Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, July 22, 1892, Image 3

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    ——’
Inland.
Uns dem Zuchthause in Salein,
Mass» sind neun Straslinge durch den
Uvzngglanal entkommen.
Jn P o r tla nd, Oregon. rollte ein
Eabelwagen den Hügel hinab; zwölf
Jnsassen derselben wurden verletzt.
Der Präsident nnd Frau Harrison
sind in ihrer Sommersriiche bei L o o ne
La i e in den Adriondacks angekommen.
Die 70jährige Mary Eilmann in S t.
L o u i s wurde von ihrem Miether
Louig Uliner im Rausch erschossen.
Ein Theil des Geschäftsviertels von
L e r o v, JO» wurde durch Feuer zer
fört Der Schaden beträgt 8058,009.
Jn M e r i d a n, Miss., starb Addi
son Moore, ein Farbiger, wohl der altes
ste Mann im Lande. Er behauptete,
131 Jahre alt zu sein.
Auf einem Ranchs 12 Meilen von
s o i se, Jdaho, ist ein Mann am Aus
sah gestorben, ein anderer liegt daran
erkrankt darnieder
Jn P a d u c a h Ky, singen Neger
einen Kratoall an. Die Miliz wurde
gegen sie ausgeboten, es kam zum Blut
verziehen
Die Eisen nnd Stahlarbeiter von
S üd C hi ca g o über-sandten den Hüts
tenarbeitern in H o tn e st e a d, Pa., eine
celdanweisung über 850()0.
Die Pulvermiihle in Hi g h l an d,
Calif., ist im die Lust geflogen. Die
Gebäude fingen Feuer nnd viele Men
schen verloren dabei ihr Leben.
Der Gouverneur Nontt von C alo
ra d o hat es abgelehnt, die Vicenz der
Pinkertonleute in den verschieden Verg
werlen des Staates zu erneuern.
Von :32A,»0« Ehescheidungen, die in
den Ver. Staaten während der letzten
20 Jahre bewilligt wurden, waren :3105,:
000 auf Ansuchen der Frau erfolgt.
Die Senatoren Warten und Carey
von Wyoming, welche gegen die Silber
bill gestimmt haben, wurden in O g de n,
U. T» »in efsigie« gehängt
Win. Simon stürzte in den Niedring
haus’schen Werken inS t. L o n is in ei
nen Kessel tnit kochendetn Oel nnd erlitt
tödtlirhe Brandwunden
Jn N eth o r l ist die dritte Jah—
ers-Versammlung der Central-Tonse
tenz antertlanischer Rabbiner in Sitzung
und von 2W Rabvinern besucht.
Zufolge Conqreßgesetzesz wurde die
Zahl der Postitmter, welche Geldantveii
sungen ausstellen und auszahlen durch,
um naher tnnm vermehrt worden·
Der größere Theil des Dorfes Ar
c o l a, in Washington County, Miss.,
brannte nieder-. Tor Fäusten lsetriigt
830,00lt, die Versichuxng III-pl W.
Cyrus W. Field,Begrtittdi-r« tr-. tragt-«
atlantischen Cadellinietn ist in D o l» l) s
F e r r y, N. J» seinen Leiden erlegen.
Die drei letzten Tage war sein Geist
uninachtet.
Gustav A. Tempel in S t· Louis,
welcher des Diebstahl-l von Elektrizität
durch Anzapsen eines Beleuchtnngs
drahtes angeklagt war, ist im Struninal
sericht entlassen worden.
Zwei Explosionen ini Hochosenraunte
der Illinois Stahlwerte in S itd
C h i c a g o resultirten in dem Tode von
Peter Lindstrom und der Verletzung von
drei Anderen.
In New O rleans sind die We
stern Union Telegravden Vnreauij aus
gebrannt und mit Wasser til-ersit)t:smmit»
Hierdurch wurde monientan jegliche
Verbindung mit New Orleans abge
brochen. !
Ju C h i e a g o steuerte Frau Je-J
rvme Beechey die Wittwe eines reichen
Chiragoer Grundeigenthnnihändlers,i
In dein EinmillionenFond der Chirago s
Universität 85(),000 bei. Er fehlen»
nunmehr nur noch staunt-. i
Jrn Streit wegen eine-Z Zaum-H wurde-s
der bei G r e e u w o od, Jud., tuolnteude’
Former David Falter von seinem Nach
bar Michael Sursice durch einen Schuß
tödtlich verwundet. Letzterer stellte sich
den Behörden« . .
Jn Lafayetterille, Tenn»
wnrde George Stone, der farbige Mör
der von William Birkley, gehängt. Der
Tod trat zwölf Minuten nach dem Fall
der Klapve ein. Der Hinrichtung wohn
ten nur wenige Personen bei.
Vom Marineminister in W a s h
ing t on hat-en J der Kreuzer Newart
nnd das Kanonenboot Bennington Be
fehl erhalten, sofort nach Palog in
Spanien abzusegelm um an der dorti
gen Columbne Feier Theil zu nehmen.
In C h i eag o wurde Lunis Na
poleon Ansat, vormals Mitglied der
Pariser Fondalsörse, der in ins-J die
Namenounterschrift eines Pariser Milli
Inärd aus einen Wechsel aber Blut-W
sälschte, aus Veranlassung des französi
schen Coniuls verhaften
In Atlant a, Ma» sind der far
bige Predigt-r Ben. Blivine und die
Kirchenvorsteher Denkt) Harrison und
Jirn Schaser wegen Ermordung des Dr.
I. N. Sloane in McDonough verlmiter
worden. Einer der Berhasteten hat ein
Sestånlsniß abgelegt. !
Der Schaden, den das furchtbare
Vrandunglüet in S a n t J o h n »Z, Bri i
tislp Amerika, anrichtete, wird neuer
dings aus t20,is»»,«00 angegeben, wo
vonkaum Od,()tn.s,(-»() durch Versiche
rung gedeckt sein sollen.
Ja SanDiego, Cal» wurde der!
Schooner »Ent- vaarde« mit est-tout
Strafe belegt, weil er zu Santa Barbaras
gelandetnnd eine Iracht eingenommen
, kne, ohne die Zoll-ekeln zu befolgen.
. ie Aufl-ne der Schuinggelei wurd
ssllen gelassen «
Nation Lucag, der bei Home
worth, einige Meilen von Canton,
wohnt, oerunglückte auf der Jagd.
Beim Uebersteigen einer Fenz entlud
sich fein Gewehr und die Ladung drang
ihm m die Seite, eine tödtliche Wunde
verursachend.
Aus B e v c r l h wird gemeldet, daß
Frau Ella B. Genson, die tanbstunnn
geboren war und nie im Leben sprechen
konnte, kurz vor ihrem Tode die Namen
ihrer Angehörigen langsam und deutlich
augsprach und mit den Worten: «Home,
good bhe!« starb.
Die Gerberei von Wadkind,, Hallen
berg ö- Brothers inL o u i s vi ll e, Ky»
wurde durch Feuer zerstört. Der Scha
den beträgt 820(),()(ui. Drei Leute fie
len aus einem Fenster des vierten Stock
werles und wurden schwer verletzt.
Drei Brüder Green geriethen mit
drei Brüdern Dillard in B i rm i n g
ha m, Ala» über Politik in Streit, in
dein Messer gezogen wurden. Whitt
Dillard wurde erstochen und einer der
Gebriider Green verlor einen Finger, ein
anderer ein Auge.
Ein französischer Soldat, Dick Fleury
vorn 17. Infanterie - Regiment, erschoß
in Chehenne, Wyoming, seine Geliebte,
Jennie Poignette, und dann sich selbst.
Das Mädchen wollte ihm den Laufpaß
geben.
In P o t kin, Col» herrscht große
Aufregung über reiche Erzfunde, welche
in denHindos- u. Tycoon Minen gemacht
wurden. Die Minen sind Eigenthum
canadischer Capitalisten und das dort
gefundene Erz soll 8250 die Tonne
werth sein.
Jn B u ff alo, N. Y» ist der deutsche
Jesuitenpriefter P. Theodor von Ros
suni, Professor am dortigen Canisins
College, von Rom aus zum Superior
oer sämmtlichen deutschen Jesuiten in
den Ver. Staaten und ihrer Anstalten,
mit Einschlusz ihrer Jndianermisionen,
ernannt worden.
Henderson Dinkins nnd Lee Simm ons
die von Berg Schott geschossen wurden,
sind gestorben, und die Beamten verfol
gen den Mörder, der in die Berge T e n
n e ssee’o geflohen ist. Er ist mit einer
Winchester-Biichse bewaffnet und hat ge
schworen, sich ni bt lebend gefangen neh
nien zu lassen.
Jaie Jonesz, ein Arbeiter der Piano
sabrik in S p r i n g si e l d, O» stnrzie in
ein Gesasz mit siidcnreni Wasser nnd
wurde so schrecklich oeibriil)i, das; er ster
ben wird. Tag Fleisch an dem einen
Beine war so durchgeiocht, daß es vom
Knochen fiel.
Jn T er· a s wird die Maisernte eine
Hur-inn- u-erden, wahrscheinlich die er
Jgnlngste in fünfzehn Jahren. Auch der
;.Dk.imitr.1«q nie-r außerordentlich groß.
»Tu- Vumnnktl Jeder sehen vielverliei
Iszmd mig, doch nicht in dem Maße, wie
nn vorhergehenden Jahre
Nach siebenundzwanzig Jahren ist
endlich dieser Tage vom Bundesgerichtø
hos sür Ansprüche der Proeeß deg
HSchifssbauers Nathan C. Mclray gegen
sdie Ver. Staaten um JOHN-Ist sür Er
;baunng deo Monitore ,,Squando«
durch ein laut di 15,157 lautendes Er
lenntnisz entschiean worden
Ein Mann Namens Dorn, der in der
Nähe von W i n d so r, Cala., eine Nanch
besiszt, wurde von seinem Nessen Clsarleo
Kreß, als er sich weigerte, Stillschwei
gen über gewisse Vorgänge in dessen
Vorleben zu geloben, tödtlich durch ei
nen Schuß verwundet. Der Morder
ist entsloben.
Die Dampsyacht »Minnie« wurde bei
G reat F a l l s, Mont., über den
Kosserdainm der Cataraet —- Miihlen ge
rissen und Jack Telaney ertrank dabei.
Er war über Bord gefallen oder ge
sprungen. Sechs andere aus dein Fahr
zeug befindlichen Personen entlamen.
M a n it o ba wurde von einem furcht
baren Sturm heimgesucht, der stellen
weise einem Chrlon glich. Mehrere
Personen wurden schwer verletzt und
Dutzeude von Pferden und Rindoieh
wurden getödtet. Eine große Anzahl
Häuser wurde zertrümmert und in einein
derselben wurde Fräulein Dobsen er
schlagen.
Eine kurz entschlossene Frau scheint
Frau Henriette Guterpart in Li be r t i)
Toionship iti Indiana zu sein. Sie hat
dieser Tage den Geiiieindevertreter
Charlee Baute und den Straßeiiausses
her Friedrich Lorenz verhaften lassen,
weil sie die Landstraße in der Urtschast
nicht in besahrbarein Zustande gehalten
haben.
Win- Helms, ein alter Bewohner ison
F iilto it, Mich., der seit meine-eu
Wochen irrsinnig war, verstüiumelte
seine Frau iiiit einetii Messer und einem
Hammer ausk- Zchieitlschite Ale- seine
Tochter dazwischen sprang, schnitt sich
Heime die Mehle durch und starb ans der
Stelle-. Frau Heime uiiisz ihren Ver
lehiingen erliegen.
In A l a b a n h, N. ZU» versuchte ein
Arbeiter der Nein York Central Bahn,
Namens W. J. Meconald, mit vorge
haltetieni Revolver von Richter J. O.
Clute einen Chect zum Betrage von
Minu- zu ermessen. Der Richter packte
McDotiald und hielt ihn so lange sest,
hie ein Polizist denselben uerhastete.
Im Jahre 1825 gab ed hierzulande
nur einen einzigen Vertreter der Honiöo
pathie. Heute bezissert sich die Zahl der
Junger Hahnemanns aus 25,00». Ju
1836 wurde das erste homänpathisehe
College in der Welt eröffnet, dae in
sechs Jahren sechszehn Dibloine an
setzte autstellrr. Jetzt giebt ed sechs
sehn Colleges iin Lande, aus denen
i
jährlich im Durchschnitt fünfhundert
homöopathische Aerzte hervorgehen.
Der katholische Pfarrer Schunk in
W in n e in a c in Jndiana beabsichtigte
mit Hülfe einer auf einer Kirchen - Fair
zu veranstaltenden Verloosung das nö
thige Geld zur Bezahlung einer Kirchen
schuld aufzubringen und hatte zu diesem
Zwecke durch die Post Loose versendet
Er wurde deshalb wegen Mißbrauch-s
der Voft verhaftet und vor das Bundes
gericht verwiesen; die Anklage ist jetzt
fallen gelassen worden.
An Milwaulee Avenue in Chicage
hatte fich neulich Abend eine zahlreiche
Menschenmenge angesammelt, welchezn
seltaute, wie zwei Polizisten eine betrun
lene Frau in den Patrolwagen beförder
ten. Plötzlich gab der Seitenweg, dessen
Stützen angefanlt waren, unter der Last
der vielen Menschen nach und 40 Perio
nen stürzten ungefähr 10 Fuß tief in
den darunter befindlichen Keller, wobei
alle mehr oder weniger verletzt wurden.
Die ltzjährige Jda Smith erlitt innere
Verletzungen so ernster Natur, daß man
ihren Tod befürchtet.
Jn Memphig in Tennessee hat
kürzlich der Brückenbauer William Har
sleh ein Frauenzimmer, namens Annie
sGoodwim buchstäblich todt geprügelt.
Er hatte sich mit ihr in ein Zimmer ein
geschlossen, sie dort mit einem Knüttel
niedergeschlagen und unaufhörlich geprü
gelt, bis Polizisten die Thiir erbrachem
und den Wütherich dingfest machten.s
Jhre Hülfe tam jedoch zu spät, denn dies
Beamten fanden das Frauenzimmer alsl
Leiche vor. Alle Knochen im Leibe wa
ren ihr zerschlagen.
Die Leiche des am 4. Juli in V ost on
verungliickten Lustschisserg Professor
Rogers ist noch nicht gesunden worden,
und es giebt Leute, die ans diesem
Grunde glauben, Rogerg sei noch am
Leben. Diesen Glauben hegt nicht blos
die Frau des Lustschisfero, sondern auch
Professor J. H. Hall von Lynn, der
selbst Aeronaut ist. Dieser hat sich ge
äußert, er habe den Hergang der Kata
strophe mit Frau Rogerg eingehend be
sprochen und sie seien Beide zu dem
Schlusse getommen, daß sich Rogers noch
lebend, wenn auch mit Verletzungen und
des freien Gebrauchs seiner Glieder be
raubt, irgendwo am Ufer befinde. Die
Genannten werden in ihrem Glauben
eben dadurch bestärkt, daß RogerUZ Leiche
nicht gefunden worden ist, wahre-nd seine
Genossen Fenton nnd Goldsmith ge
funden worden sind. Während Manche
behaupten, der Ballon sei mangelhaft
eonstruirt gewesen, versichern Sachver
ständige dasz Gegentlsetl Diese erklären
sich die statastrophe andere-. Rogers
hatte sich geäußert, er werde den Ballon
zum Plagen bringen, sobald dieser in
Gefahr sei, in die See verschlagen zu
werden. Er hatte zu diesem äußersten
Mittel schon sriiher bei mehreren Aus
fahrten Zuflucht genommen Wie be
kannt, befindet sich in den meisten der
artigen Ballong eine besondere Vorrich
stnng, wodurch man das Gaö mit einem
Schlage augstrotnem d. h. den Ballon
»zum Plahen« bringen sann, wenn man
an einem diesem Zwecke dienenden Seile
zieht. Rogers hat allem Anscheine nach,
als der Ballon nach der See znslog, von
dieser Vorrichtung Gebrauch gemacht,
und es war also fein bloser unglück
licher Zufall, daß der Ballon den »gro
ßen Niß« belam. Rogersz ealsulirte«
der Vallon werde auf Thompson’e- Jsz «
land fallen, irrte sich aber in seiner Be
rechnung.'
Ein heftiger Sturm
Richtete in Cincinnati großen
case-den an.
Ein Orkan, der mit einer Geschwiu
digteit von « Meilen per Stunde von
Ost nach West sich bewegte, erreichte ani
15. Juli IF Uhr Nachmittag-X die Staat
C i u c i n n at i. Er wahrte etwa eine
Viertelstunde, riß voii vielen Häusern
die Diicher herab und richtete aii Bän
ineti, Schilderu, Ziiiinen und Fenstern
großes lliiheil aii Ein Stück Zaun
ivurde gegen eine Stiaßeuear geschleii
dert und dadurch mehrere Personen vers
letzt. Win. erde, Besitzer der Archi
tectiiral Jrvii Mills erhielt eine tödt
liche Wunde am Kopfe-. Jii H a iti i l
toii wars der Sturm eine Wand der
Siivder«iel)en Mühle ein Tabei wurden
drei Arbeiter leicht und zwei sehtver ver
tviindet.
Gefahr-licht Höflichkeit.
Die Spanier sind iiu Allgemeinen
von aiisnehiiiender Hoflichlein diese ist
iliiieii angeboren. So ist es vei ihnen
Brauch, daß tiian keinen Bissen zuui
Munde führt, ohne ihn vorher den an
deren Anwesenden aiigelioieu zu haben
Meist uiaii in der Eisenbahn, so velviuint
nian jeden Augenblick lstetranle und Eis
ivaareu von den ilieisezseiahrien aiige
boten, nnd die Höflichkeit verlangt, daß
uiaii dass Angeboteue iiiiht ziirucliveisi
und wenigstens etwa-Z aiiiiiuiiiit. So
lviiiiiit es, daß in den Eisenbahiiwageui
gewöhnlich ein gemeinsamer Wein
schlaiich die Runde macht, hie- er leer ist
und ein anderer von eiiieni anderen
Mitreisendeii in Unilaiis gesetzt wird.
Den Wein iiiusi inaii so trinken, daß er
in diiniieni Strahl in den gevssneten
Mund rieselt, ohne daß die Lippen init
dein Holzansah des Schlaiiches in Be
rührung kommen. Dieser höflicheieoin
munieniue tanii jedoch bisweilen seinen
Haken haben, tvie die folgende Geschichte
zur Genüge beweist. Ein Herr ans
Male-gen der nach Cordova reiste, hatte
als Mitgesährten zwei junge Leute, die
ihrer Aussage nach aus einer Vergnü
gungsreise begriffen waren und ihm,
nach fröhlichem Geplauder, einen halb
leeren Weinschlauch anboten, danit er
einen tüchtigen Schluck nehmen möchte,
indem sie sagten, er möge sie entschul
digen, da sie dens Schlauch schon tüchtig
zugesprochen hätten. Der Malaguene
nahtn einen Schluck und verfiel gleich
daraus iu einen tiefen Schlaf. Als er
zwei Stunden hernach wach wurde, be
merkte ei zu seinem großen Staunen,
daß die beiden Vergnugungsreisenden
verschwunden waren und andere Leute
ihren Platz eingenommen hatten. Bald
wurde ihm auch klar, daß er das Opfer
eines Diebstath geworden, denn ver
gebens suchte er nach seiner goldenen
Uhr nebst Kette, sowie 84 Realsz (l6.80
Mark), die er in der Westentasche ge
tragen. Gliicklicherweise hatte er die
Vorsicht gehabt, ein mit Banknoten
wohlversehenes Portefeuille zwischen
Heutd und llnterhemd zu bergen
AusdeniJeffersonvillerZucht
hause in Jndiana wurde der deut
sche Schriftsetzer Herniann Molan, der
in Cincinnati früher zur Thpographia
No. 2 gehörte, auf Grund eines Begna
digunggerlasses des Gouverneur Chase
von Indiana entlassen. Der Mann
hat den Umstand, daß er mit einem ge
borgten Schirme in Terre Haute auf
eine »Spree« ging, schwer gebußt. Er
wurde wegen Trunkenheit verhaftet und
später wegen Diebstahls prozessirt, weil
man annahm, daß der mit einem golde
nen Knopf versehene Schirm gestohlen
fei. Es gelang Molan nicht, feine Un
schuld nachzuweisen, und er erhielt zwei
Jahre Ziichthaiis. Als später der Mann,
von dein er oen Schirm geborgt hatte,
der Wirth Dresfel von Sullivan, Jn
diana, dessen Name Molan entfallen
war, von dessen Schicksale hörte, ver
wendete er sich siir ihn und erlangte
seine Begnadigung. Molun hat drei
zehn Monate gesessen.
Der junge und liebenswürdige Re
dakteur des ,,Jvurnal« in De l ph i,
Jnd., wollte gern die Nomination sür
den Congreß haben und machte zu die
sem Zweck eine Rundreise bei den Dele
gatenzuni NominationgsConvenL Ei
ner der Delegaten nat niit Nachkommen
reich gesegnet, und um sich bei den El
tern beliebt zu machen, kiißte der Can
didat die Kinder nach althergebrachter
Sitte der Reihe nach. Er war mit die
set Arbeit schon fertig, als ihm die er
schreckte Mutter mittheilte, daß die Flin
der eben erst von den Masern ausgest an
den seien Das Unglück war fertig,
der Herr Redakteur wurde das Opfer
seines El)rgeize5, denn- er bekam die
Masern. nicht aber die gewünschte No
mination.
Æ——.
Marttherichte.
Shiro-IV
Winterweizen ............... 55-76
Sontnierweizen ...... . ...... wes-M
Roggen .............. . . . . . ins-»W
Hafer ................... sey-Eies
Gerste . . . ..... . ........ . . . sit-Du
Corn .................... 4()—49j
Kleesaamen ............. 5.5»—6.5()
Timothysaamen .......... 1.2«--—l.255
Fluch-s ................. 1.«()-1.«lz
Tiniothy Heu .......... 8.n«-12.5«
Prairie Heu ...... . . . . . 1().«t)—12.(»)
Nieie ................ 11.25—11.75
Middlings ................. 1.l.()()
Kartoffeln .................
do neue per Faß ....... 2.»()»2.5()
Bohnen . . . . ................ 1.7»
szwiebeln per Sack ......... 1. 25
Eier ..................... 12k13
Butter, Creamery.. . ..... 17— 20
Butter, Dairy .......... . . . . 14—1 7
Mise, Creani ............. .. stnzi
Wie, Schweizer ....... . .. . .. 11-15
Stiere ................. 2.25—5.2()
Riilse und Heifers. . . . 1.75-—:3.4l)
Schweine ........... . . . . » 50 -.) Isöz
Schafe ................. 4 m- ·;. W
Lännner ..... . ......... ij 40 7 .()Us
Witwe-nich
Winterweizen .............. 74 Hinz
Sonnnerweizen . . . .......... i;7—73 H
Roggen . ................. use-THE
Hafer ......... . ......... 2834452
Gerste ...................... 62 s
Corn ............ ..... ....45
Hen, Timothy ......... 8.()()—1:3.«()
Heu, Prairie ............ 9.()0— 12 ( 0
Hoper .......... . ..... . . . . M- »h
lsiartofseln ................. 15-—:5.-')
Butter, Creamery. . . . .. ..... 18-—21
Butter, Dairy ......... . . . . . 15---17
Eier .............. Dis-us
Stiere ................. 2.25 -4.««
Ruhe .................. 1.75 »Um
Schweine ............... 5.4H«.5·t-45
Schafe ................. It.4()----t.5«
Liinnner.. . . . . ...... . . .. 3.50 —5.(.()
Nimmt-mu- und ci. Pan-.
Wetzen ............. . ...... W - 78
Mogqu .................. . '71—72
Hajer ......... . ........... W »Ze
Gisrste ................ . . .. 4(I--5«,
Esssn ..... ............ 42447
Mehl .......... . ....... THE-) 4 .-'-«3
Meu- ......... Issm lum
.ch11, Upland ........... H.(«----i« :,u«
Heu, wildes ...... .. . 6.()0—8.«ui
Butter, Creamery. . . . . . . . . . . 15---18!
Butter, Dairy ......... . . . .. 12-15!
sen-h Qui-they
Stiere................. 3·5()—5.5(1
Rahe.................. 2.75—:j.50;
Schweine. . . . . . . . . . . .. 5.57z —5.77
Schafe.......... ..... » 4.5()--5.(«)
Lämmer . . . . . . . . . . ..... 4.()()—6.5()
Jn einer Tiefe von 100 Fuß traf man
in M or ri l t on, Conway Eo» in Ar
kansas auf Natursag.
Amor tm Haupt-Mein
Eine Skizze von Bitman Corif csfendi.
Vor der langen Zollschranle in der
Bahnhofshalle herrschtejenes eigenthiim
liche Gehalte und Gedränge, welches die
Ungeduld der von Cuxhafen gelandeten
Passagi- re der New Yorker Schnelldam
pser mit sich bringt. Es soll Lllles so
schnell wie möglich abgethan werden. Ein
Jeder und eine Jede glaubt ein ganz be
sonderes Anrecht zu haben, am raschesten
abgesertigt werden zu können.
Mit einem ruhigen, selbstbewußten
Lächeln trat Max Kroubeck sammt sei
nem wohlgeschnürten Plaid und leichten
Handlofser vor den nächstbesten Zolle
emten. Jhn, den Piaktischen und Viel
gereisten, können sie ja doch nicht lange
aushalten! Es- ist gerade halb drei Uhr.
Um vier Uhr fünfzehn Minuten sitzt er
n behaglicher CoupeEcke mit seiner Ci
garre und seinen Träumen, Berlin ent
gegendampfend. Daran denkt er, als
er den kleinen Schlüssel hervorlangt, um
dem Jnspizirenden den Koffer zu öffnen.
Doch was ist mit« dem Schlosse los?
Nein! los ist nichts! Jm Gegentheill
ganz fest ift’s. Es rührt sich nicht. Max
wird ärgerlich. Doch der Zollbeamte,
ein alter Praktikus, scheucht mit einer
einfachen Handbewegung den Aerger
von Max’ Stirne und sagt:
»Schon recht! Sie haben ja doch
nichts Zollbares mit sich. Es ist in Ord
nung!«
Max lüstete seinen Hut mit artigstem
Dank und ging seiner Wege. Und rich
tig! Binnen einer kurzen flüchtigen
Stunde befand er sich aus dem Hamburg
Berliner Nachniittags-Courierzug. Er
saß (ob zufällig, oder in Folge eines
dem Schafsner stillgemuth und verständ
nißinnig überreichten Zwei-Mark-Stu
ckes, darüber schweigt die Geschichte)
ganz allein in einem Waggon. Er
dachte eigentlich mehr als er träumte.
Was ein rechter Deutsch-Amerikaner ist,
der hat das Träumen verlernt, wenn er
a.ich, wie unser Max, noch nicht völlig
siebenundzwanzig Jahre hinter sich hat«
Er denkt also, und denkt ernstlich und
mit halber Bangigkeit. Vor acht Jah
ren war er, auf Drangen seiner Mutter
in Brünn. der Militärpslicl)« nach Ame
rika entronnen. Ein technisch gebildete-r
Weber, fand er rasch passende und koh
nende Arbeit, wurde später Leiter einer
Tuchfabrit in B.... und befand sich
jetzt als wohlbestallter amerikanischer
Bürger auf dein Wege von der neuen ins
die alte .Lieimath, um lieh Miitterchen zuf
sehen und zu umarmen. Ja! Das wird
eine helle Freude sein!
Aber, ob sie ihm noch nicht den Scha
bernack spielen, vor dem ihm seit Jahr
Jud Tag bangt; Itriegebedrislimiaen um
koölken Europckg Herz. Soldaten sind
ein gesuchter, oielbegehrter Artikel. lind
Max ist ein stranitner Junge, gerade wie
geschaffen zum augerlesensten Kanonen
sutter. Wenn sie ihn als Militärpslich
tig aufgreifen und festhalten! Das
wäre schlimm!
Doch nein! — hat er doch seinen Paß
und seine Bürgerpapiere in der besten
Ordnung! Er will sie noch einmal genau
in Augenschein nehmen. Auf deutscheni
Boden, ini bureaukratischen Europa,
nehmen sich so ein goldenes amerikani
scheg Staatssiegel und so eine »Blaine«i
Unterschrift (wenn auch nur ans Kaut
schuU ganz anders aus, als zu Hause,in1
der »Nimm Welt«· »
Max lanqt nach seinem Hniidkosseri
» Jetzt hat er Ruhe und Zeit. Ter ver
’traelte Schlüssel wird wohl jetzt jenmn
’Dienst und seine Pflicht thun. »Zum
Teuxel hinein! Es geht nicht! Jst dass
Schloß verliert? Nur hübsch Geduld,s
Max, Tu bist ja ein halber Mechaniker
und ein ganzer Techniker! Es muß ge
hen!«
Vergehen-Hi Tas- Srhlosz steht sest wie
einst der Briinner Spielberg Er- riihrt
sich nicht nnd ist iniachgiebig.
»Damit ist die senchteSeelust und die
Neuheit des Fiossero schuldW dachte
Max und beruhigte sich init dem Gedan
ken: »Jn Berlin, wo sie mit dein Tru
bel ihrer »Schloszireiheit« so rasch fertig
geworden sind, werden sie auch mit inei
neni renitenten, seekranten Si offer fertig
werden«
Mar lebnte sich wieder in den saniniet
weichen Lotsen Ruck-its nnd träumte den
kend nnd dachte iiiiiiniend weiter
»Tu« plosziich imls H ilnn innn Rini!
Wiii es eine rasche Uindiegung des Ei
senbalniiugeszs 9 War es das Wort: »in os
ser«, dag- an sein Ohr schlug? Die
Stimme drang vom NebeiiiCoiipe.
Sei dem, wie ihm wolle. Er horchte
aus.
Richtig! Von einem Koffer war die
Rede, nnd zwar von einem Handkosfer,
dessen »Unschliissigleit« genau der des
seinigen glich.
Ec- waren zwei Tamen der Stimmen
nnd Siiminnng nach zu nrtlseileiu eine
alte und eine junge-, welche sich mit dein
Problem beschijitigtem dass »Sesani« zu
einein obstinaten htosferchen zu finden,
einein Köfserchem welches offenbar »Di
anmnten und Perlen« barg. Lsfendnr ?
leider nicht! Tenn sagt nicht eben
die tsdtii Ziinimedeø Töchte-tleiiiz,diese
»Ein-.- lsi it--«iit« Lüqu strafend:
,,2Uiiinm! Ter Schlüssel paßt nicht!
Tag ist nicht unser Handkossert Siehst
Du denn nicht? Das Leder ist nicht so
lichtbrami, wie dass des nnserigen!«
Richtig !——Max wirst einen flüchtigen,
aber scharfen Blick aus den neben ihm
liegenden Reisebegleiter. Sein sarben
kennerisches Tuchweberange erkannte so
sort die lsellere Schattirung iin Leder
seines Frisiiidlinqe. Die Koffer waren
durch reinen Zufall onianschtl
»Na! das gäbe eine schöne Veschce
ung, wenn auch noch die Schlüssel ge
paßt hätten« — brummte Max vor sich
hin und wollte weiter den unwillkürlich-u
Lauscher spielen. «
Doch der Sport war zu Ende. Der
rasend dahineilende Zug verlangsamerte
seine Hast und nach wenigen Sekundeu
erscholl des Schaffners Rus:
,,Wittenberge! fünf Minuten Aufent
halt! Wittenberge! süns Minutenl«
Max stürmte mit einem Satz aus dein
Coupee. Unmittelbar nach ihm und ne
ben ihm hoben sich,etwas langsam aller
ding, zwei Frauengestalten aus demsel
ben Waggon.
Veidesehr distinguirt, sehr staatlich
tnd — sehr schön. Die Aeltere, eine
herrliche, achtunggebietende Vierzigerim
kühl und blond wie eine echte »Gertna
nia«, aber ebenso ,,schneioig« und kampf
bereit« »in der rechten Faust stramm den
Schwertesknauf packend,« die Junge, ein
holdes, und doch so dunkeläugtg stolzes,
reizend blühendes Mädchen, halb Kind,
halb Weib!——
Max war geblendet. Doch nur einen
Moment. Er sammelte sich rasch, und
mit einer Verbeugung, so »gentletnan
like«, als ob er zu den ,,oberftcn«Vier
hundert von »Gotham« zählte, trat er an
die Damen heran.
»Bitte um Entschuldigttna. Sie be
finden fich in Verlegenheit Jshreä Koffers
wegen ?«
C in schüchterner, ein prüfender Blick
aus vier Augen war die stumme Ant
wort. ·
Max gerieth nicht in Verlegenheit.
Mit einem, aber durchaus tadellosen,
graziösen Satz in sein Coupe zurück
springend, holte er den fraglichen Koffer
herbei
»Bitte, meine Dan en! Hier ist Ihr
Koffer, und gestatten Sie mir, Ihnen zur
Herbeischaffung des meinigen behülflich
zu sein!«
Gesagt, gethan !
Das Wirrsal toar gelöst. Aber auch
die Zungen. Fräulein Marie Kesslen
sprach mit einem raschen Ausblick ihrer
wunderschiinem schwarzbraunen Augen
,,Merkwürdig! sogar das »N « und
oas »K« auf dem Metallschilde der bei
den Koffer sind genau dieselben !«
,,Doch die Schlüssel sind verschieden,«
bemerkte die Mutter.
»Das hatnichtsz zusagen,« dachteMax,
—- »wenn sich die Herzen nur öffnen und
sindcn.«
Man trank gemeinschaftlich die Erfri
schunggbecher, welche der Eisenbahn-Ga
nhmed darreichte, und man stieg in ge
miithlicher, rasch getronneuer Vertrau
lichleit in ein und dasselbe Coupe.
s « I
Diese kurze Reiseperiode nahm ein
Ende mit —- Wonne-. Ehe man noch
Berlin enexilny itsu man darüber auf
aitlntt, las-. Tisctxx nun Ascarie nur des
ltalb auf dem Inn-per, rou New York
bis Cuxljaiuk n;ct)t viel von einander
sahen nnd wußten, weit die Mutter fort
während seekrank und des Töchterleins
bedürstig war. Jetzt, natürlich! kam
tnan einander um so schneller nd sym
pathischet entgegen. Max und Marie
waren wie siir einander geschafer und
lernten sich aus den ersten Blick innig
und wahr lieben·
Doch nein! so etwas »lernt« sich
nicht !—DaS liegt itt der Luft-oder viel
mer heimlich-im Koffer.
Ja! Selbst in ver Hand-Neiset·tsche
treibt Amor seinen Schützen-Sport! —
Max und Marie sind heut glücklich »ver
lseimtliet und die beiden Köfferchen, so
nnsttesntar und plump sie sich auch mit
ten im »Bric-a brac« des Kronbeck’
schen Parlor ausnehmen, bilden doch
den Mittelpunkt der vielen, kostlichen
Nippsachen.
Der alte tiefsten, zu dem Mutter und
Tochter nachSt. . . . keiften, war unteri
kanischer se onsnl daselbst, und seinen fdip
lotttatischen Einfluß war es ein Leich
teg, dem künftigen Schwiebersohn den
Weg zur Loølösung von alten Militär
schwulitaten zu ebenen.
Ja! selbst im se offer eingeschlossen, ist
Amor frei und groß!
Humortsttscheh
W ö r tl i ch. Johann: »Ein. Gna
den, draußen ist ein Herr, der möchte
init Ihnen sprechen.«——-—.Herr: »Führ’
ihn vereint Aber was machst Du denn
da, warnni trägst Du denn den Kana
rienvogel fort?«—- Johann: »Ja, der
Herr will Ew. Gnaden unter vier Au
gen sprechen.«
Ungerecht. Onkel: »Du rauchst
aber theute Cigarren!«——Nefse: »Nun
siel)’, und dabei willst Du ucir noch von
dein inonattlicheu Zuschuß abzwacken.«
Gut abgefertigt. Bergsex
Hur Sennerin): «Sag’, Schatze-ri, wie
weit ist’sz noch bis ins Tl)al?«——
»Wenn Sie nirgend-Z anfbalt’n, sind
Sie in zwei Sinn-den nn:en.«—-,,1lnd
wenn ich inich nun bei Dir ailslmlle?«
»Dann sind S’ noch viel schneller
unten.«
Boshast Dichterling: »Hier
bringe ich Ihnen meine neue Schöpf
ungl«
Redakteur: »Woher haben Sie die
geschüpftW
Verfäiigliche Annonee. —
,,Deni Gesangnerein ,,Lyra« meinen
besten Dank snr den erhebenden Ge
sang, als meine Frau begraben wurde,
wag mich ungeniein erquickt hat. Th.
Schlauber, Schuster und Wittwer.«
Ein Phatast. Sekretär: »Na,
Plüinte, warum schielen Sie fortwährend
nach der Kleiderbürste ?«
Diätar: »Ach Herr Sekretär, wenn
ich Borsten sehe, muß ich immer an
Schweinebraten denken.«