im iztnliardsans non Spi«ing"«5 Onkel in B i nn i n g h a m, Ala., Vorwürfe machte-. Ei zog seinen Nevolver und sing an zu seuern, aber seine Kugeln gingen ins Blaue. Besser traf sein das Feuer erwidernder Gegner, und von vier tödtliehen Kugeln getroffen stürzte Benson zu Boden.