"Nemcsis. criminalsceschichte — von — Friedrich Friedrich. Wenige Stunden darauf erschien Wen zel, als Uniersuchungsrichter, vom Ak tuar begleitet, aus der Brandstätte. Er traf nur wenige Menschen von dort, un ter ihnen den alten Gärtner. Der Ort selbst kannte ihm nicht den geringsten Auhaltepuntt zur Untersu: chung mehr bieten. Das Gartenhaiuz war nur noch ein schwarzer-, rauchender Schutthaufen, halb verkohite Balken la aen zerstreut umher, die Umgebung war in ziemlich weitem Umkreise zertreten und machte einen wüsten, und öden Ein druck. Der alte Gärtner wollte ihm seine Wahrnehmungen erzählen Hier nicht, unterbrach er ihn, denn neugierig drängten sich mehrere Arbeiter heran. Jhr lönnt mir nachher im Schlosse Alles mittheilen——lvmmt dort hin. Er schritt dem Schlosse zu: bei Ber tha ließ er sich anmelden, allein sie ließ ihm erwidern, daß es ihr unmöglich sei, irgend Jemand zu empfangen und zu sprechen. Er fand dies natürlich. Der Schmerz verlangt allein zu sein. Er ließ den Gärtner in den Garten salon,in welchen er durch den Diener geführt nar, kommen. Der Alte erzählte ihm seine Wahrneh mungen mit denselben Worten, mit denen er sie Urban mitgetheilt hatte. Wenzel unterbrach ihn nicht. Ihr seid also der Meinung, daß die selbe Hand, welche das Feuer angelegt, auch die Thür von außen verriegelt hai ? Fragte er endlich. Der Alte blickte ihn erstaunt an. Er begriss diese Frage kanni. Natürlich,ern)iderte er. Wer anders hätte es thun sollen! Es lomnit zur Nachtzeit Niemand in den Parl. Und in welcher Absicht, glaubt Ihr, ist das Feuer angelegt? forschte Wenzel weiter. Das toeisz ich nicht, sicherlich aber in seiner guten, denn wer niclit etwas Bö ses ini Sinne bat, greist niclit zu solchem Beutel. Geoinn kann Niemand durch den Brand haben Wenzel schwieg nachsinneud einen An genblick. Wißt ler ob der Toetor Brandt irgend einen Feind hat's sragte er end lich. Ich kenne leinen, gab der Gärtner zur Antwort, ich möchte sogar schwören, daß er keinen Feind hat, weil er nicht im Stande ist, irgend Jemand ein Leid zu usiigen. Er ist still, gntiniithig nnd steundlich gegen einen Jeden. Ich ver kehre gern mit ihm. Er kennt die las teinischen Namen der Blumen nnd Pflanzen zehnmal besser als ich, -—-- und dabei ist er nicht im Stande eine einzige Salatpslanke ordentlich in die Erde zu bringen. Hier aus dem Gute bat Niemand etwas gegen ihn-soviel weiß ich. Hatte Euer Herr Feinde? sorschte Wenzel weiter. Jch habe niich uni seine persönlichen Verhältnisse nie genau gekiininiert, denn sie ingen mich nicht-Z an. Und ich niei·ie aug, ee ist nicht gut, wenn die Unterge benen allziigenaii auf die Angelegeiihei ten ihrer berrschaften schauen. Hat er irgend welchen Streit niit ei nein seiner Tiener gehabt ? Ich weiß nichts davon. Vor wenigen Tagen hat er allerdings seinen Jiiger plötzlich entlassen. Wie hiesz derselbe? Sand Und weßhalb hat er ihn entlassen? Der Alte zog schweigend die Schultern empor· Ich kenne den Grund nicht, erwiderte er· Wenzel blickte ihin scharf in’e Auge. h Ihr kennt ihn-—- sagt nur die Wahr kli. Nein, ich kenne ihn nicht, erwiderte der Alte. Jch weiß nur, was die Diener erzählten. Und was erzählten sie? Der Alte zögerte mit der Antwort. Was erzählten sie? wiederholte Wen zel noch einmal. Sie sagten, der Jäger habe der gnädi en Frau allzu verliebt in die Augen ge chaiit. Er war freilich ein hübscher Mensch und kluger Kopf —- aber Herr Richter, ich mag nicht als wahr vertre ten, was die Diener geschmäht haben Das sollt ihr auch nicht. Hat Euer err Streit niit ihnt gehabt-»ich meine einen heftigen Austritt ? Davon weiß ich nichts. Mir ist nur bekannt, dafi Sand plötzlich das Schloß verlassen mußte. Es war derselbe Jäger, den Herr von Börner bereite seit mehreren Jahren hatte? den ich aus der Jagd öfter ge sehen habe? Derselbe, bestätigte der Alte. Der Mann ivar heftig und jähzornigl Das konnte er sein; gegen iiiich ist er es freilich nie gewesen, und ich möchte ihm auch nichts nach.agen, wao siir ihn zum Nachtheil ausschlagen könnte. Jch verlange von Euch iinr, daß Jhr in allen Stute-i die Wahrheit sagt, sprach Wen-sel. Seid überzeugt, baß ich keinem Unschuldigen ein Leid zusii gen werde; wer indess schuldig ist, ver ient Strafe-»Was wißt Jhr tiber den Ia er? är war ein sonderbarer Mensch, dessin Charakter ich nie völlig habe begreifen kennen. Tegel-m kein-te er so unbän big und wild sein, Iihm Niemand ent sank-zweien wagte« dem tu seiner sei-» denschast kannte er sich selbst nicht mehr, und dann wich er wieder scheu jedem Menschen ans und suchte die Einsamkeit; es war dann, als ob er die Menschen fürchte. Wie war er in der Erfüllung seiner Pflichten? Aeußerst pünktlich nnd gewissenhaft, vund deshalb hielt der Herr auch so viel aus ihn. Er pflegte ihn stets in Schutz zu nehmen« wenn Andere über seine Hef tigkeit Beschwerde führten. Und doch hat ihn Herr von Börner «plötzlich entlassen, wie Ihr mir gesagt IhabIP " Er wird seine gewichtigen Gründe gehabt haben, die ich nicht kenne, gab der lAlte ziir Antwort. s Wenzel schwieg. Nachsinnend schritt ,er aus und ab, als versolge er im Geiste ieinen bestimmten Gedanken. Plötzlich iblieb er nor dein alten Gärtner wieder jstehen i Wo hält der Jäger sich jetzt auf? fragte er. Jch weiß es nicht. ; Jst er wieder hier gewesen, seitdem er entlassen ist — oder habt Jhr ihn seit der Zeit wiedergesehen? » Nein. f ; Der Richter entließ den Alten und trug sihm aus, den Doktor Brandtzu ersucher zu ihm zu kommen. Was glauben sie, soweit sich bis jetzt nach der Untersuchung ein Urtheil bilden läßt? wandte Wenzel sich fragend an den Attuar, als sie allein im Zimmer waren. Der Jäger wird dae Haus angesteckt haben. um sich sür seine Entlassung zu rächen, urtheilte der Attuar schnell und mit ziemlicher Bestimmtheit. Wenzel zuckte mit den Achseln. Es ist möglich, allein bis jetzt liegt s noch nicht der geringste Beweis gegen ihn soor. Jch glaube nicht, daß er es gethan that; denn halte ich ihn auch einer sol chen That fähig, so war er jedenfalls zu llug, sich zu gestehen, daß er Börner hierdurch wenig Kummer bereiten werde; s ich glaube vielmehr, er tviirde das Schloß selbst angesteckt haben. « Das Schloß ist tnassiv, warf der Al tnar ein. s Massiue Gebäude brennen im Innern Hauch. s Nun, die Untersuchung wird j tut-J hoffentlich mehr und feste-re Anhalt »punlte geben-— Haben Sie die Aussa» sgeu des Gärtners genau zu Protokoll s genommen ? i Ter Aituar versicherte eg. Der Alte, fuhr Wenzel fort, macht ei .nen durchaus ehrlichen und wahr-haften Eindruck. Er ist in sei-ten Mittheilun -gen zwar etwas breit, das pflegen alte Leute indesz in der Regel zu sein. Der Doktor Brand trat in das Zim nter und unterbrach ihn. Durch die Hast seiner Bewegungen und Antworten verrieth er deutlich, daß die Aufregung, in welche er durch das Feuer und Römers Tod versetzt war, ihn immer noch nicht verlassen hatte. Er gab indesz seine Antworten genau und bestimmt. Wenzel sragte ihn, ob er zu Sand in irgend einem näheren Verhältnisse ge standen habe. Nein, erwiderte Brandt. Er war stets artig gegen mich, wir haben indeß selten ein Wort mit einander gespro chen. Er versicherte mit derselben Bestimmt heit, wie am Morgen friih gegen den Doktor Urban, dasz er die Hatiethiir nn verschlossen gelassen habe. llno weshalb glauben Sie, daß die Thiir wahrend ihrer Abwesenheit von außen verschlossen ward? fragte Wen ze» Ich weisz es nicht, erwiderte der Ge« fragte, ich bin auch nicht nn Stande ir. gend einen Grund dasiir aufzufinden. Der Doktor Urban glaubt, ed sei ge schehen, damit ich und Heinrich ver brenne--—ich kann diese Ansicht nicht thei len, denn ich begreise nicht, wem durch unsern Tod ein Dienst erwiesen sein könnte. Haben Sie keine Feinde? So viel ich weiß, nicht. Wissen Sie genau, wann Sie das Gartenhaus verlassen haben? Jus-re war um els Uhr. Und wann bemerkten Sie das Feuer? Ich habe nicht nach der Uhr gesehen. Jfch war mit Heinrich langsam nach dem Sandberge gegangen; wir waren bereite eine Zeitlang oben, als er zuerst den Feuerschein bemerkte « es mochte viel leicht usn zwöls Uhr sein, genau weiß ich es nicht. Haben Sie des Abends Niemand im Parle in der Nähe des Gartenhausee be linerkth Niemand. Haben Sie irgend eine Verniutlsung, Jwer das Feuer angelegt haben könnte? l Nein· Durch Unoorsichtigteit kann das Feuer nicht entstanden sein, weil an »dem Tage, auszer Heinrich und mir,Nie imand indem Hause gewesen ist, undwir gestern Abend nicht einmal Licht ange zündet hatten; aus der andern Seite ist es mir unbegreiflich, wie Jemand eine solche That vollbringen kann. Sein Gesicht bestätigte diese letzten Worte vollkommen. Er sah so harmloo und unschuldig aus, daß Jeder über zeugt sein mußte-, er selbst könne mitAb stcht kein Unrecht begehen Wengel begriff, daß ihn die Auf-sagen Brandt a iin Ganzen wenig weiter süh ren würden. Er war ein Gelehrter, dessen Anschauungen nicht über den Kreta seiner Wissenschaften hinausgin gen. Schon wollte er ihn entlassen, um noch eini e Diener des Schlo es, welchei osort arti die Brandstätte na Ausbruch ; es s Ieeilt waren, zu ver bren, als mich ausser-at tn den lou stürzte. Seine Wangen waren bleich, die Augen noch geröthet, dennoch leuch- . teten sie lebhaft, aufgeregt. Ohne Hö gern schritt er aus Wenzel zu· Dieser streckte ihm die Hand entgegen »- er kannte ihn ja. Er wollte ihm über den Verlust, den er erlitten hatte, einige beruhigende Worte sagen, allein der Knabe blickte ihn völlig gefaßt an. ’ Wenden Sie alle Kräfte an um den YVerbrecher zu entdecken, der das Haus angezündet hat, bat er mit dringender, haftiger Stimme-Mein Vater hat ;dadurch sein Leben eingebüßt. i Ich werde es thun, versicherte Wenzel »und ich hoffe daß es mir gelingen wird ! Es muß Ihnen gelingen! rief Hein rich fast leidenschaftlich Mir hat das iFeuer gegolten, ich habe in demselben kmein Leben verlieren sollen, denn der Herr Doktor Brandt ist so gut, daß er keinen Feind haben kann! « Hast Du denn Feinde? warf Wenzel ein Ja—— ich weiß es nicht, fügte Hein rich sogleich sich verbessernd hinzu. ’ Und weshalb glaubst Du, daß das Feuer Deinem Leben gegolten habe? ; Den Knaben schien diese Frage etwas Hzn verwirren, er zögerte zum wenigsten ’n1it der Antwort. » ! Es hat mir gegolten! erwiderte er dann. Weshalb wäre die Thiir sonst . von außen verriegelt gewesen? Es wußte Niemand, daß wir das Haus verlassen hatten. Wer das Feuer angelegt hat, ist in dem Glauben gewesen, daß wir uns in dem Hause besänden. Des Knaben bestimmte, hastige Worte machten auf Wenzel einen eigentliiimli chen Eindruck, der Knabe schien offenbar mehr zu wissen, als er sagte, vielleicht auch sagen mochte. Du hast gegen irgend Jemand einen Verdacht ? fragte WeuzeL Heinrich blickte ihn einige Secunden groß und starr an. Es lag eine Bestä tigung in diesem Blicke-, nnd dennoch er widerte er gleich darauf niit fester Stimme-: Nein« Dann kannst Du auch nicht behaupten, dass das Feuer Deinem Leben gegolten hat· Es hat ian gegolten! erwiderte Hein rich, ohne seine Worte durch irgend einen sGrund zu beweisen. l Du bist aufgeregt, Heinrich, fiel Dok .tor Brandt ein. tloinnt uiit mir, Du bedarfst der Ruhe. Der Knabe schüttelte ablehnend init dem liopse Noch einmal wandte er sich san Wen-El und erfaßte in leidenschaftli cher Weise dessen Hand. Mein Vater ist durch das Feuer ge storben, ries er, rächen Sie seinen Tod dadurch, daß Sie Denjenigen, der das Feuer angelegt hat, zur Rechenschaft zie hen. Jch werde nicht eber Ruhe finden, als bis dies geschehen ist! Thränen glänzten in seinen großen Augen. Wenzel versprach seine Bitte zu erfüllen, dann ließ er sich durch Brandt ruhig aus dem Gemach führen. Wenzel schritt schweigend aus und ab. Haben Sie den Knaben beobachtet? wandte er sich fragend an den Aktuar. Er war sehr aufgeregt. Jch finde es natürlich nach den Vergängen der letzten Nacht. Wenzel schiittelte ntit dein Kopfe. Es war met-r als Ausregttng, fuhr er fort. Der Knabe hat einen bestimmten Verdacht und scheut sich, denselben ausz zusprechen und doch sieht er nicht aug, ob er Furcht kenne. Ich fasse sein We sen noch nicht. Ginge nicht etwaes Be fonderes itt seine-n Innern vor, so toiirde der Schmerz uttt den Tod feines Vaters ihtt übetwiiltigen, denn Börner hat mir mehr alo einmal erzählt, dasz der Knabe tttit unendlicher Liebe an ihm hängt-. Eis ist tttir ein Räthsel ttttd tieht mich ttnend lich an, ttnd ich habe bis jetzt stets die Erfahrung gemacht, daß es immer ausser ordetttliche Menschen waren, an tvelche ich mich so unwillkürlich ohne daß ich im Stande war, tttir darüber llar zu werden, gefesselt und hingezogen gefühlt habe. Er verhörte ttoch einige Diener, ohne daß er durch deren Auesagen mehr er fuhr, als er bereits wußte. Sie gaben ihm nicht einen einzigen bestimmten An haltepunkL Unbefriedigt über das Ergebnis-i seiner Untersuchuttg verlies; er das Schloß. Er hätte gern tttit Vertha gesprochen, weil er hassen durfte, durch sie zunt tve ttigstett einige Andeutungen zu erfahren, er ehrte indess ihren Schmerz zu sehr, als daß er gewagt hätte, sie in demselben zu stören. Urban begegnete ihm aus der Straße, als ex itt die Stadt zurückgekehrt war. Haben Sie irgend eine sichere Spur des Brandstisterz gesunden? fragte der Arzt. Nichte-»- nichtdl Jch vermuthe, die Angelegenheit wird tnir noch viel Arbeit verursachen. Verlieren Sie nur den Muth und die Lust nicht, fiel Urban ein. Haben Sie lFrau von Börner gesprochen? i Nein. Sie tvollte Niemand empfan . gen. Ich finde ee natürlich. Wer vor» wenigen Stunden so unertvartet den Mann verloren hat, kattn unmöglich Besuch annehmen. s Urban zuckte halb zweifelnd mit den Achseln. « · Jch gebe Ihnen im« Allgemeinen Recht, erwiderte er, indesz sind die Cha rattere sehr verschieden. Manche schei nen durch ein solches Unglück kaum be rührt zu werden,-ja fle haben sttr den wirklichen Schmerz kein Verständntsz und keitte Empfindung Wenzel blickte ihn erstaunt anl Wollen Sie dies auch aus Frau von Vdrner beziehen? fra te er. Sie vergessen, daß ch durchaus keine bestimmte Beziehung ausgesprochen habe. Jch theilte Ihnen nur eine pshchologische Beobachtung mit, welche ich mehrere Mal zu machen Gelegenheit gehabt habe. -—Doch meine Patienten verlangen nach mir. Nehmen Sie den vorliegenden Fall ernst und genau. Er wollte sich entfernen. Wenzel legte die Hand auf seinen Arm. Nur noch eine Minute, um eine Frage an Sie richten zu können. Glauben Sie, daß Frau von Börner im Stande ist, mirirgend welchen nähern Aufschluß über das Verbrechen, oder irgend einen Verdacht anzugeben? Urban schien diefe Frage nicht erschr tet zu haben rschloß die Augen halb, unt seinen Mund glitt ein leichtes, halb spöttisches Lächeln. « Bester Freund, erwiderte er, ich bin zwar seit Jahren sHausarzt bei Vörner gewesen, allein ich habe mich nie rühmen können, dafz die schöne Frau mich zu ih rem Vertrauten gemacht hat. Und selbst wenn ich es gewesen wäre —— ein Ver traun-r muß schweigen können. Han deln Sie fo, wie Ihre Pflicht es erfor dert ---ich glaube, dann wird Sie nie ein Vorwurf treffen können. Er wandte sich ab und schritt schnell die Straße entlang. Einige Secunden lang blickte Wenzel ihm nach. Die halb ausweichenden, halb dunklen Worte des Arztes fielen ihm auf. Urban war ein offenes, unbe fangenes Gemüth—-- weshalb gab er sich jetzt anders, als er wirklich war, ja an ders, als er zu denken schien! Es kam noch das eigenthiimliche Benehmen des Knaben hinzu Sollten beide um ein Geheimnis wissen, das sie nicht ausspre chen mochten, oder sollte er fich in beiden täuschen? Er wußte, daß der Mensch in erregten Augenblicken oft mehr wahrzu nehmen wälnit, als wirklich wahrzuneh men ist. Er klammert sich dann an Ge ringfügigkeiten, welche oft nur ein Spiel des Zufalls sind, fest, und hofft durch sie auf eine Spur geführt zu werden, aus welche sie nimmer führen können. Daß er selbst durchBörnest Tod, durch das -Geschick der schönen Frau in Aufregung sversetzt war, konnte er sich nicht verheh fleu, deshalb kehrte er in seine Wohnung zuriirL Vielleicht wurde er dort ruhiger und sein Auge blickte mit größerer Filar heit. Er konnte sich rühmen, daß ihut noch kein Verbrecher, dessen That er zu untersuchen und zu verfolgen gehabt hatte, entgangen war, deshalb hoffte er mit Zuversicht, das es ihm auch hier ge lingen werde, toenn er auch für den Au genblick noch keine Möglichkeit, es zu er reichen, einsah-— Wolfs hatte kaum von dem Unglücke, welches seine Schwester betroffen hatte, gehört, als er zu ihr eilte, um ihr seine Unterstützung anzubieten. Vertha nahm dieselbe an, weil sie derselben bedurfte. Sie verließ ihr Zimmer nicht. Selbst ihre Dienerin und ihre Kinder ließ sie nicht zu sich. Hartnäckig weigerte sie sich, irgend welche Speise zu sich zu neh men. Einen so tiefen Schmerz um ih ren Gatten schien sogar die Dienerschast nicht erwartet zu habet-, da das Ver hältniß ztvischen beiden kein ungetrübt glückliches geweer war. Wolf-s blieb auf dem Gute. Er traf alle Vorkehrungen, welche die Beerdi gung Börster’ø erforderte. Ehe dieselbe noch vollzogen war, tratdas Vorniunds schaftsgericht zu Gunsten HeinrichUZ aus, um dessen Vermögen zu sichern. Wolff kam demselben helfend und fördernd ent gegen. Er besaß hinreichende Gewandt heit und steuntnisse dazu, und bot Alle-J aus, um jede peinliche Störung von sei ner Schwester fern zu halten. Auch er schien Böriter’-3 Tod schmerzlich uud tief zu empfinden, so fern, ja feindlich sie sich auch früher gegenüber gestanden hatten. Der Tod befin ja eine versöhnende Kraft. Selbst gegen Heinrich, den er früher kaum beachtet hatte, war er freundlich und theilnehmend, obschon der Knabe seine Theilnahme ziemlich kalt zurückwies. Boruer wurde mit all der Pracht bes stattet, tvelche sein Stand erfordern-. Das Unglück, welches ihn betroffen, hatte die allgemeinste Theilnahme ivach gerufen, und alle seine zahlreichen Freunde und Bekannte geleiteten ihn zur Ruhe. Dte Beerdigung war beendet. Nach all’ der Unruhe-, welche sie hervorgerufen hatte, herrschte in den weiten Räumen des Schlosses eine fast erdrückende Stille. Auf allen Gesichtern sprach sich Trauer und Abspannung aud. Selbst die Die nerschast sprach nur leise init einander, als scheue sie sich, die Stille zu unter brechen. llnivilltiirlich mußte sich einem jeden derselben die Frage ausdrängen, was ausz- ihm werde, nun Ider Herr da hin war. Dass nicht Alles beim Alten bleiben lönne, das; eine Veränderung eintreten miisse, sah jeder ein, indess ver mochte noch Niemand einzusehen, welche Gestaltung das Leben im Schlosse kuns tighiu annehmen werde· Bertha hatte noch immer ihr Zimmer nicht verlassen« FiirHeinrich war es ein schwerer Tag gewesen, indessen hatte er auch ihn mit einer wunderbaren Fassung er tragen. ; Nur in dem Augenblicke-, als der’ Sarg, welcher die Reste seines geliebten Vater-Z bat«g, von den Trägern empor gehoben wnrde, um aus dem Schlosse getragen zu werden, hatte er sich von Brand« Hand losgerissen und mit Ungestüm über den Sarg geworfen. Er hatte sich von ihm nicht trennen können und doch hatte er sich trennen müssen. Als dieser schwere Augenblick vorüber ewesen, war er ruht er geworden. eine Throne ward in feinem großen, fsnllen Auge mehr gesehen. Nur das leise Zittern seiner Hände und Lippen, das Beben seiner Stimme verrieth, wie unendlich viel er litt und in sich ver schloß. Brandt wandte seine ganze Aufmerk samkeit und Liebe dem Knaben zu. Auf seinem Zimmer saß er mit ihm und suchte seine Wiszbegierde wieder anzusa chen, um ihn zu zerstreuen und für kurze Zeit den Schmerz vergessen zu machen Heinrich hörte ihm still zu, allein sein starrer Blick verrieth, daß seine Gedanken dennoch bei einem anderen Gegenstande weilten. Selbst gegen Brandt, der sein ganzes Vertrauen besaß, hatte er sich noch nicht über seinen Schmerz ausgesprochen, jede Aufforderung dazu wies er mit ei nein schweigenden Schütteln des Kopfes von sich.—-— Während im Schlosse eine dumpfe, fast unheimliche Stille herrschte, schritt der Jäger Sand hastig durch den Park hin, dem Schlosse zu. Sein dunkles, glühendes Auge schweifte suchend umher. An seinen gerrötheten Wangen erkannte man seine Aufregung Mit festem Schritte trat er in das Schloß ein. Ue berrascht blickte die Dienerschaft auf ihn.» Keiner von ihnen hatte ihn seit dem Tage," an welchem er aus dem Dienste Börner’s entlassen war, wiedergesehen. Der alte Gärtner hatte ihnen mitgetheilt, daß der Untersuchungsrichter ihn genau über Sand verhört hatte, deshalb mußteSand in enger Beziehung mit dem Brande stehen. Flüsternd steckten sie die Köpfe zusam men, als sie ihn kommen sahen. Sie begriffen nicht, wie er es wagen konnte« in das Schloß zu kommen Fest trat er aus sie zu· Wo ist die gnädige Frau? fragte er dann. Einer der Diener erwiderte ihm, daßi sie sur Niemand zu sprechen sei und fürs ihn wahrscheinlich am wenigsten i Ztolz richtete der Jäger den Kopf; eint-sor, sein leuchtendes Auge blickte zornig Fiir mich am wenigsten! ries et mit wegioerieiidem Lächeln Ich werde den » noch mit ihr sprechen. Geh und melde» mnli an! ; Der Diener weigerte sich. So werde ich unangemeldet zu ihr ge hen, fuhr Sand fort. Noch bin ich ja bekannt genug in diesem Hause-, um ihr Zimmer finden zu können! Schnell wollte er auf Bertha’s Zim mer zuschreiten Der Diener vertrat ihm den Weg. Ich habe Befehl Niemand zu ihr zu lassen, sprach er. f Der Befehl flinimert mich nicht! rief der Jäger hastig. (Heh’ fort oder ich werde mir den Weg frei zu machen wissen! Er erhob drohend den Arm. Erschreckt wich der Diener zurück. Er kannte Sand’s Hestigkeit Mehrere der übrigen Diener wollten ihm zu Hilfe ei len, auch von ihnen wagte indeß keiner den Jäger zurückzuhalten. Ungehindert schritt er auf Bertha’s Zimmer zu und trat ein. Bestiirzt blieben die Diener an der Thür stehen« Sie erwarteten, von ihrer Herrin zur Hilfe gerufen zu werden — vergebens-. Sie hörten dieselben drinnen mit dein Jäger halb laut, ihnen unver ständlich, sprechen. . (Fortsetzung folgt. Rette Wahtgeschichte. Eine köstliche Wahlgeichichte wird aus Rumänien berichtetJnGloesti fand eine Nenwahl statt, da der dort gewählte Abgeordnete sein Mandat niedergelegt hatte. Der Ausgang der Neuwahl ließ» sich durchaus nicht vorher bestiiiinieii.i Trotzdem rechnete einer der Eandidatemf Herr Eaiitaeuze116, der Ehefredacteurs der Vointza Nationala, niit solcher Si:s cherheit auf den Erfolg seiner Eandida s tur, dafz er, um seine Wahl festlich zui begehen, ein großes Gastcnahl —- 250 Eouoerts —- bei dem Wirthe des Elub-’ hanfes der Ploesti’er Liberalen bestellte. Abends um 6 Uhr war das Festmahl großartig hergerichtet, die Menug waren ausgezeichnet, die Kellner standen bereits unter den Waffen und aller Augen harr ten auf Herrn Cantacuzeue, den Auser wählten der Bürger von Ploesti. Aber statt seiner traf die Hiobizbotfchaft ein, daf; der Chesredacteur der Vointza elen diglich unterlegen fei. Den bereits ver sammelten Freunden des Herrn Candi-s daten war der Appetit vollständig ver gangen. An die noch nicht erschienenen Parteigängcr — selbst aus entfernt lie genden Stadien wurden Gäste zu dem großen Banlett erwartet-wurden rasch Telegranime abgesandt, durch welche die Einladungen widerrnfeu werden sollten. Aber leider zu spät. Die Parteibruder und Freunde waren bereits auf der Nei se, fröhlich und guter Dinge kamen sie in Ploesti an, zu einer Taufe waren sie abgereist nnd mußten jetzt einem Be gräbnifz beiumhneu Moral: Man darf niemals dan Fell des Bären ver kaufen, bevor nian ihn nicht getödtet hat. Bei H n n t i nqt o n, Jnd.,entgleiste ans der Chieago ob Erie Bahn der ans nenn Wagen bestehende Welle- th Fargoi Expresz Zug, welcher mit Thee, Seide und Pferden beladen war, nnd fiinf ans demselben befindliche Personen wurden schwer verletzt. Ein Feuer in Meqiirh ä- Sons Tep« pich und Möbel Geschäft in W i listing- ! ton, Del» verursachte einen Schaden von est-Hinter Versicheruan s45,tnn).i Jn L o n i s i a na ist die ganze Ge gend am Anite Niver von Lake Man-s repas bis Fort Vincent überschwemmt. Der Verlust sür die Farmer ist unge heim-. . H Das Präsidentemvahlspotuni. Der soeben begonnene Präsidenten Waniseldzug dürfte, auch ohne an dra matischen Ueberraschungen so reich zu sein, wie manche der früheren, zu den beinerlenøwerthesten der 26 Wahlcani pagnen gehören, welcher unser Land bis jetzt gesehen hat. Abgesehen von den politischen Fragen, bieten die Kosten dieser Feldzüge und die stets zuneh mende Stimmenzahl besonderes Jn teresse. Die Berichte, welche wir über das Votum beiden ersten 9 Wahlcampag nen haben, sind sehr mangelhaft. Als Washington zum Präsidenten gewählt . wurde, gaben die Staatsgesetzgebungen das Electorenvotum ab, wie dies die Verfassung gestattet. Diese Methode erhielt sich in Süd-Carolina sogar bis zum Jahr lsszm andrerseits findet sich die Wahl durch besondere Wahl männer, welche ihrerseits durch allge meine Volkstvahl bestimmt werden, in manchen Staaten schon 1800 vor. Ein vollständiges Votum des Landes beider Präsidentenwahl läßt sich erst von 1822 an feststellen. Damals wurden 352,062 Stimmen abgegeben. Jn den nächsten 8 Jahren must die Zahl der Stimme rechtigten gewaltig gestiegen sein; denn die Nationalwahl von 1832 ergab be reits 1,156,328 Stimmen. Von nun an ist die Zunahme eine beständige. Nur die Wahl von 1864 war eine Ausnahme; sie lieferte ein kleineres Votum, als die von 1860, einfach weil sich zur Zeit 11 Staaten in Rebellion befanden und nicht mitthaten. Unter den vosherigen Wahlen war die von .18--t(), welche William Henrh Har rison in das-«- Präsidentenamt brachte, besonders denktviirdig durch ihren Stiiiiiiietizittvachg; es wurden damals im Ganzen 2,—«U,77 Stimmen abge geben, gegen 1,-tkm,2(«; im Jahre Mit-L Ueber die drei- Millionen kam man erst 1852 hinaus-; in diesem Jahre wurden :3,14:3,877 Stimmen abgege ben, und vier Jahre später 4,052,967. Zwölf Jahren darnach waren 5,724,-· i524 Stimmen zu verzeichnen, und von da an hat jede Nationalwahl 700,000 bis 1,:;(w,u«0 mehr gebracht. 1888 endlich kam es auf 11,:374,987. Der dieszjiihrige November dürfte uns etwa lelz bie- 13 Millionen Stimmen brin gen. Auch die Kosten für die Erwählung eine-J Präsidenten sind fort und fort ge stiegen. Gewiegte Politiker sagen, jede im nächsten November abgegebene Stimme werde wahrscheinlich Pl kosten. Dabei sind auch die Ausgaben für das Drncken der Stimmzettel und für das Entgegennehmen und Zählen derselben mitgerechnet. Jedenfalls werden in zdicsem Jahre die Unkosten größer sein, Hals jezuvor, schon wegen der großen iAnzahl der abzugebenden Stimmen fund der Annahme des auftralischen iWahlshstems in vielen Staaten. Ge iwaltig müssen auch die directen und in fdirecten Kosten der großen National sConvention sein, obwohl sich ihre Höhe Jnur vermuthen läßt. Nimmt man dann Inoch die Kosten der Ward-, District-, Countn und Staatseonventionen hinzu, welche zu des Nationalconventen füh ren, so erscheint die Behauptung, daß · das Aufstellen der Präsidentschafts-Can didaten allein heuer J4,()0s),000 koste, kaum übertrieben. Dazu kommen nun die kolossalen Summen, welche der Wahlfeldzug in der ganzen Union ver schlingt, fiir die Organisirung der Par teien, Ansstattung der Straßenparaden und Abhalten nnzähliger Versammlun gen, Schreib, Druck- und Ueber setzunggtostem und so weiter (darunter kann sich noch Jeder denken, was ihm deliebt.) Die Sage von Pelikan. Die Ornithologen wußten wohl längst, daß die dein Pelikanweibchen zugeschrie bene Eigenschaft, sich die Brust auszu reißen und deren ,,Jnhalt« seinen J in gen zum Fraße darzubietem in den Be reich der Sage gehöre-, allein erst in neuester Zeit wurde die Ursache der Eustehung dieser Sage näher beleuchtet. Und zwar geschah dies durch Baron stalberwattem einem Wiener Naturfor scher, der aus einem kleinen Boote die Donau von Wien bis Sulina, behufs Erforschung der Vogelwelt dieser Streckt-, abwärts fuhr. Bei dieser Gele genheit hat er zumal die Pelikane eis rigst beobachtet und sich zu diesem Zwecke bei Fden Vögeln selbst in einem leerstehenden Neste »von dessen Dimen sionen man sich demnach einen Begriff machen kann cinquartirt. Nun schreibt er, daß die Pelikaue insoferne ein geregelte-g Leben führen, als sie täglich blos drei Mahlzeiteu halten, bei denen sie eine nnglaubliche Menge von Fischen vertilgen Dann ruhen sie, ei nige mit dein syalse aus dem Rücken, andere damit beschäftigt, ihr Gefieder zu putzen. Die männlichen Pikane be kiimmern sich nicht im Geringsten um ihren Nachwuchs, diese Sorge stillt viel niehr den Weibchen zu uud wird so be folgt, das; das Weibchen den gewaltigen Schnabel gegen die Brust drückt und ihn öffnet, ,,iroraus die Jungen aus dem titehlsaete der Alten, wie and einer Schüssel sresseu.« Diesem Vorgange nun ist die erwähnte Sage entsprungen und hat dem Pelikane nicht nur den Ruhm besonderer Ausopseruugøfähigkeit eingebracht, sondern ihn gerader zum Typus derselben gestempelt. Samuel Vurd in North-ach ll., erstach m Streit seinen 32 Jahre ate Sohn. Er ist derbe-steh -